Die Dürre - eine meist unterschätzte Naturkatastrophe


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

29 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Das Phänomen Dürre- eine allgemeine Begriffsdefinition

3. Typen der Dürre
3.1 Die klimatische Dürre
3.2 Die hydrologische Dürre
3.3 Die landwirtschaftliche Dürre

4. Auswirkungen einer Dürre

5. Katastrophenmanagement
5.1 Bewältigungsstrategien
5.2 Katastrophenanfälligkeit und deren Bestimmungsfaktoren
5.3 Frühwarnsysteme

6. Beispiele
6.1 Die nordamerikanische Dürre von 1988
6.2 Die Dürre im Sahel von 1968- 1973

7. Zusammenfassung

Abbildungs- Tabellenverzeichnis

Literatur

1. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit im Bereich „Naturgefahren und Naturrisiken“ beschäftigt sich mit dem Themenschwerpunkt der Dürre. Vor allem in den letzten Dekaden haben Dürrekatastrophen viel Aufmerksamkeit erregt. Naturkatastrophen allgemein fordern immer wieder Todesopfer und zerstören die Umwelt. Sie stellen ein Risiko für den einzelnen wie für die Gesellschaft dar. Sollen sie verhindert bzw. deren Auswirkungen verringert werden, stellt sich die Frage nach den Ursachen und dem Katastrophenmanagement einer solchen Naturgefahr. Aus diesem Grund ist es wichtig die Gefahrenquelle zu analysieren und zu verstehen. Innerhalb dieser Arbeit geht es zuerst um eine allgemeine Klärung des Begriffs Dürre. Im Anschluss daran werden die verschiedenen Dürretypen und deren Auswirkungen vorgestellt. Der nächste Punkt beschäftigt sich dann mit dem Katastrophenmanagement und dabei besonders mit den Bewältigungsstrategien, mit der Katastrophenanfälligkeit und deren Bestimmungsfaktoren sowie den Frühwarnsystemen. Im letzten Kapitel werden anhand von 2 Beispielen die Auswirkungen einer Dürrekatastrophe dargestellt.

2. Das Phänomen Dürre- eine allgemeine Begriffsdefinition

Das Phänomen der Dürre wird in den meisten Fällen unterschätzt. In vielen Arbeiten über Naturkatastrophen werden sie nicht erwähnt. Vielleicht, weil eine Dürre still und leise entsteht und dabei der Aspekt des Sensationellen fehlt, wie dieser z.B. bei Vulkanausbrüchen gegeben ist. Aber damit wird die Dürre sehr unterschätzt. Es handelt sich bei diesem Ereignis um eine der schlimmsten Naturkatastrophen, da Millionen Menschen allein im 20. Jahrhundert derartigen Phänomenen zum Opfer fielen. Diese Angabe und Bilder von verendeten Vieh, Verteilungen von Lebensmitteln und flüchtenden Menschen sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass es sich bei einer Dürre ebenfalls um eine Naturkatastrophe handelt. Die Aufstellung einer brauchbaren und allgemeingültigen Definition ist praktisch unmöglich. Eine Dürre ist zeitlich nur unscharf abzugrenzen. Sie wird als schleichendes Phänomen bezeichnet und ist in den meisten Fällen eher durch ihre Auswirkungen als durch ihre Entstehung zu charakterisieren. Sie kann nie mit gleicher Eindeutigkeit sowie an genauen Zeitpunkten fixiert werden (Nussbaumer 1996). Nach Spittler (1989) lässt sich eine Dürre nach 3 Dimensionen bestimmen. Dies sind die Extremität, die Allgegenwärtigkeit sowie die Dauer. Die Extremität spiegelt sich dabei in den verschiedenen Bereichen wieder. Sie bezieht sich nicht nur auf das Regendefizit und die Verlustzahlen von Mensch und Tier, sondern auch auf die Ernteausfälle und die damit verbundenen Preisveränderungen. Ein extremes Regendefizit erfordert extreme Verluste. In sehr harten Dürrejahren bleibt der Regen zum Teil völlig aus. Es kommt zu totalen Missernten. Die Wirtschaft reagiert darauf mit extremen Preisanstiegen. Die Allgegenwärtigkeit bedeutet, dass sich die Dürre überregional, übernational oder in den extremsten Fällen auch überkontinental ausdehnen kann. Ihre Ausmaße sind also nicht nur auf kleine Gebiete und Regionen begrenzt. Somit gelangt auch die weiträumige Mobilität der betroffenen Bevölkerung an ihre Grenzen. Das zeitliche Ausmaß, d.h. die Dauer einer Dürre kann sich über mehrere Jahre erstrecken, wobei sich die Verlustzahlen von Jahr zu Jahr akkumulieren und die Vorräte immer weiter schrumpfen. In diesen Dingen unterscheidet sich eine Dürre von anderen Naturkatastrophen, deren Auswirkungen auch extrem ausfallen können aber dennoch auf bestimmte Regionen sowie eine kurze Dauer beschränkt sind. Die Entstehung von Dürren wird in den Schwankungen der Atmosphäre und des Wasserhaushaltes gesehen. Aber nicht allein durch die Gewalt der Natur, auch der Mensch trägt in beachtlichem Ausmaß zu deren Zustandekommen bei. Z.B. werden solche Erscheinungen durch zu intensive Tierhaltung und falsche Agrarpolitik mitbeeinflusst. Aber auch die Rodung und Zerstörung von Wäldern und eine verfehlte Siedlungspolitik tragen in gewissen Umfang zur Entstehung von Dürren bei (Nussbaumer 1996). Im nachfolgenden Kapitel sollen verschiedene Typen von Dürren beschrieben werden.

3. Typen der Dürre

Es existieren verschiedene Arten von Dürre, die hinsichtlich ihrer Entstehung, Definition und Auswirkung unterschieden werden. Eine Dürre ist nie von dem Kontext zu trennen zu welchem Zweck das Wasser gebraucht wird (Köhnke 1997). In den meisten Fällen ist eine Dürre als eine ungewöhnlich trockene Periode definiert. Ein Defizit an Regen ist die Ursache (Critchfield 1983). Die Katastrophe an sich wird aber durch den Mangel an nutzbarem Wasser im Boden, in den Wasserspeicheranlagen oder in den Flüssen hervorgerufen. Das Defizit an Regen und das Defizit an nutzbarem Wasser sind nicht dasselbe. Es wird in klimatologische, hydrologische und landwirtschaftliche Dürren untergliedert. Die vorliegende Klassifikation basiert auf definierenden Charakteristiken und den am ausgeprägtesten Auswirkungen des jeweiligen Dürretyps (Smith 1992).

Zur Verringerung der Dürreauswirkungen ist es notwendig nützliche Maßnahmen für jeden der verschiedenen Typen aufzustellen. Dabei wird zwischen langzeitlichen und kurzzeitlichen Regelungen bzw. Anpassungsreaktionen getrennt (Wilhite 1987). Eine langzeitliche Planung stützt sich auf ein dauerhaftes Wassermanagement, welches das nutzbare Wasser bzw. dessen Vorhandensein für die unterschiedlichen Verwendungsbereiche sicherstellt. In solchen Maßnahmen ist die Errichtung von Pipelines und Stauseen sowie von Bewässerungssystemen eingeschlossen. Kurzfristige Regelungen können sowohl von der Regierung als auch von den einzelnen Personen selbst erstellt werden. Sie konzentrieren sich auf eine kurzzeitige Reduktion des Wasserbedarfs. Derartige Richtlinien schließen eine finanzielle Unterstützung sowie eine Versorgung mit Lebensmitteln und eine Wasserrationierung der betroffenen Regionen ein (Smith 1992).

3.1 Die klimatische Dürre

Die klimatischen Ursachen sind in physikalischen Prozessen der Atmosphäre begründet, die sehr kompliziert sind. Die wohl stärkste direkte Beziehung wird in der Verschiebung des Jetstreams gesehen. Die Abweichung von seiner „normalen Spur“ lenkt die regenbringenden Winde von den betroffenen Regionen weg. Die derzeitigen Untersuchungen konzentrieren sich auf die Suche nach so genannten „Teleconnections“, d.h. Fernverbindungen zwischen den verschiedenen klimatischen Anomalien, die weit entfernt von einander auftreten. Z.B. wurden positive Verbindungen zwischen den auftretenden Regenfallmustern in Westafrika und der Häufigkeit von intensiven Hurrikans entlang der amerikanischen Atlantikküste angedeutet. Im Vergleich zu dem Zeitraum von 1947- 1969 waren während der Dürreperiode im Sahel von 1970- 1987 durchschnittlich nur etwa die Hälfte an Hurrikantagen zu verzeichnen. Die Wasseroberflächentemperaturen spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, da diese den sensiblen, d. h fühlbaren Wärmestrom, sowie die Feuchtigkeit im Übergangsbereich zwischen Ozean und Atmosphäre beeinflussen. Und somit auch die Menge des Niederschlags. Im Allgemeinen entstehen durch ungewöhnlich warme Wasseroberflächen unstabile Bedingungen, welche die Entwicklung von starken Winden und heftigen Regenfällen hervorrufen. Mit größter Wahrscheinlichkeit wird eine Dürre durch das Gegenteil eingeleitet. Nämlich dann, wenn unbeständige atmosphärische Bedingungen zu einem „upwelling“, d.h. zu einem Auftrieb kalten Tiefenwassers führen. Gelangt dieses an die Wasseroberfläche wird die Atmosphäre durch eine negative Rückkopplung innerhalb des klimatischen Systems stabilisiert. Es werden antizyklonale Wetterbedingungen hervorgerufen. Scheinbar sind diese Anomalien der Wasseroberflächentemperaturen im Zusammenhang mit El- Nino zu sehen. Dessen Auswirkungen reichen weit über den Pazifischen Ozean heraus und bewirken eine Beeinträchtigung der allgemeinen atmosphärischen Zirkulation (Smith 1992). Die beiden tropischen Zirkulationssysteme, die Hadley- Zelle und die Walker- Zirkulation, werden während eines El Nino- Ereignisses beeinträchtigt. Die Abschwächung des Druckgegensatzes von asiatisch- australischem Tief und dem Südostpazifischen Hoch ist durch eine negative Anomalie im Southern Oscillation Index zu verzeichnen. Diese Verringerung führt zu einer Abnahme des Südostpassats hinsichtlich seiner Stärke. In manchen Fällen ist sogar eine Richtungsänderung zu erkennen. Dadurch werden Verschiebungen der Konvergenz- und somit auch der großen Niederschlagsgebiete hervorgerufen. Die Innertropische Konvergenzzone (ITC) wird während eines El Nino- Ereignisses weit nach Süden verlagert. Insgesamt erfolgt eine Abschwächung der Hadley- Zelle und eine Verschiebung der Walker- Zirkulation. Durch den abgeschwächten Südostpassat kommt es zu einer Veränderung der dynamischen und thermodynamischen Struktur des äquatorialen Pazifiks. Das warme Wasser des Westpazifiks breitet sich nach Osten aus, womit auch eine Verschiebung des aufsteigenden Pfades der Walker- Zirkulation verbunden ist. Das regenbringende asiatisch- australische Tiefdruckgebiet verlagert sich Richtung Osten. Eine derartige Situation verursacht schwere Dürren über Australien und Asien.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Schematische Darstellung der Walker- Zirkulation

(aus: Baldenhofer 1999, o.A.)

Abbildung 1 beschreibt einen solchen Zustand. Der obere Teil gibt die normale Zirkulation wieder. Im unteren Bereich ist die Situation während eines El Ninos dargestellt. Es ist zu erkennen, dass sich das Gebiet mit den höchsten Niederschlägen weit nach Osten verschoben hat (Latif 1986). Die Entstehung der Dürren über Afrika wird teilweise ebenfalls mit El Nino in Verbindung gebracht. Dies ist aber nicht statistisch bewiesen (Latif 1986). Der Hochdruckrücken, der von den Azoren über Nordafrika bis Libyen reicht, führt heiße Saharaluft nach Süden. Dieser Wind wird als Harmattan bezeichnet und wirkt durch den mitgeführten Saharastaub trocken und heiß. Im Januar liegt der nordafrikanische Raum (6- 7° n. Br.) im Einflussbereich dieses Windes. Im Sommer schiebt sich normalerweise die ITC- Zone etwa bis 20- 22° n. Br. in den afrikanischen Kontinent. Somit bringen, die aus dem St. Helena- Hoch ausströmenden Winde feuchte Luftmassen in Form des SW- Monsuns in diesen Bereich. Die Intensität des SW- Monsuns und die Lage der ITC- Zone hängen von der Intensität der großen subtropischen Antizyklonen beider Hemisphären ab. Mit der Änderung des Sonnenstandes verlagern sich auch diese nord- und südhemisphärischen Hochdruckgebiete, im jeweiligen Sommer der Hemisphäre polwärts, im Winter in Richtung Äquator. Bewegt sich nun auf der Südhalbkugel das St. Helena- Hoch nicht so weit- wie normalerweise- in Richtung Äquator und ist dessen Luftdruck auch weniger kräftig ausgebildet, wandert auch die ITC- Zone nicht so weit nach Norden. Diese Situation bewirkt, dass weniger Monsunluft in die innertropische Konvergenz- und Tiefdruckzone gelangt. Aus diesem Grund ist ein Niederschlagsdefizit auf dem nördlichen Kontinent und somit auch innerhalb der Sahelzone zu verzeichnen. Trockenperioden treten weiterhin auf, wenn sich das subtropische Azoren- Hoch und das Libyen- Hoch nach Süden verlagern. Sie bewegen sich in Richtung Äquator und haben dadurch verstärkt Einfluss auf das Wettergeschehen. Durch diese südwärtige Verschiebung entsteht auf der nördlichen Hemisphäre eine Hochdruckblockade, die ein polwärtiges Vordringen der feuchten Luftmassen des Monsuns verhindert. Die Kofluenz nord- und südhemisphärischer Luftmassen (ITC) wird von Norden aus äquatorwärts abgedrängt. Die niederschlagsdefizitären Jahre der Dürre von 1968- 1973 innerhalb der Sahelzone sind die Folge einer solchen Südverlagerung und somit verstärkter Einflussnahme des nordhemisphärischen subtropischen Azoren- und Libyen- Hochs in Richtung Äquator (Schiffers 1976).

Die klimatologischen Ursachen für auftretende Dürren in Nordamerika sind im Zusammenhang mit der nördliche Verlagerung des Jetstreams zu sehen. Dies erfolgt aufgrund der gewaltigen Energiemengen, die während eines El Nino- Ereignisses in der feuchten Luft gespeichert sind. Dementsprechend verlagern sich auch die Stürme, die gewöhnlich dem Weg des Jetstreams folgen. Die regenbringenden Wettersysteme sind somit über den Vereinigten Staaten nur sehr schwach ausgebildet bzw. fehlen ganz. El Nino- Konditionen begünstigen des weitern die Entwicklung eines stark ausgeprägten Hochdruckrückens in der Nähe der nordamerikanischen Westküste sowie von Tiefdruck (Aleutentief) über dem nördlichen Pazifik (Abb. 2). Derartige Bedingungen sind die Ursache für das Auftreten von Dürren über dem nordamerikanischen Kontinent (Trenberth 1988).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Lage des Hochdruckrückens (aus: Trenberth 1988, S. 1642)

Es ist fast aussichtslos den klimatischen Ursachen entgegenzuwirken. Die einzige Möglichkeit ist die künstliche Anregung von Regenfall. Derartige Wettermanipulationen geschehen durch ein so genanntes „cloud seeding“. Dieses Säen von Wolken erfolgt während eines anhaltenden Dürreereignisses. Es werden dabei Regen- Flugzeuge eingesetzt, um die Wolken zum Abregnen zu zwingen. Durch den Einsatz von Chemikalien wie z.B. Silberjodid soll das Kondensieren von Wasserdampf gefördert werden (Jakob 1995). Um einen entsprechenden Erfolg zu haben kann diese Technik nur bei Wolken mit einem ausreichenden Niederschlagspotential angewendet werden. Dies wären z. B. gut entwickelte Cumuluswolken. Mit höchster Wahrscheinlichkeit treten solche Wolken in einer großen Anzahl auf. Somit gibt es wenigstens ein bisschen Hoffnung für die Verringerung klimatisch verursachter Dürren (Smith 1992).

[...]

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Die Dürre - eine meist unterschätzte Naturkatastrophe
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
Naturgefahren und Naturrisiken
Note
2,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
29
Katalognummer
V18144
ISBN (eBook)
9783638225472
Dateigröße
2661 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dürre, Naturkatastrophe, Naturgefahren, Naturrisiken
Arbeit zitieren
Susann Kupke (Autor:in), 2002, Die Dürre - eine meist unterschätzte Naturkatastrophe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18144

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