Wettbewerb am Rundholzmarkt: Identifikation von Submärkten und Marktmechanismen

Eine ökonomische Analyse


Masterarbeit, 2012

66 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Abkürzungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Rundholzmarkt
2.1 Akteure am Holzmarkt
2.1.1 Holzproduzenten
2.1.2 Holzkäufer
2.1.3 Cluster Holz
2.2 Produktionskapazitäten
2.3 Der Handel mit Rundholz
2.4 Charakteristika der Forstwirtschaft
2.4.1 Urproduktion mit externen Effekten
2.4.2 Nachhaltigkeit als Generationenvertrag
2.4.3 Produktionsentscheidungen im Forstbetrieb
2.4.4 Zielsetzung Forstbetriebe

3 Relevante Märkte
3.1 Methoden der Marktabgrenzung
3.2 Relevante Märkte in der Forstwirtschaft
3.3 Analysemodell /-kriterien für den Holzmarkt
3.4 Prüfung an Daten der Niedersächsische Landesforsten
3.4.1 Datengrundlage
3.4.2 Nadelstammholzmarkt
3.4.3 Laubstammholzmarkt
3.4.4 Industrie- und Energieholzmarkt
3.5 Regionale Grenzen der Submärkte
3.6 Ex- und Import

4 Preisbildung und Wettbewerb
4.1 Theorie von Marktpreisen und Wettbewerb
4.1.1 Funktionen des Marktpreises
4.1.2 Leitbild der vollkommenen Konkurrenz
4.1.3 Unvollkommene Märkte
4.2 Wettbewerb am Rundholzmarkt
4.2.1 Gemeinsame Prüfkriterien der drei Submärkte
4.2.2 Wettbewerb am Nadelstammholzmarkt
4.2.3 Wettbewerb am Laubstammholzmarkt
4.2.4 Wettbewerb am Industrie- und Energieholzmarkt
4.3 Preisbildung am Rundholzmarkt
4.3.1 Untersuchungen zur Preisbildung am Rundholzmarkt
4.3.2 Determinanten der Preisentwicklung 2001 bis
4.3.3 Preisbildung am Nadelstammholzmarkt
4.3.4 Preisbildung am Laubstammholzmarkt
4.3.5 Preisbildung am Industrie- und Energieholzmarkt
4.3.6 Bedeutung der Region für die Preisbildung

5 Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 3.1: Nadelstammholz, Anteil schwachen Stammholzes

Tabelle 3.2: Nadelstammholz, Verteilung der Käufe auf Sorten

Tabelle 3.3: Laubstammholz, Verteilung der Käufe auf Sorten

Tabelle 3.4: Industrie- und Energieholz, Verteilung der Kundenkäufe auf Sortimente

Tabelle 3.5: Vergleich NLF-Preisindices mit Durchschnittspreisindices staatlicher Forstbetrieb der Bundesrepublik

Tabelle 3.6: Vergleich NLF-Preise mit Preisen der Bayerischen Staatsforsten

Tabelle 4.1: Kriterien zur Analyse von Märkten

Tabelle 4.2: Ursachen für die Verschiebung von Gleichgewichten

Tabelle 4.3: Korrelationen zwischen Marktfaktoren und Marktpreisen

Tabelle 4.4: Monatsvergleich Holzpreise

Tabelle 4.5: Indices der Marktergebnisse für Preis, Menge und Umsatz am Nadelstammholzmarkt

Tabelle 4.6: Marktergebnisse Nadelstammholz

Tabelle 4.7: Indices der Marktergebnisse für Preis, Menge und Umsatz am Laubstammholzmarkt

Tabelle 4.8: Marktergebnisse Laubstammholz

Tabelle 4.9: Preisentwicklung ausgewählter Buchensortimente NLF

Tabelle 4.10: Vergleich der Preisindices für Industrieholz und flüssige Brennstoffe

Tabelle 4.11: Indices der Marktergebnisse für Preis, Menge und Umsatz am Industrieholzmarkt

Tabelle 4.12: Marktergebnisse Industrieholz

1 Einleitung

Die Märkte, an denen Produkte der Urproduktion gehandelt werden, unterliegen aufgrund ihrer Spezifika besonderen Rahmenbedingungen. Dies gilt in besonderem Maße für die Holzproduktion und die Vermarktung von Rundholz.

Märkte werden durch stetigen Wandel verändert. Bestimmend dafür sind angebotsspezifische Prozesse wie Entwicklung von Produktionsmethoden, -kosten oder neuen Produkten. Dazu kommen nachfragespezifische Einflüsse durch Substitute, geänderte Produktverwendung oder geänderte Kundenstrukturen. Die Veränderung marktspezifischer oder allgemeiner Rahmenbedingungen durch Staat (Gesetze, Steuern) oder Wirtschaft (Wachstum, Technik) begründet weitere den Wandel befördernde Faktoren.

Längerfristiger Wandel zeigt sich darin, dass die Holzproduzenten seit den achtziger Jahren bis in dieses Jahrtausend geringe Gewinne oder gar Verluste verzeichneten, jedoch durch kontinuierliche Entwicklung seit 2005 wieder Gewinne schreiben (BMELV (Jahrbuch 2010), S.382).

Aktuelle Meldungen weisen auf eine derzeit besonders hohe Dynamik am Holzmarkt hin. So meldet die Agentur Wood Ressource Quaterly, dass die Preise für Nadelsägerundholz seit der Wirtschaftskrise 2009 um 40 % auf den höchsten Preis der letzten 16 Jahre gestiegen sind (Vgl. Wood Resource International LLC Company (Global 2011), S. 1; Vgl. BSHD (Rundholzpreis 2011), S. 36). Außerdem wurde am 3. November 2011 die erste Biomassebörse Europas in Rotterdam eröffnen, an welcher vornehmlich Ernergieholz gehandelt werden (Vgl. APX- Endex (Börsenhandel 2011), S. 1).

In dieser Arbeit soll der Handel von Holz der ersten Verarbeitungsstufe, mithin von Rundholz bzw. der primäre Holzmarkt daraufhin untersucht werden, ob die Funktionen des Wettbewerbs gegeben sind und welche Faktoren die Preisbildung bestimmen.

Nach einer Beschreibung des Rundholzmarkts soll eine Abgrenzung von Submärkten erfolgen. Bisher gültige Gliederungen, verwendete Determinanten der Submärkte sowie deren Angebots- und Nachfragefunktionen sollen erhoben und gewürdigt werden. Bei der Marktabgrenzung wird die Regionalität der Märkte geprüft. Nach Klassifikation der Submärkte wird der Frage nachgegangen, ob sie die Kriterien vollkommener Märkte erfüllen bzw. ob sie dem Ideal funktionierenden Wettbewerbs entsprechen.

Darauf aufbauend wird geprüft, welchen Änderungen die Märkte unterliegen, welchen aktuellen Einflüssen der Preisbildungsprozess unterliegt und worin die Dynamik der Holzmärkte begründet ist.

Die Würdigung wird empirisch unterstützt anhand von Daten der Dekade 2001-2010 aus den Niedersächsischen Landesforsten, die etwa 3 % des Rundholzes in Deutschland produzieren, 38 % des Niedersächsischen Marktes und auf typischen lokalen Märkten agieren.

2 Der Rundholzmarkt

Mit dem Begriff Rundholzmarkt wird der Ver- und Ankauf von Rundholz der ersten Verarbeitungsstufe beschrieben. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es 11.075.799 ha Wald, von denen etwa 94,6 % der Holzproduktion dienen. Auf den rund 10,5 Mio. ha Produktionsfläche wird den Regeln des Bundeswaldgesetzes (Vgl. Bundeswaldgesetz (BWaldG 2010)) und der Ländergesetze folgend nachhaltig Holz produziert (Vgl. BMELV (BWI 2002), Tabelle: Gesamtfläche Wald + Nichtwald [ha] nach Verdichtungsgebiet und Waldentscheid).

Die Produktionsmenge betrug 2007 79,6 und 2008 88,3 Mio. Fm Rundholz einschließlich Hausbrand (Mantau (Holzrohstoffbilanz 2009), S. 28). An anderer Stelle wird ein Einschlag von 55,4 Mio. Fm für 2008, 48,1 Mio. Fm in 2009 und 54,4 Mio. Fm in 2010 angegeben, der jedoch den Hausbrand nicht enthält (BMELV (Jahrbuch 2010) S.392). Durch Import werden 10 % des Verbrauchs im Durchschnitt der Jahre 2009 und 2010 gedeckt und 5 % der Produktion exportiert (Vgl. Seintsch (Holzbilanzen 2011), S.11).

Der Wald steht in privatem Eigentum (48 %), aber auch in öffentlichem Eigentum (52 %) des Bundes, der Länder und der Kommunen. Die Eigentumsstruktur (Stand 2007) ist durch 16 große öffentliche Forstbetriebe der Länder und des Bundes, 492 kommunale Forstbetriebe mit Waldflächen über 1.000 ha und 256 private Betriebe mit Waldflächen über 1.000 ha auf der einen Seite und über 200.000 Waldbesitzern mit kleinparzellierten Privatwald (75 % < als 10 ha) auf der anderen Seite geprägt (Vgl. BMELV (Jahrbuch 2010), S. 377 ff.).

Bedeutendste Rundholzkäufer sind die holzverarbeitenden Betriebe vor allem der Sägewerke (51 % im Durchschnitt 2008, 2009 von der Produktion ohne Hausbrand) und der Holzindustrie (32 %) (Vgl. BMELV (Jahrbuch 2010), S. 388). Der private Verbrauch (Hausbrand) beträgt zusätzlich 25,2 Mio. Fm (Jahr 2008) und entspricht damit dem Verbrauch der Sägewerke (Vgl. Mantau (Holzrohstoffbilanz 2008), S. 28), wobei eine höhere „Dunkelziffer“ vermutet wird (Vgl. Ochs et al. (Struktur 2008),

S. 19).

Der Umsatz am Rundholzmarkt betrug 2006 insgesamt 2.832 Mio. € (Vgl. Seintsch (Entwicklungen 2008), S. 59). Die Volatilität der Holzpreise in der Dekade 2001 -2010 ist hoch. Die durchschnittliche jährliche Preisänderung beim Fichtenstammholz über 10 % die maximale 20 %, beim Industrieholz durchschnittlich 11 % und maximal 23 %. Die unterjährige Volatilität betrug beim Fichtenstammholz bis zu 15 %, beim Industrieholz bis zu 34 %[1].

2.1 Akteure am Holzmarkt

2.1.1 Holzproduzenten

Die großen öffentlichen Forstbetriebe der Bundesländer nehmen 33 % der Waldfläche ein und produzieren 35 % des Holzeinschlags (Jahre 2008 und 2009) (BMELV (Jahrbuch 2010) S. 380). Die Länderforstbetriebe sind inzwischen meist als Landesbetriebe oder Anstalten ö.R. organisiert (Vgl. Sproßmann, Herbert (Forstorganisation 2009) S.1054).

Während die großen öffentlichen Betriebe über 1.000 ha Wald auf 4,465 Mio. ha Waldfläche produzieren, produzieren die großen Privatwälder auf 0,773 Mio. ha (Stand 2007) (Vgl. BMELV (Jahrbuch 2010), S. 377).

Die Bewirtschaftung des kleineren und genossenschaftlichen Privatwaldes wird von teils parallel zu den Länderforstbetrieben organisierten staatlichen Hoheitsforstverwaltungen betreut. In Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen übernehmen diese Aufgaben die Landwirtschaftskammern als Selbstverwaltungsorgane. Zunehmend gewinnen private Zusammenschlüsse zur gemeinsamen Waldbewirtschaftung und Holzvermarktung an Bedeutung ha (Vgl. Sproßmann (Forst­organisation 2009), S. 1052 ff.).

Die Holzproduktion nimmt von Norden nach Süden zu, weil der prozentuale Waldanteil und die Ertragskraft der Wälder in Deutschland gleichgerichtet steigen. So betragen die Waldanteile in Niedersachen und NR W 23 % bzw. 26 % in Bayern und Baden-Württemberg 36 % bzw. 38 %. In den Regionen und Forstbetrieben ergeben sich daraus für die Holznutzung sehr unterschiedliche Produktionsmengen (Vgl. BMELV (BWI 2002), Tabelle 2.01.9).

Die Wälder Deutschlands bestehen zu 59 % aus Nadelwäldern und zu 41 % aus Laubwäldern (BMELV (Jahrbuch 2010), S. 378). In Süddeutschland dominieren die Fichten- und Tannenwälder, die Laubwälder nehmen wachsende Anteile der Mittelgebirge ein und die Kiefer prägt die Waldgesellschaften des norddeutschen Flachlandes. Daher variieren nicht nur die Produktionsmengen sondern auch die Holzartenanteile (Vgl. Polley und Kroiher (Aufkommen 2008), S. 7 ff.).

Die eigentliche Produktion wird in den größeren Betrieben mit rückläufiger Tendenz von angestellten Forstwirten und mit steigender Tendenz durch Unternehmer ausgeführt. Die hochmechanisierte hat sich gegenüber der manuellen Holzernte zum Standardverfahren entwickelt.

Während die großen Forstbetriebe Organisationen unterhalten, die einen kontinuierlichen wirtschaftlichen Betrieb erfordern, können Waldeigentümer ohne Betriebsorganisation den Zeitpunkt der Produktion in Abhängigkeit vom Markt terminieren (Vgl. Schwarzbauer (Angebotsverhalten 2009), S 18).

2.1.2 Holzkäufer

Die Holzkäufer teilen sich in die holzverarbeitende Betriebe, den Holzhandel und private Verbraucher.

Die Betriebe gliedern sich in Sägewerke und Holzindustrie. Die 241 größeren Sägewerke teilen sich in Schnittholz- und Profilzerspanerwerke[2]. Die Ausbeute an Schnittholz beträgt 45 % vom Rundholz, so dass als Nebenprodukte große Mengen Industrie-Resthölzer anfallen, die z.B. in der Plattenindustrie oder energetisch verwertet werden (Vgl. Lestander (Competition 2011), S.9).

Die Holzindustrie wiederum umfasst die Hersteller von Holzwerkstoffplatten (2009 – 98 Unternehmen) und Zellstoff (2009 – 5 Unternehmen)[3]. Zu ihr können die Energieholzunternehmen wie z.B. Pelletwerke hinzugerechnet werden (2006 – 40 Standorte) (Vgl. Held et al. (Holzenergie 2008), S. 34).

Der Holzhandel als Zwischenhändler nimmt einen Teil des Rundholzes auf und führt es den produzierenden Unternehmen im In- und Ausland zu. Er leistet Einkauf, örtliche und zeitliche Bereitstellung, Transport, Sortierung oder Import/Export für seine Kunden (Vgl. Friedrich, Anton (Nahversorger 2011) S. 33).

Traditionell hat sich die Holzverarbeitung in Räumen angesiedelt, in denen der Rohstoff ortsnah produziert wurde. Trotz der Fortentwicklung der Transporttechnik und -infrastruktur spielt bei Entscheidungen über Investitionsorte die Lage zum Rohstoff bzw. die Rohstoffversorgung eine entscheidende Rolle. Häfen, Kanäle und Bahnanschlüsse sind daher für Standortentscheidungen von großer Bedeutung (Vgl. Mantel (Holzmarktlehre 1973), S. 194 ff.).

Der LKW-Transport ist der Transportstandard, wobei Bahn- und Schiffstransporte bei größeren Entfernungen wirtschaftlicher werden. Die Unternehmen haben teilweise eigene Fuhrkapazitäten, beauftragen aber überwiegend LKW-Transportunternehmen mit der Fracht (Vgl. Friedrich, Anton (Nahversorger 2011) S. 33).

Die privaten Holzkäufer verwenden Holz meist zur Energieerzeugung in Kleinfeuerungsanlagen bzw. zum Hausbrand. Daher ist von einer sehr hohen Zahl von Käufern mit jeweils kleinen Mengen auszugehen.

Holzkäufer stehen zwischen den Holzproduzenten und ihren Kunden für Schnittholz oder andere Halbwaren und müssen ihr Handeln an den Bedingungen im Holzeinkauf, am Verkauf ihrer Produkte sowie der technischen Produktion orientieren. Die Absatzmärkte der Holzkäufer lagen 2009 und 2010 durchschnittlich zu 55,1 % im Ausland, so dass die Exporte und deren Konditionen großen Einfluss auf ihr Verhalten haben (Vgl. Seintsch (Holzbilanzen 2011), S.3).

2.1.3 Cluster Holz

Holzproduzenten mit ihren Unternehmern, Holzkäufer mit ihren Partnern sowie deren Abnehmer, Gewerbe und Handwerk weiterer Verarbeitungsstufen, Vertriebs- und Dienstleistungsunternehmen sowie aller Zulieferer und die Energieholzbranche bilden das „Cluster Holz“. Die Bedeutung des Clusters ist insbesondere für ländliche Räume essentiell. Berechnungen haben ergeben, dass der gesamte holzbasierende Wirtschaftszweig 2006 Umsätze von 167 Mrd. € erwirtschaftet. Bezogen auf den Produktionswert der Bundesrepublik Deutschland[4] in Höhe sind dies 3,4 % (Vgl. Seintsch (Entwicklungen 2008), S. 60 ff.).

Der gesamte Wirtschaftszweig basiert auf der Rohstoffproduktion durch die Holzproduzenten, so dass die Entwicklungen am Rundholzmarkt als Markt der Urproduktion für das Cluster bedeutsam sind. Andererseits machen die Umsätze am Rundholzmarkt nur 2,4 % der Umsatzsumme des Clusters aus (Vgl. Seintsch (Entwicklungen 2008), S.60 ff.).

2.2 Produktionskapazitäten

Die Produktionsgrundlagen der Holzproduzenten wurden durch die Zerstörung und Ausbeutung der Wälder im und nach dem II. Weltkrieg stark gestört. In dieser Zeit wurden die forstlichen Grundsätze der Nachhaltigkeit ausgesetzt und die Holzvorräte stark reduziert. Ziel der Waldbesitzer war es daher bis weit in die 90er Jahre, die Wälder wieder ertrags- und vorratsreich aufzubauen. Erst mit der Bundeswaldinventur II 2002 wurde bewusst, dass die Wälder Deutschlands wieder hohe Vorräte besitzen und größere Nutzungskapazitäten bestehen (Vgl. Dispan et al. (Zukunft 2008), S.50).

Die Bundeswaldinventur II in 2001/ 2002 hat gemessen, dass die Vorräte in Deutschland pro Hektar im Durchschnitt 322 VFm und insgesamt 3,25 Mrd. VFm betrugen. Gegenüber der Bundeswaldinventur I von 1987 war dies eine Vorratssteigerung bezogen auf Westdeutschland um 18,8 %. Mantau erläutert, dass bis Ende 2011 die Vorräte seit 1987 um eine Milliarde Vfm auf 3,5 Mrd. VFm angestiegen sein werden (Vgl. Mantau (Holzrohstoffbilanz 2009), S.35). Der Einschlag von Rundholz betrug in den 90er Jahren im Schnitt 39 Mio. Fm, im letzten Jahrzehnt 54,2 Mio. Fm, im Jahr 2010 54,4 Mio. Fm (Vgl. Seintsch (Holzbilanzen 2011), S.10 ff.). Das Nutzungspotenzial wird in den Holzaufkommensprognosen in Größenordnungen zwischen 63 und 78,8 Mio. Fm geschätzt (Vgl. Dispan et al. (Zukunft 2008), S.52).

Die tatsächliche Produktion wird immer wieder durch Zwangsanfall von Holz aufgrund von Katastrophen wie Windwurf oder Insektengradation unplanmäßig beeinflusst. Die ungeplante Überproduktion verursacht extreme Marktstörungen. Diese drücken sich meist in raschem Preisverfall und in den Folgejahren in niedrigeren Produktionsmengen aus. Die Orkane Vivian und Wiebke führten Anfang 1990 zu 72 Mio. Sturmholzanfall (Vgl. Gietl (Stürme 2000), S.3), der Orkan Lothar führte Ende 1999 zu einem Zwangsanfall in Höhe 34 Mio. Fm, und der Orkan Kyrill Anfang 2007 zu 23 Mio. Fm ungeplantem Rundholzaufkommen (Vgl. Nüßlein (Kyrill 2007), S. 52).

Aktuell werden die Nutzungskapazitäten durch Naturschutzauflagen (Natura 2000 erläutern) und naturnahe Waldprogramme mit Belassen von Altbäumen und unterschiedlichen Mengen an Totholz eingeschränkt (Vgl. Dieter (Betrachtung 2008), S.43). Massive weitere Einschnitte werden in Folge der Waldstrategie 2020 der Bundesregierung sowie durch weitere naturschutzgesetzliche Flächenstilllegungen erwartet (Vgl. Jessel et al. (Wald 2008), S. 58).

Auf der anderen Seite wird Holz als natürlicher und nachwachsender und Co² neutraler Rohstoff gewürdigt. Außerdem kommt Holz als Biomasse zur Unterstützung der Energiepläne der Bundesrepublik und zur Erreichung der Co2-Einsparungen gemäß Kyoto-Vereinbarungen eine besondere Rolle zu (Vgl. Möhring und Mestemacher (Leistungen 2008), S. 67 f.).

Es wird prognostiziert, dass die Nachfrage nach Rundholz in Deutschland bis 2020 auf über 120 Mio. Fm ansteigen wird, so dass zunehmender Nachfrageüberhang unvermeidlich ist (Vgl. Dispan et al. (Zukunft 2008), S.52 ff.). Der Holzverbrauch in Europa wird einer Studie der Europäischen Union folgend von 2010 bis 2030 um

35 % ansteigen (Vgl. UNECE (European 2011), S. 31).

2.3 Der Handel mit Rundholz

Rundholz wurde 1969 bis 2010 nach den Vorgaben der Handelsklassensortierung für Rohholz (Vgl. Handelsklassensortierung (Forst-HKS 1969), S. 1075 ff.), zu denen es in den Bundesländern jeweils unterschiedliche Ländergesetze mit unterschiedlichen lokalen Interpretationen gab (Vgl. Sauter et al. (Güte 2009), S. 758 ff.). Diese gesetzliche Regelung hat Ihre Gültigkeit verloren, da die Europäische Union ihre Richtlinie zur Rundholzsortierung aus dem Jahr 1969 aufgehoben hat und das entsprechende Bundesgesetz ebenfalls aufgehoben wurde (mit Wirkung vom 15. 12. 2010 durch Art. 86 G v. 8. 12. 2010 (BGBl. I S. 1864)). Die Regelungen der HKS sollen in einer privatrechtlichen Vereinbarung zwischen Forst- und Holzwirtschaft aktualisiert und für die Bundesrepublik vereinheitlicht werden: Rahmenvereinbarung für den Rundholzhandel in Deutschland (RVR). Da die Vereinbarung noch nicht abgeschlossen werden konnte, werden die Vorgaben der jeweiligen HKS vorerst weiterhin angewandt (Vgl. Hessenmöller et al. (RVR 2010), S. 39).

Die HKS schreibt vor, wie Holz zu kategorisieren und zu messen ist. Es kann dann mit den Angaben Holzart oder Holzartengruppe, Stärkeklasse, Güte und ggf. Angabe eines besonderen Verwendungszwecks in den Verkehr gebracht werden.

Die Stärkeklassen ergeben sich bei Stammholz aus dem Mittendurchmesser, bei Schichtholz aus den Durchmessern der schwächeren Stammenden (Zopfstärke). Die Güte wird aufgrund einer Qualitätsbeurteilung den Güteklassen A, B, C und D zugeordnet, wobei nachgeordnet weitere Sortenangaben möglich sind. So kann z.B. A-Holz in Furnierholz, Teilfurnierholz sowie Schneide- und Schälholz sortiert werden. Nach besonderem Verwendungszweck werden Schwellenholz für Bahnschwellen und Industrieholz zum mechanischen oder chemischen Aufschluss sortiert (Vgl. Handelsklassensortierung (Forst-HKS 1969), S. 1075 ff.). Neben den von der HKS beschriebenen Produkten hat sich Rohmaterial für Energiehackgut etabliert. Solche Sortimente wurden nicht von der HKS erfasst.

Aus den wesentlichen Bezeichnungselementen Holzart (8), Güteklasse (4), Stärkeklasse (7) ergeben etwa 250 Kennzeichnungen, die durch detaillierte Sortimensbezeichnungen noch potenziert werden. Da aus den HKS-konformen Bezeichnungen des Holzes die Eignung des Produkts für bestimmte Verwendungen nicht abgelesen werden kann, haben sich heterogene und teils kundenspezifische oder technikabhängige verwendungsbezogene Bezeichnungen etabliert wie z.B.: Palettenholz, Parkettholz, Schleifholz, PZ-Holz, Sargholz. Im Einzelfall trägt das Sortiment den Namen des Kunden.

Der Verkauf von Rundholz erfolgt weitüberwiegend auf Basis von Vorverträgen, so dass mit zwischen Produzent und Kunden differenzierte Sortierungsanforderungen ausgehandelt werden können, wovon häufig Gebrauch gemacht wird. Die Auftragsproduktion hat den Vorteil, dass die Preise zu Beginn der Produktion bekannt sind und durch die Zeit zwischen Produktion und Verkauf keine zeitlichen Verzögerungen (ggf. Entwertung) entstehen.

2.4 Charakteristika der Forstwirtschaft

2.4.1 Urproduktion mit externen Effekten

Die Produktion von Rohstoffen im Rahmen der Urproduktion, zu der neben der Forstwirtschaft u.a. die Bereiche Landwirtschaft, Bergbau oder Fischerei zählen, unterliegt typischen Besonderheiten. Urproduktion nutzt natürliche Ressourcen wie Boden oder Wasser planmäßig zur Produktion von Rohstoffen. Dabei sind die Nutzungsrechte von besonderer Bedeutung, die entweder dem Eigentümer zustehen oder per Lizenz vergeben werden.

In der Forstwirtschaft werden die Nutzungsrechte anders als in Teilen der Landwirtschaft traditionell von den Eigentümern ausgeübt. Die Nutzung natürlicher Ressourcen rückt mit wachsendem Umweltbewusstsein immer stärker in den Focus der Öffentlichkeit. Aufgrund von negativen Effekten dieser Nutzungen vor allem in Form von Umweltbeeinträchtigungen unterliegen sie verschiedenen gesetzlichen Einschränkungen und Auflagen zum Schutz der Umwelt und der Ressourcen für nachfolgende Generationen im Rahmen der Zukunftssicherung. Die Auflagen verursachen indirekte zusätzliche Produktionskosten. In der deutschen Forstwirtschaft unterliegen alle Betriebe dem Bundeswaldgesetz und den Länderwaldgesetzen sowie der Umweltgesetzgebung (Vgl. Bundeswaldgesetz (BWaldG 2010)). Spezielle Vorschriften ergeben sich aus den verschiedenen spezifischen Schutzgebietsausweisungen, die bis hin zur Stilllegung der Produktion vor allem in öffentlichen Forstbetrieben reichen (Vgl. Möhring und Mestemacher (Leistungen 2008), S.65 ff.). So sind in den Wäldern Deutschlands 7,2 % der Fläche als FFH-Gebiete ausgewiesen, so dass die Hälfte der landgebundenen FFH-Gebiete in Wäldern liegt (Vgl. Jessel et al. (Wald 2008), S.56).

Je nach Grad der Auflagen ergeben sich unterschiedliche Produktionsbelastungen für die Holzproduktion der einzelnen Forstbetriebe. Die hohen Auflagen in der Europäischen Union und in der Bundesrepublik wirken sich belastend auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Holzproduktion und der Güter weiterer Verarbeitungstiefe aus (Vgl. Möhring und Mestemacher (Leistungen 2008), S. 71).

Produkte der Urproduktion verzeichnen Steigerungen der Wertschöpfung durch weitere Verarbeitungsstufen. Daher haben Volkswirtschaften ein Interesse daran, die Wertschöpfung in ihren eigenen Staaten zu binden und mit staatlichen Eingriffen wie z.B. in Russland den Handel zu regulieren (Vgl. Petrow und Gradel (Forstpolitik 2011), S. 38).

2.4.2 Nachhaltigkeit als Generationenvertrag

Die Waldnutzung im ausgehenden Mittelalter z.B. für den Bergbau, die Energieerzeugung, den Bau etc. überstieg das natürliche Wachstum der Wälder so stark, dass es durch diesen Raubbau an den Ressourcen zu Holznot und Versteppung ganzer Landstriche kam. In dieser Situation wurde erkannt, dass es erforderlich ist, für die Deckung des zukünftigen Bedarfs Vorsorge zu treffen. So wurde Anfang des 18. Jahrhunderts der Begriff der Nachhaltigkeit für eine Waldwirtschaft geprägt, die nur so viel Holz nutzt, wie sie dauerhaft, mithin nachhaltig, produzieren kann. Aus diesem Ansatz heraus wurden große Aufforstungen getätigt und die moderne Forstwirtschaft entstand (Vgl. Kremser (Forstgeschichte 1990), S. 290 ff.).

Zur Sicherstellung der Nachhaltigkeit wurden Forsteinrichtungen, also Vermessungen und Planungen an Wäldern vorgenommen, es wurden Methoden zur Schätzung des Wachstums entwickelt und langjährige Nutzungspläne aufgestellt (Vgl. Speidel, Gerhard (Planung 1972), S. 15 ff.).

Im letzten Jahrhundert wurde zunehmend erkannt, dass die Wälder neben der Holzproduktion weitere wichtige Funktionen erfüllen. Dazu wurden die Schutzfunktionen (Wasserschutz, Lawinenschutz) und die Funktion für die Erholung der Bevölkerung gezählt. Die Bedeutung der Wälder für den Naturschutz wurde Anfang des 20.Jh. erkannt und sie steigt seitdem kontinuierlich. Diese Erkenntnisse begünstigten die Entwicklung multifunktioneller Zielsetzungen für mitteleuropäische Wälder. Heute steht die Nachhaltigkeit für eine multifunktionale Forstwirtschaft, die parallel zur Produktion auch soziale und ökologische Ziele verfolgt (Vgl. Dieter und Seeling (Seggregation 2010), S. 44 ff.).

Weltweite Aufmerksamkeit erhielten die Wälder durch den Raubbau an den Regenwäldern, das Waldsterben und die Prognosen zum Klimawandel. Mit internationalen Konferenzen zu Umwelt- und Klimaschutz wurde ein internationaler Prozess zur Förderung der Nachhaltigkeit auf allen Ebenen eingeleitet. Darin begründet ist auch die Entstehung von Zertifizierungssystemen wie PEFC oder FSC, die entsprechende Nachhaltigkeitskriterien entwickelten und ein Audit für die Einhaltung dieser Kriterien vornehmen. Heute sind die Wälder weitgehend zertifiziert, da ein Marktzugang ohne diese Zertifikate inzwischen nicht mehr gesichert ist und im Handel solche Zertifikate gefordert werden (Vgl. PEFC (Standards 2009) S. 2 ff.).

Die Betriebe verpflichten sich in Zertifizierungssystemen wie PEFC oder FSC zu Einschränkungen wie z.B. Erhalt von Alt- und Totholz, Verzicht auf Kahlschlag, kleinflächige Verjüngung, Aufbau von Mischbeständen, Einsatz von zertifizierten Unternehmern (Vgl. PEFC (Standards 2009) S. 2 ff.).

Für die Forstwirtschaft ist die Wahrung einer multifunktionalen Nachhaltigkeit der bedeutendste Grundsatz und damit Verpflichtung. Andere Ziele werden diesem Grundsatz regelmäßig untergeordnet. Daher erwachsen aus der Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele für die forstliche Bewirtschaftung erhebliche wirtschaftliche Einschränkungen. Die Erwartungen und Anforderungen an den Wald als naturnaheste Produktion und weitgehend natürlicher Lebensraum steigen durch zunehmende Beanspruchung anderer naturnaher Räume. Dabei werden allen Wäldern und insbesondere denen in öffentlichem Eigentum besondere gesetzliche Verpflichtungen wie z.B. Verbot der Umwandlung, nachhaltige Bewirtschaftung oder Betretungsrecht des Waldes zugunsten Dritter auferlegt (Vgl. Bundeswaldgesetz (BWaldG 2010)).

Der Grundsatz der multifunktionalen Nachhaltigkeit ist die Grundlage positiver externer Effekte für die Gesellschaft, für die die Forstwirtschaft kaum einen finanziellen Ausgleich erhält (Vgl. Möhring und Mestemacher (Leistungen 2008), S. 71).

2.4.3 Produktionsentscheidungen im Forstbetrieb

Die Produktion hiebsreifer bzw. marktfähiger Sortimente dauert je nach angestrebter Zielstärke (Zieldurchmesser) zwischen 60 Jahren (Douglasie) bis 200 Jahren (Eiche). Die Produktionszeiträume hängen von der Ertragskraft des Bodens, dem Wachstumspotenzial der Baumart sowie deren genetischer Anlagen und der Art der waldbaulichen Behandlung ab. Während Dickungs- und Jungwuchspflege vorrangig der waldbaulichen Pflege der Bestände dienen und in der Regel noch keine verwertbaren Produkte mit sich bringen, wird spätestens in der Läuterungsphase und bei den Aufhieben der Pflege- bzw. Rückegassen bereits Energieholz produziert. Die Jungdurchforstungen dienen vor allem der Pflege und Entwicklungssteuerung des verbleibenden Bestandes. In dieser Phase werden Industrieholz, Energieholz und erste schwache Stammholz(abschnitte) produziert. In den späteren Durchforstungen werden erste ernteorientierte Entnahmen vorgenommen, so dass zusätzlich Stammholz produziert werden kann. Damit geht die Produktion in die Zielstärkennutzungsphase über. Mit Beginn dieser Phase werden die Weichen für die Verjüngung der Bestände gestellt. Die aktuellen Waldbaukonzepte verfolgen das Ziel die oben als zeitlich getrennte Prozesse beschriebenen Phasen im Sinne eines Dauerwaldes in einem Bestand bzw. auf einer Fläche zu parallelisieren (Burschel und Huss (Waldbau 1997), S. 104 ff.).

Vor allem in den Pflegephasen gibt es zeitlich enge Pflegefenster, so dass Holz der dabei anfallenden Sortimente zwangsläufig auf den Markt gebracht wird. Die Disponibilität nimmt mit den Phasen zu, so dass die Entscheidungen zur Produktion von Stammholz freier planbar sind. Es fallen bei der Holzernte neben den Hauptsortimenten weitere Sortimente als Koppelprodukte an. So wird z.B. in Folge der Stammholznutzung anteilig Industrieholz mitproduziert, welches am Markt platziert werden muss (Vgl. Schmithüsen (Handeln 2003), S. 156).

Die Forstwirtschaft unterliegt erheblichen Risiken z.B. durch Sturm und Kalamitäten (Insekten, Pilze). In diesen Situationen besteht ein Zwang zur Nutzung großer Mengen von Holz, da die Gefahr von Entwertung besteht und durch Brutmaterial für holzbrütende Insekten die Gefahr von Degradationen mit nachfolgender Vernichtung weiterer Bestände besteht. Den Angebotsüberhang verringern einige Forstbetriebe in solchen Fällen durch Lagerung unverkauften Holzes in Wasser- oder Folienlagern (Vgl. Fischer et al. (Nasslager 2011), S. 22 ff.).

Der Forstbetrieb kann als ein Unternehmen mit Bodeneigentum beschrieben werden, das in einer langjährigen Produktionsdauer Holz produziert. Dies gilt vor allem für kleine Betriebe in besonderem Maße, die in unregelmäßiger bzw. aussetzender Bewirtschaftung je nach Marktlage und Kapitalbedarf Holz produzieren. Aus dieser Betrachtung erwächst die Notwendigkeit zur Bestimmung des Wirtschaftserfolgs unter Berücksichtigung der Investitionen einschließlich der Zinsen über die Produktionszeit sowie der Aufwendungen und Erträge. Je nachdem ob eine Bodenrente bzw. Kapitalrendite für die Immobilie einkalkuliert wird, handelt es sich um die Maximierung des Wald- oder Bodenreinertrags (Vgl. Borchert (Forstbetriebe 2000), S.11ff, 48 ff.).

Ein Betrieb, der eine Flächengröße und naturale Ausstattung besitzt, die ihm eine kontinuierliche Produktion ermöglicht, kann aber auch als Produktionsbetrieb mit einer flächigen Produktionsstätte betrachtet werden. Unter Einhaltung der Nachhaltigkeit hinsichtlich Masse und Qualität kann der Wald seinen Wert dauerhaft erhalten. Dann ist der Betrieb als Wirtschaftsbetrieb zu betrachten, der im Rahmen seines Produktportfolios kurzfristige Produktionsentscheidungen trifft und Jahresergebnisse erwirtschaftet. In diesem Rahmen wäre auch eine Gewinnmaximierung möglich (Vgl. Borchert (Forstbetriebe 2000) S. 135 ff.).

Innerhalb des durch die Ertragskraft und den Zustand der Wälder sowie durch gesetzliche Auflagen gegebenen Rahmens kann der Forstbetrieb die Produktion mengenmäßig verringern und erhöhen. Außerdem kann die Produktion nach Holzarten und Sortimenten in den genannten Grenzen verlagert werden. Da sich die Entscheidungen auf zukünftige Produktionsmöglichkeiten auswirken, haben sie hohe intertemporale Bedeutung und sind mit entsprechenden Risiken behaftet (Vgl. Bergen et al. (Forstökonomie 2002), S. 193 f.).

Das gilt auch für die Verjüngung der Bestände (Naturverjüngung und Aufforstung). Diese Entscheidung zieht unmittelbar (z.B. Pflanzung) und kurzfristig (Pflege) unterschiedliche Aufwände nach sich. Außerdem erfolgt für den langen Produktionszeitraum eine Vorentscheidung, welche Mengen, Holzarten und Sortimente angeboten werden können und welchen Risiken das Unternehmen unterliegt.

Die kurzfristige Flexibilität der Produktion ist durch die Kapazitäten der Forstwirte, unternehmenseigenen Maschinen sowie der Holzernteunternehmer begrenzt. Längere Phasen mit geringerer Produktion gefährden die Unternehmerstruktur mit der kapitalintensiven Produktion (Harvester, Forwarder) in ihrem Bestand, da diese Unternehmen überwiegend keine weitere Einnahmequelle besitzen (Vgl. Drewes, Dirk (Holzernte 2009), S. 963).

2.4.4 Zielsetzung Forstbetriebe

Die Zielsetzung der privaten Forstbetriebe ist von den vorrangigen Interessen des Waldbesitzers abhängig. Neben starken Einkommensmotiven (Gewinne) gibt es weitere Ziele wie Kapitalreserve, Zukunftssicherung, Kapitalanlagestreuung, Nutzung günstiger Erbschaftskonditionen, Erhalt von Familieneigentum oder auch jagdliche Interessen. Die Zielsetzung kommunaler Wälder orientiert sich sehr an den Aufgaben der Kommune, so dass der Wald dienende Funktion einnimmt. Oft stehen dort Erholung und Naturschutz an erster Stelle vor der Holzproduktion (Vgl. Dubbel, Volker et al. (Leistungen 2011), S. 39 ff.).

Die Zielsetzungen der landeseigenen Wälder sind in bundesländerspezifischen Waldgesetzen festgelegt. Dort sind die Funktionen gleichrangig, wobei unter dem Druck der öffentlichen Finanzdefizite die Toleranz gegenüber zuschussbedürftigen Forstbetrieben gesunken ist (Vgl. Sproßmann (Forstorganisation 2009), S. 1054 f.). Die hohe Eigenkapitalausstattung der meisten Forstbetriebe zwingt nicht dazu, eine kontinuierliche Verzinsung von Fremdkapital zu gewährleisten, so dass über den Aufwand bzw. die Fixkosten hinaus nur die jeweiligen Renditeerwartungen der Eigentümer zu befriedigen sind. Waldbesitz bzw. Waldimmobilien sind eine Kapitalanlageform, die langfristig wertherhaltenden und wertsteigernden Einfluss auf das jeweilige gesamte Kapital haben kann (Vgl. Oesten und Roeder (Management 2008) S. 151).

Die Zielsetzung der Forstbetriebe ist bestimmend für ihr Verhalten am Markt. Die Grundsätze der Multifunktionalität und der Nachhaltigkeit schränken das Streben nach kurzfristiger Gewinnmaximierung ein. Andererseits unterliegen Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche einschränkenden Rahmenbedingungen. Außerdem verfolgen erfolgreiche Betriebe längerfristige Strategien und nutzen dazu Qualitätsmanagementansätze, die den Erfolg verstetigen und mittel- bis langfristig sichern. Dazu gehört auch in gewissem Rahmen die Rücksichtnahme auf Marktpartner und Produktionspartner (Vgl. EFQM (Grundkonzepte 2003), S. 5 ff.).

In der Forstwirtschaft werden Forstbetriebe insbesondere aufgrund der Bedeutung des regionalen Handels bemüht sein, die Interessen der Unternehmen, die Auftragsproduktion ausführen oder die Holzkäufer sind, in ihr Vorgehen einzubeziehen, um langfristig erfolgreich zu sein. Außerdem werden nicht-monetäre Ziele bzw. öffentliche Güter hinsichtlich der Waldfunktionen wie Naturschutz, Wasserschutz und Erholung berücksichtigt (Vgl. Bergen et al. (Forstökonomie 2002) S. 186 ff.). Unter diesen Prämissen gelten die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit und es wird eine Nutzenmaximierung angestrebt. Aufgrund der langen Produktionsdauer (30-120 Jahre) ist dieses Streben lang- bis mittelfristig orientiert (Vgl. Borchert (Forstbetriebe 2000, S.148 ff.).

Von privaten wie öffentlichen Forstbetrieben werden die Vorräte auch als Zukunftssicherung betrachtet. Die kurzfristige Umwandlung der Vorräte in Kapital ist nachrangig gegenüber der Bildung von Produktionsreserven (Sparfunktion). Diese Reserven werden in Notzeiten genutzt, um größeren Schaden abzuwenden. In den kameralen Haushalten war eine für forstliche Zwecke gebundene Rücklagenbildung nicht möglich und ist heute noch die Ausnahme. Daher ist dieses Verhalten auch dort etabliert. Die Grundsätze der forstlichen Nachhaltigkeit bieten dem naturalen Sicherheitsverhalten einen geschützten Raum (Vgl. Steinmeyer (Industrieholz 1992), S. 92 f.).

3 Relevante Märkte

3.1 Methoden der Marktabgrenzung

Zur Beurteilung von Marktprozessen ist die Abgrenzung der Märkte erforderlich. Solche Abgrenzungen werden u.a. zu Zwecken des Marketing (Vgl. Meffert (Marketing 1998), S. 36 ff.) oder zur Beurteilung wettbewerbsbezogener Fragen vorgenommen (Vgl. Ahrns und Feser (Wirtschaftspolitik 1997), S. 68 ff.). Es erfolgen räumliche, sachliche und zeitliche Abgrenzungen, wobei die sachliche Abgrenzung in Abhängigkeit von der Zielsetzung der Analyse methodisch und inhaltlich differiert und vom Einzelfall abhängt.

Die sächliche Abgrenzung soll die an einem gemeinsamen Markt gehandelten Objekte identifizieren. Produkte werden an einem Markt gehandelt, wenn sie sich

- physisch-technisch gleichen oder
- technisch oder funktional als Substitut zu einem Gut dienen können.

Die Beurteilungen können sich auf technische Informationen, das reale Kaufverhalten und Kundenumfragen stützen. Als Beleg kann geprüft werden, ob eine positive Kreuzpreiselastizität zwischen Produkt und Substitut vorliegt.

Die räumliche Angrenzung beantwortet die Frage wo sich die Nachfrage der betreffenden Marktgüter lokalisieren lässt.

Die zeitliche Abgrenzung betrachtet z.B. saisonale Aspekte der Märkte oder zyklische Entwicklungen.

Ein weitere Abgrenzung kann durch Identifikation der Anbieter und Nachfrager mithin personell erfolgen (Vgl. Wöhe (Betriebswirtschaftslehre 2005), S. 481).

Ein praxisbezogener Ansatz zur Identifikation der Märkte trifft die Differenzierungs­entscheidungen den Antworten auf sechs Fragen folgend zu Kaufobjekten, Kaufmotiven, Kaufakteuren, Kaufentscheidungsprozessen, Kaufmengen und Einkaufsstätten (Vgl. Kotler (Marketing 1982), S. 135 ff.). Darauf aufbauend kann eine Zuordnung zu Markttypen mit ähnlichen Ausprägungen erfolgen: Konsumentenmärkte, Produzentenmärkte, Wiederverkäufermärkte und Märkte öffentlicher Betriebe (Vgl. Meffert (Marketing 1998), S. 43) werden differenziert.

Die Europäische Kommission hat 1997 Hinweise zur praktischen Identifikation relevanter Märkte verfasst (Vgl. Europäische Union (Markt 1997), S. 5 ff.). Danach sind die Nachfragesubstitute, also diejenigen, die Kunden bei Preissteigerungen statt des untersuchten Produkts wählen, von größerer Bedeutung als die Angebotssubstitute, also die Produkte, die bei Preissteigerungen von Wettbewerbern erstmalig neu produziert würden. Als Substitute gelten Produkte, zu denen ein Kunde wechselt, wenn der Preis um 5 – 10 % steigt. Ein dementsprechender Test wird als HM-Test (hypothetischer Monopolist) bezeichnet und wird auch gewählt, um die räumliche Abgrenzung zu überprüfen. Die Frage lautet dabei, ob ein Kunde bei einer 5 – 10 % Preiserhöhung den Raum verlässt und in einer anderen Region nachfragt oder andere Anbieter dann diesen Raum beliefern (Vgl. RTR-GmbH (Marktanalyse 2004), S. 55 ff.). So können räumliche Abgrenzungen erfolgen, die zwar aufgrund der unterschiedlichen Transportkosten zu differenzieren wären (Vgl. Europäische Union (Markt 1997), S. 5 ff.). Wenn diese Märkte aber homogen sind, so ist es trotzdem zulässig sie als eine Einheit zu beschreiben. Ähnliche Preise oder zumindest analoge Preisverläufe eines Produkts in unterschiedlichen Regionen sind Hinweise für Homogenität (Vgl. RTR-GmbH (Marktanalyse 2004), S. 67). Als Hilfsmittel wird auch eine Schockanalyse empfohlen, da in Situationen von Lieferengpässen oder anderen Sondersituationen die Substitute gut erkennbar werden (Vgl. RTR-GmbH (Marktanalyse 2004), S. 88).

3.2 Relevante Märkte in der Forstwirtschaft

Mantel nahm die Einteilung der Märkte noch nach mehreren Kriterien vor. Nach dem Verwendungsbereich wurde z.B. Bauwesen oder Verkehrswesen differenziert (Vgl. Mantel (Holzmarktlehre 1973), S. 84 ff.), bei den Sorten Stammholz, Grubenholz, Faserholz, Nutzholz und Brennholz (ebd. S. 291) und bei der Beschreibung der Nachfrage die Märkte als Nadelstammholzmarkt, Laubstammholzmarkt und Gruben- und Schwellenholzmarkt (ebd. S. 50).

Schmithüsen teilt den Rundholzmarkt in Holzhandel, Sägeindustrie, Holzwerk­stoffindustrie (bestehend aus Spanplattenindustrie und Furnier/Sperrholzindustrie)und Zellstoff/ Papierindustrie (Vgl. Schmithüsen (Handeln 2003), S. 152).

Bergen diskutiert eine getrennte Betrachtung von Stammholz und Industrieholz jeweils getrennt nach Nadel- und Laubholz. Aufgrund eines Mangels an Daten und des technischen Fortschritts in der Holzwirtschaft unterteilt Bergen den Markt für Rundholz in der Bundesrepublik Deutschland nicht weiter und verweist auf die Übertragbarkeit seiner Vorgehensweise auch bei tieferer Abgrenzung der Rundholzmärkte (Vgl. Bergen et al. (Forstökonomie 2002), S. 264).

Zwirglmaier gliedert die Produktion nach Hauptbaumarten und die Kundenseite wie Schmithüsen, fügt jedoch Energieholz einschließlich des privaten Brennholzerwerbs hinzu (Vgl. Zwirglmaier (Roundwood 2009), S.14 f.).

Puwein sieht für Österreich für die Sägeindustrie einen Sägerundholzmarkt, für die Zellstoffindustrie einen Faserholzmarkt, für die Energieholznachfrage den Brennholzmarkt und für die Plattenindustrie (Holzwerkstoffindustrie) den Industrieholzmarkt und fügt diesen einen Exportholzmarkt hinzu (Vgl. Puwein (Preisbildung 2008), S. 474 ff.).

Schwarzbauer wiederum teilt für Österreich die Produktion in Sägerundholz, Industrierundholz und Brennholz ein, wobei er diese Märkte jeweils nach Laub- und Nadelholz unterscheidet (Vgl. Schwarzbauer et al. (Angebotsverhalten 2009) S. 26 f.).

Lestander teilt den schwedischen Rundholzmarkt ebenfalls in Märkte der Sägewerke, der Plattenindustrie und der Zellstoff/Papierindustrie ein. Er beschreibt die Entstehung eines schwedischen Marktes zur Gewinnung von Bioenergie aus Neben- oder Abfallprodukten der Holzproduktion und Holzindustrie und dessen Einflüsse auf die bestehenden Holzmärkte (Vgl. Lestander (Competition 2011), S. 79 ff.).

Ankarhem sieht für Schweden die Märkte für Sägeholz, Zellstoff und Biomasse und weist keinen gesonderten Markt für eine Plattenindustrie mehr aus (Vgl. Ankarhem (Biofuels 2005) S.4). Lundmark sieht eine enge Verbindung und Abhängigkeit zwischen allen Submärkten und ordnet dem Markt für Sägeholz eine führende Rolle zu (Vgl. Lundmark (Dependencies 2007) S. 85 f.).

Steinmeyer gelangt bei der Analyse des Industrieholzmarktes zu der Auffassung, dass ein bundesdeutscher Industrieholzmarkt existiert. Er begründet die Ablehnung der Existenz von Regionalmärkten damit, dass unterschiedliche Preise allein aufgrund von Transportkosten nicht zur Differenzierung berechtigen und bundesweit die Industrieholzpreise z.B. nach Zwangsanfällen durch Katastrophen deutschland­weit parallele Entwicklungen verzeichnen (Vgl. Steinmeyer (Industrieholz 1992), S. 22 ff.).

Eine eingehende Prüfung von Kriterien zur Abgrenzung liegt der Benennung der Submärkte bei Ankarhem und Steinmeyer zugrunde.

3.3 Analysemodell /-kriterien für den Holzmarkt

Nicht alle der in Kapitel 3.1 beschrieben Kriterien eignen sich, um Submärkte im Rundholzmarkt abzugrenzen.

Die Kriterien der sächlichen Abgrenzung (physikalische Äquivalenz, funktionale Äquivalenz) sind hinsichtlich des Rundholzmarktes wie folgt zu beurteilen:

Die wesentliche Frage nach der physikalisch-technischen Äquivalenz zur Abgrenzung von Submärkten ist die Frage danach, welche Holzsortimente ggf. andere Holzsortimente physikalisch technisch ersetzen können und damit auf einem Markt gehandelt werden. Als Kennzeichen gilt eine positive Kreuzpreiselastizität. Praktisch kann geprüft werden, ob Kunden mit einer bestimmten Verwendung bzw. Verarbeitungstechnik auch andere Sortimente für ihre Produktion erwerben.

Die Frage nach Produkten mit funktionaler oder reaktiver Äquivalenz ist ebenfalls von Bedeutung, wenn Produkte zum gleichen Zweck eingesetzt werden können (funktional) oder aus dem Blickwinkel des Kunden dazu geeignet sind (reaktiv) (Vgl. Ahrns und Feser (Wirtschaftspolitik 1997), S. 69).

Ein Beleg dafür, dass bestimmte Produkte Substitute sind, kann sich aus der Korrelation der Preisentwicklung ergeben, der Kreuzpreiselastizität. (Vgl. RTR-GmbH (Marktanalyse 2004), S. 73 f.). Dazu wir der Korrelationskoeffizient zwischen zwei Preistabellen berechnet. Der Wert kann zwischen -1 und +1 liegen, wobei +1 einen identischen und -1 einen völlig entgegengesetzten Verlauf kennzeichnen. Werte über 0,5 deuten eine mittlere, über 0,8 eine starke Korrelation an. Eine Überprüfung auf Stichhaltigkeit bzw. statistische Signifikanz kann durch Ermittlung der Irrtumswahrscheinlichkeit mit Hilfe eine t.Tests erfolgen. Liegt die Irrtumswahrscheinlichkeit unter 5 %, ist das Ergebnis signifikant, unter 1 % hoch signifikant, unter 1 %0 höchst signifikant. Im Folgenden werden alle Irrtumswahrscheinlichkeiten unter 5 % als signifikant bezeichnet (Vgl. Eckstein (Statistik 2003), S. 14 ff.).

Wesentliche Hinweise zur Marktabgrenzung können in einer personenbezogenen Abgrenzung aus Analysen über die beteiligten Personen (Rechtsperson) der Produzenten (Produktionsgebiet) und Kunden (Absatzgebiet) gewonnen werden.

Indikatoren für räumlich getrennte Märkte sind regional unterschiedliche Preise. Außerdem kann die Identifikation der Marktpartner eines Raumes eine regionale Abgrenzung verifizieren (Vgl. Meffert (Marketing 1998), S. 43).

Die Holzproduktion folgt innerhalb eines Jahres saisonalen Schwankungen. So erfolgt z.B. der Einschlag starken Laubholzes überwiegend nach dem Laubfall und damit im Winterhalbjahr. Dadurch ist eine zeitliche Abgrenzung der Laubholzsaison möglich (Vgl. Mantel (Holzmarktlehre 1973), S. 493 f.).

Nach Abgrenzung der Märkte und Marktpartner ist es möglich, diesen zu kategorisieren. Es kann bestimmt werden, ob es sich um Konsumentenmärkte, Produzentenmärkte, Wiederverkäufermärkte oder Märkte öffentlicher Betriebe handelt. Anhand dieser Marktklassifizierung werden spezifische Funktionsregeln vermutet, die die Prozesse an diesen Märkten zu verstehen helfen (Vgl. Meffert (Marketing 1998), S. 43).

Die von den Käufern aus Rundholz hergestellten Produkte können kein alleiniges Kriterium für die Abgrenzung eines Rohstoffs sein, sie können allenfalls Ausgangspunkt weiterer Prüfungen von Substituten oder Nachfragekonkurrenten sein. Darauf aufbauend können dann Prüfungen erfolgen, inwieweit die Märkte weiter zeitlich und räumlich abgegrenzt werden können.

Eine besondere Rolle nehmen Holzkäufer ein, die Holzhandel treiben und die erworbenen Produkte an den gleichen Submärkten handeln, ggf. aber an verschiedenen Märkten agieren. Die Grenzen der Submärkte werden durch die Händler aber nicht verändert.

Ein praxis- und relevanzorientiertes Vorgehensmodell zur Abgrenzung von Submärkten am Holzmarkt muss vor allem die Frage der sachlichen Abgrenzung klären. Dazu kann die praktische Analyse von Verkaufsfällen der Niedersächsischen Landesforsten (NLF) herangezogen werden, da diese Fälle ein breites Spektrum an Holzsortimenten und –kunden abdecken, auch wenn die Marktabdeckung nur regional ist. Für Niedersachsen wird das Rundholzaufkommen mit aktuell 4,5 Mio. Fm veranschlagt (Vgl. LSKN (Holzernte 2011), S. 1). Da das Verkaufsvolumen der NLF in 2010 1,7 Mio. Fm betrug, ist mit den ausgewählten Daten eine aussagefähige Stichprobe von über einem Drittel des Regionalmarkts gegeben (Vgl. Niedersächsische Landesforsten (Geschäftsbericht 2011), S. 52).

Für die Marktanalyse wurde folgendes Vorgehen gewählt:

1. Es werden in einer Teilerhebung Holzverkaufsdaten der Dekade 2001-2010 ausgewertet.
2. In einem Konzentrationsverfahren (Vgl. Lammers (Statistik 2005), S. 12) werden relevante Sortimente und relevante Kunden identifiziert.

Dabei wird ermittelt, welche der von den NLF angebotenen Sortimente mengen – und wertmäßig relevant sind. Informationen über Mikromärkte gehen dabei möglicherweise verloren.

NLF Kunden werden ihren Umsätzen entsprechend als relevant deklariert und in die Auswertung einbezogen.

3. Mögliche Submärkte werden über die Kombination von relevanten Sortimenten und relevanten Kunden eingegrenzt.

Es wird ermittelt, welche Kunden das umsatzstärkste relevante Sortiment kaufen. Diese Kunden bilden die erfolgreichen Nachfrager dieses Produkts. Es wird analysiert, welche Produkte diese Kunden außerdem erwerben. Werden solche Produkte von mehreren der Kunden erworben, so kann vermutet werden, dass es sich um Produkte eines Submarktes handelt.

Anschließend wird das nächste relevante Sortiment, welches noch nicht einem möglichen Submarkt zugeordnet werden konnte, ebenso überprüft.

4. Für die möglichen Submärkte findet eine weitergehende Verifikation statt.

Die Existenz der vermuteten Submärkte wird hinsichtlich der Schlüssigkeit der Ergebnisse geprüft. Dazu werden weitere Informationen herangezogen. Es wird geprüft, inwieweit Kunden an unterschiedlichen Submärkten agieren. Außerdem werden die Beziehungen zwischen verschiedenen Preisindices ermittelt. Weiterhin ist von Bedeutung, ob es Substitute durch Nebenprodukte der Holzverarbeitung oder aus anderen Quellen gibt.

5. Schließlich soll geprüft werden, inwiefern die Submärkte regional eingegrenzt werden können. Dies soll Anhand von regionaler Preisevaluation und Ermittlung von Produktions- und Absatzgebieten des Submarktes erfolgen.

3.4 Prüfung an Daten der Niedersächsische Landesforsten

3.4.1 Datengrundlage

Die Daten der NLF unterliegen dem Datenschutz, so dass nur Informationen verwendet werden können, die die Datenschutzinteressen der Kunden und des Unternehmens berücksichtigen.

Das Konzentrationsverfahren ergab für die relevanten Sortimente und Kunden folgende Ergebnisse: Es wurden in Periode 2001-2010 64 relevante Sortimente identifiziert, die 84 % des Einschlags und 85 % des Umsatzes repräsentieren. Die Sortimente sind durch Holzartengruppe, Holzsorte (Qualität) und Dimension (zwei Klassen – schwach und stark[5] ) bezeichnet. Als relevant wurde eine Sorte betrachtet, mit welcher ein durchschnittlicher jährlicher Umsatz von über 100.000 € erreicht wurde oder welche in einer Menge von jährlich durchschnittlich 7.500 Fm gehandelt wurde. Vier Sorten wurden den relevanten Sorten hinzugefügt, weil sie Energieholz repräsentieren, welches in der Holzbuchführung nicht vollständig abgebildet wird, da Energieholzsortimente bar verkauft und daher nur mengenmäßig gebucht werden.

Des Weiteren wurden 143 relevante Kunden identifiziert, die 86 % des Einschlags und 83 % des Umsatzes repräsentieren. Ein Kunde wurde als relevant angenommen, wenn mit ihm in der Periode ein durchschnittlicher jährlicher Umsatz von über 100.000 € erzielt wurde.

Mehr als die Hälfte des Umsatzes dieser relevanten Kunden (52 % des Holzes) wurde mit Sägewerken erzielt, ein Viertel des Umsatzes (26 %) mit dem Holzhandel.

Es konnten als Märkte

- der Nadelstammholzmarkt,
- der Laubstammholzmarkt und
- der Industrie- und Energieholzmarkt

bestätigt werden. Die Ergebnisse der Stufe werden im Folgenden nach Submärkten getrennt zusammengefasst.

[...]


[1] Statistisches Bundesamt, Genesis-online: Erzeugerpreisindizes forstwirtschaftlicher Produkte (Staatsforste), Industrieholz, Fichtenstammholz.

[2] Statistisches Bundesamt, Genesis-online: Unternehmen, Beschäftigte, Umsatz und Investitionen im Verarbeitenden Gewerbe und Bergbau: WZ08-1610

[3] Statistisches Bundesamt, Genesis-online: ebenda, WZ08-1621 und WZ08-1711

[4] Statistisches Bundesamt, Destatis-online: Produktionswert

[5] Mittendurchmesser: stark >29 cm, schwach < 30 cm.

Ende der Leseprobe aus 66 Seiten

Details

Titel
Wettbewerb am Rundholzmarkt: Identifikation von Submärkten und Marktmechanismen
Untertitel
Eine ökonomische Analyse
Hochschule
Private Fachhochschule Göttingen
Autor
Jahr
2012
Seiten
66
Katalognummer
V196581
ISBN (eBook)
9783656225768
ISBN (Buch)
9783656226505
Dateigröße
2552 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Marktanalyse, Marktverhalten, Markttransparenz, Marktabgrenzung ´, Stammholz, Forstwirtschaft Wald, Wald, Submärkte, Holzkäufer, Rundholzmarkt, Forstwirtschaft
Arbeit zitieren
Jörg Sander (Autor:in), 2012, Wettbewerb am Rundholzmarkt: Identifikation von Submärkten und Marktmechanismen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196581

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