Kaufkraftparität. Theorie und Empirie


Diplomarbeit, 2001

79 Seiten, Note: 2


Leseprobe


II
Tabellen- und Abbildungsververzeichnis
Tabellen
Seite
Tab. 1: Das GEP für Gold, Quelle: FAZ vom 14.03.2001... 3
Tab. 2: Einheitswurzeltests für die realen Wechselkurse der G7... 38
Tab. 3: Einheitswurzeltests für makroökonomische Zeitreihen... 41
Tab. 4: Kointegrationsvektoren statischer Schätzungen der KKP ... 43
Tab. 5: Einheitswurzeltests für die Residuen statischer Regressionen ... 44
Tab. 6: Modellspezifikationen und ihre Nullrestriktionen... 50
Tab. 7: Tests auf die Anzahl an Kointegrationsbeziehungen... 55
Tab. 8 : LR-Tests zur Auswahl geschachtelter Modellspezifikationen ... 56
Tab. 9 :LR-Teststatistiken zur Bestimmung des maximalen Lags... 57
Tab. A10 :Autokorrelationskoeffizienten 1.-10. Ordnung... 62
Tab. A11:
Verteilung von Residuen geschätzter Preisgleichungen ...
63
Tab.12 : Normierte Kointegrationsvektoren des VFKM ... 59
Abbildungen
Abb. 1: Absolute Kaufkraftparität, Quelle: Rosenberg (1996), S.9... 5
Abb. 2: Relative Kaufkraftparität, Quelle: Rosenberg (1996), S.11... 6

III
Seite
Abb. 3: Volatilität und trendbezogene Abweichungen des
realen Dollarkurses, Quelle: Taylor (1999), S.11 ... 8
Abb. 4 : Der Anpassungsmechanismus der KKP,
Quelle : Rosenberg (1996), S.19... 14
Abb. 5: Gegenüberstellung der Preisindizes ... 34
Abb. 6: Reale Wechselkurse in natürlichen Logarithmen... 36
Abb. 7: Anpassung der statisch geschätzten KKP an die Kassakurse ... 46
Abkürzungs- und Symbolverzeichnis
Abkürzungen
ADF
Augmented-Dickey-Fuller Einheitswurzeltest
a.M.
am Main
AR(k)
Autoregressiver Prozeß k-ter Ordnung
BIP
Brutto-Inlandsprodukt
bspw.
beispielsweise
bzw.
beziehungsweise
CA
California
CEPR
Centre for Economic Policy Research
CI(d,b)
Kointegriert vom Grade d,b
DE
Deutschland
DEM
Deutsche Mark
DF
Dickey-Fuller Einheitswurzeltest
d.
der
d.h.
das heißt
Ed.
Edition, englisch für Herausgabe, Verlag
et al.
et alii, lateinischer Ausdruck für: und Andere

IV
EWS
Europäisches Währungssystem
f.
folgende
FAZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung
FFr
Französische Franken
FIML
Full Information Maximum Likelihood
FR
Frankreich
g
Gramm
G7
sieben größten Industrienationen; Frankreich, Großbritannien
Deutschland, Italien, Japan, Kanada, Vereinigte Staaten
GB
Großbritannien
GB Britisches
Pfund
GEP
Gesetz des einheitlichen Weltmarktpreises
GPI
Großhandelspreisindex
GPIs
Großhandelspreisindizes
I(d)
Integriert vom Grade d
i.d.R.
in der Regel
IMF
International Monetary Fund, siehe IWF
IPS
Im-Pesaran-Shin Panel-Einheitswurzeltest
IT
Italien
IWF
Internationaler Währungsfond
JP
Japan
JP¥
Japanischer Yen, Standardwährungseinheit
kg
Kilogramm
KKP
Kaufkraftparität
KN
Kanada
KN$
Kanadischer Dollar, Standardwährungseinheit
KPI
Konsumentenpreisindex
KPIs
Konsumentenpreisindizes
KQ
Kleinsten Quadrate
LL
Levin-Lin Panel-Einheitswurzeltest
LR
Likelihood Ratio, Wahrscheinlichkeitsverhältnis
MA Massachusetts
ML
Maximum Likelihood
NBER
National Bureau of Economic Research

V
No.
Number, englisch für Nummer
Nr.
Nummer, Ausgabe
OC-GLS
O´Connell-Generalized-Leastsquares Panel-Einheitswurzeltest
OECD
Organization for Economic Cooperation and Development
o.V.
ohne Verfasser
oz Unze
Pdf
Portable Dataformate
pdi
Preisdifferenz (zwischen dem Binnen- und Auslandspreis eines
Gutes)
Pkw
Personen-Kraftwagen
PPP
Purchasing Power Parity: englischer Ausdruck für Kaufkraftparität
sog.
so genannt
SUR-GLS
Seemingly-Unrelated-Regression
Generalized-Least-Squares
Panel-Einheitswurzeltests
u.
und
u.a.
unter anderem
UIP
Uncovered Interest Rate Parity, Ungedeckte Zinsparität
U.K.
United Kingdom, Vereinigtes Königreich
US
Vereinigte Staaten von Amerika
US$
Standardgeldeinheit der Vereinigten Staaten von Amerika
VAR
Vektor Autoregression
VFKM
Vektor Fehlerkorrektur-Modell
vgl.
vergleiche
VGP
Verbraucher-Geldparität
VGPs
Verbraucher-Geldparitäten
Vol.
Volume, englisch für Folge, Auflage
V.R.
Volksrepublik
Vs.
Version
vs.
versus, lateinisch für: gegen
.xls
Dateiformat des Computerprogramms Excel für Windows
& und

VI
Symbole
1
Koeffizientenmatrix
Ladungsvektor
Orthogonalvektor zu
b
3
drittes standardisiertes Stichprobenmoment
b
4
vierte standardisiertes Stichprobenmoment
Kointegrationsvektor
'
transponierter Kointegrationsvektor
c
empirischer Korrekturfaktor in Abhängigkeit der Anzahl der
Freiheitsgrade f
2
(
f
)
Chi-Quadrat verteilt mit f Freiheitsgraden
Differenzenoperator
E[.] Erwartungsoperator
t
normalverteilter multivariater Störterm für die Periode t
Euro
f
Anzahl der Freiheitsgrade
1
erster Korrekturfaktor zur Approximation kritischer Werte von
ADF Statistiken in endlich großen Stichproben vom Umfang T
kritische Werte der ADF Statistik für unendlich große
Stichproben
g
Index: Gut g
1
Koeffizientenmatrix
Distributed Lag Koeffizient
H
0
Nullhypothese
H
*
Modellspezifikation, Erklärung siehe Seite 51
H
2
Modellspezifikation, Erklärung siehe Seite 51
I
n
Einheitsmatrix der Dimension n
i Länderindex
int[.]
Integer, ganzzahliger Wert von [.]
Skalar,
R
J Jaque-Bera-Statistik
j Länderindex
t
normalverteilter Störterm zum Zeitpunkt t

VII
¥ Japanischer
Jen
k
Laglänge, Betrag der Verzögerung,
Absolutglied
0
Absolutglied des Kointegrationsvektors eines Vektor Fehler-
korrektur-Modells
k
Loglikelihoodwert einer Modellspezifikation mit k Lags,
Wahrscheinlichkeitsmaß
Eigenwert eines stochastischen Differenzengleichungssytems
geschätzter Eigenwert
max
Max-Teststatitik
trace
Trace-Teststatitik
m
Anzahl der endogenen Variablen abzüglich der Anzahl an
Kointegrationsvektoren
µ
Vektor von Absolutgliedern
N
Gesamtheit aller betrachteten Länder
~N(.)
Normalverteilt mit Erwartungswert (.)
n
Anzahl endogener Variablen
i,t
multivariater, normalverteilter Störterm zum Zeitpunkt t für
Land i
t
Anteil der Handelswaren am repäsentativen Warenkorb des
Innlandes zum Zeitpunkt t
t
#
Anteil der Handelswaren am repäsentativen Warenkorb des
Auslandes zum Zeitpunkt t
P Preisniveauindex
P
g
Binnenpreis des Gutes g
P
g
#
Auslandspreis des Gutes g
p Signifikanzniveau
p
t
T
logarithmiertes Binnenpreisniveau der Handelswaren zum
Zeitpunkt t
p
t
NT,#
logarithmiertes Preisniveau für nicht-handelbare Waren des
Auslandes zum Zeitpunkt t
Zustandsmatrix (Produkt aus Kointegrations- & Ladungsvektoren)
Britisches
Pfund
Q
t
realer Wechselkurs zum Zeitpunkt t
q
realer Wechselkurs ausgedrückt in logarithmierter Schreibweise

VIII
q
t
T
realer Wechselkurs für Handelswaren zum Zeitpunkt t
ausgedrückt in logarithmierter Schreibweise
r
Anzahl an Kointegrationsbeziehungen und Rang der Matrix
autoregressiver Parameter
~
Schätzwert für den autoregressiven Parameter
S
Kassakurs [Menge heimischer Geldeinheiten pro Deviseneinheit]
S
t
Kassakurs zum Zeitpunkt t
s
Kassakurs ausgedrückt in logarithmierter Schreibweise
Standardabweichung
2
Varianz
von
g
P
g
Preisindex
$ Dollar
T
Stichprobenumfang, Anzahl an Beobachtungen
t
Zeitindex
Zeitindex
k
Autokorrelationskoeffizient k-ter Ordnung
v
positive natürliche Zahl
residuale Kovarianzmatrix
0
linearer Zeittrend in Zeitreihen
1
linearer Zeittrend des Kointegrationsvektors eines Vektor
Fehler-korrektur-Modells
2
quadratischer Zeittrend in Zeitreihen
x
t
Vektor endogener Variablen
c
Empirische Relation zur Approximation von kritischen Werten
bei LR-Tests auf den Rang der Matrix P in Abhängigkeit von c
0
Absolutglied der statischen Regression
1
Elastizität des Kassakurses bezüglich des inländischen
Preisniveaus
2
Elastizität des Kassakurses bezüglich des ausländischen
Preisniveaus
z
t
Linearkombination, die aus Prozessen vom Integrationsgrad d
hervorgeht und selbst ein Prozeß vom Integrationsgrad d-b ist.
A'
Transpositionszeichen auf die Matrix A angewandt
Orthogonalitätzeichen
|A|
Determinante der Matrix A

IX
m n
m Zeilen und n Spalten
a
A
a ist Teilmenge von A
a
b
a und b
a
b
aus s folgt b und aus b folgt a
ungleich
ungefähr
{.} Zeitreihe
|.|
Betrag von
a
b
a strebt gegen b
Unendlich
für Alle
[a;b]
Offenes Intervall mit den Grenzen a und b
Reverenzland
Reverenzwährung
*
Signifikanz auf dem 10 Prozent Niveau
**
Signifikanz auf dem 5 Prozent Niveau
***
Signifikanz auf dem 1 Prozent Niveau
[...]
Auslassung von Textstellen innerhalb bei Zitaten

Miralem Leho: Kaufkraftparität: Theorie und Empirie Seite 1
1. Einführung
Nach fast zwei Jahren beinahe ununterbrochenen Kursverfalls stabilisiert sich der
/$-Wechselkurs. Auf einmal wird sogar wieder über die offenbar magische Parität
zum Dollar - also einen Wechselkurs von eins zu eins - spekuliert.
1
Doch ist Kurs-
parität zum gegenwärtigen Zeitpunkt realistisch? Die Beantwortung einer solchen
Frage bedarf eines Maßstabs für Gleichgewicht.
2
Trotz seiner Restringiertheit ist das
Gleichgewichtsmodell der Kaufkraftparität häufig das erste, dessen sich Ökonomen
in der Absicht bedienen, etwaige Fehlbewertungen von Währungen zu untersuchen.
3
Die Kaufkraftparität (KKP) stellt die einfache Behauptung auf, daß nationale Preis-
indizes, wenn sie in eine einheitliche Währung umgerechnet werden, übereinstimmen
sollen.
4
Bei genauerer Betrachtung verliert das Konzept jedoch viel von seiner ur-
sprünglichen Einfachheit. KKP-Vergleiche werfen sämtliche Arten von Indexgrößen-
Problemen auf, denen man sich bei internationalen Vergleichen gegenüber sieht,
wobei durch die Betrachtung von Zeitreihendaten die Schwierigkeiten zunehmen.
5
Eine andere Frage ist die, ob die KKP überhaupt empirische Relevanz besitzt.
Dornbusch kommentiert den Sachverhalt wie folgt: "[...] the theory remains contro-
versial, because strict versions are demonstrably wrong, whereas soft versions
deprive it of any useful content [...] inbetween there is room for theory and empirical
evidence to specify the circumstances under which, and the extent to which PPP
provides a useful thought not exact description of exchange rate behaviour."
6
Der
vorliegende Aufsatz widmet sich dem Thema der KKP in vier Schritten. Der zweite
Abschnitt stellt die Theorie vor. Der dritte Abschnitt befaßt sich mit der Empirie.
Abschnitt 3.1. gibt einen Überblick über empirische Untersuchungen. In Abschnitt
3.3. werden im Rahmen des Kointegrationskonzepts eigene Untersuchungen zur
Frage der Validität der KKP durchgeführt, welche partielle Unterstützung zugunsten
der KKP-Hypothese liefern. Die Grundlage hierfür bilden Quartals-Endwerte der um
Verbrauchergeldpariäten modifizierten Konsumentenpreise der G7 Nationen für den
Zeitraum 1975:I-2000: . Durch diese Modifikation wird das Basisjahrproblem
umgangen. Der vierte Abschnitt faßt zusammen und stellt Schlußfolgerungen an.
1
Rudzio (2001) S.19
2
vgl. MacDonald (2000) S.1
3
vgl. ebenda S.7
4
vgl. Rogoff (1996) S.647
5
vgl. ebenda S.647
6
vgl. Dornbusch (1988), S.265

Miralem Leho: Kaufkraftparität: Theorie und Empirie Seite 2
2. Geschichte und Theorie der Kaufkraftparität
Die KKP-Theorie ist der älteste Bestandteil der heute noch gültigen Wechsel-
kurstheorie.
7
In ihrer allgemeinsten Form gibt sie an, daß eine Wechselkursänderung
im Zeitverlauf durch die Veränderung relativer Preisniveaus zweier Länder bestimmt
wird.
8
Weil die Theorie die Preisveränderungen als die ausschlaggebende Deter-
minante von Wechselkursveränderungen hervorhebt, wurde sie oft als die ,,inflation
theory of exchange rates" bezeichnet.
9
Das KKP-Theorem hat seine Ursprünge im 16. Jahrhundert, als man die Beobacht-
ung gemacht hatte, daß sich 100 Goldstücke in Spanien gegen bspw. 90 der gleichen
Goldstücke in Flandern, jedoch gegen 120 in Westindien wechseln ließen. Ferner
stellte man fest, daß die Güterpreise in Flandern niedriger waren als in Spanien, in
Westindien hingegen sehr viel höher. Dies führte zum Schluß, daß sich der Wert der
Goldmünzen an verschiedenen Orten nach ihrer Kaufkraft richtete.
10
Die moderne Wiederentdeckung der KKP durch Gustav Cassel wurde durch die
Währungserschütterungen des ersten Weltkriegs ausgelöst. Sein Ausgangspunkt war
die Frage, wie nach einer Periode unterschiedlicher Inflation eine neue Kursparität
bestimmt werden könne. Im wesentlichen schlug er vor, auf kumulierten Konsum-
entenpreisindizes basierende Inflationsraten zu berechnen, um auf dieser Grundlage
Inflationsdifferenzen, die zur Aufrechterhaltung der KKP benötigten Wechselkurs-
veränderungen, zu evaluieren.
11
Dabei war sich Cassel stets klar darüber, daß auch
andere Faktoren den Gleichgewichtswechselkurs beeinflussen, so daß Abweichungen
von der Faustregel angezeigt sein können.
12
Die größte Schwäche seiner Darstel-
lungen war, daß er die beiden Versionen, der absoluten bzw. relativen KKP, nie klar
geschieden hat.
13
Einerseits konnte er die quantitätstheoretische Grundlage nie genug
hervorheben. Immer wieder wies er auch darauf hin, daß Handelshemmnisse
Abweichungen von der absoluten KKP mit sich bringen. Andererseits hat er aber
auch immer wieder vom internationalen Ausgleich der Kaufkraft des Geldes
gesprochen. Diese Zweideutigkeit hat die KKP-Diskussion jahrzehntelang geprägt.
14
7
Jürg Niehans (1995) S.151
8
Gerhards (1994) S.13
9
vgl. Dornbusch (1988) S.265
10
vgl. Niehans (1995) S.151
11
vgl. Rogoff (1996) S.649
12
vgl.Niehans (1995) S.154
13
vgl. ebenda S.167
14
vgl. ebenda S.167

Miralem Leho: Kaufkraftparität: Theorie und Empirie Seite 3
2.1. Das Gesetz des einheitlichen Weltmarktpreises
Das ,,Gesetz des einheitlichen Weltmarktpreises" (GEP) ist der grundlegende Be-
standteil aller Varianten von KKP.
15
Das GEP besagt, daß identische Güter in unter-
schiedlichen Nationen zum gleichen Preis gehandelt werden, wenn ihre Preise in
einer einheitlichen Währung bewertet werden. Die formelle Darstellung des GEP ist:
P
g
= S * P
g
#
(1)
wobei P
g
den heimischen und P
g
#
den ausländischen Preis des Gutes g, ausgedrückt in
heimischen bzw. ausländischen Geldeinheiten, darstellen. Der Kassakurs S ist
definiert als die Menge an heimischen Geldeinheiten, die für eine Einheit
ausländischer Währung dargeboten werden muß, bspw. zwei DEM für einen US$ .
Es ist ,,einfach" der ökonomische Zwang des internationalen Wettbewerbs, der das
GEP gewährleistet. In einem integrierten, konkurrierenden Weltmarkt kann ein Gut
nur einen Preis haben. Sind Wechselkurse jedermann bekannt, so sorgt vollständiger
Wettbewerb dafür, daß internationale Preisdifferenzen für ein und dasselbe Gut
schnell durch Arbitrage nivelliert werden.
16
Es gibt viele Beispiele, für die das GEP greift. Tabelle 1 zeigt , daß Gold zu
beliebigen Zeitpunkten auf verschiedenen Märkten zum selben Preis gehandelt wird.
Das gleiche gilt für international gehandelte Obligationen und Aktien.
17
Tabelle1: Das GEP für Gold. Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung 14.03.2001
Ort
Zeit
Goldeinheiten Währung Kurs 12.3.00
Kurs 13.3.00
Frankfurt
1-kg-Barren
9385,00 9385,00
Paris
1-kg-Barren
9370,00
9380,00
Luxemburg 1-Unze
$
273,30 269,85
London
10:30
1-Unze
$
270,50
269,40
London
15:00
1-Unze
$
272,50
269,30
New York
März
1-Unze
$
270,80
n.v.
Zürich 15:00
1-Unze $
271,30 269,60
Erläuterung: Kurs am 13.03.01: 0,9176[$/] ; 1-Unze(oz) = 28,3495 g
15
vgl. Rogoff (1996) S.649 bzw. Rosenberg (1996) S.12
16
vgl. Junge (1984) S.21
17
vgl. ebenda (1984) S.21

Miralem Leho: Kaufkraftparität: Theorie und Empirie Seite 4
Allerdings müssen einige Voraussetzungen vorliegen, damit das GEP empirische
Relevanz haben kann:
18
Handelbarkeit der fraglichen Güter
Abwesenheit von Arbitrage- bzw. Handelsbeschränkungen
Abwesenheit von Transportkosten
vollständige Homogenität der gehandelten Güter
In der Realität sind aber oft mehrere Voraussetzungen gleichzeitig nicht erfüllt, wie
dies das Beispiel des europäischen Automobilmarktes zeigt. Trotz der Einführung
des Euros verlangen viele Autohersteller für ihr Produkt in Deutschland völlig andere
Preise als z.B. in Dänemark oder den Niederlanden. Preisdifferenzen von bis zu 42,6
Prozent, wie im Fall zwischen einem dänischen VW Bora1.6 (10385 ) und dem
deutschen Pendant (14809 ) bzw. 36,2 Prozent zwischen dem dänischen (10811 ),
niederländischen (13520 ) und dem deutschen Audi A3 1.6 (jeweils vor Steuern)
sind keine Seltenheit und liegen auch bei den Modellen Seat Leon 1.4, Opel Astra
1.6, Ford Focus 1.6 und Renault Mégane 1.4 in der Größenordnung von 30 Prozent.
19
Der Grund für die Unterschiede ist die hohe Luxussteuer in Dänemark, die den
Endpreis auf das Dreifache des ursprünglichen Nettopreises schrauben kann. In den
Niederlanden beträgt die Neuwagensteuer immerhin noch 45 Prozent. Infolgedessen
subventionieren die Volumenhersteller laut Professor Dudenhöffer die Preise in
Dänemark oder in den Niederlanden auf Kosten der Preise in Deutschland. Da das
selektive Vertriebssystem den Verkauf an andere Wiederverkäufer als den Vetrags-
händler verbiete, gebe es auch auf diesem Wege keinen Preisausgleich.
20
2.2.
Die absolute Kaufkraftparität
Die starke bzw. absolute Form der KKP baut, integrierte und konkurrierende Märkte
vorausgesetzt sowie von Kapitalmarkttransaktionen abstrahiert, auf dem GEP auf
und betrifft dessen Ausweitung auf Warengattungen oder Warenkörbe.
21
18
vgl. Rosenberg (1996) S.12
19
vgl. Schmidt (2001) S.59
20
vgl. Schmidt (2001) S.59
21
vgl. Dornbusch (1988) S.266

Miralem Leho: Kaufkraftparität: Theorie und Empirie Seite 5
Die absolute Kaufkraftparität verlangt formal:
g
P
g
= S *
g
P
g
#
(2)
wobei sich die Summen auf die Konsumentenpreise beziehen.
22
Eine alternative Dar-
stellungsform der absoluten KKP ergibt sich nach Logarithmierung und anschließen-
der Subtraktion von ln(
g
P
g
)= p von beiden Seiten von (2) als:
q
s
- p
+ p
#
0
(3)
Gleichung (3) impliziert die Forderung, daß der reale Wechselkurs q kontinuierlich
den Wert Null annehmen soll.
23
Abbildung 1 veranschaulicht die absolute KKP
grafisch. Beim Übergang von räumlicher Arbitrage einzelner Güter hin zu homo-
genen Warengruppen (handelbare) bis hin zu ganzen Warenkörben (Produzenten- u.
Konsumentenpreisindizes bzw. BIP-Deflatoren) sind weitere Voraussetzungen von
Nöten, um das GEP auf diese
Aggregate auszudehnen:
24
Beinhaltung identischer
Güter in den Aggregaten
identische Gewichtung d.
Güter in den Aggregaten
perfekte Substitutionalität
d. Güter unterschiedlicher
Aggregate
Abbildung 1: Absolute Kaufkraftparität
E32
Quelle: Rosenberg(1996) S.9
Sobald jedoch das Warenbündel auch Waren umfaßt, die entweder gar nicht oder nur
mit Kosten und Hindernissen gehandelt werden können, ist die absolute Version
falsch, denn keine ökonomische Kraft wirkt dann auf den Ausgleich der Kaufkraft
hin und dieser Ausgleich ist kein sinnvolles Ziel. In Wirklichkeit werden viele
wichtige Güter gar nicht oder nur mit hohen Transferkosten gehandelt, wie dies das
22
vgl. Rogoff (1996) S.650
23
vgl. Ronald McDonald (1993) S.690
24
vgl. Junge (1984) S.23

Miralem Leho: Kaufkraftparität: Theorie und Empirie Seite 6
Beispiel des europäischen Neuwagenmarktes verdeutlicht. Die absolute Version der
KKP ist deshalb nicht haltbar.
25
Etwaige Behinderungen schließen jedoch nicht aus, daß die Preise identischer Güter
an unterschiedlichen Orten stark miteinander korrelieren und Arbitrage existiert.
26
2.3. Die relative Kaufkraftparität
Pehr Niclas Christiernin (1725-1799) hat die KKP zum ersten Mal richtig und im
modernen Sinne ausgesprochen.
27
Der entscheidende Punkt liegt darin, daß die
Quantitätstheorie auch auf die Wechselkurse angewendet wird. Der Quantitätstheorie
zufolge ist das Preisniveau einer Volkswirtschaft bestimmt durch das Verhältnis von
Geld-Angebot und Nachfrage. Der KKP zufolge werden sich die Wechselkurse
anpassen, um Preisniveaus international auszugleichen. Wenn also monetäre
Faktoren die Preisniveaus determinieren und Veränderungen der relativen
Preisniveaus wiederum die Veränderung der Wechselkurse bestimmen, so folgt
daraus, daß monetäre Faktoren die Veränderung der Wechselkurse determinieren.
28
Abbildung 2 zeigt die Geldmengen-Preisniveau-Wechselkurs Beziehung.
25
Niehans (1995) S.154
26
vgl.Gerhards (1994) S.14
27
Niehans (1995) S.152
28
vgl. Rosenberg (1996) S.10

Miralem Leho: Kaufkraftparität: Theorie und Empirie Seite 7
Die relative Form der KKP verlangt lediglich, daß die Differenzen zwischen
heimischen und ausländischen Wachstumsraten der KPI durch die Wachstumsrate
der Wechselkurse ausgleichen werden.
29
Formal lautet die Bedingung:
g
P
g,t
/
g
P
g,t-1
= (S
t
/S
t-1
)*(
g
P
#
g,t
/
g
P
#
g,t-1
)
(4)
1=S
t
/S
t-1
*
P
t
#
/P
t-1
#
*
P
t
/P
t-1
Q
t
/Q
t-1
(5)
0=
s
t
-
p
t
+
p
t
#
q
t
(6)
wobei
q
t
die Veränderung des realen Wechselkurses darstellt. Da die in diesem Zu-
sammenhang verwandten in- und ausländischen Aggregate i.d.R. nicht mit den theo-
retischen Pendants übereinstimmen, das GEP mithin zusammenbricht, kann KKP nur
noch dann gelten, wenn das Homogenitätspostulat der monetären Theorie gerecht-
fertigt ist. Die Homogenitätsannahme bewirkt, daß rein monetäre Schocks
(unantizipiert und einmalig) sämtliche gleichgewichtigen Relativpreise unverändert
lassen und zu proportionalen Veränderungen der Geldmenge, sowie aller Preise und
Wechselkurse führen.
30
Die Konstanz der realwirtschaftlichen Faktoren bewirkt, daß
wenn die Anpassungsprozesse der Volkswirtschaft abgeschlossen sind, die Wechsel-
kursabwertung der Inflation beliebiger Güter bzw. Preisindizes entspricht, mithin
Gleichungen (4) bis (6) erfüllt sind.
31
Unter diesen Bedingungen würden die Gleichungen (4) bis (6) sogar dann erfüllt
sein, wenn sie sich ausschließlich auf Indizes nicht handelbarer Güter beziehen
würden. Mit anderen Worten, es können gemäß der relativen KKP die Preise der zu
vergleichenden Aggregate - zum Wechselkurs umgerechnet - beliebig voneinander
abweichen, solange sie ein realwirtschaftliches Gleichgewicht darstellen.
32
Die
relative KKP behauptet einfach, daß die Preise der Güter und der ausländischen
Währungen von einer Vermehrung der Geldmenge auf die Dauer in gleicher Weise
beeinflußt werden und deshalb parallel verlaufen.
33
29
vgl. Rogoff (1996) S.650
30
vgl. Dornbusch (1988) S.268
31
vgl. Dornbusch (1988) S.268
32
Niehans (1995) S.154
33
Niehans (1995) S.155

Miralem Leho: Kaufkraftparität: Theorie und Empirie Seite 8
2.4.
Abweichungen von der Kaufkraftparität
Obwohl Cassel bereits 1918 zu realisieren begann, daß Wechselkurse zeitweise von
der KKP abweichen können, löste er sich zu keiner Zeit von seiner ,,fundamentalis-
tischen" Sichtweise der Bestimmtheit der Wechselkurse durch die KKP.
Dornbusch kommentiert die KKP Diskussion wie folgt: ,,Gustav Cassel was im-
pressed with the correlation between inflation and depreciation, but more impresssive
in my judgement is the fact of 50 or 75% changes in real exchange rates."
34
Aus den Gleichungen (3) bzw. (6) ergibt sich aber, daß die KKP nur dann erfüllt ist,
wenn q
t
bzw.
q
t
gleich Null ist, der reale Wechselkurs also konstant ist.
Die nachstehende Abbildung 3 zeigt indes das wahre Verhalten realer Wechselkurse
am Beispiel des realen US-$-Kurses der vergangenen 13. Jahrzehnte.
Wie erwartet waren Volatilität und Abweichungen des realen Wechselkurses unter
dem Regime des Goldstandards relativ gering. Die Periode der Weltkriege war ein
wesentlicher Wendepunkt; die Abweichungen wurden sehr viel größer, da viele
Währungen nun frei konvertierbar waren oder aber nur für wenige Jahre fixiert
waren. Nach 1945 nahmen die Abweichungen teilweise ab, insbesondere in den 60er
Jahren, auf dem Höhepunkt des Systems fester Wechselkurse von Bretton Woods.
Als in den 70er Jahren die Ära der flexiblen Wechselkurse anbrach, nahmen
34
Dornbusch (1988) S.263
Ende der Leseprobe aus 79 Seiten

Details

Titel
Kaufkraftparität. Theorie und Empirie
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
79
Katalognummer
V185627
ISBN (eBook)
9783656983125
ISBN (Buch)
9783867465243
Dateigröße
992 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kaufkraftparität, theorie, empirie
Arbeit zitieren
Miralem Leho (Autor:in), 2001, Kaufkraftparität. Theorie und Empirie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185627

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