Die erste Ölkrise 1973/74 und der neue Wachstumspfad

Ursachen, Verlauf und Folgen der Ölkrise sowie andere Gründe für das Ende des „Wirtschaftswunders“


Hausarbeit, 2012

18 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Vorgeschichte
2.1 Das Wirtschaftswunder
2.2 Erste Wachstumseinbrüche
2.3 Gründung der OPEC und Jom Kippur-Krieg

3. Verlauf der Ölkrise
3.1 Ablauf der Ereignisse 1973/74
3.2 Wirtschaftliche Folgen eines Ölpreisschocks
3.3 Entwicklung von Ölpreis, Arbeitslosenquote, Inflation und Wirtschaftswachstum
3.4 Maßnahmen in Westdeutschland
3.5 Maßnahmen in Österreich und Austrokeynesianismus

4. Andere Gründe für den wirtschaftlichen Wandel
4.1 Der Anstieg von Löhnen und Preisen
4.2 Steigende Budgetdefizite
4.3 Das Ende des Bretton-Woods-Währungssystems
4.4 Bewusstseinswandel der Bevölkerung
4.5 Vergleich mit anderen Ölpreisschocks

5. Schluss

6. Anhang

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„ Man wird ohne nennenswerten Widerspruch feststellen können, daßEnde 1973 und hinübergreifend ins Jahr 1974 ein Einschnitt in der Nachkriegsgeschichte stattgefunden hat. Nichts wird wieder ganz so sein, wie es vorher war. “ (Willy Brandt)

Der Ölpreisschock von 1973/74 ist einem Großteil der Bevölkerung auch heute noch in lebhafter Erinnerung. Autofreie Sonntage, Energieferien und die Angst vor einem kalten Winter trugen dazu bei, dass sich die Ölkrise in den Köpfen festsetzte. Zudem markiert sie einen Wendepunkt der Wirtschaftsentwicklung: Die mit Euphorie verbundenen Wachstumsraten der Jahre des Wirtschaftswunders ebbten ab und mündeten in eine instabile Phase mit gemäßigtem Wachstum, steigender Arbeitslosigkeit - aber auch eine Phase des Neu- und Umdenkens.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Ursachen und Folgen der Ölkrise von 1973/74, zeigt aber auch andere Gründe für das Ende des Wirtschaftswunders auf. Hierbei wird zuerst die auf die wirtschaftliche und politische Vorgeschichte eingegangen. Es folgt eine Analyse der Folgen steigender Ölpreise, sowohl theoretisch im Modell als auch durch eine Auswertung der wirtschaftlichen Kenndaten der Jahre ab 1970. Des Weiteren werden Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise in Westdeutschland und Österreich diskutiert. Weitere Gründe für das Eintreten eines neuen Wachstumspfades ab 1970 werden diskutiert. Abschließend folgt ein Vergleich mit neueren Ölpreisschocks sowie die Antwort auf die Frage, warum Ölpreisschocks heutzutage nicht notwendigerweise in einer Krise enden.

2. Die Vorgeschichte

Bevor die Ölkrise der Jahre 1973/74 behandelt werden kann, sollte die Entwicklung betrachtet werden, die dorthin geführt hat. Diese wird unterteilt in die Periode des Wirtschaftswunders der Nachkriegszeit, erste Wachstumseinbrüche und abschließend die Gründung der OPEC und den Ausbruch des Jom-Kippur-Kriegs.

2.1 Das „Wirtschaftswunder“

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde in den westlichen Industriestaaten ab 1952 ein steiler Wachstumspfad bestritten, der später als „Wirtschaftswunder“ in die Geschichtsbücher einging. Die Wachstumsraten des realen BIP in Westdeutschland lagen in den von 1953-1962 bei durchschnittlich 6,6% (Butschek: 300), zwischen 1962-1967 bei 3,4% (Butschek: 320) und zwischen 1967-1974 bei 4,3% (Butschek: 334).

Für Österreich zeigen sich ähnlich hohe durchschnittliche Wachstumsraten von 6,1%, 4,2% und 5,2% für die oben genannten Zeiträume.

Arbeitslosigkeit gab es kaum, die Arbeitslosenquote in Österreich zwischen 1962-1975 lag bei knapp über 2% (Butschek: 339).

Auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt herrschte Vollbeschäftigung. Die Reallöhne stiegen zwischen 1950 und 1970 um das zweieinhalbfache. Ludwig Erhard, von 1949-1963 Bundesminister für Wirtschaft und von 1963-1966 Bundeskanzler der BRD, proklamierte den „Wohlstand für alle“.

2.2 Erste Wachstumseinbrüche

Erstmals seit Ende des zweiten Weltkrieges gab es in der BRD 1967 eine negative Wachstumsrate von -0,2% ( Walter: 265). Sie war die Folge einer Konjunkturüberhitzung.

Infolgedessen wurde 1967 ein Stabilitätsgesetz erlassen, welches auf Vollbeschäftigung, Stabilität der Preise sowie eine ausgeglichene Handelsbilanz gerichtet war.

Dennoch stiegen die Inflationsraten weiter an, Arbeitnehmer forderten immer höhere Löhne. So stiegen die Bruttostundenverdienste von Industriearbeitern in Österreich von 1,10 Euro im Jahr 1965 auf 3,17 Euro im Jahr 1975 an (Butschek: 356). Es wurde jedoch zunehmend schwieriger, die Lohnforderungen an die Inflationserwartungen anzupassen. Die Zeit der hohen Inflationsraten stellt schon ein erstes Anzeichen für kommende wirtschaftliche Probleme dar.

2.3 Gründung der OPEC und Jom-Kippur Krieg

In den Jahren vor 1973 verstärkte sich die Abhängigkeit der OECD-Staaten Westeuropas von den Ölimporten aus dem Mittleren Osten (57%) und Afrika (26,6%). Besonders die arabischen Staaten erkannten den Machtfaktor Öl. Durch die Gründung der OPEC (Organization of Petroleum Exporting Countries) im Jahre 1960 gelang es diesen Staaten, gemeinsam über die Distribution des Rohöls zu entscheiden. Das Ölembargo von 1967 zeigte erstmals die Souveränität der OPEC-Staaten. Es kam in Folge des 6-Tage-Krieges vom 05.- 10.06.1967 zu Lieferstopps gegenüber Staaten, die Israel unterstützen. Zudem kam es zu einem 19-tägigen Embargo gegenüber den USA und Großbritannien. Dieses kurze Embargo verlief zwar ohne größere wirtschaftliche Folgen für Westeuropa, kann jedoch schon als Generalprobe und Vorbild für die Ereignisse in den Jahren 1973/74 gesehen werden (Hohensee: 27).

Am 6. Oktober 1973 begann durch einen Angriff Ägyptens und Syriens auf die von Israel seit dem 6-Tage-Krieg besetzten Gebiete des Sinai und der Golan- Höhen der sogenannte Jom-Kippur-Krieg. Dieser wird häufig als Auslöser der Ölkrise gesehen, da die Staaten der OPEC beschlossen, die Erdölförderung so lange einzuschränken, bis die von Israel besetzten Gebiete befreit würden.

3. Verlauf der Ölkrise

„ Die Staats- und Regierungschefs waren der Auffassung, dass die durch die Energiekrise hervorgerufene Lage der Weltwirtschaft als Ganzes bedroht und Industriel ä nder wie Entwicklungsl ä nder betrifft. Ein anhaltender Energiemangel würde sich ernsthaft auf Produktion, Besch ä ftigung und Zahlungsbilanz der Gemeinschaftsl ä nder auswirken. “ (Kommuniqu des EG-Gipfels am 14./15.12.1973 in Kopenhagen)

Zunächst wird der zeitliche Ablauf der Ölkrise in den Jahren 1973/74 skizziert. Anschließend werden die Folgen steigender Ölpreise im AS-AD-Modell gezeigt. Es folgt eine Darstellung der Entwicklung der wirtschaftlichen Kenndaten zu Zeiten des Ölpreisschocks von 1973. Abschließend werden Krisenbewältigungsmaßnahmen Westdeutschlands und Österreichs analysiert.

3.1 Ablauf der Ereignisse 1974/74

Am 16.10.1973, 10 Tage nach Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges, beschließen die Ölförderländer am arabisch-persischen Golf eine Erhöhung der Rohölpreise um ca. 70% (Hohensee: 256). Die anderen OPEC-Staaten folgen dieser Preissteigerung später. Die innerhalb der OPEC zur OAPEC (Organization of Arab Petroleum Exporting Countries) zusammengeschlossenen Länder beschließen Ölförderkürzungen von 5% pro Monat, solange Israel die besetzten Gebiete nicht räumt.

In der Folge kommt aufgrund einer „feindlich gesinnten“ (Hohensee: 257) Haltung zu Lieferstopps einiger Staaten gegenüber den USA und Niederlanden. Ab November gibt es europaweit erste fahrzeugfreie Tage. Am 26.11. wird auf der Gipfelkonferenz der Arabischen Liga beschlossen, Erdöl weiterhin als Waffe einzusetzen. Es folgt die Verdopplung der Erdölpreise am 22.12.1973. Gegen Ende des Jahres 1973 beschließen die OAPEC-Staaten jedoch bereits, die gedrosselten Fördermengen ab 1974 wieder zu erhöhen. Gleichzeitig wird in Westdeutschland die Mehrbelastung aufgrund der gestiegenen Ölpreise auf über 15 Mia. DM pro Jahr geschätzt.

Es kommt Anfang des Jahres 1974 zu Verhandlungen zwischen ölexportierenden und ölimportierenden Staaten. Erstere sind jedoch nicht bereit, auf niedrigere Preisforderungen einzugehen. Insgesamt kommt es jedoch zu einer Entspannung der Lage.

Am 13.03.1974 wird dann das Ölembargo gegenüber den USA aufgehoben. Jenes gegenüber der Niederlande endet am 10.07.

Die Fördermengen erreichen wieder den gleichen Stand wie vor Krisenbeginn. Die Preise bleiben zwar auf dem hohen Niveau, doch die Krise ist vorbei. Am

15.11.1974 gründet der Rat der OECD die IEA (Internationale Energieagentur), die einen Mechanismus gegen die Verknappung des Ölangebots entwickeln soll und der internationalen Zusammenarbeit im Energiebereich dient (Hohensee: 258).

3.2 Wirtschaftliche Folgen eines Ölpreisschocks

Eine Erhöhung der Ölpreise hat kurz- und mittelfristig wirtschaftliche Folgen. Zunächst folgt die Analyse des Ölpreisschocks im AS-AD-Modell.

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Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die erste Ölkrise 1973/74 und der neue Wachstumspfad
Untertitel
Ursachen, Verlauf und Folgen der Ölkrise sowie andere Gründe für das Ende des „Wirtschaftswunders“
Hochschule
Universität Wien
Note
1
Autor
Jahr
2012
Seiten
18
Katalognummer
V197029
ISBN (eBook)
9783656230977
ISBN (Buch)
9783656231578
Dateigröße
762 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ölkrise, ölkrise 73, Ölpreisschock, blanchard, illing, wirtschaftswunder, 2. weltkrieg, ölpreis, opec, jom-kippur-krieg, oecd, energiewende, umweltbewusstsein, wachstum, Ölembargo, israel, ägypten
Arbeit zitieren
Maximilian Ambros (Autor:in), 2012, Die erste Ölkrise 1973/74 und der neue Wachstumspfad, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197029

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