Liefert die Molekularbiologie den Schlüssel zur Lösung gesellschaftlicher Probleme?

Diskussion der Thesen von Joshua Lederberg


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung: Joshua Lederberg

2. Das CIBA-Symposium
2.1. Teilnehmer und Themen
2.2. Joshua Lederbergs Rede
2.3. Joshua Lederbergs Hauptthesen

3. Beeinflussung der Gesellschaft durch Medien

4. Diskussion: Können die Thesen von J. Lederberg auf die heutige Gesellschaft angewandt werden?

5. Fazit

6. Bibliographie

1. Einleitung: Joshua Lederberg

Joshua Lederberg wurde am 23. Mai 1925 in Montclair, New Jersey als Sohn der jüdischen Emigranten Zvi Hirsch Lederberg, einem Rabbi, und Esther Goldenbaum geboren und wuchs in Manhatten auf. Er war ein amerikanischer Molekularbiologe und ist bis heute bekannt für seine Arbeiten im Bereich der Genetik. Im Jahr 1958 gewann er mit 33 Jahren bereits den Nobelpreis in Medizin und Physiologie für seine Entdeckung in der Bakteriengenetik. Den Preis teilte er sich mit Edward L. Tatum und George W. Beadle.

1941 beginnt J. Lederberg ein Studium an der Columbia University in New York und arbeitet ab 1943 als Laborassistent bei Francis J. Ryan. Dieser vermittelt ihm einen Forschungsaufenthalt bei Edward Laurie Tatum. Während dieses Aufenthaltes gelingt J. Lederberg der Nachweis von Sexualität bei Bakterien. Dies eröffnet die Möglichkeit deren Rekombination. 1949 promoviert Joshua Lederberg über Bakteriengenetik und erhält mit 29 Jahren eine Professur für Genetik. Seine wohl wichtigste Entdeckung ist die der Transduktion, denn dank dieser besteht nun die Möglichkeit der Genübertragung mit Hilfe von Viren. J. Lederberg erweitert dies zu der Idee einer „Virogenenk Therapie“, d.h. der Übertragung von Genen auf genetisch kranke und „unvollkommene“ Menschen. Er forscht von nun an der Genetik des Menschen. 1957 gründet er eine Abteilung für medizinische Genetik an der Universität von Wisconsin, 1959 übernimmt er den Lehrstuhl und die Abteilung für Genetik an der Stanford University Medical School in Paolo Alto. Am 2. Februar 2008 stirbt Joshua Lederberg in New York.

Joshua Lederbergs Ziele sind unter anderem die Schaffung eines idealen Menschen, die Überwindung von Rassen- und Geschlechterkategorien und die Befreiung der Frau von Lasten und Pflichten der Reproduktion.

In dieser Hausarbeit sollen die Thesen Joshua Lederbergs in Bezug auf die heutige Gesellschaft untersucht werden: Sind sie heute noch anwendbar und wenn ja welche Probleme könnten Sie tatsächlich lösen? Zunächst werde ich die Teilnehmer und Themen des CIBA-Symposiums von 1962 vorstellen. Auf dieser Veranstaltung hielt Joshua seine Rede über Die biologische Zukunft des Menschen, welche seine Hauptthesen über Eugenik und Euphänik enthält. Die Rede und Thesen sollen zunächst erläutert werden. Danach sollen diese auf die heutige Gesellschaft angewandt werden: Wie behandeln die Medien das Thema der Genetik und welchen Einfluss hat dies auf die Gesellschaft? Welche Probleme beschäftigen die Gesellschaft und sind J. Lederbergs Ansichten Lösungen die wirklich in Frage kommen können? Zudem soll die Akzeptanz von Genetik, Eugenik und Euphänik in der Gesellschaft untersucht werden. Schließlich werde ich ein Fazit ziehen.

2. Das CIBA-Symposium

Joshua Lederberg war einer von 27 Wissenschaftlern, die im November 1962 auf Einladung der CIBA-Foundation in London zusammenkamen. Sie berichteten über Fortschritte der Wissenschaft und über ihre Vorstellungen wie sich diese weiter entwickeln könnten.

2.1. Teilnehmer und Themen

Thema des weltweit beachteten Symposiums war "Der Mensch und seine Zukunft". Die Teilnehmer waren damals berühmte Wissenschaftler, die ihre Erkenntnisse und Vorstellungen von der Zukunft des Menschen vorstellten, welche Rolle die Molekulargenetik dabei spielt und welches Handeln aus ihrer Sicht notwendig sei. Die bekanntesten Teilnehmer waren unter anderen Hermann J. Muller, J.B.S. Haldane, Sir Julian Huxley und Joshua Lederberg selbst. Ausgangspunkt der Diskussion war die die schnelle Zunahme der Weltbevölkerung durch Fortschritte in der Medizin und Technik und die daraus resultierenden Probleme, wie z.B. der genetische Verfall der Menschheit und Probleme in der Nahrungsversorgung.1

Die wichtigsten Themen und Thesen waren zum einen die drohende Überbevölkerung der Erde durch Fortschritte in Medizin und Hygiene. Diesem Problem sollte durch Geburtenkontrolle mittels hormonaler Behandlung und Legalisierung der Abtreibung entgegengewirkt werden. Ein anderes Thema war die genetische Veränderung der Menschheit und damit das „Verflachen kompensierender Selektionswirkung bedingt durch die Zunahme von Erbkrankheiten.“2 Dieses Problem sollte durch Positive und Negative Eugenik gelöst werden. Auch der Fortschritt der Biologie wurde diskutiert, insbesondere Transplantationsprobleme und die Frage nach der Identität des Menschen. Schließlich stellte man die Frage wie man mit einer zweiten technischen Revolution umgehen sollte. Durch die Woge neuer Informationen stellten sich den Menschen neue soziale und psychische Probleme. Neben neuen Erzieh- und Lehrmethoden sollte hier vor allem eine Manipulation der Menschheit durch Reklame und Massenmedien erreicht werden.

2.2. Joshua Lederbergs Rede

J. Lederberg erläutert zunächst die neuesten Erkenntnisse in der Molekularbiologie, den Aufbau und die Funktion der DNS. Diese Erkenntnisse bieten die Möglichkeit den Menschen zu definieren. Laut J. Lederberg besteht „Evolution […] in der Wiederholung und Verwertung von Strukturfehlern.“3 Deshalb bringt Innovation selten eine Verbesserung. Laut Lederberg sind die Fakten der menschlichen Fortpflanzung finster und die Möglichkeiten der genetischen Verbesserungen werden ignoriert. Sie sind jedoch notwendig um das Überleben der Menschheit zu sichern. Es stellt sich also die Frage, ob die Prinzipien der Tierzucht auch auf den Menschen angewandt werden müssen, denn es muss eine eugenische Praxis erreicht werden. Die höchste Anwendung wäre dabei die direkte Steuerung der Nukleotidsequenzen in den menschlichen Chromosomen und Absonderung der gewünschten Gene. Die Erkenntnisse in dieser Richtung werden jedoch missachtet und nicht weiter verfolgt. Lederberg plädiert daher für eine dringende und hohe Investition in die Bemühungen der Genetik, um in ein bis zwei, statt erst in zehn Generationen eine eugenische Praxis zu erreichen.

J. Lederberg erweitert den Begriff der Eugenik um den der Euphänik. Dieser beschreibt die Manipulation der menschlichen Entwicklung. Die Anwendung der Fortschritte auf den Menschen steht nach J. Lederberg unmittelbar bevor, so könne man z.B. bald die Größe des Gehirns durch prä- oder postnatale Eingriffe regulieren. Das Grundkonzept der Molekularbiologie sei eine Informationskette von der DNA über RNA zum Protein.4 Auch mentale Vorgänge müssen unter diesem Aspekt betrachtet werden. Die Wissenschaft mentaler Prozesse steht also in Beziehung zur Molekularbiologie. Man sollte sich zudem Sorgen um den systematischen Fortschritt der Medizin machen, da dieser einen Markt für Menschenfleisch darstellen könnte. Zudem gibt es weiter Probleme, die durch die Möglichkeiten der Medizin entstanden sind, z.B. den Anstieg der Weltbevölkerung. Diesen Problemen müsse durch eine Entwicklung einer industriellen Methodologie zur Synthese spezifischer Proteine entgegen gewirkt werden. Eine weitere Maßnahme ist ein nachdrücklich betriebenes, eugenisches Programm für eine nichtmenschliche Spezies, z.B. Tiere als Ersatzteilquellen. Schließlich ist eine systematische Erfassung aller Organtransplantate notwendig.

Wenn die Euphänik völlig ausgereift ist können anstelle der durch Evolutionszwänge bestimmten Reaktionen dann genetisch programmierte entworfen werden. Somit sind Eugenik und Euphänik das biologische Gegenstück zur Erziehung. Die Zukunft des Menschen sei somit die Macht über und die Verantwortung für die menschliche Natur.5 Man müsse sich also die „Frage nach der Definition des Menschen, die seiner psychosozialen Nachkommenschaft vollkommen gerecht wird“6 stellen.

J. Lederberg sieht in vielen Bereichen der Wissenschaft Fortschritte. Als Beispiel nennt er die Raumfahrt und Radioastronomie. Es besteht die Möglichkeit, dass es anderes Leben im Weltall und somit andere Lösungen für das Grundproblem der Architektur von Evolution gibt. Es muss also Kontakt zu anderen Spezies aufgenommen werden. Dafür sei eine „höher entwickelte Theorie der nicht auf Konvention beruhenden Kommunikation“7 notwendig. Sollte eine Kommunikation zustande kommen, was sollte dann deren Inhalt sein? Laut Lederberg müssen DNA, Proteine und Chemie beschrieben werden, um uns als Menschen darzustellen. Zudem muss sich die Menschheit davor bewahren, sich zu blamieren, indem empfangene Botschaften unsere Rückstände in der Wissenschaft aufzeigen.

Die Frage ist, ob die biologische Zukunft des Menschen die Zukunft als Wissenschaftler ist? Investitionen und Zuteilung der Ressourcen in und an die Wissenschaft sind notwendig, da Gesellschaft davon einen großen Nutzen hat. Jedoch setze die Wissenschaft bestehende Kommunikationskanäle ineffektiv ein, so könne z.B. Kritik an der eigenen Arbeit nur zufällig entdeckt werden. Insgesamt ist Forschung die Bemühung das menschliche Wissen zu mehren und die Zukunft des Menschen als Biologen hängt somit von der Rationalisierung wissenschaftlicher Kommunikation ab.

2.3. Joshua Lederbergs Hauptthesen

Die zentrale Frage des Textes lautet: „Wie sieht die Zukunft des Menschen aus?“ Laut Lederberg ist der momentane Zustand nicht akzeptabel, es existieren Bedrohungen, wie z.B. Umweltzerstörung und Überbevölkerung und die Molekularbiologie und Kommunikations-Technologien werden ignoriert. Diese Bedrohungen müssen abgewendet werden. Die Politik muss sich dabei auf die Wissenschaft verlassen. Laut J. Lederberg liegt die grundlegende Strategie des Lebens in der Molekularstruktur. Deshalb ist eine Manipulation der Gene und damit die Ausmerzung der natürlichen Selektion ist notwendig, um einen perfekten, fehlerlosen Genpool zu schaffen, denn Fehler in der molekularen Reproduktion, also Mutation sind unausbleiblich. Die Natur verbessert die menschliche DNS nicht von selbst. Lederberg betrachtet es als notwendig in diesen Prozess einzugreifen und ihn zu steuern: die Fehler müssen ausgelöscht werden und durch Genmanipulation der perfekte Mensch geschaffen werden. Eine genetische und epigenetische Manipulation des Menschen mit Hilfe der Molekularbiologie ist notwendig. Joshua Lederberg strebt somit nach der Perfektion des Menschen.

Lederberg erweitert den Begriff der Eugenik mit dem der Euphänik, der die Zurichtung des Menschen mit Hilfe von Hormonen, Gewebeübertragungen und künstlicher Steuerung der Embryonalentwicklung beschreibt. Eugenik verbessert die Menschheit durch Züchtung von Keimzellen im Reagenzglas, durch das Auswechseln von Chromosomenstücken und durch die unmittelbare Kontrolle der DNS-Sequenzen. Molekularbiologie ist notwendig, um die Menschheit zu verbessern.

[...]


1 Vrgl. Wieser (1988, S. 2)

2 Wieser (1988, S. 11)

3 Lederberg (1989 , S. 188)

4 Vrgl. Lederberg (1989 , S. 190)

5 Vrgl. Lederberg (1989 , S. 192)

6 Lederberg (1989 , S. 192)

7 Lederberg (1989 , S. 192)

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Liefert die Molekularbiologie den Schlüssel zur Lösung gesellschaftlicher Probleme?
Untertitel
Diskussion der Thesen von Joshua Lederberg
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Philosophie)
Veranstaltung
Die Träume der Genetik
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
21
Katalognummer
V188222
ISBN (eBook)
9783656118848
Dateigröße
512 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lederberg, genetik, molekularbiologie, Eugenik, Euphänik
Arbeit zitieren
Katrin Dietrich (Autor:in), 2010, Liefert die Molekularbiologie den Schlüssel zur Lösung gesellschaftlicher Probleme?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188222

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