Die Integration der Muslime in Deutschland


Term Paper (Advanced seminar), 2002

20 Pages, Grade: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Islam, Ein kurzer Überlick
2.1. Der Islam in Deutschland
2.2. Die verschiedenen Sekten des Islam in Deutschland
2.2.1 Die Sunniten
2.2.2 Die Schi´iten
2.2.3 Die Aleviten
2.2.4 Sonstige Sekten des Islam

3. Der Islamismus
3.1. Islam und Islamismus
3.2.1. Formen des Islamismus in Deutschland heute

4. Zur Integration der Muslime in Deutschland
4.1. Modelle der Integration
4.2. Die Probleme der Integrierung

5. Stellungnahme und Ausblick

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Spaziert man heute durch eine deutsche Großstadt wie zum Beispiel Köln, Düsseldorf oder München, wird man überall auf Anzeichen einer fremden, oder besser, einer anderen Kultur als der deutschen stoßen. Verschleierte Frauen die mit ihren Kindern durch die Straßen gehen, Moscheen mit hochragenden Minaretten und Imbissbuden mit fremdklingenden Namen und Gerichten sind nur einige dieser Anzeichen. Doch es wäre zu weit gegriffen diese Einflüsse als durch und durch „fremd“ zu bezeichnen. Im Gegenteil, man kann sagen, dass die Früchte dieser Einflüsse bereits zum Alltagsleben in Deutschland gehören.[1] Bei diesen fremden Einflüssen handelt es sich natürlich um die Einflüsse von Einwanderern, Immigranten.

Um die zahlenmäßig größte Gruppe dieser Migranten, den Moslems im Allgemeinen und den arabischen unter ihnen im Speziellen, soll es in dieser Hausarbeit gehen, denn mit der Einwanderung und Sesshaftigkeit dieser Gruppe und den Übergriffen gegen Ausländer, nicht nur in jüngster Zeit, werden viele Fragen aufgeworfen. Fragen nach der Religion dieser Immigranten, Fragen nach ihrer Verfassungstreue und Fragen nach ihrer Integration.

Diese Hausarbeit wird zunächst, unter dem Punkt 2, einen Überblick darüber verschaffen, was die in Deutschland lebenden Moslems miteinander verbindet, nämlich ihre Religion, der Islam. Es soll sich hierbei jedoch nur um einen kurzen Abriss des Islam handeln der die wichtigsten Dinge zusammenfasst. Dann soll auf die speziellen Formen des Islam in Deutschland eingegangen werden und auf die verschiedenen Sekten, die es innerhalb dieser Religion gibt. Ich konzentriere mich hierbei jedoch auf die wichtigsten Sekten in Deutschland. Ein anderes Thema, dass im Zusammenhang mit der Integration steht, ist das neuzeitliche Phänomen des Islamismus, beziehungsweise des politisierten Islam. Der Frage, was Islamismus überhaupt behauptet und den Unterschieden und den Gemeinsamkeiten zum Islam selbst, ist ebenfalls ein eigener Punkt, nämlich Punkt 3, gewidmet. Schließlich geht es, unter Punkt 4, um die Integration selber, um die Frage was Integration eigentlich ist, und welche Arten von Integration es gibt. Zuletzt soll auf einige ausgewählte Probleme bei der Integrierung und verschiedene Fragen, die sich aus der Begegnung der islamischen Kultur mit der westlichen ergeben, eingegangen werden. Am Ende der Hausarbeit, unter Punkt 5, werde ich meine persönliche Meinung zu dem Thema geben und einen Ausblick wagen, wie die Situation der Muslime sich, in meinen Augen, in Zukunft entwickeln wird.

2. Der Islam, Ein kurzer Überblick

Das Wort „Islam“ stammt aus dem arabischen und bedeutet wörtlich „Unterwerfung“, wobei hier die Unterwerfung unter Gott, arabisch „Allah“, gemeint ist.[2] Von dem Wort Islam ist der Name seiner Anhänger, Moslems, abgeleitet. Früher wurden sie, fälschlicherweise, auch Mohammedaner genannt. Der Islam geht davon aus, dass es nur einen einzigen Gott gibt (im arabischen nennt man diese Einheit Gottes auch „Tauhid“[3]), und dieser Gott hat sich den Menschen über eine Reihe von sogenannten Propheten offenbart. Der letzte dieser Propheten hieß Muhammad und lebte im 7. Jahrhundert nach Christi Geburt. Durch ihn soll Gott zu den Menschen gesprochen haben. Diese Botschaften Gottes an die Menschen hat Muhammad im Quran (wörtlich: „die Rezitation“), so wie es ihm aufgetragen wurde, niedergeschrieben. Der Quran stellt damit für die Muslime die unverfälschten Worte Gottes dar und sie sind weder zu ändern, noch zu streichen. Man kann sie jedoch unterschiedlich interpretieren.[4]

Es existiert auch eine islamische Zeitrechnung, sie beginnt mit der Migration Muhammads (arab. „Hijra“) nach Medina, da er aus seiner Heimatstadt Mekka, in der er das Wort Gottes zuerst vernommen hat, fliehen musste. Dies geschah im Jahre 622 nach christlicher Zeitrechung und stellt das erste Jahr der muslimischen Zeitrechnung dar.[5]

Der Islam versteht sich selber, ebenso wie das Christen- und Judentum, auch als Leitfaden für das tägliche Leben.[6] Die überwältigende Mehrheit der Muslime erkennt vier Quellen an, die ihnen dabei hilft mit alltäglichen Problemen und Fragen des Rechts und der Moral umzugehen. In der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit sind dies: der bereits genannte Quran, die Überlieferungen (arab. „Hadith“) über das Leben des Propheten Muhammad, auch Sunna genannt, die Übereinstimmung der Rechtsgelehrten (arab. „ijma“), sowie der Analogieschluß (arab. „qiyas“). Sie zusammen ergeben das, was in den heutigen Medien, oft falsch und sehr vereinfacht dargestellt, Shari´a (wörtlich „der Weg zur Wasserstelle), oder islamisches Recht, genannt wird.[7]

Trotz aller Unterschiede untereinander erkennen alle Moslems mindestens fünf Säulen an, auf denen ihr Glaube beruht. Die erste Säule ist das Glaubensbekenntnis, in der der Moslem mit einer Gebetsformel (arab. „Shahada“) die Einzigkeit Gottes und seinen Gesandten Muhammad anerkennt. Die zweite Säule ist die Anbetung Gottes (arab. „Salat“), die mindestens fünfmal am Tage erfolgen soll. Almosengeben (arab. „Zakat“) stellt die dritte Säule dar. Der gläubige Moslem soll einmal im Jahr eine Steuer, die 2,5 Prozent seines Kapitalvermögens ausmacht, zahlen. Die Empfänger sollen Arme und Hilfsbedürftige sein. Den meisten Menschen in Deutschland bekannt ist die vierte Säule, das Fasten (arab. „Saum“) im heiligen Monat Ramadan. Die letzte Säule stellt die Pilgerfahrt (arab. „Hajj“) nach Mekka dar.[8]

In der muslimischen Gemeinde (arab. „Umma“) gibt es sogenannte Gelehrte‚ (arab. „Ulama“) Diese Gelehrten bekleiden, zum Beispiel, das Amt des Vorbeters (arab. „Imam“) in einer Moschee und stellen so etwas wie die Bildungselite des Islams dar. Gelehrter kann im Prinzip jeder werden der Kenntnis vom Quran und den Hadithen des Propeten hat.[9] Den Gelehrten kommt in der heutigen Zeit eine sehr wichtige Rolle zu da von ihnen die Shari´a ausgelegt und interpretiert wird. Sie sind es auch, die anhand der oben genannten Übereinstimmung, geltendes Recht im Islam aufstellen können. Auch sind sie es, die mit ihrem Wissen über die Schriften, die Analogieschlüsse ziehen dürfen.[10] Viele Gelehrte die als Lehrer, zum Beispiel in Koranschulen, fungieren werden als Vorbild angesehen für die Jugend.[11]

Ein Wort das heute oft in einem Atemzug mit dem Islam genannt wird ist Djihad. Es wird fälschlicherweise als „Heiliger Krieg“ übersetzt. Es bedeutet im ursprünglichen Sinne nichts weiter als „sich abmühen“ und zwar für Gott. Ein solcher Djihad kann kriegerisch gemeint sein[12], es gibt jedoch auch viele friedliche Mittel seiner Anwendung

Bereits einige Jahre nach dem Tode Muhammads im Jahre 632 kam es unter den Anhängern des Propheten zu kriegerischen Auseinandersetzungen nach denen sie sich in mehrere Sekten aufspalteten.[13]

2.1 Der Islam in Deutschland

In Deutschland leben ungefähr 3,3 Millionen Moslems, davon sind ungefähr 2,3 Millionen türkischer Abstammung.[14] Da dem Grundgesetz nach Religionsfreiheit in Deutschland herrscht hindert, zumindest rechtlich gesehen, niemand die muslimischen Bürger an der freien Ausübung ihrer Religion.[15] So findet man in vielen deutschen Städten Moscheen, Koranschulen und islamische Vereine, ja ganze Stadtviertel, wie zum Beispiel Berlin-Kreutzberg oder Mannheim-Jungbusch, muten orientalisch an.[16]

2.2. Die verschiedenen Sekten des Islam in Deutschland

Zu beobachten ist jedoch, dass die Muslime in Deutschland keineswegs eine eindeutig heterogene Gruppe sind. So gibt es zum Beispiel in Frankfurt allein neben türkischen Moscheen auch arabische, iranische, bosnische und pakistanische. Dies zeigt, dass die Muslime in Deutschland durchaus auch untereinander sehr verschieden sind.[17] Diese Unterschiede sind zum einen national bedingt, denn die Muslime sind schließlich nicht alle aus dem gleichen Land nach Deutschland gekommen, und zum anderen ist die Sektenzugehörigkeit wichtig. Die Sekten unterscheiden sich in Detailfragen untereinander, grundsätzliche Glaubensansichten teilen sie alle, wie zum Beispiel, dass die Worte des Quran von Gott stammen oder das Muhammad sein Prophet ist.

2.2.1. Die Sunniten

Die Sunniten, deren Name von der Sunna, den überlieferten Erzählungen des Lebens Muhammads, abstammt, stellen heute die große Mehrheit der Muslime dar, ungefähr 85% weltweit.[18] Wie alle Muslime sehen auch die Sunniten die fünf Säulen als bindend an. Aber auch sie sind untereinander nicht völlig heterogen.

Die Rechtslehre der Sunniten ist in vier große Schulen unterteilt, die in der heutigen islamischen Welt stark das Rechtsverständnis der jeweiligen Staaten geprägt haben. In der Hauptsache jedoch beschränken sich die Unterschiede der Schulen auf Fragen der Ehe und Vormundschaft.[19] Diese vier Rechtsschulen sind jeweils nach ihrem Begründer benannt worden. Zunächst wäre die Schule der Hanafiten zu nennen, da sie die größte Verbreitung gefunden hat, so war sie zum Beispiel die Einzige die im türkischen Reich anerkannt wurde. Die Schule der Malikiten ähnelt der der Hanafiten in vielen Punkten, doch unterscheiden sie sich in ihrer Einstellung zu Begriffen des Gelehrtenkonsens. Die Schule der Malikiten ist in den meisten Ländern Nordafrikas verbreitet. Muhammad Ibn Idris as-Safi heißt der Begründer der nächsten Schule, der Schule der Schafiiten, welcher versucht hat die Lehren der beiden vorangegangenen Schulen miteinander zu „versöhnen“. Seine Schule findet sich heute in Teilen Ägyptens und Arabiens, doch der größte Teil seiner Anhänger befindet sich in Asien, genauer, in Indonesien. Die letzte Schule, und gleichzeitig die traditionalistischste unter ihnen, ist die Schule der Hanbaliten. Sie ist auch gleichzeitig die am wenigsten verbreitete. Der Fokus dieser Schule liegt auf den Hadithen des Propheten. Heute nehmen die vier verschiedenen Rechtsschulen zueinander eine durchaus tolerante Haltung ein, vermutlich begann dies mit dem Aufkommen anderer islamischer Sekten.[20]

Auch der Großteil der Muslime in Deutschland ist sunnitisch und es existieren Vereinigungen, die sich als Sprachrohr der Sunniten verstehen, so zum Beispiel der Zentralrat der Muslime.[21]

[...]


[1] Vgl. Tibi, Bassam: „Der Islam und Deutschland; Muslime in Deutschland“; Stuttgart und München; 2000; S.88

[2] siehe Elger, Ralf (Hrsg.): „Kleines Islam-Lexikon“; München; 2001; S. 137

[3] vgl. Ruthven, Malise: „Der Islam, Eine kurze Einführung“; Stuttgart; 1997; S. 75

[4] AaO; S.39 ff.

[5] siehe Elger, Ralf (Hrsg.): „Kleines Islam-Lexikon“; München; 2001; S. 119

[6] vgl. Rohe, Matthias: „Der Islam-Alltagskonflikte und Lösungen“;München; 2001; S.81

[7] vgl. Ruthven, Malise: „Der Islam, Eine kurze Einführung“; Stuttgart; 1997 S.105

[8] vgl. Ruthven, Malise: „Der Islam, Eine kurze Einführung“; Stuttgart; 1997; S.193-198

[9] siehe Elger, Ralf (Hrsg.): „Kleines Islam-Lexikon“; München; 2001; S.105-106

[10] vgl. Ruthven, Malise: „Der Islam, Eine kurze Einführung“; Stuttgart; 1997; S. 109-110

[11] Vgl. Tibi, Bassam: „Der Islam und Deutschland; Muslime in Deutschland“; Stuttgart und München;2000;S.340

[12] Quran; Hazrat Mirza Tahir Ahmad ; Ahmadiyya Muslim Jamaat ; 1993 Sura 9, Vers 36

[13] vgl. Ruthven, Malise: „Der Islam, Eine kurze Einführung“; Stuttgart; 1997; S.75-77

[14] Vgl. Tibi, Bassam: „Der Islam und Deutschland; Muslime in Deutschland“; Stuttgart und München;2000;S.32

[15] vgl. Rohe, Matthias: „Der Islam-Alltagskonflikte und Lösungen“;München; 2001; S.81

[16] Vgl. Tibi, Bassam: „Der Islam und Deutschland; Muslime in Deutschland“; Stuttgart und München;2000;S.58

[17] AaO; S.60

[18] siehe Elger, Ralf (Hrsg.): „Kleines Islam-Lexikon“; München; 2001; S.292

[19] vgl. Ruthven, Malise: „Der Islam, Eine kurze Einführung“; Stuttgart; 1997; S.115

[20] vgl. Salem, Isam Kamel:”Islam und Völkerrecht”; Berlin; 1984; S. 47-50

[21] http://www.islam.de/?site=zmd/selbstdarstellung abgerufen am:8.3.2002

Excerpt out of 20 pages

Details

Title
Die Integration der Muslime in Deutschland
College
University of Dusseldorf "Heinrich Heine"  (Sozialwissenschaften)
Course
Die arabisch-islamische Welt
Grade
1,7
Author
Year
2002
Pages
20
Catalog Number
V19548
ISBN (eBook)
9783638236423
ISBN (Book)
9783638759052
File size
538 KB
Language
German
Notes
Eine Hausarbeit, die sich der Thematik der Muslime in Deutschland und ihrer Integration annimmt. Eine allgemeine Einführung zum Islam sowie eine Beschreibung von Islamismus wird geboten. Viel Spaß beim Lesen. :-)
Keywords
Integration, Muslime, Deutschland, Welt
Quote paper
Milos Jovanovic (Author), 2002, Die Integration der Muslime in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19548

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