Eros und Thanatos - Psychoanalytische Untersuchung zu einer Objektbeziehung der Triebe


Hausarbeit (Hauptseminar), 1999

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALT

1.Einleitung

2. Das Verhältnis von ICH, ÜBER –ICH und ES nach Freud und seine Funktionen im psychischen Apparat
2.1 Grundsätzliches
2.2 Der Trieb
2.2.1 Modelle des Handelns und des Denkens
2.3 Das ÜBER - ICH
2.4 Das ES
2.5 Das ICH
2.6 Verdrängungsmechanismen und Ängste

3. EROS und THANATOS – Der psychische Prozess nach Zagermann
3.1 Subjekt – Objekt – Trennung des Bewusstseins
3.2 Der Ödipus –Komplex
3.3 Das Vater – Imago und seine Funktion
3.4 Die „Position außerhalb“

4. Versuch einer Übertragung der Trieblehre auf spezielle spanische Ehrendramen
4.1 Warum die Ehre so bedeutsam war
4.2 Ehre und Ehrendramen
4.3 Die Frauenrolle im Drama - Substitut des ödipalen Triebphantasmas ?
4.4 Die Blutrache
4.5 Ehre als Verdrängungsmechanismus
4.6 Schweigen und List als Folge eines Instanzen – Konflikts

5. Abschließende Betrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die spanischen Ehrendramen des 17. Jahrhunderts wurden im Verlauf des Seminars unter einer Reihe von verschiedenen Gesichtspunkten untersucht.

Einer davon ist die psychoanalytische Perspektive.

Dieser liegt ein Werk von Zagermann zugrunde, das auf den Triebtheorien des Struktur –Modells von Freud basiert. Sowohl Freud als auch Zagermann betrachteten die Entstehung des psychischen Apparates unter klinisch –pathologischen Gesichtspunkten. Sexualität in der Psychologie des 19. Jahrhunderts war untrennbar verknüpft mit dem Gedanken an Krankheit. Ganz anders Foucault, der die Sexualität als diskursives System unter einer positiv – neutralen, ja notwendigen Warte aus betrachtet, eng verbunden mit dem Dispositiv der Macht.

Der Ehrbegriff in den Ehrendramen des 17.Jahrhunderts ist oft verknüpft mit archaischen Termen wie „ Sich mit Blut reinwaschen “, „Blutrache “. Die Liebe wird als elementare Kraft dargestellt, “als schicksalhafte Leidenschaft, die keine Gesetzte respektiert und nicht unter Kontrolle gebracht werden kann.“ (Müller: 67)

Bestimmten Strategien zur Bewältigung von Ehrenproblemen (Ausschluß der Öffentlichkeit/List) und vor allem der gewalttätige Umgang mit den Frauen allgemein, legen zumindest den Verdacht nahe, dass dahinter Motive (Verdrängung/Sublimation/Projektion) stehen, die psychischen Ursprungs und älter als die bloße Ehrenproblematik sind . Ein weiteres Indiz für diese Art der Interpretation ist die große Bedeutung, die der „Jungfräulichkeit“, der „Unberührtheit “ und „Reinheit“ der Frau zugeschrieben wird.

Im ersten Teil werden wir die Grundlagen der Freudschen Komponentenstruktur und die Wirkungsmechanismen des psychischen Apparates darstellen. Im zweiten Teil gehen wir auf den Ödipus –Komplex und das Zagermannsche Konzept von Eros und Thanatos ein.

Im dritten Teil werden wir versuchen, den Bogen zu schlagen und Verbindungen in den Ehrendramen suchen, die auf spezifische psychische Wirkungsmechanismen hinweisen oder denen solche zugrunde liegen könnten.

2. Das Verhältnis von ICH, ÜBER –ICH und ES nach Freud und seine Funktionen im psychischen Apparat

2.1 Grundsätzliches

Freud sieht in seinen Überlegungen zum Struktur –Modell den psychischen Apparat als ein dynamisches, konzeptionelles und energetisches Instanzensystem an, in dem das ICH, das ÜBER –ICH und das ES mit sich selbst und der Außenwelt interagieren zum Zweck der intrapsychischen Persönlichkeitsorganisation.

Der psychische Apparat hat folgende Aufgaben:

1. Sicherung des Überlebens
2. Bewahrung des inneren Gleichgewichts (ausgeglichene Lust / Unlust – Bilanz)
3. Bewältigung von Traumas
4. Regulation von Lebensaufgaben
5. Bewahrung und Schutz der psychischen Identität und Individualität

Man kann sich den psychischen Apparat als ein offenes, energetisches System vorstellen. Der Ur –Zustand, der immer wieder angestrebt wird, ist ein homöostatischer Gleichgewichtszustand.

Dieser Zustand, dessen reinste Form wir noch im Mutterleib erfahren, wird durch Reize aus der Umwelt gestört. Aufgrund dieser Reize wird im psychischen Apparat ein unlustartiger Erregungszustand ausgelöst, der ausgeglichen werden muß. Diese energetische Ladung ist definiert als Bedürfnis. Aus diesem Bedürfnis entsteht der Trieb. Die Quelle des Triebes ist der psychische oder physische Reiz. (Spannungszustand).

Das Ziel des Triebes ist die Aufhebung des an der Triebquelle vorherrschenden Spannungszustandes

2.2 Der Trieb

Der Trieb ist ein dynamischer, in einem Drang bestehender Prozeß (eine energetische Ladung bzw. ein motorisches Element), der den Organismus auf ein Ziel hinstreben lässt. Er ist angesiedelt im Bereich des ES, auf das wir später noch genauer eingehen werden, und definiert als „ein dem belebten Organismus innewohnender Drang zur Widerherstellung eines früheren Zustandes .“( Freud 1940 : 38 )

Unter der Triebladung versteht man die unlustvolle Spannung, die vom Bedürfnis herrührt. Der Triebwunsch ist der erlebnismäßige Anteil des Triebes. Dieser Wunsch wird immer dann (und nur dann) zum Verhaltensmotiv, wenn bereits ein Pfad zur Bedürfnis-/Triebbefriedigung existiert, dieser Pfad also früher erlernt wurde. Das bedeutet, dass die Art und Weise wie der Trieb schlussendlich befriedigt wird immer mit den Normen und Konventionen eines Zeitalters

verbunden ist, im übertragenen Sinne also mit dem ÜBER – ICH, auf dessen Funktion wir später eingehen werden.

Zur Befriedigung des Triebs stehen uns verschiedene Handlungsmodelle mit jeweils unterschiedlichen Strategien zur Verfügung.

2.2.1 Modelle des Handelns und des Denkens

1. Primärmodell des Handelns

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auf der basalen Stufe, die sich größtenteils unbewusst vollzieht, folgt der Triebspannung eine reflexartige, unreflektierte Handlung. Die Voraussetzung dafür ist, dass das Triebobjekt ohne größere Probleme erreichbar ist.

2.Primärmodell des Denkens

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei der ersten Stufe der reflektierten Handlung ist das Triebobjekt abwesend. Eine Befriedigung wird hier durch Halluzination, d.h. durch die symbolische Repräsentanz des Objektes auf der geistigen Ebene erzielt.

3. Sekundärmodell des Handelns

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Sekundär – Modell des Handelns tritt dann in Kraft, wenn das Triebobjekt nicht sofort erreichbar ist und wenn das ICH in seiner Funktion als Vermittler zwischen Psyche und Realität dazwischengeschaltet werden muß.

4. Sekundärmodell des Denkens

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auf der Ebene des Denkens wird der Trieb, der nicht direkt befriedigt werden kann, da er mit den Anforderungen des ICH’s oder des ÜBER-ICH’s kollidiert, sublimiert und umgeleitet.

Stark vereinfacht betrachtet kann man sich die drei Instanzen des psychischen Apparats als ein Pferdegespann mit einem Kutscher vorstellen.

Das ICH ist der Kutscher, das wir bewusst als unsere Persönlichkeit empfinden. Vor den Karren gespannt sind das ÜBER –ICH und das ES, die in ständigem Konflikt miteinander liegen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1:

Wir wollen nun kurz auf die einzelnen Aufgaben dieser Instanzen eingehen.

2.3 Das ÜBER - ICH

Das ÜBER –ICH bildet sich durch die Erziehung der Eltern heraus und durch die während der Erziehung übernommenen Wertvorstellungen. Es ist die Kontrollinstanz des ICH’s und des ES’s und vereinigt in sich alle Regulative, Normen, Moralvorstellungen, Regeln und Konventionen einer Gesellschaft. Im ÜBER –ICH lokalisiert Freud auch das Gewissen und das Selbst – Ideal.

Das Gewissen ist die richterliche Repräsentanz, die Schuldgefühl entstehen lässt und durch Gewissensangst (s.a. Signalangst ) straft.

Das Selbst – Ideal konstituiert sich aus Vorbildern und idealen Personen (in der Kindheit: Eltern) und repräsentiert alles, was und wie man gerne sein möchte.

2.4 Das ES

Das ES ist die triebhafte Instanz aus deren Energie der psychische Apparat gespeist wird.

Es beinhaltet die ererbte Vergangenheit und all das, was man von Geburt an mitbringt.

Das ES besteht aus dem Liebestrieb (Eros) und dem Todestrieb (Thanatos).

Der Liebestrieb umfasst alle Triebe, die das Überleben ermöglichen, wie z.B. den Selbsterhaltungstrieb und den Sexualtrieb (Fortbestand der Art). Die Libido ist die gesamte verfügbare Energie des Liebestriebes.

Für den Todestrieb gibt es solch einen zusammenfassenden Energiebegriff nicht. Auch ist sein Ursprung nicht so klar wie der des Liebestriebes. Möglicherweise liegt ihm ein Prinzip zugrunde, dass Freud wie folgt formuliert hat: „Das Ziel alles Lebenden ist der Tod.“ (Freud 1940:40), d.h., möglicherweise entsteht dieser Trieb aus dem Bewusstsein, dass alles Organische sterben muss. Das ES besitzt kein Zeitgitter und keinerlei Anbindung an die Realität. ES ist immer wahr, d.h. widerspruchsfrei und komplett unbewusst.

2.5 Das ICH

Das ICH verkörpert das Realitätsprinzip. Seine primäre Aufgabe ist es, die Selbsterhaltung zu gewährleisten. Es vermittelt ständig zwischen der Realität und deren Anforderungen sowie zwischen ÜBER –ICH und ES. Seine Entscheidungen sind Ergebnis der größtenteils unbewusst ablaufenden Prozesse auf der Ebene des ES’s und des ÜBER –ICH’s, die nur in begrenztem Maße bewusstseinspflichtig sind.

Von allen Instanzen ist es am engsten mit der Realität verbunden und für die Lösung von Lebensaufgaben zuständig.

(Quellen: Amelang 1990; Freud 1940; Grünbaum 1988; Schneewind 1982)

2.6 Verdrängungsmechanismen und Ängste

Viele Triebe können nicht erfüllt werden, da sie entweder mit der Realität (ICH) oder mit den Regeln der Gesellschaft (ÜBER –ICH) kollidieren. In solch einem Fall wird Signalangst ausgelöst.

Signalangst ist nicht zu verwechseln mit Furcht. Während Furcht ein archaischer Angst – Zustand ist, der im Zusammenhang mit unmittelbaren Bedrohungen der Außenwelt

(konkretes Angst – Objekt) auftritt, ist Signalangst ein innerpsychisches Warn – Signal, dass auf einen Konflikt unter den Instanzen hindeutet.

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Eros und Thanatos - Psychoanalytische Untersuchung zu einer Objektbeziehung der Triebe
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Hispanistik)
Veranstaltung
Hauptseminar Spanisches Theater des 16. und 17.Jahrhunderts : Ehre-Ehebruch-Rache Begehren-Sexualität
Note
1,0
Autor
Jahr
1999
Seiten
26
Katalognummer
V1813
ISBN (eBook)
9783638111140
ISBN (Buch)
9783638637459
Dateigröße
748 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Psychoanlytische Wirkunsgmechanismen in Rache und Ehrendramen.
Schlagworte
Rache, Psychologische Mechanismen
Arbeit zitieren
Magister Artium Harald Marburger (Autor:in), 1999, Eros und Thanatos - Psychoanalytische Untersuchung zu einer Objektbeziehung der Triebe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1813

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