Kulturelle Identität in einer globalen Welt


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

21 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Kulturalismus und kulturelle Identität
2.1 Kulturalisten und Universalisten
2.2 Kulturelle und kollektive Identität

3. Deutsche Identität
3.1 Womit wir uns identifizieren
3.2 Identitätsprobleme

4. Kultur als Stolperstein?
4.1 Kultur und Globalisierung
4.2 Kulturschmelze
4.3 Angst vor dem Fremden

5. Zusammenfassung und Ausblick

6. Quellen
6.1 Bücher / Artikel
6.2 Webseiten

1. Einleitung

Kellenberger zitiert Georg Christoph Lichtenberg in Allmende (S. 123) mit den Worten: „Sehr viele und vielleicht die meisten Menschen müssen, um etwas zu finden, erst wissen, daß es vorhanden ist.“ Die Identität der Deutschen fällt genau in diese Kategorie der Dinge, die gefunden werden müssen. Überlegt man sich, was als „typisch deutsch“ gilt, kommen einem Begriffe in den Sinn wie Autos, Bier, Urlaub auf Mallorca ein. Ich als Deutsche erwidere, ein Auto habe ich noch nie besessen, ich trinke lieber Wein anstatt Bier und auf Mallorca war ich auch noch nicht. Demnach steckt eine gemeinsame kulturelle Identifikation wohl tiefer in uns drin. Aber womit identifizieren wir uns? Graf von Kruckow widmet in seinem Buch „Über die Deutschen“ ein Kapitel dem deutschen Wald und behauptet

Diese Arbeit soll deutlich machen, dass, ausgehend von der derzeitigen Debatte zwischen Kulturalisten und Universalisten, kulturelle Identität in Deutschland nicht so leicht zu definieren ist, und wir mit unserer eigenen Kultur sowie mit fremden Kulturen in Bezug auf Identifikation gewisse Probleme haben.

Der Deutsche Wald

2. Kulturalismus und kulturelle Identität

2.1 Kulturalisten und Universalisten

Die allgegenwärtige politische Diskussion um die multikulturelle Gesellschaft beschäftigt seit geraumer Zeit auch die Wissenschaft. In deren Ausgestaltung nehmen nach Schiffauer (S. 144 ff.) Kulturalisten und Universalisten gespaltene Lager ein. Kulturalisten bestehen zunächst auf das Recht jedes Menschen zur kulturellen Selbstverwirklichung und somit auf das Recht, anders sein zu können und zu dürfen. Sie bringen dabei das Argument hervor, der Mensch habe grundsätzlich das Bedürfnis auf eine generelle und weitläufige Anerkennung, welches unerschöpflich sei. Gleichzeitig wird in jedem Menschen das Bedürfnis wach, als besonderes Individuum anerkannt zu werden und ohne Einschränkungen, so wie man ist und so wie man (durch die Herkunft) geworden ist, akzeptiert zu werden.

In diesem Zusammenhang wird der Ruf nach Differenz laut. Indem sich Kulturalisten auf die Tatsache beziehen, Normen, Werte und Standards würden geteilt, bringen sie ihre Vorstellung einer Kultur mit einem Zentrum und einer Grenze zutage. Kultur hat ihrer Auffassung nach einen Ursprung und eine Mission. Im gleichen Atemzug leugnen sie, dass jede Kultur prinzipiell offen und lebendig ist.

Das Dilemma, das sich für die Ethnologie aufweist ist, dass Kulturalisten mit dieser Einstellung ihre Kultur „stilisieren, reduzieren und standardisieren“, um sie zu verteidigen. Schiffauer sieht darin einen Prozeß, der zur „Selbstverkapselung“ führt. Das Konzept des Kulturalismus geht auf Charles Taylor zurück.

Universalisten hingegen befürchten, nach der Interpretation Schiffauers, dass die Auffassung der Kulturalisten in einer Sackgasse enden wird und Ausgrenzung und Unterdrückung die Folge sein werden. Gleichzeitig lassen sie laute Kritik bezüglich des Konzepts der multikulturellen Gesellschaft verlauten. Ihrer Meinung nach zwingt uns der Begriff dazu, anzunehmen, unsere Gesellschaft sei aus verschiedenen Kulturen und nicht, wie sie finden, aus verschiedenen Klassen zusammengesetzt. Dadurch wird die gesellschaftliche Schwierigkeit von Migranten im Bereich Kultur präsentiert und nicht in der Gesellschaft selbst, wo es angebracht wäre. Universalisten werfen Kulturalisten vor, sie würden grundsätzliche ökonomische oder politische Konflikte als Kulturkonflikte beschrieben und somit eine Ablenkungsstrategie verfolgen, wonach für das Verständnis zwischen Deutschen und Ausländern geworben wird, anstatt den sozialen Wohnungsbau zu fördern. Diese Haltung definieren sie als ausgrenzend und als diskriminierend. Denn rückt demnach Kultur in den Vordergrund, legt man automatisch den anderen auf sein Anderssein fest. Die große Gefahr scheint dabei zu sein, dass man den Begriff der kulturellen Identität ausnutzen könnte, um Zuwanderung zu aufzuhalten. Ein so genannter „neuer Rassismus“ würde sich demnach jetzt schon unterschwellig breit machen und eine Reinheit der Kultur an die Stelle der Reinheit der Rasse treten lassen.

Anstatt den Kulturbegriff ständig neu zu definieren verlangen Universalisten, überhaupt nicht mehr von Kulturen zu sprechen, sondern nur noch von Individuen, wie z.B. den Deutschen oder den Muslimen. Der Universalismus, der eine Denkart darstellt, die den Vorgang des Ganzen betont, geht in Deutschland auf Wolfgang Pohrt zurück.

Angesichts dieser zwei sehr extremen Theoretiker ist fraglich, wohin die Praxis tendiert. Fragen, die sich momentan um den Begriff des „kulturellen Rassismus“ drehen, beschäftigen sich mit dem „Problem der Festlegung des Anderen auf seine Kultur und Herkunft, was nicht selten mit dem Zu- oder Absprechen von Kompetenz verbunden wird“ (Schiffauer S. 149). Demnach müsste eine Kompromißlösung gefunden werden, die einerseits darauf achtet, keine Ausgrenzung durch Differenzierung heraufzubeschwören, und der gleichzeitig erlaubt wird, den Kulturbegriff abzugrenzen.

2.2 Kulturelle und kollektive Identität

Die eigene Identität wird oft nicht wahrgenommen, weil sie als selbstverständlich erscheint solange man nicht in einen Konflikt mit sich selbst kommt. Betrachtet man Schlagzeilen von Zeitungen und Zeitschriften, scheint Identität ein Modewort geworden zu sein, nach der immer mehr Menschen suchen. Doch angeblich wird sie nur von wenigen gefunden. „Dem ‚Auf der Suche nach Identität‘ stehen dabei vor allem die Begriffe Einsamkeit und Anonymität gegenüber.“ (Greverus, S. 161). Dem entsprechend vielfältig sind Definitionen, die Wissenschaftler von Identität liefern.

Adler (S. 230) beschreibt den Begriff der Identität im allgemeinen wie folgt: „The concept of identity is meant to imply a coherent sense of self that depends on a stability of values and a sense of wholeness and integration.” Identität entsteht demnach durch positiven und negativen Vergleich mit einem Kollektiv oder durch Selbstkritik. Die ist statisch und nicht leicht veränderbar. Kulturelle Identität wird beschrieben als (S. 233): „An integrated synthesis of identifications that are idiosyncratic within the parameters of culturally influenced biological, social and philosophical motivations”. Kulturelle Identität ist als Symbol für die Erfahrung eines Individuums in Bezug auf Weltsicht und ihr Wertesystem zu sehen. Sie wird bestimmt durch Ansichten und Glaubensrichtung einer Gruppe, die sich all diese Elemente teilt.

Durch die inzwischen erreichte Globalität hat der Mensch es nicht mehr nötig, seine ihm zugeschriebene Identität ein Leben lang beizubehalten. Laut Greverus (S. 161) können wir „nicht nur unsere Ortsbürgschaft wechseln, sondern auch unsere Nationalität. Wir können unsere soziale Schicht wechseln, und selbst zunächst unabänderlich erscheinende Identifikationsfaktoren wie Geschlecht und Alter sind zwar biologisch nicht aufhebbar, aber sie haben die Enge der gesellschaftlichen Rollenzuweisung verloren.“ Der Autor meint außerdem, dass: „... der Begriff [Identität] so sehr in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen sei, daß heute niemand mehr glaubt, ihn definieren zu müssen.“

Obwohl Europa mehr und mehr zusammenwächst, wird die Vielfalt der europäischen Kulturen, Sprachen und Gebräuche weiterhin bewahrt. Die internationale Kultur bzw. die Weltkultur ist ein wichtiger Beitrag zur Gemeinschaft Europas, die unter anderem Stabilität und Fortschritt in der Welt garantiert. Neben der Weltkultur gibt es die regionale oder lokale Kultur, die sich auf ein bestimmtes Land oder nur auf einen bestimmten Bereich eines Landes beschränkt. In den ersten Lebensjahren prägt besonders die lokale Kultur einer kleineren Gruppe die kulturelle sowie die kollektive Identität. Eder S. 50: „..., daß Identität in der Interaktion mit anderen, also in Gruppen, hergestellt wird.“

Laut Greverus (S. 161) sind die beiden Identitätsfragen „Wer bin ich?“ und „Wohin gehöre ich?“ nicht allein vom Individuum zu beantworten, denn Identität zu haben heißt sich zu erkennen und auch erkannt und anerkannt zu werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Kulturelle Identität in einer globalen Welt
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Interkulturelle Kommunikation)
Note
2,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
21
Katalognummer
V19679
ISBN (eBook)
9783638237444
ISBN (Buch)
9783638811644
Dateigröße
514 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kulturelle, Identität, Welt
Arbeit zitieren
Sabine Krieg (Autor:in), 2002, Kulturelle Identität in einer globalen Welt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19679

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Kulturelle Identität in einer globalen Welt



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden