Platons Ideenlehre - erläutert anhand der drei zentralen Gleichnisse der Politeia


Hausarbeit, 2003

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Wesen der Ideenlehre
2.1 Grundzüge der Ideen
2.2 Die Klassen der Ideen
2.3 Die zwei Welten
2.3.1 Ideenwelt und Sinneswelt
2.3.2 Meinen und Wissen
2.4 Begründung der Ideenlehre
2.5 Erkenntnis – Philosophen

3. Das Höhlengleichnis
3.1 Beschreibung des Höhlengleichnisses
3.2 Bedeutung des Höhlengleichnisses
3.3 Bedeutung für den Staat

4. Das Sonnengleichnis
4.1 Beschreibung des Sonnengleichnisses
4.2 Bedeutung des Sonnengleichnisses

5. Das Liniengleichnis
5.1 Beschreibung des Liniengleichnisses
5.2 Bedeutung des Liniengleichnisses

6. Abschließende Bemerkung

7. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

„IDEE: jeder Begriff = I. ist eine Eins gegenüber vielen Einzeldingen ..., Leben ohne I.n = Traum ..., Leben mit I.n = Wachen ..., über der Gerechtigkeit und Besonnenheit gibt es noch etwas Höheres ..., die I.n des Guten = der höchste Lebensgegenstand ..., Einzeldinge sind nur brauchbar, wenn sie sich der I. bedienen ..., für jedes Ding eine I. angenommen ..., I.n sind nur denkbar, nicht sehbar ..., I.n = Objekte im Teil des Erkennbaren ...“[1]

Die Erläuterung der Idee aus dem Anhang in Platons bedeutendem Werk, der Politeia, soll als Grundgerüst der folgenden Arbeit dienen. Es sollen diese angerissenen Aspekte der Ideen ausführlicher betrachtet werden und weiterhin sollen die darauf aufbauenden Fragen beantwortet werden: Was sind Ideen? / Was ist der „Traum“? / Was ist das „Wachen“? / Was ist der höchste „Lebensgegenstand“? / Was ist das „Denkbare“? / Was das „Sehbare“? / Was ist die „Erkenntnis“?

Im Grunde also widmen sich all diese Fragen einem Kern: Was ist die Ideenlehre Platons und wie stellt sie sich dar?

In der Politeia greift Platon die Ideenlehre, wie auch in vielen anderen seiner Werke, auf in den drei zentralen und gleichermaßen berühmten Gleichnissen: dem Höhlengleichnis, dem Sonnengleichnis und dem Liniengleichnis. Wie Platon diese gebrauchte, nämlich im Sinne der Veranschaulichung der Ideenlehre, so sollen diese sie auch hier gebraucht werden und im Anschluss an die theoretische Betrachtung der Ideenlehre zunächst beschrieben werden, um dann ihre Aussagen bezüglich der Lehre herauszustellen. Ziel der Arbeit soll es also sein, Platons Ideenlehre in ihren Ansätzen zu erklären und zu veranschaulichen.

2. Das Wesen der Ideenlehre

Platon entwickelte seine Ideenlehre laut Gottfried Martin[2] hauptsächlich in fünf Dialogen und Werken. Zunächst nennt er „Phaidon“ , darauf folgen „Politeia“, „Parmenides“, „Timaios“, sowie der „Siebente Brief“. Auf die „Politeia“ soll hierbei am deutlichsten eingegangen werden, da sie schließlich nach Martin auch den „Ausbau der Ideenlehre“[3] darstellt.

2.1 Grundzüge der Ideen

„Wir gehen davon aus, dass die Ideenlehre, so wie sie in den großen Dialogen dargestellt wird, die Mitte des Platonischen Philosophierens ist.“[4]

Platon trifft zunächst eine grundlegende Unterscheidung, die das Wesen der Ideenlehre maßgeblich bestimmt. Martin greift das Motiv der Schönheit aus Platons Phaidon auf: „Auf der einen Seite die Idee der Schönheit, auf der anderen die der schönen Dinge. Die Idee der Schönheit ist einmalig, sie ist ewig, unvergänglich; schöne Dinge gibt es viele, sie sind vergänglich, es sind Sinnendinge.“[5] „Mir scheint, man kann sagen, Platon unterscheidet zwischen den [ewigen] Ideen und den [vergänglichen] Dingen.“[6]

Karl Bormann erklärt dazu „Die platonischen Ideen sind nicht die Gedanken eines oder des Gottes, sondern sind seiende Washeiten, die außerhalb der Erfahrungswelt an einem „überhimmlischen Ort“ ... eine Welt für sich bilden.“[7] Weiterhin, so sagt es Platon selbst, „dass sie nicht in Raum und Zeit existieren.“[8] In Platons Ideenlehre von Martin zitiert er weiterhin aus Platons Phaidon „Die Idee ... nimmt niemals eine Veränderung an, sie verhält sich als einartiges Sein immer auf dieselbe Weise.“[9]

Unterschieden werden Ideen und Dinge also anhand von zwei Kriterien: „Das eine besteht darin, dass sie in verschiedener Weise erfasst werden, das andere darin, dass sie in verschiedener Weise sind.“[10]

Bormann findet hierfür ein Art Gleichung, nach der sich, „Die Welt der washeitlich Seienden ... sich zur Erfahrungswelt wie das Urbild zum Abbild...“[11] verhält. Es sind also die Ideen

„...Entitäten ... , die benannt werden und mit den Gegenständen dieser Welt homonym sind“[12].

2.2 Die Klassen der Ideen

Die Ideen lassen sich laut Martin, der Bezug nimmt auf Parmenides[13], in vier Formen einteilen. Es sind die „logisch – mathematischen“, „ethisch – ästhetischen“, „biologischen“, sowie „geringfügige und verächtliche“ Ideen.[14]

„Für die logischen Ideen bringt Platon im Parmenides als Beispiel die Ähnlichkeit, im Phaidon die Gleichheit ... Bei den mathematischen Ideen unterscheidet er zwischen Ideen der Arithmetik und der Geometrie. ...[dazu] zählt er ... die Einheit ... [und die Idee] des

Kreises.“[15]

Der zweiten Gruppe der Ideen, den „ethisch – ästhetischen“ Ideen lässt sich Martin zufolge etwas zuordnen, was er als „Ideendreiheit“[16] benennt. „das Gute, das Schöne, das Gerechte.“

Zunächst erläutert Martin „das Schöne“ genauer. „Es ist eine Grundaussage der Ideenlehre, dass die Idee des Schönen so wie jede Idee ewig und unveränderlich ist. Worin das Schöne besteht, das gilt für alle Länder und für alle Zeiten.“[17] Zwar gibt es eine unumstrittene „subjektive Struktur“[18] des Schönen, aber, auch wenn „der Geschmack einer Zeit sich wandelt“ so Martin „erkennt man, dass es eine objektive , für alle einsichtigen Betrachter in gleicher Weise verbindliche Qualität gibt.“[19]

Um „das Gute“ zu erläutern verweist Martin zunächst auf eine Stelle in der Politeia.

„Ebenso nun sage auch, dass dem Erkennbaren nicht nur das Erkanntwerden von dem Guten komme, sondern auch das Sein und Wesen habe es von ihm, obwohl das Gute selbst nicht das Sein ist, sondern noch über das Sein an Würde und Kraft hinausragt.“[20] Daraus folgert Martin die „Idee des Guten als die höchste Idee“[21]. Allerdings ist auch hier erneut darauf hinzuweisen, dass nicht „einzelne Handlungen“ sondern „das Gute an sich“[22] damit charakterisiert wird. Es folgt, dass „eine objektive Gültigkeit und Allgemeinverbindlichkeit des Guten sichtbar [wird]; damit Menschen zusammen leben können, muß es ethische Wertbestimmungen geben und eine Anerkennung dessen, was gut ist. Unter einem so allgemeinen und formalen Gesichtspunkt werden Sinn und Gültigkeit der Lehre Platons vom Guten an sich als Idee deutlich.[23]

Ferner zählt Martin zu den „biologischen“ Ideen „als erste die Idee der Menschen ... [und] die Ideen der Elemente, unter denen man damals Erde, Wasser, Luft und Feuer verstand.“[24]

Die vierte Ideengruppe beinhalte schlussendlich „geringfügige und verächtliche Dinge .. das Haar, der Schmutz, der Kot.“[25]

[...]


[1] Platon, Politeia, Hrsg. Reclam, Stuttgart, 2000, Anhang, Namen– und Sachregister, S.666.

[2] Martin, G., Platon, Hamburg, 1976, S.110ff. „Wir gehen davon aus, dass die Ideenlehre, so wie sie in den großen Dialogen dargestellt wird, die Mitte des Platonischen Philosophierens ist.“ Martin zählt dann im Folgenden bis Seite 114 die Werke Platons auf, die die Entwicklung der Ideenlehre dokumentieren.

[3] Martin, G., a.a.O., 1976, S.112.

[4] Martin, G., a.a.O., 1976, S.110.

[5] Martin, G., a.a.O., 1976, S.111.

[6] Martin, G., Platons Ideenlehre, Berlin, 1973, S.38.

[7] Bormann, K., Platon, Freiburg/München, 1987, S.50.

[8] Vgl. zu Platon, Timaios, 51 b c, 52 a – c, in :Bormann, K., Platon, Freiburg/München, 1987, S.51.

[9] Platon, Phaidon, 78d, in Martin, G., a.a.O., 1973, S.41.

[10] Martin, G., aa.O., 1973, S.40.

[11] Bormann, K., a.a.O., 1987, S.51.

[12] Graeser,A., Platons Ideenlehre, Bern, 1975, S.19.

[13] Martin führt hier eine Textstelle aus „Parmenides“ an. Platon, Parmenides, 130 b – c/ IV, 67., in Martin, G., a.a.O., 1976, S.114.

[14] Martin, G., a.a.O., 1976, S.114.

[15] Martin, G., a.a.O., 1976, S.115.

[16] Martin, G., a.a.O., 1976, S.116.

[17] Martin, G., a.a.O., 1976, S.116.

[18] Martin, G., a.a.O., 1976, S.116.

[19] Martin, G., a.a.O., 1976, S.118f.

[20] Platon, Politeia, 509b, in: Martin, G., a.a.O., 1973, S.83.

[21] Martin, G., a.a.O., 1973, S.83.

[22] Martin, G., a.a.O., 1976, S.119.

[23] Martin, G., a.a.O., 1976, S.119.

[24] Martin, G., a.a.O., 1976, S.114.

[25] Martin, G., a.a.O., 1976, S.114. Allerdings nennt Martin an dieser Stelle die Streitbarkeit, ob diese niederen Dinge überhaupt Ideen besäßen „Platons Ideenlehre“, 1973 beinhaltet dies auch. (Martin,G., a.a.O., 1973, S.72)

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Platons Ideenlehre - erläutert anhand der drei zentralen Gleichnisse der Politeia
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Gerechtikkeit und Politik. Platons politische Philosophie
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V19053
ISBN (eBook)
9783638232692
Dateigröße
533 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Platons, Ideenlehre, Gleichnisse, Politeia, Gerechtikkeit, Politik, Platons, Philosophie
Arbeit zitieren
Tina Seifert (Autor:in), 2003, Platons Ideenlehre - erläutert anhand der drei zentralen Gleichnisse der Politeia, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19053

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