Management-Berichterstattung (Management Commentary)
Seminararbeit 2011 20 Seiten
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Einführende Informationen zum Management Commentary
2.1 Entwicklung
2.2 Der Aufbau des Management Commentary
2.2.1 Zielsetzung, Anwendungsbereich und Abgrenzung
2.2.2 Rahmenkonzept
2.2.3 Inhaltselemente
2.3 Zwischenergebnis
3. Wertorientierte Berichterstattung
3.1 Zielsetzung und Abgrenzung
3.2 Bewertungsrelevante Informationselemente
3.2.1 Informationen zur Substanzbewertung
3.2.2 Informationen zur Kapitalmarktbewertung
3.2.3 Informationen zur internen Wertgenerierung
3.2.4 Informationen zur Bestimmung des „Inneren Werts"
3.3 Zwischenergebnis
4. Wertorientierte Elemente im Management Commentary
4.1 Analyse der bewertungsrelevanten Informationselemente
4.1.1 Informationen zur Substanzbewertung
4.1.2 Informationen zur Kapitalmarktbewertung
4.1.3 Informationen zur internen Wertgenerierung
4.1.4 Informationen zur Bestimmung des „inneren Werts"
4.2 Zwischenergebnis
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Darstellung Finanzbericht
Abbildung 2: Darstellung zur Wertlücke
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Das erklärte Hauptziel der IFRS ist die Bereitstellung von entscheidungsnützlichen Informationen über die Vermögens- und Finanzlage eines Unternehmens (Vgl. Rahmenkonzept, RN 12). Jedoch wird im Rahmenkonzept der IFRS ebenfalls darauf aufmerksam gemacht, dass aufgrund des Vergangenheitsbezugs nicht allen Informationsbedürfnissen der Adressaten in den Abschlüssen entsprochen werden kann (Vgl. Rahmenkonzept, RN 13). Der Informationsbedarf der Investoren nach zukunftsorientierten Informationen hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Während in anderen Rechtsystemen, darunter Deutschland und die USA, diese Informationslücke durch gesetzliche Vorschriften zur Lageberichterstattung geschlossen wurde, sucht man bisher innerhalb der IFRS vergeblich nach einer solchen Regelung.
Mit dem Management Commentary (MC) soll dieses Informationsdefizit nun auch innerhalb der International Financial Reporting Standards (IFRS) behoben werden.
Ziel dieser Arbeit ist es, eine Analyse der Entscheidungsnützlichkeit für die Adressaten des MC durchzuführen. Dabei wird insbesondere auf die relevanten Berichtsinhalte eingegangen. Als Analysekriterien dienen hierfür die bewertungsrelevanten Informationselemente des Value Reporting (wertorientierte Berichterstattung) nach Ruhwedel und Schultze, welche schon Prof. Dr. Hüfner zur Analyse der Management Discussion and Analysis ((MD&A), amerik. Managementlagebericht) dienten (Vgl. Ruhwedel/Schultze (2002), S.609-613 und Hüfner (2007), S.63-64). Zusätzlich soll eine Aussage darüber getroffen werden, in welcher Weise der MC in die bisherigen Berichterstattungsregelungen eingebunden werden sollte.
Im zweiten Kapitel werden zunächst einige einführende Informationen über die Entwicklung des MC und der inhaltlichen Struktur gegeben. Das dritte Kapitel stellt die zur Analyse notwendigen Kriterien für eine bewertungsrelevante Berichterstattung vor und grenzt zudem die Adressaten des MC sinnvoll ein. Die Analyse zur Entscheidungsnützlichkeit der Berichtselemente erfolgt im Kapitel 4. Das abschließende Fazit im Kapitel 5 würdigt die ausgearbeiteten Ergebnisse.
2. Einführende Informationen zum Management Commentary
2.1 Entwicklung
Die Bemühungen zur Schaffung eines Management Commentary (MC) gehen auf das Jahr 2002 zurück. Damals beauftragte das International Accounting Standard Board (IASB) eine Gruppe internationaler Standardsetter, darunter Vertreter aus Deutschland, Kanada und Großbritannien, um Vorschläge zu einer Managementberichterstattung zu entwickeln (Vgl. Kasperzak/Beiersdorf (2010), S.123). Allerdings wurde, unter anderem von KPMG, kritisch hinterfragt, inwieweit die Ausarbeitung eines MC überhaupt in den Zuständigkeitsbereich des IASB fällt. Mit Verweis auf Paragraph 7 des IFRS Framework wird darauf aufmerksam gemacht, dass Managementanalysen oder ähnliche Berichte keine Bestandteile des Abschlusses sind und somit nicht in den Geltungsbereich des IASB fallen (Vgl. KPMG IFRG Limited (2010), S.2). Dieses fand jedoch auf Seiten des IASB kein Gehör.
Die damaligen Ergebnisse wurden im Oktober 2005 als Discussion Paper (DP) veröffentlicht. In diesem wurden Ideen zum Adressatenkreis, sowie den Berichterstattungsgrundsätzen und relevanten Inhalten eines MC gegeben. Im DP sah man für die Einführung des MC einen International Financial Reporting Standard (IFRS) vor (Vgl. DP MC, S.65).
Nach Auswertung der auf das DP eingegangenen Stellungnahmen entschied man sich im Exposure Draft (ED), erschienen im Juni 2009, den MC nicht als IFRS Standard, sondern als unverbindlichen Leitfaden (non-mandatory-guidance) zu veröffentlichen und das obwohl sich 40% der eingegangenen Stellungnahmen für einen Standard aussprachen (Vgl. Kajüter et al. (2010), S.184). Begründet wurde diese Vorgehensweise vor allem damit, dass bei der Vielzahl von nationalen Regelungsvorschriften zu den Managementberichten, ein verbindlich anzuwendender Standard den Unternehmen mehr Aufwand durch eine Doppelerstellung aufbürden würde. Es soll vielmehr den nationalen Standardsettern vorbehalten bleiben, inwieweit der MC zu verpflichtenden Anwendung kommt (Vgl. ED MC, BC 10). Außerdem könnte eine Pflicht zur Anwendung des MC eine Ausbreitung der IFRS in Ländern verhindern, die ein solches Berichtsinstrument bisher nicht vorschreiben. Insbesondere wenn man die zusätzlichen Fixkosten einer solchen Erstellung in die Überlegung einfließen lässt. Für die Standardsetzung spricht, dass nur mit ihr die Anwendung des MC für eine breite Basis gewährleistet wird. Die Standardsetzung verhindert zusätzlich ein, bei der Durchsetzung einer Anwendungsleitlinie zu erwartendes, Rosinenpicken (Vgl. Grottke/Höschele (2010) S.153). Deshalb kann meiner Meinung nach nur durch eine Standardsetzung ein verlässliches Mindestmaß an Informationen gewährleistet werden. Man ist sich der Brisanz dieses Vorstoßes durchaus bewusst, deshalb wurde auch im MC ED die Frage nach der Standardsetzung erneut zur Diskussion gestellt (Vgl. ED MC S.5). Eine endgültige Verlautbarung ist für das vierte Quartal 2010 vorgesehen.
2.2 Der Aufbau des Management Commentary
2.2.1 Zielsetzung, Anwendungsbereich und Abgrenzung
Zielsetzung des MC ist es, einen Rahmen zur Erstellung von entscheidungsnützlichen Informationen über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens für das berichtende Management zu schaffen. Es soll den vergangenheitsorientierten Jahresabschluss (JA) ergänzen und erweitern. Durch die Bereitstellung von vergangenheits- und zukunftsbezogenen Informationen soll es dem Rechnungslegungsadressaten erleichtert werden, ein besseres Verständnis für die Unternehmensziele und der strategischen Ausrichtung zur Erreichung dieser Ziele zu schaffen (Vgl. ED MC, RN 1-3).
Der Anwendungsbereich bleibt im ED auf börsenorientierte Unternehmen beschränkt (Vgl. ED MC RN 4). In der Literatur wird dieser Beschränkung stark widersprochen und weitläufig gefordert, er solle für alle Unternehmen gelten, zumindest jedoch für Unternehmen im Sinne des IFRS 8,welche nicht nur Eigenkapital sondern auch Schuldtitel an öffentlichen Märkten handeln (Vgl. Grott- ke/Höschele (2010), S.149).
Dabei sollen sich die Informationen des MC vornehmlich auf die Interessen der potentiellen Kapitalgeber beziehen (Vgl. ED MC, RN 9, BC 17-18). Es bleibt kritisch anzumerken, dass die Gruppe von potentiellen Investoren in sich keineswegs homogen ist und deshalb auch verschiedene Informationsbedürfnisse hat (Vgl. Brinkmann (2006), S.39).
Zur Abgrenzung des MC lässt sich festhalten, dass die Angaben des MC deutlich identifizierbar und gesondert von den anderen Berichten des Finanzabschlusses ausgewiesen werden sollen. MC und Finanzabschluss bilden den Finanzbericht und sollten zusammen veröffentlicht werden (Vgl. ED MC, RN 6-7, BC 38-39). Dies soll in Abbildung 1 veranschaulicht werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Kajüter, K./Bachert, K./Blaesing, D. (2010), Ergänzung des IFRS-Abschlusses um einen Managementbericht. Wie ist die Resonanz auf das Management-Commentary Projekt des IASB in Deutschland? in: Kapitalmarktorientierte Rechnungslegung, 04/2010, S.184.
2.2.2 Rahmenkonzept
Im Wesentlichen bilden drei Berichterstattungsgrundsätze (Reporting Principles), sowie sechs qualitative Anforderungen (qualitative characteristics), welche die Entscheidungsnützlichkeit des MC sicherstellen sollen, den Hauptbestandteil des Rahmenkonzepts (Vgl. Kajüter/Guttmeier (2009), S.2335).
Als Grundsätze qualitativ hochwertiger Managementberichterstattung gelten (Vgl. Teixeira (2004), S.18):
- Die Darstellung aus Sicht der Unternehmensleitung (Management Approach)
- Die Erläuterung und Ergänzung des Jahresabschlusses
- Die Zukunftsorientierung
Damit die nach den vorstehenden Grundsätzen angefertigten Informationen für potentielle Kapitalgeber als entscheidungsnützlich angesehen werden können, müssen diese zusätzlich den qualitativen Anforderungen aus Phase A des Frameworkprojekts entsprechen[1]. Dies sind Relevanz (relevance), glaubwürdige Darstellung (faithful representation), Vergleichbarkeit (comparability), Überprüfbarkeit (verifiability), Zeitnähe (timeless) und Verständlichkeit (understandability). Auch soll während der Informationserstellung der Wesentlichkeitsgrundsatz (materiality) sowie das Kosten-Nutzen-Verhältnis (costs) nicht außer Acht gelassen werden.
Gerade die Berichterstattungsgrundsätze geben meiner Meinung nach Anlass zur Kritik. So bleibt in Bezug auf den Management Approach offen, wie dieser ohne inhaltliche Vorgaben, eine qualitativ hochwertige Zusatzberichterstattung sicherstellen soll. Dahinter steht die Idee, dass das Management am besten über branchen- bzw. unternehmensspezifische Sachverhalte Auskunft geben kann. Doch selbst unter idealisierten Rahmenbedingungen zeigen modelltheoretische Ergebnisse, dass weder bei der Signalling-Theorie, noch beim Disclosure Principle, diese gewünschte Wirkung eintritt (Vgl. Rehwagen (2010), S. 173-175). Ebenfalls bleibt es schleierhaft, welche Informationen zur Erläuterung und Ergänzung des JA verwendet werden sollten. Der starke Zukunftsbezug der Informationen des MC bleibt angesichts der mit ihr verbundenen Unsicherheit auch zu beanstanden, gerade in Hinblick auf die Verlässlichkeit derartiger Informationen.
2.2.3 Inhaltselemente
Abhängig vom Unternehmensumfeldes und der Unternehmensbranche treten die unterschiedlichsten Arten von Unternehmen auf. Um dieser Vielseitigkeit gerecht zu werden, sind im ED nur sehr grobe Inhaltsanforderungen vorgegeben. Die konkrete Ausgestaltung bleibt dem berichtenden Unternehmen selbst überlassen. Im ED MC RN 24 sind mögliche Themenfelder skizziert:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eine Verpflichtung diese Inhalte aufzuführen besteht jedoch nicht. Auch stehen diese Themenfelder in einem engen Wirkungszusammenhang und kommen deshalb nicht als isolierte Gliederung in Frage (Vgl. Unrein (2009), S. 261).
Die sehr grob gehaltenen Anforderungen zum Inhalt des MC sind Anstoßpunkt zu einer Diskussion über die Standardisierung. Sehen Befürworter darin die Möglichkeit den unternehmensspezifischen Gegebenheiten gerecht zu werden (Vgl. Unrein (2009), S.266, Teixeira (2004), S.19-20), argumentieren ihre Kritiker, dass die unverbindliche Anwendungsleitlinie des MC nicht durch nur grob skizzierte Inhalte weiter abgeschwächt werden darf. Sie sprechen sich daher für mehr formale Vorgaben aus. Zudem seinen standardisierte Vorgaben für die Nutzer einfacher auszuwerten (Vgl. Grottke/Höschele (2010), S.154).
[...]
[1] Diese erste Phase des Frameworkprojekts wurde in Zusammenarbeit von IASB und FASB am 28.09.2010 abgeschlossen und veröffentlicht. Es ist der erste Abschnitt auf dem Weg zur Schaffung einheitlicher Rahmenbedingungen zur Berichterstattung zwischen US-GAAP und IFRS.
Details
- Seiten
- 20
- Jahr
- 2011
- ISBN (eBook)
- 9783656158769
- ISBN (Buch)
- 9783656159407
- Dateigröße
- 498 KB
- Sprache
- Deutsch
- Katalognummer
- v191142
- Institution / Hochschule
- Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Note
- Schlagworte
- Management Berichterstattung Management Commentary Lagebericht wertorientierte Berichterstattung Kapitalmarktbewertung Substanzbewertung