Bulimie. Symptome, Entstehung, Verlauf und Therapie


Hausarbeit, 2003

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition der Bulimie

3. Symptome

4. Psychische Charakteristika bulimischer Frauen
4.1. Komorbidität
4.1.1. Depression
4.1.2. Anorexie
4.2. Psychodynamik

5. Prävalenz der Bulimie

6. Ätiologie der Bulimie
6.1. Biologische Ursachen
6.2. Familiäre und individuelle Ursachen

7. Entstehung der Bulimie
7.1. Der verhaltenstheoretische Ansatz
7.2. Der psychoanalytische Ansatz
7.3. Der systemische Ansatz

8. Verlauf der Bulimie

9. Behandlung
9.1. Verhaltenstherapie
9.2. Psychoanalyse

10. Therapie am Max-Planck-Institut in München

11. Die einzelnen Phasen des Therapiemodells am TCE
11.1. Das Erstgespräch
11.2. Die Motivationsphase
11.3. Die tagklinische Phase
11.4. Die ambulante Phase
11.5. Die Selbsthilfephase

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der folgenden Arbeit möchte ich mich mit dem Thema Bulimie beschäftigen.

Was ist eigentlich Bulimie und warum wurde diese Krankheit gerade in den letzten Jahren so aktuell? Und warum hört man eigentlich im Zusammenhang mit der Bulimie meistens von jungen Mädchen aus westlichen Staaten, oder aus finanzstarken ostasiatischen Staaten wie z.B. Japan, nicht aber von an Bulimie erkrankten Frauen zum Beispiel aus Russland? Hat diese Krankheit vielleicht sogar etwas mit unserer Gesellschaft zu tun? Welche Faktoren führen dazu, dass eine junge Frau an Bulimia nervosa erkrankt? Und was kann man heutzutage gegen diese Krankheit ausrichten?

Dies möchte ich versuchen in vorliegender Hausarbeit näher zu beleuchten und Denkanstösse zu geben, über eine Krankheit, die sich die Menschheit vielleicht selbst geschaffen hat, die aber dennoch nicht zu unterschätzen ist.

Beginnen möchte ich mit einer Definition der Bulimie. Danach möchte ich die physischen Symptome der Bulimie näher betrachten, um dann auf die psychischen Charakteristika näher einzugehen. Im nächsten Schritt möchte ich näher beleuchten, wo die Bulimie hauptsächlich vorkommt, um dann im nächsten Schritt die Ursachen näher zu beleuchten. In diesem Zusammenhang soll näher auf die biologischen Faktoren, auf familiäre und individuelle Faktoren und auch auf soziokulturelle Ursachen eingegangen werden.

Anschließend möchte ich versuchen die Entstehung der Bulimia nervosa näher zu betrachten, um dann einen Bogen zu möglichen Behandlungsmöglichkeiten zu schlagen

Abschließend soll ein kurzer Einblick in die Therapieform des Therapiecentrums für Essstörungen (TCE) in München gegeben werden.

2. Definition der Bulimie

Die Bulimie zu definieren gestaltet sich nicht einfach, da in der Literatur keine einheitliche Definition vorhanden ist. Am häufigsten aber werden die Begriffe Bulimie, Bulimia, Bulimia nervosa oder auch der Begriff Bulimie-Syndrom verwendet. Alle diese Begriffe sind abgeleitet von den griechischen Wörtern „bous“ und „limos“, wobei „bous“ Bulle oder auch Stier bedeutet und „limos“ für Hunger steht, d.h. also, dass Bulimie wörtlich übersetzt Stierhunger bedeutet. Umgangssprachlich wird aber auch oft von der Ess-Brech-Sucht gesprochen.

Kriterien zur Diagnose der Bulimie bestehen auch erst seit relativ kurzer Zeit. So galt die Bulimie bis 1970 als ein mögliches Symptom für die Anorexia nervosa, die Magersucht. Von Bulimia nervosa sprach als erster Russel (1979), bevor die Bulimie von der American Psychiatric Association 1980 als eigenständige Erkrankung anerkannt wurde. So gesehen ist die Bulimie eine recht „junge“ Krankheit, die vor allem in den letzten Jahren, hier speziell im Zusammenhang mit der ehemaligen Prinzessin von Wales, geradezu populär wurde.

3. Symptome

Nach Habermas (1990) beginnt der Krankheitsverlauf in der Regel mit dem Versuch einer Gewichtsabnahme, obwohl die betreffende Person durchaus normalgewichtig ist, allerdings einen leichten Hang zum Übergewicht hat. Darauf folgen Essanfälle verbunden mit einem gleichzeitigen oder späteren Erbrechen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch Bauer et al. (1992). Auch hier wird eine Zeit von durchschnittlich eineinhalb Jahren Diäthalten angegeben, bevor es zu einem ersten bulimischen Vorfall kommt.

Die drei Hauptsymptome der Bulimie sind nach Fairburn et al. (1989) ein gestörtes Essverhalten, extreme Methoden der Gewichtskontrolle und eine übermäßige Beschäftigung mit dem eigenen Gewicht sowie der Körperform. Ebenso finden sich viele Hinweise auf eine „versteckt“ gelebte Bulimie (Polivy&Herman; 1993) aber seit einigen Jahren vermehren sich auch die Hinweise auf eine offen gelebte Bulimie (Gröne, 1995b).

Ein besonders oft genanntes Symptom ist eine übermäßige Beschäftigung mit Essen und Figur im Allgemeinen. Als Konsequenz hieraus ergibt sich oft eine Einteilung in erlaubte und in verbotene Kost, wobei die erlaubte Kost in geringen Mengen verzehrt wird und die verbotene Kost vorrangig während eines bulimischen Anfalles verzehrt wird. (Russel, 1989).

Die oben genannten Symptome treten in unterschiedlichen Ausprägungen auf und definieren so die Schwere einer bulimischen Erkrankung. Feiereis (1989) traf Aussagen über den Schweregrad nach der Häufigkeit der bulimischen Vorfälle, nach der Höhe des Gewichts und nach dem Ausmaß der physischen Folgeerscheinungen. Genauere Aussagen trafen Herzog et al. (1989). Diese unterschieden zwischen schwerer Symptomatik, bei mindestens zweimal wöchentlich auftretenden bulimischen Vorfällen verbunden mit ausgeprägten Anpassungsstörungen, wie z.B. Fernbleiben vom Arbeitsplatz oder dem Auftreten medizinischer Komplikationen, von ausgeprägter Symptomatik bei zweimal pro Woche auftretenden Vorfällen ohne Beeinträchtigung der Lebensbewältigung und von deutlicher Symptomatik, bei der offizielle Kriterien der American Psychiatric Association nicht mehr erfüllt sein müssen.

Ich möchte nun näher eingehen auf die Essanfälle, die anschließenden Entleerungs-maßnahmen und die psychischen Auswirkungen im Rahmen einer bulimischen Erkrankung.

Zunächst einmal fällt bei der Betrachtung der Zahlen über vorkommende Essanfälle auf, dass diese sehr stark variieren. So kommen Ziolko und Schrader (1985) auf eine Frequenz von mehrmals täglich bis zu einem Essanfall in zwei Wochen. Im Durchschnitt werden 11,7 Essanfälle pro Woche mit einer Dauer zwischen 15 bis 43 Minuten angegeben. So wie die Dauer, variiert auch die Kalorienmenge, die während eines Anfalls zu sich genommen wird zwischen 1500 bis 3000 Kalorien (Gröne, 1995a) und 1000 bis 10000 Kalorien (Becker, 1994). In der Regel handelt es sich bei den verzehrten Speisen um „verbotene“ Kost, die dann bis zur Aufnahmegrenze des Magens verzehrt wird. Solche Essanfälle beginnen meist dann, wenn sich die betreffende Person in einer Auslösesituation befindet, d.h. wenn sie sich z.B. langweilt, alleine ist oder auch Hunger hat. Habermas (1990) stellte eine Tabelle zusammen, in der die auslösenden Momente erfasst sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Essanfälle auslösende Momente (nach Habermas, 1990)

Nun möchte ich näher auf die den Essanfällen folgenden Entleerungsmaßnahmen eingehen. So wird in der Literatur angegeben, dass das selbstinduzierte Erbrechen zwar ein häufiges, nicht aber ein obligates Symptom der Bulimie ist. Allerdings praktizieren dies im Durchschnitt zwischen 81% und 94 % aller bulimischen Frauen. Ebenso wie die Anzahl der Essanfälle, variiert auch die Zahl der Entleerungshäufigkeit. Ziolko und Schrader (1985) geben hier eine Häufigkeit zwischen 15 bis 20 Mal pro Tag bis zu einmal in zwei Wochen an. Nach Weiss et al. (1994) erbricht aber durchschnittlich die Hälfte der Frauen täglich. Neben der fast schon als klassisch zu bezeichnenden Methode des Erbrechens, werden als weitere Mittel bzw. Methoden der Gewichtsreduktion strenges Fasten, exzessives Sporttreiben, Einläufe, aber auch Laxantienabusus, also der Missbrauch von Abführmitteln, genannt.

Um „ihr Idealgewicht“ zu erreichen nehmen bulimische Frauen also enorme Strapazen auf sich, obwohl sie in der Regel alle, manche zwar leicht erhöht, aber trotzdem normalgewichtig sind. In der letzten Zeit wird aber verstärkt von untergewichtigen bulimischen Frauen berichtet (Walsh, 1993).

Dies bleibt natürlich nicht folgenlos, dies zieht in der Regel starke psychische und physische Auswirkungen nach sich. So kann eine bulimische Erkrankung zu sozialer Isolation führen, da sich die kranken Frauen selbst für „nicht normal“ oder „verrückt“ halten, sie führt zu Selbstzweifeln, Schuld- und Schamgefühlen, Gefühlen des Versagens und sogar zu Selbsthass. Habermas (1990) fügt hier noch Auswirkungen auf Studium und Arbeitsplatz hinzu, die sich aus den oben genannten Folgen ergeben können.

Ausführlicher als die psychischen Auswirkungen, werden in der Literatur die physischen Auswirkungen behandelt und beschrieben. Ein zentraler Punkt dieser physischen Auswirkungen ist die sogenannte Nutritionshypothese. Sie geht von einer intermittierenden Mangelernährung aus, die durch eine geringe Kalorienaufnahme, verbunden mit selbstinduziertem Erbrechen, bedingt wird. So wird beispielsweise von Laessle und

Pirke (1989) eine durchschnittlich aufgenommene Menge von weniger als 1500 Kalorien an sieben von zwanzig Tagen angegeben. Diese Art der Mangelernährung kann zu einer metabolischen und endokrinen Anpassung sowie zu einer Neurotransmitterstörung führen. Folge ist eine Herabsetzung des Grundumsatzes, die zu einer besonders raschen Gewichtszunahme bei einer bedarfsgerechten Ernährung führen kann.

Weitere Folge einer Mangelernährung ist eine Erhöhung der Depressionswerte, die sich auf Noradrenalin- und Serotoninmangel zurückführen lassen. Außerdem führt der Serotoninmangel zu einem Heißhunger auf Kohlehydrate und dies kann sich ungünstig auf das Hunger- und Sättigungsgefühl auswirken. Trotz allem bilden sich gerade die physischen Konsequenzen schnell zurück, wenn das zugrundeliegende Problem gelöst wurde.

4. Psychische Charakteristika bulimischer Frauen

Hier stellte bereits Focks (1994) fest, dass es schwierig ist die primären, ursächlichen psychischen Charakteristika von den aus der Krankheit resultierenden, sekundären Charakteristika zu unterscheiden. Focks (1994) kam daher zu dem Schluss, dass es die bulimische Persönlichkeit nicht gibt. Allerdings gibt es eine reihe typischer Merkmale bulimischer Frauen, die in folgender Tabelle wiedergegeben sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Typische psychische Charakteristika bulimischer Frauen nach Focks (1994)

Des Weiteren wurde von Paul (1987) eine Klassifizierung bulimischer Frauen vorgenommen. Paul unterschied in sozial-phobische Frauen, in impulsive Frauen und in unauffällige Frauen.

Allen Frauen gemein ist aber eine Angst vor dem Dickwerden.

4.1 Komorbidität

4.1.1 Depression

Zum Krankheitsbild der Bulimie zählt auch eine starke Verbreitung verschiedener Arten von Depression. So wird bei einem Viertel aller stationär behandelten Frauen diese Diagnose gestellt. Umstritten ist allerdings, ob die Depressionen Auslöser für eine bulimische Erkrankung sind, oder ob die Depression aus der bulimischen Erkrankung heraus resultiert. Nach Becker (1994) kann eine bulimische Erkrankung zu Depressionen führen. Diese Ansicht wird auch dadurch unterstützt, da depressive Symptome durchaus durch den vorhin

erwähnten Mangel an Serotonin und Noradrenalin ausgelöst werden können (Laessle, 1989).

4.1.2 Anorexie

Übereinstimmend wird allerdings das häufige Vorkommen einer Anorexie in der Vorgeschichte angegeben. Hierzu geben Yager et al. (1993) einen Durchschnittswert von 50 bis 75 Prozent an.

4.2 Psychodynamik

Ziolko und Schrader gaben bereits 1985 an, dass die psychodynamische Funktion des bulimischen Vorfalls zumeist mit der Regulierung emotionaler Spannungen, der Abwehr von Depressivität, Unlust und Angst beschrieben wird, d.h. also, dass der bulimische Vorfall eine Abwehrfunktion gegenüber den Einflüssen der Umwelt darstellt und damit Probleme und Angst zur Seite geschoben werden sollen. Das Essen schützt die bulimische Person vor einer Überschwemmung mit bedrohlichen Affektzuständen. Laut Trück (1996) dient der Essanfall vor allem der unbewussten Kompensation aktueller und frühkindlicher Deprivationen.

Nach Ziolko und Schrader (1985) wird das Erbrechen als ein Akt des Ungeschehens angesehen. Trück (1996) sieht das Erbrechen nicht als Mittel zur Gewichtskontrolle, sondern als eine Befreiungsaktion. Die bulimische Person erbricht ihre unerwünschten regressiven Bedürfnisse, die im vorangegangenen Essanfall zum Ausdruck kamen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Bulimie. Symptome, Entstehung, Verlauf und Therapie
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg  (Institut für Pädagogische Psychologie)
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
20
Katalognummer
V18911
ISBN (eBook)
9783638231596
Dateigröße
572 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Sehr dichter Text - einzeiliger Zeilenabstand. Umfangreiche Literaturliste.
Schlagworte
Bulimie
Arbeit zitieren
Sebastian Richter (Autor:in), 2003, Bulimie. Symptome, Entstehung, Verlauf und Therapie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18911

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