Stadtstruktur und -entwicklung am Beispiel von Fès


Hausarbeit, 2010

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Erbe der Vergangenheit
2.1 Ursprünge der Stadtstrukturen
2.2 Geschichte von Fès

3. Klassische Stadtmodelle der orientalischen Stadt
3.1 Idealschema einer islamisch-orientalischen Stadt nach Dettmann (1969)
3.1.1 Große Moschee
3.1.2 Suq
3.1.3 Wohnquartiere
3.1.4 Burg/Zitadelle
3.1.5 Stadtmauer/Stadttore
3.1.6 kleine Subzentren
3.1.7 Friedhöfe
3.2 Stadtmodell nach WIRTH 1982

4. Die orientalische Stadt unter westlichem Einfluss
4.1 Stadtmodelle nach SEGER 1975 und EHLERS 1991
4.2 Entwicklungen in Fès

5. Fès - eine klassische islamisch-orientalische Stadt?

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: strahlenförmiger Grundriss in Fès

Abbildung 2: Merinidische Plangrundriß

Abbildung 3: Übersichtskarte Fès

Abbildung 4: Modell der klassischen orientalischen Stadt nach Dettmann

Abbildung 5: Die Kisariya von Fès: Branchensortierung und Tore

Abbildung 6: Sackgassenstruktur in Fès

Abbildung 7: Stadttor Bab Boujeloud

Abbildung 8: Stadtmodel de orientalisch-islamischen Stadt nach Wirth

Abbildung 9: Das Modell einer orientalischen Stadt unter westlichem Einfluss

Abbildung 10: Modell der Stadt des islamischen Orients nach Ehlers

Abbildung 11 : Fès - die bauliche Entwicklung 1900 - 1988

Abbildung 12: Autoverkehr in Fès - Übersicht

Abbildung 13: Zugang für den Autoverkehr: Schneiße in Fès

Tabelle 1: klassiche Elemente der Orientalischen Stadt in Fès

1. Einleitung

Die Stadt des islamischen Orients zählt zu den bevorzugten Themen geographischer Orientfor­schung der Nachkriegszeit. Viele Modelle wurden von den unterschiedlichsten Autoren (vgl. DETTMANN 1969, BERRY1971, WIRTH 1974/75, KARK 1981, WIRTH 1982/1990, WAGSTAFF 1995 und EHLERS 1991) unter den unterschiedlichsten Betrachtungsweisen an­gefertigt. Diese Modelle genügen teilweise nur bedingt für eine umfangreiche Erklärung der Vielzahl der über den ganzen Orient verteilten Städte. Auch sind in Ihnen nicht alle Wirkungs­zusammenhänge eingehend erfasst. Zu viele Einflussfaktoren prägen die Stadtstrukturen der einzelnen Siedlungen. BIANCA (2000: 12) schreibt: „Urban structures are always three­dimensional projections of human beliefs”.

In dieser Arbeit werden die grundlegenden Merkmale der Stadtstruktur einer orientalischen Stadt abgehandelt, anhand der Modelle kritisch betrachtet und auf die marokkanische Stadt Fès übertragen. Es gibt eine Vielzahl an Umfangreicher Literatur zur allgemeinen Orientalischen Stadt (vgl. WIRTH 2000). Jedoch ist die Literaturlage über spezielle Abhandlungen der Medina von Fès umso schlechter. ESCHER/WIRTH (1992) sind eine der wenigen, die umfangreiche Feldforschungen in Fès durchgeführt haben. Auch fällt es schwer aktuelle Literatur zu dem hier behandelten Thema zu finden, da die meisten Abhandlungen vor der Jahrtausendwende abge­schlossen wurden. Um den Umfang der Arbeit nicht zu sprengen und um eine Überschneidung zu anderen Ausfertigungen zu vermeiden, sei darauf hingewiesen, dass manche Punkte nur oberflächlich behandelt werden, da sie an anderer Stelle ausführlicher behandelt werden.

2. Das Erbe der Vergangenheit

2.1 Ursprünge der Stadtstrukturen

Um die einzelnen Stadtstrukturen verstehen zu können, muss man einen Blick in die Vergan­genheit werfen. Denn eine Reihe wesentlicher „Merkmale der Stadt im orientalisch-islamischen Kulturbereich [...] waren schon in altorientalischen Städten vorhanden.“ (WIRTH 2000: 25). Nach DEPPE (1995: 23) lassen sich folgende Ursprungsarten islamisch-arabischer Städte ab­grenzen:

- Neugründungen
- allmähliches Wachstum ungeplanter Siedlungen
- Übernahme und allmählicher Umbau bestehender vorislamischer Städte Neugründungen waren in der Regel Residenz- oder Garnisonsstädte (z.B. Fès, Basra, Kufa, Kairo oder Kairouan) (vgl. ESCHER 1992: 14), welche zumeist von neu an die Macht gelangten Dynastien errichtet wurden (vgl. Geschichte unter 2.2). Allmählich gewachsene Städte entstan­den oft an Orten, die den Städten eine besondere Bedeutung zukommen ließ. Hier sind zum Beispiel die Lage an Handelsrouten, an einem Markt, einem religiösen Zentrum oder wie im Fall von Ribat die Lage an einer ehemaligen Grenzbefestigungsanlage zu nennen. Wurde bei der Stadtgründung die Struktur alteingesessener urbaner Tradition übernommen, bildeten die oft altantike römische oder hellenistische Strukturen die Grundlage. Als Beispiele sind hier Aleppo oder Damaskus anzuführen bei denen aufgrund der Übernahme der römisch-byzantinischen Stadtanlage noch heute der römische Stadtgrundriss mit einer Rasterstruktur zu erkennen ist.

2.2 Geschichte von Fès

Innerhalb der orientalischen Städte nimmt Fès in mehrerer Hinsicht eine Sonderstellung ein. Denn im Gegensatz zu vielen Städte des Mittelalters liegt Fès in einem Tal, dessen Tiefe die Grabmoschee von Mulay Idris birgt (vgl. BURCKHARDT 1960: 53). Die Gründung an dieser Stelle begründet sich in zahlreichen Quellen die um Fès entspringen und die Standortgunst schon für frühe Berberstämme darstellten. Die Stadtgründung wird auf Mulay Irdis zurückge­führt. Unter seiner Herrschaft soll die Stadt auf dem rechten Flussufer bestanden haben. Sein Sohn Mulay Irdis II soll im Jahre 808 nach Christus die Stadt Fes-el Aliya (Fes, die zweite) ge­gründet haben. In ihr vereinigte er das linke und rechte Flussufer zu einer Stadt (vgl. BURKHARDT 1960: 53). Den weiteren Verlauf der Stadtgeschichte prägte ein enormer Bevöl­kerungszustrom aus Kairuan und Andalusien. Die neuen Bewohner verteilten sich getrennt auf die beiden Flusshälften. So entstanden zwei „Zentren“ mit jeweils eigenen Moscheen, welche auch heute noch zu erkennen sind (vgl. BIANCA 1980: 116). Im 11. Jahrhundert findet die end­gültige Vereinigung der Stadt durch den Bau einer kompletten Stadtmauer statt. Erst mit der

Abbildung 2: Merinidische Plangrundriß Quelle: Wirth 2000: 45

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

gelegene Palast- und Residenzstadt, an die im 15. Jahrhundert eine neue Judenstadt (Mellah) angeschlossen wurde (vgl. BIANCA 1980: 116f). Der Grundriss von Fès Djedid zeigt wie in Abbildung 1 erkennbar, von einem zentralen Punkt aus fächerförmig ausstrahlenden Achsen. Dieses städtebauliche Grundmuster erinnert in seiner Art an Karlsruhe. Jedoch scheinen auch die Außenmaße der repräsentativen Gebäude auf ein einheitliches Planmodul schließen. So sind die Gebäude entweder 21 Meter oder 42 Meter lang wie ebenso in Abbildung 2 zu erken­nen ist. (vgl. WIRTH 2000: 43). Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert trat keine wesentliche Veränderung der Stadtstruktur und ihrer Ausdehnung ein. Fès wurde nach dem Fall Granadas

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

geistiges, künstlerisches, politisches und kommerzielles Zentrum des Maghreb bis zur Übernahme der Herrschaft durch die Franzosen 1915 (vgl. BURKHARDT 1960: 117) Während der Kolonialzeit kam es zu weitgehenden Veränderungen, wie die Gründung der Neustadt (Ville Nouvelle) oder Erschließung für den Autoverkehr, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll da sie in Punkt 4.2 noch kurz behandelt wer­den und in einer anderen Arbeit ausführlich erläutert werden. Abbil­dung 3 zeigt die einzelnen Bereiche in einer zusammenfassend. Altstadt (Medina) Fès El-Bali im Nordosten, die daran anschließende Residenz­stadt Fès el Jedid und die schließlich im südlichen Bereich die Siedlungen Ville Nouvelle.

3. Klassische Stadtmodelle der orientalischen Stadt

3.1 Idealschema einer islamisch-orientalischen Stadt nach Dettmann (1969)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Folgenden sollen die Grundgegebenheiten und Eigenschaften der islamisch-orientalischen Stadt an­hand des klassischen Models von Dettmann (1969) im Einzelnen erklärt werden und mit den Gegebenheiten in Fès El-Bali verglichen werden. Die Betrachtung von Fès el-Jedid lassen wir hier außen vor, da dieser Teil zwar zur Altstadt gehört aber nicht so kompakt gebaut ist.

Für Dettmann (1969: 201 f.) gehören folgende Ele­mente zu einer islamisch-orientalischen Stadt (vgl. Abb. 3):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Meyer 2003: 67 the mosque would be the main living room, the ma-

“In such urban structures everything seems to be ,,un- Abbildung 4: Moden der klassischen der one roof“, an thus the city can be compared to a orientalischen Stadt nach Dettmann spacious but coherent single mansion. By analogy, drasas and caravanserais would correspond to the teaching room, guest rooms and utility rooms, and the suqs, equipped with long rows of cupboards, would represent the connecting internal corridors. The residential districts, [...] provide the private quarters of this collective urban “house” and are structured along similar principles as the public places but with greater emphasis on the articulation of intermediate passages.”

3.1.1 Große Moschee

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Zentrum einer jeden Stadt liegt im Idealschema die große Moschee. Sie ist das geistliche Zentrum, an dem sich die Gemeinschaft der Gläubigen fünfmal am Tag zum gemeinsamen Gebet zusammenfindet. Neben dem Beten dient die Moschee aber auch der Rechtssprechung, der Verkündung politischer Erlasse, Eheschließungen. Des Weiteren ist sie öffentlicher Ver­sammlungsort im Sinne eines „Marktplatzes“ (vgl. THEISEN 1995: 53). Der die Moschee umge­benden Suqanlagen führen dazu, dass sich auch der Handel auf das Zentrum konzentriert. Alle Wege laufen an der Moschee zusammen und bilden im Gegensatz zu Wohnstrassen großzügi­ge Durchgangsstrassen. Die wichtigsten baulichen Elemente der Moschee sind nach THEISEN (1995:53): das Mirahb:

dies ist eine schmale, mannshohe Nische, die nach Mekka weißt. In Ihr findet man während des Gebets den Vorbeter.

Dettmann geht im Modell davon aus, dass es nur eine Hauptmoschee gibt. Dies trifft in Fès nicht zu. Zum einen gibt es aufgrund der Geschichte zwei „Zentren“. So finden wir zum einen die Mosquee des Andalus im Osten und die Mosque Karaouiyne Westteil der Stadt. Außerdem kann man auch die Grabmoschee als bedeutendes religiöses Bauwerk zu den Hauptmoscheen zählen. Des Weiteren gibt es nach WIRTH (2000: 250) zwölf Freitagsmoscheen und 132 Mo­scheen, die nur zu den täglichen Gebeten aufgesucht werden. Diese sind fast ausnahmslos Quartiermoscheen, die in bequem fußläufiger Entfernung zu den Wohnquartieren liegen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Stadtstruktur und -entwicklung am Beispiel von Fès
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt  (Geographie)
Veranstaltung
Vorbereitungsseminar Große Exkursion Marokko
Note
2,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
12
Katalognummer
V194834
ISBN (eBook)
9783656203100
Dateigröße
1279 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fes, Marokko, Stadtstruktur, orientalische Stadt, Stadtentwicklung, Orient
Arbeit zitieren
Diplom Geograph univ. Michael List (Autor:in), 2010, Stadtstruktur und -entwicklung am Beispiel von Fès, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194834

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