Die Bedeutung des Temperaments in der Resilienzforschung


Referat (Ausarbeitung), 2006

23 Seiten


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Was ist Temperament?
2.1 Definition Temperament
2.2 Geschichtlicher Hintergrund des Begriff Temperament
2.3 Einfluss verschiedene Theorierichtungen
2.4 New York Longitudinal Study
2.4.1 Temperamentsmerkmale im frühen Kindesalter
2.5 Kurzes Resümee

3. Die Bedeutung des Temperaments in der Resilienz- forschung
3.1 Definition Resilienz
3.2 Welche Bedeutung hat das Temperament in der Resilienzforschung?
3.2.1 Zehn Resilienzfaktoren
3.2.2 Entwicklungsmodell zur Entstehung von Resilienz nach Werner
3.2.3 Vorstellung verschiedenen Längsschnittstudien
3.2.4 Fazit aus den Längsschnittstudien

4. Was heißt das für die Heilpädagogik?

5. Fazit

Literaturliste

1. Einleitung

Ich habe mich selten während meines Studiums mit einem Thema beschäftigt, das eine so lange geschichtliche Tradition hat und auch in der heutigen Zeit noch aktuell ist. Das Thema dieses Referats „Die Bedeutung des Temperaments in der Resilienzforschung“ stellt eine Verbindung zwischen dem tausend Jahre alten Begriff „Temperament“ und der relativ jungen Resilienzforschung her.

Jeder von uns hat schon mal ein Kind als schwierig, aufbrausend, ausgeglichen oder ruhig bezeichnet. Beeinflussen diese Verhaltensmerkmale das resiliente Verhalten eines Kindes? Welchen Stellenwert nimmt das Temperament in der Resilienzforschung ein? Hat es überhaupt eine Bedeutung?

Diese Fragen werde ich versuchen in meinem Referat zu beantworten. Die Ausarbeitung setzt sich aus drei Schwerpunkten zusammen.

In dem ersten Abschnitt geht es um die Temperamentsforschung. Ich gehe auf die Entwicklung dieser Forschungsrichtung ein und stelle aktuelle Theorien vor.

Der zweite Teil beschäftigt sich allgemein mit der Resilienzforschung. Ich stelle verschiedene Resilienzfaktoren vor, gehe dann auf drei verschiedene Längsschnittstudien ein und versuche die Bedeutung des Temperamentes herauszuarbeiten.

Im letzten Punkt des Referates möchte ich noch der Frage nachgehen, welche Bedeutung diese Erkenntnisse für unsere heilpädagogische Praxis haben. Dabei beziehe ich mich auf zwei Artikel von Fingerle, Freytag und Julius und von Otto Speck.

Es geht in diesem Referat also darum viele Fragen zu beantworten. Ich hoffe, befriedigende Antworten zu finden.

2. Was ist Temperament

Den Begriff Temperament kennt jeder von uns. Er ist fest in unseren alltäglichen Sprachgebrauch integriert. In diesem Punkt werde ich die geschichtliche Entwicklung des Temperaments vorstellen und den Begriff wissenschaftlich definieren.

2.1 Definition des Begriffs Temperament

Allgemein wird der Begriff Temperament wie folgt definiert:

„Temperament (lat. teperamentum >rechtes Maß<, zu temperare >in das richtige (Mischungs-) Verhältnis bringen<) (…), zusammenfassende Bezeichnung für die typischen Eigenschaften einer Persönlichkeit; nach E. Kretschmer >die für Individualität charakterist. Gesamthaltung der Affektivität nach Affizierbarkeit und Antrieb<. Die klassischen Bezeichnungen für die Temperamente, Sanguiniker, Phlegmatiker, Melancholiker und Choleriker, gehen auf die antike Temperamentenlehre (Hippokrates und Galen)zurück, die das Temperament durch die unterschiedliche Mischung der >Körpersäfte< bestimmt sah (...).“

(Brockhaus, 2001, S. 645)

2.2 Geschichtlicher Hintergrund des Begriff Temperament

Die Geschichte der Charakterisierung von Menschen kann man bis in das Jahr um 319 v. Chr. zurückverfolgen. Ein Schüler Aristoteles beschrieb zum Beispiel 30 verschiedene Charaktertypen (vgl. Zentner, 1993, S. 27, zit. nach Roback, 1952).

Die antike vier Temperamentenlehre wurde durch Hippokrates, ca. 400 v. Chr. bekannt und später von Galenus, ca. 150 n. Chr. weiterentwickelt. Beide vertraten die Gesundheits-Theorie, dass ein Gleichgewichts zwischen den Körpersäften herrschen muss. Jeden einzelnen Körpersaft wurde ein anderes Temperament zugeteilt:

- Blut – Sanguiniker
- Schwarze Galle – Melancholiker
- Gelbe Galle - Choleriker
- Phlegma - Phlegmatiker

In der Lehre von Hippokrates und Galenus ging es um das aufeinander abstimmen unterschiedlicher biologischer Substanzen und Kräfte. Die Vier-Temperamentlehre hatte über Jahrhunderte einen großen Einfluss. Die vier Temperamente sind auch in unserem heutigen Sprachgebrauch noch präsent. (vgl. Zentner, 1993, S. 28f)

Der Begriff Temperament wurde schon immer benutzt um Konstante des Verhaltens

und der Affektivität zu beschreiben (vgl. Zentner, 2000,S. 59, zit. nach Allport, 1937). Seit der Zeit von Hippokrates und Galenus haben sich viele verschiedene Menschen mit dem Thema Temperament auseinandergesetzt. Einige Beispiele zähle ich hier kurz auf:

Kant (1798) prägte die Beschreibungen der einzelnen Temperamentsmerkmale. Demzufolge ist der Saguiniker heiter, leicht beweglich, wenig zuverlässig; der Phlegmatiker ruhig, schwer aufzuregen; der Choleriker leidenschaftlich, aufbrausend und der Melancholiker grübelnd und für den Frohsinn unempfänglich.

Hartmann (1896) entwickelte einen der ersten Eltern-Fragebogen und untersuchte das kindliche Temperament in systematischen Längsschnittuntersuchungen. Der Annaberger Eltern-Fragebogen war der erste Temperament-Fragebogen.

Kretschmer (1921) stellte in seinem Buch „Körperbau und Charakter“ den Bezug zwischen bestimmten psychischen Erkrankungen und dem Körperbau fest. Der Autor geht davon aus, dass Menschen eines entsprechenden Körperbautyps bestimmte psychische Eigenschaften besitzen und aus diesem Grund zu gewissen psychischen Krankheiten neigen.

Pawlow (1953) beschreibt, dass Prozesse des zentralen Nervensystems den vier Temperamenten zugrunde liegen. Pawlow vertritt die Meinung, dass z.B. ein „starker Typ“ einen ständigen Wechsel von Reizen benötigt, während der „schwache Typ“ eher ein regelmäßiges Leben, in dem nicht viele Veränderungen auftreten benötigt, um ein optimales Gleichgewicht zu erlangen.

Rudolf Steiner (1922) übernimmt die Einteilung des Temperamentes von der mittelalterlichen-antiken Tradition. Er schenkt dem Temperament in seiner pädagogischen Praxis eine hohe Aufmerksamkeit und fordert von seinen Pädagogen, dass sie auf das Temperament des Kindes eingehen. (vgl. Zentner, 1993, S. 32 ff)

2.3 Einfluss verschiedene Theorierichtungen

Trotz der langen Tradition des Temperaments gibt es bis heute keine klare einheitliche Definition des Begriffs.

Die Ausdrücke „Persönlichkeit“ „Charakter“ und „Temperament“ werden häufig wechselseitig füreinander genutzt.

Persönlichkeit kann als die Gesamtheit der (psychischen) Eigenschaften und Verhaltensweisen, die dem einzelnen Menschen eine eigene, charakteristische, unverwechselbare Individualität verleihen, verstanden werden. Es handelt sich dabei um eine weitgehend stabile oder lange Zeit überdauernde Struktur individueller Eigenschaften in bezug auf Charakter, Temperament, Intelligenz und körperliche Grundbedingungen eines Menschen.

Charakter bezieht sich auf die weitgehend konstanten Einstellungen, Handlungsweisen, die individuelle Besonderheit und vor allem die Werthaltungen eines Menschen. Der Begriff Charakter besitz häufig eine moralische Wertigkeit. Jemand hat z.B. einen „guten“ oder „schlechten“ Charakter.

Temperament beschreibt die Art des Antriebs und der Aktivität, die sich in Form von Gefühlen, Willensbildung und Triebleben zeigen. Das Temperament formt zusammen mit der Intelligenz und dem Körperbau die Persönlichkeit.

(vgl. Zentner, ebd, S. 25f)

In der heutigen Zeit wird Temperament je nach theoretischen Hintergrund als angeborener Verhaltensstill, angeborenes Persönlichkeitsmerkmal, als individuelle Unterschiede in Reaktivität oder in der emotionalen Erregungsregulation verstanden (vgl. Hong, 2006, S. 40, zit. nach Papousek, 1999, S. 158).

In der Temperamentsforschung finden sich Konzepte aus unterschiedlichen Theorierichtungen:

- Temperament bezieht sich auf verschiedene Dimensionen des Verhaltens. Hier geht es um individuelle Unterschiede des Verhaltens in der Entwicklung = Entwicklungspsychologischer Hintergrund.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung des Temperaments in der Resilienzforschung
Autor
Jahr
2006
Seiten
23
Katalognummer
V195126
ISBN (eBook)
9783656210634
ISBN (Buch)
9783656211860
Dateigröße
479 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Temperament, Heilpädagogik, Resillienz, Forschung
Arbeit zitieren
Dipl.- Heilpäd* Verena Kilian (Autor:in), 2006, Die Bedeutung des Temperaments in der Resilienzforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195126

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