Konsumethik im kulturellen Zusammenhang


Hausarbeit, 2010

17 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Abstract

Die vorliegende Arbeit soll den Themengegenstand der Konsumethik beleuchten und anhand argumentativer Ausführung und Veranschaulichung definieren sowie im Weiteren aufzeigen, dass der kulturelle Kontext in dem er funktioniert, von entscheidender Relevanz ist. So soll deutlich gezeigt werden, dass der ethische Anspruch an das Verhalten des Konsumenten und Endverbrauchers bzw. seine als aktiv handelndes und beitragendes Wirtschaftssubjekt wahrgenommene Rolle in einer Ökonomie der ethischen Werte, und folglich die Vorstellung darüber was diese Werte implizieren, nicht ohne Berücksichtigung des kulturellen Umfelds beleuchtet werden sollte, da dieses Umfeld maßgeblichen Einfluss auf die Vorstellung und tatsächliche Umsetzung von Konsumethik hat.

Einleitung

„Alle Menschen sind in der Rolle als Konsumenten Teilnehmer am Wirtschaftssystem, weshalb die , Konsumentenethik ‘ eine herausragende Rolle in der individualethischen Wirtschaftsethik einnimmt“ (Göbel 2006, 80)

Im Rahmen der Diskussion rund um die Wirtschaftsethik, einem immer wichtiger werdenden Aspekt der Wirtschaftswissenschaften, der Fragen nach moralisch ethischer Verantwortung für wirtschaftliches Handeln und dadurch entstehende Konsequenzen aufwirft, kommt unmittelbar damit verknüpft auch dem Teilbereich der Konsumethik bzw. dem Verhalten des Endverbrauchers und den moralisch-ethischen Hintergründen und Ursprüngen welches dieses Verhalten motivieren, eine wichtige Rolle zu. Nicht nur auf den Schultern der produzierend wirkenden Wirtschaftsakteure auf der Anbieterseite liegt offensichtlich eine häufig debattierte moralisch-ethische Verantwortung, auch die Nachfragerseite des Marktes kann sich von einer solchen Verantwortung nicht vollkommen freisprechen, wenn sie als das Angebot (und damit die Produktion) wesentlich beeinflussender Faktor betrachtet wird. So kommt etwa in Fragen der Nachhaltigkeit oder moralischen Vertretbarkeit von Konsequenzen wirtschaftlicher Prozesse und Marktergebnissen dem Konsumenten zwar wohl keine alleinige, aber eine dennoch vorhandene und schwer von der Hand zu weisende Verantwortung für sein Handeln bzw. Nachfrage- und Konsumverhalten zu, deren Rezeption und Rolle in der Gesellschaft es zu untersuchen gilt.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Begriff der Konsumethik definitorisch zu umreißen und im Anschluss das Verhalten des Konsumenten als Wirtschaftsakteur in seiner Tragweite und unter Berücksichtigung kultureller Gesichtspunkte zu beleuchten bzw. die Konsum- oder Konsumentenethik als wichtigen Teilbereich der angewandten Wirtschaftsethik unter Berücksichtigung des sozialen und kulturellen Umfelds, welches die generelle Auffassung und Umsetzung moralisch-ethischer Grundsätze im wirtschaftlichen Handeln auf Seiten des einzelnen Konsumenten beeinflussen mag, darzulegen.

Zur Konsumethik

Ein wichtiger Aspekt, der an dieser Stelle vor den Untersuchungen der Relevanz und Rolle des kulturellen und sozialen Umfelds auf den Gegenstand der Konsumethik stehen soll, ist der Blick auf den Begriff der Konsum- bzw. Konsumentenethik selbst, und auf sich daraus ergebende defínitorische Implikationen und Bereiche, die das Thema umschließt. Was bedeutet es als Konsument ethisch zu handeln? Und welche moralisch-ethische Verantwortung trägt der Konsument in seiner Rolle als Teilnehmer am Wirtschaftsprozess und Nachfrager am Markt?

Elisabeth Göbel (2006, 80) schreibt in ihrem Buch zur Unternehmensethik in diesem Zusammenhang von der Aufforderung an den Mensch als Konsument „seine Bedürfnisse intensiver zu reflektieren und Verantwortung für seinen Konsum zu übernehmen“. Diese Verantwortung hat der Verbraucher gegenüber sich selbst, aber auch gegenüber Anderen, denen durch das Konsumieren und Produzieren gewisser Güter oder Dienstleistungen beispielsweise Schäden durch negative Umwelteinwirkung entwachsen können. So sind in ihrer Ausführung und Definition die Reflexion von und Fragen nach „der tatsächlichen Lebensdienlichkeit von Gütern, der Wertigkeit von Bedürfnissen und dem ausreichenden Maß an Güterversorgung“ (Göbel 2006, 80) von grundlegender Bedeutung obwohl (und vielleicht gerade weil) sie von der zeitgenössischen Ökonomie aus ihrem Zuständigkeitsbereich verbannt worden sind.

In ihrer Annäherung an eine normativ-reflexive Konsumethik, formuliert Ulrike Konbloch (1994, 146 - 160) relativ ähnliche Punkte und erklärt die zwei Aspekte der, wie sie es bezeichnet, Sozial- und Umweltverträglichkeit (gerechter Konsum) des praktizierten Konsums zum Ersten, sowie zum Zweiten die Bedürfnisinterpretation (Konsum als Teil des guten Lebens) auf persönlich individueller (aber auch auf institutioneller Ebene, die sichernd und unterstützend wirkt) zu Hauptpfeilern dieser definitorischen Approximation. Dabei gilt als Voraussetzung, dass die Sozial- und Umweltverträglichkeit betreffend, jeder die Fähigkeit besitzt sich in die Lage eines Anderen zu Versetzen, und die Folgen seiner Handlungen aus dieser fiktiven Perspektive beurteilen bzw. reflektieren kann. Zudem erfordert auch die Bedürfnisinterpretation (und solch eine Interpretation erfolgt grundsätzlich im Vorfeld der Befriedigung eines Bedürfnisses) vom Individuum eben diesen abwiegenden und interpretativen Prozess seiner Bedürfnisse, in bewusster oder unbewusster Form, und wird vor allem dann notwendig, wenn der zur Befriedigung notwendige Konsum negative Effekte für Andere hervorbringen kann. Auch hier fundamentiert sich also offenbar ein Grundsatz zur Notwendigkeit eines sorgfältigen Überdenkens und Reflektierens von Fragen, die Folgen des eigenen als Nachfrager an den Tag gelegten Konsumverhaltens betreffen bzw. welche Konsequenzen dieses Verhalten für den Akteur selbst und für Andere, in diesem Falle passive, Mitmenschen hat. Knobloch schreibt im Allgemeinen zur individuellen Ebene der Konsumethik:

„Auf der individuellen Ebene fragt eine normativ-reflexive Konsumethik danach, welche Voraussetzungen die Menschen in ihrer Rolle als Konsumenten vernünftigerweise vor dem Kauf immer schon anerkannt haben müssen. Idealerweise müssen sie sich für Handlungen entscheiden, ... , von denen sie annehmen können, ... , dass sie dadurch weder ihre Umwelt, noch ihre Mitmenschen schädigen“ (Knobloch 1994, 146)

Doch, wie bereits bei Knobloch durch die Ausweitung der individuellen und Anführung einer institutionellen Ebene klar wird, beschränkt sich das Feld der Konsumethik nicht gezwungenermaßen ausschließlich auf das wirtschaftliche Handeln des einzelnen Individuums bzw. liegt bei ihm nicht die alleinige Verantwortung für ethische Vertretbarkeit des letztendlich stattfindenden Konsums (auch wenn dieses Individuum letztlich der tatsächlich konsumierende Akteur ist). In diesen Prozess sind neben dem Konsument, der die letztliche Kaufentscheidung trifft, nämlich auch andere Instanzen involviert, die diese Kaufentscheidung beeinflussen, lenken und manipulieren können. So führt etwa auch Göbel (2006, 80 - 81) an, dass allein schon deshalb Grenzen der Verantwortung des individuellen Konsumenten bestehen, weil dieser - entgegen den Annahmen der Neoklassik etwa - nicht die Form des „vollkommen informierten, souveränen Nachfragers, der mit seinen autonom gebildeten Präferenzen auf den Markt tritt und mit seiner freien Nachfrage das Angebot lenkt“ (Göbel 2006, 80) hat, sondern nur über unvollständige Information verfügen kann, durch vorhandenes Budget eingeschränkt ist und auch der aktiven Gestaltung des Bedarfs von Seiten der Anbieter ausgesetzt ist.

„Der heutige Verbraucher kann seine individuelle Konsumentscheidung bewusst und verantwortlich nur dann treffen, wenn er auch die vielfältigen weltwirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Probleme und Grenzen dieser Erde erkennt ... [und] daraus die erforderlichen persönlichen Maßnahmen für sein Verbraucherverhalten ableiten kann“ (Müller 1980, 20)

Auch Michel (1997, 145 - 192) spricht von einer „Konsumethik als Aufgabe der Verbraucher und Produzenten“ und verweist darauf dass, obwohl die Ethik des Konsums sehr wohl in erster Linie beim Verbraucher selbst ansetzen müsse, auch der Produzent durch die Beschaffenheit seines Angebots zur angemessenen Bedürfnisbefriedigung sowie durch Konsumwerbung, die vor allem problematisch wird wenn sie vorsätzlich täuschende Intentionen hegt, das Verhalten des Konsumenten manipulieren bzw. Einfluss auf die letztendlich getroffene Kaufentscheidung und Reflexion darüber haben.

Doch auch Institutionen kommt eine nicht unwichtige Rolle in der Konsumethik zu. So betont Knobloch (1994, 162), dass Institutionen „bei der Sicherung der Sozial- und Umweltverträglichkeit behilflich sein und die Konsumenten bei der Bedürfnisinterpretation unterstützen“ können, und spricht von einer „ungerechtfertigte[n] Verantwortungszumutung“, würde dem einzelnen Konsumenten die alleinige Verantwortung für weitragende und zum Teil schwer prognostizierbare globale Folgen zugeschrieben werden. Michel (1997, 196) formuliert ähnliche Ausführungen; nach seinem Verständnis haben „Institutionen darauf hinzuwirken, dass möglichst viele Menschen zu einer nachhaltigen Verwirklichung ihres eigenen Lebens entsprechend der ihnen vorgegebenen Bedürfnishierarchie gelangen können“.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Konsumethik im kulturellen Zusammenhang
Hochschule
Universität Bremen
Veranstaltung
Wirtschaftsethik
Note
1
Autor
Jahr
2010
Seiten
17
Katalognummer
V182449
ISBN (eBook)
9783656064565
ISBN (Buch)
9783656064848
Dateigröße
426 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Im Rahmen des Erasmus Programms
Schlagworte
Ethik, Wirtschaft, Wirtschaftsethik, Konsum, Konsumgesellschaft, ethisches Wirtschaften, Kultur, Wirtschaftsmoral
Arbeit zitieren
Simon Plaickner (Autor:in), 2010, Konsumethik im kulturellen Zusammenhang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182449

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