Zum Status der Partikelverben in der Grammatik


Examensarbeit, 2011

103 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Erklärung zur Vorgehensweise

I. Teil - Theorie

2 Was ist ein Partikelverb?
2.1 Zur wissenschaftsgeschichtlichen Situation des Partikelverbs
2.2 Zur synchronen Situation des Partikelverbs
2.2.1 Die zwei Analyseansätze – möglicher Ursprung der Debatte
2.3 Die Verbpartikel
2.4 Resümee zum definitorischen Problem des Partikelverbs

3 Die Partikelverbbildung
3.1 Die deverbale und denominale Partikelverbbildung
3.1.1 Exkurs 1: Inkorporation
3.2 Die Bildungstypen der Partikelverben
3.2.1 Der deverbale Partikelverbtyp
3.2.1.1 Deverbale Partikelverben mit präpositionalem Erstglied
3.2.1.2 Deverbale Partikelverben mit adverbialem Erstglied
3.2.1.3 Deverbale Partikelverben mit adjektivischem Erstglied
3.2.1.4 Deverbale Partikelverben mit substantivischem Erstglied
3.2.2 Denominale Partikelverben
3.3 Resümee zu Partikelverbbildung

4 Die Semantik der Partikel-Verb-Konstruktion
4.1.1 Exkurs 2: Kurze Erläuterung zum zweistufigen Semantikmodell
4.2 Semantik der deverbale Partikelverben
4.3 Semantik der denominalen Partikelverben
4.4 Resümee zur Semantik der Partikelverben

5 Eine Merkmalsbeschreibung des Partikelverbs
5.1 Vorbemerkung
5.2 Morphologische Merkmale
5.2.1 Das Betonungsschema der Partikelverben
5.2.2 Die Orthografie der Partikelverben
5.2.3 Die morphologische Trennbarkeit der Partikelverben
5.2.4 Flexion
5.3 Syntaktische Merkmale
5.3.1 Die syntaktische Trennbarkeit
5.3.2 Verbanhebung
5.3.3 Topikalisierung der Verbpartikel
5.4 Summa Summarum

II. Teil - Analysen

6 Untersuchung der Analyseansätze
6.1 Der morphologische Ansatz
6.1.1 Stiebels/Wunderlich (1994)
6.1.1.1 Kritik an Stiebels/Wunderlich (1994)
6.1.2 McIntyre (2002)
6.1.2.1 Kritik an McIntyre (2002)
6.2 Der syntaktische Ansatz
6.2.1 Wurmbrand (2000)
6.2.1.1 Kritik an Wurmbrand (2000)
6.2.2 Müller (2002b) 75
6.2.2.1 Kritik an Müller (2002b)
6.3 Der alternative Ansatz
6.3.1 Legitimierung einer alternativen Betrachtung des Partikelverbstatus
6.3.2 Kolehmainen (2005)
6.3.2.1 Kritik an Kolehmainen (2005)
6.4 Resümee zur Situation der Forschungsansätze

7 Eigene Untersuchung zur Aussagekraft des Kriteriums der Topikalisierung

8 Fazit

9 Bibliografie

1 Einleitung

In der Forschung hat man sich dem Partikelverb und dessen Status bis zum heutigen Zeitpunkt bereits sehr intensiv und ausführlich gewidmet. Das große Interesse an den Partikel-Verb-Konstruktionen entspringt der Tatsache, dass sie zum einen »über spezifische Eigenschaften verfügen, die sie von allen anderen [Produkten] der Wortbildung unterscheiden« (Duden 2005: 677), und zum anderen »gegenwärtig zweifellos das produktivste und vielfältigste verbale Wortbildungsmuster« (Altmann/Kemmerling 2006: 82) darstellen. Sie existieren aber nicht nur in germanischen Sprachen wie dem Deutschen und Englischen, sondern auch in vielen anderen Sprachen wie z.B. Afrikaans, Japanisch, Kanakuru, Mandarin oder auch den skandinavischen Sprachen (vgl. Bailey et al. 2010 ), wodurch sie ein höchst interessantes sprachübergreifendes Phänomen repräsentieren.

Die Frage, die sich bei der Betrachtung der Partikelverben also unweigerlich aufwirft, lautet, weshalb sie genau eine Schnittstelle[1] zwischen Morphologie und Syntax (vgl. Eisenberg 2006) bilden. Eine stringente Untersuchung der Partikelverben ist aufgrund ihrer abnormen Eigenschaften und ihres Verhaltens somit ausgeschlossen und es ergeben sich mehr oder weniger große Probleme bei der Analyse des Status. Wären die Partikelverben komplexe Produkte der Morphologie, sprich komplexe Wörter, so müssten sie nach dem CP-Ansatz (complex predicate approach) analysiert werden. Wären sie aber Phrasen, die der Syntax zugehörig sind (vgl. Ramnchand/Svenonius 2002), müssten sie entsprechend nach dem SC-Ansatz (small clause analysis) untersucht werden. Lüdeling, eine Vertreterin der syntaktischen Partikelverbanalyse, postuliert, dass »[t]hese constructions behave like words in some sense, but sometimes they behave more like phrases« (vgl. 1999: 1). Sie haben auf ganzer Linie einen Sonderstatus inne, da das sprachliche Phänomen so zahlreiche Idiosynkrasien aufweist (vgl. McIntyre 2002; Stiebels 1996), dass es weder möglich ist, sie einfach zu definieren, noch deren Bildung durch klare Muster oder in Analogien zu beschreiben und infolge dessen deren Status treffend zu bestimmen. Vor diesem Hintergrund erscheint die Tatsache, dass es dennoch einen geheimen, intuitiven Konsens darüber zu geben scheint, »which constructions should be called particle verbs« (Lüdeling 1999: 1), umso bizarrer.

Erschwert wird die Untersuchung zum Status der Partikelverben zusätzlich durch den Umstand, dass es neben den zwei Haupttendenzen auch noch weitere Strömungen gibt, in denen es oftmals zu einer Vermischung der beiden Analysen kommt, den lexikalisch phrasalen Ansätzen (vgl. Kapitel 6.3.) Zudem existieren noch ganz eigenständige Analysen, wie z.B. die der Inkorporation nach Baker (1988a) oder die Klitikanalyse nach Keyser/Roeper (vgl. Stiebels 1996). Allerdings wird lediglich die Inkorporationstheorie in dieser Arbeit kurz in einem Exkurs betrachtet werden, nicht aber als Analyse, sondern als syntaktisches Muster der deverbalen Partikelverbbildung.

1.1 Erklärung zur Vorgehensweise

Zunächst sei angemerkt, dass sich diese Arbeit ganz allgemein dem Partikelverb und dessen Status widmet. Deshalb wird darauf verwiesen, dass es nicht zur Betrachtung einer einzigen Partikel bzw. zur Betrachtung einer Großgruppe eines speziellen Bildungstyps kommen wird. Vielmehr soll das gesamte Sprachphänomen im Fokus stehen, das es möglichst genau zu analysieren gilt. Vorrangig sollen die deutschen Partikelverben untersucht werden und es wird – falls erforderlich – auf deren englische Verwandte referiert werden. Es versteht sich allerdings, dass es im Rahmen dieser Studie dennoch zu gewissen Abstrichen kommen wird, die sowohl quantitativer als auch inhaltlicher Natur sein können. So ist es dem limitierten Umfang dieser Arbeit geschuldet, dass durchaus wesentliche Ansätze und Vertreter nicht aufgeführt und diskutiert werden können, wie z.B. Neeleman (2001) oder Olsen (vgl. 1997a, 1997b, 1998) als Vertreter der CP-Analyse, oder aber Lüdeling (1999, 2001) und Zeller (vgl. 1997a, 1997b, 2000, 2001a, 2001c) als bedeutende Vertreter der syntaktischen CP-Analyse. Auch im Rahmen der alternativen Betrachtungen wäre es durchaus möglich gewesen, auf die Untersuchung von Ramchand und Svenonius (2002) einzugehen, da sie argumentieren, dass »[their] proposal exploits recent developments in l -syntax (in the sense of Hale and Keyser 1993) to capture the positive aspects of both the SC and the CP accounts« (vgl. Ramchand/Svenonius 2002: 388).

Um eine wissenschaftlich bestens fundierte Untersuchung zu gewährleisten, ist es notwendig, in Teil I der Arbeit ganz elementar zu beginnen und die wesentlichen Aspekte der Partikel-Verb-Konstruktion theoretisch hinreichend zu definieren. So wird in Kapitel 2 definitorisch beim Begriff Partikelverb[2] angesetzt, da dieser auch immer wieder terminologisch unterschiedlich bezeichnet wurde und noch wird. Es soll eine für diese Abhandlung geeignete und einheitliche Terminologie gefunden werden (vgl. Kapitel 2.1). Ebenfalls soll gezeigt werden, dass das Problem des Partikelverbs bereits im Frühneuhochdeutschen und den Anfängen des Neuhochdeutschen betrachtet wurde und die Sprachwissenschaftler sich damals schon über diesen Zwischenstatus bewusst waren (vgl. Kapitel 2.2). Dem wird die synchrone Situation der Partikelverben gegenüber gestellt. Aber auch die Verbpartikel soll als selbstständiges Element analysiert und definiert werden, was Inhalt von Kapitel 2.3 sein wird. Um zu veranschaulichen, aus welchem Grund die Partikelverben überhaupt eine Schnittstelle zwischen Morphologie und Syntax bilden, sollen kurz zwei mögliche Sichtweisen auf den Ursprung der Debatte nach Baker (1988b) und Zeller (1997) vorgestellt werden (vgl. Kapitel 2.4).

Im dritten Kapitel wird die deverbale und denominale Partikelverbbildung und in diesem Zusammenhang auch die Inkorporationstheorie kurz analysiert (vgl. Kapitel 3.1 und 3.2). Im Anschluss daran werden die verschiedenen Typen der Partikelverben erläutert. Es wird eine Übersicht aller möglichen Kombinationen gegeben, welche der Vollständigkeit dienen soll. Hierfür werden die Duden-Grammatik (2005) und die Arbeit Kolehmainens (2005) als Orientierungshilfen und Grundlage verwendet.

Die Semantik der einzelnen Partikelverbtypen wird vorerst recht allgemein gehalten im vierten Kapitel besprochen werden. Als Erklärungsmodell über die Bedeutungsebene dient das Modell der zweistufigen Semantik.

Im fünften Kapitel wird eine Merkmalsbeschreibung der Partikelverben erfolgen, wobei dessen Pendant – das Präfixverb – als Vergleichsgröße fungieren soll. Auch hier wird die Arbeit Kolehmainens (2005) als wissenschaftliche Grundlage herangezogen, da ihre Arbeit eine sehr verständliche und neutrale Problemerörterung darstellt und sich als Grundlage für die in Kapitel 3 folgenden Analysen bestens eignet.

Im Teil II. geht es ganz konkret um einschlägige Aufsätze der morphologischen und syntaktischen Schule sowie um den Ansatz von Kolehmainen, die eine gewisse Alternativlösung zu den vorherigen darstellt. Die Auswahl der zu analysierenden Forschungsansätze ist ganz bewusst getroffen worden, da sich in der Forschung eine riesige Bandbreite an Aufsätzen findet, welche jedoch ähnliche Vorgehensweisen beschreiben oder aber angelehnt sind an die Betrachtungen anderer Sprachwissenschaftler. In diesem Sinne erschien es von Bedeutung und auch sinnvoll, die Arbeit auf fünf Analysen zu beschränken, die alle ihre ganz eigene Berechtigung verdienen. Genauer werden in Kapitel 6.1 die morphologischen Analysen von Stiebels/Wunderlich (1994) und McIntyre (2002) skizziert und diese auf ihre Tauglichkeit geprüft. Der Aufsatz von Stiebels/Wunderlich (1994) stellt wohl eine der ausführlichsten, morphologischen Betrachtungen der Partikelverbforschung dar und zählt zu den bedeutendsten Texten der einschlägigen Literatur. Während sie in ihrer Arbeit ein möglichst komplexes Bild der Partikelverben als morphologisches Kompositum entwerfen wollen, hinter dem sich Regeln verbergen, versucht McIntyre (2002), das Sprachphänomen von der anderen Seite aufzudecken. Er ist bestrebt die Idiosynkrasien der Partikelverben zu entschlüsseln und dahinter verborgene Regeln freizulegen. In Kapitel 6.2 stehen dann die konträren syntaktischen Untersuchungen im Fokus, wobei auf Müller (2002b) und Wurmbrand (2000) eingegangen werden wird. Obwohl beide in ihrer syntaktischen Ausrichtung etwas unterschiedlich vorgehen, werden sie dennoch berechtigterweise zusammen als zwei Beispiele der syntaktischen Analyse betrachtet werden (vgl. Erläuterung in Kapitel 6.2). Auch hier soll der Nutzen für die Partikelverben kritisch beurteilt werden. Im Anschluss an die traditionellen Analyseansätze wird Kolehmainen (2005) als Alternative beleuchtet. Ihr Ansatz ist sehr stark an den lexikalisch phrasalen Ansatz Booijs angelehnt und dient somit als Beispiel der konstruktionsgrammatischen Sichtweise auf das Partikel-Verb-Problem. Genau wie bei den anderen Aufsätzen, wird der Darstellung ihres Ansatzes eine kritische Betrachtung folgen. Abschließend erfolgt ein Resümee zu den vielfältigen Betrachtungen des sechsten Kapitels.

In Kapitel 7 wird dann eine eigene, kleine Untersuchung durchgeführt werden, bei der Bezug auf ein Beispiel aus der Arbeit genommen wird, dessen Wohlgeformtheit angefochten wurde. Mit erneutem Blick auf die Topikalisierung, die zuvor in Kapitel 5 diskutiert wird, soll dieses Beispiel erneut beleuchtet werden. Die Untersuchung basiert auf den Befunden des II. Teils, und es soll geprüft werden, ob und – sofern zutreffend – über das alleinige Kriterium der Topikalisierung eine Aussage zum Status der Partikelverben getroffen werden kann. Abschließend wird im achten Kapitel ein kurzes Fazit angeführt.

I. Teil - Theorie

2 Was ist ein Partikelverb?

Um ein möglichst allumfassendes Bild zum Status der Partikelverben zeichnen zu können, ist es sinnvoll, diese auch wissenschaftsgeschichtlich zu betrachten. Da es aber im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich ist, die gesamte Entwicklungslinie bis zum heutigen Forschungsstand aufzuzeigen, sollen lediglich einige frühzeitige Bestrebungen bekannter Grammatiker und Sprachwissenschaftler knapp veranschaulicht werden (vgl. Kapitel 2.1). Im Anschluss sollen die folgenden wesentlichen Fragen geklärt werden:

i. Was genau versteht man unter dem Begriff Partikelverb und woran erkennt man, dass es sich bei einem Verb um ein Partikelverb handelt?
ii. Was zeichnet die sogenannten Partikelverben aus?

Um dies zu klären, soll nun das sprachliche Phänomen genauer analysiert werden. Moderne Forschungsaufsätze variieren stark in ihren Definitionen der Partikel-Verb-Konstruktionen, wodurch sich bereits der Versuch einer Definition als nicht ganz unproblematisch erweist. Abschließend wird auf Baker (1988b) und Zeller (1997) referiert, die eine Behauptung zum Ursprung der konkurrierenden Debatte von Morphologie und Syntax wagen.

2.1 Zur wissenschaftsgeschichtlichen Situation des Partikelverbs

Der Vorwörter in Teutscher Sprache ist eine zimliche Menge/ und deroselben Wirkung und Kraft überreich/ und fast unvergleichlich/davon nicht ein Blat/ sondern ein Buchvoll zusagen und anzuführen were/ wenn man deroselbigen völligen Beweißtuhm einrichten/ umständlich dieselbe erklären und auslegen/ und nach Gebühr erheben wolte. Welches dieses Ortes zwar nicht geschehen/ doch der Zutritt dahin kürtzlich gewiesen und Anregung gethan ist wie dieses vornemste Kunststükke der Teutschen Sprache weiter nach dessen Eigenschaft/ Deut= und wirkung der Teutschen Jugend bekant und beliebt werde. Schottelius (1663: 613 f. [zitiert in: Hundsnurscher 1997: Motto, Hervorhebung im Original])

Schottel gelangt bereits 1663 zu der Annahme, dass die Vorwörter der deutschen Sprache von großer Anzahl sind und dass es im Wohle der Sprachpflege und -kritik liegt, die Erforschung dieser Wörter voranzutreiben. Was die zahlreichen Vorwörter damals jedoch noch nicht aufweisen konnten, war eine ihnen entgegengebrachte Wertschätzung. Diese Abwertung erfolgt aufgrund der Tatsache, dass die Partikelverben zwar verbal semantische Einheiten bilden, aber als syntaktisch getrennte Syntagmen auftreten.

Ebenfalls besprochen werden die Partikelverben auch von Jacob Grimm in seiner Deutschen Grammatik aus dem Jahre 1826 (vgl. Hundsnurscher 1997). Nichtsdestotrotz spricht Grimm den Partikelverben darin, wie bereits angedeutet, eine eher geringfügige Bedeutung zu, da sie »als “unvollendete composition“1 […] der “wahren composition“ gegenüber [gestellt wurde], die in der untrennbaren Verbindung von Partikel und Verb bestehe« (Hundsnurscher 1997: 1). Hundsnurscher verweist des Weiteren darauf, dass »Unterscheidung 'untrennbar – trennbar' […] eine lange Tradition [hat]« (Hundsnurscher 1997: 1) und dass dieses Merkmal bereits bei Grimm als wesentliches Unterscheidungskriterium für die beiden Erscheinungsformen Präfix und Partikel galt. So kann als Fußnote bei Hundsnurscher nachgelesen werden, dass es laut Jacob Grimm »[i]m mhd. […] nur sechs trennbare partikeln [gibt], die der wahren composition theilhaft und alsdann untrennbar werden« (Hundsnurscher 1997: 1).

Trotz dieses morphologischen Ausgangspunktes bedient sich Grimm bezüglich der Semantik der präfigierten Verben der analytischen Vorgehensweise. In seiner Grammatik überwiegt die analytische Methode, so daß sogar bei den unter Berücksichtigung der Diachronie ausführlich behandelten […] sechs "trennbaren partikeln mit verbis" (über, unter, hinter, wider, um und durch) […] die semantisch modifizierende Funktion der 'Partikel' in den Vordergrund stellt. (Grimm zitiert nach Mungan 1986: 31, Hervorhebung im Original )

Grimms Sichtweise folgen zahlreiche weitere Sprachwissenschaftler (vgl. Hundsnurscher 1968:1), so wie auch Wilmanns. Sein Werk Deutsche Grammatik aus dem Jahre 1896 behandelt unter anderem auch die Partikel Composita (vgl. Mungan 1986: 32). Mungan konstatiert, dass Wilmanns die Partikeln teilweise als selbstständige und teilweise als »unlösbare […] Einheit« (Mungan 1986: 32) versteht, die mit dem Verb verschmolzen ist (vgl. Mungan 1986: 32). Auch Wilmanns betont die große Zahl der Partikelverben, da »[i]hre Masse […] kaum zu übersehen und schwer zu ordnen [ist]« (Wilmans 1896: 129 [zitiert in: Mungan 1986: 33]), und verweist auf die veränderte Bedeutung der Bestandteile durch die Kombination von Partikel und Verb.

Denn einmal konnten Simplex und Compositum auf eigenen Bahnen und unabhängig von einander ihre Bedeutung weiter entwickeln, so weit, dass oft die Bedeutung des Simplex im Compositum schwer wiederzufinden ist (z.B. s tehen, verstehen …); andererseits sind die meisten dieser Composita nicht eigentliche und unmittelbare Composita, sondern Wortschöpfungen, die wie Ableitungen, nach dem Muster schon vorhandener Typen gebildet werden. (Wilmanns 1896: 132 [zitiert in: Mungan 1986: 33, Hervorhebung im Original])

Neben unfesten Zusammensetzungen bezeichnet Wilmanns nach Hundsnurscher die Partikel-Verb-Konstruktionen auch als »"Halbcomposita" und sieht keine Möglichkeit zu einer festen Umgrenzung, da ihre Einheit nur in der Bedeutung liege und sich das Gefühl für diese Einheit in unmerklichen Übergängen bilde« (Hundsnurscher 1997: 2 f.).

Für Hermann Paul ist die Möglichkeit der Umstellung der Partikeln Indiz dafür, »daß noch keine eigentliche Komposition eingetreten ist« (Paul 1909: 340 [zitiert in: Hundsnurscher 1997: 2]), wobei die Zusammensetzung laut Paul »auf einer syntaktischen Verbindung mehrerer Wörter« (Hundsnurscher 1997: 2) beruht. Anhand dieser Aussage lässt sich sehr gut darstellen, dass Paul bereits im Jahre 1909 einen syntaktischen Prozess als Ursache für die möglichen Vor- bzw. Mittelfeldbesetzung der Partikel-Verb-Konstruktion ansieht, und (noch) kein vollendetes Wortbildungsmuster der Komposition annimmt. Gleichwohl traf auch Paul gewisse Einschränkungen hinsichtlich einer ausschließlich syntaktischen Analyse, da er »die Kontaktstellung der Partikeln beim Infinitiv und das Vorkommen substantivischer Ableitungen wie bei den festen Zusammensetzungen« (Hundsnurscher 1997: 2) als rein morphologisch motiviert betrachtet. Zudem argumentiert Paul, dass »die Vorbedingung für die Entstehung eines Kompositums […]der "einheitliche Begriff" der Verbindung [ist]« (Paul 1909: 329 [zitiert in: Hundsnurscher 1997: 2), und hebt ferner, wie schon Grimm und Wilmanns, die semantische Wirkungskraft der Partikeln hervor.

Die "unfesten Zusammensetzungen" unterscheiden sich zwar seiner Meinung nach in ihrer Gliedstellung nicht von bloß syntaktischen Verbindungen, aber die abweichende Bedeutung der Verbindung gegenüber ihren Bestandteilen ist bereits ein isolierendes Moment. (Hundsnurscher 1997: 2, Hervorhebung im Original)

Im Jahre 1891 erschien ein Werk Rudolf Leinens, mit dem »[…]er als erster dieser Sprachform eine Monographie […] gewidmet hat« (Hundsnurscher 1997: 2). Nichtsdestotrotz lassen sich bei Leinen nur wenige Hinweise finden, die den Status der Partikelverben beleuchten. Vielmehr gelangt er zu dem Schluss, dass sie gesondert betrachtet werden müssen.

Rudolf Leinen […] läßt ihre störenden formalen Eigenarten dahingestellt sein und stütz sich ebenfalls [wie Herrmann Paul] auf die "Begriffseinheit". Für diese inhaltliche Größe lassen sich keine sicheren Kriterien finden. Deshalb betrachtet er die Verbindungen von Partikel und Verb als "Gebrauchseinheit", die sich allmählich zu einer festen Begriffseinheit entwickeln […]. (Hundsnurscher 1997: 2, Hervorhebung im Original)

Anhand von Hundsnurschers Ausführung lässt sich erkennen, dass Leinens Untersuchung keine wirkliche Lösung für das Problem der Partikelverben repräsentiert. Weder ist es möglich, die »störenden formalen Eigenschaften« (Hundsnurscher 1997: 2) einfach wegzulassen, noch kann man die Partikelverben hinreichend untersuchen, ohne gewisse Kriterien herauszuarbeiten. Dennoch hat sich Leinens Behauptung über die festen Begriffseinheiten bestätigt, da die Partikeln in Verbindung mit Verben Konstruktionen bilden, die entweder eine transparente oder aber idiomatische Bedeutung aufweisen. Das heißt, sie haben sich im Gebrauch so gefestigt, dass sich jeweils eine bestimmte Semantik eingeschliffen hat, wobei das Simplexverb durch die Kombination mit einer Verbpartikel entweder spezifiziert oder gar modifiziert wird.

Die Ausführungen dieser Sprachwissenschaftler sollen dahin gehend ausreichen, um zu veranschaulichen, dass bereits vor dem 20. Jahrhundert Versuche unternommen wurden, um die Partikelverben zu klassifizieren. Gezeigt hat sich allerdings auch, dass es in allen fünf Darstellungen zu keiner wirklichen Begriffsbestimmung gekommen ist. Neben einer unzureichenden Merkmalsbestimmung ist ferner keine einheitliche Bezeichnung des sprachlichen Phänomens zu erkennen. Dieses Faktum spiegelt sich ebenfalls noch in den modernen Schriften und Arbeiten wider, wie der nächste Punkt zeigen wird.

Dessen ungeachtet haben sich zwei interessante Aspekte herauskristallisiert, die Hundsnurschers Argumentation widerlegen. Er stellt nämlich fest, dass sich die Forschungsliteratur hauptsächlich der Strukturbeschreibung und Entstehung der Partikelverben widmet und nicht der Semantik, weshalb es scheint, als würden sich die frühen Beschäftigungen vielmehr auf deren semantische Eigenschaften stützen (vgl. Hundsnurscher 1997: 1). Von allen hier diskutierten Autoren wurde nämlich herausgearbeitet, wie groß der Bedeutungsgehalt der Verbpartikeln[3] ist. Interessanter indes ist der zweite Punkt. Die frühen Sprachwissenschaftler sind alle der Auffassung, dass die Partikelverben zur damaligen Zeit einen vorübergehenden Sprachstatus erzielt hatten und sich im Laufe der Zeit in eine feste Form umwandeln, wodurch sie zu Komposita werden. Dieser beschriebene Prozess entspricht der Univerbierung, einem Prozess, der sich über eine gewisse Periode erstreckt.

Unter Univerbierung […] ist ein Prozess zu verstehen, bei dem eine komplexe syntaktische Einheit zu einer einfacheren syntaktischen Einheit uminterpretiert (oder «reanalysiert») wird. Die formale Komplexität bleibt dabei vorerst meist erhalten; die reanalysierte Einheit ist dann zwar nicht mehr syntaktisch, wohl aber noch morphologisch komplex. Univerbierung in diesem Sinne tritt hauptsächlich bei der Übernahme verfestigter Syntagmen durch nachfolgende Generationen auf, sofern bestimmte strukturelle und semantische Bedingungen erfüllt sind. (Gallmann 1999: 20, Hervorhebung im Original)

Unter anderem spielt die Getrennt- oder Zusammenschreibung in der Partikelforschung auch heute noch eine große Rolle (vgl. Kapitel 5.1.2) Mit dem Wissen über die Univerbierung ist es nun auch möglich, die Argumentationsweise Grimms nachzuvollziehen. Durch ihre Getrenntschreibung wurden sie nicht als tatsächliches Wort, also Kompositum, verstanden, sondern als eine Entwicklungsstufe, deren Struktur sich morphologisch nicht ganz einfach beschreiben lässt. Dem Anschein nach war aber diese rein morphologische Struktur die zu erzielende, und aus diesem Grund verweisen die Linguisten auf einen Übertritt hin zu diesem Wortmuster.

2.2 Zur synchronen Situation des Partikelverbs

Generell soll zunächst einmal eine Eingrenzung erfolgen. Die Partikelverben bilden im Sinne des syntaktischen Ansatzes ein syntaktisches Wort, welches dem Kompositum des morphologischen Ansatzes gegenübersteht. Das Partikelverb fügt sich in Gallmanns (1999) Definition des syntaktischen Worts.

(1) Ein syntaktisches Wort ist eine abgeschlossene morphologische Einheit mit bestimmten formalen (phonologischen bzw. graphematischen) Merkmalen sowie bestimmten grammatischen und/oder inhaltlichen Merkmalen, das eine Position des Typs X° einnehmen kann. (Gallmann 1999: 3, Hervorhebung im Original)

Da bei dieser allgemeinen Definition jedoch auch morphologisch ein komplexes syntaktisches Wort gemeint sein kann, fügt Gallmann (1999) noch eine Ergänzung hinzu. (2 b) bezieht sich auf den zu behandelnden Gegenstand der morphologischen Analyse und (2 a) auf den zu behandelnden Gegenstand der syntaktischen Analyse.

(2) a. X besetzt eine syntaktische Position X°, die zu einer XP projiziert.

b. X besetzt eine nichtprojizierende syntaktische Position X°, das heißt, X° ist ein

Kopfadjunkt.

(Gallmann 1999: 5)

Dadurch ist bereits erklärt, warum eine einfache, neutrale Definition sehr schwer zu formulieren ist. Die Partikelverben nehmen einen Sonderstatus ein, nach Fuhrhop einen »Zwitterstatus« (Fuhrhop 2007: 16) zwischen Wort und Syntagma, und erscheinen als ein perspektivisches Problem, da sie sehr komplexe Eigenschaften aufweisen (vgl. Kapitel 5.) Nach Wurzel, so Fuhrhop, sind die Partikelverben aufgrund ihrer Trennbarkeit (vgl. Kapitel 5.1.1 und 5.2.1) morphologische Semi-Wörter, da sie sich syntaktisch entsprechend wie ihre nichttrennbaren, mit ihnen eng verwandten Präfixverben verhalten (vgl. Fuhrhop 2007: 20). Ob sie sich tatsächlich syntaktisch wie die Präfixverben verhalten, wird später geklärt werden.

Je nach Artikel/Monografie und Auffassung des Autors wird mithin die Konstruktion des Partikelverbs[4] verschiedenartig bezeichnet. So kommt es vor, dass für ein und dieselbe Konstruktion problemlos eine Vielzahl, zum Teil verwirrende Bezeichnungen existieren, die aus der zweigliedrigen Struktur des Verbs herrühren. Der Veranschaulichung soll vorerst die Baumstruktur von (3) dienen.

(3) a. das Bild anschauen

(3 a) V

P V

an- -schauen (Gallmann 2011b: 1)

Wie in diesem Strukturbaum sehr gut zu sehen ist, besteht das Partikelverb tatsächlich aus zwei Elementen, nämlich einem Basisverb, das in der Baumstruktur als Zweitglied zu erkennen ist und rechts steht, sowie einer Partikel, die oftmals das Erscheinungsbild einer Präposition hat.

Der Begriff Partikelverb sagt aus, dass in den betreffenden Ausdrücken ein als Partikel zu bezeichnendes Element auftritt. Die Bezeichnung „Partikel“ geht hier auf die ältere Definition der Wortart zurück und umfasst unflektierbare Elemente. Die Kombination dieses Partikelelements mit einem Verb ergibt ein Partikelverb. (Kolehmainen 2005: 30 f)

Was bei Kolehmainens (2005) Definition auffällt, ist der sehr allgemein gehaltene Charakter. Prinzipiell wird die Partikel-Verb-Konstruktion nur strukturell erklärt, ohne im Weiteren auf irgendwelche Merkmale zu verweisen. Der Grund hierfür muss sicherlich darin liegen, dass eine treffende Definition nicht ohne Weiteres möglich ist.

Der Duden erläutert die Erscheinung der Verbpartikel noch etwas genauer.

Verbpartikeln sind Wortbildungsmittel, zu denen homonyme Wörter existieren. Nach der Wortart der entsprechenden Wörter unterscheidet man (a) präpositionale, (b) adverbiale, (c) adjektivische und (d) substantivische Verbpartikel. […] Die Verbpartikeln durch, über, um unter und seltener hinter, wider kommen auch als Präfix vor. ( Duden-Grammatik 2005: 706, Hervorhebung im Original )

Krause führt noch eine weitere Eigenschaft der Partikelverben an, die auf deren semantischen Charakter verweist. Aus ihrer Sicht »[ließe] [e]in Partikelverb […] sich also definieren, […]dass es eine semantische Einheit ist, die etwas mehr ausdrückt als die einfache Addition von INV+X, was häufig auch mit dem Wechsel des Funktionsbereichs von INV verbunden ist […]« (Krause 2007: 21).

Als ebenso schwierig empfinden auch Dehé et al. (2001) die Terminologie. Dennoch unternehmen sie einen etwas detaillierteren Versuch als z.B. Kolehmainen, um eine sinnvolle Rahmendefinition zu formulieren.

A particle is an accented element which is formally (and, often, semantically) related to a preposition, which does not assign case to a complement and which displays various syntactic and semantic symptoms of what may informally be called a c lose relationship with a verb, but without displaying the phonological unity with it typical of affixes. (Dehé et. al 2002: 3, Hervorhebung im Original)

2.2.1 Die zwei Analyseansätze – möglicher Ursprung der Debatte

Es stellt sich die Frage, inwieweit die Morphologie mit der Syntax konkurriert, sodass die Beschreibung der Partikelverben dermaßen erschwert wird. Um dies zu verstehen, ist es sinnvoll, kurz die Kernbereiche der Morphologie und der Syntax darzustellen, um die (theoretische) Grenzlinie zu verdeutlichen, die auch gleichzeitig als Verbindungspunkt der beiden fungiert. In seinem Artikel Morphology and Syntax: an Interlocking Independence* macht Mark C. Baker (1988b), der Begründer der Inkorporationstheorie, genau das und stellt darüber hinaus noch die gängigen Analyseverfahren beider Ebenen dar. So ist bei Baker (vgl. 1988b) nachzulesen, dass diese strikte Unterteilung in die Bereiche der Morphologie und Syntax in frühen generativen Grammatiken nicht vorgenommen wurde. Damals bestand das Lexikon einfacherweise aus einer unstrukturierten Liste von Einträgen, die entsprechend der Regeln, die von der Basis ausgingen, kombiniert wurden. Abschließend durchlief die verbundene Wortstruktur gewisse Transformationsregeln, bis das schlussendliche Wortmuster daraus resultierte. Durch Regeln konnten Morpheme prinzipiell bewegt, kombiniert, aber auch hinzugefügt oder gelöscht werden. Die morphologischen Objekte waren demzufolge einfache, phonetisch begrenzte Stücke (‚chunks‘) der finalen Phrasenmarker. Durch die einflussreichen Arbeiten von Chomsky und Fodor im Jahre 1970 jedoch änderte sich diese Ausgangslage dramatisch, sodass es von da an nicht mehr möglich war, eine komplexe Wortstruktur mit diesem Regelwerk zu beschreiben. Die Strong Lexicalist Hypothesis wurde formuliert, die der morphologischen Betrachtungsweise der Partikelverben als Grundlage dient. Die SLH besagt, nach Baker Folgendes:

[…] [T]he Strong Lexicalist Hypothesis (SLH), […] holds (with varying degrees of strength) that syntactic processes are not allowed to build or change words; rather words are inserted into syntactic structures fully formed. Thus the regularities of word structure and relationships between words cannot be due to the syntax, and must be the result of another component –the lexicon (or ‘morphology’). (Baker 1988b: 9, Hervorhebung im Original)

Somit entstanden die beiden Bereiche als unabhängige Entitäten, und ihnen wurden eigenständige Prinzipien zugeordnet. So erschließt man in der Morphologie, ob Wörter wohlgeformt sind und bestimmte Aspekte ihre phonologische Erscheinung bedingen. Für diesen Untersuchungsbereich benötigt die Morphologie ein entsprechendes Vokabular, das folglich u. a. Termini wie Suffix, Präfix, Wurzel usw. enthält (vgl. Baker 1988b: 11). Die Syntax hingegen bestimmt die Wohlgeformtheit von Sätzen und Phrasen und untersucht, wie Sätze zu interpretieren sind. Auch sie benötigt ihr eigenes Vokabular, sodass man in Untersuchungen zur Syntax von Satzgliedern, Relationen und thematischen Rollen usw. spricht (vgl. Baker 1988b: 11). Ackema/Neeleman (2004) pflichten Baker bei und argumentieren, dass »this paradox arises as a consequence of the assumption that lexical items must be realized uniformly either in syntax or in morphology« (Ackema/Neeleman 2004: 67). Des Weiteren sehen sie die Ursache darin, dass oftmals »phrasal syntactic approaches to word formation usually assume some extra principles that specifically apply to those structures that qualify as morphological« (Ackema/Neeleman 2004: 5).

Für die Partikelverben bedeutet diese Feststellung also, dass nachfolgend Untersuchungen angestellt werden, die das Vorkommen und Wirken der Partikelverben einzig und allein anhand der morphologischen oder der syntaktischen Merkmale zu erklären versuchen, wobei gewisse gegenläufige Aspekte oftmals einfach übergangen werden. Daraus ergeben sich aber unvollständige Untersuchungen, die oftmals widerlegbar sind. Nicht zuletzt ist dies der Grund für den großen Umfang an Forschungsliteratur in Bezug auf den Status der Partikelverben. Auch Baker (vgl. 1988b) selbst positioniert sich und kommt zu einem Schluss, der jenes Verständnis der Partikelverben nährt, das in dieser Arbeit als alternativer Ansatz in Kapitel 6.3 besprochen wird.

Instead, morphology and syntax are separate in the sense that Case theory and Binding theory are separate: they are two viewpoints on a single type of representation, each with its own coherent set of (partially overlapping) concerns. (Baker 1988b: 30 f.)

Zeller (vgl. 1997: 1) postuliert, dass die Auffassung der Morphologie, »[that] [a]t the output of the lexicon only morphologically maximal elements (X+max) occur and it is exactly these elements that constitute syntactic atoms« (Stiebels/Wunderlich 1994: 940), als Resultat der Generalized Lexical Hypothesis (GLH) zu verstehen ist.

(4) Generalized Lexical Hypothesis (GLH)

No syntactic rule can refer to elements of morphological structure. (Lapointe 1980: 8, Hervorhebung im Original)

Genau genommen, könnte man konstatieren, dass die GLH eine Vorform der SLH, die auf die gleiche Trennung von Morphologie und Syntax abzielt. Da es sich bei den Partikelverben vielmals um lexikalisierte Konstruktionen handelt, ist die Theorie besonders bedeutend. Die komplexen Verben und ihre semantischen Interpretationen können zu den Phänomenen gezählt werden, »which showed the most notable increase in interest and research as a result of this shift in view« (Lapointe 1980: 7).

Nachdem nun eine gültige Definition für die gesamte Partikel-Verb-Konstruktion[5] gefunden wurde, gilt es im nächsten Schritt, die Verbpartikel zu betrachten. Auch sie ist definitorisch nicht leicht zu fassen, da es ebenfalls eine Vielfalt an Bezeichnungen gibt, die sich implizit mehr für das eine und weniger für das andere Merkmal stark machen. Um etwas Licht in diesen Definitionsdschungel zu bringen, rückt nun die Partikel allein in den Fokus.

2.3 Die Verbpartikel

Zeller postuliert, dass die »[i]nternal arguments of a particle verb are always introduced by the particle« (Zeller 2001: 1). Eine genaue Erklärung schickt Zeller hinterher:

Both the lexical entry of a verb and of a particle may include information about the linking of their conceptual arguments to syntax, but when the particle combines with the verb, only the linking information of the particle is relevant for the realization of internal syntactic arguments. (Zeller 2001: 1)

Anhand dieses Zitats wird deutlich, dass der erste Teil des komplexen Verbs den eigentlichen Aufhänger der gesamten Forschungsliteratur bildet, da es sich hierbei um ein »morphologisch und syntaktisch trennbares Erstglied« (Duden-Grammatik 2005: 705) handelt, für das im Duden folgende Begriffe aufgeführt sind:

Je nach Beschreibungsebene und Beschreibungsziel werden für diese Erstglieder verschiedene Termini gebraucht. In der Wortbildung heißen sie beispielsweise trennbares Präfix (Fleischer 1969), Halbpräfix (Wellmann 1998), postponierbares Präverb (Šimečková 1994), Nachverb (Weinrich 1993) oder Verbpartikel (Eichinger 1989), in der Syntax u.a. Verbzusatz. ( Duden-Grammatik 2005: 705)

Nicht zuletzt lässt sich der fehlende Konsens hinsichtlich der Bezeichnung auf die unterschiedlichen Gewichtungen der Verbpartikel zurückführen. Bei Kolehmainen lassen sich über diese Bezeichnungen hinweg, weitere, noch nicht genannte finden, wie Präfixoid, adverbiales Erstglied eines Kompositums, trennbare Partikel, Präpartikel, bewegliche Partikel und Nachverb (vgl. Kolehmainen 2005: 26). Auch Eisenberg verweist auf diese begriffliche Vielfalt und die damit verbundene problematische Analyse. Er führt noch weitere Bezeichnungen an, wie unfestes Präfix oder auch Kompositionspartikel (vgl. Eisenberg 2006: 256).

Mungan verweist in ihrer Arbeit auf das breit gefächerte Spektrum der Bezeichnungen. Sie konstatiert Folgendes:

Eine Schwierigkeit bei der Vorbereitung der vorliegenden Arbeit […] in der Festlegung einer allgemeingültigen und widerspruchsfreien Terminologie im Zusammenhang mit dem präfigierten Verben [liegt], da die einschlägige Fachliteratur diesbezüglich eine recht große Heterogenität aufweist [und ganz speziell die Verbpartikeln] nicht einheitlich bezeichnet [werden]. (Mungan 1986: 16)

Anhand der Duden-Grammatik (vgl. 2005) lässt sich feststellen, inwieweit auch diese Heterogenität der Terminologie und der prozedurale, fortlaufende Forschungsstand der Partikelverben sich darin niederschlägt. So ist heutzutage meist mehrheitlich die Rede von Verbpartikel, jedoch nahezu dreißig Jahre zuvor von Verbzusatz. Bereits anhand dieser Begriffsbeschreibung lässt sich erkennen, dass der Partikel 1973 noch keine Eigenständigkeit und Aussagekraft eingeräumt wurde, da sie als Zusatz zum Verb diente. So kritisiert Mungan (1986: 16) die Bezeichnung aus dem Jahr 1973, da »[i]n dieser Definition […] eine Unzulänglichkeit liegt, denn es lässt sich nach der Sprachlogik nicht begründen, warum der Ausdruck 'Verbzusatz' eine Untrennbarkeit ausschließen soll« und zeigt sich wesentlich zufriedener mit der Ausgabe aus dem Jahre 1984, in denen die Partikeln nun als Halbpräfixe bezeichnet werden.

Stiebels (1996) und Stiebels/Wunderlich (1994) jedoch verwenden bewusst weiterhin den Terminus Verbzusatz, da die Partikel als Argument oder aber Adjunkt fungieren kann, was als künstliche Legitimierung der morphologischen Analyse gedeutet werden muss.

Die morphosyntaktischen Eigenschaften von Präfix-und Partikelverben, d. h. die Analyse ihrer morphologischen und syntaktischen (Un-)Trennbarkeit, sind dagegen viel diskutierter Streitpunkt […]. Ich werde im folgenden Präfixe und Partikeln unter dem Begriff “Verbzusätze“ zusammenfassen. (Stiebels 1996: 10, Hervorhebung im Original)

Auch Pafel (vgl. Pafel 2011: 58 f.) macht sich für die Weiterverwendung des Terms Verbzusatz stark und verwendet diesen gleichwertig neben Verbpartikel. Allerdings stellt er den Status der Verbpartikeln unmissverständlich dem der Präfixe gegenüber. Er bezieht sich in seiner Ausführung auf die Finitheitsposition im Satz, die Position unmittelbar vor dem Mittelfeld, in der nur ein finites Verb stehen kann. Er betrachtet die Partikeln als eigenständige Wörter, die aus der Perspektive der Syntax keinen Grund darstellen, als Präfix betrachtet zu werden (vgl. Pafel 2011: 59). Einzig und allein die Zusammenschreibung könnte als Argument dienen, Partikeln als Präfixe zu betrachten. Jedoch stellt Pafel heraus, dass die orthografische Schreibung nichts über die syntaktischen Eigenschaften des Partikelverbs aussagt, die sich doch sehr von den Eigenschaften der Präfixverben unterscheiden (vgl. Pafel 2011). Lüdeling (vgl. 1999: 7) fügt dem hinzu, dass Verbpartikeln mehr Wort- als Phrasenstatus haben, da sie nicht modifizierbar sind.

Auch Donalies betont, dass die Versuche, das Erstglied treffend zu bezeichnen, aufgrund ihrer morphologischen, syntaktischen und auch semantischen Merkmale doch unzulänglich sind (vgl. Donalies 2005: 58 f.).[6] Erschwert wird die Abgrenzung der Verbpartikeln dadurch, dass es homonyme Erstglieder gibt, die je nach der Verbindung, die sie mit dem Verb eingehen, entweder als Präfixe oder aber als Partikeln agieren. Manche von diesen Erstgliedern können sowohl Präfix als auch Partikel[7] sein (vgl. Duden 2005: 706). Olsen (vgl. 1997) wagt in diesem Zusammenhang eine Definition, bei der die Partikel in Abgrenzung zum Präfix als auch zur Präposition steht.

Eine Partikel als (trennbare) wortstrukturelle Einheit steuert dem komplexen Verb eine einstellige Präpositionalrelation bei, die aus einer im Lexikon enthaltenen präpositionalen Relation mittels existentieller Schließung der internen Argumentstelle gewonnen wird. (Olsen 1997: 12)

Für diese Arbeit soll der Begriff der Verbpartikel verwendet werden, da sich diese Bezeichnung am ehesten zu eignen scheint, um das komplexe Verb zu beschreiben. Der Terminus definiert sich zum Teil schon selbst, da man darauf schließen kann, dass es sich um ein Präelement handelt, welches nicht ganz einfach in der gängigen Wortartenklassifikationen einzuordnen ist und sich mit einem (meist) Verb auf irgendeine Art und Weise verbindet. Gleichzeitig sagt dieser Terminus aus, dass es sich hierbei nicht um ein Präfix im definitorischen Sinne handelt, wie z.B. bei der Verwendung des Terminus trennbares Präfix angenommen werden könnte. Die Verbpartikel zeichnet sich durch gewisse Charakteristika aus, welche mit dem bloßen Präfix konkurrieren, was in Kapitel 5 gezeigt werden soll.

2.4 Resümee zum definitorischen Problem des Partikelverbs

Für diese Arbeit soll die eben dargestellte Definition der Verbpartikel und des Partikelverbs gelten, da alle wesentlichen Aspekte enthalten sind, die es später zu untersuchen gilt. Sprachwissenschaftlich wird auf folgenden vier Ebenen referiert: Morphologie, Syntax, Semantik und Phonologie. Die Partikelverben vereinen Merkmale aller vier Systeme in sich und repräsentieren somit den komplexen Zusammenhang derselben wie kaum eine andere Konstruktion.

Es wurde deutlich, welche Geltung den Partikeln und den Partikel-Verb-Konstruktionen zugesprochen wird und inwieweit es terminologische Differenzen gibt, die zum Teil noch heute existieren. Wie in Kapitel 2.1. dargestellt, wurden die Partikelverben aus wissenschaftsgeschichtlicher Sicht von früh an als Wörter verstanden und somit als Wortbildungsprodukte aufgefasst, und zwar trotz ihrer Eigenschaft der Trennbarkeit (vgl. Kolehmainen 2005). Über die rein morphosyntaktischen Eigenschaften sieht auch Lipka (vgl. 1971) die Semantik als äußerst aufschlussreich an. Daraus resultierend postuliert er, dass die Partikelverben als eine Form komplexer Verben nicht rein morphologisch zu analysieren sind.

Die Wortbildung versucht produktive Typen aufzufinden und beschäftigt sich daher mit Prozessen, die nach vorhandenem Muster neue lexikalische Einheiten bilden. Nicht typenhafte Beziehungen […] oder nicht analysierbare Bildungen […] gehören nicht in den Bereich der Wortbildung. Lassen sich die semantischen Merkmale der hypothetischen Bestandteile […] nicht wenigstens teilweise in der größeren Einheit wiederfinden, so handelt es sich nicht um ein Syntagma, sondern eine eigene lexikalische Einheit. Diese kann nur innerhalb der Wortsemantik auf ihre semantische Struktur hin untersucht werden. Die Partikelverben im Englischen und Deutschen bilden ein Grenzgebiet zwischen diesen beiden Bereichen. (Lipka 1971: 180)

Somit kommt es erst in neueren Untersuchungen zu den Partikelverben zur Durchsetzung des syntaktischen Analyseansatzes. Hierbei werden die Partikelverben als syntaktische Fügungen, sprich als Funktionsverbgefüge (vgl. Winhard 2002: 1 f.), verstanden, die im Satz eine ganz bestimmte Funktion erfüllen (Kolehmainen 2005: 36 ff.). Allerdings stellt sich immer wieder die Frage nach deren Bildung, welche eine der schwierigsten ist. Partikelverben auf der einen Seite »undergo productive word formation […] just like simplex verbs«, aber auf der anderen Seite »do not undergo productive word formation processes as easily« (Lüdeling 1999: 7). Im nächsten Kapitel soll deshalb die Partikelverbbildung näher beleuchtet werden.

3 Die Partikelverbbildung

Im Rahmen der Analyse der Partikelverbbildung wird in dieser Abhandlung vorausweisend zwischen deverbaler und denominaler differenziert. Diese Unterscheidung ergibt sich aus zwei Gründen. Zum einem entspricht sie den Partikelverbtypen, die im Anschluss beleuchtet werden. Zum anderen werden diese beiden Bildungstypen getrennt voneinander untersucht, da ihnen auch entsprechend unterschiedliche Wortbildungsprozesse zugesprochen werden. Es scheint, als verberge sich hinter dem Bildungsprinzip der Partikelverben die Kernfrage des Status. So wird sich im Verlauf der Arbeit immer deutlicher zeigen, dass die Kernfrage der morphologischen oder syntaktischen Analysen der Partikelverben sowohl in deren Merkmalen als auch deren Wortbildungsmuster begründet liegt.

Zieht man den Duden zur Beleuchtung des Phänomens zurate, lässt sich unter der Überschrift Partikelverbbildung genau diese Schwierigkeit bestätigen. So steht dort geschrieben, dass »die Produkte dieses Bildungsverfahrens, die Partikelverben, über spezifische Eigenschaften verfügen, die sie von allen anderen Wortbildungen unterscheiden« (Duden-Grammatik 2005: 677). Kurzum wird darauf verwiesen, dass keine präzisen Aussagen darüber möglich sind, wie sie gebildet werden, sondern nur verschiedene Vorschläge, die sich hinsichtlich ihrer Gewichtung der Eigenschaften unterscheiden (vgl. Duden-Grammatik 2005: 677). Die Schwierigkeit der Wortbildung der Partikelverben spiegelt sich logischerweise in den zu diskutierenden Analysen des II. Teils wider (vgl. Kapitel 6).

Ganz allgemein werden im Duden vier Hauptwortbildungsarten unterschieden, die sich nach »wortartübergreifend[en] strukturellen und grammatischen Merkmalen« (Duden-Grammatik 2005: 668) klassifizieren lassen. Als grundlegend dabei gilt es festzustellen, ob eine zweigliedrige Wortstruktur[8] vorhanden ist oder nicht. Erst dann kommt es zur Ausdifferenzierung weiterer Kriterien, die aber im Hinblick auf die Partikelverben ohne Aussagegehalt bleiben (vgl. Duden-Grammatik 2005: 668). Bei den Partikelverben ist dies genau der Streitpunkt, da nicht eindeutig gesagt werden kann, ob »die unmittelbaren Konstituenten (=UK) binärer Wortbildung wortfähig sind oder nicht« (Duden-Grammatik 2005: 668). Allerdings verweist der Duden bezüglich ihrer Bildung nicht nur auf spezifische Eigenschaften, sondern auch darauf, dass man die Partikelverbbildung nicht nach einem bestimmten Algorithmus analysieren kann (vgl. Duden-Grammatik 2005: 677).

Bereits 1984 wurde ihnen ein Sonder(wort)status eingeräumt, indem konstatiert wurde, dass sie »gemäß Duden “zwischen Halbpräfix und Kompositionsglied“ stehen und trotz einiger “(halb)präfixartiger Züge“ den Zusammensetzungen näher stehen […]« (Mungan 1986: 17). Stellt man dieser Darstellung nun diejenige der Duden-Grammatik des Jahres 2005 gegenüber, so spiegelt sich darin zwar ein ebenfalls überarbeiteter und veränderter Wissensstand wider, allerdings wird auch die Tatsache betont, dass das Problem der Partikelverben und der damit einhergehende Status der Partikelverben noch immer nicht gelöst ist.

3.1 Die deverbale und denominale Partikelverbbildung

Olsen (1998), eine Fürsprecher der morphologischen Analyse, sieht das Wortbildungsmuster der Partikelverben in der UK-Struktur begründet und betrachtet sie folglich als kompositionale Bildungen. Die Partikelverben, die sich nicht durch Komposition erklären lassen, bezeichnet sie als » nicht-kompositionale […] Bildungen« (Olsen 1998: 11).Allerdings muss dieser Erklärungsversuch eindeutig als unzureichend angesehen werden, da Olsen keinen weiteren Versuch unternimmt, die problematischen nicht-kompositionalen Bildungen weiter zu überdenken.

Donalies versucht die Partikelverbbildung folgendermaßen zu erklären.

Weil Derivation und Komposition untrennbare Wörter bilden, fallen also „auch Partikelverben aus diesem Modell heraus und müssen als eigenständige Wortbildungsform angesehen werden“ […]. Diese eigene Wortbildungsform nennt Thurmair (1996) nach Weinrich (1993) Konstitution. […]. Die Einbeziehung von Wortgruppen in die Wortbildung halte ich jedoch mit Fleischer (1996, S. 47) für ein Problem […]. Demnach müsste auch der Wortbegriff ganz neu bestimmt werden; […]. Verben des Typs a bstehen passen also in keine der bisher vorgeschlagenen Wortbildungskategorien. Ihre syntaktische „Trennbarkeit“ kollidiert immer mit dem Wortbegriff. (Donalies 2005: 29, Hervorhebung im Original)

So resümiert Donalies (2005) die Problematik für sich derart, dass die Partikelverben »[k]onsequenterweise […] Wörter aus einer Präposition und einem Verb (z.B. überreden) […] [sind und sieht sie] ebenfalls als Komposita« (Donalies 2005: 30) an. Kolehmainen (vgl. 2005) konstatiert, dass die Partikeln dieses Typs oftmals mit der Fähigkeit des Wortartwechsels assoziiert werden, was für die Konversion spräche. Die interessante Frage diesbezüglich lautet entsprechend, ob bei einem Wortartwechsel die denominalen Partikelverben sogleich als Wortbildungsmorpheme angesehen werden müssen (vgl. Kolehmainen 2005: 49). Die Sprachwissenschaftlerin fasst diesbezüglich den Stand der Dinge wie folgt zusammen:

Dass die [denominalen] Partikeln keine Köpfe sind, bedeutet zunächst nur, dass sie nicht die Wortart der denominalen Partikelverben bestimmen. Aus den Daten können keine eigentlichen Schlüsse über die Struktur oder die Verbindungsart der Partikelverben gezogen werden. (Kolehmainen 2005: 50)

Andere morphologischen Vertreter, so wie z.B. Stiebels (1996), sind der Auffassung, dass man sie als morphologische Struktur analysieren kann, wobei ihnen die Konversion als Bildungsmuster zugrunde liegt. Sie geht allerdings von einer einfachen A-V- bzw. N-V-Konversion aus und sieht kein Nullmorphem für den Kategoriewechsel verantwortlich, wie es von den Vertretern der Kopfanalyse vorgeschlagen wird (vgl. Stiebels 1996).

Die Interpretation der Verben ergibt sich aus der Komposition von Verbzusatzeintrag und der Instantiierung abstrakter Templates. Träger dieses Templates ist ein abstraktes Affix [ ]v, in das das Nomen oder Adjektiv integriert wird. […] Aufgrund der Existenz und Interpretierbarkeit denominaler und adjektivischer Simplexverben ist anzunehmen, daß bei der Bildung der komplexen Verben in einem ersten Schritt das denominale oder deadjektivische Simplexverb generiert wird, das dann anschließend mit dem Verbzusatz kombiniert wird. (vgl. Stiebels 1996: 42).

Die Befürworter der Kopfanalyse vertreten hingegen die Auffassung, dass »die Existenz denominaler Partikelverben nicht als Evidenz für eine morphologische Struktur gedeutet werden muss« (Kohlemainen 2005: 51) und sehen die Inkorporation bzw. das Noun-Stripping als Bildungsinstanz an. Kolehmainen selbst schließt sich der lexikalisch phraseologischen Betrachtung Booijs an, der argumentiert, dass »die konvertierten Verben für bestimmte Verbpartikeln subkategorisiert sind« (Kolehmainen 2005: 51). Sie fügt dem noch hinzu, dass »entsprechende „Lücken“ in der deutschen Sprache auch durch „analog-holistische“ […] Prozesse erklärt werden können […] [wie die] Kookkurenzrestriktion« (Kolehmainen 2005: 52), was sie anhand von Beispielen (5) verdeutlicht.

(5) a. magerA à ø (vgl. *mager) à abmagern (Sie magert ab)

b. BahreS à ø (vgl. *bahren) à aufbahren (Die Männer bahrten den Toten auf) (Kohlemainen 2005: 52, Hervorhebung im Original)

Altmann und Kemmerling stellen die Problematik wie folgt dar:

[Das Wortbildungsmuster der Partikelverben] bietet […] zahlreiche Beschreibungsschwierigkeiten. […] Die Einordnung unter die Präfigierung halten wir für völlig verfehlt, da essentielle Merkmale der Präfixe (nicht akzentuiert, nicht trennbar usw.) fehlen und dadurch die Unterschiede v.a. zu den Partikelpräfixverben verwischt werden. Als Komposita könnte man sie einordnen, wenn man nur die formalen Merkmale berücksichtigen würde (Verbindung von selbstständigen Lexemen, Akzentuierung des Erstbestandteils usw.). Aber die Trennbarkeit und die semantischen Merkmale hindern uns daran. (Altmann/Kemmerling 2006: 82)

Diesem besonderen und eigenständigen Wortbildungsmuster, auf welches Altmann und Kemmerling implizit verweisen, wird man mit Aufnahme der Inkorporation als eigenständiger Prozess in der Wortbildung gerecht. So diskutiert Eichinger neben den Wortbildungsarten der Komposition, der Derivation, der Konversion und der Kurzwortbildung die Inkorporation, die für ihn den Wortbildungsprozess bei der Partikelverbbildung darstellt (vgl. Eichinger 2000: 160–165). Ganz besonders – aber nicht nur– die Fürsprecher der syntaktischen Analyse betonen den Sonder(wortbildungs)status der Partikelverben. Allgemein gilt die Inkorporation als Basis für die syntaktische Argumentationslinie, da sich gezeigt hat, dass die Partikelverben sich durch dieses syntaktische Muster erklären lassen (vgl. Gallmann 2011b: 1). Es wirft sich allerdings die Frage auf, was genau mit dem vielfältig verwendeten, aber oftmals verwischten Gebrauch des Begriffs Inkorporation tatsächlich gemeint ist und inwieweit diese Theorie die Partikelverben beeinflusst. Zur Klärung dieser Fragen soll ein Exkurs dienen.

3.1.1 Exkurs 1: Inkorporation

»Wo, wenn nicht beim Verb, sollte die Inkorporation ihre eigentliche Domäne haben«, postuliert Eichinger (vgl. 2000: 160). Neben den verbalen Konstrukten. gibt es aber auch inkorporierte Formen beim Substantiv und beim Adjektiv (vgl. Gallmann 1999: 2011). So wird bei Eichinger darauf verwiesen, dass den Partikeln eine gewisse direktionale Semantik implizit ist, wodurch sie von vornherein als eine Prädikatsteil fungieren, wobei man sich von deren vermeintlich adverbialem Äußeren nicht täuschen lassen sollte (vgl. Eichinger 2000: 161). Bei Bußmann (2002) lässt sich unter Inkorporation folgender Eintrag finden.

(6) Inkorporation [lat. in >hinein˂, corpus ˃Körper˂, ˃ das Ganze˂ ].à Komposition eines (meist frei vorkommenden nominalen) Wortstammes mit einem Verb zu einem komplexen Verb. Der inkorporierte Stamm drückt dabei ein Konzept aus und referiert nicht auf bestimmte Entität. Im Deutschen kommt Inkorporation nur vereinzelt vor (vgl. Rad fahren), in vielen Sprachen (u.a. im àAltaischen) ist Inkorporation häufiger anzutreffen. […]. (Bußmann 2002: 309, Hervorhebung im Original)

Eichinger benutzt die Theorie der Inkorporation weitestgehend unbrauchbar und falsch, da er vielmehr auf den Prozess der Univerbierung abzielt, bei dem freie Morpheme über einen langwierigen Prozess zusammenrücken (vgl. Gallmann 1999).

Wenn dann […] inhaltlich eng Zusammengehöriges zudem gerne nahe beieinander steht, dann ist die Chance groß, dass durch den regelmäßigen Gebrauch eine Kookkurrenz geschaffen wird, die als mehr als ein rein syntaktisches Nebeneinander interpretiert wird, und die dann auch zu Beschränkungen in der Verwendung und zu Spezialisierungen in der Bedeutung führen kann. (Eichinger 2000: 160)

Gallmann (1999) warnt vor diesem falschen Gebrauch der Univerbierung, da sie nicht »als Synonym für Komposition oder Inkorporation zu verwenden [ist], sondern als Bezeichnung für eine diachrone Erscheinung« (Gallmann 1999: 20).

Ebenso beschreibt Bußmanns Eintrag nur bedingt, was bei diesem Prozess passiert, und ist ebenso unbrauchbar. Allerdings lässt sich erkennen, dass Bußmann eine andere Sichtweise auf die Inkorporationstheorie zu haben scheint als Baker (1988a). Er beschreibt diese (Einverleibungs)Theorie synchron und vor allem syntaktisch. Für Bußmann hingegen ist es eindeutig ein morphologischer Prozess, da sie ganz deutlich von Komposition[9] spricht. Es gibt mithin auch in Bezug auf die Inkorporation zwei unterschiedliche Auffassungen, welche durch die Sichtweisen der beiden Schulen geprägt sind (vgl. Fuhrhop 2007: 23).

Generell kann gesagt werden, dass bei der Inkorporation ein frei auftretendes Morphem in ein Verb inkorporiert und dieses Morphem dabei seine syntaktische Eigenständigkeit verliert. Infolgedessen gibt es auch seine Wortart auf. Der Demonstration dient zuerst einmal ein Beispiel der indianischen Sprache Mohawk, welches Baker (vgl. 1988a) anführt:

(7) a. Ka-rakv ne [ sawatis hrao- nuhs- ].

3N-white DET John 3M- house -SUF

‘John’s house is white.’

b. Hrao- nuhs -rakv ne [ sawatis t ].

3M- house -white DET John

‘John’s house is white.’ (Baker 1988a: 65, Hervorhebung im Original)

Am Beispiel (7 b) können verschiedene Dinge beobachtet werden. Zum einen wurde die satzfinale NP hrao-nuhs nach C bewegt und hinterließ an ihrer ursprünglichen Position eine Spur (vgl. Baker 1988: 65). Darüber hinaus lässt sich erkennen, dass es ganz offensichtlich zu einer veränderten Verbkongruenz gekommen ist. Bei dem Verb –rakv, das hier die Farbe Weiß markiert, kam es in (7 b) zu einer Verschiebung der Kongruenz, nämlich von einer neutralen zu einer maskulinen Kongruenz, wodurch die Farbe – rakv nun mit dem Besitzer sawatis des Arguments hrao-nuhs übereinstimmt (vgl. Baker 1988a).

Auch Stiebels/Wunderlich ist dieser Unterschied des Prozesses durchaus bewusst und sie benutzen anstatt Inkorporation den Terminus argument shift (vgl. 1994: 954), um dieser unklaren und verwischten Verwendung der Theorie zu entkommen. Sie sind sich im Klaren darüber, dass Baker die Inkorporation von Präpositionen nutzt, um so syntaktisch die Strukturen der Partikelverben als P°-Bewegung zu realisieren (vgl. Stiebels/Wunderlich 1994: 954). Allerdings sind sie der Auffassung, dass die Valenzrahmenänderung ebenso durch die semantische Operation der funktionalen Komposition bewirkt werden kann, wofür sie im nachstehenden Zitat plädieren.

[I]nstead of the whole PP, the verb only takes the head P, which is attached to the verb. As a result the prepositional object becomes the direct object of the complex verb and the direct object of the base verb is demoted to an oblique PP […]. (Stiebels/Wunderlich 1994: 954)

Zur Beweisführung ihrer Behauptung führen sie folgende Beispiele auf:

(8) a. Er malte die grüne Farbe an den Schrank.

b. Er malte den Schrank mit grüner Farbe an. (Stiebels/Wunderlich 1994: 954)

Unter Hinzuziehung des Dudens lässt sich folglich erklären, worin der Unterschied zwischen (8 a) und (8 b) besteht. Die Ergänzungen des Verbs bleiben zwar gleich, jedoch verändert sich die Rollenbesetzung (vgl. Duden-Grammatik 2005: 703). Das Verb malen vergibt die Rolle des Agens (Er), des Patiens (die grüne Farbe) und des Direktivs (an den Schrank). Durch die Inkorporation der Partikel an in das Verb verschiebt sich »die direktive Bedeutung der Präpositionalergänzung« (Duden-Grammatik 2005: 703); darüber hinaus ergibt sich eine neue Fokussierung auf den Objektaktanten. Durch die Inkorporation entstand eine Applikativkonstruktion, wobei die Rollen neu vergeben wurden. Der Patiens dieser Konstruktion ist nun (an den Schrank), und anstatt eines Dirketivs verfügt sie über ein Instrumental (mit grüner Farbe). Somit ist »[d]er Aktant des Direktivs […] zum Aktanten des Patiens geworden« (Duden-Grammatik 2005: 703).

Gallmann (1999) ist sich ebenfalls dieser unterschiedlichen Auffassung bewusst und stellt diesen wie folgt dar.

Der nominale Bestandteil tritt nicht als eigenständiges syntaktisches Wort, sondern nur als Wortteil auf. Es gibt allerdings eng verwandte Konstruktionen, in denen der dependente Bestandteil der Fügung ein eigenes syntaktisches Wort bildet. Wenn es sich dabei um ein Nomen handelt, ist seit Miner (1986) der Terminus Noun-Stripping gebräuchlich. (Gallmann 1999: 11)

Baker (1988a) sieht die Inkorporation als Möglichkeit, den Bogen zwischen grammatischer Funktionsänderung und Morphologie schlagen zu können (vgl. Baker 1988a: 74). Dieser Vorgang ist in seinen Augen rein syntaktisch, wie Stiebels/Wunderlich (1994) aufführen. Sie postulieren, dass Baker »proposes to treat such [applicative constructions] as instances of P°movement« (Stiebles/Wunderlich 1994: 954). Als Konsequenz dessen kommt es bei den Partikelverben mitunter zu semantischen Änderungen, über die das Simplexverb allein nicht verfügt (vgl. Gallmann 2011: 4). Baker (1988) formuliert als wesentlichen Aspekt seiner Inkorporationstheorie die Uniformity of Theta Assignment Hypothesis, kurz UTAH, die als Prinzip beschreibt, was auf der D-Struktur[10] passiert.

(9) The Uniformity of Theta Assignment Hypothesis (UTAH):

Identical thematic relationships between items are represented by

identical structural relationships between those items at the

level of D-structure. (Baker 1988a: 46, Hervorhebung im Original)

Zur Veranschaulichung der Integration der D-Struktur in das Gesamtmodell dient hier eine Darstellung Bakers (vgl. 1988a: 32), die zeigt, wie die verschiedenen Repräsentationsstufen und Prozesse der Sprache entsprechend der Government-binding-Theorie miteinander agieren.

(10) Lexicon

D-structure

(syntactic) Move-Alpha

S-structure

LF Move-Alpha[11]

stylistic (including QR)

rules,

phonological PF LF

rules (Baker 1988a: 32)

Die D-Struktur versteht Baker als eine grammatische Ebene, die »as a linguistic representation of the thematic structure must be taken seriously« (Baker 1988a: 46). Auf der D-Ebene wird entsprechend eine grammatische Funktion, die Baker als GF-theta proklamiert (vgl. Baker 1988a: 46), direkt wiedergegeben. Dabei erscheint ein Element eines Wortes, wie z.B. die Partikel eines Partikelverbs, in einer unabhängigen Position auf der D-Struktur, wodurch die thematischen Beziehungen kanonisch wiedergegeben werden können.[12]

Thus, the [UTAH] points away from a lexical analysis of causative, applicative, and noun incorporation structures and gives theoretical motivation for analyses in terms of syntactic X° movement. (Baker 1988a: 49)

Beim Inkorporationsprozess, so Gallmann (2011), wenn »[w]ird das finite Verb nach C bewegt wird, so[dass] […] die Partikel in der rechten Satzklammer« (Gallmann 2011b: 1) zurückbleibt. Der Verdeutlichung dieses Prozesses sollen folgende Beispiele und der anschließende Strukturbaum dienen.

(11) a. Selbstständig: … als Anna an das Bild schaute

b. Inkorporiert: … als Anna das Bild an schaute

c. Inkorporiert: Anna schautei das Bild an t i

(11b) CP

C᾽

IP

I᾽

VP

V᾽

PP V

C NP NP P NP P V I

(…) als Anna t t das Bild an- -schaute […]

(Gallmann 2011b: 1, Hervorhebung im Original)

Was sich bei der Betrachtung dieses Baumes (11 b) zeigt, ist, dass es zu einer Änderung des Kasus kam, wobei dieser nun nicht mehr von der Präposition ausgelöst wird, sondern vom Verb (vgl. Gallmann 2011b: 2). Entsprechend blieb zwar die Präposition erhalten, allerdings kam es zu einem Kasuswechsel der NP, welche zum Akkusativobjekt geworden ist (vgl. Gallmann 2011b: 2).

Gallmann (1999) erklärt überdies, dass Baker »nicht zwischen Inkorporation im oben genannten Sinne und Stripping [unterscheidet] […] [,sondern] in beiden Fällen von Inkorporation« spricht (Gallmann 1999: 12). Die Inkorporation wird von Baker als »a subcase of the generalized transformation Move-Alpha« (Baker 1988a: 51) angesehen, bei dem »the bar-level feature of alpha is taken to be zero« (Baker 1988a: 51). Das bedeutet, dass es mitunter so scheint, als die inkorporierte Präposition unsichtbar ist und ein Nullmorphem vorliegt, wie in Beispiel (12) (vgl. Gallmann 2011b: 3).

(12) Als ich das Glas mit Wasser _füllte (Gallmann 2011b: 3)

Darüber hinaus kann es auch noch zu einer »verdeckten Verkettung von Präposition und Verb« (Gallmann 2011b: 3) kommen, was als abstrakte Inkorporation bezeichnet wird (13). Bei der abstrakten Inkorporation »kann die Partikel nur schlecht oder gar nicht ins Vorfeld gestellt werden, was darauf hindeutet, dass sie tatsächlich die Position eines nichtphrasalen Adjunkts zu V° einnimmt« (Gallmann 2011b: 3). Als Beispiel führt Gallmann folgendes Set an.

(13) a. [Heraus] kam nichts […]1

b. *[Hindurch] sickert Wasser [durch die Wand] […] (Gallmann 2011b: 3)

Des Weiteren spricht Gallmann (1999) dafür, und entgegen Bakers Auffassung, dass es vonnöten ist, terminologisch zu differenzieren, »[w]enn man nicht nur die syntaktischen Konfigurationen, sondern auch die morphologischen Eigenschaften von Nomen-Verb-Verbindungen untersuchen will« (Gallmann 1999: 12). Gallmann (1999) plädiert diesbezüglich für folgende Begrifflichkeiten:

1. Inkorporation im engen Sinn liegt vor, wenn das inkorporierte Element bloßer Wortteil ist.
2. Noun Stripping liegt vor, wenn der nominale Bestandteil ein eigenständiges morphosyntaktisches Wort mit dem Status eines Kopfadjunkts bildet. […]
3. Abstrakte Inkorporation liegt vor, wenn sich eine XP-Verb-Verbindung syntaktisch wie ein Verb mit inkorporiertem Wortteil X verhält.
4. Inkorporation im weiten Sinn ist ein Oberbegriff (im Sinne von Baker 1988): Es handelt sich dann um Inkorporation im engen Sinn oder Stripping oder abstrakte Inkorporation.

(Gallmann 1999: 12, Hervorhebung im Original)

Es soll erneut betont werden, dass die Inkorporation selbst als Analyseansatz dient (vgl. Baker 1988), jedoch sollte die Ausführung an dieser Stelle dazu dienen, sie als Muster der Partikelverbbildung vorzustellen.

3.2 Die Bildungstypen der Partikelverben

Die Bildungstypen der Partikelverben werden nach zwei Hauptgruppen unterschieden, die deverbalen Partikelverben und die desubstantivischen/deadjektivischen Partikelverben. Bei den deverbalen Partikelverben wird noch einmal eine Unterteilung vorgenommen, die sich nach der Wortart des Erstgliedes richtet. Diese Gruppe der Partikelverben wird ebenfalls aufgrund ihrer hohen Kombinationsfähigkeit als äußerst produktiv bezeichnet und ist somit weitestgehend offen, mithin offen für weitere Verbindungen. Dieser produktiven und quantitativen Gruppen stehen die desubstantivischen/ deadjektivischen Partikelverben gegenüber, die über eine eingeschränkte Kombinatorik verfügen. In diesem Abschnitt sollen deshalb die verschiedenen Typen vorgestellt werden.

Die etwas detailliertere Betrachtung der Bildungstypen sei damit gerechtfertigt, dass sich auch hier die beiden Schulen nicht darüber einig sind, inwieweit man die Verbpartikel, sprich das Erstglied, als freies Morphem oder aber Affix zu behandeln hat (vgl. Fuhrhop 2007: 18). Fuhrhop (vgl. 2007: 19) konstatiert, dass über die Herkunft der Erstglieder geprüft werden kann, inwieweit die wortarteigenen, ursprünglichen Merkmale noch vorhanden sind, worüber es dann möglich ist, die Partikelverben entweder als Produkt der Komposition oder aber Derivation zu sehen.

Diese Einteilung nach den ‚Wortarten‘ des ‚Erstgliedes‘ ist nicht ‚morphologisch‘, sondern ‚syntaktisch‘ notwendig: Sind die Verbpartikeln Bestandteile von Wörtern, so ist die ursprüngliche Wortart irrelevant. Sind sie jedoch selbstständige syntaktische Einheiten, so müssen sie interpretiert werden. (Fuhrhop 2007: 18, Hervorhebung im Original)

3.2.1 Der deverbale Partikelverbtyp

Wenngleich die deverbalen Partikelverben als besonders produktiv gelten, sind dennoch Unterschiede hinsichtlich ihrer Bildungsvarianten auszumachen. Am effektivsten für die Wortbildung eignen sich die deverbalen Partikelverben mit präpositionalem und adverbialem Erstglied (vgl. Duden-Grammatik 2005: 707).

3.2.1.1 Deverbale Partikelverben mit präpositionalem Erstglied

Wie in der Duden-Grammatik nachzulesen ist, erweisen sich die präpositionalen Verbpartikeln »für den Ausbau des Verbwortschatzes« (Duden-Grammatik 2005: 707) als besonders bedeutend. So können diese präpositionalen Erstglieder sich mit einfachen verbalen Basen, oder auch mit Derivaten verbinden. Es wird aber darauf verwiesen, dass die Verbindung mit einfachen Verben die typische Bildungsvariante darstellt (vgl. Duden-Grammatik 2005: 707). Neben den typischen präpositionalen Verbpartikelerstgliedern wie an, auf, ab, durch, um etc., können auch weitere präpositionale Erstglieder eine solche Verbindung eingehen, was jedoch viel seltener geschieht. Gemeint sind Präpositionen wie entgegen, entlang, gegen und wider (vgl. Duden-Grammatik 2005: 707).

Ebenfalls finden sich auch Verbindungen mit dem Erstglied zwischen, welche jedoch als Sonderfälle anzusehen sind, da sie mit der Präposition zwischen w enig lexikalisierte Partikelverben bilden. Sie werden »fast nur im Infinitiv und im Partizip II gebraucht, was darauf hindeutet, dass sie aus Substantiven (Zwischenblende, Zwischenfinanzierung […]) rückgebildet sind« (Duden-Grammatik 2005: 707). Hierbei soll angemerkt werden, dass Präpositionen die aus einfachen Substantiven oder Substantiven in Kombination mit Präpositionen wie wegen, trotz, mangels, zwecks, dank, angesichts usw. gebildet werden, keine Verbpartikeln sind (vgl. Duden-Grammatik 2005: 708).

3.2.1.2 Deverbale Partikelverben mit adverbialem Erstglied

Bei diesem Partikelverbtyp können einfache und komplexe Adverbien als Erstglied agieren. Einfache Adverbien sind z.B. fort, hin, her, wieder u.a., wohingegen komplexe Adverbien zum größten Teil Kombinationen aus Präposition und Adverb sind, wie beispielsweise dahin, daher, vorbei, umher, voraus usw. (vgl. Duden-Grammatik 2005: 708).

Betrachtet man die Beispiele der einfachen und komplexen Adverbien im Duden quantitativ miteinander, so entsteht der Eindruck, dass die komplexen Adverbien eine unheimlich große Kombinationsfreudigkeit aufweisen und somit eine sehr offene Wortbildungsreihe ermöglichen. Allerdings trügt der Schein, da nicht alle komplexen Formen dieser unflektierten Wortart die Fähigkeit besitzen, als Verbpartikel zu fungieren, wie unten dargestellt.

Vom Gesamtbestand der komplexen Adverbien […] im Deutschen beteiligen sich nur bestimmte morphologische Typen an der Verbbildung. Als wortbildungsaktivste Gruppe erweisen sich adverbiale Komposita wie herauf, hinunter, dabei, vorbei. Komposita mit her und hin als Zweitglied sind nicht durchweg aktiv. Mit d aher, dahin, einher, umher, umhin, vorher werden komplexe Verben gebildet (daherkommen, dahingehen, vorhersagen), mit hierher und woher dagegen nicht (hierhin laufen, hierher stellen, woher nehmen, wohin gehen). Ebenso wenig verbinden sich komplexe Adverbien mit hier und w o an präpositionalen Zweitgliedern mit Verben (hierfür kämpfen, woran glauben). Adverbiale Derivate wie a bends, aufwärts treten ebenfalls nicht als Erstglieder komplexer Verben auf. (Duden-Grammatik 2005: 708, Hervorhebung im Original).

Entgegen dieser Erwartung sind also die einfachen adverbialen Verbpartikeln produktiv (vgl. Duden-Grammatik 2005: 708). Einen Beleg dafür bildet die im Duden aufgeführte Reihe.

(14) heimbeordern, -berufen, -denken, -brausen, -brettern, [-gehen] -locken, -radeln, -rollen, [-schicken,-schleichen] -schleppen, -schwanken, [ -senden,] -segeln, -telefonieren, [ -werken, -zerren] […] (Duden-Grammatik 2005: 708)

Es wäre problemlos möglich gewesen, diese Wortbildungsreihe fortzusetzen, gleichwohl wird schon durch die vom Duden und die zusätzlich gegeben Beispiel deutlich, wie hochproduktiv dieser Partikelverbtyp ist. Aber auch hier gilt es, Einschränkungen zu treffen, da Ortsadverbien wie oben, unten, hinten, vorn, nicht als Verbpartikel dienen (vgl. Duden-Grammatik 2005: 708).

Ein Merkmal dieser Gruppe ist die Vorfeldfähigkeit, was in den Arbeiten der CP- und SC- Analysen als wesentliche Eigenschaft der Partikelverben erachtet wird. So lässt sich diesbezüglich nachlesen, dass »ihre Verbindung mit dem Verb relativ lose ist […], und gleichzeitig darauf, dass sie sich relativ unbeschränkt mit Verben verbinden lassen« (Duden-Grammatik 2005: 708), was für ein produktives Muster spricht.

(15) a. Vorbei zog der Vogelschwarm im Herbst. (Verbpartikel im Vorfeld)

b. Im Herbst zog der Vogelschwarm vorbei. (Verbpartikel im Mittelfeld)
c. Im Herbst wird der Vogelschwarm vorbeiziehen. (Partikelverb in Verbletztposition)

Obwohl sie als einfache Adverbien bezeichnet werden, weisen sie eine enorm komplexe Charakteristik auf, wodurch sie sich als fast noch interessanter für die Partikelverbforschung erweisen, als der zuvor besprochene Typus. Vor dem Versuch der Einordnung der Partikelverben, erscheint es an dieser Stelle nützlich, wenn auch als etwas vorwegnehmend, folgendes Zitat anzuführen:

Die Grenze zwischen komplexem Verb und syntaktischer Fügung sind dementsprechend vage. Verbindungen aus Verb und Adverb auf -w ärts oder -einander gelten beispielsweise wegen ihrer Komplexität als syntaktische Fügung (abwärts fahren, vorwärts kommen, aneinander fügen), auch wenn sich zusätzlich metaphorische Bedeutungen wie bei vorwärts kommen >sich entwickeln< oder bei aneinander geraten >sich streiten< herausgebildet haben. (Duden-Grammatik 2005: 709, Hervorhebung im Original).

3.2.1.3 Deverbale Partikelverben mit adjektivischem Erstglied

In der Regel spricht man nur dann von einem deverbalen Partikelverb mit adjektivischem Erstglied, wenn eine Kombination von Adjektiv und Verb vorliegt, wobei das Adjektiv dabei nicht komparierbar oder durch sehr e rweiterbar sein darf. Sofern dies nämlich möglich ist, wird diese Kombination nicht als Partikelverb erachtet, sondern als eindeutige, syntaktische Fügung (vgl. Duden-Grammatik 2005: 709). Obwohl es auch bei den Adjektiven einfache und komplexe Formen gibt, können Verbindungen »mit un-, ur-, erz-, miss- (unfest, erzfaul), mit Fremdpräfixen (amusisch) sowie mit Suffixen (freundlich, höhnisch) […] nicht als Verbpartikel fungieren (* unfreisprechen)« (Duden-Grammatik 2005: 709).

Vorrangig dienen einfache Verben als Basen für Partikelverben dieser Gruppe. Im Gegensatz zu den Partikelverben verbinden sich Präfixverben nur sehr selten mit adjektivischem Erstglied, wodurch es meist möglich sein sollte sie einwandfrei als Partikelverben zu identifizieren. Produktive Verbpartikeln, sprich reihenbildende, sind »v.a. simplizische Adjektive wie fern, fest, frei, glatt, gut, hoch, tot […], aber auch die ursprünglichen Komparativform weiter« (Duden-Grammatik 2005: 709).

(16) a. festbeißen, freisprechen, fernbleiben, glattmachen >bezahlen<, gutheißen

>beweilligen<, gutschreiben, hochkrempeln, losfahren, totschweigen, weitergeben (Duden-Grammatik 2005: 709, Hervorhebung im Original).

Die Beispiele unter (16 a) ließen sich ebenfalls noch durch unzählige weitere Kombination wie festnageln (im wortwörtlichen als auch lexikalisierten Sinne) festbinden, festdrücken, glattrühren, glattbügeln, hochdrehen, hochrollen, hochziehen, losdüsen, loslassen (ebenfalls mit beiderlei Bedeutungen), losrollen, loswerden, totschlagen, totreden, totprügeln, weiterziehen (beide Bedeutungsebenen) anführen.

Weniger produktiv, da weniger reihenbildend, sind Adjektive wie bereit, bloß, gesund, irre, kaputt, jedoch sind auch hier einige Kombinationen möglich, was durch die zu den Beispielen der Duden-Grammatik (vgl. 2005) hinzugefügten Partikelverben gezeigt werden soll.

(16) b. bereitlegen, [breitmachen,] [bereitstellen,] bloßstellen,[gesundküssen, gesund

machen,] gesund schreiben, irremachen, [kaputtgehen,] kaputtmachen[, kaputtreißen] (Duden-Grammatik 2005: 709)

Als Sonderfall wird im Duden (vgl. Duden-Grammatik 2005: 709) das unbetonte Erstglied voll a ufgeführt, da man hier das Verb nicht anhand des Kriteriums der Trennbarkeit untersuchen kann. Die Verbpartikel voll bildet nämlich wie ein Präfix morphologisch als auch syntaktisch untrennbare Verben (vgl. Duden.-Grammatik 2005: 709). Auch lässt das Betonungsschema als Kriterium in dieser Kombination zu wünschen übrig, da voll nicht wie für eine Verbpartikel üblich die Betonung trägt, sondern diese auf dem zweiten Glied liegt wie bei einem Präfixverb (vgl. Duden-Grammatik 2005).

(17) a. voll'bringen, -'enden, -'führen, -'strecken, -'ziehen (Duden-Grammatik 2005: 709, Hervorhebung im Original)

Erschwert wird diese Tatsache noch dadurch, dass voll die Funktion eines Objektprädikativs ausübt und somit als syntaktische Fügung angesehen werden muss, wenn es betont wird (vgl. Duden-Grammatik 2005: 709).

(17) b. den Sack 'voll stopfen, die Passantin 'voll spritzen, den Wagen 'voll laden (Du

den-Grammatik 2005: 709, Hervorhebung im Original)

3.2.1.4 Deverbale Partikelverben mit substantivischem Erstglied

Neben der Partikelverbbildung kann es im Deutschen auch noch »durch Rückbildungen[[13] ] aus komplexen Substantiven mit deverbalem Zweitglied (Schutzimpfung à schutzimpfen […])« (Duden-Grammatik 2005: 710) sowie durch »Konversion aus einem komplexen Substantiv (Schulmeister à schulmeistern, Hungerstreik à hungerstreiken […])« (Duden-Grammatik 2005: 710, Hervorhebung im Original) zu solch komplexen Verben mit substantivischem Erstglied kommen. Als substantivische Verbpartikel agieren irre-, preis-, stand-, statt-, teil-, wett- und w under- (vgl. Duden Grammatik 2005: 710). Wie sich bereits an der schmalen Bandbreite der Verbpartikel erahnen lässt, ist dieser Typ im Verhältnis nur wenig produktiv und bildet kaum Reihen aus. Auch sind »die meisten substantivischen Verbpartikeln […] semantisch verblasst, sodass man die Bedeutung der komplexen Verben allenfalls vage aus den Bestandteilen erschließen kann« (Duden-Grammatik 2005: 710).

3.2.2 Denominale Partikelverben

Die letzten beiden Typen der Partikelverben bilden die desubstantivischen und deadjektivischen. Bereits wie die deverbalen Partikelverben mit substantivischem Erstglied sind die desubstantivischen Partikelverben ebenfalls nur geringfügig produktiv. Sie werden hauptsächlich durch die Kombination von präpositionaler Verbpartikel und substantivischer bzw. adjektivischer Base gebildet und sind aufgrund der stark beschränkten Basen nur schwach reihenhaft (vgl. Duden-Grammatik 2005: 710).

(18) absahnen, anleinen, aufforsten, ausgräten, einärmeln (Duden-Grammatik 2005: 710, Hervorhebung im Original)

Wie auch schon bei den deverbalen Partikelverben mit substantivischem Erstglied scheinen die Basen ebenfalls durch Konversion[14] entstanden zu sein. Die Basen dieses Partikelverbtyps sind zumeist einfache Substantive, »Beispiele mit komplexer Basis finden sich kaum (Gemeinde à eingemeinden)« (Duden 2005: 710, Hervorhebung im Original). Des Weiteren steht in der Duden-Grammatik geschrieben, dass Komposita als Basen nicht infrage kommen. Zusammenfassend wird im Duden folgende Charakteristik herausgearbeitet:

Deadjektivische Partikelverben stellen eine Randgruppe der Partikelverben dar. An ihrer Bildung sind ab-, an-, auf-, aus-, und ein- beteiligt. Reihen werden kaum ausgeprägt. Nur einzelne Verben sind lexikalisiert: abschrägen, anfeuchten, aufheitern, ausbreiten, ausdünnen, einschüchtern. (Duden-Grammatik 2005: 710, Hervorhebung im Original)

Hinsichtlich der Analysen, die es später zu untersuchen gilt, erscheinen gerade diese wenig produktiven denominalen Partikelverbtypen aber besonders interessant. So ist bei Kolehmainen (vgl. 2005) nachzulesen, dass die Eigenschaft, nominale Basen zu bilden, als »ein entscheidendes Kriterium für die Betrachtung der Partikelverben als morphologische Kombinationen« gilt. Ganz besonders wird auf die denominalen Partikelverben verwiesen, die ohne Partikeln nicht verbfähig sind (vgl. Kolehmainen 2005: 49). Als Beispiele solcher denominalen (substantivischen) Basen führt Kolehmainen folgende Partikelverben auf:

(19) auftischen (*tischen), einärmeln (*ärmeln), aufheitern (*heitern), einengen (*engen)

(Kolehmainen 2005: 49)

[...]


[1] Es wird im Verlaufe dieser Abhandlung immer wieder von Sonderstatus bzw. Schnittstelle von Morphologie und Syntax die Rede sein. Gleichwohl dient diese Beschreibung nur der theoretischen Verdeutlichung der Problematik, da im realen Sprachgebrauch eine solche Trennlinie nicht existiert. So schreiben Altmann/Hahnemann einführend (vgl. Altmann/Hahnemann 2010: 20): »In der Realität passiert man keine scharfe Grenze, wenn man vom Gebiet der Morphologie in das Gebiet der Syntax wechselt, und schon gar nicht liegt zwischen den beiden Beschreibungsbereichen ein leerer Grenzstreifen. Die Grenze zwischen Morphologie und Syntax wird von Sprachwissenschaftlern zur besseren Orientierung gezogen, nach mehr oder minder plausiblen Kriterien«.

[2] Krause (2007: 14) merkt an, dass die Partikelkonstruktion in der einschlägigen Fachliteratur oftmals besprochen wird, ohne dieses ausreichend definiert bzw. eingeschränkt zu haben.

[3] Vgl. Mungan (1986: 20-24). Interessant und hilfreich ist auch Mungans Überblick über die in der Sprachwissenschaft verwendeten Bezeichnungen. Tabellarische Darstellungen Mungans dienen als Übersicht des Forschungsverlaufs hinsichtlich der Terminologie. Darin kann man ohne Weiteres den Aufstieg der Partikel und der Partikel-Verb-Verbindung hinsichtlich ihrer Bedeutung nachvollziehen. Mit zunehmendem Fokus, wurde man sich auch ihrer Bedeutung und Kraft bewusst, sodass sie heute als eine komplexe und schwer zu verortende Konstruktion gedeutet wird. Allerdings wird anhand dieser Tabellen ebenfalls deutlich, welche zum Teil willkürlich wirkende terminologische Vielfalt bis zum heutigen Tag vorherrscht.

[4] Vgl. Kolehmainen (2005) hält fest, dass es »über die verwendeten Termini nur beschränkt Konsens besteht […] [und] Inhalt und Umfang der Termini [beträchtlich] variieren […]« (Kolehmainen 2005: 25).

[5] Vgl. Pafel (2011: 59), der in seiner Arbeit dafür plädiert, die Konstruktion aus einer Partikel und einem Verb als Partikel+Verb-Konstruktion zu bezeichnen, wohl um die Konstituentenrelation besonders zu betonen. In dieser Ausarbeitung soll nichtdestotrotz mit dem bereits verwendeten Begriff Partikelverb als auch mit Partikel-Verb-Konstruktion umgegangen werden, mit dem Vermerk, dass beide hier einhundertprozentig austauschbar sind.

[6] Vgl. Donalies (2005: 28 f., Hervorhebung im Original): »In der neueren Forschung hat sich für Verben wie abstehen, ansehen, aufstehen, vorgehen weitgehend der Begriff Partikelverb durchgesetzt. […] Es wird unterschieden zwischen Präfixverb einerseits (z.B. befragen) und Partikelverb andererseits (z.B. anfragen). […] Dies hat den Vorteil, dass eine „formale Unterscheidung der Partikel – von den Präfixverben […] problemlos möglich ist“ […]. […] Nachteilig an dieser Grenzziehung ist jedoch, dass unbetonte, syntaktisch immobile Ersteinheiten wie in Sie durchdénkt das Problem den Präfixen zugeordnet werden müssen, obwohl sich eine Zuordnung zu Einheiten wie in Sie arbeitet das Buch dúrch auch aus semantischen Gründen anbieten würde. Auch ist verwirrend, dass eine Einheit wie vor in Vordach etwas wesentlich Anderes sein soll als in geh du schon mal vor, nämlich einmal eine Präposition, also ein Wort, und einmal eine (unselbstständige) Partikel, die allein für die Verbbildung reserviert ist«.

[7] Zudem gibt es auch noch andere Präwörter, wie von Krause (vgl. 2007: 18 f) angemerkt.

[8] Vgl. Duden-Grammatik (2005: 669, Hervorhebung im Original): »Die unmittelbaren Konstituenten s ind die zwei Bestandteile, aus denen ein komplexes Wort am wahrscheinlichsten entstanden ist und in die es sich auf der nächstniedrigen Ebene lexikalisch und semantisch plausibel zerlegen lässt«.

[9] Vgl. Fuhrhop (2007: 22) erklärt, dass auch Wurzel (1995/ 1998) die Inkorporation als Prozess der morphologischen Zusammenrückung im Sinne der Komposition versteht.

[10] Vgl. Baker (1988a: 46) orientiert sich im Wesentlichen an Chomskys (1981: 43 f.) Definition der D-Struktur, auch wenn er diese als generellere Ebene ansieht.

[11] Vgl. Baker (1988a: 32, Hervorhebung im Original): »Logical Form (LF) is the system’s link with meaning; it is the level of interface between the language faculty and the conceptual faculties of the brain«.

[12] Auch Zeller (1997) hat sich recht umfassend mit den Auslösern des Inkorporationsvorgangs beschäftigt.

[13] Vgl. Duden Grammatik (2005: 716, Hervorhebung im Original): »Unter Rückbildung wird die Ableitung komplexer Verben aus komplexen Substantiven verstanden, deren Zweitglied seinerseits bereits von einem Verb stammt. {…]. Die Bedeutung rückgebildeter Verben ist durch die entsprechenden Substantive motiviert [.] «.

[14] Vgl. Duden-Grammatik (2005: 714): Entgegen der Behauptung der Duden-Grammatik (vgl. 2005), dass »die komplexen Konversionen […] weder morphologisch noch syntaktisch trennbar [sind]«. Es soll festgehalten werden, dass auch desubstantivischen Partikelverben morphologisch als auch syntaktisch trennbar sind, da eben die Partikel als Erstglied Merkmalsträger für dieses Kriterium fungiert.

Ende der Leseprobe aus 103 Seiten

Details

Titel
Zum Status der Partikelverben in der Grammatik
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Germanistische Sprachwissenschaft)
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
103
Katalognummer
V188625
ISBN (eBook)
9783656123279
ISBN (Buch)
9783656124023
Dateigröße
1048 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
status, partikelverben, grammatik
Arbeit zitieren
Wiebke Jaskolka-Pirskowitz (Autor:in), 2011, Zum Status der Partikelverben in der Grammatik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188625

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