Was ist ein Menhir?

Interview mit dem Mainzer Archäologen Dr. Detert Zylmann über Hinkelsteine


Fachbuch, 2011

82 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

Interview mit dem Mainzer Archäologen Dr. Detert Zylmann

Fundorte von Menhiren in Deutschland

Literatur

Bildquellen

Der Archäologe Dr.. Detert Zylmann

Publikationen von Dr. Detert Zylmann

Der Autor Ernst Probst

Bücher von Ernst Probst

Foto auf der vorhergehenden Seite:

Menhir von Saint-Uzec (auch Saint-Duzek oder Saint Uzeee) nahe der gleichnamigen Kapelle,

etwa 2,5 Kilometer nordöstlich von Tr é beurden im D é partement Cotes d ‘ Armor in Frankreich. Dieser Menhir besteht aus Granit,

ist rund acht Meter hoch und drei Meter breit.

Er wurde in der Jungsteinzeit um 2500 v. Chr. aufgerichtet. 1674 erfolgte seine Skulptierung durch den Jesuitenpriester und bretonischen Ortographen Julien Maunoir (1606-1683), den „ Apostel der Bretagne “ , als Kampfansage an das angeblich auflebende Heidentum. Oben trägt der Menhir ein Kreuz. In seine Südseite sind au ß er Mond und Sonne auch Szenen der Anbetung und die Leidenswerkzeuge oder Arma Christi (Hammer, Nägel, Peitsche und andere) eingemei ß elt. Das Steinmal von Saint-Uzec gilt als der gr öß te mit christlichen Symbolen versehene Menhir in Frankreich.

Ernst Probst

Was ist ein Menhir?

Interview mit dem Mainzer

Archäologen Dr. Detert Zylmann über Hinkelsteine

Widmung

Dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, dem Landesmuseum Mainz und dem Naturhistorischen Museum Mainz gewidmet,, deren Mitarbeiter mich bei den Recherchen für Artikel und populärwissenschaftliche Bücher mit Rat und Tat unterstützt haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Menhir bei Thomm,

Verbandsgemeinde Ruwer, Kreis Trier-Saarburg; in Rheinland-Pfalz.

Höhe etwa 1,80 Meter

Vorwort

Was ist ein Menhir?

In dem Taschenbuch „Was ist ein Menhir?“ wird ein Interview des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst

Probst mit dem Mainzer Archäologen Dr. Detert Zyl- mann über Menhire (auch „Hinkelsteine“ genannt) veröffentlicht. Eines der Kapitel erwähnt zahlreiche Menhir-Fundorte in Deutschland. Detert Zylmann gilt als Experte der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur, keltischer Funde aus der Eisenzeit sowie der Menhire in Rheinhessen und der Pfalz. Der frühere Zeitungs- redakteur Ernst Probst hat von 1986 bis heute rund 200 Bücher, Taschenbücher, Broschüren und E-Books veröffentlicht. Zu seinen Spezialitäten gehören Themen aus den Bereichen Paläontologie und Archäologie sowie Biografien vor allem von berühmten Frauen. Am be- kanntesten sind seine Werke „Deutschland in der Ur- zeit“, „Deutschland in der Steinzeit“ und „Deutschland in der Bronzezeit“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Interview mit dem Mainzer Archäologen Dr. Detert Zylmann

Frage: Herr Dr. Zylmann, was ist - populär erklärt - ein Menhir?

Antwort: Das Wort „Menhir“ ist keltischen Ursprungs und bezeichnet ein bewusst von Menschenhand aufgerichtetes, freistehendes, nichtfigürliches Steinmal. Es bedeutet „Langer Stein“ (men = Stein, hir = lang) und ist als wissenschaftlicher Begriff in die archäo- logische Literatur eingegangen. Die meisten steinernen Monumente weisen Höhen zwischen 1 und 3 m auf. Neben spitzen, obeliskartigen Steinsäulen kennen wir gedrungene, pyramidenartige Formen. Verwendet wurden Gesteinsarten wie Granit, Quarzite, Sand- und Kalksteine.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hinkelstein von Walhausen, ein Ortsteil von Noheim, Kreis Saarwendel, im Saarland, Gewicht schätzungsweise 13 Tonnen

Frage: Warum werden Menhire im deutschen Volksmund auch als „ Hinkelsteine “ bezeichnet?

Antwort: Der volkstümliche Name „Hinkelstein“ („Hin- kel“ = rheinhessisch „Huhn“), insbesondere im west- deutschen Raum gebräuchlich, ist eine missverstandene Ableitung des Wortes „Hünenstein“ (= Riesenstein) über „Hühnerstein“ zum mundartlichen „Hinkelstein“. Bereits im Mittelalter findet sich der Name „Hinkel- stein“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Menhire von Traonigou,

D é partement Finistere, Frankreich

Frage: Wie kam es, dass Sie sich für Menhire interessierten?

Antwort: Wegen ihres geheimnisvollen Charakters haben diese Steine wie kaum eine andere Denkmälergruppe meine Phantasie und die vieler anderer Menschen angeregt. Diese Steine wurden von Menschen der Vorzeit aufgestellt, von einer Bevölkerung, die noch keine Schrift besaß. Die Steine sind also Spuren oder Überreste menschlichen Lebens aus vergangenen Zeiten und damit historische Quellen, die über Geschichte und Kultur schriftloser Bevölkerungsgruppen Aussagen erlauben, Aussagen, die wir sonst nicht hätten. Viele ernsthafte Wissenschaftler haben sich mit den Steinen auseinander gesetzt; sie haben aber auch zahlreiche Spekulanten beschäftigt. Ich habe versucht, möglichst sachlich die verschiedenen Blickrichtungen zu beleuchten und den geschichtlichen Informationswert dieser Steinmale aufzuzeigen, die nach dem Gesetz schützenswerte Kulturdenkmäler sind, eine faszinierende und span- nende Aufgabe.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Menhire aus der Jungsteinzeit (um 4500 bis 4000 v. Chr.) von Lutry im Kanton Waadt in der Schweiz

Was ist ein Menhir? 17

Frage: Aus welcher Zeit stammen dieältesten Menhire?

Antwort: Ganz allgemein können wir sagen, dass die meisten Menhire aus dem späten Neolithikum (3. Jahrtausend v. Chr.) stammen. Neueste Untersuchungen aus der Schweiz lassen erkennen, dass die Sitte, Menhire zu errichten, bereits um die Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. begann und damit in einem frühen Abschnitt der Jungsteinzeit zu datieren ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Frage: In Comics sieht man den kräftig gebauten Gallier (Kelten) namens „ Obelix “ , wie er Menhire ( „ Hinkelsteine “ ) trägt oder sogar wirft. Haben die Gallierüberhaupt „ Hinkelsteine “ her- und aufgestellt?

Antwort: Sicher ist, dass weder die Römer noch die Kelten diese Steine hergestellt bzw. aufgestellt haben. Sie stammen aus einer Zeit, die weit vor den Ge- schichten von Asterix und Obelix anzusiedeln ist. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass Menhire gele- gentlich noch in römischer Zeit kultische Verehrung erfuhren.

Foto auf Seite 18:

Steinerne Statue eines gallischen Kriegers, die um 1850 in Vach è res,

D é partement Alpes-des-Haute-Provence, in Frankreich gefunden wurde.

Original im Museum Calvet, Avignon

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Frage: Wie lang ist der gr öß te Menhir und wo steht bzw. liegt er?

Antwort: Der größte heute noch aufrecht stehende Stein mit einer Höhe von 12 m ist der Menhir von Kerloas bei Plouarzel, westlich von Brest in der Bretagne. Auch der längste überhaupt bekannte Menhir befindet sich in der Bretagne. Es ist der umgestürzte „Grand Menhir Brisé“ auf der Halbinsel Locmariaquer im Departement Morbihan. Er ist in vier Teile zerbrochen und war ursprünglich etwa 21 m hoch.

Foto auf Seite 20:

Menhir von Kerloas bei Plouarzel,

D é partement Finistere, in Frankreich Höhe etwa 12 Meter

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Frage: Kennt man das Gewicht mancher besonders gro ß er Menhire?

Antwort: Während der Menhir von Kerloas über 150 Tonnen wiegt, wird das Gewicht des „Grand Menhir Brisé“ auf 350 Tonnen geschätzt.

Foto auf Seite 22:

Umgestürzter „ Grand Menhir Bris é“ von Locmariaquer, etwa 12 Kilometer von Carnac entfernt, D é partement Morbihan, Frankreich. Ursprüngliche Höhe etwa 21 Meter, Gewicht schätzungsweise 350 Tonnen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Stonehenge in Südengland,

eine der bekanntesten Megalithanlagen der Welt

Frage: Die Herstellung und das Errichten von Menhiren waren doch erstaunliche Arbeitsleistungen?

Antwort: Der Transport und die Aufrichtung der Steine konnte mit Hilfe der experimentellen Archäologie nachgespielt werden. Da es keine Maschinen im heutigen Sinne gab, mussten alle Arbeiten von Tieren oder vom Menschen verrichtet werden. Wie zahlreiche Experi- mente gezeigt haben, hat es verschiedene Möglichkeiten gegeben, schwere Steine ohne komplizierte Maschinen zu bewegen. Besonders eindrucksvoll ist eine Darstel- lung aus dem Alten Ägypten. Dort wird über den Transport einer 60 Tonnen schweren und 7 m hohen Statue berichtet.

Insbesondere durch Experimente am Beispiel des südenglischen Stonehenge, dem Nationalheiligtum der Briten und der wohl bekanntesten Megalithanlage, wissen wir, dass schwere Steinblöcke über weite Entfernungen transportiert und wie sie aufgerichtet wurden.

1979 kam es in einem kleinen französischen Ort zu einem Versuch, die in der Vorzeit angenommenen Techniken zu überprüfen. Ein 32 Tonnen schwerer Steinblock sollte über eine größere Distanz befördert werden. Um dies zu erreichen, wurden 200 Personen benötigt, die mit Hilfe starker Flachsseile, schwerer Rollen und Eichenschienen den Stein bewegen konnten. Bereits 1956 gelang es Thor Heyerdahl mit seinem

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Ende der Leseprobe aus 82 Seiten

Details

Titel
Was ist ein Menhir?
Untertitel
Interview mit dem Mainzer Archäologen Dr. Detert Zylmann über Hinkelsteine
Autor
Jahr
2011
Seiten
82
Katalognummer
V183871
ISBN (eBook)
9783656085737
ISBN (Buch)
9783656085591
Dateigröße
7490 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Menhir., Menhire, Hinkelstein, Hinkelsteine, Archäologie, Urgeschichte
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2011, Was ist ein Menhir?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183871

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