Nationale Stereotype: Das deutsch-französische Verhältnis nach 1945

Ein kompakter Überblick


Referat (Ausarbeitung), 2003

12 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsangabe:

1) Grundlagen der deutschen Frankreichpolitik nach 1945

2) Adenauer und de Gaulle: Ein Symbol der Freundschaft zwischen den Staaten

3) Die deutsch-französische Freundschaft: Ein Stereotyp?

4) Die Wahrnehmung des französischen Kriegsgegners in Feldpostbriefen des 2. Weltkriegs

5) Bedeutung des Themas für meine spätere Unterrichtstätigkeit

6) Literatur

1. Grundlagen der deutschen Frankreichpolitik nach 1945

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs musste die deutsche Außenpolitik und damit auch die deutsche Frankreichpolitik völlig neu konzipiert werden. Das Ende des Krieges bedeutete für die deutsche Politik einen totalen „Zusammenbruch nationalstaatlicher Machtpolitik und der sie tragenden sozioökonomischen Kräfte.“[1]

Bereits in der deutschen Widerstandsbewegung gab es unterschiedliche Auffassungen darüber, welche Rolle das neue Deutschland nach der erwarteten Niederlage einnehmen sollte. Es gab Stimmen, die Deutschland nach dem Kriegsende wieder eine Führungsrolle in Europa sichern wollten, demgegenüber gab es aber auch Stimmen, die eine Unterordnung zugunsten einer Völkergemeinschaft befürworteten, so wie es zum Beispiel die Mitglieder des Kreisauer Kreises vertraten.

Das Problem welches sich den Mitgliedern der Widerstandsbewegung bei ihren Überlegungen in bezug auf das zukünftige Deutschland stellte, war es sich die Folgen einer totalen Niederlage vorstellen zu können und die daraus resultierenden Folgen zu erkennen. In Bezug auf dieses Problem schien ein europäischer Zusammenschluss die einzige Alternative zur totalen Unterjochung durch die Siegermächte zu sein. Vielen war klar, dass sich Deutschland nach dieser Niederlage keine Optionen zwischen Ost und West mehr offen halten konnte. In weiten Kreisen herrschte die Hoffnung auf einen Zerfall der Siegermächte und eine Westorientierung Deutschlands. Deutschland sollte danach als „Bollwerk gegen den Bolschewismus“[2] von den Westmächten akzeptiert und geschätzt werden.

Vielfach wurde Europa auch als „Vehikel des deutschen Wiederaufstiegs“[3] verstanden.

Im Groben lassen sich drei verschiedene Konzepte für die deutsche Außenpolitik in der Nachkriegszeit unterscheiden, auf die ich im Folgenden näher eingehen möchte.

Das erste Konzept stammt von Jakob Kaiser, einem Politiker des linken Flügels der CDU. Seine Vorstellung war eine Vermittlerrolle Deutschlands zwischen Ost und West. Dieser Wunsch war allerdings nicht ganz uneigennützig und wird daher von Ziebura auch als „das Gewand alter nationaler Ambitionen“[4] bezeichnet. Nach Kaisers Vorstellung war die Wiedervereinigung Deutschlands unabdingbare Vorraussetzung für diese Rolle, da er davon ausging, dass hierfür eine gewisse Wirtschaftskraft von Nöten sein würde. Bei all seinen Überlegungen ließ Kaiser jedoch eines außer Acht, nämlich dass das Ergebnis des zweiten Weltkriegs darin lag, Deutschland als politischen Machtfaktor in Europa aus lange Sicht auszuschalten. Frankreich sah Kaiser vor allem als Feind, da Frankreich mit allen Mitteln gegen eine Wiedervereinigung Deutschlands kämpfte. Sein Konzept wurde in der politischen Landschaft der Nachkriegszeit größtenteils abgelehnt.

Das zweite deutsche außenpolitische Konzept, der deutschen Nachkriegszeit stammt von Konrad Adenauer. Das außenpolitische Denken Adenauers wurde durch den Ost-West Konflikt der Nachkriegszeit bestimmt. Hierbei geriet bei Adenauer sogar die nationale Frage in den Hintergrund. Als Ausgangspunkt seiner Überlegungen ging er davon aus, dass die Teilung Deutschlands sowie die Teilung Europas unausweichlich sei. Somit war für ihn die zentrale Aufgabe der westeuropäischen Politik: „...alle geistigen und materiellen Kräfte Westeuropas gegen die permanente Bedrohung zu mobilisieren, die von der Herrschaft des Kommunismus in Osteuropa...“[5] ausging. Somit ist klar, dass Adenauer in erster Linie Westeuropa gegen den Kommunismus schützen wollte, als das er nationale Interessen verfolgte. Er strebte sogar die Bildung eines europäischen Kernstaates an. Dieser würde, so war seine Überlegung, auch den zweiten Teil Deutschlands durch seine Überlegenheit auf Dauer absorbieren. Adenauer wollte ein föderativ-organisiertes Westdeutschland, welches in einen Westeuropäischen Bundesstaat eingebettet sein könnte. Zur Bildung eines solchen westeuropäischen Bundesstaates war natürlich die Beziehung zu Frankreich von entscheidender Bedeutung. Gebietsabtretungen an Frankreich lehnte er jedoch ab, „um nationale Frustrationen und Irredentismen zu vermeiden“[6]. Als Vorraussetzung für gute politische Beziehungen war für Adenauer eine organische Verflechtung vor allem mit Frankreich unerlässlich. Axiomatische Bedeutung hatte hierbei natürlich die Aussöhnung mit Frankreich, also das Ende der viel beschworenen Erbfeindschaft.

Das dritte Konzept zur deutschen Außenpolitik stammt von Kurt Schumacher, der eine Mehrheit der SPD-Mitglieder hinter sich sah. Vielfach wird sein Konzept als eine sozialistisch-national gefärbte Ausgabe des Adenauer Konzepts bezeichnet. Besonders deutlich ist in seinem Konzept eine Anlehnung an westliche Demokratien. Genauso wie Adenauer war er überzeugter Antikommunist. Schumacher sah den Kommunismus nicht nur als Bedrohung für Deutschland, sonder auch als Bedrohung für die deutsche Sozialdemokratie. „Wie auch Adenauer glaubte er, dass vom Westen eines Tages eine „magnetische Wirkung“ auf den Osten ausgehen würde“[7]. Hier zeigt sich eine deutliche Überschneidung mit dem Konzept Adenauers. Anders als Adenauer stellte sich Schumacher jedoch die künftige Staatsform des neue Deutschlands vor. Er forderte eine deutsche sozialistische Demokratie, in ein sozialistisches, von Großbritannien geführtes West- und Mitteleuropa eingebettet. Dieses Bündnis sah er als Vereinigung gleichberechtigter Staaten. Seiner Meinung nach sollte Deutschland erst nach der Wiedererlangung der Souveränität feste Bindungen eingehen, wodurch auch das nationale Element seines Konzepts deutlich wird. Dieses Konzept brach jedoch zusammen, als der Marshallplan die Weichen in Richtung des Kapitalismus stellte. Was die Alliierten ebenfalls eher Konrad Adenauer als Verhandlungspartner bevorzugen ließ, war die verletzende, anmaßende und eigensinnige Arroganz Schumachers gegenüber seinen politischen Gegnern und zum Teil auch den Alliierten.

Frankreich sah Schumacher als Hauptfeind in einem neuen Europa.

[...]


[1] G. Ziebura: Die deutsch-französischen Beziehungen seit 1945 – Mythen und Realitäten, Pfullingen 1970, S.56

[2] ebd., 1970, S.58

[3] ebd., 1970, S.58

[4] ebd., 1970, S.58

[5] ebd., 1970, S.59

[6] ebd., 1970, S.61

[7] ebd., 1970, S.62

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Nationale Stereotype: Das deutsch-französische Verhältnis nach 1945
Untertitel
Ein kompakter Überblick
Hochschule
Universität zu Köln  (Seminar für Geschichte)
Note
gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
12
Katalognummer
V18939
ISBN (eBook)
9783638231855
Dateigröße
470 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nationale, Stereotype, Verhältnis
Arbeit zitieren
Michael Kostulski (Autor:in), 2003, Nationale Stereotype: Das deutsch-französische Verhältnis nach 1945, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18939

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