Die Partikulogie als Maßnahme für ein geistesgeschichtlich stärkendes Wissenschaftsbewusstsein in der Psychologie


Fachbuch, 2006

585 Seiten, Note: 1


Leseprobe


1
David Leitha
Die Partikulogie - Band 4
Partikulogie als Maßnahme für ein geistesgeschichtlich ­
stärkendes Wissenschaftsbewusstsein in der Psychologie und
zur Kompensation ihres Image- Verlusts als Hilfswissenschaft
Wissenschaftliches Studium der Partikulogie im 4. Jahr nach der Gründung
Mit ausgewählten Beiträgen aus Vorlesungen der Deutschen Philologie, Geschichte und
Psychologie an der Universität Wien, sowie mit einem vom Prüfer mit Bestnote ausgezeichneten
Beitrag zu Demonstrationen psychologisch-diagnostischer Fallbeispiele im Studiensemester
2004/ 2005
Institut für Partikulogie
Beheimgasse 83
1170 Wien
Österreich

2
I n h a l t s v e r z e i c h n i s
I ­ Übersicht über die Partikulogie
Seite 13
A.
Formaler Rahmen für die Partikulogie als lehrbare Wissenschaft
Seite 13
B.
Inhalt der Partikulogie
Seite 14
II ­ Rahmenprogramm für die Lehre partikulogisch-wissenschaftlichen
Verständnisses und Praktizierung der Lehre in Form eines Studiums mit
theoretischen und praktischen Teilen
Seite 15
1. Geschichtliche Bedingung und kausale Notwendigkeit für eine Partikulogie in
den Wissenschaften vom Menschen
Seite 15
2. Die Sensibilitätenlehre
Seite 18
2.1. Zum Krankheitsbegriff
Seite 18
2.1.a. Das partikulogische Rahmenmodell
Seite 18
2.1.b. Bedeutende Aspekte in der geschichtliche Entwicklung,
welche anstelle des Umgangs mit verschiedenen auf sozialen
Repräsentationen beruhenden Mächten für Europa und den
angloamerikanischen Ländern bisher eine ,,Krankheits"-Lehre
erlaubten, bedingten und rechtfertigten
Seite 18
2.1.c. Bedingungen für das Diagnostizieren einer psychischen
Krankheit
Seite 19
2.2. Grundsatz der Sensibilitätenlehre
Seite 20
Statement zum unangebrachten Universalismus-Gedanke in den

3
Wissenschaften vom Menschen
Seite 29
2.3. Nosologie in der Sensibilitätenlehre
Seite 34
2.3.1. Erklärungen
Seite 34
Assoziationsunkonventionalität
Seite 35
Beispiel für die Relativität der ,,Konvention" in der
kognitiven Informationsverarbeitung: Individualisierung
und differentielle Arbeitsgestaltung
Seite 36
2.3.2. Die Taxonomie der Sensibilitäten
Seite 45
2.3.2.1. Kontrollierte Emotionsverweigerungen Seite 45
2.3.2.2.1. Angst
Seite 46
2.3.2.2.Unkontrollierbare Emotionslastigkeit Seite 46
2.3.2.2.1. Die Sensibilität der unkontrollierbaren
Emotionslastigkeit allgemein
Seite 46
2.3.2.2.2. Die besonderen Erlebnisse bei den Formen
der unkontrollierbaren Emotionslastigkeit
Seite 48
2.3.2.2.3.Assoziationsverarbeitungsunkonventionalität
als eine Form der unkontrollierbaren
Emotionslastigkeit
Seite 48

4
2.3.2.2.4.Assoziationsverarbeitungsunkonventionalität
mit Affekthandlungen als eine zweite Form der
unkontrollierbaren Emotionslastigkeit
Seite 49
Exkurs:Gegenüberstellung und
Gemeinsamkeitsforschung
(
bezüglich unkontrollierter Emotionslastigkeit und
kontrollierter Emotionsverweigerung und die diagno
-stische Erfassung mit den Items ,,pneumatische Kompression
eines bewusstseinsinhaltes" und ,,Dichte der bedeutsamen
Ereignisse" aus den Persönlichkeitsskalen von Leitha)
Seite 57
2.3.2.2.5. Unkontrollierbare Emotionslastigkeit mit
Schwermut
Seite 58
2.3.2.2.6. Entzug aus der Eigenverantwortung über
sein Leben
Seite 58
2.3.2.3. Eigenausdrucks- und Selbstwahrnehmungs-
verzerrungen
Seite 59
2.3.3. Ermächtigung zur Nutzung der Eigenverantwortung über das
eigene Leben
Seite 60
2.4. Der Umgang zwischen Sensiblen
oder:
Wenn Ermächtigung zur Eigenverantwortung mehrerer Betroffenen

5
gleichzeitig führt
Seite 76
2.4.1. Das Recht des Stärkeren unter zur Eigenverantwortung
Ermächtigten
Seite 77
2.4.2. Der eigene Umgang mit dem Bewusstsein der Macht
Seite 77
2.4.3. Gemaßregelt zu werden als Stärkster unter zur
Eigenverantwortung Ermächtigten
Seite 78
2.4.4. Vorgang, der das Klima für eine Sublimation gestauter
sexueller Kraft zur Verfügung stellt
Seite 78
2.5. Methodenlehre
Seite 81
5.1. Die vier Methoden
Seite 82
5.2. Äthiologie, Epidemiologie und Effektmessung beim Erfolg der
Behandlung von zu tanzenden Sensibilitäten
Seite 84
3. Fachbereiche am Institut
Seite 85
3.1. Erster Fachbereich: Adaptives Engagement für hilfebedürftige
Menschen
Seite 88
1. Hauptfach: Gesprächsstrategien in der partikulogischen
Beratung
Seite 124

6
2. Hauptfach: Zeichen- und Mal-Techniken sowie Reflexions-Stufen
im Drei-Stufen Modell der partikulogischen Kunsttherapie
Seite 100
3. Hauptfachs: Die Partikulogie als Grundlage für eine europaweite
Psychotherapie
Seite 102
3.2. Zweiter Fachbereich: Berufsbild
Seite105
1. Hauptfach: Anwendung von psychologischer Behandlung für
partikulogische Persönlichkeitsentfaltung
Seite 105
2. Hauptfach: Geschichte der wissenschaftlichen Praxis in den
Humanwissenschaften vor der Entstehung der Partikulogie
Seite 107
3. Hauptfach: Die Partikulogie als wissenschaftliche Alternative, als
Komplementärwissenschaft, zur Psychologie, und die individuell
gestaltete Integration von psychologischen Aspekten in der
Berufspraxis des Partikulogen
Seite 112
3.3. Fachbereich: Kulturelle Kompetenzen
Seite 124
1. Hauptfach: Spirituelle Heilmethoden für Katholiken
(mit Fallbeschreibung (2) zum PTS)
Seite 124
2. Hauptfach: Kulturell bedingte Lebensweisen auf
unterschiedlichen Erdteilen
(am Beispiel Kenia)

7
Seite 130
3. Hauptfach: Obsessionen abschütteln durch afrikanische
Tanzrituale
(mit Fallbeispiel 3)
Seite 141
4. Hauptfachs: Kreatives Potential aus fundamentalistisch
gesinnten Menschen herausholen
(mit Fallbeispiel 4)
Seite 144
3.4. Fachbereich: Sensibilitätenlehre
Seite 207
1. Hauptfachs: Fähigkeitsförderung in besonderen Zuständen
Seite 210
2. Hauptfachs Rücksichtnahme auf kranke Anteile im teilgesunden
Menschen ­ "phantom normalcy"
Seite 212
Nebenfach: Diagnose der Persönlichkeit als Vorbedingung für eine
Behandlung
Seite 215
3.5. Fachbereich: Menschenbild
Seite 217
1. Hauptfach: Menschenbild in der partikulogischen Wissenschaft
Seite 217
2. Hauptfach: Inter-individuelle Unterschiede im Lebenssinn
Seite 226
3. Hauptfach: Persönlichkeitsentfaltung als ethische Anforderung
das Unmögliche möglich werden zu lassen
Seite 229

8
4. Eigenständigkeit der Partikulogie in der Psychotherapie-Entwicklung
Seite 237
4.1. Distanzierung von der Gestalttherapie
Seite 238
4.2 Strikte Distanzierung von der universalistischen Psychotherapie
Seite 243
4.3 Gemäßigte Distanzierung v. d. Transaktionsanalyt. Psychotherapie
Seite 245
4.4. Distanzierung zur Psychokinesiologie
Seite 249
4.5. Weitere partikulogische Fallbeispiele (5. - 11.)
Seite 255
4.6. Der dritte Partikulogische Prozess ­ Die Psychotherapie Seite 305
4.7.
Evaluierbarkeit von Psychotherapeutischer Behandlung Seite 307
5. Die Entstehung großer Kulturen der Weltgeschichte und die maßgebliche Be-
deutung der gesprochenen Sprache während des KulturentstehungsProzesses
Seite 310
5.1. Modell eines qualitativen Kontinuums zwischen den in Traditionen
verankerten und den in Entwicklung begriffenen Kulturen als Grundlage
zur Konstituierung einer pluralistischen Kulturpsychologie-Begriffs
Seite 311
5.1.1. Der pluralistische Kulturpsychologie-Begriff
Seite 311

9
5.1.2. Das qualitative Kontinuum der motivationalen und
volutionalen Variablen
Seite 313
5.1.3. Das Wesen Kultur konstituierender Prozesse
Seite 325
5.2. Zu Beginn stand das Wort...
Seite 326
5.3. Die besondere Bedeutung von ersten Texten als mnemotechnisches
Vehikel im Rahmen einer oral geprägten Kultur
Seite 332
5.3.1. Mentale Prozesse beim Überliefern kultureller Inhalte im
antiken Griechenland
Seite 334
5.3.1.1. Das erste Merkmal mentaler Prozesse unter den
Poeten, Schauspielern und deren Schülern beim Überliefern
der kulturellen Inhalte im antiken Griechenland
Seite 334
5.3.1.2. Das zweite Merkmal mentaler Prozesse unter den
Poeten, Schauspielern und deren Schülern beim Überliefern
der kulturellen Inhalte im antiken Griechenland
Seite 340

10
5.3.2. Migrationsbedingte Prozesse beim Überliefern kultureller
Inhalte im antiken Griechenland
Seite 343
5.4. Oral geprägte alltägliche Praktiken in einer Gesellschaft der Armen
als Kultur konstituierende Komponente
Seite 344
5.5. Gegenseitige Beeinflussung von Hochkultur/patrilinear überbrachter
Kultur und Alternativkultur/Kultur der Armen
Seite 346
5.5.1. Ein für die Konstitution einer neuen global vernetzten Kultur
wesentlicher Prozess: Die geometrischen Abbildungen
Seite 346
5.5.2. Migrationsbedingte Prozesse beim Überliefern kultureller
Inhalte in den USA
Seite 351
B. Der empirische Teil
Seite 355
6. Gutachten zu Beispielen von Lebenssituations-Fällen (12 - 16), wie sie nach
Studienabschlussprüfung und nachfolgender Partikulogieausbildung im
Berufsfeld der Partikulogischen Diagnostik für ein GPG-Attest verwendet werden
können
Seite 382

11
6.1. Psychologisches Gutachten und Partikulogisches Attest; kurz PGP
Seite 383
6.2. Erklärung zur ,,Eignung f. Persönlichkeits-Diagnose u. Kreativitätstest"
Seite 386
6.3. Anmerkungen zu wichtigen Gütekriterien des ABC-Tests
Seite 387
6.4. Die weiteren Beispiel-Gutachten (12.-16.)
Seite 390
7. Anhang
Seite 482
7.1. Die Persönlichkeitsskalen ,,PKS"
Seite 482
7.2. Das persönliche Umfeld des Begründers der Partikulogie Seite 486
7.3. Literaturverzeichnis
Seite 489
7.4. Listen
Seite 508
7.5. Test- und Befragungsverzeichnis
Seite 526
7.6. Abkürzungsverzeichnis
Seite 527
7.7. Alphabetisches Namensregister.
Seite 531
7.8. Abbildungsverzeichnis
Seite 572
7.9. Band-Verzeichnis der partikulogischen Fachbuch-Reihe Seite 573

12
7.10 Profil des Autors
Seite 576

13
I - Übersicht über die Partikulogie:
A. Formaler Rahmen für die Partikulogie als lehrbare
Wissenschaft:
Das Studium der Partikulogie kann im Institut für Partikulogie in Wien, 17., gegen
den Abschlussnachweis über ein sozial- oder humanwissenschaftliches Studium
während eines vorgesehenen Zeitraumes von 4 Semestern absolviert werden
und schließt mit der Titelverleihung "PTL" (=Partikuloge) ab.
Abb.:PTL. David Leitha, am Dornerplatz vor dem Partikulogischen Institut

14
B. Inhalt der Partikulogie:
Die Partikulogie beschäftigt sich mit der Geistesgeschichte der Gegenwart und
den daraus resultierenden Selbstheilungsprozessen der Gesellschaft und ihrer
Mitglieder. Jeder Selbstheilungsprozess eines Mitglieds der Gesellschaft
beinhaltet die Eigenbehandlung unter Ratgebung von Menschen, die schon oft
erfolgreich Rat gegeben haben. Man nennt einen Ratgeber bei einer
Selbstbehandlung Partikuloge.

15
II ­ Rahmenprogramm für die Lehre partikulogisch-
wissenschaftlichen Verständnisses und Praktizierung der Lehre
in Form eines Studiums mit theoretischen und praktischen
Teilen
1. Geschichtliche Bedingung und kausale Notwendigkeit für eine
Partikulogie in den Wissenschaften vom Menschen
In der Partikulogie versteht sich das Wort Methode ganz im Sinne der
griechischen Herkunft von "methodos". Keine eigenständige Theorie, sondern
die jeweils eigenständige Gesamtbehandlung, um mit dem Teilnehmer zum Ziel
zu gelangen, ist das den Unterschied erzeugende Moment. So verwendet die
Partikulogie niemals den Begriff "Methode", wenn nur unterschiedliche Strategien
mit bestimmten, eigenen Techniken in der Gesprächsführung angewandt
werden. Denn diese (Strategien, Techniken) wurden entwickelt, um von einer
externen Warte aus formulierte Ergebnisse zu erreichen. Bisher war es üblich,
ein "Störungsbild" durch Anwendung verschiedener Methoden reduzieren oder
beseitigen zu wollen.
In der internationalen Forschung wurde jedoch in den letzten Jahren festgestellt,
dass es für jede Sensibilität, die man als "Störungsbild" bezeichnete, nur sehr
wenige und bei exakter Wirkungsmessung oft nur eine einzige Behandlung gibt,
um das gewünschte Ergebnis, nämlich die (beinahe) völlige Beseitigung des
Leidenszustandes, zu erreichen.

16
,,Die umfassenden Berner Literaturauswertungen der
Psychotherapieforschung zeigen deutlich, dass die Wirksamkeit dieser
Methoden [partikulogisch gesehen, falscher Begriff. Richtig ist:
,,Verfahren"; Anm. des Autors] bei den Störungen, für die sie entwickelt
wurden, besonders gut belegt werden konnte"
(s. Grawe, 1992; Grawe et al., 1994; zit. nach Pauli 1996, S. 90)
Deshalb sah sich die Partikulogie (seit Erscheinen des ersten Bandes von Leitha
2002c) genötigt, die Verwendung einer "Methode" in der Terminologie der
Psychotherapeuten als eine Etikettierung mit einer Vorgangsweise mit im
inhaltlichen stets gleich bleibenden Strategien und Techniken aufzudecken. Dies
hing vielfach mit dem historischen Einfluss der jeweiligen Psychotherapeutischen
Schule auf die Gesellschaft zusammen, in der sich die potentiellen Konsumenten
der jeweiligen Psychotherapie befanden. Somit haftete einer "Methode" stets die
Wertigkeit an, die der
"Geist, der Ursprung und Ziel dieses Weges bestimmt"
(Findeisen 1979, S. 109-110)
ihr verlieh.
Keine Methode war als wertfrei zu verstehen. (nach Leitha 2002c, S. 10)
"Mit der Frage nach der Kompetenz ist aber aufs engste auch die Frage
nach der Methodik verbunden."
(Antholzer 1986, S. 12).
Die Partikulogie achtet dies als falsche Entwicklung und als einen Irrweg, der
aufgrund vorherrschender Meinungen mit einem stark reduktionistischen Weltbild

17
von Psychiatern und Neurologen der alten Schule gegangen wurde. Sie beruft
sich deshalb auf die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs "Methode" und führt
ihn erst im konkreten Zusammenhang mit der - aufgrund von gesammelten
Fallbeispielen auf Evidenz basierender, sowie durch ihre in den Kulturen der
Menschheit über Jahrhunderte und Jahrtausende bewährte, Art - Unterscheidung
von grundlegend verschiedenen Wegen der Reduzierung und Beseitigung von
Leidenszuständen aufgrund von verschiedenen ihnen zuordenbaren
Sensibilitäten ein.
Es seien die Methoden des Tanzes, des Malens, des Musizierens und des
verbalen Kommunizierens genannt. Die Methodik der Partikulogie wird im Punkt
3 des Kapitels 2. Die Sensibilitätenlehre dargelegt.

18
2. Die Sensibilitätenlehre
2.1. Zum Krankheitsbegriff
2.1.a.
Das partikulogische Rahmenmodell:
Das partikulogische Rahmenmodell (siehe 3. Fachbereich; Punkt "Spirituelle
Heilmethoden für Katholiken") stellt eine Verschränkung des biopsychosozialen
Modells - das als Rahmen für die Erklärung von so genannten psychischen
"Störungen" in der Klinischen Psychologie das heute am weitest verbreitetste
und am besten angenommenste darstellt - mit dem Vulnerabilitäts-Stress Modell
(Diathese-Stress-Modell) dar. Es dient zur Erklärung der psychischen
Sensibilitäten im Kontext des allgemeinen gesellschaftlichen Lebens in Europa
und den angloamerikanischen Ländern (Nordamerika und Australien).
2.1.b.
Bedeutende Aspekte in der geschichtliche Entwicklung, welche anstelle
des Umgangs mit verschiedenen auf sozialen Repräsentationen
beruhenden Mächten für Europa und den angloamerikanischen Ländern
bisher eine ,,Krankheits"-Lehre erlaubten, bedingten und rechtfertigten:
Mit der Neuzeit begann sich das heliozentrische Weltbild durchzusetzen und mit
der Industrialisierung begann man, einen zeitökonomischen Alltag einzuführen.
Der Begriff "Stress" wurde als Reaktion der aufkommenden zeitlich gedrängten

19
Anforderungen im Laufe der Geschichte seit dem Zeitalter der Industrialisierung -
zuerst in anderen Begrifflichkeiten, ab dem 20. Jahrhundert jedoch mit diesem
Nomen - gebildet. Gemäß der Spannkraft für die gebildete Globalbevölkerung
zwischen Degenerationshypothese, welche im Einklang mit dem Glaube an eine
göttliche Herkunft des Menschen steht (da besonders der calvinistischen
Soziallehre von der Verpflichtung zur Arbeit) und der Evolutionshypothese (hier
besonders das übersteigerte Motiv der Intelligenz) traten mannigfaltige Folgen
dieser Überforderung auf, sodass man kollektiv als von Krankheiten der
Gesellschaft sprechen kann. Die Krankheiten der Gesellschaft zeigen sich an
denen, die nicht mehr mit diesen Anforderungen zurechtkommen. Ihnen liegt die
Stigmatisierung anstelle einer Drosselung der Entwicklung zugunsten der
Schwächeren der Gesellschaft zugrunde. Die Krankheiten der Gesellschaften
werden gemäß gehäufter Reaktionen Einzelner in typischen Situationen mittels
der Diagnosesysteme ICD und DSM mit Begriffen bezeichnet und können von
nun an anhand bestimmter Kriterien diagnostiziert werden. Aufgrund dieses
Überblicks über die Geschichte der Entstehung der Vorstellung von psychischer
Krankheit per se kann jede partikulogische Sensibilität ihrem Äquivalent in der
gerade neuesten Version von ICD und DSM zugeordnet werden.
2.1.c:
Bedingungen für das Diagnostizieren einer psychischen Krankheit:
Die Zuordnung zu psychischen Krankheitsbildern ist nur erlaubt, wenn mit dem
Einverständnis des Teilnehmers die Diagnose vorerst unter In-Kauf-Nahme des
Stigmas - anstelle einer der Diagnose einer psychischen "Krankheit"
vorbeugenden Gegenwirkungsinitiation durch Selbstermächtigung unter
Hilfestellung vom Partikulogen, welche zu einer Kompensation der Folgen und
Nebenwirkungen sensibler Eigenschaften und Besonderheiten durch
Persönlichkeitsentfaltung führen soll - der Teilnehmer auf Geheiß des
Auftraggebers auf "Krankheits"-wertigkeit gemeinsam auftretender Symptome

20
untersucht werden soll und im Zuge der Diagnostischen Untersuchung der
Zustand des Teilnehmers klassifiziert werden soll.
2.2. Grundsatz der Sensibilitätenlehre
Aufgrund der qualitativen Metaanalyse von deutschsprachigen Studienarbeiten in
der Stigma-Forschung (z. B. der Web-group der Psychiatrie-Erfahrenen auf
yahoo.de), die in kontinuierlicher Erweiterung mit einer sich wöchentlich
ändernden Punktprävalenz der - aufgrund von persönlich erfahrener
Stigmatisierung in Studienarbeiten als postings online publizierten -
Personenzahl begriffen ist, werden die üblicherweise ab dem Zeitpunkt einer
gestellten Diagnose verwendeten Begriffe Krankheit und Störung eines
Betroffenen in der Partikulogie strikt abgelehnt. Der Begriff des Störungsbildes
meint unserer Ansicht nach nicht einen intrapersonell gestörten Zustand des
Individuums, sondern den interpersonell gestörten Zustand des Auftretens des
Teilnehmers in Beziehung zu seinem jeweiligen Gegenüber als zweites Mitglied
der Gesellschaft.
Um einen entsprechenden Bezugsrahmen zur Diagnose des Einzelnen dennoch
aufrecht zu erhalten, hat sich der Gebrauch des Begriffs Sensibilität als
zutreffendes Äquivalent erwiesen. Gemäß ICD 10 und DSM IV gilt somit jene
Person als übermäßig sensibel, auf die
- das subjektive Gefühl von Leiden
- Beeinträchtigung in der Bewältigung des Alltags
- Selbst- oder Fremdgefährdung
in hohem Maß zutreffen. Ein geringes Maß an gerichteter Vulnerabilität ist bei
jedem sensibel gebildeten Menschen jedoch von Zeit zu Zeit vorhanden. Man

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beachte hier das von der APA stets vorgegebene Zeitkriterium als Hilfe in der
Beurteilung, wann ein Zustand dieses Maß überschreiten könnte, und wann
diese Gefahr nicht gegeben ist.
Eine Neuerung bezüglich ICD 10 und DSM IV stellt lediglich das Fehlen des
Kriteriums der Devianz dar, da eben die als Abweichung von Normen und
Wertvorstellungen einer Gesellschaft definierte Devianz ein zu wenig definiertes
Kriterium darstellt und differenzierter definiert werden muss, um nicht mehr als
Grund für allfällige Stigmatisierungsprozesse innerhalb der betreffenden
Gesellschaft verantwortlich zu sein. An dieser Stelle möchten wir auf die
Auszeichnung der Kämpfer für Menschenrechte in der Psychiatrie anlässlich der
"Alternatives 2000" durch den US- Ex-Präsident Clinton hinweisen und geben zu
bedenken, dass sich die westlich zivilisierte Psychologie ebenfalls teilweise auf
einem Weg der Missachtung der Menschenrechte befindet.
Die Partikulogie führt anstelle des Kriteriums der Devianz einige Satzungen zur
Beachtung von inter-individuellen Grenzen aus Gründen von Akzeptanz,
Toleranz und Respekt vor der Würde des Menschen, als auch eine im
Zusammenhang mit wichtigen Anleitungen für Partikulogen präzise formulierte,
etwa 200 Zeilen umfassende, Stellungnahme des Rechtsverständnisses der
europäischen beziehungsweise der globalen, von der so genannten westlich
zivilisierten Gesellschaft dominierten, Sicht von unterschiedlichen
Menschenrechten auf verschiedenen globalen Gebieten ein.
Die Satzungen durchziehen den gesamten Inhalt der bisher erschienenen Bände
der Partikulogie und benötigen es nicht, als zusätzliches Regelwerk eingeführt zu
werden, da ein Abschluss des Studiums der Partikulogie erst nach Studium aller
bereits erschienenen Bände möglich ist. (Auch ein Fernstudium mit
Dokumentation der behandelten Fälle ist im jetzigen Stadium der Entwicklung
der Partikulogie als Wissenschaft möglich; Erfüllung der Gütekriterien und

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Einhaltung einer zur Erfüllung des zur Wirksamkeitsevaluation nötigen
Standards aller als partikulogisch bezeichneten Fälle ist Voraussetzung; diese
Erfüllungen werden in Absprache mit dem Institutsvorstand Leitha getätigt und
unter Beihilfe des Institutsvorstands schriftlich festgehalten.)
Die Stellungnahme (entnommen aus dem Lehrbuch für den ersten
partikulogischen Prozess / Seminar für Persönlichkeitsentfaltung / Am Institut für
Partikulogie Wien / Unter der Leitung von PTL. David Leitha / 1.Semester des 2-
jährigen postgradualen Lehrgangs zur Erlangung des Berufstitels Partikuloge):
"Menschenrechte verfassungsrechtlich abzusichern, bedeutet eine
Lösung hinsichtlich der Definition des Rechts eines einzelnen in Bezug
auf die Gemeinschaft von zusammenlebenden Menschen zu finden.
Diese Gemeinschaft schafft sich ein Verfassungsrecht.
Werner Becker (2006) formuliert die nun auftauchende Schwierigkeit in
folgenden Worten:
,,Ihr Konzept [das der Menschenrechte als Prinzip der Moderne] ist
jedoch, seit Thomas Hobbes, John Locke und Pufendorf,
auch durch einen Widerspruch geprägt, der sich bis heute nicht
hat auflösen lassen. Dem aller liberal-freiheitlicher Staatstheorie
zugrunde liegenden Gedanken, wonach jedes Verfassungsrecht
als aus dem Willen des einzelnen hervorgegangen gedacht
werden kann, steht gegenüber, dass da bereits gewährleistet
sein muss, dass sich jeder einzelne mit dem gleichen Recht wie
jeder andere an der allgemeinen Willensbildung beteiligen kann."
(Becker 2006)
Das eine, das Verfassungsrecht, entspringt dem rein weltlichen

23
Bedürfnis nach einer Übereinkunft im Zusammenleben.
Das andere, das Recht des einzelnen, kann sich nicht als aus einer
menschlichen Willensbildung hervorgehend verstehen. Denn der
jeweilige Wille zweier Personen kann gegen den jeweils anderen
widersprüchlich sein. So wurde ein Naturbegriff gebildet, der das
gewährleisten sollte, aber die göttliche Instanz als naturbegründend hatte
im Laufe der Geschichte oft immer eine ganz unterschiedliche
Ausprägung.
Der große Aufklärer Voltaire

24
Aus dem christlichen wurde seit Locke ein ,,deistischer", obgleich dieser
dem Gott der Offenbarung entspräche, meinte Locke. Voltaire und
Rousseau sahen in ihrem ,,deistischen" Gott einen, der nicht mehr mit
dem Christentum vereinbar war.
Jean-Jaques Rousseau
Aus diesem ,,deistischen" Gottesbegriff wurde mit Kant ein der
universal rechtssetzenden Instanz, das ist der praktische Vernunft, und
mit ihr dem Vernunftrecht, auf das sich Rechtsphilosophen wie Herbert
L. Hart und Norbert Hoerster bevorzugt beziehen, hintan geordneter
subjektivierter Gott nach dem protestantischen Verständnis von innen
her kommender Einsichten.

25
Die vorrangige Rolle der Vernunft, der ,,mental processes" im Hirn,
entspricht ganz der 2-Naturen-Lehre, in der die geistliche Komponente
(In der Moderne unterscheiden Vertreter der Kulturpsychologie wie
Shweders (1969) wieder zwischen diesem körperlich-seelischen
,,mental" und dem ,,mind" des Geistes ­ siehe oben) keinen Platz mehr
hat.
Das Verfassungsrecht, als aus dem Willen des einzelnen
hervorgegangen, lässt sich nicht mehr als etwas im Menschen selbst
Verankertem erklären, da die Herkunft des Menschen in der
,,säkularistischen Verhärtung" Jürgen Habermas´ oder der
,,säkularistischen Dogmatik" Jose Casanovas (2004; unter Initiierung
des Textes durch den Präsidenten der Europäischen Kommission
Romano Prodi) nicht mehr als Tatsache einer Schöpfung gelten kann.
Die heutigen Verfechter der Menschenrechte als Erbe der Aufklärung
bekennen sich nach Becker (2006) sehr selten zu dieser
fundamentalen Inkonsistenz des Liberalismus. Somit ist jegliches
kollektive Verfassungsrecht aufgrund dieser philosophisch-geschichtlich
dokumentierten Tatsachen über die Grundlagen ihrer Entstehung reif
für eine Revision. Denn wie kann ein Menschenrecht auf ein
Verfassungsrecht zurückgehen, das auf den Wille des einzelnen wieder
zurückfällt. Da müsste der Wille des einzelnen doch ganz klar auf eine
Instanz zurückgehen, die den Anfang und Sinn dieser logischen Folge
bildet. Letzterer liegt zweifelsohne im Bereich von Ethik und Moral.
Weicht man diesem Dilemma aus, findet man sich am Primat
kollektiver Menschenrechte wieder, wie die offizielle Begründung der
chinesischen Sichtweise zu den Menschenrechten heute lautet. Dies
dem individuellen Freiheitsrecht vorzuziehen, läge wohl nicht in der
Absicht der meisten Europäer. Trotzdem muss gesagt werden, dass die

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Tendenz zu einem ,,Glauben ohne Bildung" nach Becker (2006) in
jenen Ländern der westlichen Welt dem ,,traditionellen Katholizismus
der gebildeten Leute früherer Tage" die Lehre streitig macht, in denen
der Protestantismus nicht als integrativer Bestandteil der
geschichtlichen Entstehung des Landes selbst seit Staatsgründung schon
vorhanden ist (anglophoner Raum). Dabei fließen esoterische und die
aufgrund körperlicher Unterversorgung entstehenden Besonderheiten in
das Selbstverständnis vieler einzelner Menschen ein und verändern so
deren Persönlichkeit. [Es würde im Rahmen dieses Bandes
zu weit führen, diesen Gedanken weiter zu folgen. Auf den in diesem
Fall anzubietenden Ausweg für die Gesellschaft durch Akzeptanz
solcher kollektiv auftretenden, sozialen Repräsentationen wie die
,,Rechte, die jemandem aufgrund seiner Mitmenschen ohne sein Zutun
zugestanden werden" oder die ,,Heilungskräfte, die jemand aufgrund
eines unter Mitmenschen verbreiteten Wunderglaubens zugestanden
werden" sei hier hingewiesen. Die Rechte aufgrund der Tatsache ein
Mensch unter vielen zu sein (kollektiv verstandene Menschenrechte)
können als soziale Repräsentationen nur unter den anderen
Voraussetzung der anderen Kultur des jeweiligen Landes auf die
Bewohner und Bürger eben dieses anderen Landes übertragen
werden. So ist der katholische Wunderglaube eine sozial anerkannte
Repräsentation in den Ländern mit katholischer Tradition.]
Das Dilemma, das der Gott eines Landes nicht notwendigerweise der
Gott eines anderen Landes ist, sobald eine Staaten übergreifende
Verfassung die Menschenrechte als einen ihrer Inhalte garantiert, ist
überall dort aufrecht und ungelöst, wo ein Staatenbund mit
unterschiedlichen Religionen eine gemeinsame Verfassung hat. Das
gilt für die europäische Menschenrechtskonvention von 1950 als auch
für die Allgemeinen Deklaration der Menschenrechte durch die

27
Vereinten Nationen im Jahr 1948.
Becker (2006) schreibt in seinem Feuilleton, es gäbe die Möglichkeit,
,,entweder weiterhin universalistisch die Menschenrechte zu
postulieren, was aber auch bedeuten müsste, dass sie auch die
notwendig mit zu denkende metaphysisch-religiöse Weltgottheit
mit zu repräsentieren hätten, oder aber den
Menschenrechts-Universalismus zu verabschieden, weil man
eine allen Kulturen der Welt übergreifende Gottheit nicht kennt."
Die Verfassungsbestimmungen über Menschenrechte, die sich von der
Menschenrechtsdeklaration der UNO aus 1948 herleiten, sind in
nationalstaatliche Grundrechte überzuführen, wenn die philosophische
Grundlage zur Unantastbarkeit des persönlichen Inhaberrechts, das
von Staat, Gericht und der Polizei aufrecht gehalten wird, im 21.
Jahrhundert weiterhin erhalten bleiben soll. Denn die Grundrechte sind
es, die eine Regelung darstellen innerhalb deren die Bürger von ihren
persönlichen Rechten Gebrauch machen. Diese Regelungen sind etwa
kollektive Rechte wie eben Menschenrechte, das Wahlrecht, oder auch
berufsspezifische Gesetzesvorschriften, die Einschränkungen der
persönlichen Rechte der Bürger darstellen.
Erst auf nationalstaatlicher Ebene in der Landesverfassung verankert
können Menschenrechte - ebenfalls durch Staat, Gericht und Polizei ­
aber auch durch das Ausführen jeglicher sozialrechtlich abgesicherten
Unterstützung durch private Initiativen weitest möglich gewährleistet
werden. "
(Leitha 2006a)

28
Abb.: Leitha, Verfechter des individuellen Freiheitsrechts
Zum Verabschieden eines Menschenrechts-Universalismus sei nach diesen
Zeilen der Stellungnahme, welche die partikulogische Ablehnung des Kriteriums
der Devianz als Erkennungsmerkmal von Sensiblen abhandelt, ein kurzes
statement zum Universalismus in den Wissenschaften zum Menschen gegeben:

29
Statement zum unangebrachten Universalismus-Gedanke in den
Wissenschaften vom Menschen:
In den Wissenschaften zum Menschen wird oft das Zusammenleben von
Individuen als universalistischen Grundsätzen unterliegend vorausgesetzt, wird
eine Denkweise von manchen Menschen allzu schnell als begrifflich präzise
definierbares Persönlichkeitsmerkmal aufgefasst. Man gerät in Gefahr,
Unterschiede, die zwischen den historisch herausragenden Persönlichkeiten und
modernen Idolen in Forschung und Politik bestehen, zu negieren. Aufgrund der
nun enorm schnell sich über die neuen Medien verbreitenden
Forschungsergebnisse der, oftmals der katholischen Kirche zugehörigen,
Forscher muss erkannt werden, dass es eben solche bestehende Rituale -
nämlich Rituale der Zuordnung des Persönlichkeitsstils bestimmter Menschen zu
einem universell geltenden Prinzip vorteilhafter Lebensführung - in unserer einen
Kultur gibt, die Epochen überdauernd und Kontinente übergreifend, etwa ein
heutiges Denkmodell unter der Tradition verbundenen, das sind abseits vom
städtisch-chaotisch-kreativen bewusstsein in der Gesellschaft nahezu alle
Menschen im Raum der vormalig so genannten drei Weltreligionen. Frage ist, ob
sich die "kommunistische Hochburg" unter den Menschen mit gelber Hautfarbe
davor bewahren möchte (Nordkorea). Wenn der Universalitätsgedanke Eingang
in dieses Reich finden wird, ist es das Aufkommen einer solchen Ritualisierung
der Wahrnehmung des Fremdbildes eines spezifischen Gegenübers nicht mehr
zu verhindern.
Zu erkennen gilt es auch, dass Unterschiede zwischen historischen Völkern
oftmals negiert werden. Auch in der römisch-katholischen, klösterlichen
Forschung, wie sie beispielsweise in St. Gabriel in der Nähe Wiens betrieben
wird. Allerdings muss anerkennend gewürdigt werden, dass - so
Gemeinsamkeiten bestehen, die nicht auf einen universalistischen Ansatz
zurückgehen - Gemeinsamkeiten unter Völkern auf verschiedenen Erdteilen

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exakt epidemiologisch untersucht werden (Hochegger, in Leitha 2005a), wobei
weit in die Geschichte zurückgegangen werden muss. Nur dadurch wird ein
genereller Universalismus vermieden.
Zu unterscheiden ist davon der Gedanke an Unikonformität. Ein kritischer Geist
im Sinne des nach-popperschen Wissenschafts(selbst)verständnisses kann mit
voller Berechtigung den alle gesellschaftliche Ebenen durchziehenden Einfluss
der alten Traditionen und ihrer Beeinflussung und fortdauernden Prägung
während jeder Veränderung auf das gängige Denkmodell, das durch
Raumvorstellung, Zeitgefühl und Zielgerichtetheit charakterisierbar ist, als
unikonformistisch betrachten. Ließe man diese Drei unbeachtet im täglichen
Leben (sozusagen von den unmittelbaren Informationen lebend - wie im
Drogenrausch, in so genannten psychotischen Zuständen, oder aufgrund von
einem Unfall oder Schlaganfall, teilweise auch in der Altersdemenz, jedenfalls
aber auch zunehmend in der medienüberfluteten, computerisierten Generation
der künstlichen Intelligenz; wir müssen keine künstliche Intelligenz haben, die
wird uns schon - wenn wir uns treiben lassen von Musik, Drogen und Bewegung
- durch die kollektive Sozialität, die konsumentenfreundlichen Vereinfachungen
im Alltag, das Abnehmen von Zeit- und Raumvorstellung durch die Digitalisierung
der Uhr und der Landkarte, von außen her die angeborenen Denkmöglichkeiten
in Beschlag nehmen), so würden sich vielleicht andere Denkmodelle entwickeln
können.
So sei der Begriff Unikonformismus dem des Universalismus vorzuziehen, denn
wirklich universales Denken ist ebenso utopisch wie kulturfreies Messen. Die
Unikonformität sehen wir - aus Gründen der umfassenderen Definition mit einem
nicht ausgrenzenden, sondern einschließenden Konformitätsansatz; konform ist
alles, was in der Gesellschaft angedacht oder angesetzt wird - als ein
Ausprägungscharakteristikum der Gesellschaft an, das durch sein Erfassen in
Form von wissenschaftlichen Untersuchungen unter den Betroffenen in der

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ideographischen Psychologie konstruktiv in ein neues Konzept einer
psychiatrischen Diagnostik Eingang finden sollte; ein Konzept, das durch
fließende Übergänge zwischen sensiblen (schon vor der Epoche der Weltkriege
so bezeichneten Menschen) und robusten (auch der Kreis um William James
prägte dafür schon nosologische Ansätze) Menschen ausgewiesen ist. So ein
Interagieren in einem Krankenhaus mit fixen Abteilungen zeichnet sich damit
durch große Akzeptanz gegenüber prinzipiell gleich fähigen (obwohl zwischen-
zeitlich Unterstützung bedürftiger) Menschen aus. [Zur Befähigung siehe unsere
Stellungnahme zur Begrifflichkeit "empowerment/Befähigung/Ermächtigung"].
Diese hier postulierte Gleichheit im Quantum einer beliebigen aneigenbaren
Fähigkeit wird aus dem modernen Wissen darüber, dass ein Lerninhalt - auch
bei, in der für diesen Lerninhalt verantwortlichen cortikalen Hirnregion, wenig
nutzbarer Substanz - über andere Techniken als die der Bildung absolut neuer
Gehirnbahnen behalten werden kann, und für integrative Anwendung in der
Struktur der Nervenbahnen eine nachweisbare Spur hinterlassen kann.
Kreativitätstraining und Intelligenzshaping machen eine Erneuerung der früher
erlernten oder erlernbaren (und im Sinne des Erlernbaren biologisch angelegten)
Fähigkeiten ("fluid intelligence" nach Guilford, 1971) möglich, assoziative
Vernetzung in der neuronalen Informationsverarbeitung kompensiert auch je
nach Wille und Durchsetzungskraft des Geistes, je nach Offenheit im Sinne einer
fortwährend anhaltenden Suche nach Impulsgebung von außen, die biologisch
vorhandenen ("cristallized intelligence"nach Guilford, 1971), aber
neurochirurgisch nachweisbar zerstörten, überwachsenen, oder sonst wie
endgültig funktionsuntüchtig gewordenen Fähigkeiten.
Mit "gleich fähigen" Patienten gegenüber dem anleitenden und helfenden
Personal in einem Krankenhaus betrachten wir eine praktische Anwendung des
Unikonformitätsgedanken. Es ist die quantitative Fähigkeit gemeint, denn je nach
Ausbildung und Kultur weisen Menschen untereinander immer unterschiedliche

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Fähigkeiten auf. Bestimmte Intelligenzfaktoren sind beim Patienten prinzipiell
stärker ausgeprägt (wenngleich er sie auch nicht nützen kann in seinem
momentanen Zustand), andere beim Arzt. Ebenso ist es bei den
Kreativitätsfaktoren. Der scheinbar nicht kreative Mensch, der vollkommen starr
denkt, sagt dann plötzlich etwas, woran niemand anderer in seiner Umgebung
gedacht hätte, vielleicht gerade bei der Lösung einer schwierigen sozialen Hürde
zu einem bevorstehenden Gruppenkontakt, die durch einen Einfall bezüglich
einer ganz konkreten Handlung genommen werden kann.
1. So sich schrittweise als gleichberechtigt anzusehen und in der Forschung
diesen Maßstab anzulegen, kann nur ein sich stetig dem Univeralismus
annäherndes, aber nie ein wirklich universalistisches Unterfangen sein.
Das zu erkennen, bedeutet, seinen Forscherstolz vom
Universalitätsgedanke zum Pluralitätsgedanke herunterzubrechen. Stück
um Stück zu arbeiten, "part for part" zu schlussfolgern, Worte zu setzen,
die später Studenten gelehrt werden, "part"-iku-"logisch" (englisch:
"part"-icu-"logic") zu denken. Das kommt nämlich noch dazu:
2. Nicht zu erfinden, sondern bei einer gewissen Logik zu bleiben; keine
Konzepte aus einer Willkür heraus aufzubauen zu beginnen. Ich möchte
erfinderische Geister in ihrer Intensität nicht heruntermachen, aber: a very
"particu"-lar person (aus dem Englischen: eine ganz besondere Person)
ist nicht nur die Person des Erfinders, sondern jede Person, die man in
ihrer eigenen Würde als singuläres Wesen kennen lernt. Sigmund Freud
war bestimmt ein grandioser Geist. Aber ich nehme heute auch
zunehmend wahr, dass man zum Beispiel in Wien schon einige Jahre
wieder über psychologische Intervention - zwecks Verwirklichung eines
pluralistisch ausgeprägten Lebensstils - denkt, wenn man sich psychisch
oder mental helfen lassen möchte. Das ist jetzt nicht mehr wie früher, wie
die Kinder das Wort Psychoanalyse zuerst als etwas Theoretisches
erlernten und danach erst irgendwann einmal das Wort Psychotherapie

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als aus dem praktischen Leben kommend. Heute geht das schon Hand in
Hand, Kinder lernen das Wort Psychotherapie auch schon in relativ
frühem Alter - soweit ich die Soziäteten in meinem Heimatbezirk wieder
von Zeit zu Zeit beobachte. Das hängt nun mit dem Eingang in die früher
gewissen gesellschaftlichen Nischen aufgrund des Einflusses der Kirche
verpönt gewesenen Interessensgebieten zusammen, mit denen sich die
dort im Bezirk lebenden Menschen heute schon beschäftigen dürfen.

34
2. 3. Nosologie
Nosologie in der Sensibilitätenlehre
2.3.1. Erklärungen:
Sensibilitäten:
Man spricht hier anstelle von Krankheiten von Sensibilitäten, da nicht in jeder
Gesellschaft die Zustandsbilder bestimmter psychischer Alternativformen als
Krankheiten bezeichnet werden, sondern in vielen heute gebräuchlichen
Kulturen als Beeinflussung durch Geister, da es in vielen Staaten
gesellschaftliche und im weiteren familiäre Gewohnheiten gibt, diese
psychischen Alternativformen in einem religiösen Zusammenhang zu
verstehen. In Benin gilt zum Beispiel der Voodoo-Glaube als Staatsreligion,
in der unabhängigen Sowjetrepublik Tuwa der Schamanismus. Von daher
betrachten schon Kinder unsere "Krankheiten" als Verlust eines Teils der
Seele oder ein Innewohnen eines bösen Geistes. Glaubt man als Europäer
oder Amerikaner nicht an Geister, so scheint doch der "Verlust eines Teils der
Seele" (Ute Gebhart, 2005) als eine vernünftige Sichtweise. Man spricht zum
Beispiel in unseren Kulturkreisen von einem allzu seelisch veranlagten
Menschen, von der Seelenanalyse - Psycho bedeutet Seele -, von seelischen
Störungen - übersetzt man Seele ins Griechische: Psychischen Störungen -,
und vielem anderen mehr.
Werte:
Mit Werten sind durchgehend moralische Werte, ethische Werte,
Glaubenswerte, oder religiöse Werte gemeint. Wenn der Begriff Wert im

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numerischen Sinne von Ausprägung auf einer Mess-Skala gemeint ist, ist das
durch den Textzusammenhang in jedem Fall deutlich verständlich.
Alternative Normalitäten:
Mit diesem Begriff werden die "Symptome" einer Sensibilität bezeichnet.
Besondere Erlebnisse:
Mit diesem Begriff werden die "Wahn"- und "Halluzinations"-Erlebnisse
bezeichnet.
Assoziationsunkonventionalität:
Dieser Begriff beruht auf der Tatsache, dass die bislang "Schizophrenie"
genannte Sensibilität neben den besonderen Erlebnissen typische, kognitive
Abläufe aufweist, die dem aufgeschlossenen, lernwilligen
Durchschittsintellektuellen klar machen, dass es unterschiedliche Arten der
Problemlösung bei Handlungs- und Arbeitsgestaltungsprozessen geben kann.
Dieses Phänomen wurde von einigen Wissenschaftlern seit den Achtzigern des
vergangenen Jahrhunderts gründlich untersucht und man konnte es verifizieren.
Hier der gewonnene Forschungsstand, der eine Umbenennung der in ICD10 und
DSM4 anders genannten Sensibilität begründet und, um eine weitere
Stigmatisierung von betroffenen Menschen im einundzwanzigsten Jahrhundert
zu verhindern, auch rechtfertigt ->Exkurs:

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Individualisierung und differentielle Arbeitsgestaltung
1. Bewertungskriterien und Strategien:
a. Ziel:
Erarbeitung von Gestaltungshinweisen betreffend
Arbeitsinhalte
Arbeitsabläufe
Arbeitsumgebung
Arbeitsmittel
Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine
b. Kriterien der humanen Gestaltung:
Schädigungsfreiheit
Beeinträchtigungslosigkeit
Persönlichkeitsförderlichkeit
Zumutbarkeit
c. Strategien:
1) Korrektive Arbeitsgestaltung - um ergonomischen, physiologischen,
psychologischen, sicherheitstechnischen oder rechtlichen Erfordernissen zu
entsprechen.
2) Präventive Arbeitsgestaltung - Vorwegnahme möglicher Schädigungen oder

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Beeinträchtigungen bereits in der Planung von Arbeitssystemen oder
-abläufen.
3) Prospektive Arbeitsgestaltung - Vorwegnahme von Möglichkeiten der
Persönlichkeitsentwicklung in der Planung von Arbeitssystemen.
Mit zunehmender Komplexität der Lebenserscheinungen und ihrer
Organisation nehmen Unterschiede in der individuell veranlagten
Arbeitgestaltung zu. Es kommt zur "persönlichen Arbeitsweise" (Hacker, 1964).
2. Das Prinzip der differentiellen Arbeitsgestaltung:
Triebe schreibt 1980 auf Seite 26 in seinem Buch:
"Während am Band jeder Arbeiter nur einige sehr abgegrenzte, ständig
wiederkehrende Verrichtungen ausführt und hierbei bis in die kleinsten
Handgriffe hinein festgelegt ist, ergeben sich bei der Montage des Motors
eine Fülle von "Freiheitsgraden" für den Monteur; d.h. mit Ausnahme einer
Reihe von Vorschriften und Zwängen, die vom Produkt her gegeben sind,
steht es ihm vielfach frei, ob er dieses Teil zuerst montiert, dann jenes,
oder anders verfährt. Er kann bestimmte Montage-Strategien verwenden
und diese je nach Situation wieder abwandeln oder grundsätzlich
verändern."
Im Zuge einer Untersuchung stellte Triebe fest:

38
"Freiheitsgrade" für ein individuelles Vorgehen werden erkannt und genutzt.
Es gibt verschiedene Vorgangsweisen, die gleich effizient sind.
Es herrsche das "Prinzip flexibler Arbeitsgestaltung". Das nun sehr wichtige
"Prinzip der differentiellen Arbeitsgestaltung" wird erweitert mit dem "Prinzip
der dynamischen Arbeitsgestaltung". Es bedeutet, dass über die Zeit:
- neue Arbeitsstrukturen geschaffen werden
- Möglichkeit des Wechsels zwischen verschiedenen Strukturen besteht.
Differentielle Arbeitsgestaltung im Fertigungsbereich:
1) Angebot unterschiedlicher Arbeitsstrukturen nach dem Fix-Vario-Prinzip:
Es können "natürliche Ausweichmöglichkeiten" im Sinne unterschiedlicher
Arbeitsstrukturen für ähnliche Aufgaben mit ähnlichem Anforderungsniveau
herangezogen werden.
Z. B. im Montagebereich bei Massenfertigung ist dies nicht möglich.
Parallelsysteme sind nach dem "Fix-Vario-Prinzip" zu konzipieren:
In Endprodukten, die in unterschiedlichen Varianten angeboten werden, ist ein
gewisser Prozentsatz aller Einzelteile und Baugruppen "fix".
Variantenbedingt gibt es variable Arbeitsinhalte mit unterschiedlichem
Komplexitätsgrad.
Der einzelne Mitarbeiter kann zwischen fixen und variablen Tätigkeitsinhalten
sowie zwischen Einzel- und Gruppenarbeitsplätzen wählen.

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2) Beispiel Flachbaugruppenfertigung
Zülich und Starringer haben 1984 über "Differentielle Arbeitsgestaltung in
Fertigungen für elektronische Flachbaugruppen" berichtet.
Es geht um folgendes:
"Gestaltung eines Makro-Arbeitssystems, in dem unterschiedlich
befähigten und motivierten Mitarbeitern mehrere Formen der
Arbeitsorganisation mit verschieden ausgeprägten Arbeitsinhalten
gleichzeitig angeboten werden."
(Zülich und Starringer, 1984, S.211)
Herkömmlich:
Vormontage, Bestücken, Fertiglöten, Endmontage. Diese
Arbeitsvorgänge sind organisatorisch und räumlich voneinander getrennt. Das
System hat organisatorische, kostenmäßige und personelle Schwachstellen.
Differentielle Arbeitsgestaltung:
"Die Möglichkeiten reichen von technologisch voneinander getrennten
Einzelarbeitsplätzen bis hin zu Fertigungsnestern,...Je nach Neigung,
Fähigkeit, Leistung der Gruppenmitglieder können versch. Stufen
realisierbar sein."
(Zülich und Starringer, 1984, S.214)
Stufe 1: Mitarbeiter beherrschen jeweils eine Tätigkeit.: Zwei Arbeitsplätze sind
bei Bedarf zu besetzen. Das ergibt eine höhere Flexibilität bei
Stückzahlschwankungen und Typenwechsel. Es gibt Verbesserungen bezüglich
Kommunikationsmöglichkeiten.
Stufe 2: einige Mitarbeiter beherrschen zwei Tätigkeiten: Wenn z. B. die

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Vormontiererin das Fertigmontieren übernehmen kann und die Bestückerin das
Fertiglöten sowie die Fertiglöterin das Vormontieren, dann kann die Gruppe auf
Engpaßsituationen selbstgesteuert reagieren: Teilautonomie
Stufe 3: jeder Mitarbeiter beherrscht alle Tätigkeiten: Voraussetzung für
gegenseitiges Arbeit-übernehmen ist viel Teamgeist und
Verantwortungsbewusstsein für das Endergebnis.
Effekt: Bei Einsatz des Konzepts der differentiellen Arbeitsgestaltung gab es
einen Effekt:
"eine Senkung der Durchlaufzeiten und der Werkstattbestände auf jeweils
die Hälfte des vorhergehenden Wertes"
(Zülich & Starringer, 1984, S. 215)
Nach Grob (1985) ist dieses Konzept für alle Tätigkeiten, die so aufgebaut sind:
- 4 -10 Mitarbeiter
- Arbeit ist im häufigen Wechsel an verschiedenen Typen u. Varianten
auszuführen
- Auskommen mit geringem Werkstattbestand
- Verkürzung der Durchlaufzeiten möglich
Diese Arbeitsteilung in maschinelle und personelle (gestaltete) Arbeitsabschnitte
bedeutet die Mitwirkung bei Produktgestaltung und Arbeitsplanerstellung.
Ende der Leseprobe aus 585 Seiten

Details

Titel
Die Partikulogie als Maßnahme für ein geistesgeschichtlich stärkendes Wissenschaftsbewusstsein in der Psychologie
Hochschule
Universität Wien
Note
1
Autor
Jahr
2006
Seiten
585
Katalognummer
V186263
ISBN (eBook)
9783869438122
ISBN (Buch)
9783869430935
Dateigröße
4207 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
partikulogie, maßnahme, wissenschaftsbewusstsein, psychologie
Arbeit zitieren
David Leitha (Autor:in), 2006, Die Partikulogie als Maßnahme für ein geistesgeschichtlich stärkendes Wissenschaftsbewusstsein in der Psychologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186263

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