Analyse Helmbrechts - Gespräch zwischen Vater und Sohn und die erste Heimkehr


Hausarbeit, 2011

17 Seiten, Note: 3,0

Sandra K. (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Autor

3. Allgemeine Analyse

4. Intertextualität

5. Besonderheiten

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Helmbrecht, das Maere von Wernher dem Gartenaere, handelt von einem Bauernsohn, der sich über die Grenzen seines Standes erhebt und daran zerbricht. Das Märe lässt sich u.a. als Warnung verstehen, denn jene, die ihren Eltern gegenüber unangemessen handeln und sich über ihren Status hinaus erheben wollen, wird es nicht gut ergehen. Dementsprechend ergeht es auch demjungen Helmbrecht, dem Protagonisten dieser bayrisch-österreichischen Verserzählung aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts.

Das Märe lässt sich in einen Prolog, vier Erzählblöcke mit kleinen überleitenden Zwischensequenzen und einen Epilog unterteilen (Wernher der Gärtner: Helmbrecht, Reclam, Ditzingen, 2007, vgl. S.18/191 ).

Der Fokus dieser Arbeit soll auf dem 1. Erzählblock, speziell dem Gespräch zwischen Vater und Sohn (Vers 224 bis 648) und dem 2. Erzählblock, speziell der 1. Heimkehr (Vers 697 bis 1455) liegen.

Gerade diese beiden Textpassagen geben Aufschluss über die Beziehungen innerhalb der Familie, speziell zwischen Vater und Sohn und referieren ebenso auf das gesamte Werk, besonders in Hinblick auf das Ende.

2. Der Autor

Nahezu jedes Detail über den Verfasser bleibt im Verborgenen. Lediglich im Schlussvers bezeichnet er sich selbst als Wernher den Gärtner, der tihtœre:

Swer iu ditze mære lese, bitet daz im got genædec wese und dem tihtære, WernherdemGartenære. (Helmbrecht2007: S. 168, Vers 1931 - 1934) Auch der Beiname der Gärtner vermag nur wenig Aufschluss über eine mögliche Tätigkeit des Autors zu geben.

Vermutlich bezeichnet er seine Tätigkeit: er könnte - unwahrscheinlich - (Kloster-)Gärtner oder - wahrscheinlicher - Besitzer eines Gartens, d.h. Eines Grundstücks der bäuerlichen Mittelklasse zwischen dem Vollbauern und dem Häusler gewesen oder schließlich - am wahscheinlichsten - [...] ein fahrender Sänger gewesen sein, der die eigenen Dichtungen (und die anderer) vor einem literarisch angeregten Kreis gegen Entlohnung vortrug. (Helmbrecht 2007, Einführung, S. 3)

Der Autor wirkt belesen und weist Kenntnis über andere Texte auf, worauf er Bezug nimmt.2 Aufgrund dieser mangelnden Informationen bleibt dem Leser nichts anderes übrig als das Werk für sich allein sprechen zu lassen. Lediglich an manchen Stellen scheinen einige Gedanken des Autors oder seiner Leserschaft zwischen den Versen erkennbar zu sein. Allein die Figur des Vaters scheint gelegentlich als Sprachrohr Wernhers zu fungieren, doch letztendlich bleibt die Spekulation.

3. Allgemeine Analyse

Direkt zu Anfang des Gespräches zwischen Vater und Sohn zeigt der junge Helmbrecht wie materiell denkend er ist.

,lieber vater min,

nu bedarf ich wol der stiure din:

mir hät min muoter gegeben

und ouch min swester, sol ich leben,

daz ich in alle mine tage

immer holdez herze trage'3

Hier zeigt der Sohn seinem Vater, dass er seine Liebe nur anjene verschenkt, die ihn materiell unterstützen und fordert eben diese Hilfe von seinem Vater ein. Der Vater hingegen liebt seinen Sohn und will ihn mit seinem Rat, das Streben nach dem Leben am Hofe abzulegen, nur schützen und ersucht ihn sogar vor seinem Verderben zu bewahren.

Zunächst reagiert der Vater spöttisch auf den Wunsch seines Knaben am Hofe zu leben und die Forderung nach der stiure, dennoch bietet er ihm an gemeinsam mit ihm das Feld zu bestellen.

lieber sun, nü men dû mir

oder habe den phluoc, so men ich dir,

und büwen wir die huobe;

so kumst du in dine gruobe

mit guoten eren alsam ich:

zwäre des versihe ich mich.

ich bin getriuwe, gewære,

niht ein verrâtære;

darzuo gibe ich alliujär

ze rehte minen zehenden gar:

ich hän gelebet mine zit

äne haz und äne nît.4

Ebenso verweist er auf seine vorbildliche und friedliche Art und die moralischen Vorzüge seines bäuerlichen Lebens.

Den jungen Helmbrecht interessiert das nur wenig. Er weiß die Arbeit seines Vaters nicht zu schätzen und sieht sich selbst als überlegen an. Auch erfolgt eine klare Abgrenzung zu der Arbeit des Vaters:

mir sulen ouch dîne secke nimmer rîten den kragen. ich sol ouch dir ûf dînen wagen nimmer mist gevazzen.5

Er geht sogar so weit, dass er Gott in seine Argumentationsstruktur einbringt.

Demnach verhält er sich nicht wie ein zeittypischer Vertreter, da die mittelalterliche Denkweise die Weltordnung als gottgegründet, gottgewollt und daher moralisch gerechtfertigt, intakt und nicht veränderbar empfindet.6

so solt mich got gehazzen, swenne ich dir ohsen wæte und dînen habern sæte.7

Betrachtet man nun unter diesem Aspekt den weiteren Verlauf der Geschichte, so fällt auf, dass er mehrere Gebote Gottes bricht. Beispielsweise das Ehren der eigenen Eltern, was er mit seiner Arroganz und dem ganzen Spott gegenüber seines Vaters missachtet. Auflehnung jeglicher Art agiert gegen Gottes Gebot, wie die Verse explizit hervorheben:

wan selten im gelinget,

der wider sînen orden ringet.8

Deutlich wird dies auch durch seinen Hochmut (Superbia). Er nimmt sein Äußeres als Referenz um sich zu einem höheren Stand, dem Adel, berufen zu fühlen und ganz klar vom Bauerntum und seinen Eltern abzugrenzen.

daz zæme niht zewäre mînem langen walven häre und mînem reiden locken und mînem wol ständen rocke und mîner wæhen hüben und den sîdînen tûben die dar ûf näten frouwen. ich hilf dir nimmer bouwen.9

Die Diskussion schreitet voran, doch keine der beiden Parteien will ihre Position aufgeben. Derjunge Helmbrecht macht das fehlende Pferd dafür verantwortlich, dass er noch dort verweilen muss. Keine lieben Worte zu der Familie, allein das abfällig bezeichnete Pferd, was den Vater ziemlich viel Geld kostet wird als Grund von ihm genannt.

Daz ich so lange belîbe,

des irret mich ein gurre;

daz ich niht ensnurre

mit den andern über ecke

und die gebüren durch die hecke

niht entfüere bî dem häre,

daz ist mir leit zewäre.10

Er droht den Bauern, seinem eigenen Stand, körperliche Gewalt an. Sein Vater wird von ihm erniedrigt und herablassend behandelt, wodurch dieser an der Erziehung seines Sohnes zweifelt.

Die Vorstellung von einem guten Leben beim jungen Helmbrecht sieht aus wie folgt:

ich wil rouben alle tage,

dä mite ich mich wol bejage11

Sein Hochmut geht so weit, dass er sich selbst über den Adel stellt, indem er im Gespräch mit seinem Vater folgendes verlauten lässt:

ez næme der keiser für gewin, vienge ich in niht und züge in hin und beschatze in unz an den sluoch und den herzogen ouch und eteslîchen gräven.12

[...]


1 Künftig zitiert als „Helmbrecht 2007“

2 Nachzulesen in dem Kapitel 'Intertextualitäť

3 Helmbrecht 2007: S. 70, Verse 227-232

4 Helmbrecht 2007: S. 72, Verse 247-258

5 Helmbrecht 2007: S. 72, Verse 264-267

6 Vgl. Helmbrecht 2007: S. 8

7 Helmbrecht 2007: S. 72, Verse 268-270

8 Helmbrecht 2007: S. 74, Verse 289/290

9 Helmbrecht 2007: S. 72/74, Verse 271-278

10 Helmbrecht 2007: S. 78, Verse 368-374

11 Helmbrecht 2007: S. 80, Verse 379/380

12 Helmbrecht 2007: S. 80/81, Verse411-415

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Analyse Helmbrechts - Gespräch zwischen Vater und Sohn und die erste Heimkehr
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Veranstaltung
Helmbrecht
Note
3,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
17
Katalognummer
V196409
ISBN (eBook)
9783656226444
ISBN (Buch)
9783656227694
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Helmbrecht, Mediävistik, Wernher, Wernher der Gartenaere, Heimkehr, Gespräch Vater und Sohn
Arbeit zitieren
Sandra K. (Autor:in), 2011, Analyse Helmbrechts - Gespräch zwischen Vater und Sohn und die erste Heimkehr, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196409

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