Leseprobe
Gliederung
Einleitung:
Erläuterung der Fragestellung
Hauptteil:
A. Farben
1. Die Farbenlehre da Vincis
2. „Sfumato“ - Effekt
B. Optik
1. Die Perspektive
2. Das Pyramidengesetz
3. Gesetz der Irradiation
C. Anatomische Forschungen
1. Der Vitruvianische Mensch/ Der Goldene Schnitt
2. Aufbau des menschlichen Körpers
D. Transfer der Forschungsergebnisse auf einzelne Werke
1. Mona Lisa (exemplarisch)
2. Johannes der Täufer
3. Anna Selbdritt
4. Dame mit Hermelin
Schluss:
1. Fazit und Relevanz
2. Verzeichnis verwendeter Literatur und Internetseiten
3. Abbildungsverzeichnis
4. Anhang
Einleitung:
Erläuterung der Fragestellung:
Diese „Besondere Lernleistung“ (im Weiteren „BLL“ genannt) thematisiert die Fragestellung, inwiefern Leonardo da Vinci seine wissenschaftlichen Forschungen für seine Kunst nutzte und welche Konsequenzen sich daraus für seine Werke ergaben.
Bei näherer Untersuchung stellt man fest, dass Leonardo da Vinci unter anderem in den Bereichen Mathematik (z.B. Goldener Schnitt), Physik (z.B. Optik und Farbenlehre) und Biologie (z.B. Anatomie) intensiv geforscht hat.
Die, aus seinen Forschungen sich ergebenden, Erkenntnisse nutze er in seinen künstlerischen Werken, was diese BLL zu belegen versucht.
Die BLL ist wie folgt aufgebaut:
Zunächst wird erklärt, welche Erkenntnisse da Vinci aus seinen Forschungen gewann. Um diese Erklärungen der einzelnen Fachbereichserkenntnisse besser erläutern zu können, wird nach der Darstellung der Forschungsergebnisse und deren Definition beziehungsweise Erläuterung stets ein kurzes Beispiel eines Werkes folgen. Die Wirkungen auf da Vincis Nachwelt werden ebenfalls thematisiert.
Nach der zusammenfassenden Darstellung der wissenschaftlichen Errungenschaften da Vincis erfolgt die exemplarische Zerlegung einzelner Werke, um einen Transfer zwischen Forschung und Kunst schaffen zu können.
Nicht im Fokus der BLL stehen biographische Details Leonardo da Vincis, da sein persönliches Leben vor dem Hintergrund der Fragestellung irrelevant ist. Beispielsweise wird nicht auf seine Gefängniszeit oder ähnliches eingegangen.
Ferner werden auch viele wissenschaftliche Entdeckungen da Vincis bewusst ausgespart, wie zum Beispiel die Entwicklung der Camera obscura[1], da diese für seine darstellende Kunst beziehungsweise seine Kunstwerke ohne jeglichen Nutzen ist.
Hauptteil:
A. Die Farben
1. Die Farbenlehre da Vincis
Da Vincis Farbenlehre basiert auf zwei Grundprinzipien.
Die Trennung von primären und sekundären Farben, welche durch die Vermischung der Grundfarben entstehen, ist das erste Prinzip.[2] Da Vinci erkannte die Farbe Weiß als unbunte Farbe, aus der andere Farben entstehen, und schwarz als farbschluckende Farbe.[3]
Ferner ging er von einer harmonischen Vermischung mehrerer Farben aus.[4] Hierbei soll man immer zwei Farben mischen, welche nebeneinander bei einem Regenbogen in Erscheinung treten.[5] Zur Ermittlung, ob die Vermischung zweier Farben harmonisch ist, bediente sich da Vinci eines Experiments.[6]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbb. 1
Bei diesem Experiment wird Licht gegen ein buntes Glas gestrahlt. Diese durch das Glas gegangenen Lichtstrahlen müssen auf einen farbigen Gegenstand auftreffen. Dadurch werden die Farbe des Glases und die des Gegenstandes miteinander vermischt. Durch dieses Verfahren kann man erkennen, ob zwei Farben miteinander harmonisieren oder ob sie es nicht tun. Schwarz kann nicht zu einer harmonischen Mischung führen, da es das Licht absorbiert und die Mischung so verhindert wird. Die gewonnenen Erkenntnisse über die Harmonie der Farben nutze da Vinci unter anderem für seine Ermittlungen für bessere Inkarnate.[7]
Für die Haut der Mona Lisa nutzte er Umbra Erde, was für seine Zeit neu war.[8] Es lässt sich ein Zusammenhang verifizieren zwischen seinen Studiumsergebnissen der Farben und der Wahl der Farbstoffe für die Mona Lisa. Aus den Aufzeichnungen da Vincis geht deutlich hervor, dass er sein Studium der Farben direkt für sein künstlerisches Schaffen umsetzte.[9]
Auf die Farbenlehre da Vincis bezog sich Johann Wolfgang von Goethe.[10] Da sich später Maler wie Philipp Otto Runge und William Turner[11] hinsichtlich ihrer Farbenlehre beziehungsweise ihrer Farbstudien auf Goethe bezogen, lässt sich hier eine starke Beeinflussung der Farbenlehre da Vincis auf seine Nachwelt konstatieren.
2. „Sfumato“ - Effekt
Zunächst muss man zwischen der Technik Sfumato und dem sogenannten „Sfumato“ - Effekt differenzieren.
Sfumato ist eine Technik in der Ölmalerei, welche von da Vinci entwickelt worden ist.[12] Bei dieser Technik werden die unterschiedlichen Farbtöne derart verteilt, dass die Übergänge und Konturen der Motive scheinbar ineinander übergehen.
Dadurch erscheinen die Motive dem Betrachter unscharf, als wären sie hinter einem Rauch- oder Dunstschleier, was man als „Sfumato“ - Effekt bezeichnet.[13] Somit lässt da Vinci dem Betrachter keinen Ruhepunkt für das Auge im Bild, wodurch der Eindruck der Bewegung entsteht.[14]
Es finden sich mannigfaltige Beispiel, in denen die Sfumato - Technik von da Vinci genutzt wurde. Die Sfumato - Technik wandte er sowohl für die Gesichter seiner Figuren im Vordergrund, wie zum Beispiel bei der „Mona Lisa“, als auch für den Hintergrund seiner Werke, wie zum Beispiel bei „Anna Selbdritt“, an.
Die Relevanz der Entwicklung der Sfumato -Technik für die Nachwelt da Vincis ist insofern deutlich, als sie bis heute eine angewandte Technik in der Ölmalerei darstellt.
Arik Brauer beispielsweise nutzt für seine Malerei die Sfumato - Technik.[15]
B. Optik
1. Die Perspektive
Leonardo da Vinci achtete hinsichtlich der Perspektive seiner Bilder auf mehrere Faktoren.[16]
Er erkannte bereits die Notwendigkeit, verschiedene Linien und Winkel zu verkürzen, um die Größenunterschiede zu verdeutlichen.[17]
Zusätzlich konstatierte er, dass die Farben im Hintergrund - kontrastierend zu den Farben im Vordergrund - schwächer gemalt werden müssen. Dies liegt laut da Vinci an den Atomen des Wasserdampfs, die sich zwischen dem Betrachter und dem Bild befinden und das Licht streuen.[18]
Das letzte Faktum basiert auf seinen Erkenntnissen des „Sfumato“ - Effekts, das heißt: Die Umrisse der Motive müssen weich und ineinander überlaufend gemalt werden.[19] Anhand des „Sfumato“ - Effekts, dem Ermittlungsverfahren von harmonischen Farben und dem Pyramidengesetz, welches im folgenden noch erläutert wird, ermittelte Leonardo da Vinci weitere malerische Effekte, wie zum Beispiel die Erkenntnis, dass wenn „[…] Du [etwas] fünf Mal so weit entfernt erscheinen lassen willst, mach es fünf Mal blauer“[20]. Ein Beispiel hierfür sind die Berge im Hintergrund der „Mona Lisa“, welche sich in einer starken Tiefe befinden, da Leonardo da Vinci sie blau und verschwommen malte.
2. Das Pyramidengesetz
Das Pyramidengesetz ist eine Regel, nach der Gegenstände mit wachsender Entfernung optisch schrumpfen und mit sinkender Entfernung optisch größer werden.[21] Leonardo da Vinci entdeckte diese Gesetzmäßigkeit mit Hilfe eines Perspektivbildschirms.[22]
Diese Erkenntnis nutzte da Vinci notwendigerweise bei all seinen Bildern. Bei der „Mona Lisa“ erkennt man es sehr gut am Kontrast zwischen ihrem Kopf und den Bergen links von ihr, also rechts vom Betrachter aus gesehen. Die Berge, welche weit hinter der Mona Lisa dargestellt werden, sind um ein Vielfaches kleiner als die Mona Lisa selbst, die sich im Vordergrund befindet.
3. Das Gesetz der Irradiation
Irradiation ist eine optische Täuschung. Die Täuschung besteht darin, dass bestrahlte Motive vor dunklen Hintergründen größer und nur schwach bestrahlte Motive vor hellen Hintergründen kleiner wirken als sie sind. Da Vinci nutzt diesen Effekt, um seine Figuren für den Beobachter noch stärker in den Vordergrund zu positionieren. Dadurch erreicht er außerdem eine höhere optische Tiefe des Bildes. Er beschreibt das Gesetz der Irradiation in seinem „Traktat der Malerei“.[23]
Eines der bekanntesten Werke da Vincis, in dem man diese Technik in ihrer Perfektion sehen kann, ist „Johannes der Täufer“. Die oft beschriebene geheimnisvolle und erotisierende Wirkung dieses Gemäldes ist zumindest teilweise auch dem Gesetz der Irradiation geschuldet. Die Figur, insbesondere die Haut der Figur, hebt sich optisch stark hervor, woran man die gesteigerte Tiefe des Bildes erkennt.
Ein weiteres Werk Leonardo da Vincis, das die Umsetzung des Gesetzes der Irradiation deutlich zeigt, ist „Die Dame mit Hermelin“.
C. Anatomische Forschungen
1. Der Vitruvianische Mensch/ Der Goldene Schnitt
Im Jahre 1492 beschäftigte sich Leonardo intensiver mit den Proportionen des menschlichen Körpers. Er skizzierte den perfekt proportionierten Menschen, den Vitruvianischen Menschen.
Der Vitruvianische Mensch ist eine Skizze auf einem Notizblatt. Der Nabel des abgebildeten Mannes bildet genau den Mittelpunkt eines Kreises. Der Genitalbereich desselben Mannes bildet zugleich den Mittelpunkt eines Quadrates. Der Mann streckt seine Beine und Arme aus, wodurch seine Finger- und Zehnspitzen auf einer Kreislinie liegen. Die Seitenlänge des Quadrats und des Kreisradius entsprechen genau wie die einzelnen Körperteile untereinander exakt dem Goldenen Schnitt.[24]
Der römische Architekturtheoretiker Vitruvius Pollio wurde in der Renaissance unter anderem für seine Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers erneut bekannt.[25] So liest man unter anderem bei Vitruvius:
„Der Körper des Menschen ist so geformt, dass das Gesicht vom Kinn bis zum oberen Ende der Stirn und dem unteren Rand des Haarschopfes 1/10 beträgt, die Handfläche von der Handwurzel bis zur Spitze des Fingers ebenso viel, der Kopf vom Kinn bis zum höchsten Punkt des Scheitels 1/8 […] Vom unteren Teil des Kinns aber bis zu den Nasenlöchern ist der dritte Teil der Länge des Gesichts selbst, ebenso viel die Nase von den Nasenlöchern bis zur Mitte der Linie der Augenbrauen. Von dieser Linie bis zum Haaransatz wird die Stirn gebildet, ebenfalls 1/3 […].“[26]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abb. 2
[...]
[1] Dr. Hermann Grothe, Leonardo da Vinci als Ingenieur und Philosoph. Ein Beitrag zur Geschichte der Technik und der induktiven Wissenschaften. Leipzig (2), o.J.; Reprint der Ausgabe von 1874 (Berlin), Seite 53.
[2] Grothe, a.a.O., Seite 56.
[3] Ebenda.
[4] Ebenda.
[5] Ebenda.
[6] Ebenda.
[7] Élisabeth Martin u.a., Die Palette des Malers. In: Jean-Pierre Mohan, Michel Menu, Bruno Mottin (Hrsg.), Im Herzen der Mona Lisa, Eine wissenschaftliche Expedition in die Werkstatt des Leonardo da Vinci. Paris 2000, Seite 66.
[8] Ebenda.
[9] Ebenda.
[10] http://www.ehms-treff.de/carmen/farbenlehre/vortrag_farbenlehre.html 11.XII. 2010
[11] http://de.wikipedia.org/wiki/Zur_Farbenlehre 12. XII.2010
[12] http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_8253.html 18.X.2010
[13] Ebenda.
[14] Stefan Klein, Da Vincis Vermächtnis oder Wie Leonardo die Welt neu erfand. Frankfurt am Main, (3) 2008, Seite 34.
[15] http://de.wikipedia.org/wiki/Sfumato 27.XI.2010
[16] Grothe, a.a.O., Seite 23 und 24.
[17] Ebenda.
[18] Ebenda.
[19] Ebenda.
[20] Stefan Klein, Da Vincis Vermächtnis oder Wie Leonardo die Welt neu erfand. Frankfurt am Main, (3) 2008, Seite 39.
[21] Stefan Klein, Da Vincis Vermächtnis oder Wie Leonardo die Welt neu erfand. Frankfurt am Main, (3) 2008, Seite 38.
[22] Ebenda.
[23] Grothe, a.a.O., Seite 54 und 55.
[24] Stefan Klein, Da Vincis Vermächtnis oder Wie Leonardo die Welt neu erfand. Frankfurt am Main, (3) 2008, Seite 198.
[25] http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_9461.html 18.X.2010
[26] http://de.wikipedia.org/wiki/Der_vitruvianische_Mensch 18.X.2010
- Arbeit zitieren
- B. Sc. Wirtschaftsinformatik Student Alexander Kafetzopoulos (Autor:in), 2010, Inwiefern nutzte Leonardo da Vinci seine wissenschaftlichen Forschungen für seine Kunst und welche Konsequenzen ergaben sich dadurch für seine Werke?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197141
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