Greta Garbo - Die "Göttliche"


Fachbuch, 2012

45 Seiten


Leseprobe


Ernst Probst

Greta Garbo

Die „Göttliche“

Zur Kultfigur des Films avancierte aufgrund zahlreicher Mythen und Legenden die schwedisch-amerikanische Filmschauspielerin Greta Garbo (1905–1990), deren bürgerlicher Name Greta Lovisa Gustafsson war. In Stummfilmen der 1920-er Jahre beeindruckte die „Göttliche“ mit ihrer kühlen, nordischen Schönheit und durch ihr Talent, Gefühle mit sparsamen Gesten auszudrücken.

Greta Lovisa Gustafsson kam am 18. September 1905 in Stockholm zur Welt. Ihre Eltern hatten in jungen Jahren ihr Bauerndorf verlassen, weil sie dort keine Existenzgrundlage fanden. Der stattliche Vater Karl Alfred Gustafsson kränkelte, arbeitete als Straßenkehrer, sang im Männerchor und konnte dem Alkohol nicht widerstehen. Seine Ehefrau Anna, geborene Karlsohn, warf ihm oft vor, er sei ein Versager. Greta wuchs als jüngstes von drei Kindern im Stockholmer Arbeiterviertel Södermalm auf.

Bereits als kleines Mädchen bemalte Greta gerne ihr eigenes Gesicht und das anderer Familienmitglieder und zwang sie, mit ihr große Dramen aufzuführen. Sie hasste Menschenansammlungen, liebte die Einsamkeit, saß oft allein in einer Ecke und sinnierte. Die elterliche Wohnung befand sich in einem verkommenen Haus, bestand nur aus der Küche und einem weiteren Zimmer.

Nach dem frühen Tod ihres Vaters arbeitete die 14-Jährige als Friseurgehilfin. Im Friseursalon fiel sie dem Sohn des reichsten schwedischen Kaufhausbesitzers auf, der ihr eine besser bezahlte Stelle als Verkäuferin in der Abteilung Damenkonfektion des väterlichen Warenhauses beschaffte. Als für einen Frühjahrskatalog ein Fotomodell für Hüte gesucht wurde, erhielt sie den Auftrag und war 1921 mit fünf Fotos in dem Katalog vertreten. Außerdem stand Greta Lovisa Gustafsson 1921/1922 für drei kleine Reklamefilme des Warenhauses vor der Kamera, wofür sie sich jeweils beurlauben ließ. Als man ihr einen weiteren Urlaub für Dreharbeiten verweigerte, kündigte sie ihre Stellung im Warenhaus und trat in der Filmposse „Luffar-Peter“ („Luftfahrpeter“, 1922) als Badeschönheit erstmals mit einer größeren Rolle auf.

Danach nahm Greta Lovisa Gustafsson an der Schauspielschule des Stockholmer „Dramatiska Teater“ bei dem Regisseur Gustaf Molander (1888–1973) Unterricht. In der Abschiedsvorstellung der Schauspielschule im Frühjahr 1923 mimte sie die Ellida in dem Stück „Frau vom Meer“ des norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen (1828–1906).

Der schwedische Filmregisseur Mauritz Stiller (1883–1928) gab Greta Lovisa Gustafsson nach einer radikalen Abmagerungskur die Hauptrolle als Gräfin Elisabeth Dohna in seinem zweiteiligen Streifen „Gösta Berlings saga“ (1924) nach dem Roman der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf (1858–1940). Dieser Film machte sie rasch in Europa bekannt.

Wer das Pseudonym „Garbo“ erfand, ist unklar. Im Schwedischen bedeutet das Wort „Garbo“ „Kobold“, im Spanischen „Anmut“. Nach einer Version soll das Pseudonym von der Schauspielerkollegin Mimi Pollak (1903–1999) geprägt worden sein, nach einer anderen jedoch von Mauritz Stiller. Eher ein Bonmot dürfte die Version sein, der Name „Garbo“ sei aus den Anfangsbuchstaben des schwedischen Satzes „Gör alla roller berömvärt opersonlight“ („Sie spielt alle Rollen hervorragend unpersönlich“) entstanden.

Den nächsten Erfolg auf der Kinoleinwand feierte Greta Garbo an der Seite von Asta Nielsen (1881–1972) und Werner Krauß (1884–1959) in dem deutschen Stummfilm „Die freudlose Gasse“ (1925), den der österreichische Regisseur Georg Wilhelm Pabst (1885–1967) in Berlin drehte. Dabei verliebten sich der Drehbuchautor Willy Haas (1891–1973) und Pabst hoffnungslos in den Filmstar.

Als man Mauritz Stiller einen Hollywoodvertrag anbot, musste er mit Drohungen durchsetzen, dass Greta Garbo ebenfalls in die USA eingeladen wurde. Der Mitbegründer des Filmstudios „Metro-Goldwyn-Mayer“ („MGM“), Louis B. Mayer (um 1885–1957), hatte die Garbo anfangs für zu fett gehalten. In Hollywood waren er und andere Verantwortliche später entzückt über das neue Gesicht, manche Filmleute spöttelten jedoch auch über das „Bauernmädchen mit den großen Füßen“.

Der erste Film, für den die Garbo in den USA vor der Kamera stand, hieß „The Torrent“ („Fluten der Leidenschaft“, 1926). Im Stummfilm „Flesh and the Devil“ (Es war ...“, 1927) mimte sie neben ihrem Liebhaber John Gilbert (1899–1936) noch einen Vamp, danach spielte sie immer öfter die in Schönheit Leidende, Edle und Reine.

Im Gegensatz zu vielen anderen Stars kam Greta Garbo nach dem Übergang vom Stumm- zum Tonfilm noch besser zur Geltung. Bereits ihr erster Tonfilm „Anna Christie“ (1930) geriet zum Erfolg. Ihre seltsame, heisere Stimme in frühen Tonfilmen und ihr Ausspruch „Ich will, dass man mich in Ruhe läßt“ in „Grand Hotel“ („Menschen im Hotel“, 1932) entwickelten sich immer mehr zum Markenzeichen Greta Garbos.

In Filmen wie „Mata Hari“ (1931) über die gleichnamige niederländische Spionin und „Ninotschka“ (1939) verkörperte Greta Garbo mit melancholischer Schönheit einen romantischen, unnahbaren Typ. „Ninotschka“ war ihr letzter großer Erfolg und gilt als ihr bester amerikanischer Streifen. In ihm gelang dem Regisseur Ernst Lubitsch (1892–1947) das Kunststück, eine „lachende Garbo“ zu präsentieren. Lubitsch glaubte, die Garbo sei so ziemlich der gehemmteste Mensch, mit dem er je zusammengearbeitet habe.

Auf wenig Gegenliebe beim Kinopublikum stieß der Film „Two-Faced Woman“ („Die Frau mit den zwei Gesichtern“, 1941). Darin hatte „MGM“ – verunsichert durch europäische Marktverluste während des Zweiten Weltkrieges – Greta Garbo statt der großen romantischen Liebhaberin erstmals eine „gute Kameradin“ verkörpern lassen. Die Garbo, die von der Idee besessen war, finstere Mächte wollten ihren Sturz, zog daraus unerbittlich die Konsequenzen und kehrte der Kinoleinwand den Rücken. Sie verließ Hollywood und zog nach New York City.

Danach bot man Greta Garbo zahlreiche Rollen an, von denen sie aber keine annahm. Jahrelang machten Gerüchte über ein Comeback auf der Kinoleinwand die Runde, doch die „Göttliche“ – wie man sie respektvoll nannte – trat nie wieder vor eine Filmkamera. 1951 wurde sie amerikanische Staatsbürgerin. 1954 verlieh ihr die „Amerikanische Filmakademie“ einen Sonder-„Oscar“ für ihre unvergessenen Filmdarstellungen. Zwischen 1929 und 1939 wurde sie viermal für den „Oscar“ nominiert.

1963 sagte die Garbo: „Das ewige Rätselraten darüber, ob ich wieder filmen werde oder nicht, finde ich albern. Der Mythos, der meine Person umgibt, bringt mir viel Geld ein, weil meine Filme von Zeit zu Zeit wieder vorgeführt werden. Würde ich bei meinem heutigen Aussehen wieder vor die Kamera treten, wäre nicht nur dieser Mythos zerstört, sondern auch das Geschäft ruiniert“.

Um das Leben von Greta Garbo ranken sich zahlreiche Legenden. Man sagte der unverheirateten Schauspielerin Beziehungen zu dem erwähnten Schauspieler John Gilbert, dem Produzenten und Regisseur Rouben Mamoulian (1897–1987), dem Ernährungsapostel Gaylord Hauser (1895–1984), dem Dirigenten Leopold Stokowski (1882–1977), dem verheirateten Millionär Georg Schlee (1899–1964) sowie dem britischen Fotografen und Bühnenbildner Cecil Beaton (1904–1980) nach.

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Details

Titel
Greta Garbo - Die "Göttliche"
Autor
Jahr
2012
Seiten
45
Katalognummer
V193766
ISBN (eBook)
9783656188926
ISBN (Buch)
9783656189251
Dateigröße
3241 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Greta Garbo, Film, Filmschauspielerinnen, Schauspielerinnen, Frauenbiografien, Biografien, Kurzbiografien
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2012, Greta Garbo - Die "Göttliche", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193766

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