„Ich glaube, also werde ich gesund.“- Das Geheimnis des Placeboeffekts


Facharbeit (Schule), 2012

22 Seiten, Note: 14


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Phänomene an der Grenze der Wissenschaft

2. Definitionen
2.1. Placebo und Placeboeffekt
2.2. Reine und unreine Placebos

3. Wirkungsmechanismen des Placeboeffekts
3.1. Der assoziative Ansatz
3.2. Der mentalistische Ansatz

4. Wirkungsweisen des Placeboeffekts aus neurobiologischer Sicht
4.1. Klassische Konditionierung
4.2. Mentalistischer Ansatz

5. Einflussfaktoren auf den Placeboeffekt
5.1. Rolle des Arztes
5.2. Darreichungsformen des Placebos
5.2.1. Orale Verabreichung
5.2.2. Injektionen
5.2.3. Operationen

6. Einsatzbereiche der Placebos
6.1. Klinische Studien
6.2. Therapeutische Maßnahmen in ärztlicher Alltagspraxis

7. Ethische Aspekte

8. Bedeutung des Placebo-Einsatzes in der Medizin
8.1. Wirkungsquote
8.2. Komplementärmedizin

9. Placeboeffekt an der Grenze der Selbstheilung

10. Glossar

11. Quellenverzeichnis

1. Phänomene an der Grenze der Wissenschaft

„Peter Simon ist ein Gebetsheiler aus Lübeck, der durch spektakuläre Heilungen bekannt wurde. Unter anderem heilte er bei einer seiner Patienten einen Bachspeicheldrüsenkrebs, eine der aggressivsten Krebsarten, bei der derzeit kaum eine Überlebenschance gibt [1]).“

Doch wie lässt sich dieses Phänomen erklären? Ist es wirklich, wie er sagt, eine übernatürliche Gabe[2]), die es ihm ermöglicht, Menschen von ihren Krankheiten zu heilen, oder ist es nichts Weiteres als der Placeboeffekt?

Mit dieser Frage soll die Arbeit „Ich glaube, also werde ich gesund.“ - Das Geheimnis des Placeboeffekts. herangegangen werden. Sie erörtert, wie und auf welche Art und Weise Placebos positiv den Heilungsprozess beeinflussen können, und letztendlich, welche Selbstheilungskräfte im Menschen verborgen sind, die den Placeboeffekt darstellen. Das Geheimnis um den Placeboeffekt wird insofern gelüftet, dadurch dass seine Mechanismen entschlüsselt werden. Mit diesem Wissen geht man nun auf die Einsatzbereiche des Placebos über und stellt seine Bedeutung für die Medizin dar. Vollständigkeitshalber soll auch auf die ethische Problematik eingegangen werden, wenngleich der Schwerpunkt der Arbeit ist, den vorteilhaften Nutzen von Placebos hervorzuheben.

2. Definitionen

2.1 Placebo und Placeboeffekt

Eine oft zitierte Definition stammt von Shapiro , die Placebo als „jede Therapie (oder ein Teil davon), die absichtlich oder wissentlich wegen ihres unspezifischen, psychologischen, therapeutischen Effekts für den Patienten, für ein Symptom oder für eine Krankheit genutzt wird, aber für die Behandlungsindikation keine spezifische Wirkung hat“ [3]) ,definiert.

Shapiro geht davon aus, dass Placebos inerte Substanzen sind und daher keine spezifischen Effekte hervorrufen. Dennoch ist es nicht auszuschließen, dass durch eine Placebogabe spezifische Wirkungen ausgelöst werden können[4]). Die Thematik um die „Spezifität“ soll hier aber nicht weiter diskutiert werden, da diese bisher noch nicht vollständig ergründet worden ist. Für den weiteren Verlauf der Arbeit wird der Placeboeffekt als ein unspezifischer Effekt angesehen.

An dieser Stelle soll der Erklärungsansatz Moermans angeführt werden, der den Fokus nicht auf die Gabe eines Placebos legt, sondern vielmehr auf den Kontext einer Intervention:

„The placebo effect is most usefully defined as a positive healing effect resulting from the use of any healing intervention presumed to be mediated by the symbolic effect of the intervention for the patient.” [5])

Unter Berücksichtigung beider Definitionen soll ein Placebo nun als pharmakologisch unwirksame, für den Patienten aber symbolhafte Maßnahme bezeichnet werden. Es kann sich hierbei um ein „wirkstofffreies, äußerlich nicht vom Original unterscheidbares ‚Leer-‘ oder Scheinmedikament“ [6]) handeln oder um eine therapeutische Scheinintervention, die z.B. in der Chirurgie, Akkupunktur oder Psychotherapie durchgeführt wird.

Aus der Verabreichung eines Placebos und nur unter dieser Voraussetzung resultiert schließlich der Placeboeffekt, der ein „für die Besserung der Erkrankung und Symptomatik relevantes“ [5]) Phänomen ist.

2.2 Reine und unreine Placebos

Vollständigkeitshalber sollen noch die unterschiedlichen Formen des Placebos aufgeführt werden. Man unterscheidet hier die reinen bzw. echten und die unreinen bzw. aktiven oder Pseudo-Placebos. Als reine Placebos gelten pharmakologisch unwirksame Substanzen, die gegebenfalls Geschmackskorrigentien oder Farbstoffe enthalten. Dahingegen werden Stoffe, die pharmakodynamische Aktivatoren beinhalten, ohne dabei wirkspezifische Eigenschaften auf die Erkrankung zu haben, als unreine Placebos (aktive, Pseudo-Placebos) bezeichnet. Diese aktiven Substanzen täuschen typische Nebenwirkungen vor, um den Eindruck zu verstärken, es handle sich um das Originalmedikament, das Verum[7]).

3. Wirkungsmechanismen des Placeboeffekts

Auf die Frage hin, wie und auf welche Art und Weise der Placeboeffekt zustande kommt, werden im Wesentlichen zwei Erklärungsansätze - assoziativ und mentalistisch - herangezogen, die sich in der Placeboforschung bewährt und gleichermaßen Respekt verdient haben. Welcher Wirkungsmechanismus nun auf den Patienten anspricht, hängt allein von ihm ab. Dabei ist nicht auszuschließen, dass auch beide Ansätze in kombinierter Form auftreten können.

3.1 Der assoziative Ansatz

Beim assoziativen (lerntheoretischen) Ansatz handelt es sich vorwiegend um eine klassische Konditionierung, sodass Placeboeffekte das Resultat einer unbewussten Lernerfahrung sind. Der Proband wird auf eine bestimmte psychische oder physische Reaktion hin konditioniert, die mit der Gabe eines Verums oder auch Placebos assoziiert ist.

Die klassische Konditionierung (vgl. Pawlow ’scher Hund) kommt zustande, indem ein unkonditionierter Stimulus (UCS, Schmerzmittel) mit einem konditionierten (CS, Spritze) zeitlich gekoppelt wird. Das Resultat aus dieser Paarung ist eine unkonditionierte Reaktion (UCR), die sich als Schmerzlinderung ausdrückt. Wird dieser Vorgang mehrmals wiederholt, so bewirkt allein der konditionierte Stimulus eine Reduzierung der Schmerzen, eine sog. konditionierte Reaktion (CR) [8]).

Wenngleich beim assoziativen Erklärungsmodell das Augenmerk auf das Lerntheoretische gerichtet ist, so spielt die Kognition dennoch eine nicht unwesentliche Rolle. Denn selbst die Wahrnehmung des Settings (Arzt, Praxis) übt bereits einen gewissen Einfluss auf den Heilungsprozess des Patienten bzw. auf die Wirkung des Placebos. Ebenso kann die Beobachtung eines anderen, der mit Placebo erfolgreich behandelt worden ist, maßgebend für die Höhe des Placeboeffekts sein.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1 [9])

3.2 Der mentalistische Ansatz

Kognition, Hoffnung, Erwartung und ähnliche Begriffe sind für das mentalistische (kognitivistische) Erklärungsmodell ausschlaggebend, weshalb der Placeboeffekt einem Erwartungseffekt gleichzusetzen ist. Hier beruht der Mechanismus auf die Erwartungshaltung des Patienten, sodass zwischen ihr und dem Placeboeffekt ein linearer Zusammenhang besteht. Je höher also die Erwartung des Patienten ist, desto größer ist die erwünschte Wirksamkeit des Placebos. Die Erwartungshaltung kann besonders durch Suggestion des Arztes maximiert werden. Dies soll aber in Kapitel 5 näher erläutert werden.

Wie lang ein Placeboeffekt zeitlich andauert, sei er durch Konditionierung oder eines anderen Mechanismus‘ hervorgerufen, ist bisher noch nicht vollständig geklärt. Es hat sich aber herausgestellt, dass der Effekt bei Patienten mit starken Schmerzen und hohem Leidensdruck nach der Absetzung des Verums und nur durch Verabreichung des Placebos noch über einen längeren Zeitraum hinweg andauert, selbst wenn eine negative Wirkung der Substanz suggeriert wird.

[...]


1, 2 entnommen aus Quellenverzeichnis [TI]

3, 4, 6 entnommen aus Quellenverzeichnis [BU]

5 entnommen aus Quellenverzeichnis [SA]

7 entnommen aus Quellenverzeichnis [BU]

8 entnommen aus Quellenverzeichnis [BU], [BCP]

9 entnommen aus Quellenverzeichnis [BU]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
„Ich glaube, also werde ich gesund.“- Das Geheimnis des Placeboeffekts
Note
14
Autor
Jahr
2012
Seiten
22
Katalognummer
V195472
ISBN (eBook)
9783656215790
ISBN (Buch)
9783656216926
Dateigröße
1890 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Placebo, Konditionierung
Arbeit zitieren
Anh Le (Autor:in), 2012, „Ich glaube, also werde ich gesund.“- Das Geheimnis des Placeboeffekts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195472

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