War der Dreissigjährige Krieg (1618-1648) ein Konfessionskonflikt?


Seminararbeit, 2003

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Der böhmisch-pfälzische Krieg

3. Der niedersächsisch-dänische Krieg

4. Das Restitutionsedikt

5. Der schwedische Krieg und der Prager Frieden

6. Der französisch-schwedische Krieg

7. Der Westfälische Friede

8. Soldaten und Bevölkerung

9. Die Frage nach dem Religionskrieg

10. Anhang

11. Literaturliste

1. Einleitung

„Im kulturellen Gedächtnis wird der Dreißigjährige Krieg als das überragende Exempel für einen lang andauernden Konflikt erinnert, der durch „Religion“ verursacht wurde“[1]

In meiner Hausarbeit werde ich erörtern, inwiefern der Dreißigjährige Krieg ein Konfessionskonflikt, bzw. ein Religionskrieg war.

Dazu werde ich den Krieg in sechs Abschnitte (die vier Kriegsabschnitte, das Restitutionsedikt und den Westfälischen Frieden) einteilen. Am Ende werde ich mich noch der Zivilbevölkerung und den Soldaten zuwenden. Ich beginne jedes Kapitel mit einer kurzen Einführung in den historischen Kontext. In diesem Kontext werde ich jeweils im zweiten Teil des Kapitels den Anteil, den die Konfessionen und die Religion im Allgemeinen an diesem Teilabschnitt haben, darstellen.

Da die Haltung der einfachen Bevölkerung noch nicht ausreichend erforscht wurde, kann ich im 8.Kapitel nur relativ exemplarisch arbeiten und es ist weitgehend unmöglich, allgemeingültige Aussagen zu treffen.

Mit Hilfe von Fachliteratur und einigen Quellen möchte ich herausfinden, ob der Glaube an Gott und die jeweilige konfessionelle Richtung ausschlaggebend für die Handlungen der Führungseliten sowie des Volkes war und sich der Dreißigjährige Krieg somit als ein reiner Konfessionskonflikt darstellt, oder ob die Konfession nur Vorwand, Propagandamittel oder Legitimationsbasis bildete. Letzteres würde zeigen, dass es sich vorrangig um einen Machtkonflikt gehandelt hatte.

Diese Frage werde ich im Schlussteil der Hausarbeit erörtern.

Im Anhang werden wichtige Personen und Ereignisse (sie sind im laufenden Text kursiv gedruckt) kurz erklärt.

2. Der böhmisch-pfälzische Krieg

Der Auslöser für den böhmisch-pfälzischen Krieg war der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618. Er entfachte eine Adelsrevolte .

Die Ursachen dieser Revolte lagen in religionsrechtlichen Differenzen, in weitreichenden strukturellen Problemen der Machtverteilung und den damit aufs engste verbundenen Konfessionskonflikten, die seit der Reformation bestanden.[2]

Ferdinand II., König von Böhmen, wurde von den böhmischen Ständen, nachdem diese die Regierung übernommen hatten[3], abgewählt, kurz bevor er in Frankfurt/Main die Kaiserwürde erhielt. An seine Stelle trat Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz.

Böhmen wurde jedoch von habsburgischer Seite schnell wieder zurückerobert, da ausländische Unterstützung ausblieb und das Land von innen heraus durch städtische und bäuerliche Aufstände und Finanznot zermürbt wurde. Die Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620, in der Böhmen innerhalb von zwei Stunden besiegt wurde, besiegelte dessen Niederschlagung. Daraufhin erfolgten mehr oder weniger erfolgreiche Rekatholisierungsmaßnahmen in Ungarn, Schlesien, Böhmen, Mähren, Ober- und Niederösterreich.

Truppen Spaniens und der katholischen Liga besetzten die Pfalz. Der Kurfürst wurde vom Kaiser geächtet und flüchtete nach kurzem militärischen Wiederstand ins holländische Exil. Daraufhin löste sich die protestantische Union auf. Maximilian von Bayern wurde die Kurwürde der Pfalz übertragen. Der Sieg Habsburgs über Böhmen stärkte die Situation der gegenreformatorischen Mächte und trug dazu bei, dass sich der Konflikt zu einer europäischen Angelegenheit ausweitete.

Rolle der Konfessionen

In dieser ersten Phase des Krieges kann man eine starke Überschneidung konfessioneller und politischer Interessen und Motive auf beiden Seiten erkennen.

Das zentralistische Streben Ferdinands II. ließ die böhmischen Stände um ihre Religions- und Ständefreiheit bangen[4]. Durch den Aufstand vollzogen sie den offenen Bruch mit Habsburg[5] den man als einen „ständisch-partikularen Staatsbildungsversuch“[6] sehen kann.

Friedrich von der Pfalz empfand die Aufforderung Böhmens, böhmischer König zu werden, als eine „göttliche Berufung“[7], allerdings bedeutete dies zugleich einen enormen Machtzuwachs.

Für den Kaiser hatte die Niederschlagung des böhmischen Aufstands[8] sowie die Wiederherstellung seiner Autorität[9] höchste Priorität. Die Errichtung eines habsburgischen Staates in Europa zum Schutze der Christenheit gegen den Islam und zur Festigung des Katholizismus (zu erreichen durch Restitutionen) im Reich, gingen damit einher. Letzteres war mit der Verwirklichung der katholischen Interpretation des Augsburger Religionsfriedens verbunden[10]. Auch wenn diese Ziele alle religiös legitimiert wurden, sind die dynastischen und territorialen Interessen nicht zu übersehen.

Maximilian von Bayern strebte die pfälzische Kurwürde und die Wiederherstellung des Friedens im Interesse der katholischen Mächte an.

Im Kampf gegen den Protestantismus und um die Verwirklichung ihrer Ziele, empfand Ferdinand II.[11], ebenso wie Maximilian[12] stets die Führung und Fügung Gottes und die Verpflichtung dieser nachzukommen. Die Triumphe und Gebietsgewinne, die als „Gnade Gottes“[13] gesehen wurden, bezeichnete Papst Georg XV. nicht nur als „Ruhmeszierde [...] , sondern auch [als] eine Herzensfreude für den gesamten Erdkreis“[14].

3. Der niedersächsisch-dänische Krieg

Im Juni 1624 gingen Holland, England, das sich von Spanien abwandte, und Frankreich, unter Richelieu, das Haager Bündnis ein. Diese Mächte wendeten sich gegen das habsburgische Spanien, welches unter Oliváres eine aggressivere und expansivere Politik vertrat, als unter seinem Vorgänger. Dabei wollten die Bündnispartner allerdings nur finanzielle Unterstützung für militärische Aktionen, die Dänemark leiten sollte, beisteuern.

Das Vorrücken der Truppen der Liga nach Norden und die Bedrohung der Niederlande durch spanische Militärs gaben Christian IV. von Dänemark schließlich einen Vorwand zum Kriegseintritt im Frühjahr 1625.

Militärisch gesehen waren der Kaiser und Spanien sehr von der Liga und ihren Truppen abhängig. Daher gründete Wallenstein, ein böhmischen Adliger, eine kaiserliche Armee. Dieses schlagkräftige Heer eroberte große Teile Norddeutschlands.

Um eine Verständigung zwischen Schweden und Dänemark zu verhindern, schloss der Kaiser mit Christian IV. trotz der Versuche seiner Bündnispartner, ihn zur Fortsetzung zu bewegen, den Lübecker Frieden. Dieser regelte, dass sich Dänemark nicht mehr in Reichsangelegenheiten einmischen sollte und im Gegenzug sämtliche territorialen Besitzungen zurück erhalten würde.

Obwohl nun das Haager Bündnis zerbrach, ging der Kampf gegen Habsburg weiter. Dafür beendete Schweden seinen Feldzug in Polen mit einem Waffenstillstand, bei dem Frankreich die Rolle des Vermittlers angenommen hatte, und konnte somit mühelos in Deutschland einmarschieren.

Rolle der Konfessionen

Laut Bireley, ist diese Phase des Konflikts die Phase des „Heiligen Krieges“, da „Ferdinand and Maximilian now came to see themselves as fighting at God’s summons, and they took to the offensives“[15]. Dadurch hätten sie keine Zweifel an der Legalität ihrer Handlungen gehabt.

Das Ergebnis, das sich Ferdinand vom Aufbau der Armee unter Wallenstein erhofft habe, sei der Ausbau seiner Machtstellung in einem noch nie da gewesenen Ausmaß gewesen[16]. Wallenstein habe vor allem aufgrund persönlichen Ehrgeizes[17], weniger durch religiöse Überzeugung, diese Aufgabe übernommen.

Auf der gegnerischen Seite formierte sich unter dem Bündnis Englands mit Frankreich ein antihabsburgischer Block[18], dessen Ziel es war die Liga zu zerschlagen und Friedrich aus seinem holländischen Exil in die Pfalz zurückzubringen.

Der zu dieser Aufgabe auserkorene Christian von Dänemark sah sich selbst als „Verteidiger des protestantischen Glaubens“.[19] Auch „das Zusammentreffen der skandinavischen Rivalität um die Vorherrschaft im Ostseeraum mit der verschlungenen und zugleich brisanten Diplomatie Englands, des Kurfürsten von der Pfalz und der Niederlande hatten auf die religiöse Überzeugung und die persönlichen Ambitionen Christians [...] Einfluss.“[20]

Das Bündnis zwischen England und Frankreich zerfiel aufgrund von konfessionspolitischen Differenzen, da England nicht bereit war an der Seite Frankreichs gegen die protestantischen Hugenotten militärisch vorzugehen. England befürchtete Aufstände der tief protestantischen bzw. anglikanischen britischen Bevölkerung.

[...]


[1] Rendtorff, Trutz: Religion und Konfession. Zur Bedeutung des Westfälischen Friedens von 1648 für den politischen Rechtsfrieden. In: Leviathan. Zeitschrift für Sozialwissenschaft 27, 1999, S.238-250; S.242

[2] Repgen, Konrad: Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede: Studien und Quellen. Paderborn 1998, S.292

[3] Schormann, Gerhard: Der Dreißigjährige Krieg. Göttingen 1985, S.25f

[4] Petrán, Josef: Die Anfänge des Krieges in Böhmen. In: Bußmann, Klaus/Schilling, Heinz (Hg.): 1648: Krieg und Frieden in Europa. Politik, Religion, Recht und Gesellschaft. Münster/Osnabrück 1999, S.85-93, S.85

[5] Dülmen, Richard van: Entstehung des frühneuzeitlichen Europa 1550-1648. Augsburg1998, S.404

[6] Burkhardt, Johannes: Der Dreißigjährige Krieg als frühmoderner Staatsbildungskrieg. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht. 1994, Jahrgang 45, Heft 1 S.487-499

[7] Parker, Geoffrey: Dreißigjähriger Krieg. Frankfurt/Main 1991, S.122

[8] Schormann, Gerhard: Der Dreißigjährige Krieg. Göttingen 1985, S.63

[9] Bireley, Robert: Religion and Politics in the age of the counterrevolution: emperor Ferdinand II, Wil- liam Lamormaini, S. J., and the formation of imperial policy. Chapel Hill 1981, S.3

[10] Bireley, Robert: The Thirty Years’ War as Germany’s Religious War. Repgen, Konrad (Hg.): Krieg und Politik 1618-1948: europäische Probleme und Perspektiven. München 1988 S.85-106, S.91

[11] Ebd. S.93

[12] Bireley, Robert: Maximilian von Bayern, Adam Contzen S.J. und die Gegenreformation in Deutsch land 1624-1635. Göttingen 1975, S.224

[13] Breve des Papstes Gregors XV. an Maximilian von Bayern vom 11.März 1623.Burckhardt, Johannes: Frühe Neuzeit. 16.-18. Jahrhundert, Athenäum 1985, S.150

[14] Ebd. S.150, Breve vom 15.Oktober 1622

[15] Bireley, Robert: The Thirty Years’ War as Germany’s Religious War. In: Repgen, Konrad (Hg.): Krieg und Politik 1618-1948: europäische Probleme und Perspektiven. München 1988, S.85-106, S.95

[16] Schormann, Gerhard: Der Dreißigjährige Krieg. Göttingen 1985, S.64

[17] Ebd., S.37

[18] Repgen, Konrad: Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede: Studien und Quellen. Paderborn 1998, S.294

[19] Parker, Geoffrey: Dreißigjähriger Krieg. Frankfurt/Main 1991, S.145

[20] Ebd. S. 145

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
War der Dreissigjährige Krieg (1618-1648) ein Konfessionskonflikt?
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Proseminar (B): Internationale Beziehungen im Europa des 17. Jahrhunderts
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
22
Katalognummer
V18514
ISBN (eBook)
9783638228480
Dateigröße
531 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Hausarbeit behandelt den Anteil der Konfessionen in den einzelnen Kriegsabschnitten.(böhmisch-pfälzischer Krieg, niedersächsisch-daänischer Krieg, Restitutionsedikt, Der schwedische Krieg und der Prager Frieden, der französisch -schwedische Krieg und der Westfälische Friieden. Dazuu kommt noch ein Abschnitt über die Bevölkerung und die Soldaten.
Schlagworte
Dreissigjährige, Krieg, Konfessionskonflikt, Proseminar, Internationale, Beziehungen, Europa, Jahrhunderts
Arbeit zitieren
Sophia Freund (Autor:in), 2003, War der Dreissigjährige Krieg (1618-1648) ein Konfessionskonflikt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18514

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