Die Wirkung der Transaktionskosten auf die Entscheidungen zur vertikalen Integration


Seminar Paper, 2010

25 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abstract

1. Einleitung

2. Transaktionskosten
2.1 Transaktion und Transaktionskosten: Begriffsinterpretation
2.2 Klassifikation von Transaktionskosten

3. Die Wirkung der Transaktionskosten auf die Entscheidungen zur vertikalen Integration
3.1 Vertikale Integration und die Grenzen der Firma
3.2 Faktoren, die zur vertikalen Integration führen: Problematik der unvollständigen Verträge und Hold-up Gefahr

4 Zusammenfassung und kritische Würdigung

Literaturverzeichnis

Abstract

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, dem Leser einen Einblick in die Wege, die zur vertikalen Integration führen, zu verschaffen. Die Arbeit basiert auf den An- satz von Ronald H. Coase „The Nature of The Firm“ aus dem Jahr 1937. Im einleitenden ersten Kapitel wird dieser Ansatz, als auch der von Oliver. E. Williamson kurz dargestellt. Das zweite Kapitel widmet sich an Transaktionskos- ten. Der Transaktionskostenbegriff soll hier definiert und klassifiziert werden. Darüber hinaus wird hier auch der Begriff Transaktion in dem weiteren und enge- ren Sinne interpretiert. Im anschließenden dritten Kapitel soll dann die Wirkung der Transaktionskosten auf die vertikale Integrationsentscheidungen herausgear- beitet werden. Wobei erste Abschnitt soll einen tiefen Überblick auf die vertikale Integration bzw. die Grenzen der Firma liefern. Die Thematik der vertikalen In- tegration wird mit dem zweiten Abschnitt fortgesetzt. Hier wird konkret auf die Problematik der unvollständigen Verträge und Hold-up bezogen, die zur vertika- len Integration führen kann. Im vierten Kapitel wird dann mit einer kritischen Würdigung und Zusammenfassung die Arbeit abgeschlossen.

1. Einleitung

Als Basis für diese Arbeit diente der berühmte Aufsatz von Ronald Coase „ The Nature of The Firm“ aus dem Jahr 1937.

Coase hat das Thema der Transaktionskosten in seinem Ansatz gründlich behandelt. Als Ausgangspunkt diente für ihn die unternehmerische Entscheidung „Make or Buy“. Coase suchte eine realistische Definition für die Firma1 und seine Grenzen. Seine Arbeit diente als Ansatzpunkt für Oliver E. Williamson, der später in seinen zahlreichen Arbeiten die Ideen von Coase weiterentwickelte.

Die zwei Erklärungsansätze von Coase und Williamson, worauf sich diese Arbeit vorwiegend basiert, werden im ersten Kapitel kurz dargestellt.

Transaktionskosten als Ansatzpunkt vorliegender Arbeit werden im 2. Kapitel unter Betracht gezogen. Zuerst wird der Begriff Transaktion klargestellt, was ein besseres Erfassen für die Transaktionskosten liefern mag. Zunächst, im 2. Ab- schnitt werden die Transaktionskosten aus verschiedenen Aspekten klassifiziert.

Das 3. Kapitel behandelt die zentrale Fragestellung dieser Arbeit, nämlich wie Transaktionskosten die Entscheidungen zur vertikalen Integration beeinflussen. Der 3.1. Abschnitt befasst sich anhand verschiedener wirtschaftswissenschaftli- cher Theorien mit dem Begriff der vertikalen Integration. Für ein breiteres Be- griffsverständnis wird zuerst das Unternehmen als Analyseeinheit auseinanderge- setzt. Zunächst bekommt man einen theoretischen Überblick auf vertikale Integra- tion. Im Weiteren werden die Formen der vertikalen Integration dargestellt.

Der zweite Teil dieses Kapitels betrachtet die Faktoren, die Unternehmen zur ver- tikalen Integration lenken. Konkreter geht es hier um die Problematik der unvoll- ständigen Verträge und des Hold-up. Es wird hier nach Ursachen gesucht, die auf Grund der Transaktionskostenminimierung zur vertikalen Integrationsentschei- dungen führen.

Das 4. Kapitel beinhaltet Kritik und Zusammenfassung.

Erklärungsansatz-Coase

Die Zielsetzung der Arbeit wurde von Coase so vorgestellt: „It is hoped to show in the following paper the definition of the firm may be obtained which is not only realistic in that it corresponds to what is meant by a firm in the real world, but is tractable by two of most powerful instruments of economic analysis developed by Marshall, the idea of the margin and that of substitution, together giving the idea of substitution at the margin“ (Coase 1937, S. 386f.). Sein Ziel war auch anhand des Unternehmensbegriffes die optimale Unternehmensgröße zu erklären (Rich- ter/Furubotn 2003, S.80).

Als Ansatzpunkt für Coase diente die These, dass ein Wirtschaftssystem, das durch den Preismechanismus koordiniert wird, „ works itself“ (Coase 1937, S. 387). So nach Coase wird die Koordination auf dem Markt innerhalb einer Orga- nisation durch „ entrepreneur-co-ordinator“ durchgeführt. Aber wenn das Unter- nehmen alleine durch Preissignale gesteuert werden könnte, dann warum gibt’s Unternehmen- „ why is there any organisation“? (Coase 1937, S.388). Von dieser Frage kommt er zur Schlussfolgerung, dass man den Preismechanismus nicht kos- tenlos nutzen kann und durch die Koordination innerhalb des Unternehmens wer- den einige Teile dieser Kosten gespart (Coase 1937, S. 389 ff.).

Coase nennt Transaktionskosten „marketing costs“. Im Weiteren sucht er nach Ursachen und Bestimmungsfaktoren der „ marketing costs“ (Coase 1937, S. 390f.). Um diese Kosten zu sparen, entsteht der Anreiz, Transaktionen innerhalb der Organisation abzuwickeln, also sie in die Firma zu integrieren. Hier wird vom Coase die Existenz der Marktbenutzungskosten unter Frage gestellt:“ why, if by organising one can eliminate certain costs and in fact reduce the cost of producti- on, are there any market transactions at all?“ (Coase 1937, S. 394). Eine Argu- mentation hier erfolgt dadurch, dass die Äcosts of organizing“ überproportional zur Unternehmensgröße steigen. Andererseits sinkt die Effizienz der Koordination der Unternehmer, da größere Einheiten zu mehr Komplexität führen (Leykauf 2006, S. 57 ff.).

Eine klassische Fragestellung von Coase (1937) ist die Frage der Make-or-Buy Entscheidung. Dabei stellt Coase die Frage, ob eine bestimmte Produktionseinheit selbst herzustellen oder zu kaufen.

Der wichtigste Teil dieses Ansatzes für vorliegende Arbeit liegt da, wo Coase die optimale vertikale Integrationsgröße eines Unternehmens bestimmt. So nach Coa- se (1937) die optimale Unternehmensgröße wird dann erreicht, wenn die Kosten der Organisation einer zusätzlichen Transaktion innerhalb des Unternehmens gleich sind der Kosten derselben Transaktion auf dem Markt als Tauschvorgang oder der Kosten, um in einem anderen Unternehmen diese Transaktion zu organi- sieren (Coase 1937, S. 395).

Folgend wird der zweite speziellere Erklärungsansatz von Williamson für die Existenz der Unternehmen aus der Sicht von Transaktionskosten kurz vorgestellt.

Erkärungsansatz-Williamson

Mit ÄOrganizational Failures Framework“ hat Williamson den Ansatz von Coase weiterentwickelt.

Im Wesentlichen geht es hier um allgemeine Verhaltensannahmen, nämlich begrenzter Rationalität und Opportunismus, und den konkreten Transaktionsbedingungen, die durch Spezifität, Häufigkeit und Unsicherheit geprägt sind (Scherm/Pietsch 2007, S.49).

Williamson unterscheidet zwischen „human factors“ und Äenvironmental fac- tors“ (Kreikebaum et.al. 2002, S. 31). Unter Humanfaktoren werden begrenzte Rationalität und Opportunismus verstanden. Die Annahme begrenzter Rationalität geht davon aus, dass obwohl die Menschen vorhaben, rational zu handeln, aber wegen unvollständigen Informationen nur im begrenzter Umfang dazu fähig sind (Scherm/Pietsch 2007, S.49). Darüber hinaus kann der Mensch nur eine begrenzte Menge von Informationen bewältigen und verarbeiten. Dadurch erwerben die Wirtschaftssubjekte Möglichkeit, sich opportunistisch zu verhalten. Opportunis- mus wird von Williamson (1990) so interpretiert:“ Verfolgung des Eigeninteres- ses unter Zuhilfenahme von List. Das schließt krassere Formen ein, wie Lügen, Stehlen und betrügen“ (Williamson 1990, S. 54). Es gibt eine Reihe von institu- tionellen Regelungen, die opportunistisches Verhalten beschränken sollen. Wie auch Williamson (1990) meint, dass das Verhalten der Wirtschaftssubjekte könnte nur nach Regeln erfolgen, wenn es kein Opportunismus gäbe (Williamson 1990, S.55).

Die Humanfaktoren stehen in starker Abhängigkeit von den Umweltfaktoren oder Transaktionsbedingungen2.

Faktorspezifität als wichtigste Leistungseigenschaft bezieht sich u. U. auf Anla- gen, Logistik, Personalqualifikation, Know-how etc. Mit der Faktorspezifität wer- den während einer Transaktion verwendete Faktoren hinsichtlich der mit ihnen verbundenen spezifischen Investitionen beschrieben (Groth 2009, S.22). Mit stei- gendem Faktorzpezifitätsgrad, sinken die Ersatzmöglichkeiten dieser Ressourcen und steigen auch die gegenseitigen Abhängigkeiten und Sicherungsbedürfnisse der Abnehmer und Lieferanten (Freiling/ Reckenfelderbäumer 2010, S.111).

Unsicherheit betrifft hauptsächlich die unvollständigen Informationen bezüglich der Verträge, des opportunistischen Handelns des Vertragspartners oder der Umweltveränderungen.

Häufigkeit wirkt auf die Höhe der Transaktionskosten. Je häufiger eine spezifische Leistung erstellt werden muss, desto mehr wird zur vertikalen Integration tendiert (Picot/Frank 1993, S.189).

Im kommenden Kapitel werden Transaktionskosten als auch deren Klassifikation in Betracht gezogen. Es wird auch der Begriff Transaktion kurz erläutert.

2. Transaktionskosten

Die Betrachtung der Transaktionskosten ist heutzutage sehr wichtig, da deren ge- schätzte Anteil ca. 50- 60 % des Nettosozialproduktes bildet (Ziegler 2005, S. 12).

Die Rolle der Transaktionskosten in der Neuen Institutionenökonomik ist zentral. Transaktionskosten dienen für die Analyse der Transaktionskostentheorie als Basiseinheit. Diese Theorie kann auch als ein Ansatz bezeichnet werden, der grundsätzlich „mit der Koordination, insbesondere Beherrschung und Überwachung wirtschaftlicher Leistungsbeziehungen“ (Picot 1991, S.147) zu tun hat. Es handelt sich um einen Ansatz mit einem breiten Anwendungsbereich.

In den kommenden zwei Abschnitten wird versucht, ein grundsätzliches Verständnis für den Begriff Transaktionskosten zu geben.

Zuerst muss geklärt werden in welchem Verhältnis Transaktionskosten zu Institutionen stehen. Für ein tieferes Verständnis der Transaktionskosten sind die Begriffe Institution und Organisation von großer Bedeutung.

Den Zusammenhang zwischen Institution und Organisation verdeutlicht folgender Beispiel: Das eine Firma begründende Netzwerk von Verträgen bildet die Institution, die über die Firma miteinander verbundenen Individuen die Organisation (Lambsdorff 2009, S. 12).

Das Verhältnis zwischen Institutionen und Transaktionskosten ist sehr eng. Durch Institutionen werden die Rechte, insbesondere die Verfügungs- und Vertragsrechte, an Individuen zugeteilt. Transaktionskosten entstehen bei der Definierung und Messung von Rechtsansprüchen, sie fallen auch an, wenn diese Rechte durchgesetzt oder gebraucht werden (Douma/Schreuder2008, S. 18).

Die Begriffe Transaktion und Transaktionskosten sind bisher in der Literatur noch nicht präzise definiert (Müller 2008, S.51). Trotzdem wird in diesem Kapitel versucht, ein grundsätzliches Verständnis dieser Begriffe und deren Bedeutung darzustellen.

2.1 Transaktion und Transaktionskosten: Begriffsinterpretation

Transaktion gilt als Ausgangspunkt für die Analyse in der Transaktionskosten- theorie.

Ein besseres Verständnis des Begriffes Transaktionskosten wird durch das Erfassen des Begriffes Transaktion geliefert.

Es geht jedesmal um eine (ökonomische) Transaktion, wenn ein Tausch stattfindet (Douma/Schreuder 2008, S. 10).

Der Begriff Transaktion wird in der Literatur in weiterem und engerem Sinne dar- gestellt.

Ein weites Begriffsverständnis liefert Williamson, der der Transaktion folgende Definition gibt: Ä A transactions occurs when a good or service is transfered ac- ross a technologically separable interface. One stage of activity terminates and another begins“ (Williamson 1985, S.41). Also Transaktion wird als Übertragung einer materiellen oder immateriellen Leistung über eine technisch trennbare Schnittstelle definiert. Im Grunde genommen lässt sich dieses Begriffsverständnis von Williamson die Transaktion als Leistungsübertragung über eine Schnittstelle zu verstehen (Williamson 1985, S.41f).

Eine enge Begriffsinterpretation im Gegensatz zu weiter Interpretation wird zwischen der verfügungsrechtliche Ebene und der physischen Tauschebene unterschieden. Erstens stehen im Mittelpunkt Tauschvorgänge als Gegenstand der Transaktion, zweitens bleibt die Transaktion auf Austausch von Verfügungsrechten begrenzt. Dieses enge Verständnis des Begriffes geht auf Commons (1931) zurück (Scherm/Pietsch 2007, S. 46).

Commons (1931), der als Begründer der Neuen Instutionenökonomik in den USA gilt, hatte die Neoklassiker kritisiert und im Unterschied zu denen auf die Bezie- hungen zwischen Individuen untereinander abgestellt. Darüber hinaus liegt er eine verfügungsrechtliche Definition zugrunde, wo er die Transaktionen als Tausch- vorgänge von Rechten bezeichnet: ÄTransactions are not the ‚ exchange of com- modities‘, but the alienation and acquisition between individuals of the rights of property“ (Müller 2008, S. 51ff.). Diese Definition von Commons (1931) war ein Basis für Picot und seine Arbeiten, der im Mittelpunkt des Interesses von Tausch- beziehungen die Übertragung der Verfügungsrechte sah.

[...]


1 Die Begriffe Firma und Unternehmen werden in dieser Arbeit analog verwendet.

2 Dieser Begriff wird in der Literatur analog zu den Begriffen Umweltfaktoren, Transaktionsbedingungen und Transaktionsdeterminanten verwendet.

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Details

Title
Die Wirkung der Transaktionskosten auf die Entscheidungen zur vertikalen Integration
College
University of Trier
Course
Blockseminar-Organisationsökonomik
Grade
2,0
Author
Year
2010
Pages
25
Catalog Number
V189725
ISBN (eBook)
9783656140733
File size
701 KB
Language
German
Keywords
Transaktionskosten, The nature of the firm, vertikale Integration, unvollständige Verträge, Hold-up, Transaktion
Quote paper
M.Ec.Soc.St Agnesa Iskandaryan (Author), 2010, Die Wirkung der Transaktionskosten auf die Entscheidungen zur vertikalen Integration, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189725

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