Die Rechte afroamerikanischer Muslims in Gefängnissen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

20 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Geschichte der Black Muslims in den USA

3. Black Muslims heute

4. Fallbeispiel: Elias Sengor

5. Die Moral in Gefängnissen

6. Das First Amendment

7. Der Kampf der Black Muslims für religiöse Rechte
7.1 Gleichberechtigte Behandlung
7.2 Essen
7.3 Kleidung und Körperpflege
7.4 Gebete
7.5 Inhaftierte Muslims und weibliches Personal
7.6 Umgang mit religiösen Streitpunkten

8. Malcolm X – Erfahrungen eines prominenten Häftlings

9. Auswirkung der Einschränkungen

10. Zukunftsaussichten

11. Literatur

12. Internetseiten

1. Einleitung

Einer statistischen Erhebung des Bureau of Justice in den USA zufolge machten afroamerikanische Staatsbürger Ende des Jahres 1997 12% der Bevölkerung aus, stellten jedoch zugleich 44% aller Gefangener des Landes dar. Diese Statistik widerspiegelt den sozialen Notstand der größten Minderheitengruppe der USA.

Recherche hinter Gefängnismauern wird in der Regel Wissenschaftlern verweigert. Man kann aber an Rechtsfällen, die von afroamerikanischen Gefangenen vor Gericht gebracht wurden, ablesen, wie die Insassen behandelt wurden bzw. immer noch behandelt werden. Dabei wird deutlich, dass sich vor allem die Gruppe der Black Muslims im Kampf für eine freie Religionsausübung in Gefängnissen stark macht.

Die Nation of Islam, die dominierende gemeinschaftliche Bezeichnung der Black Muslims, der fast ausschließlich afroamerikanische Gläubige angehören, setzt sich speziell für die Rechte ihrer Anhänger ein und ist mit einer einzigartigen Systematik der Missionierung Vorreiter darin, Häftlinge zum Islam zu konvertieren.

Die vorliegende Arbeit behandelt im folgenden die Problematik, der afroamerikanische Muslims im Gefängnis ausgesetzt sind, die ihren Glauben praktizieren möchten. Viele Bereiche des Alltags hinter Gefängnismauern kollidieren mit dem Tagesablauf eines gläubigen Muslim. Welche Rechte ihnen heute dank ihres eigenen engagierten Einsatzes gewährt werden, wie Malcolm X die Bewegung beeinflusste und wie sich das Leben in Gefangenschaft gestaltet wird hier dargestellt.

2. Die Geschichte der Black Muslims in den USA

Nach der Aufhebung der Sklaverei zogen viele Schwarze, die ehemals auf Plantagen im Süden arbeitete, in den Norden der USA, um dort im Zuge der Industrialisierung ihr Glück zu versuchen. Sie siedelten sich zunächst in Vorstadtgebieten an, drängten aber immer mehr in die Innenstädte und verdrängten die dort lebenden Weißen. Da die Konkurrenz um die neu entstandenen Arbeitsplätze, die vorwiegend in der Automobilindustrie angesiedelt waren, zu groß war, konnten in den Fabriken und Werken nicht alle Emigranten eine Beschäftigung finden. Die sich breit machende Armut ließ Ghettos entstehen, die einen Anstieg krimineller Delikte mit sich brachte.

Die Gruppe der Black Muslim“ war von Anfang an keine gewöhnliche muslimische Gemeinschaft. Sie wollte sich von bereits sesshaft gewordenen muslimischen Einwanderern in den Städten der USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts bewusst absondern. Diese Abgrenzung brachten sie verstärkt zum Ausdruck; indem sie sich als „Muslims“ und nicht „Moslems“ bezeichneten. Dabei ist zu beachten, dass nicht alle Afroamerikaner mit islamischem Glauben der Gruppe der Black Muslims angehören.

Die Black Muslims betonen noch heute, dass sie als „Black Men“ betrachtet werden möchten – als Gegensatz zum „White Man“; denn Weiße sind ihrer Meinung nach nicht imstande, angemessene Muslims zu sein (Lincoln, S. xvi/xvii).

Die Black Muslim -Bewegung ist auf das Jahr 1930 zurück zu führen. Sie wurde von W. D. Fard gegründet, der als Hausierer in Detroit von Tür zu Tür zu ging, um mit seiner Zielgruppe ins Gespräch zu kommen. Dabei erzählte er ihnen von dem afrikanischen Kontinent, den er angeblich kannte.

In der Zeit der Weltwirtschaftskrise gelang es Fard, bis zu 8000 Anhänger um sich zu scharen, die alle an eine Befreiung durch ihn von ihrer sozialen Not glaubten. Er gründete die „Lost Found Nation of Islam in the Wilderness of North America“ und verlangte 10$ sowie einen selbst geschriebenen Bittbrief von jedem Gläubigen, der bereit war, seinen bisherigen Namen gegen einen neuen, arabischen Namen „einzutauschen“. So plötzlich wie er im Juli 1930 auftauchte, tauchte Fard auch im Juni 1934 wieder unter (Kepel, S. 30).

Nach seinem Verschwinden übernahm einer seiner treuesten Anhänger, Elijah Muhammad, das Ruder und führte die Glaubensgemeinschaft von 1934 bis 1974 von Detroit aus erfolgreich an. Da er den Kriegsdienst verweigerte, musste Muhammad von 1942 – 1946 ins Gefängnis. Seine Inhaftierung wusste er sinnvoll zu nutzen und begann damit, andere afroamerikanische Häftlinge zu missionieren. Diese Art der Missionierung soll bestimmt den Charakter des gesamten Verlaufs der Geschichte der Black Muslim -Bewegung.

Als selbst ernannter „Spiritual Leader of the Lost-Found Nation in the West“ (Lincoln, S. 20) und Apostel Allahs gelang es Muhammad zahlreiche Anhänger zu gewinnen. Der Hauptsitz der Nation of Islam wurde wenige Jahren später nach Chicago verlegt. Da der Islam für Black Muslims eine „gedankliche Grundlage für das schwarze Rassenbewußtsein“ (Watt / Welch, S. 161) implizierte, ließ Muhammad unter anderem durch von ihm ernannte Geistliche verkünden, Schwarze sollen sich von den Weißen absondern. Mit dieser Grundeinstellung wurde erreicht, die Black Muslim- Bewegung voranzutreiben, obwohl am Anfang nur wenig Wissen über den Islam vorhanden war. Muhammad gelang es, lange Zeit als unangefochtene Machtfigur gezielt Kontrolle über seine Anhänger auszuüben und moralische Lehren einer sozialen Reform zu verbreiten.

Als agierendes Vorbild für viele seiner Anhänger nahm Malcolm X im Gefängnis den Glauben der Black Muslims an. Er wurde 1946 in erster Linie wegen Beischlaf mit weißen Frauen und nur nebensächlich wegen Einbruch und Diebstahl inhaftiert. Nach seiner Entlassung wurde er von Elijah Muhammad, mit dem er ein sehr inniges Verhältnis pflegte, zum Geistlichen der Black Muslims ernannt. Diese Ernennung ebnete den Weg seiner Karriere als erfolgreichster Sprecher und Missionar der Gemeinschaft.

Zu Beginn der 1960er Jahren kam es zwischen ihm und Elijah Muhammad zu einem Vertrauensbruch. Daraufhin unternahm Malcolm X seine Pilgerreise nach Mekka und trat währenddessen zum orthodoxen Islam über. Nach seiner Rückkehr gründete er die Organization of Afro-American Unity. Er vertrat einen schwarzen Nationalismus, ließ aber eine Brüderschaft verschiedener Rassen gemeinsam zu. Die Ermordung von Malcolm X im Jahre 1965 wurde wahrscheinlich von Muhammads Anhängern angezettelt.

Nachdem Elijah Muhammad 1975 starb gründete Louis Farrakhan eine umorganisierte Nation of Islam, die aber noch an den Lehren seines Vorgängers haftete. Farrakhan wurde oft als Antisemit dargestellt, da er Weiße scharf kritisierte und die Selbsthilfe der Afroamerikaner zur Verbesserung ihrer Situation betonte. 1995 organisierte und leitete er den Million Man March, ein Ereignis, dem sich Afroamerikaner aller Glaubensrichtungen anschlossen, um auf ihre soziale Situation im Land aufmerksam zu machen. Dieser Aktion wird eine hohe Bedeutung verliehen.

(www.historychannel.de, 12.01.02)

3. Black Muslims heute

Der Islam der Black Muslims greift vor allem in das Leben der sozial schwächer gestellten Afroamerikaner ein und will sie, die Angehörige der lower class, missionieren. Vertreter des Glaubens versprechen den Konvertierten, der Islam ermögliche nach Jahren der Unterdrückung durch die Weißen eine Flucht in die Freiheit – „escape into freedom“ (Lincoln, S. xvii). Sie werden in einem für sie sehr bedeutenden Punkt angesprochen, der sie in den letzten Jahrzehnten sehr quälte und sind deshalb überzeugt, in dieser Religion die Wahrheit für sich gefunden zu haben.

Auch Lincoln (S. 18) ist davon überzeugt, dass die Masse der Muslims der amerikanischen lower class angehört, die ein relativ niedriges Einkommen haben. Ihre Religion ermutigt sie, ein ansehnliches Leben zu führen und sich um ihre Familien zu kümmern: Männer werden dazu angehalten, beständige Arbeit zu haben. Zudem sind allen Muslims Glücksspiele verboten, sie dürfen weder Alkohol trinken, noch rauchen, sich überessen oder auf Kredit kaufen. Das Ergebnis dieses strengen und vorgeschriebenen Lebens ist ein gesunder und komfortabler Lebensstandard, bei dem sogar Geld für die Gemeinde übrig bleibt. Die Religion gibt den Gläubigen soziale Sicherheit. Indem sie an Allah glauben, schöpfen sie Kraft für ihr Leben. Mit der Unterstützung der Gemeinschaft bringt es jeder Muslim zu einem besseren Leben.

Mitglieder der Black Muslims zeichnen sich durch ihr relativ junges Alter aus. Ungefähr 80 % sind zwischen 17 und 35 Jahren alt (Lincoln, S. 22). Sie setzen sich in erster Linie aus Männern zusammen, die auch die gesamte Verwaltung der Organisation übernehmen. Frauen halten sich im Hintergrund auf, werden jedoch geachtet.

Die Geschichte hat gezeigt, dass sich die Black Muslims schon immer um einkommensschwache Menschen bemühten und heute immer noch bemühen. Deshalb sind Konvertierungen im Gefängnis keine Seltenheit. Neu gewonnenen Mitgliedern, die ebenfalls aus der lower class stammen, fällt es leichter, sich mit der Bewegung zu identifizieren. Ein davor unbekanntes Zusammengehörigkeitsgefühl Steht am Anfang des Übertritts zum Islam.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Rechte afroamerikanischer Muslims in Gefängnissen
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Amerika Institut)
Note
2
Autor
Jahr
2002
Seiten
20
Katalognummer
V19672
ISBN (eBook)
9783638237413
ISBN (Buch)
9783638811613
Dateigröße
504 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rechte, Muslims, Gefängnissen
Arbeit zitieren
Sabine Krieg (Autor:in), 2002, Die Rechte afroamerikanischer Muslims in Gefängnissen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19672

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