Jesus im Islam


Hausarbeit, 2011

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


1. Einleitung

Kein Thema trennt und verbindet Muslime und Christen mehr als die

Betrachtung der Figur Jesu Christi. Besonders im Hinblick auf den interreligiösen Dialog ist es von daher für beide Seiten von großer Bedeutung sich mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden auseinandergesetzt zu haben. In meiner Hausarbeit werde ich mich mit der Sicht auf Jesus in der islamischen Theologie beschäftigen. Dazu betrachte ich zunächst das Vorkommen Isa (Jesus) im Koran, eingeteilt in die groben Themenbereichen Prophetentum, Geburt, Wunder und Tod. Dies macht den Hauptteil der Quellen über Jesus im Islam aus. Darauf aufbauend wird dann aber auch die Hadithliteratur näher untersucht um so noch weitere Informationen zu erhalten.

Im dritten Teil werden die herausragendsten Punkte in direkten Vergleich zu der christlichen Sichtweise gesetzt und es wird eine fokussierte Abgrenzung vollzogen. Dabei werden sich die Hauptproblemfelder bezüglich der Figur Jesu herauskristallisieren, die sich aus der Begegnung Islam - Christentum ergeben. Dies sollte idealerweise der reflektierten Kommunikation dienlich sein.

2. Jesus in der islamischen Theologie

2.1. Jesus im Koran

Jesus kommt im Koran nicht nur vor, sondern nimmt geradezu eine herausragende Stellung ein. 15 Suren erwähnen Jesus oder beziehen sich auf ihn in etwa 108 Versen. Am ausführlichsten ist von Jesus, der im Koran den Namen Isa trägt , in drei Suren die Rede, deren Name sich auch auf ihn beziehen. Die 3. Sure („Die Sippe Imrans“) ist benannt nach der Familie aus der Jesus stammt. Mit Imran ist Amram gemeint, der Vater Moses, Aarons und Mirjams. Er gilt als Vorfahre Jesu. Die 5. Sure genannt „der Speisetisch“, nimmt Bezug auf eines der Wunder Jesu. Sure 19 schließlich trägt den Namen Maria (Maryam), der Mutter Jesu.1

Jesus trägt außerdem an vielen Stellen den Titel „al-Masih“, was als Messias oder auch Christus übersetzt wird. Doch der theologische Gehalt, der im Neuen Testament damit verbunden ist, kommt im Koran nicht zur Geltung. Das Wort masih entspricht sprachlich dem aramäischen meschicha, d as wiederum dem hebräischen maschiach. Daraus ist griechisch Messias geworden. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Wort entweder einfach als Name verstanden wurde oder als Titel, der von der Grundbedeutung des Wortes „salben“ (arab. masaha) her kommt. Jesus sei als von Gott hervorgehobener, gesalbt worden, was zu der Bedeutung „der Gesegnete“ geführt hat. Oder aber er habe andere gesalbt um sie zu heilen oder Gott zu weihen. Eine andere Herleitung findet sich häufig in mystisch-asketischen Schriften. Nach denen aus der Wortwurzel saha J esus als Wanderer gekennzeichnet würde.1

Wie sich die Namensform Isa ergibt ist ebenfalls nicht eindeutig geklärt. Die arabisierte Form von „Jesus“, wäre Yasu oder Yashua. Diese wird auch von arabischen Christen benutzt. Formal ähnelt Isa eher dem Namen Isu „Esau“. Wahrscheinlich geht der Name über das syrische Ischo für Jesus ins Arabische ein. Trotzdem ist die Gleichsetzung Isa und Jesus sprachwissenschaftlich zunächst einmal nicht selbstverständlich.2

Es wird zwar, anders als in den Evangelien, nicht die detaillierte Lebensgeschichte Jesu erzählt, aber es wird ein grober Überblick über sein

Leben gegeben, so wie seine Geburt, sein Prophetentum und seine Rückkehr in den Himmel. Nach dem Koran ist er ein Prophet (nabi) und ein Gesandter Gottes (rasul)3.

2.1.1. Das Prophetentum

In Sure 2 Vers 213 wird der Auftrag der Propheten genau benannt, die „(...)als Verkünder froher Botschaft und als Warner(...)“ auftreten und den Menschen „(...) die Schrift mit der Wahrheit(...), bringen, welche sie anleiten soll.

Nach koranischer Auffassung bekam Jesus das Evangeliums offenbart ,so wie Moses die Thora, und wie Mohammed letztendlich den Koran erhielt. Jesus hat nach dem Koran einen beschränkten Auftrag für ein Volk, nämlich für Israel, sowie Mohamed nach ihm an das arabische Volk gesandt wurde. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Botschaft nur für dieses Volk gültig ist. Es ist lediglich der erste Empfänger.

"Und (damals) als Jesus, der Sohn der Maria, sagte: ""Ihr Kinder Israel! Ich bin von Allah zu euch gesandt, um zu best ä tigen, was von der Thora vor mir da war,... “ (Sure 61, Vers 6)

Er steht in der Reihe mit Adam, Abraham, Noah, Abraham, Jacob, Moses, Aaron, David und Mohammed. Viele von Ihnen sind ebenso aus dem Alten und Neuen Testament bekannt. Diese Gesandten haben jeweils eine eigene Scharia1 verkündet. Jesus gilt als der letzte Prophet, der an die Juden gesandt worden ist, um alle Veränderungen, die an dem von Moses übermittelten göttlichen Gesetzen vorgenommen worden waren, zu verbessern bzw. zu berichtigen.

„ Und wir lie ß en hinter ihnen her Jesus, den Sohn der Maria, folgen, da ß er best ä tige, was von der Thora vor ihm da war. Und wir gaben ihm das Evangelium, das (in sich) Rechtleitung und Licht enth ä lt, damit es best ä tige, was von der Thora vor ihm da war, und als Rechtleitung und Ermahnung f ü r die Gottesf ü rchtigen. (Sure 5, Vers 46)

An mehren Stellen im Koran wird eindeutig darauf hingewiesen, dass Jesus nicht Gottes Sohn oder Gott selbst ist.

Ungl ä ubig sind diejenigen, die sagen: "Allah ist Christus, der Sohn der Maria". Sag:

Wer verm ö chte gegen Allah etwas auszurichten, falls er (etwa) Christus, den Sohn der Maria, und seine Mutter und ( ü berhaupt) alle, die auf der Erde sind, zugrunde gehen lassen wollte?(...) (Sure 5, Vers 17)

Die Aussage Jesus sei Gott wird hierbei als Unglaube bezeichnet, also arab. kufr. Es bedeutet wörtlich „Verbergen“ bzw. „Zudecken“, es ist also die Rede von dem verbergen der Wahrheit über Gott. „Der Koran beschreibt die Christen also aus verschiedenen Perspektiven und zwar sowohl hinsichtlich ihrer Theologie, deren Kernsätzen von der Gottessohnschaft und der Trinität er als „Verdecken der Wahrheit von Gott“ bloßstellt, und hinsichtlich ihrer Religionsgemeinschaft wegen der ihr zugrundeliegenden Offenbarungsschrift dennoch toleriert, ihr aber abverlangt, sich entsprechend dieser Offenbarungsschrift Gott wohlgefällig zu verhalten.“1

2.1.2. Die Geburt

Es wird wie bereits angesprochen ausführlich über die Geburt Jesu berichtet. Bevor von Jesus die Rede ist, wird allerdings zunächst über Maria berichtet. In Sure 3, Vers 45-48 heißt es ,wird Maria von den Engeln berichtet, dass Gott sie auserwählt und rein gemacht habe um das Wort Gottes durch Jesus zu empfangen. In diesem Zusammenhang wird bereits ausgesagt, dass Jesus jemand sein wird, der Gott nahe stehen wird.

"(Damals) als die Engel sagten: "Maria! Allah verk ü ndet dir ein Wort (kalima) von sich, dessen Name Jesus Christus, der Sohn der Maria, ist! Er wird im Diesseits und im Jenseits angesehen (wadschieh) sein, einer von denen, die (Allah) nahestehen" "Und er wird (schon als Kind) in der Wiege (mahd) zu den Leuten sprechen, und (auch sp ä ter) als Erwachsener, und (wird) einer von den Rechtschaffenen (as-saalihiena) (sein).Sie sagte: ""Herr! Wie sollte ich ein Kind bekommen, wo mich (noch) kein Mann ber ü hrt hat?" Er sagte: "Das ist Allahs Art (zu handeln). Er schafft, was er will. Wenn er eine Sache beschlossen hat, sagt er zu ihr nur: sei!, dann ist sie." Und er wird ihn die Schrift, die Weisheit, die Thora und das Evangelium lehren."

Die Sure 19, die auch Maria benannt ist, handelt fast ausschließlich von ihr.

Auch im ersten Abschnitt wird erzählt wie sie sich von ihrer Familie entfernt und ihr die Engel die Geburt Jesu ankündigen.

„ Und (wir schenken ihn dir) damit wir ihn zu einem Zeichen f ü r die Menschen machen, und weil wir (den Menschen) Barmherzigkeit erweisen wollen. Es ist eine beschlossene Sache." (Sure 19, Vers 21)

In diesem Zusammenhang werden auch wesentliche Aspekte seines Prophetentums dargestellt. Er ist ein von Gott gegebenes Zeichen und Ausdruck seiner Barmherzigkeit.

[...]


1 Vgl. Böttrich/Ego/Eißler: Jesus und Maria, S. 121f.

1 Vgl. Böttrich/Ego/Eißler: Jesus und Maria, S. 151

2 Vgl. ebd. S.152f.

3 Der Unterschied liegt darin, dass ein Prophet eine Offenbarung von Gott erhält, ein Gesandter aber zusätzlich eine neue Rechtsgebung/Schrift, die er den Menschen nahe bringen soll. Also ist jeder Gesandter ein Prophet,

1 Scharia bedeutet soviel wie religiöses Gesetz

1 Von Denffer, Ahmad: Der Islam und Jesus, S.24.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Jesus im Islam
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
15
Katalognummer
V192230
ISBN (eBook)
9783656172833
ISBN (Buch)
9783656173182
Dateigröße
424 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
jesus, islam
Arbeit zitieren
Günes Atik (Autor:in), 2011, Jesus im Islam, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192230

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