Entlohnung als Instrument zur Informationsaufdeckung bei der Personalauswahl


Seminararbeit, 2009

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theoretische Grundlage: Die Prinzipal-Agenten Theorie
2.1 Vorvertragliche Informationsasymmetrien
2.2 Lösungsansätze

3 Die Entlohnung als Instrument zur Informationsaufdeckung bei der Personalauswahl
3.1 Selbsteinordnung nach SALOP/SALOP
3.2 Selbsteinschätzung nach VICKREY/GROVES
3.3 Anwendungsmöglichkeiten und -grenzen

4 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern beruhen in der Regel immer auf denselben Strukturen: die Kooperation beider Parteien erfolgt, da ein bestimmtes Ziel gemeinsam besser erreicht werden kann, als durch eine Instanz alleine. Damit eine so genannte Delegationsbeziehung funktionieren kann und um bestmögliche Handlungen beider Kooperationspartner sicherzustellen, werden Arbeitsverträge geschlossen.

Um einen solchen Vertrag für den Arbeitnehmer attraktiv zu gestalten, muss dieser in erster Linie anreizkompatibel sein. Abgegrenzt von zahlreichen, sowohl materiellen als auch immateriellen Anreizen, wird sich diese Seminararbeit mit einem sehr bewährten Anreizmechanismus beschäftigen: der Entlohnung.

Es soll gezeigt werden, dass die Entlohnung bereits vor Vertragsabschluss zwischen Arbeitgeber und potenziellem Arbeitnehmer als ein wertvolles Instrument zur Aufdeckung von Informationen fungieren kann. Es wird im Folgenden besonders darauf eingegangen, auf welche Weise dies geschieht.

Die Personalauswahl, und damit die Besetzung offener Stellen im Unternehmen, bildet einen wichtigen und grundlegenden Teil der Personalwirtschaft.

Der anzunehmende Aspekt, dass Bewerber vor Vertragsabschluss in der Regel bezüglich ihrer eigenen Fähigkeiten besser informiert sind als der Arbeitgeber, stellt sich für diesen bei der Auswahl des künftigen Arbeitnehmers als Kernproblem dar. Er selbst kann ausschließlich auf bereits erworbene Arbeitszeugnisse und andere Qualifikationen der Bewerber zurückgreifen, welche ihm bis dahin lediglich schriftlich vorliegen.

Im Verlauf dieser Arbeit soll nun geklärt werden, inwiefern die Entlohnung als unterstützende Entscheidungshilfe bei der Personalauswahl verwendet werden kann. Es werden Verfahren und Methoden betrachtet, die bei Einstellungsgesprächen dazu eingesetzt werden können, asymmetrisch verteilte Informationen abzubauen. Die Bewerber werden dabei vielmehr mit Fragen konfrontiert, die sie zu einer realistischen und wahrheitsgetreuen Selbsteinschätzung und Aufdeckung relevanter Informationen bringen sollen.1

Einige Möglichkeiten dieses Ziel zu erreichen, sollen auf den folgenden Seiten angesprochen und näher erläutert werden.

2 Theoretische Grundlage: Die Prinzipal-Agenten Theorie

Der zentrale Akteur im ökonomischen Verhaltensmodell ist das durch den „homo oeconomicus“ dargestellte menschliche Individuum.

Theorien bezüglich der anzunehmenden Handlungen des Menschen basieren auf unterschiedlichen Verhaltensannahmen. Die Erläuterung dieser Annahmen soll hier nur angeschnitten werden und dient lediglich dazu, später auftretende Probleme schlüssig erscheinen zu lassen.

Eine erste Verhaltensannahme die dem wirtschaftlich handelnden Akteur unterstellt wird, ist die der begrenzten Rationalität. Obwohl beide Seiten der handelnden Parteien intendieren, rational zu handeln, gelingt ihnen dies nicht vollkommen. Ein Grund dafür ist, dass beide jeweils nur über begrenzte Informationen verfügen. Zusätzlich ist zu beobachten, dass sie lediglich eine beschränkte Informationsverarbeitungskapazität besitzen.

In einer weiteren Verhaltensannahme gilt der Mensch als opportunistisch. Es wird hierbei ferner angenommen, dass jedes Individuum bei der Gestaltung der Kooperation seinem Eigeninteresse folgt und auch vor List, Täuschungen oder Zurückhalten von relevanten Informationen seinem Transaktionspartner gegenüber nicht zurückschrecken wird, solange es selbst Vorteile dadurch erlangt.2 Ferner ist außerdem anzunehmen, dass die Entscheidungssituationen des einzelnen Akteurs an sich im Wesentlichen von zwei Elementen beherrscht werden: jeder Mensch hat seine eigenen Präferenzen und wird durch Restriktionen in seinem Verhalten eingeschränkt. Innerhalb des also begrenzten Handlungsspielraumes des Einzelnen befinden sich alle Handlungsmöglichkeiten, die dem Akteur zur Verfügung stehen. Um diese möglichen Handlungen gegeneinander abwägen zu können, muss das Individuum die Konsequenzen der unterschiedlichen Aktionen abschätzen und somit bedingte Prognosen über die Zukunft stellen. Es ist nun anzunehmen, dass der „homo oeconomicus“ unseres Verhaltensmodells diese unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten und daraus resultierende Folgen miteinander vergleicht und sich die für ihn selbst beste Alternative daraus auswählt. Diese Annahme lässt schlussfolgern, dass der Mensch nutzenmaximierend handelt.3 Bei zu treffenden Entscheidungen wird der individuelle Entscheidungsträger, egal auf welcher Seite er steht, immer seine eigenen Zielsetzungen, eingegrenzt durch die Struktur der Organisation, in deren Interesse er handelt, verfolgen.4 Es darf daher nicht vergessen werden, dass der Mensch ein Individuum und keine Maschine ist. Er verfolgt entgegen eingesetzter Sachmittel eigene Ziele und bedenkt dabei immer seine eigenen Interessen.5 Dadurch, dass daher nun jede Seite die Maximierung des eigenen Nutzens erreichen möchte, kann es als logische Konsequenz zu Interessengegensätzen zwischen Prinzipal und Agent kommen.6

Die Prinzipal-Agenten Theorie als solche fokussiert nun unter all diesen eben getätigten Verhaltensannahmen die Kooperation zweier Parteien. Informationsasymmetrien werden hierbei nicht außen vor gelassen, sondern explizit miteinbezogen.7 Die Vorgehensweise, die die Prinzipal-Agenten Theorie dabei befolgt, soll an dieser Stelle näher erläutert werden.

Um nicht alle Arbeiten selbst erledigen zu müssen, überträgt ein Auftraggeber, der Prinzipal, verschiedene Aufgaben und Entscheidungskompetenzen oftmals an einen Auftragnehmer, den Agenten. Da die Handlungen des Agenten dadurch nicht mehr nur seinen eigenen Nutzen beeinflussen, sondern vielmehr auch den des Prinzipals, versucht dieser durch die richtigen Anreize den Agenten dazu zu bewegen, in seinem Interesse zu handeln. In der Regel ist es nun zu beobachten, dass das Interesse des Prinzipals dem des Agenten gegenüber steht und die Ziele der beiden nicht konform sind. Während der Prinzipal an einer bestmöglichen Realisierung der an den Agenten weitergegebenen Aufgabe interessiert ist, orientiert sich der Agent selbst bei der Lösung der Aufgabe an seinen für die Durchführung der Arbeit entstehenden Kosten. Es stehen sich also der Gewinn des Prinzipals, abhängig von der Effektivität der Arbeit seines Agenten, und die Kosten des Agenten, hervorgerufen durch physisches Leid während der Arbeit für den Prinzipal, im Interessenkonflikt gegenüber. Während die eine Seite versucht, nur einen möglichst geringen Gewinnanteil an den Agenten weiterzugeben, ist die andere Seite darauf bedacht, einen möglichst großen Anteil vom Kooperationsgewinn vom Prinzipal für sich zu beanspruchen.8

Es liegt nun am Prinzipal, gezielte Anreizmechanismen für seinen Agenten zu setzen, um überhaupt Vorteile aus der Zusammenarbeit ziehen zu können. Während diese Vorteile für beide Seiten ausschließlich durch eine geeignete Vertragsgestaltung erzielt werden können, werden sie durch ungeeignete Kooperationen reduziert oder sogar ganz vernichtet.9

Gesucht werden also Maßnahmen, die zu einem Abbau der Informationsasymmetrien führen und die negativen Folgen der letztendlich verbleibenden Informationsasymmetrien schmälern.10 Nur so können ungeeignete Kooperationen und ineffektive Zusammenarbeiten vermieden werden.

Als aus diesen Überlegungen resultierendes Kernproblem der Vertragsgestaltung11 soll die Prinzipal- Agenten Problematik an dieser Stelle der ihr in der Personalauswahl zugrunde liegenden Informationsasymmetrie zugeordnet werden. Da in dem Bereich der Personalauswahl davon auszugehen ist, dass Informationsasymmetrien insbesondere bereits vor Vertragsabschluss, wenn der Prinzipal nach einem geeigneten Agenten sucht, bestehen, soll an dieser Stelle ausschließlich auf vorvertragliche Informationsasymmetrien eingegangen werden. Weitere Arten von Informationsasymmetrien werden hierbei außen vor gelassen.

2.1 Vorvertragliche Informationsasymmetrien

Informationsasymmetrien liegen vor, wenn die für eine Kooperation relevanten Informationen nicht unter allen Beteiligten gleich verteilt sind. Der Entscheidungsträger wird so ferner zu einer Entscheidung unter Qualitätsunsicherheit gezwungen. In der hier betrachteten Situation sind entscheidungsrelevante Charakteristika des Bewerbers für den Vorgesetzten vor dem letztendlichen Vertragsabschluss nicht beobachtbar.12 Diese für den Prinzipal versteckten Informationen werden in der Literatur als hidden characteristics bezeichnet. Für den Prinzipal sind diese verborgenen Eigenschaften wichtig, da das Ergebnis, welches aus dem Vertrag folgen soll, im Wesentlichen von diesen Charakteristika abhängt.13 Der Agent besitzt private Informationen, über die der Prinzipal keine Aussage treffen kann.14 Zu diesen Informationen zählen unter anderem Eigenschaften wie Motivation, Fähigkeiten, Arbeitsleid oder Risikoneigung des Agenten, die als Persönlichkeitseigenschaften kurzfristig nicht veränderbar sind15. Neben den privaten Informationen, die der Prinzipal bereits per se nicht einsehen kann, eröffnet sich für den Agenten gleichzeitig die zusätzliche Möglichkeit, seine Kenntnis über die eigenen Fähigkeiten dazu zu missbrauchen, seine Selbstdarstellung unrealistisch und falsch vorzunehmen. Durch diese Täuschung des Prinzipals kann der Agent Vertragskonditionen zu seinem Vorteil beeinflussen. Während der Einfluss der hidden characteristics auf die Kooperation sich bereits vor Vertragsabschluss vollzieht, werden die Konsequenzen erst bei der Vertragserfüllung einsehbar. Dieses Problem der durch hidden characteristics hervorgerufenen Negativauslese an Vertragspartnern wird auch als adverse Selektion bezeichnet.16 Diese entsteht, da es dem Prinzipal nur begrenzt möglich ist, Unterschiede zwischen den verschiedenen Eigenschaften der potentiellen Agenten zu erkennen17. Ferner kann er bestimmte Charakteristika des Agenten, die für die Transaktion relevant sind, nur unzureichend einschätzen.18

Was nun passieren kann, wenn vorvertragliche Informationsasymmetrien vernachlässigt werden und nicht weiter gegen sie vorgegangen wird, schildert AKERLOF in seinem Gebrauchtwagenmarktmodell, dem „Markt für Zitronen“. Da anzunehmen ist, dass die Verkäufer die Eigenschaften ihrer Produkte weitaus besser kennen als ihre möglichen Käufer, besteht für die Kunden eine Situation unter Qualitätsunsicherheit. Sie wissen nur, dass die angebotenen Produkte unterschiedliche Qualität besitzen. Ihnen ist jedoch nicht bekannt, welches Produkt durch welche Qualität gekennzeichnet ist. Durch diese Unsicherheit sind die Käufer folglich ausschließlich dazu bereit, einen Durchschnittspreis zu zahlen, der ihrer Wahrscheinlichkeitsvorstellung nach der angebotenen Qualität entspricht.

[...]


1 Vgl. KRÄKEL (1993), S. 491.

2 Vgl. EBERS/GOTSCH (2006), S. 279.

3 Vgl. KIRCHGÄSSNER (2000), S. 13.

4 Vgl. RICHTER/FURUBOTN (2003), S. 3.

5 Vgl. WICKEL-KIRSCH/JANUSCH/KNORR (2008), S. 176.

6 Vgl. JOST (2001), S.15.

7 Vgl. BAMBERG/SPREMANN (1989), S. 3.

8 Vgl. JOST (2001), S. 17.

9 Vgl. SCHOLTIS (1998), S. 34.

10 Vgl. SCHOLTIS (1998), S. 35.

11 Vgl. SCHOLTIS (1998), S. 34.

12 Vgl. WEBER (2006), S. 37.

13 Vgl. FRITSCH/WEIN/EWERS (2007), S. 298.

14 Vgl. JOST (2001), S. 68.

15 Vgl. SCHOLTIS (1998), S. 17.

16 Vgl. EBERS/GOTSCH, (2006), S. 263f.

17 Vgl. RUDOLPH (2006), S. 137.

18 Vgl. FRITSCH/WEIN/EWERS (2007), S. 287.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Entlohnung als Instrument zur Informationsaufdeckung bei der Personalauswahl
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
17
Katalognummer
V188685
ISBN (eBook)
9783656124634
Dateigröße
439 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
entlohnung, instrument, informationsaufdeckung, personalauswahl
Arbeit zitieren
B.Sc. Annika Weckner (Autor:in), 2009, Entlohnung als Instrument zur Informationsaufdeckung bei der Personalauswahl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188685

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