Die Comicfigur Acadieman in der Kritik

Eine Sprachanalyse des Comics "Acadieman – ses origines 2"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

21 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2.Acadieman und sein Erfinder Dano LeBlanc

3. Sprachanalyse des Comics Acadieman: ses origines 2
3.1. Français acadien
3.2. Andere Abweichungen vom Standardfranzösisch
3.3. Anglizismen
3.4. Reflexion der Sprachanalyse

4. Kritik an der Comicfigur und der Verwendung des Chiac

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang Fehler! Textmarke nicht definiert.

1. Einleitung

Das Thema dieser Hausarbeit ist die Auseinandersetzung mit der Comicfigur Acadieman, die in den letzten Jahren vor allem in Neu-Braunschweig und der Akadie, aber auch in anderen frankophonen Räumen zu einer großen Popularität gelangt ist. Der Erfinder der Figur, Dano LeBlanc, spricht und schreibt in Chiac, „einer Mischvarietät aus akadischem Französisch und Englisch, die in der ostkanadischen Stadt Moncton und darüber hinaus im Südosten der Provinz Nouveau-Brunswick/New Brunswick verbreitet ist.“[1]

Zwar verfassen immer mehr akadische Künstler ihre Werke auf Chiac (z.B. Gerald LeBlanc: Eloge du chiac 1995, France Daigle: Un fin passage 2001 sowie Petites difficultés d’existence 2002 und RadioRadio, die seit 2007 Musik machen), mit Acadieman liegt aber die erste Comicfigur vor, die Chiac spricht und durch die Medien Fernsehen (Kino), Internet und Comic ein größeres und vor allem auch jüngeres Publikum erreicht. Entsprechend kontrovers werden die Chancen und Risiken einer solchen Popularität diskutiert und ob sie eine Gefahr für das français acadien und das Standardfranzösisch bedeutet.

Wie genau sich das Chiac in dem Comic darstellt und welche sprachlichen Einflüsse sich zeigen (LeBlanc ist zwar in Moncton geboren und aufgewachsen, hat aber auch lange Zeit in Montréal gelebt und ist bilingual Französisch und Englisch), soll in einer Analyse (Punkt 3) des Comics Acadieman – ses origines 2 von 2008 herausgearbeitet werden. Dadurch soll auch ein Überblick über das Verhältnis von Englisch und Französisch (in all seinen Formen) und wie genau sich die beiden Sprachen mischen, erlangt werden.

Nach der Analyse kann dann die Diskussion um die Sprachverwendung besser nachvollzogen und reflektiert werden (Punkt 4). Zunächst wird jedoch die Figur Acadieman und ihr Erfinder Dano LeBlanc vorgestellt (Punkt 2). Zum Schluss werden die Ergebnisse zusammengefasst und ein Ausblick gegeben (Punkt 5).[2]

2.Acadieman und sein Erfinder Dano LeBlanc

Daniel Omer (Dano) LeBlanc, geboren 1968 in Moncton, studierte Kino und englische Literatur an der Universität Concordia in Montréal, wo er über zehn Jahre lebte. Heute lebt er in Memramcook, Neu-Braunschweig. 2002 schuf LeBlanc Acadieman, mit dem Ziel „de projeter une image contemporaine de ma terre natale“[3] und weil er sich nicht länger damit abfinden wollte, dass die Akadie „est encore caractérisée par la Sagouine.“[4] Der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde die karikative Figur aber erst 2005 als Rogers TV sich dazu entschied, eine animierte Serie „de cette îcone de la culture acadienne“[5] zu produzieren. Der Erfolg dieses ersten akadischen Trickfilms war enorm: Die Serie gewann den Publikumspreis (2006) und Preise in den Kategorien Beste Unterhaltungsserie (2006) und Beste Dokumentation (2008) des Senders sowie den Jurypreis des Yorkton Film Festivals (2006). Es folgte eine zweite Staffel, die wie die erste auf DVD zu erwerben ist.

2007 veröffentlichte LeBlanc seinen ersten Comic, Acadieman: ses origines 1, der auch einen großen Erfolg feierte: „Acadieman – ses origines is one of the best selling local publications of 2007.“[6] 2008 folgte Acadieman: ses origines 2.

2009 erschien der Film Acadieman vs. le CMA 2009, indem die Geschichte des grand dérangement aufgegriffen wird: Am Tag des congrès mondial acadien 2009 trennt sich Québec von Kanada, woraufhin die Amerikaner in die maritimen Provinzen einfallen mit dem Ziel, die Akadier ein zweites Mal zu deportieren.[7] Auch dieser dritte Film wurde auf Rogers TV ausgestrahlt und ist, aufgeteilt in Videoclips à drei Minuten, auf CapAcadie.com abrufbar.

Der Hype um Acadieman ist groß: Auf Facebook gibt es eine Interessengemeinschaft, bei Youtube werden Videos veröffentlicht und diskutiert und es gibt Merchandise-Produkte wie T-Shirts. Da Acadieman besonders bei Jugendlichen gut ankommt, arbeitet Dano LeBlanc auch mit Schulen zusammen; er besucht Schulklassen und hat Videoclips zur Gesundheitsaufklärung der Schüler/innen auf adosante.org produziert. Dort finden sich 15 Videoclips auf Chiac mit französischen Untertiteln zu den Themen santé mentale, santé sexuelle, violonce, nutrition, art corporal, activité physique, drogues et alcool.

Dano LeBlanc ist ein sehr vielseitiger Künstler: Er war Mitglied der Band Godspeed You Black Empereror und The Great Balancing Act, veröffentlichte zwei Gedichtbände, Les Ailes de soi (2000) und Omégaville (2003) sowie zahlreiche Aufsätze in Zeitschriften. Auch heute arbeitet er weiter an seiner Musikkarierre; er ist Besitzer eines Plattenlabels Menuiseries, hat vor kurzem zusammen mit seinem Freund Léandre Bourgeois ein erstes Album (Sunset Industry) herausgebracht und arbeitet momentan an einem weiteren Album Candy Mountain. Auch ist es sein Wunsch, einen Secondhandladen für Bücher zu eröffnen, da er zu der Arbeit an Acadieman einen Ausgleich braucht und nicht nur als „créateur d’Acadieman“[8] anerkannt werden möchte. Trotzdem arbeitet er weiter an einer dritten Comicausgabe sowie einer weiteren Staffel des Acadieman, in der der Protagonist seine vertraute Umgebung verlassen und auf andere frankophone Sprecher treffen wird. TV5 wird die Staffel 2011 ausstrahlen, wodurch die Serie auch ein Publikum außerhalb Neu-Braunschweigs erreichen wird.[9]

3. Sprachanalyse des Comics Acadieman: ses origines 2

3.1. Français acadien

Die folgenden Wörter [10] , die vom Autor Dano LeBlanc als „mots archaïques“[11] bezeichnet werden und zum Teil auch in anderen nordamerikanischen Varietäten vorkommen, sind eindeutig dem akadischen Französisch[12] zuzuordnen: icitte (ici) , bin (bien) , itou (aussi), charcher (chercher), abandouner (abandonner), brailler (pleurer), souère (soir), houmard (homard), ouère (voir), aouère (avoir), ayousque (où est-ce que), bébitte (insecte) und tanant (bei Poirier: „Ennuyeux, fatiguant. Se dit surtout des enfants en Acadie. L’emploi de ce mot est plus général parmi les Canadiens“[13], bei LeBlanc : agassant).

Auch pis (‚ puis’, in der Funktion der Konjunktion ‚et’) und astheur ( à cette heure/maintenant ) gehören zum akadischen Französisch, allerdings finden ebenso ihre standardfranzösischen Pendants Verwendung: Dabei kommt pis (28 Mal) deutlich häufiger vor als et (2 Mal), auch ist der Kontext zu berücksichtigen, in dem et genutzt wird: Einmal während eines Anrufs im Call-Center und einmal von dem Erzähler. Genauso ist der Gebrauch von à cette heure interessant, da die akadische sofort auf die standardfranzösische Bezeichnung folgt: Tschisse qui me callerait à cette heure icitte astheure.

Etwas schwieriger ist es bei folgenden Wörtern: décoller ist zwar als Nomen im Glossar Poiriers verzeichnet („Décollage: Pour les pêcheurs action de décoller c.-à.-d. de couper la tête aux morues et de leur enlever les tripailles“[14] ), die Bedeutung ist aber eine andere (im Glossar LeBlancs: partir). Auch bei back hâler gibt es zwei Deutungen: Bei Poirier ‚tirer’, bei LeBlanc dépêcher. Wenn man den Satzzusammenhang betrachtet: J’ai envie de juste back hâler dans les bois, erscheint aber die Übersetzung LeBlancs weniger passend als die Poiriers. Bei dishounneur handelt es sich um eine Mischung aus Englisch (dis-) und Französisch (-honneur), zudem zeigt sich noch ein typisch akadisches Phänomen, dass ‚o’ vor einer Dopplung zu ‚u’ wird (wie bei abandouner).

Bei folgenden Wörtern kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob eine Einstufung als français acadien korrekt ist. Da sie aber im Glossar LeBlancs verzeichnet sind und vor allem lautliche Abweichungen und Komprimierungen aufweisen, sollen sie an dieser Stelle genannt werden: oubédon/oubédan (ou bien), ayousque (où est-ce que) und ayousser (ayousque vom Schriftbild her sehr ähnlich und mit der selben Bedeutung, aber nicht im Glossar vermerkt), cousse (qu’est-ce que), bétôt (bientôt), moutadit (maudit), porcées (percées), ouaille/ouaye (oui) und yinque (‚rien que’ in der Bedeutung von ‚seulement’).

[...]


[1] Erfurt, Jürgen (2005): „de même I hope j’t bother pas“: Transkulturalität und Hybridität in der Frankophonie. In: Erfurt, Jürgen (Hg.): Transkulturalität und Hybridität. L’espace frankophone als Grenzerfahrung des Sprechens und Schreibens. Frankfurt/M. [u.a.]: Peter Lang. Europäischer Verlag der Wissenschaften, 17.

[2] Die Daten wurden, wenn nicht anders vermerkt, aus folgenden Internetartikeln gewonnen: L’étoile: Dano LeBlanc prépare les prochaines aventures d’Acadieman. Online-Dokument: http://www.jminforme.ca/culture/article/1180979 [vom 30.09.2010] und Productions Phare-Est: Acadieman une série d’animation de Dano LeBlanc. Online-Dokument: http://www.productionsphareest.com/productionsphareest_002.htm [vom 30.09.2010].

[3] FrancoPresse: Acadieman: L’épopée d’un hero… kind of. Online-Dokument: http://francopresse.ca/index.cfm?Id=52506&Sequence_No=&Repertoire_No=1151936421&Voir=journal [vom 30.09.2010].

[4] Ebd.

[5] ShortCircuitCommunications: Acadieman. Online-Dokument: http://www.courtcircuit.ca/?q=fr/node/138 [vom 30.09.2010].

[6] ShortCircuitCommunications: Acadieman Comics # 1 Tops the List. Online-Dokument: http://www.courtcircuit.ca/?q=fr/node/183 [vom 30.09.2010].

[7]

[8] L’étoile.

[9] Französische Varietät, gekennzeichnet vor allem durch archaische Merkmale. Definition nach Boudreau, Annette/Dubois, Lise (2001): Langues minoritaires et espaces publics: le cas de l’Acadie du Nouveau-Brunswick. In: Estudios de Sociolinguística, nr. 2, 1, 38. Online-Dokument: www.sociolinguistica.uvigo.es/descarga_gratis.asp?id=41 [vom 16.09.2010].

[10] Die kursiv gedruckten Wörter und Sätze entstammen der Primärliteratur: LeBlanc, Dano (2008): Acadieman – ses origines 2. Moncton: ShortCircuitCommunications. Aufgrund einer besseren Lesbarkeit habe ich mich dazu entschieden, diese nicht mit Seiten- oder Zeilenangaben zu versehen.

[11] Siehe Anhang 2: Dano LeBlanc hat seinem Comic ein Glossar „Chiac pour les Dummies. Lexique du chiac et des mots archaïques en ordre d’apparition“ angehängt.

[12] Die Wörter werden, teilweise mit leicht abweichender Schreibung, in folgendem Glossar aufgeführt: Poirier, Pascal (1995): Le glossaire acadien. Moncton: Les éditions d’Acadie. Online-Dokument: http://www2.umoncton.ca/cfdocs/cea/livres/doc.cfm?livre=glossaire [vom 30.09.2010].

[13] Poirier, 413.

[14] Poirier, 142.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Comicfigur Acadieman in der Kritik
Untertitel
Eine Sprachanalyse des Comics "Acadieman – ses origines 2"
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
1,3
Jahr
2010
Seiten
21
Katalognummer
V180970
ISBN (eBook)
9783656037484
Dateigröße
576 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
comicfigur, acadieman, kritik, eine, sprachanalyse, comics
Arbeit zitieren
Anonym, 2010, Die Comicfigur Acadieman in der Kritik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180970

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