Intelligibilitäten und Unsichtbarkeiten - Diskursanalyse über die Konstruktion von Geschlecht durch NGOs


Diplomarbeit, 2003

94 Seiten, Note: 1,75


Leseprobe


Inhalt

1.Einleitung

2. Historischer Abriss der Geschlechterkonstruktionen
2.1 Antike
2.1.1 Die Eingeschlechtkonstruktion
2.2 Aufklärung Die duale Geschlechterkonstruktion
2.2.1 Das ’Dritte Geschlecht’
2.2.2 Entstehung der Gleichheits/ Differenzdebatte; oder zu Zeiten Marx und Freuds
2.3. Feministische Konstrukte
2.3.1 Frau als Opfer
2.3.2 Gleichheits/ Differenzdebatte
2.3.3 sex und gender
2.3.4 doing gender
2.3.5 Postmoderne/ Diskurs
2.3.6 Dekonstruktion
2.3.7 Queer-Theorie oder die Pluralität der Geschlechter
2.3.8 Transgendering
2.4 Zusammenfassung
2.5 Exkurs neoliberaler Transformationsprozess

3. Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) - Feldbeschreibung eines Containerbegriffs
3.1 Was sind NGOs?
3.2 Phänomen NGO
3.3 Die Legitimationsfrage und Macht von NGOs
3.4 NGOs als öffentliche Meinungsbildner
3.5 NGO als Verschiebungsmodel von Hegemonien?
3.6 Zusammenfassung

4. Methode der Diskursanalyse
4.1 Materialkorpus
4.2. Kriterien der Analyse

5. Analyse der Web Auftritte
5.1 AG Lesben und Asyl
5.1.1 Arbeitsziel der AG.
5.1.2 Frauen/Lesben als Konzept der Nicht-Intelligibilität
5.1.3 Unsichtbare Frauen/Lesben in Familien
5.1.4 Diskriminierungen und Menschenrechtverletzungen an Frauen/Lesben
5.1.5 Mit NGOs zur Intelligibilität
5.1.6 Zusammenfassung
5.2 The International Lesbian and Gay Association (ILGA)
5.2.1 Gestaltungsmacht
5.2.2 Geschlechterkonstruktion
5.2.3 Diskriminierung
5.2.4 Zusammenfassung
5.3. TransMann
5.3.1 Geschlechterkonstruktion
5.3.2 Medizinischer Diskurs
5.3.3 Rechtlicher Diskurs an Hand des Transsexuellen-Gesetzes (TSG)
5.3.4 Politisch-sozialer Diskurs
5.3.5 Emanzipation
5.3.6 Integration/ Unsichtbarkeit
5.3.7 Zusammenfassung
5.4 Fazit

6. Schlussbetrachtung

Literatur

Nachschlagewerke

Webseiten

1.Einleitung

„Die Sprache spricht

je ohnmächtiger die Sprechenden,

umso mächtiger doch aus ihnen“[1]

Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) gelten seit Ende der 80iger Jahre als Hoffnungsträger für eine Demokratisierung der Weltpolitik. Die Zustimmung, die sie erfahren, beruht auf dem Engagement für eine gerechte Welt. Im Gegensatz zu den häufig als tönern und machtlos empfundenen Staaten gewannen sie ihre Leuchtkraft durch Flexibilisierung und Innovation. Sie sind eingebettet in neoliberale Umwandlungsprozesse, die sie nicht zuletzt selber gestalten. Die stetig wachsende Beteiligung an Regulierungskonferenzen wird jedoch kritisiert und hinzugefügt, dass nur gewisse NGOs politische Gestaltungsmacht besitzen.

Die hier vorliegende Diplomarbeit im Rahmen des Projektstudiums „Potentiale internationaler Demokratien anhand von Nichtregierungsorganisationen“ an der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP), beschäftigt sich mit der Gestaltungsmacht von NGOs, bezüglich der Konstruktion von Geschlechtern. Diese soll exemplarisch anhand einer Diskursanalyse von Internet-Selbstdarstellungen von NGOs untersucht werden.

Gesellschaften, die in einer heterosexuellen dualen Geschlechterkonstruktion eingelagert sind - wie die Europäischen - werden als Standort der Untersuchung gewählt. In ihnen ist das Bild des vorherrschenden Mannes und der sich im emanzipatorischen Prozess befindenden Frau, die sich in ihrem Begehren aufeinander beziehen, verankert. Andere Geschlechtskonstruktionen (wie Transsexuelle oder eine Pluralität von Geschlechtern) oder andere Begehren (wie Bi- oder Homosexualität) werden zwar gelebt, jedoch nicht in den hegemonialen Diskursen der Gesellschaften als „Normalität“[2] anerkannt. Wenn nun die NGOs ihrem Mythos der Innovation und reformerischen Gestaltungsmacht gerecht werden wollen, müssten sie nicht nur Gegenbilder zur heterosexuellen und dualen Matrix aufzeigen. Weiterhin müsste ihr Wirken in der emanzipatorischen Verwirklichung der Subjekte liegen.

Folglich ist der Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit die Frage: Sind NGOs an der Reproduktion der heterosexuellen dualen Geschlechterkonstruktion beteiligt, oder üben sie, und wenn ja, wie, Herrschaftskritik. Und wie verhalten sie sich zur Gleichheits-/ Differenzdebatte? Unterstützen sie das Begehren nach Anerkennung von Differenzen, einer Pluralität von Lebensformen oder versuchen sie, diejenigen die sie unterstützen mit ihren „Unzulänglichkeiten“ in die jetzige Gesellschaft zu assimilieren? Bei dieser Frage wird davon ausgegangen, dass der theoretische gender -Diskurs[3] seinen Fokus auf die Annerkennung von Differenzen legt, während die Realpolitik eine Gleichstellung zwischen Mann und Frau (und damit gefangen im heterodualem Bild) verfolgt und damit den Fokus auf die Gleichheitsdebatte legt. Aus diesem Grund ist die Positionierung der NGOs interessant, um zu sehen inwieweit sie theoretische Ansätze in die Realität umgesetzt haben.

In der vorangegangenen Arbeit der Autorin, einer Analyse von Internetauftritten von Menschenrechtsorganisationen (AMNESTY FOR WOMEN) und Frauen-NGOs (EUROPEAN WOMEN LOBBY) bestätigte sich, dass nicht nur das heterosexuelle, duale Geschlechterkonstrukt tief verwurzelt ist, sondern überhaupt nicht zur Disposition steht. Weiterhin wurden in den Selbstdarstellungen der untersuchten NGOs immer wieder Frauen als Opfer und zu unterstützende Individuen gezeichnet. Aus diesem Grund soll der Kernpunkt dieser Arbeit, auf den Geschlechterbildern liegen, die die NGOs zeichnen. Geschlechterbilder sollen als kollektives Symbol gesehen werden, als kulturelle Stereotypen, die gemeinschaftlich in der Gesellschaft, benutzt, abgebildet und tradiert werden.

Für die Untersuchung werden in einer Diskursanalyse Internetauftritte von NGOs analysiert, die sich mit gender -Identitäten befassen. Alle zu untersuchenden Organisationen befassen sich mit sozio-geschlechtlichen Themen und bewegen sich nicht unmittelbar im heterosexuellen Kontext. Fälschlicherweise könnte nun angenommen werden, dass NGOs, die außerhalb des dualen heterosexuellen Geschlechterkonstruktes angesiedelt sind, einer Untersuchung nicht bedürften, da sie von vornherein aus diesem Konstrukt heraus fallen. Die These der Autorin ist jedoch, dass auch diese NGOs reproduktiv an den hegemonialen Geschlechterdiskursen beteiligt sind. Bezüglich der Abweichungen vom Mainstream des dominanten Diskurses, in dem das hegemoniale Geschlechterbild das ’Normale’ ist, welches Intelligibilitäten[4] erzeugt, können die zu untersuchten NGOs darauf hinweisen, dass es sich um einen Gegendiskurs handelt, da sie sich in einem Spezialdiskurs bewegen. Der Frage inwieweit sie an der Implementierung von neoliberalen Strukturen beteiligt sind, soll ebenfalls Beachtung geschenkt werden. Aus diesem Grund ist ein Diskurs über das Theorem Neoliberalismus unumgänglich.

Als erster Schritt der Arbeit sollen Geschlechterkonstruktionen theoretisiert werden. Dieser recht umfassende Komplex ist nicht nur relevant, um einen historischen Abriss der unterschiedlichen Geschlechterkonstruktionen zu zeigen. Ebenfalls soll offen gelegt werden, welche Elemente aus den einzelnen Konstruktionen, in den europäischen Gesellschaften weiterleben und welche Gegenvorschläge vorhanden sind. Nach dem zweiten Schritt, einer Betrachtung über den Containerbegriff NGO und seiner Problemlage, sowie dem Methodenteil, wird in die Diskursanalyse eingestiegen. Ein Anliegen der Autorin ist es dabei eine Verbindung zwischen dekonstruktiven Theorien mit ihrer Auflösung von Kategorien und einer Umsetzung in der Praxis aufzuspüren.

2. Historischer Abriss der Geschlechterkonstruktionen

„Geknechtet Fleisch zeigt nämlich sich am graus`gen Mal,

von Wollust Ketten gären Spuren alter Qual.

Die Narben männlich zügelloser Gier sind unverheilt,

noch immer bluten Wunden blinder Ungerechtigkeit.

Durch lange Zyklen in den wehrlos` Mädchenjahren

war sexuelle Untat ihr als Marter widerfahren.

Doch ständig Wiederholtes will zum Rhythmus werden

und folglich ward, was eh`mals aus Gewalt entstand,

in steter Folge der von Frau`n zu leidenden Beschwerden

als Erbschaft ihrem Menschsein anverwandt.“

(Elizabeth Wolstenholme, 1893 )

Die Konstruktion der Geschlechter in unserer technologisierten postmodernen, Gesellschaft weicht von Konstruktionen der letzten Jahrtausende ab. Mit Konstruktion ist gemeint, wie Geschlecht sozial und biologisch gestaltet und gebildet wurde. Dazu gehört einerseits die Frage, wie viele Geschlechter es gab bzw. gibt und andererseits die Frage, wie sie definiert wurden bzw. werden und womit sie sich identifizieren durften. Nicht nur die Frage „was ist eine Frau?“ oder „was ist ein Mann?“ schwingt mit, sondern ebenfalls Fragen nach Begehren, Sexualität, Identität und damit die Frage nach Intelligibilität.

Die heutige westliche Gesellschaft lebt in einer heterosexuellen, dualen Geschlechterkonstruktion, in der es Mann und Frau gibt, die sich gegenseitig zu begehren haben. Unsere gesamte Alltagswelt ist in dieser „heterosexuellen Matrix“ (Butler) eingewoben. Die Matrix zeichnet sich dadurch aus, dass die Vorstellung von zwei – und nur zwei - Geschlechtern vorherrscht; dass die beiden Geschlechter sich gegenseitig ausschließen und demnach ein Wechsel prinzipiell nicht möglich ist. Sie gilt in der Alltagstheorie als eindeutig, naturhaft und unveränderbar (Illg: 28). Die beiden Geschlechter beziehen sich in ihrem Begehren aufeinander. Diese Dichotomie wird als selbstverständlich aufgefasst. Inwieweit andere Konzeptionen innerhalb dieser Matrix denkbar und vielleicht schon subversiv implementiert sind und inwieweit diese einen widerständischen Ansatz und Herrschaftskritik äußern, soll später exemplarisch anhand von gender -NGOs beleuchtet werden.

Im folgenden Abschnitt werden verschiedene Geschlechterkonzepte - möglichst chronologisch - erläutert. Dabei wird der Fokus auf die Bedeutung für das einzelne Geschlecht gelegt. Dass heißt welche gesellschaftspolitischen Effekte die Konstruktion für das einzelne Geschlecht hat. Dabei wird häufig zwischen dem biologischen Geschlecht (sex) und dem sozio-kulturellen Geschlecht (gender) unterschieden. Diese Unterscheidung soll verdeutlichen, was als natürlich, also biologisch, und was von der Gesellschaft geformt, also kulturell erworben definiert wird. Was gender allerdings genau bedeutet, bleibt in den einzelnen Theorien oft unklar. Von "sozialem Geschlecht" oder "Geschlechterverhältnis" über "Geschlechtsidentität" bis hin zu "symbolischem Geschlecht" reichen die Übersetzungen. Deshalb verwendet die Autorin das englische Wort, um alle Definitionen mit einzuschließen (siehe dazu 2.3.3).

Summa summarum geht es um eine Gleichheits/ Differenzfrage, inwieweit Menschen biologisch und ethisch-politisch gleich sind oder inwieweit sie in Geschlechter und in Unter-Überordnungen differenziert werden und damit Macht verteilt wird, welche Menschen durch ihre Zuordnung zu einem Geschlecht intelligibel, also denkbar und sichtbar werden, eine Stimme erhalten und zugleich Gehör. Denn „das Wesen des Geschlechts... ist nicht das Ergebnis der Biologie, sondern unserer Bedürfnisse, darüber zu sprechen“ (Laqueur: 135).

2.1 Antike

„Von Natur sind das Weibliche

und das Regierende verschieden.“

(Artistoteles in Stopcuyk: 24)

Zunächst soll ein Blick auf die alten Griechen geworfen werden, haben doch gerade sie die westliche Welt durch ihre Philosophie stark geprägt.

Aristophanes[5] beschreibt in Platons „Das Gastmahl“, die Entstehung der Menschen wie folgt:

Am Ursprung waren drei kugelförmige Lebewesen, die entweder zwei männliche (männlich), zwei weibliche Genitalien (weiblich) oder eins von jeder Sorte hatten (mannweiblich). Nur die, die von der hermaphroditischen Form abstammten, waren natürlicherweise darauf aus, das andere Geschlecht zu suchen. Die Kugelmenschen hatten ihre Genitalien an der Außenseite und erzeugten Kinder in der Erde. Diese Kugelmenschen wurden jedoch von den Göttern geteilt. Im getrennten Zustand taten sie nichts, als voller Sehnsucht ihre verloren gegangene Hälfte zu suchen und zu umschlingen. Dabei kamen sie jedoch um vor Fahrlässigkeit. Zeus verschob daraufhin die Genitalien der einen Hälfte dem Menschen nach innen und erzeugt so die Reproduktion in der Frau durch den Mann.

„Die Männer, die abgeschnittener Teil eines solchen Gesamtbildes sind, das damals Mannweib hieß, die sind weibersüchtig, und die meisten Ehebrecher stammen aus dieser Gattung, und ebenso die männersüchtigen und ehebrecherischen Weiber. Die Weiber aber, die Abschnitte eines Weibes sind, die kümmern sich nicht viel um die Männer, sondern sind mehr den Weibern zugewendet … diejenigen aber, die Abschnitte eines Mannes sind, suchen das männliche auf … weil sie die männlichsten sind von Natur. Denn nicht aus Schamlosigkeit tun sie dies, sondern weil sie mit Mut und Kühnheit und Mannhaftigkeit das ihnen Ähnliche lieben.“ (Platon[6] )

Es hat geradezu den Anschein, als wäre man erst später auf den heterosexuellen Verkehr zum Zweck der Reproduktion gekommen (Laqueur: 69) und hätte den homosexuellen als das Erstrebenswertere, da Gleich und Gleich sich zusammentun, gesehen.

Gleichzeitig wird deutlich, dass das Weib nicht denselben Stellenwert hatte wie der Mann. Platon bezeichnet die Frau als von Natur aus versteckter und verschlagener, sie lebe freiwillig im Dunkeln ihrer Häuser (Stopcuyk: 21), ist also von Natur aus für den öffentlichen Raum ungeeignet. Es wird hier nicht nur eine “natürliche“ Differenz zwischen Männer und Frauen aufgezeichnet, sondern auch eine “natürliche“ Über-Unterordnung, die bis ins heutige Jahrtausend (wenn auch in westlichen Ländern eingeschränkt) geblieben ist. Damit wird das Patriarchat der Griechen als natürliche Ordnung verstanden und gerechtfertigt. Dies wird auch in weiteren griechischen Schriften deutlich.

In den hippokratischen[7] Schriften werden den Frauenkörpern Zartheit und Porösität und dem Mann Kompaktheit und Festigkeit zugeschrieben. Frauen werden als feuchter beschrieben. Die Menstruation sei eine Ausscheidung überschüssiger Flüssigkeiten, die zu einer Erkaltung der Frau führe (Föllinger: 289). Diese Kälte würde für das Empfangen und Gebären jedoch vonnöten sein, da sonst der Fötus absterben würde. Aus diesem Grund sind auch Männer, die heißer sind, jedoch durch ihre männliche Arbeit austrocknen, nicht in der Lage Kinder, zu bekommen[8].

Für Aristoteles sind die Eigenschaften männlich und weiblich Realprinzipien von grundlegender Bedeutung (Föllinger: 291). Für ihn sind beide für die Zeugung notwendig. Damit stellt er sich einerseits gegen die Lehre, Frauen leisteten keinen Beitrag bei der Zeugung, und andererseits gegen die Lehre, sie hätten den gleichen Anteil wie Männer (Zweisamenlehre). Er bezeichnet das Weibchen als verstümmeltes Männchen (Föllinger: 292), also als defizitäres Männchen. Hier wird deutlich, dass zwar von Mann und Frau gesprochen wird, diese aber als ein Geschlecht unterschiedlicher Ausprägung zu sehen sind. Nach Aristoteles sind Frau und Mann im täglichen Leben aufeinander angewiesen, nicht nur aufgrund der Reproduktion, sondern auch aufgrund des Herrschaftsverhältnisses des Mannes über die von Natur aus unterlegene Frau. Gleichzeitig definiert Aristoteles die Beziehung zwischen Mann und Frau als Freundschaft zwischen Ungleichen, in der der Überlegene grundsätzlich mehr geliebt werden muss. Hinter dieser Beschreibung des Geschlechterverhältnisses „zwischen Ungleichen steht die historische Stellung der athenischen Frau, die während ihres ganzen Lebens einem männlichen Vormund unterstellt war“ (Föllinger: 293). Aristoteles lehnt eine strikte „Trennung in zwei Geschlechter verbundenen Existenzen spezifischer Fähigkeiten und Aufgabenfelder“ (Föllinger: 294), wie Platon es vorschwebt, ab. Darüber hinaus lehnt er einen direkten Einfluss auf die Politik, anhand des schlechten Beispiels der Spartanerinnen, ab. Den Wirkungskreis der Frauen sieht Aristoteles im Oikos[9], also im Privaten. Er geht von einer notwendigen Komplementarität zwischen Mann und Frau. „So ist es richtig, die Mädchen etwa mit achtzehn und die Männer etwa mit siebenunddreißig Jahren zu verheiraten” (Stopczyk: 23). In Sokrates Utopien des Staates sollen „diese Weiber alle allen diesen Männern gemeinsam seien, keine aber irgendeinem eigentümlich beiwohne...“ (Stopczyk: 22).

Die griechischen Schriften zeigen am Anfang ein Drei-Geschlecht-Konstrukt, von dem am Ende eines mit zwei Ausprägungen bleibt, der superiore Mann, heiß und fest, und das defizitäre kalte und zarte Weib, welches für das Private und die Reproduktion geschaffen sei. Dagegen war die Öffentlichkeit die Sphäre des Mannes nicht nur die der Politik und Lehre, sondern auch dort, wo die Liebe zwischen Gleichen gestillt werden konnte. „The Greek and the early Romans seem to have shared in folks beliefs and practices that were more open in their epistemology of sexual nature and sexual culture“ (Herdt: 13).

Die Römer hatten zur Einteilung der Menschen eine Skala, die nicht von den Sexualpraktiken an sich ausging, sondern von der Macht, die sie repräsentierte. Dabei waren Penetration und Macht direkt miteinander gekoppelt und mit dem Vorrecht der herrschenden männlichen Elite verknüpft. D.h. die heutige Polarität von Homo- und Heterosexualität spielte nur eine untergeordnete Roll, wesentlich war hingegen die Polarität von Herrschaft und Unterordnung (Lorbert 99: 107). Offensichtlich wird, dass bereits zur Zeit der Griechen das Patriarchat mit seiner Machtungleichheit fest verankert war.

2.1.1 Die Eingeschlechtkonstruktion

„Gebilligte Praktiken werden aktiv gefördert,

erlaubte Praktiken werden geduldet und

tabuisierte Muster werden stigmatisiert und oft bestraft.“

(Lorbert 99: 109)

Diese Ein-Fleisch-Konstruktion eines eingeschlechtlichen Leibes mit seinen unterschiedlichen Ausprägungen von mindestens zwei politisch-sozialen Geschlechtern wurde nach Laquer, in der Antike erdacht, „um die außerordentliche kulturelle Durchsetzung des Patriarchats, des Vaters, angesichts des vom Sensorischen her evidenten Anspruchs der Mutter mit Werten zu besetzen“ (Laqueur: 33).

Dieses Konzept bezieht sich auf das Geschlecht Mann, von dem die Frau eine unvollkommene Abart ist. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass es den Begriff Frau und Mann seit Jahrtausenden gibt, die Frau jedoch nicht als anderes oder eigenes Geschlecht, sondern nur als defizitärer Mann gesehen wurde. Die eingeschlechtliche Konstruktion ist eine biologistische, die sich rein auf den Leib konzentriert. So war die Frau ein unterentwickeltes Wesen, dessen Reproduktionsorgane im Inneren, quasi ’im Mutterschoß’ verweilten, also nicht voll entwickelt waren, welches aufgrund mangelnder Hitze erfolgte. „In dieser Welt stellt man sich die Vagina als inneren Penis, die Schamlippen als Vorhaut, den Uterus als Hodensack und die Eierstöcke als Hoden vor“ (Laqueur: 17). Auch in der Sprache fand dies seinen Niederschlag. So gab es im zweiten Jahrtausend (bei Galen) nicht einmal einen eigenen Namen für die Eierstöcke. Der Kontext musste klären, um welche orchies (Hoden) es sich handelt.

Der Körper war bestimmt von Säften, Blut, Samen und Milch. Diese stehen in unmittelbarem Kontext zu Prozessen der Verdauung, Reproduktion, Periode und anderen Blutungen, die nicht so leicht auf Mann oder Frau projiziert werden konnten. So war die Annahme, dass auch Frauen ejakulierten (sogar mussten, um schwanger zu werden) und der männliche Körper im gleichen Maß befähigt schien, „erotisch auf den Anblick auf Frauen wie auf den attraktiver junger Männer zu reagieren“ (Laqueur: 68), eine grundlegende Tatsache.

Aus diesem biologischen Unterschied folgte eine sozialpolitische Konstruktion von Geschlechteridentitäten. „Ein Mann oder eine Frau zu sein, hieß einen sozialen Rang, einen Platz in der Gesellschaft zu haben und eine kulturelle Rolle wahrzunehmen, nicht jedoch, die eine oder andere zweier organisch unvergleichlicher Ausprägungen des Sexus[10] zu sein. Mit anderen Worten: Vor dem 17. Jahrhundert war „der Sexus noch eine soziologische und keine ontologische Kategorie“ (Laqueur: 120). Damit waren weder Charaktereigenschaften noch organische Erbeigenschaften automatisch an Mann oder Frau gebunden. Sicherlich war der Mann als das vollkommene nichtgebärende Geschlecht das stärkere und überlegende. Aber laut Laqueur gab es unzählige historische Aufzeichnungen, in denen Männer Milch gaben und aus Mädchen Männer wurden.

Gerade weil es an einem stabilen System zweier biologischer Geschlechter fehlte, versuchten strenge, für den Leib geltende Luxusgesetze, die sozialen Geschlechter zu stabilisieren. So wurde per Gesetz festgelegt, wer welche Farben, Stoffe, Pelze oder welchen Schmuck tragen durfte. Dabei wurden nicht nur die gender unterschieden, sondern gleichzeitig die Schichten. Damit wurde das soziale Geschlecht beschrieben und intelligibel gemacht. Das Tragen von Kleidern des anderen Geschlechts und von ’nicht standesgemäßer’ Kleidung waren also in einer Zeit anderer Produktionsweisen wichtige symbolische Instrumente der Unterminierung der sozialen Hierarchien (Howard in Lorbert 99: 150). Durch die Dehnbarkeit des Geschlechts war es einfacher, soziale Geschlechter darzustellen, was nicht zuletzt Ängste hervorrief. Durch die Darstellung von Mann/Frau rein durch Äußerlichkeiten ist es nicht verwunderlich, dass in der Geschichte immer wieder Fälle beschrieben werden, in denen die Menschen jahrelang als das nicht eigene Geschlecht lebten. So schildert Laqueur, dass die Zuschreibung Mann oder Frau bei Hermaphroditen nicht in erster Linie eine geschlechtliche war, sondern auf der Zuweisung von Privilegien und Status beruhte. Schon immer entschied das Vorhandensein oder das Fehlen bestimmter Organe unmittelbar den sozialen Status, Privilegien, Habitus, Ver- und Gebote. Denn das biologische und das soziale Geschlecht waren (und sind) gekoppelt an Kultur und Be/Deutungen.

Abermals wird die Differenz mit Natur begründet. Gekoppelt an den christlichen Glauben, der die europäischen Gesellschaften fest formte und in denen Frauen Untertan des Mannes waren, wurde die soziale Stellung von Frauen als Unterprivilegierte und Rechtlose, untermauert und das Patriarchat manifestiert.

2.2 Aufklärung Die duale Geschlechterkonstruktion

„Frauen verdanken ihre Seinsweise

ihren Fortpflanzungsorganen,

und besonders den Uterus“

(Gardien 1816, in Laqueur)

Mit der Begründung einer „moralischen Anthropologie“ um 1800 entsprang der Disput über das Modell der Eingeschlechtlichkeit. Nicht nur im Geschlechtlichen seien Mann und Frau unterschiedlich, sondern in allen erdenklichen Aspekten des Körperlichen und Seelischen. Laqueur geht davon aus, dass die Konstruktion der dualen Geschlechter nicht „das Ergebnis von Veränderungen innerhalb der Wissenschaft waren, sondern vielmehr einer erkenntnistheoretischen oder einer sozio-politischen Revolution“ (Laqueur: 34), wonach zwei inkommensurable biologische Geschlechter zwar die Folge diskursiver Praktiken sind, diese jedoch nur innerhalb der gesellschaftlichen Realitäten möglich seien, denen diese Praktiken ihre Bedeutung verleihen.

Seit dem 19. Jahrhundert kommt es nun nicht mehr auf den Habitus, als Erkennungsmerkmal des Geschlechtes an, sondern an den Organen wird Geschlecht festgemacht. Weibliche Reproduktionsorgane bekommen eigene Namen und sind daher sofort von den männlichen zu unterscheiden. Gleichzeitig stand der Orgasmus, der vorher als Notwendigkeit für eine Schwangerschaft galt, im Mittelpunkt der Untersuchungen. Nicht nur der weibliche Orgasmus war nicht mehr wichtig für die Empfängnis, vielmehr wurde den Frauen, aufgrund ihrer Biologie, ebenfalls die Begierde und Leidenschaft an sich abgesprochen. Hingegen wurde noch vor dem 18.Jahrhundert davon ausgegangen, dass vergewaltigte Frauen, die schwanger wurden, an dem Akt Genuss gehabt hätten, da nur ein Orgasmus zur Empfängnis führen würde[11]. So lassen sich während des 19. Jahrhunderts fast keine neuen epidemiologischen Informationen zur Häufung weiblichen sexuellen Begehrens oder von deren Beziehungen zur Empfängnis verfügbar machen. Gleichzeitig verschafften „sich ‚moralische’ Ursachen für Unfruchtbarkeit und andere körperliche Auswirkungen einer aus dem Ruder gelaufenen ’guten Ordnung’ ihren Einzug in die Welt des wissenschaftlichen Sex“ (Laqueuer: 219). Aufgrund biologischer “Erkenntnisse“ (z.B. Darwin) wurde die Frau zur sanften, mütterlichen, engelsgleichen besseren Hälfte der Menschheit mit gleichzeitiger Schwachheit, Geistesarmut und passiver Sexualität, erkoren. Diese weibliche Geschlechterkonstruktion war insbesondere das Ideal einer sich herausbildenden bürgerlichen Schicht[12].

So vertrat De Gouges die These, dass „das weibliche Geschlecht, dessen Bildung vernachlässigt wurde, entwickelte, da rechtlos, hinterlistige Formen der Herrschaft. Frauen werden so mehr schädlich als gut; als ’politisches’ Mittel setzen sie ihren Charme zur korrupten Macht über Männer ein“ (Haug: 495). Sie geht von einer Gleichbefähigung der Geschlechter aus, die sich aber nicht äußern kann, da Frauen unterdrückt würden. Aufgrund dieser ungebildeten Masse von Frauen, die kaum Rechte hatten und über diese wenigen Rechte nicht bescheid wussten sowie durch vorhandenes männliches Wissen, konnte sich das von Männern propagierte duale Geschlechterkonzept mit einer erklärten natürlichen Unterlegenheit von Frauen weiter durchsetzen. So war die Entstehung der Naturwissenschaft, deren “Erkenntnisse“ wie der Skeptizismus, der Realismus und der politische Kampf um Macht und Rang in der gewachsenen Öffentlichkeit, zwischen Mann und Frau ausschlaggebend für die Konstruktion von Dual-Geschlechtern, in dem der männliche Körper für die Menschheit im Allgemeinen steht. Die universalistische Forderung nach menschlicher Freiheit und Gleichheit, und die Theorie der Ehe als, freiwillig von gleichen Partnern, geschlossener Vertrag förderte nicht nur den beginnenden Feminismus, sondern auch einen radikalen Antifeminismus. Dass Frauen nicht nur ihre Rechte als Staatsbürgerinnen, sondern auch ihre persönliche Freiheit erlangen könnten und sich dabei Moral, Werte und Gesellschaft wandeln könnten, ließ (und lässt) viele erschrecken. Die Hierarchiestruktur eines Geschlechts, legitimiert durch die radikale Andersartigkeit zweier Geschlechter, entwickelte sich weiter.

2.2.1 Das ’Dritte Geschlecht’

„Gemessen an der Geschlechtscharakter Metaphysik

des neunzehnten Jahrhunderts,

die ein lebendiges ‘Drittes Geschlecht’ kannte,

sind die heutigen Geschlechtskategorien

in ihrer sexuellen Konnotation

stark ‘abgemagert’ und insofern stabiler“

(Hirschauer: 58).

Was genau dieses ’Dritte Geschlecht’ sein soll oder war, ließ sich durch die gelesene Literatur nicht feststellen. Eher eine Eingrenzung, was es nicht ist, war zu finden. So sahen im 19. Jahrhundert Sexualforscher, z.B. Hirschfeld und Ulrichs, Menschen, die dem gleichen Geschlecht zugetan waren als intermedierendes oder ’Drittes Geschlecht’ an (Lindemann: 10). Dies ist der theoretische biologische Hintergrund, welcher den Blick, dass ein ’Drittes Geschlecht’ nichts weiter als eine deviante sexuelle Orientierung sei, beeinflusste. Dabei wurde das ’Dritte Geschlecht’ als kulturelle Nische für Homosexuelle in nichtwestlichen Gesellschaften gesehen (Herdt:46). Aber wie in ethnographischen Beispielen belegt wird, kann das ’Dritte Geschlecht’ nicht auf Homosexualität reduziert werden, da dieses nicht an sexueller Orientierung festgemacht wird, wie die Beispiele der Hijras in Indien, der Xaniths im Sudan und der Berdachen In Nordamerika[13] zeigen. Ebenfalls seien umgekehrte Geschlechterrollen keine solide Basis für die Einordnung in eine Rolle des ’Dritten Geschlechtes’, zumindest nicht in allen sozialen Traditionen. Sexuelle Orientierung und Identität sind also nicht der Schlüssel, um ein ’Drittes Geschlecht’ zu konzeptualisieren. „Neither are the categories hermaphrodites or transsexual the same as third-sex and third-gender variations around the world, notwithstanding the enormous confusion surrounding the use of such term” (Herdt: 47). So haben Menschen des ’Dritten Geschlechts’ weder eine Geschlechtsumwandlung, um das andere Geschlecht in der Binarität Mann/Frau einzunehmen, noch stehen sie zwischen den Geschlechtern oder stellen eine Mixtur[14] dieser dar. Das ’Dritte Geschlecht’ konstituiert ein ganz eigenes, welches absolut unterschiedliche Kategorien von sozialer Person und kultureller Realität ausdrückt. Aber wie sehen diese aus und wo findet sich dies ’Dritte Geschlecht’?

“The designation third gender should, I think, be reserved to creative bricolage, resulting in an authentically new, genuine, alternative form of human existence outside the realm of mainstream gendered roles, a form of life beyond the two stereotypical gender categories (dualistic gender coding) and including much more than mere erotic preference or sexual behaviour (object choice)” (Gremaux: 281).

Auch wenn Herdt es ablehnt, das ’Dritte Geschlecht’ mit Homosexualität und Transsexuals in einen Topf zu werfen, werden in der Literatur diese Kategorien mit Transgender und Intersexuals[15] in einem Atemzug genannt. Lindemann geht davon aus, dass es bei Transsexuellen nicht um ein ’Drittes Geschlecht’ geht, sondern um etwas als jemand, als Frau oder Mann zu tun und dieses auch zu sein. „Bei Transsexuellen wird folglich nur die Reflexivität sichtbar, die auch für das Frau-Mannsein von Nichttranssexuellen konstituiert ist. Wir alle sind Frauen und Männer, indem wir den Eindruck erwecken, wir seien es“ (Lindemann: 11). Die Verknüpfung zwischen Transgender und der Theorie der Auflösung von binären Geschlechtervorstellungen soll im Kapitel 2.3.7 weiter erläutert werden.

2.2.2 Entstehung der Gleichheits/ Differenzdebatte; oder zu Zeiten Marx und Freuds

„Warum sollten unsere Körper an der Haut enden

oder bestenfalls andere von Haut

umschlossene Wesen enthalten?“

(Haraway in Butler 97:20)

Zur gleichen Zeit, wie Sigmund Freud[16] allen Frauen einen Penisneid diagnostizierte, äußern sich auch Karl Marx und Friedrich Engels zu den Geschlechtern und prangern das Herrschaftsverhältnis zwischen diesen an: Der Grad der weiblichen Emanzipation sei das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation (Haug: 498). Marx geht davon aus, dass Geschlechtsverhältnisse immer gleich Produktionsverhältnisse sind und dass das Privateigentum die Beziehung der Geschlechter zersetzt. So denkt er die proletarische Familie - als Besitzlose, als herrschaftsfrei. Dass Frauen in dieser Klasse durch die Doppelbelastung Erwerbs- und Reproduktionsarbeit, durch keinerlei Bildung und kaum Rechte des dritten Standes besonders unterdrückt waren, scheint Marx nicht gesehen zu haben. Er schlägt sogar vor, in der kommunistischen Gesellschaft das Verhältnis zwischen den Geschlechtern als rein privat anzusehen, in das sich die Gesellschaft nicht einzumischen hätte (Haug: 502). Diese Konzeption ist aus Erfahrung verheerend für Körper und Seele Schwächerer in privaten Beziehungen (Stichwort: Vergewaltigung in der Ehe, Pädophilie etc.).

Dagegen vertraten John Stuart Mill und seine Frau Harriet Tayllor schon 1869 die Meinung von zwei Geschlechtern, aber auch von deren Recht auf Gleichstellung, und kritisierten das Konzept der Natürlichkeit des Weiblichen. Erst die universelle Gewohnheit der Unterjochung von Frauen durch die Männer ließe diese als natürlich erscheinen und jede Abweichung dementsprechend als unnatürlich (Haug: 509).

Ende des 19. Anfang des 20 Jahrhunderts finden sich also zwei Strömungen: Die eine manifestierte die essentialistische Geschlechterkonstruktion nicht zuletzt durch Medien und Politik weiter. Frauen seien in ihrer Essenz vom Mann verschieden und müssten demnach anders behandelt werden. In dieser Zeit hieß dies für die bürgerliche Frau, zart besaitet, schwach und unselbstständig zu sein, sowie Heim und Ehemann zu versorgen. Dabei durfte die Frau jedoch nicht zu dumm und nicht zu schlau sein. Sie sollte einen netten, aufmunternden Plausch mit dem Ehegatten führen können, aber nicht klüger und intelligenter sein als dieser[17]. Für die Arbeiterinnen bedeutete dies jedoch Schwerstarbeit in den Fabriken und zu Hause, mit gleichzeitiger legitimierter Unterdrückung durch Gesetz und Ehemann.

Die andere Strömung verkörperten die FeministInnen: Menschen, die für die Gleichbehandlung von Frauen und Männern kämpften, die Frauen Bürgerinnenrechte und Bildung zugestanden. Während sich die Ziele der Bürgerlichen überwiegend auf die Privatsphäre bezogen, wollten die Arbeiterinnen im Arbeitsleben erreichen, vor allem mehr Gleichheit in der Öffentlichkeit.

Während Homosexualität in Zeiten der Weimarer Republik eine beginnende Toleranz erfährt und die ersten emanzipatorischen Errungenschaften (Frauenwahlrecht und Universitätszugang für Frauen) in das Deutsche Reich einziehen, wird das emanzipatorische Frauenbild im Zweiten Weltkrieg durch die „glückliche arische Mutter“ getötet. Erst Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts beginnt eine neue feministische Bewegung, die neue Geschlechterkonstruktionen vorstellt. „Festzuhalten bleibt, dass seit dem Ende des 19. Jh. die Einsicht in die Konstruiertheit des Geschlechts, insbesondere der Frauen (de Gouges, Mill/Taylor), zum Wissensstand gehört“(Haug: 510).

2.3. Feministische Konstrukte

„Durch welche regulierenden Normen

wird das biologische Geschlecht selbst materialisiert?“

(Butler 95: 32)

Als Vorreiterin der zweiten feministischen Bewegung kann sicherlich Simone de Beauvoir gelten, die 1949 in ihrem Buch Das andere Geschlech t, in dem sie Frauen als das unterdrückte, ausgeblendete Gegenstück zu Männern, als Komplementär (wie schon Aristoteles) darstellt und die Reproduktionsfähigkeit als Ursprung der Frauenunterdrückung benennt. Nun spalten sich feministische Geschlechterkonzepte von dem gängigen essentialistisch geprägten dualen Geschlechterkonstrukt ab, in denen erklärende Alternativen im Bereich der Philosophie, Ethnologie, Biologie und Politik angeboten werden.

2.3.1 Frau als Opfer

„Alle möglichen Dinge in der Welt verhalten sich wie Spiegel.“

(Lacan in Butler 97: 89)

In der heutigen Zeit ist der Begriff Opfer ausschließlich gekoppelt an seine juristische Bedeutung. Demnach sind Geschädigte in einem Atemzug mit dem Begriff TäterInnen zu nennen. Es wird negiert, dass sich das Subjekt freiwillig in eine Situation bringen kann. Die Opferrolle bedeutet passiv zu sein, ohne Chance auf Selbstbestimmung. Der Mensch wird geopfert, nicht der Mensch opfert sich. Das Opfer als aktives, als ‘sacrificum’, als Gabe, als Geschenk zu sehen, welches durch seine Gabe an eine höhere Macht, dessen souveräne Autonomie anerkannt wird und dieser es überlassen bleibt, dem Opfer eine Belohnung zu erteilen, wird heute nicht mit dem Begriff Opfer in Zusammenhang gebracht. Je säkularer die Welt wurde, desto mehr rückte die Opfergabe und damit das aktive Opfer in den Hintergrund. Die Anerkennung einer höheren Macht wurde nicht nur seit der Aufklärung angezweifelt, sondern ihr wurde auch die souveräne Autonomie abgesprochen. Die Zentrierung des Subjektes hatte eine Erhöhung seiner Integrität zu Folge. So erlag der Begriff Opfer einer Verschiebung. Einen weiteren Schub zum passiven Opfer erfuhr der Begriff nach dem zweiten Weltkrieg im NS-Opferdiskurs. „Bald nach dem Ende des ’Dritten Reichs’ hatten sich die Täter und Mitläufer kollektiv zu Opfern Hitlers erklärt, um sich von Schuld und Verantwortung zu entlasten“ (Waldeck: 9). Auch die Historikerinnen der zweiten Frauenbewegung sahen die Frauen der NS-Zeit ausschließlich als Opfer an. Selbst die zuarbeitenden Fürsorgerinnen und ausführenden Krankenschwestern und KZ-Wärterinnen wurden als passive Opfer des Systems entworfen.

Und so verknüpft der moderne Opferbegriff „juridische, religiöse und moralische Ordnungen miteinander und strukturiert das Problemfeld der Vergesellschaftung, also genau das Feld, um das in Moral, Recht und Religion gestritten wird“ (Reiter: 52). Durch die Passivierung wird das Opfer unschuldig, gut und rein; der Täter, schuldig, böse und unrein. So ergehen aus der Opferrolle nicht nur Rechtsansprüche, sondern auch moralische Reinheit.

Die im Alltagsdiskurs noch immer aktive Opferrolle der Frau (zum Beispiel in sog. Schundromanen, oder die Forderung Reproduktionsarbeit unentgeltlich zu lassen), die sich für Familie und Kinder aufopfert wird Ende der Sechziger des letzten Jahrhunderts von der Frauenbewegung aufgegriffen und ebenfalls passiviert. „Der Feminismus versuchte zu zeigen, wie die Frau durch ihre verschiedenen Rollen hindurch dieser Repression (allgegenwärtige Gewalt und Unterdrückung, Anmerk. der Autorin) ausgeliefert ist. Es handelt sich um eine Repression, die in den Strukturen der Gesellschaft angelegt ist und der kein Individuum entkommen kann (Parpart: 127). Am Anfang der zweiten Frauenbewegung wurde die Frau als Opfer der allgegenwärtigen Gesellschaftsordnung des Patriarchats dargestellt. Eine allgemeine Opfer = Frau / Täter = Mann Konstellation wurde in den Diskurs implementiert und damit eine Herrschaftskritik geäußert, die auch heute noch zum Teil aktuell ist. Der Ruf nach einer Veränderung der Systeme wurde laut. Dieser beinhaltete die Forderung Frauen mehr in die Öffentlichkeit zu bringen, wie auch der Ruf nach einer ’Subjektivierung der Frau’. Diese sollte sich selbst erkennen, ihre Rolle als passive Unterdrückte abschütteln und als aktive Selbstbestimmende in der Öffentlichkeit auftreten. Das Patriarchat sollte nun durch ‘den Gang durch die Institutionen’ abgeschafft werden.

Während heute eine Strömung des feministischen Diskurses dazu auffordert, die Frau aus der Opferrolle zu entlassen, und sie als aktives autonomes Subjekt zu sehen, findet auf der anderen Seite eine Zunahme der Opfersituation in alltäglichen Diskursen statt, wie zum Beispiel im Menschenrechts- und Asyldiskurs. So sieht der gender- Diskurs das Opfer als das Geschädigte eines zerstörerischen Vorganges.

2.3.2 Gleichheits/ Differenzdebatte

„Do women exist as a natural kind?

The feminists disagree.

Some would say ‘yes, and they should get a better deal’,

others ‘Yes, but we could change what it means to be a women’

and still others ‘ No, and the sooner we get rid of “Women” the better!”

(Cameron: 24)

Der Theorie der Geschlechtergleichheit wurde immer wieder Gleichmacherei unterstellt: Die Angleichung der Frauen an das männliche Modell gewähre zwar tatsächlich Rechte, aber sie greife nicht die Machtstruktur an sich an. Denn die wirkliche Macht – die patriarchale Ordnung - bleibe bewahrt. Nancy Fraser bestimmt die Gleichheitsdebatte wie folgt: „Bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass in diesem Gleichheitsverständnis die Verschiedenheit zwischen Männern und Frauen vor allem als ökonomische und soziale Ungleichheit verstanden wird und nicht als Frage unterschiedlicher Identitäten oder Eigenschaften“ (Maierhofer:160).

Die Theorie der Geschlechterdifferenz in den späten sechziger Jahren ging von der Prämisse einer binären Geschlechterkonstruktion aus, die jeweils in sich unterschiedlich gestaltet ist. Manche Theorie ging sogar von einem differenten Moralverständnis aus (z.B. Gilligen). Geschlechterdifferenz, so stimmten die Differenzfeministinnen überein, sei wirklich und tief und die fundamentalste menschliche Differenz. „Alle Frauen teilen eine gemeinsame ’Geschlechteridentität’ als Frauen. Alle erlitten ein gemeinsames Unrecht. Alle waren deshalb Schwestern unter der Haut“ (Fraser: 99). Daraus resultierten der Wunsch und die Praxis nach eigenen Räumen, Utopien und Lebensentwürfen, die insbesondere in der autonomen Frauenbewegung vorangetrieben wurden.

Die einander widersprechenden Vertreterinnen von Differenz und Gleichheit konnten sich bis ca. Anfang der achtziger Jahre nicht auf ein Miteinander einigen. Beide Seiten trugen gute Kritik an den Argumenten der Anderen vor. So zeigten die Differenzfeministinnen, dass die Gleichheitstheorie das Männliche als Norm voraussetze und somit Frauen benachteiligt würden. Andersherum argumentierten die Gleichheitsvertreterinnen, dass die Differenzvertreter auf stereotype Begriffe von Weiblichkeit zurückgriffen (Fraser: 99). Diese Einsichten wurden in neuen Theoriedebatten weiterentwickelt. Die Gleichheits/ Differenzdebatte verschob sich. Der Fokus lag nun auf der Differenz zwischen Frauen. Während vorher die Frauen als heterosexuelle, christliche, sich reproduzierende, mütterliche weiße Mittelschicht gekennzeichnet waren[18], bekamen nun auch andere Frauen eine Stimme innerhalb der Bewegung und konnten ihre Anliegen hervorbringen. Weder das Konzept der Gleichheit noch das der Differenz hatte in seiner ursprünglichen Form eine Schwesterlichkeit unter Frauen hervorgebracht. Der angenommene Universalismus vom Frausein (mit oder gegen die Männer) führte im Gegenteil zu Streit, Zerwürfnissen und Argwohn innerhalb der Bewegung.

Der Fokus lag nun auf der Identitätstheorie. Anfang der neunziger Jahre kam es durch die aufkommende Identitätspolitik zur ’vielfach-sich-durchkreuzende-Differenz’. Anstatt sich auf das Geschlecht und gegen den Mann zu konzentrieren, wurde nur der Blick auf „das Verhältnis zu anderen überschneidenden Arten der Differenz und Unterdrückung“ (Fraser:101) gelenkt. Nicht nur das Geschlecht, sondern auch race[19], Nationalität, Ethnie, Sexualität und Klasse wurden in die feministische Bewegung mit eingebracht und im Verhältnis zu Macht, Herrschaft und Unterdrückung analysiert.

Anfang/Mitte der Neunziger zersplittert nicht nur die Kategorie der ‘Frau’, sondern auch die des Subjekts. Im Verlauf der postmodernen Theorien zerfällt das Subjekt, zerfällt in Fragmente und definiert sich wieder neu. In dieser Phase steht die Frage im Zentrum, „wie eine lebendige feministische Theorie und politische Praxis entwickelt werden kann, die an ‘vielfach-sich-durchkreuzenden Differenzen’ orientiert ist“ (Fraser: 102).

Der heutige Status quo lässt sich am zutreffendsten als ’Zustand der Kräftegleichheit’ zwischen den Vertreterinnen der Theorie der Gleichheits- und Differenzdebatte beschreiben. Beide Theorien werden innerhalb der feministischen Bewegung als Grundstein für weitere Auseinandersetzungen anerkannt und debattiert. Wobei in der theoretischen Debatte die Differenzprämisse, und in der Realpolitik, die Gleichheitsprämisse im Vordergrund steht.

2.3.3 sex und gender

“playing with codes only keeps codes in play”

(Cameron: 32)

Um die Grundlagen des Geschlechts genauer zu beschreiben und zu analysieren, prägt die US- feministische Debatte in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts die Begriffe sex und gender, die auf Ann Oakley (1972) zurückgehen. Mensch differenziert nun das biologische Geschlecht sex von dem sozialen Geschlecht gender. Dabei soll verdeutlicht werden, dass es einen naturalistischen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt (auch hier wieder das dualistische Geschlechterkonzept. Anm. der Autorin), eine feste Determinante und eine variable Ordnung, in der gender kulturell geformt ist. Natur und Kultur machen Geschlecht, also Mensch. Dabei bleibt die sex/gender Unterscheidung ein Bezugssystem binärer Oppositionen wie Natur vs. Kultur, Körper vs. Geist, Natur vs.Gesellschaft, in denen, so scheint es, soziale Macht- und Unterdrückungsverhältnisse in biologische und kulturelle Unterschiede übersetzt werden[20]. In der Konstruktion sex/gender wird dieselbe Descartes’sche Trennung von Körper und Geist vollzogen, die Feministinnen René Descartes vorgeworfen haben. Das sex wird als biologisch definiert und damit in direkter Verbindung zum Körper gebracht, mit dem sich die Naturwissenschaften herumschlagen sollen. Das gender wird jedoch mit Kultur in Verbindung gebracht, also mit etwas vom Menschen Geschaffenem, demnach mit dem Geist; hierfür sind die SozialwissenschaftlerInnen zuständig.

Auch wenn von einer bewussten Gestaltung des eigenen gender ausgegangen wird, darf nicht vergessen werden, dass das Bewusstsein durch unterbewusste Bilder geprägt ist. Weiterhin kann das Bewusste doch nur durch das Erlebte und Erlernte entstehen. Denn selbst die Phantasie baut auf fragmentierte real existierende Bilder der Erfahrung auf. Während also Individuen (geschlechtlich) handeln, konstruieren sie Geschlecht, Sozialordnung und Dysysteme von Dominanz und Unterdrückung (Lorber: 3). So bezeichnet Stefan Hirschauer die sex/gender Unterscheidung als politische Demarkationslinie gegen den Biologismus.

Gender kann in diesem Sinne als normative Kategorie, das heißt als Ausdruck für ein Regelwerk gelten, das die Geschlechterordnungen erst herstellt (Frey: 1). Dieser Punkt erscheint jedoch fragwürdig, wird bedacht, dass die Unterscheidung sex/gender eingeführt wurde, um eine Differenzierung von einer universalistischen Kategorie ’Frau’ zu gewinnen. Wenn nun allein das sex universalistisch ist- warum dann gender wieder als universale einführen? Gerade durch die Trennung können Frauen unterschiedlichster Couleur, mit unterschiedlichsten Erfahrungen und unter Berücksichtigung ihrer Differenz ihre gemeinsame Identität Frau einbringen. Generell wäre eine Gesellschaft, „die ohne eine Zweiteilung entlang einer sozial konstruierten Demarkationslinie Gender auskommt“ (Frey: 1) wünschenswert.

Der Feminismus wird demnach von seiner eigenen Erfindung überrollt. Der Rest an Biologismus, als letzter Festhaltepunkt einer Gemeinsamkeit, wird wie beschrieben kritisiert. Damit bleibt der Feminismus in der Natur verankert, die er als Ausgangspunkt kritisierte. Butler und Oakley zufolge ist auch die Rede vom biologischen Geschlecht eine diskursive Konstruktion:

Sex wird damit zur gendered category und der biologische Körper zu einem Produkt politischer Macht. Auch Zweigeschlechtlichkeit oder Heterosexualität wären dann soziale Konstruktionen, Geschlecht müsste als fließende Kategorie gedacht werden, so dass die Grenzen zwischen "männlich" und "weiblich" verschwimmen. Damit geht die - durchaus politische - Forderung nach einem ‚Verlust der Gendernormen’ einher. Denn dies wäre die Voraussetzung dafür, dass zum Beispiel Menschen, die nicht in das Entweder-Mann-oder-Frau-Muster passen (wollen), nicht länger gesellschaftlich sanktioniert werden.“ (Frey)

Ein Ausweg wäre, sich vom Dualismus zu verabschieden. So könnte das sex nicht nur biologisch, sondern auch artifiziell konstruiert sein. Dazu müssten erst die komplexe und subtile Interaktion zwischen den biologisch/medizinischen und den sozial-politischen Diskursen untersucht und verstanden werden[21].

2.3.4 doing gender

Gender is created not only in the everyday activities

which characterize `doing gender `,

but also in the asymmetry of the relationship between the sexes,

the dominance of the `male` and its normativeness.”

(Wodak: 13)

Die Einteilung der Welt in zwei Geschlechter führt zu der Entdeckung von biologischen, psychologischen and sozialen Differenzen. Jede menschliche Handlung basiert auf diesen Differenzen. „Therefore gender is produced in all human actions that are performed in social context“ (Wickman: 47). Das Konzept des ’doing gender’ bezieht sich auf das aktive Gestalten von Geschlecht. Die Geschlechtlichkeit in einer Natürlichkeit zu suchen, wird radikal abgelehnt. Geschlechtlichkeit wird durch inaktives aber auch aktives Verhalten erlernt und erscheint uns dadurch natürlich. Diese Naturalisierung des Sozialen zu entlarven ist Ziel des ’doing gender’. Damit wird die Geschlechterdifferenz nicht im Individuum gesucht, sondern in Interaktion, Diskurs und der Verarbeitung von Medien. Damit ist das Individuum nicht autonom und völlig frei in seinen Handlungen, sondern eingebunden in existierenden und fortdauernden Traditionen. In diesem Konzept ist der natürliche „Unterschied nur dann relevant, wenn dieser tatsächlich inszeniert wird, d.h., dass auf das Geschlecht bezogene Typisierungsprozesse beobachtet werden“ (Kotthof: 80). Das biologische Geschlecht ist demnach nicht mit dem sozialen Geschlecht natürlich verbunden. Das alltägliche ’doing gender’ äußert sich in einer perpetuierenden Herstellung von Geschlecht durch jedermann und jedefrau, wobei die internalisierten Frauen- und Männerbilder tagtäglich aufs Neue bewusst oder unbewusst wiederholt werden.

2.3.5 Postmoderne/ Diskurs

Jedes Verkörpern des Geschlechtes ist der Versuch,

einem Ideal von ‘Mann‘ und Frau nachzukommen,

und drag deckt den übertriebenen Status dieser Ideale auf.

Damit wird der Anspruch der Heterosexualität auf Natürlichkeit

und Ursprünglichkeit bestritten, also gezeigt,

dass es keine ursprünglichen Positionen und Identitäten gibt,

die einzunehmen wären.“

(Holzleithner: 11)

Insbesondere Judith Butler schob die feministische Debatte des Diskursiven und der Fragmentierung in den Neunzehnhundertneunzigern stark an. Sie bearbeitet die gender als identifikatorischen Ort der politischen Mobilisierung (Haug: 521), und radikalisiert die Vorstellung der Geschlechterkonstruktion. Dabei geht Butler sogar so weit, dass sie, wie in der Theorie des ’doing gender’, eine Konstruiertheit des biologischen Geschlechts zugrunde legt. Sie drängt darauf, dass Aussagen über Identität und das ’natürliche Geschlecht’ letztlich erst durch kulturelle wie wissenschaftliche Diskurse ermöglicht werden (Hark 2001: 359). Ihre Annahme ist, dass erst der Diskurs die Geschlechterdifferenz schaffe, die dann in Geschlechterdarstellungen zu sozialer Realität wird. So argumentiert Lauretis, dass das Geschlecht, wie auch die Sexualität keine Eigenschaften der Körper seien, und damit nicht im Menschen ursprünglich existieren, sondern, nach Michel Foucault, ein Ensemble von Auswirkungen sind, die dem Körper, wie auch den Verhaltensweisen der Subjekte und den gesellschaftlichen Beziehungen, durch das Diapositiv einer komplexen politischen Technologie, herbeigeführt werden. Damit ist Geschlecht wie auch Sexualität als diskursives Regime zu verstehen (Hark 2002: 359). Wenn Geschlecht als reines Diskursprodukt gekennzeichnet wird, welches sich in sozialen Praktiken zur Darstellung bringt, können Laqueurs historische Beispiele, dass Männer Milch gaben und aus Mädchen Männer wurden, als Beleg gelten. (Siehe S.9). Weiterhin geht Judith Butler davon aus, dass das System der Zweigeschlechtlichkeit nicht auszuhebeln sei, da der Macht des Diskurses nicht zu entrinnen ist.

Butler hat es geschafft, im Theoretischen Tabula rasa zu machen und eine Position jenseits der symbolisierten Zweigeschlechtlichkeit einzunehmen (Landweer: 35). Entscheidend ist, dass Geschlecht nicht negiert wird, sondern die folgende Frage im Vordergrund steht: Wie existiert Geschlecht? Als „wesensmäßige, überhistorische und /oder transkulturelle Erfahrung oder als Effekt der Formierung und Verschränkung verschiedener Wissensbereiche“ (Hark 2001: 360).

Butler ruft dazu auf, die heterosexuelle Matrix zu parodieren. Sie soll ihre eigenen Normen überzogen vorgelebt und vorgespielt bekommen. Dafür schlägt Butler insbesondere ’drag’ vor. So kann es durch ’drag’ möglich sein, die heterosexuellen Konstrukte in nicht-heterosexuellen Mustern überdeutlich zu machen und damit den äußerst konstruierten Status des Originals zu entlarven (Butler 97: 178). Sie sieht ’drag’ als eine „subversive Funktion in dem Maße, in dem er die banalen imitierenden Darstellungen widerspiegelt, mit denen heterosexuell ideale Geschlechter performativ realisiert und naturalisiert werden“ (Butler97: 317) und sie bloßstellt[22]. An dieser Stelle kommt die Theorie des ’degendering’ in den Blick, die die sex/gender Theorie kritisiert und aufzulösen versucht, da sie die Gefahr der gestärkten gesellschaftlichen Ordnung von Geschlechtern unterstützte.

2.3.6 Dekonstruktion

„Die Dekonstruktion soll in der Lage sein, die Basis

der kapitalistisch- patriarchalen Gesellschaft zu unterminieren

und gleichzeitig mit Elementen einer kritischen Politiktheorie

eine Konzeption radikaler Demokratie entwickeln.“

(Rüdiger: 99)

Bei der dekonstruktiven Denkweise gilt es nun, das Modell der Moderne mit seinen Gesamtauffassungen, Ideologien und Systemen hinter sich zu lassen und die Möglichkeit zu eröffnen, fragmentarische „Elemente vergangener Theoriebildungen frei zu kombinieren“ (Hügli: 512). Dabei werden auch die Individuen zu fragmentierten Subjekten. Das Subjekt kommt nicht mit einem festen Kern, einem Ich auf die Welt, sondern das Ich setzt sich aus Fragmenten verschiedenster Lebenswelten zusammen. Gleichzeitig scheint alles in seine Bestandteile zu zerfallen. Werte und Normen verschieben oder differenzieren sich, Kategorien wie Klasse, race, Frau und Geschlecht lösen sich auf und konstituieren sich neu.

Alles erscheint diskursiv. In der heutigen Zeit scheint nichts mehr heilig und unantastbar zu sein. Kein Raum, kein Thema, kein Körper und kein Objekt, das nicht in der Öffentlichkeit kursiert, thematisiert und vom Diskurs aufgenommen wird.

„Mit dem dekonstruktivem Ansatz ist es möglich, die Existenz von Herrschaftsbeziehungen dort nachzuweisen, wo scheinbar ein universales Vernunftsprinzip regiert, und die Eingebundenheit in Geschichte und Kontext hervorzuheben, wo sich die Macht des Faktischen und Notwendigen behauptet.“

(Rüdiger: 99).

Judith Butler lehnt zum Beispiel jede Geschlossenheit für die Kategorie ’Frau’ ab und sieht die politische Wirksamkeit darin, dass sie niemals deskriptiv sein kann. Sie ruft nun dazu auf, die Kategorie mit einer vorläufigen Identität zu besetzen und diese parallel dazu zur Diskussion zu stellen sowie zur Veränderung und Verschiebung offen zulassen, um so eine andauernde politische Auseinandersetzung (Butler 97: 303) zu ermöglichen. Sich selbst zu benennen und die Umstände festzulegen, unter denen der Name angewandt werden darf, steht im Vordergrund. Butler argumentiert, dass „die Kategorie der Frau [...] durch die Dekonstruktion nicht unbrauchbar gemacht [wird], sie wird zu einer Kategorie, deren Verwendung nicht mehr als ‚Referenten’ verdinglicht werden und Aussicht haben, offener zu werden“ (Butler 97: 54). So wird die Kategorie demokratisiert und integriert Ausschlüsse. Butler spricht sich also nicht grundsätzlich gegen ‘die Frau‘ aus, und die Kategorie kann auch politische Ansprüche geltend machen; aber dabei sollte die SprecherInnenposition hinterfragt werden, um zu sehen, wer für wen spricht, um deren eigenes (partikulares) Interesse zu erkennen.

Mit Judith Butler tritt eine feministische Theoretikerin in den Diskurs, die sich ganz im dekonstruktiven Sinne von der Kategorie Frau abwendet. Ihr Anliegen ist es, aufzuzeichnen, dass Geschlecht innerhalb von Diskursen konstruiert wird. Dabei verlässt sie nicht die Diskussion um Gleichheit. Die gleiche Anerkennung für Differenzen, wie auch die Zunahme von Intelligibilitäten und damit der Pluralitäten von Geschlechterbildern, stehen im Vordergrund. Damit ist Butler als Mitbegründerin der Queer Theorie anerkannt.

Judith Lorber bricht ebenfalls das Modell der Zweigeschlechtlichkeit auf. Ihr Ansatz ist die Entwicklung verschiedener Typologien jenseits der Zweigeschlechtlichkeit. „Ausgehend von drei verschiedenen sexuellen Orientierungen benennt die Autorin zehn bzw. vierzehn geschlechtsbezogene (Selbst-) Bezeichnungen:

on the basis of object choice, there are three sexual orientations: heterosexual, homosexual, and bisexual (..) on the basis of relevant group affiliation, there are ten self-identifications: straight women, straight man, lesbian women, gay man, bisexual women, bisexual man, transvestite women, transvestite man, transsexual women, transsexual man (perhaps fourteen, if transvestites and transsexuals identity additionally as lesbian or gay).” (Lorber 1994; in Illg: 30)

2.3.7 Queer-Theorie oder die Pluralität der Geschlechter

„Now we have come to a new epoch in which most

gays are able to play with and joke about their gender roles.

But how long will it take before

straight men are capable of the same?”

(Hekma: 239)

Die Queer-Theorie[23] basiert auf Dekonstruktion. Kategorien werden zerlegt und aufgelöst, so dass die jeweiligen Bewertungen und Konnotationen sichtbar werden. Machtstrukturen, Hierarchisierungen und Marginalisierung werden dadurch evident, und es folgt die Möglichkeit ihrer Umgestaltung. Bei erneuter Kategorisierung werden Bewertungen neu entworfen, die mit Chance positiver konnotiert sind[24]. Queer-Theorie macht sich daran, der von Judith Butler aufgeworfenen Frage nachzugehen:

„Wie müssen wir dann die “Geschlechtsidentität" reformulieren, damit sie auch jene Machtverhältnisse umfasst, die den Effekt eines vordiskursiven Geschlechtes (sex) hervorbringen und dabei diesen Vorgang der diskursiven Produktion selbst verschleiern?" ( Sauer, Astrid: 4)

Der Ausgangspunkt der Queer-Theorie ist es, die Kategorien schwul, lesbisch, heterosexuell in ihrer Kohärenz in Frage zu stellen, also die Erforschung der Konstruktion von Identitäten und der kulturellen Spezifität von Kategorien und Normierungen. Quasi als Erweiterung der Infragestellung des zweigeschlechtlichen Konstruktes basiert Queer- Theorie auf der Machtfrage, wie Dichotomien, wie Hetero/homobinarität in den Kollaps getrieben werden können. „Politisch stellt Queer Aktionsformen und soziale Bewegungen in Frage, in denen eine homogene Identität einer Gruppe als notwendige Bedingung des gemeinsamen Handelns vorausgesetzt wird“ (Hark: 104). Dabei verzichten die Queer-TheoretikerInnen auf biologistische- psychologistische Zuschreibungen wie auch auf Schematisierung der individuellen Besonderheiten. Die Frage nach der Macht zur Einschreibung von Kategorien soll untersucht werden. Dabei steht die erfahrene gesellschaftlich-kulturelle Marginalisierung im Vordergrund. Kategorien, wie homo/heterosexuell sollen dekonstruiert werden, da sie Ausgrenzung, Diskriminierung und im schlimmsten Fall Nichtintelligibilität, aber gewiss Einschreibungen, d.h. eine Limitierung, einen Mangel oder Negation implizieren, die in puren Gedankenspielen, viel häufiger jedoch in realen Praxen erfahren werden.

[...]


[1] Killert, Gabrielle; Zeit 2.1.03; S.37.

[2] Normalität und Norm werden immer dann in „“ gesetzt, wenn sie bei der Autorin Unbehagen aufruft. Ebenso wenn diese in Frage gestellt wird. Dieser Vorgang soll zur Hinterfragung der hegemonialen Norm anregen.

[3] Die Autorin verzichtet auf ein eingedeutschtes großgeschriebenes gender. Um deutlich zu machen, dass es sich um ein Theorie aus der amerikanischen Sprache handelt wird es kursiv gedruckt. Auch sex, als biologisches Geschlecht, bleibt English und damit kleingeschrieben.

[4] Intelligibilität leitet sich von intelligibel ab: (Kant) Gegenstände die allein mittels Verstand oder Vernunft vorgestellt werden können, ohne dass je eine sinnliche Anschauung hinzukommen kann. (Philosophielexikon: 320). Damit sind in diesem Fall Konzepte und Konstrukte gemeint, die in der Gesellschaft akzeptiert und dadurch sichtbar und wahrnehmbar werden. Bezogen auf Geschlechter-Intelligibilitäten ist vor allem das hegemoniale heterosexuelle Mann Frau Konstrukt intelligibel. Andere Geschlechter sind nicht vorstellbar, andere Begehren scheinen lediglich nebulös in der Westlichen Gesellschaft vorhanden.

[5] Aristophanes is a Comedy Writer of 5th century BC. He is the only representative of Ancient Attic Comedy that we have from him whole plays saved. By that we make the conclusion that he must have been the most popular of all the comedy writers not only of his time but of Hellenistic and Byzantine Times (when the greatest literature and plays of all times were transcripted and maintained). Father of comedy that brought to us, through Plato, Terentio, Moliere and…” (http://www.geocities.com/akatsavou/aristophan_en.html; Stand August 2002)

[6] Platon (427 oder 428 -347 v. Chr.)

[7] Hippokrates: Arzt um 460 v. Chr., vermutlich auf der Insel Kos (Griechenland). † um 370 (Quellen sprechen auch von 375, 377 und von 380) v. Chr. in Larissa (Thessalien). Fest steht: Hippokrates war der erste "moderne" Arzt, er ist der Begründer der rational-empirischen Medizin ,- also der wissenschaftlichen Medizin - und er gilt vielen als der "Vater der europäischen Heilkunde".( http://www.m-ww.de/persoenlichkeiten/hippokrates.html, Stand August 2002).

[8] Diese hippokratische Konstruktion der Körperflüssigkeiten wurde bis zur Aufklärung, nicht nur in der Medizin, beibehalten und erklärt auch den Aderlass und das Schröpfen.

[9] Oi|kos [[ ...] ] der; -, ...koi [[ ] ] <aus gleichbed. gr. oĩkos>: Haus, Halle in der Antike, vor allem der in einem großen griech. Heiligtum gelegene Versammlungsraum einer Kultgemeinschaft. Quelle: DUDEN

[10] Sexus: a) Geschlecht; b) der auf Fortpflanzung u. Arterhaltung gerichtete Teil des Trieblebens. (Duden, Fremdwörterbuch; S. 382).

[11] Forsyth A Synopis of modern medical jurisprudence, London 1829, „.. dass Schwangerschaft als Beweiß für Einwilligung zu gelten habe, weil Furcht, Schrecken und Abneigung, die zu einer echten Vergewaltigung dazugehören, es nicht zum Orgasmus kommen lassen würden und damit eine Empfängnis unwahrscheinlich werde“ (Laquer: 235).

[12] „Als die gewaltige Transformation der europäischen Gesellschaft zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert die alten Sehweisen des Körpers und seiner Gelüste unter unerträglichen Druck setzte, bekam das Begehren eine Geschichte und wurde der weibliche Körper vom männlichen unterschieden. Eine Biologie kosmischer Hierarchien verlor ihren Platz an eine im Körper verankerte Biologie der Inkommensurabilitäten, in welcher das Verhältnis von Männern zu Frauen –wie das von Äpfeln zu Birnen- nicht eines von Gleichheit oder Ungleichheit, sondern vielmehr eines des Unterschieds ist. Das verlangt nach Interpretationen und wurde zur Waffe im kulturellen und politischen Kampf“ (Laqueur: 235).

[13] „Zwar ist kulturübergreifende Existenz eines ,,Dritten Geschlechtes", wie zum Beispiel die Hijras in bestimmten Regionen Indiens oder die Xaniths im Sudan, ethnologisch eindeutig bewiesen. Hierbei füllen die Hijras und Xaniths die Lücken des binären Gender-Systems in diesen Kulturen. Während die Hijras eine religiöse Rolle innehatten, indem sie z.B. Neugeborene oder frisch vermählte Ehemänner segnen, bewegen sich die Xaniths im Gewerbe der Prostitution, in einer Gesellschaft, in der von unverheirateten Frauen Reinheit, Unverdorbenheit und Jungfräulichkeit erwartet wird. Einen anderen Zugang als das ,,Dritte Geschlecht" ist zur Phänomenologie der Hijras und Xaniths schwer zu finden“ (Sauer:5).

So berichtete 1530 der spanische Entdecker Cabeza de Vaca von den Stämmen in Florida, dass ‚weiche und weibliche’ Männern Frauenarbeit tätigten (Bolin: 476).

[14] „Freud generally saw hermaphrodites as abnormal in mind and body, as interstitial between male and female“ (Herdt: 38) .

[15] Under the category of transgender could be many different communities: crossdressers, dragqueens, butches, passing women, masculin women, feminin men. transsexual: male to female, female to male, Intersexual: babies who are born between the spectrum of boy and girl. (http://www-user.uni-bremen.de/~jbastian/leslie2.html (Stand März 2003).

[16] „Zum ersten Mal behauptete 1905 ein Arzt (Freud, AA), dass es zwei Orgasmusarten gebe und dass bei erwachsenen Frauen die vaginale die verlangte Norm sei (Laqueur: 264). Allgemein bekannt ist, dass Freud mit seiner Psychoanalyse die westliche Welt wesentlich geprägt hat. Dabei darf nicht vergessen werden, dass damit durch einen einzelnen Mann die Manifestierung des dualen Geschlechterkonzepts mit einem passiven hysterischen Frauenbild vorangetrieben wurde.

[17] Siehe dazu Hedwig Dohm; zum Beispiel „Der Frauen Natur und Recht“; u.a.

[18] So reproduzierte dieselbe Bewegung, die Frauen befreien wollte, in ihren eignenden Reihen Rassismus und Heterosexismus, Klassenhierarchien und ethnische Vorurteile“ (Fraser: 100).

[19] In dieser Arbeit wird das englische Wort „race“ anstatt des problembehafteten Begriff der Rasse verwendet. So wird vielleicht deutlicher, dass der Begriff als Metapher einer biologischen und kulturellen Andersartigkeit gesehen werden kann und keinen Realitätsanspruch innehält.

[20] Vergl: (http://www.nadir.org/nadir/archiv/Feminismus/ Gender Killer/index.html (Stand März 2003).

[21] Siehe zu diesem Thema Anne Fausto-Sterlings Bücher.

[22] bell hooks kritisiert Butlers wegen ihrer ’drag’-Strategie, da ’drag’ frauenfeindlich sei. Da sich ’drag’ insbesondere auf die Nachahmung “idealer“ Frauenkörper spezialisiert, handelt es sich für diese Feministinnen um eine Nachahmung, die auf der Erniedrigung und dem Lächerlichmachen aufbaut. Mit dieser Anschauung wird der ‘männliche‘ drag (also Frauen in Männerkleidung) nicht nur ausgeblendet, sondern auch als nichtexistent definiert.

[23] Siehe dazu Butler, de Lauretis, Case u.a.

[24] Durch die Pluralität der Geschlechter wird gleichzeitig der Feminismus und mit ihm die Frauenbewegung in seiner ursprünglichen Art in Frage gestellt: Ist seine Grundannahme doch die Zweigeschlechtlichkeit in ihrer Differenz.

Ende der Leseprobe aus 94 Seiten

Details

Titel
Intelligibilitäten und Unsichtbarkeiten - Diskursanalyse über die Konstruktion von Geschlecht durch NGOs
Hochschule
Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (ehem. Hochschule für Wirtschaft und Politik)  (Gender Institut)
Note
1,75
Autor
Jahr
2003
Seiten
94
Katalognummer
V19711
ISBN (eBook)
9783638237666
Dateigröße
969 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit umfasst die Themenfelder NGOs, gender, Geschlechtkonstruktionen, und wurde als kritische Diskursanalyse angelegt.
Schlagworte
Intelligibilitäten, Unsichtbarkeiten, Diskursanalyse, Konstruktion, Geschlecht, NGOs
Arbeit zitieren
Wiebke Bötefür (Autor:in), 2003, Intelligibilitäten und Unsichtbarkeiten - Diskursanalyse über die Konstruktion von Geschlecht durch NGOs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19711

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