Die Bedeutung der Dispokinese für die Behandlung von Musikerkrankheiten. Methoden der Körperarbeit beim Musiklernen


Trabajo Escrito, 2006

17 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Dispokinesis und ihr Ansatz
2.1. Grundgedanken zu Dispokinesis
2.1.1. Dispokinesis eine Schulungs- und Therapieform
2.1.2. Begriffserklärung
2.2. Der Ansatz für Dispokinesis

3. Dispokinesis und Schulmedizin
3.1. Die Stellung der Dispokinesis in der Schulmedizin
3.2. Ausbildung zum Dispokinesislehrer/-therapeuten

4. Schmerz und Schmerztherapie
4.1. Ursachen der Musikerkrankheiten
4.2. Funktionsweise der Dispokinesis
4.2.1. Haltungsfehler- ein psychologisches Problem
4.3. Dispokinesis in der Praxis
4.3.1. Fallbeispiel

5. Persönliche Wertung und Fazit

6. Literatur und Quellen

1. Einleitung

Die Hausarbeit Dispokinesis -Methoden der Körperarbeit beim Musiklernen- soll dem Leser einen informativen Überblick über die Bedeutung der Dispokinese für die Behandlung von Musikerkrankheiten geben. In einer Zeit der Leistungsgesellschaft spielen gesundheitliche Beschwerden auf Grund von Überlastung eine zentrale Rolle. Die Losung „höher, schneller, weiter“ gilt schon lange nicht mehr nur für den Sport. Auch Musiker leiden unter einem ansteigenden Erfolgsdruck. Diese Tatsache wurde über Jahre hinweg verkannt und ernsthafte Erkrankungserscheinungen bei Musikern ausgeblendet. Dabei gilt es heute als bewiesen, dass etwa 80% aller Berufsmusiker schwache bis starke Leiden aufweisen. Neue Ansätze zu dem Thema Dispokinesis sollen nicht der wesentliche Bestandteil der Arbeit sein. Viel mehr soll die Hausarbeit Informationen kurz und knapp zur Thematik wiedergeben, um mehr Menschen für die Problematik zu sensibilisieren. Deshalb wird die Darstellung aktuelle Behandlungsmethoden kurz und anschaulich darstellen. Der Leser bekommt einen Eindruck von der Tätigkeit eines Dispokinese- Lehrers bzw. –Therapeuten und wird umfangreich über die Ausbildung informiert. Mit einem Fallbeispiel wird der Bezug zur Praxis hergestellt und die Thematik veranschaulicht.

In Zeiten immer knapperer Kassen sollte die Schmerzprävention eine wichtige Rolle im Gesundheitssystem einnehmen, da Therapie stets teurer für die Patienten und die Kassen wird. Die Hausarbeit soll ihren Beitrag dazu leisten Ursachenquellen für Musikerkrankheiten zu finden. In diesem Zusammenhang wird verstärkt auf die Tatsache eingegangen, dass viele Krankheiten ihren Ursprung in der Musikschule, also in einem ganz frühen Stadium der musikalischen Ausbildung, haben. Diese Unkenntnis über hausgemachte Probleme soll ein Stück weit abgebaut werden.

2. Dispokinesis und ihr Ansatz

2.1. Grundgedanken zu Dispokinesis

2.1.1. Dispokinesis eine Schulungs- und Therapieform

Nach Horst Hildebrandt und Alexandra Müller versteht man unter der Dispokinesis „eine speziell für Musiker und Bühnenkünstler entwickelte Schulungs- und Therapieform.“[1] Diese deckt vier Bereiche ab. Das sind die Pädagogik und Prävention als Schulungsform zur Schmerzvermeidung sowie die Therapie und Rehabilitation als Bereiche der Schmerz-Behandlung und –Befreiung. Dispokinesis soll dem Musiker die Möglichkeit geben seinen Beruf schmerzfrei auszuüben.

2.1.2. Begriffserklärung

Der Begriff Dispokinesis setzt sich aus dem Grungwort „Kinese“, das Bewegung heißt, und dem Bestimmungswort „disponere“, welches die Bedeutung von „frei verfügen über“ besitzt,[2] zusammen.

Die Kinese darf dabei nicht als Bewegung im Sinne von irgendwo hin gehen verstanden werden. Es handelt sich nach G. O. van Klashorst vielmehr um die „Bewegung vor einem sozio- kulturellen Hintergrund“[3], also das Verhalten und Auftreten von Personen in verschiedenen Gesellschaftsschichten. Klashorst verweist darauf, dass der Begriff früher nur als anständiges Betragen verstanden wurde.[4]

Disponere wird in der Musikwelt als „unverformte[s] Durchgeben der inneren Ergriffenheit“[5]

verstanden.

Damit beschreibt Dispokinese in Bezug auf die Musik die Form, in der sich eine Person musikalisch ausdrücken möchte.

2.2. Der Ansatz für Dispokinesis

Wenn ein Musiker oder Sänger nicht die anatomischen Voraussetzungen besitzt, um sich musikalisch in einer bestimmten Form auszudrücken, kann es unweigerlich zu Überlastungserscheinungen physischer oder psychischer Art kommen.[6] Dabei muss der Körper nicht sofort auf Überlastungen reagieren, da der Organismus über einen längeren Zeitraum Defizite überspielen kann. Doch irgendwann fordert der Körper sein Recht ein und macht sich bemerkbar. Das wichtigste Anzeichen für eine Überanspruchung ist immer der Schmerz. Dieser stellt sich immer dort ein, wo eine natürliche Funktion gestört ist. Schmerzen sind aber nicht die einzigen Anzeichen. Ein erhöhter Augendruck, Herzrasen, Unwohlsein etc. sind Faktoren mit ähnlicher indikatorischer Funktion.

An dieser Stelle befindet sich der Ansatz für Dispokinesis. Sie versucht dem Musiker ein schmerzfreies Üben und Spielen zu ermöglichen, indem entweder eine Schmerz-Befreiung bzw. –Linderung erfolgt oder einer Schmerzentwicklung vorgebeugt wird. Dafür gibt es mehrere Verfahrensweisen. In erster Linie handelt es sich bei den Personen, die Dispokinese in Anspruch nehmen, um Musiker, die Schmerzen haben. Das heißt, die Leute setzen sich erst mit dem Thema auseinander, wenn sie selbst davon betroffen sind. Die Dispokinese soll natürlich in erster Linie dieser Zielgruppe helfen. Aber ein viel wichtigerer Faktor ist die Schmerzprophylaxe, denn ist ein Musiker erst von Schmerzen betroffen, so handelt es sich um ein Problem mit oft weitreichenden Ursachen. Die Therapie gestaltet sich schwerer als bei einem Menschen, der schon in seinen ersten Musikschuljahren auf Haltungsprobleme etc. aufmerksam gemacht wurde.

3. Dispokinesis und Schulmedizin

3.1. Die Stellung der Dispokinesis in der Schulmedizin

Für die Schulmedizin sind schmerzbedingte Probleme am Arbeitsplatz keine Neuerscheinung. Probleme treten immer da auf, wo einseitige Arbeit sehr konzentriert und punktuell erfolgt. In unserer heutigen Zeit, der immer spezialisierteren Hochleistungsgesellschaft sind solche Phänomene keine Seltenheit. Während der Fließbandarbeiter über Schmerzen in den Händen klagt, beschwert sich der HTML- Designer über sein schlechtes Augenlicht, der Lehrer über seine kaputte Stimme und der Bauarbeiter über die tauben Ohren. Die Kette reißt nicht ab und wird auch nicht kürzer, denn der Trend zur Spezialisierung hält weiter an.

Dabei sind unsere Körper keine Maschinen, die man mit einem Ersatzteil aus dem Baukasten wieder flott macht. Es gibt beim Menschen auch keine von der Natur entwickelten Arbeits-, Wach- oder Sammelmenschen, wie bei den Bienen. Jeder Mensch ist etwas mehr oder weniger mit den gleichen körperlichen und geistigen Merkmalen ausgestattet, die bei zu intensivem Gebrauch starke Abnutzungserscheinungen aufweisen.

Das menschliche Skelett wurde leider im Laufe der Zeit zweckentfremdet. Während sich die Urmenschen noch über weite Strecken mit ihren eigenen Extremitäten fortbewegten, muss der moderne Mensch immer mehr Tätigkeiten im Sitzen durchführen, obwohl die Evolution diese einseitige Nutzung gar nicht vorgesehen hat. Während die Mobilität der Menschen ständig steigt, hat sich die räumliche Ausdehnung seiner Körperaktionen immer weiter minimiert.[7] Bewegungsarmut ist die Folge.[8] Die Schulmedizin setzt sich mit fast allen Krankheitsbildern auseinander. Massagen, Entspannungsübungen und heiße Umschläge zählen genau so zur Therapie wie künstlicher Ersatz von Gliedmaßen und Implantaten. In den meisten Fällen bekämpft man damit mehr oder weniger erfolgreich die Folgen einer körperlichen Überforderung oder einseitigen Beanspruchung, aber nicht die Ursachen. Bei Musikern blieb eine Spezialisierung lange Zeit aus. Dabei sind die so genannten Musikerkrankheiten nicht erst in den letzten Jahren belegt. Horst Hildebrandt beschreibt sehr treffend, dass sich Erwähnungen von Musikerkrankheiten schon über Jahrhunderte in medizinischen Quellen nachweisen lassen.[9] Des Weiteren erwähnt er, dass schon im 18. und 19.Jh. zwei Standartwerke (Ramazzini(1718) und Sundelin(1832)) über Musikerkrankheiten existierten.[10] Angenommen wurde sich des Problems erst seit etwa fünfzig Jahren. Und so ist die Dispokinese als Sonderdisziplin der Schulmedizin beigeordnet. Ihr Aufgabenfeld erstreckt sich über die in 2.1.1. definierten Bereiche. Dabei stammen die meisten Dispokinesetherapeuten nicht aus dem medizinischen Bereich

3.2. Ausbildung zum Dispokinesislehrer/-therapeuten

Der Ausbildung eines Dispokineselehrer/-therapeuten geht in der Regel ein Musikstudium voraus, auf welches ein Eigenerfahrungsjahr folgt.[11] Hier sammelt der Musiker allgemeine Erfahrungen im Umgang mit Musik. Dem schließt sich das zweijährige berufsbegleitende Aufbaustudium an. Horst Hildebrandt und Alexandra Müller verweisen darauf, dass Dispokinesistherapeuten eine zusätzliche therapeutische Ausbildung gemacht oder ein medizinisches oder psychologisches Studium absolviert haben. Damit ist der Ausbildungszeitraum sehr lang und die Studiengebiete äußerst umfangreich. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass es erst um die 170 diplomierte Dispokinese- Lehrer und Therapeuten gibt.[12] Horst Hildebrandt nennt als Ausbildungsstätte die Stadt Düsseldorf mit dem „organisatorischen Dach der Europäischen Gesellschaft für Dispokinesis.“[13] Damit sind die Möglichkeiten für eine Ausbildung relativ begrenzt, was ein weiterer Faktor für die geringe Anzahl an Dispokinese- Lehrern/Therapeuten sein könnte. Der Ausbildung geht in Düsseldorf ein Eignungsgespräch voran. Die Ausbildungskosten belaufen sich auf 3000€.[14]

Von großer Bedeutung ist der Aspekt, dass die meisten Dispokinese- Lehrer/Therapeuten aus dem Musikbereich kommen und nach der Ausbildung oft an Musik- Schulen/-Hochschulen bzw. im Orchester arbeiten. Direkte Vertreter aus Medizin sind in diesem Bereich eher die Ausnahme. Aber es gibt Ärzte und Psychologen, die Dispokinesis in ihr Angebot der medizinischen und psychologischen Betreuung mit einbeziehen.[15]

4. Schmerz und Schmerztherapie

4.1. Ursachen der Musikerkrankheiten

Die von mir in Punkt 2.2. beschriebenen ungenügenden Möglichkeiten, welche zu Schmerzen führen, können verschiedener Art sein. Neben den physischen spielen auch die psychischen Möglichkeiten eine wesentliche Rolle. Ursachen von Musikerkrankheiten werden sehr anschaulich in Hildebrandts Fachbuch „Musikstudium und Gesundheit“ beschrieben. Der Autor führt die meisten Musikerkrankheiten auf eine berufsspezifische Beanspruchung des Körpers und eine fehlende oder ungenügende Prävention zurück. So sind z.B. eine mangelnde oder falsche Aufwärmung vor dem Musizieren oder Singen, das Nichterkennen von Überlastungserscheinungen oder mangelnder Ausgleich zum Beruf wesentliche Ursachen für Scherzen oder körperliche Fehlhaltungen. Des Weiteren können Fehler bei der künstlerischen Ausbildung zu Schäden führen. Aber auch die räumlichen Verhältnisse im Konzert oder bei der Probe sind nicht unwichtige Faktoren. Lampenfieber, Stress, Schlafmangel bilden nicht selten die Ursachen von Erkrankungen.[16] Die Liste könnte noch viel weiter ausgeführt werden.

4.2. Funktionsweise der Dispokinesis

Die Dispokinesis wendet in der Praxis die in 2.1. angeführten Schulungs- und Therapieformen an. Dies sind Pädagogik und Prävention bzw. Rehabilitation und Therapie. Dabei werden drei Komponenten beachtet.[17]

[...]


[1] Hildebrandt, Müller, Dispokinesis-Freies…, S.1, Zusammenfassung.

[2] vgl. Hildebrandt, HCC, Seite 2, Über die Dispokinesis.

[3] vgl. Klashorst, S.30.

[4] vgl. Klashorst, S.30.

[5] vgl. Klashorst,S.30.

[6] vgl. Zwer, 2.1..

[7] vgl. Hildebrandt, Musikstudium und Gesundheit.S.38.

[8] vgl. Hildebrandt, Musikstudium und Gesundheit.S.35f..

[9] vgl. Hildebrandt, Musikstudium und Gesundheit.S.13.

[10] vgl. Hildebrandt, Musikstudium und Gesundheit.S.13.

[11] vgl. Hildebrandt, HCC,S.3.

[12] vgl. Hildebrandt, Müller, Dispokinesis- Freies…,S.6, Ausbildung in Dispokinesis.

[13] vgl. Hildebrandt, Musikstudium und Gesundheit, S.55.

[14] vgl. www.dispokinese-gesellschaft.de

[15] vgl. Hildebrandt, Musikstudium und Gesundheit, S.55.

[16] vgl. Hildebrandt, Musikstudium und Gesundheit,S.24.

[17] vgl. Hildebrandt, HCC,S.2

Final del extracto de 17 páginas

Detalles

Título
Die Bedeutung der Dispokinese für die Behandlung von Musikerkrankheiten. Methoden der Körperarbeit beim Musiklernen
Universidad
Carl von Ossietzky University of Oldenburg  (Musik)
Curso
Musik in Bewegung - körperbezogenes Lernen im Musikunterricht
Calificación
1,3
Autor
Año
2006
Páginas
17
No. de catálogo
V182828
ISBN (Ebook)
9783656066484
Tamaño de fichero
493 KB
Idioma
Alemán
Notas
Palabras clave
Dispokinesis, Musikerkrankheiten, Haltungsschäden, Musiker, Methoden und Körperarbeit beim Musiklernen, Dispokineselehrer, Dispokinestherapeut
Citar trabajo
Christian Zwer (Autor), 2006, Die Bedeutung der Dispokinese für die Behandlung von Musikerkrankheiten. Methoden der Körperarbeit beim Musiklernen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182828

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