Möglichkeiten der Innovationsfinanzierung bei mittelständischen Unternehmen


Diploma Thesis, 2009

92 Pages, Grade: 2,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Symbolverzeichnis

I. Einleitung

II. Einführung in die Problematik
1. Definition von Innovationsmanagement und FuE
2. Innovationsarten
2.1 Basis-, Verbesserungs- und Scheininnovationen
2.2 Produkt- und Prozessinnovationen
2.3 Orginäre und passive Innovationen
3. Festlegung der betroffenen Unternehmen
4. Definition Mittelstand
5. Die Bedeutung für die Wirtschaft
5.1 Innovationsfähigkeit Deutschlands
5.2 Defizite bei der Finanzierung

III. Finanzierungsinstrumente und Beurteilung
1. Finanzierungsquellen
2. Finanzierungsinstrumente in den Unternehmensphasen
3. Merkmale und Beurteilungskriterien
3.1 Merkmale der Innovationsfinanzierung
3.1.1 Neuartigkeit und hohes Risiko
3.1.1.1 Prognose- und Informationsproblem
3.1.1.2 Stopp-or-Go-Entscheidung
3.1.1.3 Langer Planungshorizont
3.1.2 Person des Innovators
3.1.2.1 Souveränität des Innovators aufgrund technischen Know-hows ...34
3.1.2.2 Managementdefizite
3.1.3 Eventualität des opportunistischen Handelns
3.1.3.1 Informationsvorsprung und Charakter des Innovators
3.1.3.2 Moral Hazard
3.1.4 Kapitalkosten
3.2 Beurteilungskriterien der Innovationsfinanzierung
3.2.1 Verfügbarkeit der Finanzierungsquellen
3.2.2 Liquiditätssicherung
3.2.3 Rentabilitätsziel
3.2.4 Folgewirkung der Finanzierung
3.2.5 Verringerung der Informationsasymmetrie
4. Eigenmittel
4.1 Finanzierung durch Kapitalfreisetzung aus dem Umsatzprozess
4.1.1 Offene Selbstfinanzierung
4.1.2 Stille Selbstfinanzierung
4.2 Finanzierung durch Kapitalfreisetzung außerhalb des Umsatzprozesses
4.3 Beurteilung
4.3.1 Kriterium 1: Verfügbarkeit
4.3.2 Kriterium 2: Liquiditätssicherung
4.3.3 Kriterium 3: Rentabilitätsziel
4.3.4 Kriterium 4: Folgewirkung der Finanzierung
4.3.5 Kriterium 5: Verringerung der Informationsasymmetrie
5. Bankkredit
5.1 Herkunft des Kapitals
5.2 Die starke Bedeutung des Bankkredites
5.3 Arten von Krediten
5.4 Eigenkapital
5.5 Rating
5.6 Kreditrationierung und Kreditklemme
5.7 Beurteilung
5.7.1 Kriterium 1: Verfügbarkeit
5.7.2 Kriterium 2: Liquiditätssicherung
5.7.3 Kriterium 3: Rentabilitätsziel
5.7.4 Kriterium 4: Folgewirkung der Finanzierung
5.7.5 Kriterium 5: Verringerung der Informationsasymmetrie
6. Öffentliche Fördermittel
6.1 Fördermittelgeber
6.2 Parameter der Bewilligung von Fördermaßnahmen
6.3 Arten der Innovationsförderung
6.4 Bedeutung der Fördermittel
6.5 Beurteilung
6.5.1 Kriterium 1: Verfügbarkeit
6.5.2 Kriterium 2: Liquiditätssicherung
6.5.3 Kriterium 3: Rentabilitätsziel
6.5.4 Kriterium 4: Folgewirkung der Finanzierung
6.5.5 Kriterium 5: Verringerung der Informationsasymmetrie
7. Wagniskapital / Beteiligungskapital
7.1 Bedeutung des Wagnis- und Beteiligungskapitals
7.2 Beteiligungskapital auf Bundesebene
7.3 Beteiligungskapital auf Länderebene
7.4 Beurteilung
7.4.1 Kriterium 1: Verfügbarkeit
7.4.2 Kriterium 2: Liquiditätssicherung
7.4.3 Kriterium 3: Rentabilitätsziel
7.4.4 Kriterium 4: Folgewirkung der Finanzierung
7.4.5 Kriterium 5: Verringerung der Informationsasymmetrie

IV. Fazit / Ausblick Ursachen für Unternehmenskrisen

Anhang

Literaturverzeichnis

Vorwort

Diese Diplomarbeit anzufertigen hat mich oft sehr viel Kraft und Mühe gekostet. Da ist es notwendig, schön und hilfreich Menschen um sich zu haben die einem immer wieder Kraft, Mut und Hoffnung machen.

Allen vor an bedanke ich mich bei meiner Familie, insbesondere bei meinem Vater und meiner Mutter. Diese beiden haben mir stets beiseite gestanden und mich unterstützt, auch wenn es nur darum ging mir den nötigen Freiraum zu verschaffen. Meiner Mutter danke ich für ihre Lektorentätigkeit, genauso wie Heike und Dominik. Oft erkennt man, aufgrund der vielen zahllosen Stunden die man sich mit dieser Arbeit beschäftigt, die einfachsten Fehler die man begeht nicht mehr.

Bedanken möchte ich mich auch bei all den Personen die mir mit ihrer Freundschaft eine Unterstützung waren. Diese Menschen haben mir immer wieder den Silberstreifen am Horizont gezeigt und mich mit neuem Elan versorgt.

Herrn Professor Dr. Josef K. Fischer danke ich für seine Betreuung und dafür dass er mir in manchen Bereichen mit seinem Wissen auf die Sprünge geholfen hat. Seinem wissenschaftlichem Assistenten Markus Weiß danke ich ebenfalls für die Betreuung, und für so manchen guten Tipp gerade was die Recherchearbeit betrifft.

An alle diese Personen sage ich: „DANKE“

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Interne FuE - Aufwendungen, Gesamtbetrachtung

Abbildung 2: Interne FuE - Aufwendungen nach Unternehmensgröße

Abbildung 3: Patentanmeldungen inländischer Herkunft, Gesamtbetrachtungen

Abbildung 4: KMU - Definition des IfM Bonn

Abbildung 5: KMU - Definition der Europäischen Kommission

Abbildung 6: Innovationsfähigkeit der 17 führenden Industrieländer 2008

Abbildung 7: Innovationsprofil von Deutschland

Abbildung 8: Kredithürde im verarbeitenden Gewerbe nach Größenklassen

Abbildung 9: Anteil der verschiedenen Finanzierungsquellen

Abbildung 10: Innovationsfinanzierungsmöglichkeiten in den Unternehmensphasen

Abbildung 11: Merkmale und Kriterien zur Beurteilung von Finanzierungsalternativen

Abbildung 12: Eigenkapital

Abbildung 13: Entwicklung der Eigenkapitalquote von KMU in Prozent

Abbildung 14: Verteilung der geförderten Unternehmen nach KMU-Gruppen

Abbildung 15: Notwendige Veränderungen der Rahmenbedingungen

Abbildung 16: Anteil von Wagniskapital zur Finanzierung von Innovationen

Abbildung 17: Innovationsprozess

Abbildung 18: Basisinnovationen und ihre wichtigsten Bedarfsfelder

Abbildung 19: Finanzierungsbedingungen für innovative Unternehmen

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: FuE Aufwand der Unternehmen nach Herkunft

Tabelle 2: Besteuerung der Gewinnthesaurierung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

I. Einleitung

Im ersten Teil (Punkt II.) der vorliegenden Arbeit soll erläutert werden, was Innovationsmanagement ist und wie bedeutsam Innovationen, Forschung und Entwicklung für die deutsche Wirtschaft sind. In den Ausführungen wird der Fokus auf die kleinen und mittelständischen Unternehmen gelegt und erörtert, weshalb diese das Rückrat für die deutsche Wirtschaft bilden. Es werden die verschiedenen Innovationsarten herausgearbeitet und dargelegt, wo Potenziale zur Verbesserung bestehen. Es wird sich herausstellen, dass einer der wichtigsten Kriterienpunkte, die einer Bearbeitung bedürfen, die Finanzierung von Innovationen darstellt, da hier ein erhebliches Verbesserungspotenzial im internationalen Vergleich vorherrscht.

Auf der Grundlage des schlechten Rankings im internationalen Vergleich bei der Finanzierung von Innovationen, werden im zweiten Teil (Punkt III.) die Instrumente, die den kleinen und mittelständischen Unternehmen zur Verfügung stehen um eine Innovation zu finanzieren, dargelegt. Die am meisten präferierten Instrumente der KMU werden vorgestellt und anhand vorher erläuterter Beurteilungskriterien geprüft. Hierbei wird eine Unterscheidung der Betriebe in bereits existierende und neu gegründete, bzw. Existenzgründer, vorgenommen. Anhand der Beurteilungskriterien wird der Einfluss der untersuchten Instrumente auf das jeweilige Unternehmen erörtert. Abschließend werden die gewonnenen Ergebnisse zusammengefasst.

II. Einführung in die Problematik

1. Definition von Innovationsmanagement und FuE

„ Die gr öß te Gefahr für unser Geschäft ist, dass ein Tüftler irgendetwas erfindet, was die Regeln in unserer Branche vollkommen verändert, genauso, wie

Michael und ich es getan haben. “ 1

Mit diesem Zitat wird deutlich, dass Innovationen für jedes Unternehmen lebenswichtig sind, da sie dazu beitragen, dass ein Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig bleibt. Denn Unternehmen, die nichts für ihren Innovationsprozess tun, stagnieren und werden von den Kunden mit Kaufverweigerung bestraft.2 Somit gelten Innovationen als Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Nur wenn ein Unternehmen eine fortlaufende Optimierung des Innovationsprozesses, ein systematisches Management des Innovationsportfolios und die Schaffung von innovationsfördernder Kultur und Systemen schafft, wird es erfolgreich sein und über Jahre hinweg einen konstanten Fluss innovativer Produkte und Serviceleistungen generieren. Etwa die Hälfte der 3000 untersuchten Großunternehmen einer weltweiten McKinsey Studie, verlassen sich aber in trügerischer Weise auf die ungebrochene Zugkraft ihrer Produkte, sowie Dienstleistungen und vernachlässigen und unterschätzen den rechtzeitigen Aufbau neuer Geschäftsfelder oder Leistungen.3 Dies könnte daran liegen, dass Großunternehmen naturgemäß ihre Schwerpunkte in die Grundlagenforschung und Entwicklung von Basisinnovationen setzen, während KMU den Kern ihrer Innovationstätigkeit in Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Produkt - bzw. Prozessinnovationen haben.4 Der eigentliche Begriff Innovationsmanagement ist damit aber noch nicht vollständig abgegrenzt.

Die Funktion des Managements ist es, Strategien und Ziele zu definieren, Entscheidungen zu treffen, Informationsflüsse zu bestimmen und zu steuern, soziale Beziehungen herzustellen und diese auch zu gestalten, sowie auf die Partner dieser sozialen Beziehung einzuwirken und getroffene Entscheidungen zu realisieren. Infolgedessen ist Innovationsmanagement die dispositive Gestaltung von Innovationsprozessen.5 Ein Diagramm wie ein Innovationsprozess aussehen kann ist in Abbildung 17 dargestellt. Der Anstoß einer jeden Innovation ist ein Problem und für jedes Problem ist eine spezifische Zielsetzung zu entwickeln, bei der allerdings Sorge getragen werden muss, dass das Innovationsziel mit der Zielsetzung der Unternehmung kompatibel ist. Deshalb sollte auch Zielklarheit bei solchen Projekten oberste Priorität haben. Diese wird auch mit einem Akronym umschrieben: Specific, Measurable, Achievable, Realistic/Relevant, Tangible/Time-bound (SMART).6 Hiermit soll gewährleistet werden, dass das vorgegebene Ziel genau spezifiziert wurde, der Erfolg messbar ist und dass dieses Ziel erreichbar, realistisch und in einer bestimmten zeitlichen Vorgabe erreicht werden kann. Um ein vorgegebenes Ziel auch über einen längeren Zeitablauf konstant verfolgen zu können, ist eine Strategie unabdingbar. Deshalb wird diese sehr früh im Innovationsprozess festgelegt (vgl. Abb. 17, Punkt 0/2). Als erstes wird eine Ausformulierung einer Forschungs- und Entwicklungsstrategie vorgenommen, die noch das ganze Unternehmen einschließt. Darauf folgt eine operative Strategie und Umsetzung in den jeweiligen Geschäftseinheiten oder Profitcentern.7 Wie man in Abb. 17 unter Punkt 3 erkennt, sind Forschungs- und Entwicklungsprozesse teil des Innovationsprozesses. Umgekehrt gilt dieser Satz aber nicht. Die Gründe für die Unterschiede hierfür sind:8

- Forschung und Entwicklung beziehen sich auf naturwissenschaftliche Prozesse. Sie beinhalten somit keine administrativen Prozesse, welche von den Innovationen mit eingeschlossen werden.
- Forschungs- und Entwicklungsprozesse sind in den meisten Firmen systematisch gegliedert und folgen bestimmten Konzepten, gerade im Hinblick auf die räumliche und zeitliche Komponente. Es sind planbare und vielfach wiederholbare Vorgänge bzw. Abläufe. Dieser „starre“ Rahmen gilt nicht zwangsläufig für das Innovationsmanagement. Bei diesem müssen auch Prozesse beherrschbar gemacht werden, die keine schematische Gliederung aufweisen.
- Vor allem im Hinblick auf die oben genannte vielfache Wiederholbarkeit der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit lässt sich bei diesen Prozessen eine Institutionalisierung und Organisierung zur besseren Spezialisierung und Koordination dieser Vorgänge vornehmen. Beim Innovationsmanagement gibt es aber auch Prozesse, die einmalig und unwiederholbar sind und bei denen eine Spezialisierung nicht möglich oder nicht sinnvoll ist und somit keine formale Institutionalisierung wirtschaftlich wäre.

Infolgedessen ist die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit eine Teilmenge der Innovationsaktivität eines Unternehmens.9 Da die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit eine Disziplin des Innovationsprozesses ist, wird sie in der vorliegenden Arbeit mit aufgenommen. Der strengen Unterscheidung, dass sich Forschung und Entwicklung nur auf die naturwissenschaftliche Ordnung beruft, wird hier nicht gefolgt. Wie weiter oben bereits angedeutet, werden nun die verschiedenen Innovationsarten näher kategorisiert.

2. Innovationsarten

2.1 Basis-, Verbesserungs- und Scheininnovation

Der Begriff Innovation bedeutet die Erzeugung und Umsetzung von Neuerungen (vom lateinischen novare - „erneuern“, „verändern“). In der Regel spricht man von einer Innovation, wenn sich eine Erfindung oder Invention (vom lateinischen invenire -„entdecken“, „erfinden“) am Markt durchgesetzt und damit wirtschaftlichen Erfolg hat. Es gibt verschiedene Innovationsarten, die einer genaueren Erläuterung bedürfen.

Der Wirtschaftswissenschaftler Schumpeter sorgte dafür, dass der Begriff Innovation in die Geisteswissenschaften, und damit auch in die BWL, Einzug hielt. Er stellte zwei Charakteristika auf, die eine Innovation erfüllen muss:10

- Herstellung eines neuen Gutes oder einer neuen Qualität eines Gutes Einführung einer neuen Produktionsmethode
- Zunächst muss man zwischen der Basis-, Verbesserungs- und Scheininnovation unterscheiden.

Bestimmte Zeitepochen werden von einer Technik dominiert und tragen oft deren Namen. Als Beispiele wären hier das Zeitalter der Windmühlen, der Dampfmaschinen oder der Mikroelektronik zu nennen. Diese Zeitalter werden in der Geschichte immer durch einen Innovationsschub ausgelöst. Diese Innovationsschübe werden als Basisinnovationen bezeichnet und wurden in Zyklen in einem graphischen Zeitablauf von Kondratjew dargestellt (vgl. Abb. 18). Die aus einer Basisinnovation weiterentwickelten Neuheiten werden als Verbesserungsinnovation charakterisiert. Innovationen, die lediglich rein kosmetischer Natur sind, werden als Scheininnovationen bezeichnet, da sie keinen wesentlichen Neuheitsgrad mehr aufweisen.

Basisinnovationen entstehen gegen Ende einer wirtschaftlichen Depression und leiten über zu einer Phase der Erholung und Prosperität, in der Verbesserungsinnovationen dominieren. Diese sind das erste Anzeichen einer Rezession. In der Phase der Rezession sind lediglich nur noch Scheininnovationen von „bedeutendem“ Ausmaß. Sie leiten die Wirtschaft über in eine Depression, an die sich dann wieder Basisinnovationen anschließen und der Kreislauf von vorne beginnt.

2.2 Produkt- und Prozessinnovation

Wird eine Investition für die Fertigungsvorbereitung, die Markterschließung, die Produktion und für das Marketing getätigt, und kann damit die Einführung eines neuen Produktes auf dem Markt bzw. ein neues Verfahren eingesetzt werden, spricht man von Produktinnovation oder einer Prozessinnovation.11 Somit

müssen Innovationen gewährleisten, dass sie entweder den Kundennutzen erhöhen oder einen gegebenen Nutzen zu niedrigeren Kosten bereitstellen.12 Bei den Prozessinnovationen ist die Steigerung der Effizienz das Ziel. Dies kann durch neuartige Faktorkombinationen geschehen, die es ermöglichen ein Gut kostengünstiger, qualitativ hochwertiger, sicherer oder schneller zu produzieren. Das Ziel der Produktinnovation ist das Bewirken von Effektivität.13 Somit handelt es sich hierbei um neue oder merklich verbesserte Produkte bzw. Dienstleistungen, die vom jeweiligen Betrieb am Markt angeboten werden. Produktinnovationen können für den Benutzer auch noch mit einem Effizienzgewinn einhergehen.

Im Normalfall ist davon auszugehen, dass Produktinnovationen für den Markt gemacht sind und an diesem auch platziert werden, während Prozessinnovationen ein unternehmensspezifisches Instrument sind, um die betrieblichen Abläufe zu optimieren.

2.3 Originäre und passive Innovationen

Originäre Innovationen sind neue, merklich verbesserte Produkte und Prozesse, die in den Handel eingeführt werden. Auch Produktionsprozesse, die als Marktneuheiten gelten, werden als originäre Innovationen bezeichnet.14 Folglich können alle Innovationen, die neu für den Markt bzw. die Welt sind, zu den originären Innovationen gezählt werden.

Als passive Innovationen bezeichnet die KfW - Studie Innovationen, die neu für das Unternehmen sind, jedoch bereits von anderen Unternehmen im Markt angeboten werden, wie z. B. der Erwerb neuer, innovativer Maschinen oder die Imitation von Produktinnovationen anderer Betriebe.

In der vorliegenden Arbeit wird immer von einer Verbesserungsinnovation bei einem Produkt ausgegangen, die originär ist. Der Grund hierfür ist, dass KMU traditionell Verbesserungsinnovationen tätigen (vgl. Punkt 2.) und mit Produktinnovationen erfolgreicher sind als mit Prozessinnovationen.15 Die passive Innovation wird nicht behandelt, da sie für den betreffenden Betrieb zwar eine Neuerung darstellt, jedoch der Aspekt beachtet werden muss, dass ein anderes Unternehmen eine gleiche bzw. ähnliche Produkt- bzw. Prozessinnovation bereits am Markt anbietet, weshalb es sich hierbei nicht um einen wirklichen Fortschritt handelt.

3. Festlegung der betroffenen Unternehmen

Kleine und mittlere Unternehmen spielen für die deutsche Wirtschaft eine wichtige Rolle und gelten als stützende Säulen. 2007 gab es in Deutschland 3.140.509 umsatzsteuerpflichtige Unternehmen von denen 3.130.242 KMU waren, was einem Anteil an der deutschen Wirtschaft von 99,7 % entspricht. Der Umsatz der umsatzsteuerpflichtigen Betriebe lag 2007 bei 5.148 Mrd. € wobei auf die kleinen und mittelständischen Unternehmen ein Umsatz von 1.932 Mrd. € entfiel, was 37,5 % gleichkommt. Nicht nur bei den vorhandenen Betrieben sind die KMU Spitzenreiter in der deutschen Wirtschaft, sondern auch als Arbeitgeber nahmen sie die Führungsrolle ein. Von allen Beschäftigten 200716 entfielen auf die Gesamtwirtschaft 29,60 Mio. Arbeitnehmer, wovon 20,90 Mio. bei KMU angestellt waren, und damit 70,6 % entspricht.17 Obwohl die Daten aus dem Jahr 2007 stammen, wird davon ausgegangen, dass sich an der aktuellen Verteilung nicht viel geändert hat, da das Verhältnis zwischen KMU und Großunternehmen im Zeitverlauf relativ konstant ist.18 Die absoluten Zahlen haben sich mit Sicherheit, aufgrund der Finanz- und Weltwirtschaftskrise geändert, liegen aber noch nicht vor. Sie tragen wesentlich zur Entstehung von Arbeitsplätzen bei und stärken mit ihrer Innovationstätigkeit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Um diese Innovationstätigkeit messen zu können, werden zwei Faktoren festgelegt. Zum einen sollen die

- F & E Ausgaben den Inputfaktor

messen, zum anderen soll die

- Anzahl der Patente den Outputfaktor ermitteln.

Diese Indikatoren werden auch in der Literatur als Bezugsgrößen für die Ermittlung der Innovationskraft einer Unternehmung herangezogen.19 In Deutschland wurden 2006 5.798 Mio. € für interne FuE bei den KMU ausgegeben, während bei Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten die internen Forschungs- und Entwicklungsausgaben bei 41.148 Mio. € lagen. Im Zeitverlauf von 2003 bis 2006 sind die gesamten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung bei den Unternehmen gestiegen (vgl. Abb. 1). Vor allem die hohe Steigerungsrate der FuE Ausgaben zwischen 2005 und 2006 ist bemerkenswert. Sie ist auf die konjunkturelle Erholung in diesen beiden Jahren zurückzuführen.20

Abb. 1: Interne FuE - Aufwendungen, Gesamtbetrachtung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Stifterverband für die deutsche Wissenschaft (2009), S. 13.

Die Ausgaben der KMU im Zeitverlauf von 2003 bis 2006 haben sich zwar leicht erhöht, liegen aber noch weit hinter den Ausgaben der Großunternehmen (vgl. Abb. 2).

Abb. 2: Interne FuE - Aufwendungen nach Unternehmensgröße

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Stifterverband für die deutsche Wissenschaft (2009), S. 13.

Bei den internen FuE handelt es sich um unternehmensinterne Forschungsund Entwicklungsaufträge, die in dem jeweiligen Unternehmen realisiert und von diesem auch finanziert werden.

Nachdem nun der Inputfaktor für die Innovationskraft der kleinen und mittelständischen Betriebe vorgestellt wurde, folgt nun der Outputfaktor. Bei den Patentanmeldungen verhält es sich spiegelverkehrt wie bei den FuE - Aufwendungen. Während die FuE - Aufwendungen von 2003 bis 2006 anstiegen, nahmen die Patentanmeldungen von Unternehmen, die ihren Hauptsitz in Deutschland haben, ab (vgl. Abb. 3).

Abb. 3: Patentanmeldungen inländischer Herkunft, Gesamtbetrachtung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an DPMA (2007), S. 12; DPMA (2006), S. 12; DPMA (2005), S. 12.

Eine Erfassung der Patentaktivitäten kleiner und mittelständischer Unternehmen gestaltet sich schwierig, da die Statistik des Deutschen Patent- und Markenamts die Patentanmeldungen lediglich nach juristischen und natürlichen Personen aufteilt. Durch Stichproben ergeben sich bis zu 5 Anmeldungen pro Jahr durch kleine und mittlere Unternehmen. Mithin schätzt das Patentamt den KMU-Anteil an den inländischen Anmeldungen auf 20 %.21 Dies ist ein sehr geringer Anteil, wenn man bedenkt, dass die KMU der Motor der hiesigen Wirtschaft sind, da diese 99,7% aller Unternehmen in Deutschland darstellen (vgl. oben). Die Gründe für diesen geringen Anteil sind vielfältig. Die KMU befürchten einerseits durch die Schutzrechtsanmeldungen, dass Geschäftsgeheimnisse offenbart werden und man dadurch der Früchte seiner Innovationsarbeit beraubt wird. Deshalb werden sie geheim gehalten und die Produkt- und Innovationszyklen werden beschleunigt, um sich so gegen die Konkurrenz durchsetzen zu können. Andererseits muss die entsprechende Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Marketing betrieben werden, um seine Produkte bzw. Patente publik zu machen.22 Diese Maßnahmen sind mit Kosten verbunden. Wie sich schon in der Abb. 2 zeigt, geben Großunternehmen mehr Geld im Bereich Innovationen aus als KMU. Dies will die Bundesregierung mit entsprechenden Förderprogrammen für den Mittelstand ändern, da dieser essenziell wichtig für die deutsche Wirtschaft ist. Mit diesen soll nicht nur die Forschung und Entwicklung bei den KMU vorangetrieben werden, sondern auch die Absatzmaßnahmen verbessert werden.

4. Definition des Mittelstands

Der Begriff „Mittelstand“ ist historisch gewachsen, weshalb es keine rechtliche, noch einheitliche Definition für kleine und mittelständische Unternehmen gibt. Für die Definition der KMU gibt es die typische Abgrenzung und Klassifizierung anhand der quantitativen und qualitativen Gesichtspunkte (bidimensionaler Ansatz).23 In der vorliegenden Arbeit wird die quantitative Abgrenzung anhand der Merkmale Anzahl der Beschäftigten, Umsatz und Bilanzsumme verwendet, da hier auf bereits vorhandene Daten zurückgegriffen werden kann. Da der ganze mittelständische Sektor mit all seinen Branchen betrachtet wird, ist die Festsetzung auf diese drei Merkmale auch deshalb sinnvoll da es sonst, bei einer zu hohen Anzahl von Merkmalen, zu Überlappungen kommen könnte.24 Nachstehend werden zwei Definitionen vorgestellt, da nicht nur die nationale Definition wichtig ist, sondern, gerade im Zeitalter der Globalisierung und unter dem Aspekt, dass Deutschland 72,1% seiner Exporte ins europäische Ausland versendet, auch eine europäische Definition wichtig ist.25

So definiert das IfM die KMU recht übersichtlich (vgl. Abb. 4),

Abb. 4: KMU - Definition des IfM Bonn26

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: IfM (o. J. c), S. 1.

während die Europäische Kommission eine differenziertere und exaktere Definition liefert, welche in Abb. 5 zu sehen ist.

Abb. 5: KMU - Definition der Europäischen Kommission27

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Europäische Kommission (2006), S. 14

Für die vorliegende Arbeit wird die Definition des IfM verwendet, da sich die einschlägige Literatur auf diese Definition stützt.

5. Die Bedeutung für die Wirtschaft

5.1 Innovationsfähigkeit Deutschlands

Wie unter Punkt 2. bereits veranschaulicht, ist es für ein Unternehmen existenziell notwendig, Forschung und Entwicklung zu betreiben, um als Resultat marktfähige Innovationen vorweisen zu können, die die langfristige Wettbewerbsfähigkeit gewährleisten. Genauso verhält es sich mit einem Land, welches im internationalen Wettbewerb bestehen muss. Aufgrund der immer schneller zusammenwachsenden Weltmärkte, der internationalen Vernetzung und dem raschen Wandel von Technologien und Produkten wird der Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Ländern immer härter. Da stellt sich die Frage, wie innovativ Deutschland ist. Dieser Frage geht das DIW unter den 17 führenden Industrieländern nach. Es werden 7 Teilindikatoren (Bildung, FuE, Regulierung und Wettbewerb, Finanzierung, Nachfrage, Vernetzung, und Umsetzung in der Produktion) gebildet, die anschließend in einer gewichteten Gesamtgrafik der betreffenden Länder einfließen. Dabei bekommt die innovativste Nation 7 und die Schlechteste 1 Punkt (vgl. Abb. 6).

Abb. 6: Innovationsfähigkeit der 17 führenden Industrieländer 2008

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: BDI / Deutsche Telekom Stiftung (2008), S. 10.

Deutschland liegt 2008, wie auch im Jahr zuvor, auf Platz 8. Im breiten Mittelfeld zwischen Irland (Platz 15) und Japan (Platz 6) herrscht ein starker Konkurrenzdruck, da hier die beiden Inselstaaten lediglich 1,23 Punkte von einander getrennt sind. Auf den Erstplatzierten Schweden fehlen Deutschland 2,05 Punkte. Selbst der Abstand zum Drittplatzierten Schweiz mit 1,6 Punkten ist immer noch sehr hoch. Zwar hat Deutschland viele Stärken, aber auch einige Schwächen, die für diese Platzierung verantwortlich sind. Zu den Stärken der deutschen Wirtschaft trägt die hohe Rate an jährlichen Patentanmeldungen bei.28 Zu den Mängeln der hiesigen Wirtschaft gehören neben den gravierenden Schwächen Deutschlands bei der Finanzierung von Innovationen auch die Defizite im Bildungssystem. Dies wird aus der Abbildung 7 ersichtlich, in der sich die 7 Teilindikatoren der Gesamtgrafik für die Innovationsfähigkeit der BRD zeigen. Hierbei ist 1 ein sehr gutes Ergebnis, bei dem nichts mehr verbesserungswürdig ist, während der Wert 17 das schlechteste zu erzielende Ergebnis in der jeweiligen Teildisziplin darstellt. Im Bildungssystem, speziell bei den Innovationsprojekten, werden Absolventen der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge mit Hochdruck bei konjunktureller Erholung gesucht.29 Das Problem, welches sich hier im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise ergeben könnte, ist dass die technischen Studiengänge momentan nicht mehr bei der Immatrikulation nachgefragt werden, da in der Wirtschaft viele Ingenieure gegenwärtig ausgestellt werden.30 Diese Tatsache wirkt sich dann bei einer konjunkturellen Erholung negativ aus. Wenn sich nun viele Studienanfänger gegen einen natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Studiengang entscheiden, werden mit großer Wahrscheinlichkeit nicht genügend Absolventen zur Verfügung stehen, wenn die Wirtschaft sie benötigt. Dieses Thema und der mangelnde Wettbewerb bei Innovationen in Deutschland (vgl. Abb. 7) ist nicht Inhalt der vorliegenden Arbeit und wurde nur kurz aufgegriffen, da diese Bereiche neben der Finanzierung diejenigen sind, die am meisten verbesserungswürdig wären. Für diese Arbeit ist das zweite gravierende Defizit, die Finanzierung von Innovationen, interessant.

5.2 Defizite bei der Finanzierung

Die Finanzierung ist das zweitschlechteste Ergebnis in Abbildung 7 und hat somit sehr viele Verbesserungspunkte.

Abb. 7: Innovationsprofil von Deutschland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: BDI / Deutsche Telekom Stiftung (2008), S. 15.

Wenn nur der Finanzierungsbereich bei den 17 führenden Industrienationen betrachtet wird, schafft es Deutschland lediglich auf Platz 14 (vgl. Abb. 19). Innovatoren gehen hohe Risiken ein und müssen Entwicklungszeiträume überbrücken, in denen sie häufig noch keine Erträge erzielen. Gute Finanzierungsmöglichkeiten sind daher eine wichtige Vorraussetzung, damit Innovationen zur Marktreife gebracht werden können. Die Frage, die sich bei der Betrachtung dieses desaströsen Ergebnisses aufdrängt, ist die nach den Gründen für dieses schlechte Resultat und die Möglichkeiten zur Verbesserung. Die Gründe sind vielfältig. So sind z. B. öffentliche Forschungs- und Fördergelder für mittelständische Betriebe und Unternehmensgründer eine wichtige Starthilfe. Innovationen sind teuer, da hoch qualifizierte Fachkräfte, Labors und Forschungsräume, Patentanwälte usw. bezahlt werden müssen. Große Konzerne können diese Ausgaben aus den laufenden Einnahmen und den eigenen Mitteln bestreiten. Mittelständlern bzw. Start-ups fehlt diese Form der Kapitalbeschaffung meist. Sie sind sehr stark, gerade in der Gründungszeit, auf die öffentliche Förderung angewiesen. Diese Abhängigkeit nimmt mit zunehmender Größe des Betriebes und der damit verbundenen höheren Beschäftigtenzahl ab. Start-ups beziehen ca. 9,5% ihrer Forschungs- und Entwicklungsgelder von der öffentlichen Hand, während große Mittelständler mit mehr als 250 Beschäftigten nur noch 2,12% benötigen. Wie wichtig die öffentliche Förderung für den Mittelstand ist, wird im Teil III unter Punkt 6.4 erörtert. Umso erschreckender ist das Ergebnis einer OECD Studie, nach welcher sich die Forschungsausgaben für Deutschland zuletzt lediglich auf 0,71 % der Wirtschaftsleistung beliefen.31 Ein weiteres Problemfeld beim Staat ist die steuerliche Behandlung von Forschung und Entwicklung.

Steuererleichterungen gelten als gutes Mittel, um den Forschungsdrang der Menschen voran zu treiben. Deshalb ist es in vielen anderen Industrieländern kleinen und mittleren Unternehmen möglich, die FuE-Ausgaben für Personal und Material nach einigen Jahren von der Steuer abzusetzen.32 Dies beflügelt die betreffenden Unternehmen ihre Forschung voranzutreiben. In Deutschland ist eine Abrechnung im Rahmen der Steuererklärung nicht möglich (vgl. Teil III Punkt 6.3). Hier muss über spezielle Programme, und die damit verbundenen langen und komplizierten Förderanträgen, die Bewilligung für finanzielle Mittel beantragt werden. Wie aus der Tabelle 1 ersichtlich ist, beziehen KMU den Großteil ihrer FuE-Mittel aus dem Wirtschaftssektor. Auch in diesem Bereich gibt es Defizite. So ist es für Unternehmen eine Herausforderung, an Risikokapital und Existenzgründungskredite zu kommen, da hier ein Mangel herrscht. Im Vergleich mit den 17 führenden Industrienationen investieren Risikokapitalgeber sehr verhalten in Deutschland. Während beim Spitzenreiter Kanada 0,118 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in der Frühphase von Innovationsprojekten von privaten Risikokapitalgebern finanziert wird, sind es in Deutschland lediglich 0,014 Prozent der Wirtschaftsleistung.33 Auch die Finanzierung mit klassischen Bankkrediten gerät aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise ins Stocken. So ergab eine Umfrage des Ifo-Instituts bei mittelgroßen Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe, dass 39,9 % der befragten Unternehmen eine Verschlechterung der Kreditfinanzierung sehen. Bei den kleinen Industriebetrieben sehen immerhin 36,5 % entsprechende Kredithürden bei der Finanzierung. Im Vergleich zu den Jahren davor ist hier ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen (vgl. Abb. 8).

Abb. 8: Kredithürde im verarbeitenden Gewerbe nach Größenklassen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Ifo (o. J.), S. 1.

Der Grund für die verhaltene Kreditvergabe der Banken, ist die Angst vor einem Konjunkturabsturz und den damit verbundenen Kreditausfällen. Aus diesem Grund heraus wird den kreditantragstellenden Firmen meist nicht die voll gewünschten Kreditlinien eingeräumt und es werden mehr Sicherheiten verlangt als früher (vgl. Teil III Punkt 5.6).34 Dieses zögerliche Handeln von Seiten der Banken sorgt zum einen dafür, dass sich die Konjunktur nur sehr schleppend erholt, zum anderen, dass Innovationen nur sehr spärlich umgesetzt werden können.

Nachdem nun die Defizite bei der Finanzierung von Innovationen dargelegt wurden, werden im nächsten Punkt die verschiedenen Instrumente vorgestellt, welche die KMU zur Finanzierung ihrer Innovationen benutzen.

III. Finanzierungsinstrumente und Beurteilung

1. Finanzierungsquellen

Wie bereits in der Abb. 7 zu sehen ist, ist der Finanzierungsbereich stark verbesserungswürdig. Auch einige Gründe für diese schlechte Platzierung wurden angeführt. Nun stellt sich die Frage, wo genau die Finanzierungsschwächen der KMU liegen und welche Instrumente geeignet sind, um diesen Mangel zu beheben bzw. zu mildern. Beim weiteren Vorgehen dieser Arbeit wird immer wieder zwischen Neuen bzw. neu gegründeten Unternehmen, insbesondere hier Technologieunternehmen, und bestehenden KMU diversifiziert. Dies geschieht aufgrund der verschiedenen Anforderungen der betreffenden Betriebe in der jeweiligen Unternehmensphase. Die bestehenden kleinen und mittleren Unternehmen werden deshalb mit einbezogen, da sie ihre Marktstellung nur durch beträchtliche Innovationsanstrengungen behaupten oder ausbauen können.35 Vorstehend genannte Unternehmen finanzieren ihre Innovationsprojekte vor allem aus eigenen Mitteln, wie auf der Abb. 9 zu erkennen ist. Auch ist auf der Abb. 9 ersichtlich, dass mehrere Finanzierungsinstrumente, vorzugsweise Eigenmittel, Bankkredit und Fördermittel, über den Innovationsprozess hinweg zum Einsatz kommen.

Abb. 9: Anteil der verschiedenen Finanzierungsquellen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an KfW-Mittelstandspanel (2007), S. 81.

2. Finanzierungsinstrumente in den Unternehmensphasen

Die Entwicklung einer Innovation ist durch verschiedene Phasen gekennzeichnet, die sich in den Unternehmensphasen widerspiegeln und sich durch einen spezifischen Finanzierungsbedarf auszeichnen. Die verschiedenen Phasen und Finanzierungsinstrumente sind in Abb. 10 in einem durchschnittlichen Innovationsprozess dargestellt. Diese Instrumente werden von unterschiedlich spezialisierten Financiers angeboten und sind für die unterschiedlichen finanziellen Bedürfnisse der KMU während des Innovationsprozesses unerlässlich.

Abb. 10: Innovationsfinanzierungsmöglichkeiten in den Unternehmensphasen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Voß/et. al. (2002), S. 13; Löntz (2007), S. 15.

Da es in der Seed-Phase um Forschungs- und Entwicklungsarbeit, Konkretisierung der Produktidee und eine grobe Abschätzung des Marktpotenzials geht, sind die erforderlichen Ressourcen und Finanzmittel sehr gering, so dass diese noch aus Eigenmitteln und/oder aus den Mitteln der Familie und der Freunde bestritten werden können.36 In der Start-up-Phase wird das Produkt konkretisiert, dessen Marktfähigkeit genauer abgeschätzt und potenzielle Kunden und Lieferanten akquiriert. Ein bestehendes Unternehmen kann diese Vorgänge immer noch aus seinen eigenen Mitteln finanzieren. Ein neu zu gründendes Unternehmen muss hier bereits mit einem deutlich höheren Finanzierungsbedarf rechnen, da die langfristigen Faktoren wie die Rechtsform, der Unternehmensstandort usw. zu den vorstehenden Vorgängen hinzukommt. Da in solchen Betrieben noch keine Substanzwerte vorhanden sind, mit denen externe Finanzmittel besichert werden könnten, sind diese KMU neben den Eigenmitteln auf öffentliche Fördermittel oder informelle Investoren (Business Angels) angewiesen, wenn sie keine Bankfinanzierung bekommen.37 In der First-Stage-Phase ist die Produktlinie fertig gestellt und die Umsätze beginnen zu wachsen. Jedoch reichen die Cashflows nicht aus, den zunehmenden Bedarf an variablem Kapital zu decken und die notwendigen Erweiterungsinvestitionen damit zu gewährleisten, die für das Vorantreiben der Innovation notwendig sind und das kontinuierliche Unternehmenswachstum sichern.38 Erst in dieser Phase engagieren sich Venture Capital Fonds und Beteiligungsgesellschaften. Der Grund sind die hohen Fixkostenbelastungen, die diesen Investoren durch den Monitoringaufwand entstehen.39 Diese stehen konträr zu dem geringen durchschnittlichen Kapitalbedarf von 50.000,- bis 75.000,- € und dem hohen Betreuungsaufwand, den die KMU in den Phasen zuvor haben.40 Erst in der Expansionsphase wird es auch für Corporate Venturing und auf KMU spezialisierte Börsen interessant, die Innovation weiter zu finanzieren. Neben hohen Renditen, die in dieser Phase erwirtschaftet werden, ist es für Unternehmen aufgrund der vorhandenen Technologie oder des Produktes interessant, sich bei den innovativen KMU „einzukaufen“. Der Börsengang an der Mittelstandsbörse M:access (Börsenplatz München) ist aber an hohe Bedingungen geknüpft. So muss das betreffende Unternehmen, welches sich in diesem Segment der Börse listen möchte, den Jahresabschluss bereits als Kapitalgesellschaft nach IFRS oder HGB begehen.41 Es ist empirisch erwiesen, dass kleine und mittlere Unternehmen die unterschiedlichen Rechtsformen der Personenunternehmung sowie die Rechtsform der GmbH präferieren.42 Somit müsste als erste und wichtigste Voraussetzung die geeignete Rechtsform gewährleistet sein. Zudem muss der Emittent bei der Emission von Aktien über ein Grundkapital von mindestens einer Mio. € verfügen.43 Dieses Grundkapital ist am Anfang eines Innovationsprozesses gerade bei neu gegründeten Unternehmen noch nicht vorhanden. Dies sind neben den weit reichenden Publizitäts- und Offenlegungspflichten die Hauptgründe, weshalb die Finanzierung einer Innovation durch die Börse erst in der Expansionsphase interessant wird. Für Unternehmen, die schon länger am Markt bestehen oder etwa bereits an der Börse notiert sind, kann diese Art der Innovationsfinanzierung bereits früher in Betracht gezogen werden. Die Übergänge zu den einzelnen Unternehmensphasen sind fließend, wodurch keine exakte Auskunft, in welcher Unternehmensphase sich der Betrieb gerade befindet, möglich ist. Deshalb sind auch die Finanzierungsinstrumente in den verschiedenen Phasen nicht starr und können simultan eingesetzt werden bzw. können die Instrumente je nach Bedarf des betreffenden Unternehmens auch in anderen Phasen, als sie in Abb. 10 dargestellt sind, eingesetzt werden.

Welche Finanzierungsinstrumente zu welchem Zeitpunkt zum Tragen kommen, ist von mehreren Faktoren abhängig. So ist neben der Rechtsform und des Unternehmensalters unter anderem auch die Entwicklungsdauer eines Produktes hinsichtlich der Finanzierungsdauer von Interesse. Die Entwicklungsdauer eines Produktes hängt wiederum von mehreren Faktoren wie der Branche, der Unternehmensgröße oder der Produktkomplexität ab, eine Basisinnovation benötigt weitaus mehr Zeit bis zur Marktreife als eine Verbesserungsinnovation. So benötigt z. B. ein bestehender Betrieb in der Metall- und Elektroindustrie für eine Verbesserungsinnovation im Durchschnitt 13 Monate, bis das Produkt marktreif ist.44

In der vorliegenden Arbeit wird der Schwerpunkt auf den Eigenmitteln, Bankkrediten, öffentlichen Fördermitteln und dem Wagnis- bzw. Beteiligungskapital liegen. Der Grund für diese Beschränkung ist die Abb. 9, in der eine deutliche Privilegierung seitens der KMU für diese Finanzierungsalternativen bei Innovationen hervorgeht.

3. Merkmale und Beurteilungskriterien

Da sich manche Merkmale bzw. Probleme bei der45 Finanzierung der Innovation bei den Unternehmen gleichen, werden nachstehend Punkte angeführt, die für fast alle Finanzierungsinstrumente zutreffen. Bei der daran anschließenden Vorstellung der Instrumente, wird noch einmal auf die besonderen Merkmale der jeweiligen Instrumente, in der jeweiligen Finanzierungsphase, eingegangen. Dies geschieht in Form einer Beurteilung. Für diese Beurteilung werden Kriterien festgelegt, die sich auf die besonderen Merkmale der verschiedenen Alternativen bei einer Innovationsfinanzierung stützen und die die unterschiedlichen Unternehmensphasen berücksichtigen. Eine phasenbezogene Betrachtung ist deshalb wichtig, da die Kennzeichen der Innovationsfinanzierung phasenabhängig sind (vgl. Abb. 10) und nicht alle Finanzierungsalternativen dem Unternehmen während jeder Phase des Innovationsprozesses zur Verfügung stehen. Daher ist es wichtig, zu Beginn jeder Phase eine Kontrolle über die herrschende Alternative durchzuführen, um gegebenenfalls eine Anpassung an eine zutreffendere Alternative einzuleiten.

[...]


1 Bill Gates, Gründer der Microsoft Corporation

2 Vgl. Disselkamp (2005), S. 15.

3 Vgl. Elgau (2000), S. 105 - 107.

4 Vgl. Niederöcker (2002), S. 106.

5 Vgl. Hauschildt / Salomo (2007), S. 32.

6 Vgl. Hauschildt / Salomo (2007), S. 366 - 369.

7 Vgl. Brockhoff (1997), S. 128.

8 Vgl. Hauschildt / Salomo (2007), S. 33.

9 Vgl. Hübner (2002), S. 142 - 145.

10 Vgl. Schumpeter (1964), S. 100 f.

11 Vgl. Brockhoff (1997), S. 28.

12 Vgl. Simon (2007) S. 190.

13 Vgl. Hauschildt / Salomo (2007), S. 9.

14 Vgl. KfW - Mittelstandspanel (2007), S. 42.

15 Vgl. Aschhoff / et al. (2008), S. 12.

16 inklusive Auszubildende und tätige Inhaber

17 Vgl. IfM (o. J. a), S. 1.

18 Vgl. IfM (o. J. b), S. 1.

19 Vgl. Simon (2007), S. 190.

20 Vgl. Stifterverband für die deutsche Wissenschaft (2009), S. 13 - 15.

21 Vgl. DPMA (2006), S. 12.

22 Vgl. DPMA (o. J.), S. 1.

23 Vgl. Stützle-Leinmüller (1998), S. 8.

24 Vgl. Pfohl (1997), S. 13.

25 Vgl. Statistisches Bundesamt (2007), S. 478 - 488.

26 seit 01.01.2002

27 seit 01.01.2005

28 Vgl. BDI / Deutsche Telekom Stiftung (2008), S. 8 - 11.

29 Vgl. BDI / Deutsche Telekom Stiftung (2008), S. 12.

30 Vgl. Handelsblatt (o. J. a), S. 1 f.

31 Vgl. BDI / Deutsche Telekom Stiftung (2008), S. 27.

32 Vgl. BDI / Deutsche Telekom Stiftung (2008), S. 26.

33 Vgl. BDI / Deutsche Telekom Stiftung (2008), S. 27.

34 Vgl. Handelsblatt (2009 a), S. 22 f.

35 Vgl. Voß (2002), S. 9.

36 Vgl. Koschatzky / et. al. (1999), S. 175 - 179.

37 Vgl. ebenda.

38 Vgl. ebenda.

39 Vgl. ebenda.

40 Vgl. Jesch (2004), S. 81.

41 Vgl. GBC (2009), S. II - 3.

42 Vgl. Niederöcker (2002), S. 22 - 23.

43 Vgl. GBC (2009), S. II - 3.

44 Vgl. IHK (o. J.), S. 1.

45 In Anlehnung an Niederöcker (2002), S. 107 - 112 und S. 213 - 251.

Excerpt out of 92 pages

Details

Title
Möglichkeiten der Innovationsfinanzierung bei mittelständischen Unternehmen
College
University of Applied Sciences Nuremberg
Grade
2,3
Author
Year
2009
Pages
92
Catalog Number
V183544
ISBN (eBook)
9783656079026
ISBN (Book)
9783656079224
File size
754 KB
Language
German
Keywords
Innovation, Mittelstandsfinanzierung, Innovationsfinanzierung, KMU
Quote paper
Philipp Hasch (Author), 2009, Möglichkeiten der Innovationsfinanzierung bei mittelständischen Unternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183544

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Möglichkeiten der Innovationsfinanzierung bei mittelständischen Unternehmen



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free