Banken und Kunst


Seminararbeit, 2003

23 Seiten, Note: 2


Leseprobe


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1. Einleitung

In jüngerer Zeit machen Begriffe wie „Rezession“, „Deflations-Befürchtungen“ und „Börsen-Baisse“ die Runde. Banken melden Rekordverluste und auch von Liquiditätsschwierigkeiten der Finanzinstitute ist hier und dort zu hören. Massiver Stellenabbau soll die Kosten reduzieren. Die Zahl der geplanten Entlassungen bei den Banken wird regelmäßig korrigiert - nach oben. Kurzum, der Wirtschaft und insbesondere den Banken geht es schlecht. Da erstaunte es schon, als die Deutsche Bank erst kürzlich die hauseigene Kunstsammlung - die als eine der bedeutendsten „Corporate Collections“ der Welt bezeichnet wird, anlässlich einer Abendveranstaltung ausstellte 1 . Das eine Bank eine Kunstsammlung besitzt, ist aber kein Einzelfall - eher die Regel, denn Banken und Kunst haben eine lange gemeinsame Tradition: Schon die „Frühbanker“ - die Medici´s - sind untrennbar mit den Künstlernamen wie zum Beispiel Donatello und Michelangelo verbunden. 2

Was aber veranlasst die Banken, sich der Kunst zu widmen? Kann mit Kunst auch Geld verdient werden und welche Rolle spielen dabei die Banken? Der vorliegende Aufsatz geht diesen Fragen nach. Dazu wird zunächst im folgenden Kapitel 2 auf die Ziele der Banken eingegangen, um anschließend im dritten Abschnitt die verschiedenen Möglichkeiten darzustellen, wie Banken als Mäzen, Sponsor und Finanzintermediär ihre verschiedenen Ziele erreichen können. Im Kapitel 4 schließlich werden wichtige Aspekte, Fragestellungen und Probleme, die sich daraus ergeben, diskutiert. Der letzte Abschnitt beinhaltet ein Resümee wesentlicher Aspekte dieser Arbeit.

Da es bisher keine allgemeingültige Definition für Kunst gibt, soll der Begriff an dieser Stelle präzisiert werden. Ursprünglich stand der althochdeutsche Ausdruck für „Wissen“ , „Weisheit“ und „Fertigkeiten“. Nach Brockhaus ist Kunst die „...Gesamtheit des vom Menschen Hervorgebrachte, das nicht durch eine Funktion eindeutig festgelegt oder darin erschöpft ist, zu dessen Voraussetzungen die Verbindung von hervorragendem und spez. Können und großem geistigen Vermögen gehören, (und, d. Verf.) das sich durch seine hohe gesellschaftl. und individuelle Geltung auszeichnet,...“ Als Subfaktorder Kultur 3 umfasst Kunst nach heutigem Verständnis folgende Teilbereiche: Literatur, Musik, Darstellende Kunst und Bildende Kunst. Letzteres umfasst das Bildhafte gestalten, also Malerei, Grafik, Plastik, Fotografie und Architektur. In Ihren Aktivitäten im Bereich der Kunst dominiert bei Banken die Bildende Kunst. 4

1 vgl. o.V. 2002, S. 9

2 vgl. Berckenhagen 1988, S. 2f.

3 vgl. Loock 1988, S. 21f

4 vgl. Büschgen 1996, S. 7

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2. Alles aus Liebe? - Warum Kunst für Banken wichtig ist

Der Bankenmarkt ist gekennzeichnet durch Globalisierung und intensiven Wettbewerb. 5 Welt-

weite Kooperationen und Homogenisierung der Bankdienstleistungen führen dazu, dass sich Unternehmensprofile aufzulösen drohen. 6 Banken sind daher gezwungen, nach Mitteln und

Wegen zu suchen, um sich von Ihren Mitbewerbern positiv abzuheben, sich in das Bewusstsein ihrer Kunden und ihres sonstigen Unternehmensumfeldes zu bringen sowie innovative Geschäftsfelder und interessante Zielgruppen zu erschließen. 7 Insbesondere die Bildende Kunst

ist geeignet sowohl kommunikative als auch ökonomische Ziele zu erreichen.

2.1 Ökonomisches Ziel

Oberstes unternehmerisches Ziel der Banken ist die risikoadäquate Gewinnmaximierung unter Wahrung jederzeitiger Liquidität. 8 Die dabei zur Verfügung stehenden Ressourcen von Arbeit

und Kapital sind knapp und ein effizienter Umgang mit den vorhanden Ressourcen ist dabei notwendig, um das ökonomische Ziel zu erreichen.

Der Markt jedoch ist verteilt. Quantitatives Wachstum und Gewinnsteigerung ist nur durch gegenseitige Abnahme von Marktanteilen möglich. Dadurch wird der Bankenwettbewerb überwiegend zu einem Nullsummenspiel. Ein dramatischer Kostenwettbewerb zwingt die Banken, sich von den Mitbewerbern stärker abzuheben und den Wettbewerb außerhalb des unmittelbaren Leistungsangebotes zu führen. 9 Dies macht es erforderlich, kommunikative Ziele zu verfolgen,

um das ökonomische Ziel zu erreichen.

2.2 Kommunikative Ziele

Nicht-monetäre unternehmensbezogene Ziele sind: Steigerung des Bekanntheitsgrades, Beeinflussung von Einstellung sowie Schaffung und Pflege von Kontakten.

Das Motiv „Steigerung der Bekanntheit“ spielt im Bereich Kunst eine geringere Bedeutung als im Bereich des Sports. Kunst ist geeignet, ein eher kleines, dafür aber elitäres Publikum zu erreichen. 10

5 vgl. Büschgen 1996, S. 9

6 vgl. ebenda, S. 35

7 vgl. Hummel 1992, S. 24

8 vgl. Fuhrmann 1994, S. 122

9 vgl. Bäuchl 1992, S. 8

10 vgl. Witt 2000, S. 96

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3. Good art is good business - Mittel und Wege

Im folgenden werden Möglichkeiten gezeigt, wie Banken als Mäzen, Sponsor und Finanzintermediär ihre kommunikativen und ökonomischen Ziele erreichen können.

3.1 „Anstifter zur Kunst“ - Banken als Mäzen

Der Begriff Mäzen geht auf GAIUS CLINIUS MAECENAS (ca. 70 - 8 v. Chr.) zurück, der die bedeutendsten Dichter seiner Zeit, zum Beispiel HORAZ und VERGIL förderte und dem Mäzenatentum seinen Namen gab. 13 Nach heutiger Auffassung beinhaltet Mäzenatentum „die Unter-

stützung von Kunst (...), ohne dabei direkte kommerzielle Interessen zu verfolgen oder eine Gegenleistung zu vereinbaren.“ 14 Jedoch ist das altruistische Motiv bei MAECENAS sowohl

historisch als auch wissenschaftlich umstritten: Als Einflussreicher Ratgeber des Kaisers AU-GUSTUS soll er die Publikationen der Literaten geschickt genutzt haben, um sich - immerhin ist er in den Werken von HORAZ 35 mal namentlich erwähnt - 15 , aber auch die Politik des Kaisers

nach außen darstellen zu können. In diesem Sinne wäre er mehr ein Sponsor denn ein „Mäzen“.

Als Beispiel für Banken als Mäzen seien zunächst die Sparkassen genannt. Aufgrund ihres Statuts sind sie verpflichtet, die zur Ausschüttung bestimmten Überschüsse gemeinnützigen Zwecken zuzuführen. 16 Neben Unterstützung regionaler kultureller Aktivitäten gehören auch die

regelmäßige Durchführung von Kunstausstellungen zum Engagement der Sparkassen. Insbesondere Künstler der jeweils betreuten Regionen aber auch das künstlerische und kulturelle Ambiente der Wirtschaftsregion sollen dadurch gefördert werden. Kunstförderung der Sparkassen wird aber auch zunehmend in Form regionaler und überregionaler Sparkassenstiftungen durchgeführt, um der gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden. 17 Durch die Zins-

überschüsse des Stiftungskapital werden Kunstinstitutionen wie beispielsweise ein Museum für Malerei, Grafik und Design in Bremen und ein der Künstlerin Käthe Kollwitz gewidmetes Museum in Köln gefördert.

Auch die Dresdner Bank AG versteht sich als im Rahmen ihrer Stiftungsaktivitäten der Jürgen Ponto Stiftung bzw. Kulturstiftung Dresden als „Anstifter“ für Künstler. Kunst ist nicht Dekoration, Imageträger und Zugpferd für Wirtschaftsinteressen, sondern ist anregendes und unentbehrliches Lebenselement. So unterstützt sie Bildende Künstler und Architekten mit aktiven

13 vgl. Witt 2000, S. 57

14 Becker, zitiert nach Witt 2000, S. 57

15 vgl. Stallbaum, zitiert nach Berckenhagen 1988, S. 2

16 vgl. Ellgering 1992, S. 18

17 Das Stiftungskapital der Sparkassen betrug 1992 über DM 350 Millionen, vgl. Ellgering 1992, S. 18

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Fördermaßnahmen: Mit angehenden Architekten werden Workshops und Entwurfseminare durchgeführt und Architekturwettbewerbe unterstützt. Als wichtige städtebauliche Projekte sind hier zum Beispiel die Kulturbrücke Görlitz und die mit über DM 6 Millionen finanzierten Wiedererrichtung des barocken Societätstheaters in der Dresdner Neustadt zu nennen. 18

Eine weitere Möglichkeit, Kunst zu fördern, ist die Errichtung von Kreditfonds, 19 die für Künstler

Risikokapital bereitstellen oder aber, wie bei der Dresdner Bank AG, zinslose Darlehen ausreichen. 20

Schon die Schwierigkeit, den Namenspatron MAECENAS als altruistisch motivierten Mäzen einzustufen, zeigt, dass die Grenzen zwischen Mäzenatentum und Sponsoring fließend sind. In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass künstlerisch-soziale Motive bei den Unternehmen in den Hintergrund rücken. Kunst wird zunehmend für kommerzielle Zwecke der Unternehmen eingesetzt. 21

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Banken und Kunst
Hochschule
Universität Potsdam
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
23
Katalognummer
V185975
ISBN (eBook)
9783869439990
ISBN (Buch)
9783656991649
Dateigröße
609 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
banken, kunst
Arbeit zitieren
Maik Zöllner (Autor:in), 2003, Banken und Kunst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185975

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