Mobbing in der Schule

Psychische Gewalt zwischen Pausenbrot und Pythagoras


Examensarbeit, 2010

77 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Einleitung
1.1 Vorgehensweise der Arbeit

2. Definition
2.1 Mobbing und Gewalt – ein Differenzierungsversuch
2.2 Mobbing als spezielle Form von Gewalt
2.2.1 Etymologische Herkunft
2.2.2 Definitionsentwicklung
2.2.3 Verwandte Begriffstermini

3. Erscheinungsformen

4. Neue Dimensionen des Mobbings – Handy und Internet

5. Mobbing in Zahlen – die empirischen Daten

6. Akteure
6.1 Stabilität der Rollen
6.2 Mobber
6.3 Mobbing-Opfer
6.4 Mitläufer
6.5 Zuschauer
6.6 Täter-Opfer
6.7 Lehrer

7. Ursachen
7.1 Schulinterne Ursachen
7.2 Schulexterne Ursachen

8. Der Teufelskreis – Mobbing als Prozess

9. Folgen

10. Vorbemerkungen zu interventiven und präventiven Maßnahmen

10.1 Juristische Betrachtung des Phänomens

10.2 Leitfaden zur Identifizierung der Hauptakteure

10.2.1 Anzeichen der Opfer

10.2.2 Anzeichen der Täter

10.2.3 Voraussetzungen zur Gewaltprävention und -intervention

10.2.4 Der Fragebogen – ein Analyseinstrument der Intervention

11. Maßnahmen gegen Mobbing
11.1 Interventions- und Präventionsprogramm nach Olweus
11.1.1 Maßnahmen auf Schulebene (Makroebene)
11.1.2 Maßnahmen auf Klassenebene (Mesoebene)
11.1.3 Maßnahmen auf individueller Ebene (Mikroebene)

12. Fazit
12.1 Wissenschaftliches Fazit
12.2 Persönliches Fazit

I. Literaturverzeichnis

II. Die 45 Mobbing-Handlungen nach Leymann

III. Frustrationsmodell nach Dembach

IV. Auszug aus dem Schulgesetz des Landes Nordrhein Westfalen

V. Auszüge aus dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland

VI. Auszüge aus dem Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland

Vorwort

Die vorliegende Staatsarbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Mobbing in der Schule“ und wurde von mir ausgewählt, da meine Schwestern und ich selbst in unserer Schulzeit auf unterschiedliche Weise betroffen waren. Unsere persönlichen Erfahrungen hatten eines gemeinsam: wir waren die „Gemobbten“. Bis heute haben mich zahlreiche Fragen nie losgelassen: Wie wird man zum „Gemobbten“? Welche Konsequenzen ergeben sich? Trägt das „Opfer“ Mitschuld? Welche Motivation hat ein „Mobber“? Wie wird der Teufelskreis durchbrochen?

Mit dieser Arbeit möchte ich derartige Vorgänge auf wissenschaftlicher Ebene durchdringen und meinen Blick bezüglich Mobbing und den adäquaten Umgang damit hinsichtlich meiner zukünftigen Tätigkeit als Lehrerin schärfen, um anderen Kindern mögliche negative Erlebnisse in ihrer Schulzeit zu verwehren.

1. Einleitung

„Jeder fünfte Hauptschüler hat schon einmal so hart zugeschlagen, dass sein Opfer zum Arzt musste. Einer neuen Bochumer Studie zufolge vermöbeln sich Schüler einander nicht öfter als früher - aber deutlich brutaler. Meist geht es um verletztes Ehrgefühl.“1

Gewiss tragen auch Presse-, Funk- und Fernsehberichte dazu bei, ein besonders brutales und aggressives Bild der Gewalt auf die Schulen zu projektieren. So werden bevorzugt besonders schwere Einzelfälle herausgegriffen, die suggerieren, dass in deutschen Schulen die Gewalt nicht nur zugenommen, sondern auch eine neue Form der Brutalität erreicht hat.2 Physische Aggressionen bis hin zu dramatischen Ereignissen, wie den Amokläufen in Erfurt (2002) und Emsdetten (2006), seien zum Abbild der schulischen Alltäglichkeit geworden.3

Es kamen Befürchtungen auf, dass die „Gewaltkultur“ der deutschen Jugendlichen amerikanische Verhältnisse annehmen könnte. In Amerika werden 3000 Kinder und Jugendliche im Jahr erschossen, davon 50 in der Schule, so dass mittlerweile ein großer Sicherheitsaufwand an amerikanischen Schulen betrieben wird.4

Schulische Gewalt hat seit den 1990er Jahren in den öffentlichen Diskussionen in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewonnen, trotzdem ist sie ein sehr altes Phänomen. Im Laufe der letzten Jahre sind zahlreiche wissenschaftliche Publikationen zu diesem Thema erschienen. Es kann aktuell festgehalten werden, dass Gewalthandlungen an deutschen Schulen nicht zugenommen haben, wie Medienberichte es darstellen. Weiterhin bilden strafrechtlich relevante Vergehen, wie schwere Körperverletzungen und Erpressungen an deutschen Schulen, immer noch die Ausnahme, so dass nicht von „amerikanischen Verhältnissen“ gesprochen werden kann.5

Hier stellt sich die Frage: Woher rührt dieses gewaltgeprägte Bild an deutschen Schulen? Zur Beantwortung lässt sich eine Vielzahl von Gründen nennen, die hier zwar nicht in ihrer Vollständigkeit aufgeführt werden, jedoch den kritischen Blick für mediale Berichte schärfen sollen.

Das von den Massenmedien gezeichnete Bild der Gewaltrealität an Schulen in Deutschland ist systematisch verzerrt, da aus Platz-, Verständnis- und Zeitgründen Einzelaspekte entfallen oder verstärkt werden und damit die Berichtserstattung selektiv wird. Darüber hinaus führt oft der Konkurrenzdruck der Medien untereinander zu sensationsorientierten Darstellungen.6

Jedoch hält Tillmann dazu fest:

„Die Medien allein können ein solches Thema nicht ‚machen’ und schon gar nicht so lange in der Diskussion halten. Es muss auch eine gesellschaftliche Realität geben, die sich mit der Thematisierung verbindet.“7

Das in den Medien gezeichnete Bild schwerer physischer Gewalt unter Kindern bzw. Jugendlichen findet empirisch belegt vorrangig eben nicht in der Schule, sondern in öffentlichen Räumen statt.8

Ein weitaus größeres Problem an deutschen Schulen stellen subtile und psychische Formen der Gewalt dar, wobei verbale Attacken eindeutig überwiegen. Ihre Konsequenzen für die Opfer sind gegenüber den bereits erwähnten körperlichen Übergriffen nicht zu unterschätzen und weisen ein großes Spektrum an problematischen Verhaltensweisen auf.9

Oft dauert es längere Zeit, bis das so genannte „Mobbing“ aufgedeckt wird, so dass Opfer schwere psychosomatische Störungen entwickeln. Die Erfahrungen, die sie in dieser wichtigen Entwicklungsphase machen, wirken prägend auf ihr weiteres Leben. Es liegt in der Verantwortung der Erwachsenen sie in dieser Zeit zu begleiten und ihnen zur Seite zu stehen.10

1.1 Vorgehensweise der Arbeit

Mit dieser Arbeit sollen aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema Mobbing, Cyber-Mobbing, sowie Ansätze zur Gewaltprävention und -intervention präsentiert werden. Ziel ist es das Phänomen zu beschreiben, zu erklären und mögliche Handlungsperspektiven aufzuzeigen.

Folgende Leitfragen werden erörtert:

Auf welche Weise transformieren die neuen Medien Form und Auswirkungen von Mobbing?

Welche Ursachen und Folgen verleihen dem Mobbing-Phänomen seine besondere Bedeutung in der schulischen Gewalt?

Welche Möglichkeiten hat die Schule Mobbing-Prävention bzw. -Intervention zu betreiben.

Der Staatsarbeit liegt folgendes Konzept zugrunde. Als erstes wird ein Überblick zum „Mobbing unter Schülern“ gegeben. Nach einer Positionierung in der Gewaltthematik, einer Herausarbeitung der Definition und der Klärung der wichtigsten Begriffe, wird Mobbing als spezielle Form von Gewalt und mit seinen Hauptmerkmalen und Ausprägungen beschrieben. Diese Arbeit hat den Titel „Mobbing in der Schule“, jedoch soll auch das „Cyber-Mobbing“, als spezielle Variante betrachtet werden. Das „Cyber-Mobbing“ erlangt hinsichtlich dieses Themenkomplexes und im Zuge unserer globalisierten Gesellschaft eine immer wichtigere Position und wird deswegen in einem gesonderten Kapitel behandelt.

Auf diese Weise wird eine Grundlage für das weitere Vorgehen und die im späteren Abschnitt folgenden Maßnahmen gegen Mobbing geschaffen.

Es folgt ein Überblick über den aktuellen Stand der Mobbing-Forschung. Die wichtigsten Forschungsmethoden und -instrumente werden vorgestellt. Nationale und internationale Erkenntnisse zur Verbreitung von Mobbing unter Schülern werden erläutert.

Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit den Akteuren des Mobbing-Prozesses. Wie in der Fachliteratur üblich, wird auch hier die Rede von Tätern und Opfern sein. Vor allem der Täterbegriff ist negativ belegt. Der Leser ist dazu angehalten, die Rollenbeschreibungen objektiv zu betrachten, da Jugendliche sich einerseits in der Entwicklung befinden und für ihr eigenes Handeln bis zu einem bestimmten Alter (aus juristischer Sicht) noch nicht voll verantwortlich sind und andererseits die Rollen des Täters bzw. Opfers keine stabilen und eindeutigen Zustände abbilden, sondern einer ständigen Dynamik unterworfen sind.11 Außerdem sollen auch die Rolle der Lehrkräfte durchleuchtet werden, die vor allem für gegensteuernde Maßnahmen eine besondere Bedeutung haben.

Im folgenden Kapitel werden Ursachen auf schulischer Ebene und persönlicher Ebene durchleuchtet, da diese von Lehrern und Schülern erkannt und vor Ort mitgestaltet werden können.

Das anschließende Kapitel erarbeitet die Prozesse des Mobbings aus der Sicht verschiedener Autoren. Die anfänglich entwickelten Modelle wurden im Laufe der Zeit immer weiter modifiziert, bis dass eine zyklische Struktur entstand.

Im Weiteren werden die negativen Konsequenzen vorgestellt, die sich aus einem Mobbing-Prozess für alle daran Beteiligten ergeben. Hier wird deutlich, wie wichtig die präventive und interventive Arbeit im Zusammenhang mit dieser Thematik ist.

Die letzten beiden Kapitel beschäftigen sich mit der Prävention und Intervention des Mobbing-Geschehens. Diesem Punkt gebührt eine besondere Betrachtung, da sich die Fachliteratur weitgehend mit der Analyse des Mobbings beschäftigt. Aus praktischer Sicht sollte es jedoch Ziel sein, Lehrern, Schülern und Eltern Wege aufzuzeigen, Mobbing-Attacken aktiv entgegenzuwirken oder im besten Fall von vornherein nicht zuzulassen.

In der Schlussbetrachtung werden die gewonnenen Erkenntnisse reflektiert, zusammengefasst und eine persönliche Betrachtung durchgeführt.

Formale Aspekte

Die ausschließliche Verwendung der männlichen Personalform dient der Übersichtlichkeit, das weibliche Geschlecht in derselben Rolle soll damit keineswegs ausgeschlossen sein.

Weiterhin stütze ich mich auf die bei der deutschen Rechtschreibreform des Jahres 1996 festgelegte und neu aufgenommene Deklination des Wortes Mobbing („Mobbing, das; -s“12 ), auch wenn in der Literatur andere grammatikalische Formen zu finden sind.

Ebenso wird in wörtlichen Zitaten auf die orthografische Anpassung an neue Rechtschreibkonventionen verwiesen.

2. Definition

Die rationale Auseinandersetzung mit schulischer Gewalt und deren Wahrnehmung wird durch die Medien stark gelenkt. Der Begriff des Mobbings ist hier allgegenwärtig und hat einen Etikettierungsprozess durchlebt, der ihn in den Köpfen der Menschen zu einem Synonym für schwere körperliche Gewalt gemacht hat.

Einerseits wird bereits deutlich, dass bei all der Popularität des Themas in der breiten Öffentlichkeit nicht wirklich klar ist, was Mobbing eigentlich ist und was nicht.

Andererseits kann das Phänomen Mobbing nicht beschrieben werden, ohne sich mit dem Gewaltbegriff auseinander zu setzen. Daher ist es im Folgenden zwingend erforderlich die Begriffe „Gewalt“ und „Mobbing“, vor allem letzteren genauer auszuformulieren, um einen präziseren Blickwinkel zu erlangen.

2.1 Mobbing und Gewalt – ein Differenzierungsversuch

Im Folgenden soll keineswegs ein historischer Diskurs über den Gewaltbegriff geführt werden oder eine genaue Definition herausgearbeitet werden. Das würde über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen, die sich in erster Linie dem Phänomen des Mobbings zuwendet. Ziel soll es sein sie voneinander zu differenzieren, also aufzuzeigen, wann der Begriff Mobbing greift.

Für Olweus (vgl. Definition Kapitel 2.2.2) wie auch andere Autoren gehören die Begriffe Gewalt und Mobbing eng zusammen. Allerdings sind die Begriffe keineswegs gleichbedeutend, da sie unter anderem, wie eingangs bereits erwähnt, einen unterschiedlichen Schweregrad aufzeigen bzw. in unterschiedlicher Häufigkeit in Erscheinung treten.13

Jannan verfasste mit seiner prägnanten Formulierung, „Nicht jede Gewalt ist Mobbing, aber Mobbing ist immer Gewalt.“14, zwar keine inhaltliche Unterscheidung der Begriffe, jedoch wird deutlich, dass der Mobbing-Begriff dem Gewalt-Begriff untergeordnet ist, wie in Abbildung 1 auch grafisch deutlich wird. Mobbing ist demnach eine spezielle Form der Gewalt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Der Gewaltbegriff im Kontext des Mobbings in Anlehnung an die Definition nach Olweus (Quelle: Eigene Anfertigung mit Microsoft Word 2007. Stand: 04.11.2010)

Gewalt im Sinne schwerer körperlicher Übergriffe wird oft eine viel zu große Häufigkeit an deutschen Schulen zugemessen. So tritt schwere Gewalt, im Sinne schwerer Körperverletzungen, Erpressungen oder Bandenschlägereien eher selten an Schulen auf.15

Mobbing meint vielmehr die „kleine Gewalt“, d.h. der Prozess des Mobbings ist primär durch die Häufigkeit negativer Handlungen geprägt, die überwiegend eben nicht physischer Art sind. Da die Übergänge fließend sind, kann es jedoch sein, dass sich subtile Gewaltformen zu schweren Misshandlungen weiterentwickeln.

An dieser Stelle schließt sich der Kreis zur besonderen Präsenz in der Medienberichtserstattung. Vom Gewalt-Begriff zum Phänomen des Mobbings nimmt die Häufigkeit der negativen Handlungen zu, das Medieninteresse ist bei Mobbing-Fällen jedoch weniger ausgeprägt als bei schweren körperlichen Übergriffen auf andere Schüler. 16

Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass aus Sicht des Opfers das Adjektiv „schwer“ nicht zutreffend ist, da es die „kleine“ Gewalt verharmlost.17

Zumeist werden nämlich die starken nachhaltigen Auswirkungen subtiler und psychischer Formen der Gewalt für die Opfer unterschätzt.18

2.2 Mobbing als spezielle Form von Gewalt

Nachdem geklärt worden ist, welchen Stellenwert das Phänomen Mobbing innerhalb der Gewaltdiskussion hat, stellt sich nun die Frage nach den speziellen Charakteristika, Merkmalen und Erscheinungsformen, die es von anderen Verhaltensformen abgrenzt.

2.2.1 Etymologische Herkunft

Mobbing geht auf das englische Wort „to mob“, welches im 18. Jahrhundert in den deutschen Wortschatz übernommen wurde, zurück und steht für schikanieren, fertig machen, anpöbeln oder über jemanden herfallen.19

Im Ursprung entstammt das Wort der lateinischen Bezeichnung „mobile vulgus“, womit eine „aufwiegelnde Volksmenge, Pöbel, soziale Massengruppierungen […] in denen triebenthemmte, zumeist wirkende Verhaltenspotenz vorherrscht“20, gemeint ist.

In der englischen Sprache bedeutet das Substantiv „mob“ übersetzt „zusammengerotteter Pöbel(haufen); Gesindel, Bande, Sippschaft“. Das zugehörige Verb hat die Bedeutung „lärmend herfallen über, anpöbeln, angreifen, attackieren“21.

Wie im Folgenden noch ersichtlich wird, stellte die Wortherkunft die Forschung bei der Entwicklung einer gelungenen Definition ein Problem dar.

2.2.2 Definitionsentwicklung

Im Jahre 1958 verwendete Verhaltensforscher Konrad Lorenz als erster den Begriff des „Mobbings“; damals noch im Zusammenhang mit der tierischen Verhaltensforschung. Er beschrieb damit einen Angriff einer Gruppe von Tieren auf einen (überlegenen) Fressfeind.22

Im Jahre 1969 überführte der schwedische Arzt Peter Heinemann den Begriff in den Bereich der Humanbeziehungen. Er beschrieb damit ein Gruppenphänomen bei Kindern, bei dem diese eine sich von der Norm abweichend verhaltende Person attackieren.23

Das heutige Verständnis dieses Kunstwortes wurde zu Beginn der 1990er Jahre entscheidend durch den nach Norwegen ausgewanderten Arzt und Psychologen Heinz Leymann enger gefasst und geprägt. Während seiner Forschungen Mitte bis Ende der 80er Jahre führte er zahlreiche empirische Untersuchungen in Schweden zum Mobbing-Prozess am Arbeitsplatz durch und fasste die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse in seiner ersten veröffentlichten Arbeit zusammen.24

Infolge dieser Studien und deren Resultaten gelangte er zu folgender Definition:

„’Der Begriff Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen.’“25

Mit seiner Arbeit machte er das Thema einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und für weitere Forschungs- und Betätigungsfelder interessant. Dies ist auch der Grund dafür, warum der Begriff „Mobbing“ vornehmlich in der Literatur rund um das Arbeitswesen behandelt wird.26

Leymanns Definition wirft jedoch durch die Beschränkung auf „kommunikative“ Handlungen neue Fragen auf. Zuschlag verweist darauf, dass „man [da an] stumme körperliche Gewaltmaßnahmen ohne begleitende sprachliche Kommentierung denken [könnte].“27

Über den Umweg des ersten Axioms Watzlawicks „Wir können nicht nicht kommunizieren“28, in dem dieser das Verhalten mit der Kommunikation gleichsetzt, erscheint die Definition Leymanns wieder plausibel und bestätigt die von ihm formulierten 45 „Mobbing-Handlungen“, die sowohl verbaler als auch nonverbaler Art sind. 29

Weiterhin merkt Brinkmann unter anderem an, dass sich Mobbing-Handlungen auch gegen mehr als eine Person, also gegen eine Gruppe, richten können.30

In den 1970er Jahren setzte sich Dan Olweus mit der Thematik im Zusammenhang mit Schule auseinander und gilt damit als Pionier der Erforschung von Mobbing in Schulklassen. In der englischsprachigen Arbeit bezeichnet Olweus das Mobbing unter Schülern als „Bullying“31. In den späteren deutschen Veröffentlichungen nutzt er allerdings den Mobbing-Begriff und unterscheidet damit nicht mehr zwischen negativen Handlungen Erwachsener am Arbeitsplatz und dem von Kindern bzw. Jugendlichen in der Schule.32

Auch fasst Olweus die begrifflichen Grenzen des Mobbings wesentlich weiter und umgeht damit die bereits genannten Schwachstellen der Formulierung Leymanns.

„Ein Schüler oder eine Schülerin ist Gewalt ausgesetzt oder wird gemobbt, wenn er oder sie wiederholt und über eine längere Zeit den negativen Handlungen eines oder mehrerer Schüler oder Schülerinnen ausgesetzt ist.“33

Sprach Leymann noch von „negativen kommunikativen Handlungen“ und betonte damit indirekt die Art der Interaktion zwischen den Beteiligten, so ist Olweus Formulierung weitaus wegsamer für eine multiperspektivische Betrachtung der „Mobbing-Handlungen“. Eine negative Handlung liegt nach Olweus vor, „[…] wenn jemand absichtlich einem anderen Verletzungen oder Unannehmlichkeiten zufügt“34.

Voraussetzung ist dabei, dass ein asymmetrisches Kräfteverhältnis zwischen Täter/n und Opfer/n existiert, d.h. ein Schüler hat es schwer, sich zu verteidigen und gelangt damit in eine hilflose Position gegenüber denen, die ihn drangsalieren.35

Die Definition Olweus sowie die vorausgegangene Aussage implizieren, dass der Begriff „Mobbing“ nicht verwendet wird, wenn negative Handlungen nur gelegentlich bzw. vereinzelt gegen verschiedene Schüler ausgeführt werden oder aber wenn zwei Schüler, die psychisch bzw. physisch etwa gleich stark sind gegeneinander agieren.36

Im Vergleich zu Leymann nennt Olweus keine typischen Mobbing-Handlungen, vielmehr macht die ständige Ausrichtung negativer Handlungen im Sinne der Definition aggressiven Verhaltens (siehe Kapitel 7.2, S.35f.) gegen immer ein und dieselbe Person den Leitgedanken seiner Definition aus.37

2.2.3 Verwandte Begriffstermini

Auch in öffentlichen Diskussionen und in der pädagogischen Literatur wird vornehmlich der Mobbing-Begriff verwendet. Teilweise wird dieser jedoch auch für Begriffstermini verwendet, die durchaus eine abweichende Bedeutung haben. Aus diesem Grund soll an dieser Stelle eine konkrete Begriffsunterscheidung vorgenommen werden.

Mobben

Hier handelt es sich um eine Wortneuschöpfung Olweus, „da Mobbing im Englischen und Skandinavischen Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz bedeutet und in dieser beschränkten Bedeutung auch schon Eingang ins Deutsche gefunden hat […]“38. Das Wort Mobben lässt sich also als deutsches Synonym zu angelsächsischen Bullying verstehen. In dieser Arbeit wird sowohl der Begriff Mobbing als auch der Begriff Mobben verwendet.

Bullying

Der Begriff Bullying ist im angelsächsischen Raum lange bekannt, wird dort weitestgehend synonym zum „Mobbing“ benutzt und seit Olweus Veröffentlichungen insbesondere zur Beschreibung von vorwiegend psychischen Übergriffen unter Schülern verwendet. Das Verb „bully“ bedeutet tyrannisieren, schikanieren, drangsalieren. Das entsprechende Substantiv „bully“ beschreibt einen tyrannischen, brutalen Menschen.39

Bossing

Für die systematische Schikane von Mitarbeitern durch den Vorgesetzten etablierte sich der Begriff „Bossing“ nach und nach. Der Umstand des Bossings wurde von Klie im Jahre 1990 in Folge seiner Untersuchungen zum ersten Mal beschrieben. In seiner Arbeit bezeichnete er diesen allerdings noch als gesundheitsgefährdende Führerschaft.40

Schikane

Der Ursprung dieses Wortes ist das französische Nomen „chicane“ und bedeutet „Rechtsverdrehung“, „Spitzfindigkeit“ oder aber auch „Streit“. Das Wort Schikane ist schon länger im deutschen Sprachschatz vorhanden und steht u.a. für „kleinliche und böswillige Quälerei“. Dieser Begriff wird im Deutschen von vielen Autoren analog zum Begriff des Mobbings verwendet.41 Deswegen werden sie auch hier als Synonyme betrachtet.

Mobbing ist eine spezielle Form der Gewalt, die sich systematisch gegen bestimmte Opfer richtet. Weitere Phänomene der Auseinandersetzung, bei der ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis vorliegt, müssen daher eindeutig abgegrenzt werden. Dazu gehören Toben, Necken, Zurückweisungen durch Gleichaltrige und Viktimisierung durch Gleichaltrige. Die Grenzen sind jedoch oft fließend und die genannten Verhaltensweisen können beim Mobbing auch eingesetzt werden, um Außenstehende zu täuschen.42

3. Erscheinungsformen

In Anlehnung an Olweus Ausführungen lassen sich grundsätzlich drei verschiedene Formen des Mobbings differezieren.

Damit wird ein breites Spektrum an problematischen Verhaltensweisen erschlossen, die von ihm in drei Kategorien unterteilt werden:

1. verbal (Spotten, Beschimpfen, Drohen, Bloßstellen, etc.)
2. physisch (Schlagen, Treten, Festhalten etc.)
3. psychisch/sozial (Gesten, Mimik, Ausgrenzen, etc.)43

In Abbildung 1 (siehe S.7) sind die verschiedenen Erscheinungsformen mit Berücksichtigung ihrer Häufigkeit während eines Mobbing-Prozesses festgehalten.

4. Neue Dimensionen des Mobbings – Handy und Internet

Die neuen Medien haben auch das Mobbing erreicht. Das so genannte „Cyber-Mobbing“, „Cyber-Bullying“ oder „Monitor-Mobbing“ „erfreute“ sich in den letzten Jahren unter den Jugendlichen immer größerer Popularität.44

Diese Variante des Mobbings teilt zwar mit der in dieser Arbeit beschriebenen „klassischen Form“ zahlreiche Gemeinsamkeiten, jedoch lassen sich auch eklatante Unterschiede erkennen, die an dieser Stelle eine separate Betrachtung verlangen.

Rack et al. definieren das Cyber-Mobbing wie folgt:

„Unter Cyber-Mobbing versteht man das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen anderer mithilfe moderner Kommunikationsmittel.“45

Damit sind vor allem das Internet und das Handy gemeint. Da heute nahezu jeder Schüler ein Mobiltelefon und einen Internetzugang besitzt, ergeben sich völlig neue Möglichkeiten der Drangsalierung. In Instant-Massengern, wie ICQ (gilt als Hauptmedium des Cyber-Mobbings), sozialen Netzwerken, wie Schüler-VZ, Facebook und Myspace, aber auch in Videoportalen, werden schikanierende Texte, Videos und Bilder hochgeladen, Fotos bösartig kommentiert oder Drohnachrichten verschickt. Weiterhin wird das Handy genutzt, um arglistige Textnachrichten zu verschicken oder lästige Anrufe zu tätigen.46

Diese Erweiterung des Mobbing-Phänomens ist die logische Konsequenz unserer technologisierten Gesellschaft. Da das Leben junger Menschen heute vermehrt interaktiv stattfindet, sie ihre Beziehungen und Freundschaften online pflegen, neue Kontakte aufnehmen und sich selbst inszenieren, wird sich auch Mobbing vermehrt dort abspielen, wo die anderen Ereignisse des Lebens stattfinden.47

Die Besonderheiten des Cyber-Mobbings sollen im Folgenden kurz katalogisiert werden.

War das „einfache Mobbing“ bisher auf die Schule beschränkt, so gibt es hier keine Grenzen mehr. Jannan sagt, dass für das Cyber-Mobbing die Nutzung der neuen Medien erforderlich sei.48 Jedoch ist zu bedenken, dass beispielsweise für ein Bloßstellen und das Verbreiten von Gerüchten das Wissen um eine solche Mobbing-Attacke seitens des Opfers nicht zwingend relevant sein muss.

„Das Internet vergisst nichts.“49 Dies ist eine gängige Schlagzeile in den Medien und zeigt die Gefahren des Cyber-Mobbings in plakativer Weise auf.

Werden Filme oder Bilder erst einmal in Umlauf gebracht, ist es nahezu unmöglich sie wieder aus dem Internet zu entfernen. Zudem verbreiten sich die interaktiven Informationen extrem schnell und es können mühelos Duplikate angefertigt werden, die dann in anderen Internetforen verbreitet werden. Selbst wenn Nachrichten oder Kommentare in Vergessenheit geraten sind, so können sie immer wieder an die Öffentlichkeit gelangen.50

Eine weitere Tücke lauert in der Anonymität des „Cyber-Mobbers“. Ob beim Mobben über das Handy oder Internet ist es ihm möglich, seine Identität zu verschleiern, zu verbergen oder sogar zu fälschen. Dies verschafft ihm die Sicherheit, nicht erkannt zu werden und oftmals einen langen Atem bei seinen negativen Handlungen.51

Das Cyber-Mobbing unterscheidet nicht zwischen den Generationen, so werden nicht nur Schüler sondern auch Lehrer gemobbt. Wahrscheinlich wirkt hier vor allem die zuletzt genannte Besonderheit unterstützend, da die Hemmschwelle durch den Schutz der Anonymität herabgesetzt wird. Die „Täter“ sind schneller dazu bereit, ihre „Opfer“ zu bedrohen als in der realen Welt.52 Als Beispiel dient hier das Internetforum „Spickmich.de“, indem Schüler ihre Lehrer in verschiedenen Kategorien bewerten können. Vorrangig als konstruktives Feedback für die Unterrichtenden und Eltern vorgesehen, wird diese Option auch missbräuchlich verwendet.

Da die Interaktion virtuell stattfindet und damit eine direkte Rückmeldung des Gegenübers fehlt, kann nicht abgeschätzt werden, welches Ausmaß verschickte Nachrichten oder Bilder haben. Folglich können Kommentare, die von dem einen als witzig empfunden wurden, von dem anderen als verletzend oder bloßstellend interpretiert werden. Die Konsequenzen sind also nur eingeschränkt überschaubar.53

Nancy Willard unterscheidet beim Cyber-Mobbing acht verschiedene Arten. Die Unterscheidung ist hier eine andere, da die des „normalen“ Mobbings nicht mehr greift.

1. Flaming: Beleidigungen und Beschimpfungen
2. Harassment: Belästigung
3. Denigration: Anschwätzen und Gerüchte verbreiten
4. Impersonation: das Auftreten unter falscher Identität
5. Outing und Trickery: Bloßstellen und Betrügerei
6. Exclusion: Ausschluss
7. Cyberstalking: fortwährende Belästigung und Verfolgung
8. Cyberthreats: Androhung von Gewalt54

5. Mobbing in Zahlen – die empirischen Daten

Wie bereits erwähnt, ist Mobbing ein recht altes Phänomen. Betrachtet man jedoch die Historie der zurückliegenden Untersuchungen, so wird ersichtlich, dass dessen Erforschung eine recht junge Geschichte hat.

Erst in den 1970er Jahren wurden systematische Untersuchungen durchgeführt. Zunächst beschränkten sich die Untersuchungen auf die skandinavischen Länder. Darauf folgten dann die restlichen europäischen Länder. Im Jahre 1982 erfuhr die Problematik durch den Selbstmord von drei 10- bis 14-jährigen norwegischen Schülern eine ganz neue Dynamik Es entstand große Verunsicherung und Spannung in den norwegischen Medien und der allgemeinen Öffentlichkeit, als geäußert wurde, dass diese angeblich auf Mobbing-Attacken zurückzuführen seien. Der Vorfall setzte eine Kettenreaktion in Gang. In den 1980er und frühen 1990er Jahren gewann die Gewalt unter Schulkindern jedoch auch in anderen Ländern, wie Japan, England, Holland, Kanada, USA und Australien, ein gewisses Interesse in der Öffentlichkeit und der Forschung.55

Forschungsmethode und -instrumente

Wie bereits angeführt ist Olweus als Vorreiter der Prävalenz in der Mobbing-Forschung zu bezeichnen. In den 1970er Jahren führte er zum ersten Mal mit Hilfe des Schülerfragebogens „Bully-Victim-Questionnaire“ eine systematische Untersuchung auf diesem Feld durch. Die Kernfrage in den Untersuchungen galt bei ihm und später auch andren Forschern immer der Häufigkeit des Mobbings in Schulklassen. Dieser Schülerfragebogen wurde im Laufe der Jahre von ihm immer wieder optimiert und modifiziert. Kasper und Leymann entwickelten in Anlehnung an Olweus den so genannten „SMob-Fragebogen“. Dieser war zwar wesentlich umfangreicher, jedoch auch vereinfachter konzipiert. Mittlerweile wurden zahlreiche Untersuchungen zur statistischen Erfassung des Mobbing-Phänomens durchgeführt. Zwar erfreut sich die Methode des Fragebogens in der Wissenschaft großer Beliebtheit, jedoch äußern einige Autoren auch Kritik an ihm. Da dieses Problem keine wissenschaftlich messbare Größe ist, fließen in die Ergebnisse die subjektiven und individuellen Empfindungen der befragten Schüler mit ein.56

Ein entscheidender Faktor ist hier die aus der Psychologie bekannte Frustrationsschwelle. Besitzt ein Schüler eine eher niedrige Frustrationsschwelle und wird häufig über dieser getroffen, so sinkt diese usw. Andersherum kann es sein, dass ein Schüler häufig unterhalb dieser Schwelle getroffen wird und damit robuster gegenüber möglichen Frustrationen wird.57

Aktueller Forschungsstand

Die Psychologin Mechthild Schäfer entnahm einer Langzeitstudie, dass in Deutschland wöchentlich 500.000 Kinder und Jugendliche gemobbt werden. Werden zusätzlich die Kinder mit Tätererfahrung berücksichtigt steigt die Zahl auf rund eine Millionen Kinder an. 58

Damit lässt sich in der Summe dieser und anderer Forschungsarbeiten die eindeutige Tendenz erkennen, dass eine große Zahl von Schulkindern betroffen ist.59

Die bereits in Kapitel 2.1 aufgestellte These, dass „man Mobbing im Vergleich zur ‚richtigen’ Gewalt eben [nicht] vernachlässigen kann“60, sollte damit bestätigt sein und veranschaulicht, dass das Mobbing Problem an deutschen Schulen weitaus stärker verbreitet ist als bisher angenommen.

Im Folgenden werde ich mich weitestgehend auf die Forschungsergebnisse Olweus beziehen, da in der mir vorliegenden Literatur seine richtungweisenden Angaben durch andere Autoren überwiegend für deutsche Schulen bestätigt wurden.

Relevanz der Schulform

Eine zunehmende Schülermobbing-Problematik zeigt sich zwar in allen Schulformen, jedoch lassen sich schulformbezogene Unterschiede ausmachen.

Diverse Untersuchungen brachten ein überraschendes Ergebnis hervor:

Die Grundschulen sind im Vergleich zu den weiterführenden Schulen am meisten betroffen. Ihr „Mobbing-Anteil“ ist mehr als doppelt so hoch wie der an Gymnasien. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die negativen Handlungen der Täter an weiterführenden Schulen schwerer sind.61

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Schüler, die ein- bis mehrmals pro Woche gemobbt wurden (Quelle: modifiziert nach Jannan, Mustafa (2010): Das-Anti-Mobbing-Buch. S.23)

In den Medien wird vor allem den Hauptschulen eine besonders hohe Anfälligkeit für Mobbing-Prozesse zugesprochen, so wie es auch Dümmler und Melzer tun.62 Ein Vergleich mit den Statistiken Jannans und Olweus (siehe Abbildung 2) zeigen jedoch, dass die prozentualen Anteile der Haupt- und Gesamtschulen bis auf einen geringen Anteil nahezu gleich stark ausfallen.63

Diese Differenzen lassen sich eventuell auf schulinterne Ursachen, wie Schulkultur und die Schülerschaft zurückführen, weiterhin veräußert Olweus, dass trotz einer allgemeinen Tendenz eklatante Unterschiede zwischen den Schulformen vorherrschen können.64

Relevanz der verschiedenen Altersstufen

Weiterhin geben die Forschungsergebnisse Aufschluss darüber, welche Prävalenz Mobbing in Bezug auf die unterschiedlichen Altersstufen aufweist.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass Mobbing mit dem zunehmenden Alter der Kinder abnimmt, wie aus Abbildung 3 zu entnehmen ist. Bis zur sechsten Klasse ist die Abnahme der „Mobbing-Anteile“ besonders deutlich zu erkennen, ab der siebten Klasse ist die Abnahme der Prozentsätze dann wesentlich geringer.65

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Schüler unterschiedlicher Klassen, die nach eigenen Angaben gemobbt werden.

(Quelle: Jannan, Mustafa: Das Anti-Mobbing-Buch. S.25.)

Vergleicht man die Prozentsätze der Kinder, die in der zweiten und neunten Klasse gemobbt werden, so ist ein Rückgang von über fünfzig Prozent zu verzeichnen.

Neuen Untersuchungen zufolge ist ein kurzzeitiger Anstieg in der fünften und sechsten Klasse zu verbuchen. Jannan schreibt diesem Anstieg gruppendynamische Vorgänge zu, die während der Bildung neuer Klassenkonstellationen entstehen. Während dieser bilden sich nicht nur neue Freundschaften und Cliquen, sondern auch Feindschaften.66

Weiterhin stellte Olweus in seiner Studie fest, dass mit zunehmendem Alter das Mobbing unter dem Einsatz physischer Gewalt zurückgeht. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass die Folgen von gewalttätigen Übergriffen aufgrund ihrer körperlichen Konstitution weitaus schwerer sind. 67

Abbildung 4 zeigt die Entwicklung in den Klassenstufen, Gewalt gegenüber anderen Mitschülern auszuüben. Diese Veränderungen sind nicht so eindeutig und systematisch, wie in der vorausgegangenen Abbildung.

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Abbildung 4: Prozentsatz der Gewalttäter (Mobbern) in verschiedenen Klassen.

(Quelle: Olweus, Dan:

Täter-Opfer-Probleme in der Schule. S. 284)

Allgemein kann festgehalten werden, dass ein „Altersgipfel“ bei 15 Jahren liegt.

Jannan legt hierzu zwei Erklärungsansätze vor:

Zum einen befinden sich die Jugendlichen in diesem Alter in ihrer pubertären Hochphase und sind daher ihren schwankenden Emotionen unterworfen. Zum anderen ist ihre Muskulatur wesentlich ausgeprägter und damit wirkungsvoller als bei den Kindern jüngerer Jahrgänge.68 Außerdem verweist Olweus auf eine Studie, aus der hervorgeht, dass Schüler vor allem von ältern Mitschülern gemobbt werden.69

[...]


1 N. N.; Spiegel Online (Hrsg.): Prügeln, bis der Arzt kommt. 28.03.2005, URL: http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,347930,00.html, Abrufdatum: 04.11.2010.

2 Vgl. Holtappels, Heinz Günter; Heitmeyer, Wilhelm; Melzer, Wolfgang; Tillmann, Klaus-Jürgen (1997): Vorwort der Herausgeber. In: Holtappels, Heinz Günter; Heitmeyer, Wilhelm; Melzer, Wolfgang; Tillmann, Klaus-Jürgen (Hrsg.): Forschung über Gewalt an Schulen. Erscheinungsformen und Ursachen, Konzepte und Prävention. 2. Auflage, Juventa Verlag, Weinheim und München, S.7.

3 Vgl. Haubl, Rolf (2006): Gewalt in der Schule. In: Leuzinger-Bohleber, Marianne; Haubl, Rolf; Brumlik, Micha (Hrsg.) (2006): Bindung, Trauma und soziale Gewalt. Psychoanalyse, Sozial- und Neurowissenschaften im Dialog. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen, S. 142./ Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. Gewalt an der Schule – vorbeugen, erkennen, handeln. 3. Auflage, Beltz Verlag, Weinheim und Basel, S.9.

4 Vgl. Haubl, Rolf (2006): Gewalt in der Schule. S. 142.

5 Vgl. Ebd., S. 142f./ Vgl. Fuchs, Marek; Lamnek, Siegfried; Luedcke, Jens; Baur, Nina (2009): Gewalt an Schulen. 1994 – 1999 – 2004. 2. Auflage, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S.23.

6 Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.19f.

7 Tillmann, Klaus-Jürgen (o. J.): Gewalt an Schulen - öffentliche Diskussion und erziehungswissenschaftliche Forschung. In: Holtappels, Heinz Günter; Heitmeyer, Wilhelm; Melzer, Wolfgang; Tillmann, Klaus-Jürgen: (Hrsg.) (1999): Forschung über Gewalt an Schulen. Erscheinungsformen und Ursachen, Konzepte und Prävention. 2. Auflage, Juventa Verlag, Weinheim und München, S.11.

8 Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.11.

9 Vgl. Dümmler, Kerstin; Melzer, Wolfgang (o. J.): Gewalt in der Schule – Untersuchungen zu Schikane und Mobbing mit den Daten der aktuellen HBSC-Studie. In: Helsper, Werner; Hillbrandt, Cristian; Schwarz, Thomas (Hrsg.) (2009): Schule und Bildung im Wandel. Anthologie und historischer und aktueller Perspektiven. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S.171./ Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.9ff.

10 Gebauer, Karl (2005): Mobbing in der Schule. Belz Verlag, Düsseldorf und Zürich, S.8.

11 Vgl. Rostampour, Parviz; Melzer, Wolfgang (o. J.): Täter-Opfer-Typologien im schulischen Gewaltkontext. Forschungsergebnisse unter Verwendung der Cluster-Analyse und multinominaler logistischer Regression. In: Holtappels, Heinz et. al. (Hrsg.): Forschung über Gewalt an Schulen. Erscheinungsformen und Ursachen, Konzepte und Prävention. 2. Auflage, Juventa Verlag, Weinheim und München, S.169.

12 Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Hrsg.) (1996): Duden. Rechtschreibung der deutschen Sprache. Bd. 1, Dudenverlag, Mannheim u.a., S.498.

13 Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.21.

14 Ebd., S.22.

15 Vgl. Tillmann, Klaus-Jürgen (o. J.): Gewalt an Schulen - öffentliche Diskussion und erziehungswissenschaftliche Forschung. S.15.

16 Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.21f.

17 Vgl. Dembach, E. Karl (2009): Mobbing in der Schule. 3. Auflage, Ernst Reinhardt Verlag, München, S.22.

18 Vgl. Dembach, Karl E. (2009): Mobbing in der Schule. S. 15./ Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.21.

19 Vgl. Brinkmann, Ralf D. (2002): Mobbing Bulling Bossing. Treibjagd am Arbeitsplatz. 2. Auflage, Sauer Verlag, Heidelberg, S.11.

20 Zuschlag, Berndt (2001) : Mobbing. Schikane am Arbeitsplatz. 3. Auflage, Verlag für angewandte Psychologie, Göttingen, Bern, Toronto und Seattle., S.3.

21 Zuschlag, Berndt (2001): Mobbing. Schikane am Arbeitsplatz. S.3.

22 Vgl. Brinkmann, Ralf D. (2002): Mobbing Bulling Bossing. S.11f.

23 Vgl. Leymann, Heinz (1994): Mobbing. Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek. S.5.

24 Vgl. Brinkmann, Ralf D. (2002): Mobbing Bulling Bossing. S.12f.

25 Zuschlag, Berndt (2001): Mobbing. S. 4-5./ Brinkmann, Ralf D. (2002): Mobbing Bulling Bossing. S.13.

26 Vgl. Zuschlag, Berndt (2001): Mobbing. S.4.

27 Ebd., S.4.

28 Watzlawick, Paul; Beavin, Janet H.; Jackson, Donald De Avila (2007): Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. 11. Auflage, Huber Verlag, Bern, S.53.

29 Vgl. Brinkmann, Ralf D. (2002): Mobbing Bulling Bossing. S.17-19./ Vgl. Zuschlag, Berndt (2001): Mobbing. S.6-7./ Vgl. Anhang Kapitel II S.64ff.

30 Vgl. Brinkmann, Ralf D. (2002): Mobbing Bulling Bossing. S.14./ Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.14./ Vgl. Zuschlag, Berndt (2002): Mobbing. S.4.

31 Vgl. Kapitel 2.2.3, S.12.

32 Vgl. Olweus, Dan (1996): Gewalt in der Schule. Was Lehrer und Eltern wissen sollten – und tun können. 2. Auflage, Verlag Hans Huber, Bern u.a., S.11.

33 Ebd., S.22./ Hanewinkel, Reiner; Knaack, Reimer (o. J.): Prävention von Aggression und Gewalt an Schulen. Ergebnisse einer Interventionsstudie. In: Holtappels, Heinz Günter; Heitmeyer, Wilhelm; Melzer, Wolfgang; Tillmann, Klaus-Jürgen (Hrsg.) (1999): Forschung über Gewalt an Schulen. Erscheinungsformen und Ursachen, Konzepte und Prävention. 2. Auflage, Juventa Verlag, Weinheim und München, S.300.

34 Olweus, Dan (1996): Gewalt in der Schule. S.22.

35 Vgl. Ebd., S.23./ Dümmler, Kerstin; Melzer, Wolfgang: Gewalt in der Schule – Untersuchungen zu Schikane und Mobbing mit den Daten der aktuellen HBSC-Studie. S.172./ Hanewinkel, Reiner; Knaack, Reimer (o. J.): Prävention von Aggression und Gewalt an Schulen. S.300.

36 Vgl. Olweus, Dan (1996): Gewalt in der Schule. S.22f.

37 Vgl. Dembach, Karl E. (2009): Mobbing in der Schule. S.15.

38 Olweus, Dan (1996): Gewalt in der Schule. S.11.

39 Vgl. Hirigoyen, Marie-France (2007): Mobbing. Wenn der Job zur Hölle wird. Seelische Gewalt am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehrt. 2. Auflage, Nördlingen, S.87./ Vgl. Zuschlag, Berndt (2001): Mobbing. S.4./ Vgl. Brinkmann, Ralf D. (2002): Mobbing Bulling Bossing. S.12.

40 Vgl. Zuschlag, Berndt (2001): Mobbing. S.4./ Dembach, Karl E. (2009): Mobbing in der Schule. S.15./ Brinkmann, Ralf D. (2002): Mobbing Bulling Bossing. S.12.

41 Vgl. Zuschlag, Berndt (2001): Mobbing. S.3f.

42 Vgl. Alsaker, Francoise D. (2003): Quälgeister und ihre Opfer. Mobbing unter Kindern – und wie man damit umgeht. Huber Verlag, Bern u.a., S.21.

43 Vgl. Olweus, Dan: Gewalt in der Schule. S.22f./ Vgl. Hanewinkel, Reiner; Knaack, Reimer (o. J.): Prävention von Aggression und Gewalt an Schulen. S.300.

44 Vgl. Rack, Stefanie; Fileccia, Marco; et al. (2009): Was tun bei Cyber-Mobbing? Zusatzmodul zu Knowhow für junge User. Materialien für den Unterricht. 2. Auflage, o.O., S.4, URL: www.klicksafe.de. Die EU-Sicherheitsinitiative für mehr Sicherheit im Netz./ Vgl. Zuschlag, Berndt (2001): Mobbing. S.20f.

45 Rack, Stefanie; Fileccia, Marco; et al. (2009): Was tun bei Cyber-Mobbing? S.4.

46 Vgl. Ebd., S.4.

47 Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.39ff.

48 Vgl. Rack, Stefanie; Fileccia, Marco; et al. (2009): Was tun bei Cyber-Mobbing? S.4.

49 N.N.; Spiegel Online (Hrsg.): „Webman“ gegen jugendlichen Leichtsinn. 09.06.2009, URL: http://www.stern.de/digital/online/datenschutz-webman-gegen-jugendlichen-leichtsinn-702983.html. Abrufdatum: 04.11.2010.

50 Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.41.

51 Vgl. ebd., S.41.

52 Vgl. ebd., S.41.

53 Vgl. ebd., S.41.

54 Vgl. Grimm, Petra; Rhein, Stefanie; Clausen-Muradian, Elisabeth unter Mitarbeit von Elisabeth Koch (2008): Gewalt im Web 2.0. Der Umgang Jugendlicher mit gewalthaltigen Inhalten und Cyber-Mobbing sowie die rechtliche Einordnung der Problematik. Vistas Verlag, Berlin. S.12.

55 Vgl. Olweus, Dan (1996): Gewalt in der Schule. S.15./ Bödefeld, Axel (2006): „…und du bist weg!“ Bullying in Schulklassen als Sündenbock-Mechanismus. LIT Verlag, Wien und Berlin, S.20.

56 Bödefeld, Axel (2006): „…und du bist weg!“ S.20ff.

57 Vgl. Dembach, Karl E. (2009): Mobbing in der Schule. S.33f./ Vgl. Anhang Kapitel III, S.67.

58 Vgl. Schäfer, Mechthild; Frey, Dieter (1999): subjektive und objektive Empirien zur Einschätzung und Diskussion von Aggression und Viktimisierung. In: Schäfer, Mechthild; Frey, Dieter (Hrsg.) (1999): Aggression und Gewalt unter Kindern und Jugendlichen. Hofgrefe Verlag für Psychologie, Göttingen, S.14/ Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.22.

59 Vgl. Olweus, Dan (o. J.): Täter-Opfer-Probleme in der Schule: Erkenntnisstand und Interventionsprogramm. In: Holtappels, Heinz Günter; Heitmeyer, Wilhelm; Melzer, Wolfgang; Tillmann, Klaus-Jürgen (Hrsg.) (1999): Forschung über Gewalt an Schulen. Erscheinungsformen und Ursachen, Konzepte und Prävention. 2. Auflage, Juventa Verlag, Weinheim und München, S.283f.

60 Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.22.

61 Vgl. Ebd., S.23.

62 Vgl. Dümmler, Kerstin; Melzer, Wolfgang: Gewalt in der Schule. S.173.

63 Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.22.

64 Vgl. Olweus, Dan (1996): Gewalt in der Schule. S.35.

65 Vgl. ebd., S.26f./ Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.24.

66 Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.25.

67 Vgl. Olweus, Dan (1996): Gewalt in der Schule. S.22f.

68 Vgl. Jannan, Mustafa (2010): Das Anti-Mobbing-Buch. S.25.

69 Vgl. Olweus, Dan (1996): Gewalt in der Schule. S.27.

Ende der Leseprobe aus 77 Seiten

Details

Titel
Mobbing in der Schule
Untertitel
Psychische Gewalt zwischen Pausenbrot und Pythagoras
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Veranstaltung
ESL
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
77
Katalognummer
V181764
ISBN (eBook)
9783656050865
ISBN (Buch)
9783656051176
Dateigröße
7266 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mobbing, Schule, Bullying, cyber mobbing, Gewalt
Arbeit zitieren
Sarah Swienty (Autor:in), 2010, Mobbing in der Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181764

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