Aspekte für einen gelingenden Schulanfang


Seminararbeit, 2003

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Warum ist der Schulanfang etwas Besonderes?

Der Übergang vom Kindergarten zur Schule

Was ändert sich, wenn ein Kind zum Schüler wird`?

Grundschule muss Lern- und Lebensort sein

Bildung in allen Dimensionen

Förderung der Identitätsbildung

Die Besonderheit von Anfangsunterricht

Was Kinder brauchen

Soziales Lernen als Schwerpunkt der ersten Wochen

Soziales Miteinander hat viele Dimensionen

Schüler sein

Individuum und Teil der Gemeinschaft sein

Mitschüler sein und Mitschüler haben

Das Klassenzimmer

Einen Lehrer haben

Kennenlernen von Arbeits- und Sozialformen

Der Begriff Zeit umfasst verschiedene Bedeutungen

Rhythmisierung von Tag, Woche und Jahr^

Bewegung als wichtiger Bestandteil von Unterricht

Literaturnachweis

Warum ist der Schulanfang etwas Besonderes?

Schulanfang ist der Beginn „eines ganzen Lebensabschnittes, der gelingen oder misslingen kann“[1], so begründet Heinrich Röbe den hohen Aufmerksamkeitswert, der dem Schulanfang beizumessen ist. Andere Autoren sprechen von einem ‚bedeutsamen’ oder ‚kritischen’ Ereignis im Leben eines Kindes, Neumann von einem „biographischen Umbruch“[2].

Warum ist dem Schulanfang so große Bedeutung beizumessen? Man könnte argumentieren, dass Schule schließlich doch nur die Fortsetzung kindlichen Lernens in einem anderen Rahmen sei. Ein Kind ist keineswegs ein „unbeschriebenes Blatt“, wenn es in die Schule kommt. Was also ändert sich für die Kinder und wie sollte Schule angemessen mit Schulanfängern umgehen?

Der Übergang vom Kindergarten zur Schule

Wenn ein Kind vom Kindergarten- zum Schulkind wird, stoßen, so Neumann[3], zwei Erziehungs- und Bildungsinstitutionen aufeinander, deren optimale Passung immer noch nicht gefunden, geschweige denn verwirklicht sei. Unter Bezugnahme auf Burk/Faust-Siehl beschreibt er die Unterschiede: „Hier ist der Besuch freiwillig und nicht für alle Kinder möglich, dort obligatorisch; hier wird das Kind in altersgemischten Gruppen mit sozialpädagogischer Orientierung gefördert, dort in Jahrgangsklassen unter schulpädagogischem Primat[4] ; hier sind zwei oder mehr Sozialpädagogen/innen oder Erzieher/innen pro Gruppe tätig, dort eine Lehrerin bzw. ein Lehrer; hier herrschen zeitliche Flexibilität und extensive Nutzung, dort feste Zeitstrukturen und Zeitökonomie; ... Erzieher/innen und Lehrer/innen werden in unterschiedlichen Institutionen ausgebildet, im Regelfall gibt es weder in der Aus- noch in der Fortbildung gemeinsame Anteile“.

Eine andere Perspektive des Übergangs vom Kindergarten auf die Grundschule zeigen Lichtenstein-Rother/Röbe[5] auf: Sie kritisieren, dass unter gleitendem Übergang oftmals verstanden würde, dass einerseits der Kindergarten die Fünfjährigen auf schulisches Lernen vorbereiten müsse und andererseits der Lehrer aufgerufen sei, Formen und Inhalte des Kindergartens aufzugreifen. Dabei werde übersehen:

- Jeder Lebensabschnitt und die damit korrespondierenden Institutionen böten für den Lebensgang und die Anthropogenese des Kindes je spezifische Möglichkeiten, die voll durchlebt und ausgeschöpft werden sollten.
- Für das Kind sei der Schritt vom Kindergarten (oder aus der Familie) in die Schule von ganz besonderer Bedeutung für das Selbstwertgefühl. Die darin liegenden Chancen sollten nicht durch Verwischung und Vermischung der Eigenarten der beiden Institutionen geändert werden.

Weiter führen sie aus :“Obwohl zu Recht für Kindergarten und Grundschule die für das gesamte Bildungswesen geltende Zielorientierung und pädagogische Grundidee verbindlich sind, hat jede Stufe, jede Institution ihre besondere Funktion im Lebensweg des Kindes, in seinem Curriculum.“ Ein klares Wissen um das Gemeinsame und um das Andersartige sei im Interesse beider Institutionen wie der betroffenen Kinder erforderlich. Und weiter: „In der Verständigung über Erziehung liegt das große Feld der Kooperation Kindergarten-Schule; hier geht es sogar um mehr als um einen gleitenden Übergang, es geht um Fortsetzung und Weiterführung.“[6]

Was ändert sich, wenn ein Kind zum Schüler wird

Wer mit Schulanfängern umgeht, sollte sich bewusst machen, was das Kind als anders erlebt, was also die neue Lebenssituation Schulanfang ausmacht. Schwarz beschreibt das so: “Zu der Verpflichtung, jeden Tag zur Schule zu gehen, kommt ein fester Zeitplan, gültige Regeln sowie Hausaufgaben, die zu beachten sind. In der Schule muss das Kind sich in eine Gruppe einfügen und sich mit Gleichaltrigen auseinander setzen. Der Lehrer stellt eine neue Bezugsperson dar, welche Aufgaben stellt und Leistungen und Verhalten beurteilt. Das Kind macht häufig die Erfahrung, dass es neuen Anforderungen (des Lehrers und auch der Eltern) gerecht werden soll.“[7]

Auch Langer beschreibt Aspekte des Wechsels zur Schule:

- Das Schulgebäude, die Klassenzimmer, der Schulweg, das ganze nur schwer überschaubare Großsystem sind unbekannt und nicht immer kinderfreundlich

- Die Erstklässler müssen sich auf eine neue, meist größere altershomogene Gruppe mit fremden Kindern einstellen.

- In der Schule gelten neue Verhaltensregeln, die das Bewegungsbedürfnis einschränken.

- Die Kinder müssen sich emotional von der Familie, der Mutter, ablösen und an der neuen Bezugsperson, der Lehrerin, orientieren.

- Vorgegebene Sozial- und Arbeitsformen und unbekanntes Arbeitsmaterial treten an die Stelle von frei gewählten Tätigkeiten und gewohntem Spielmaterial.[8]

Grundschule muss Lebens- und Lernort sein

Schwarz betont, dass neben dem Elternhaus die Grundschule die bedeutsamste Lebens- und Lernstätte sechs- bis zehnjähriger Kinder sei. „Ihres gegenwärtigen Lebens wegen schon, das unwiederbringlich ist und dessen Wert wir mit allen unseren Kräften bereichern und stärken müssen, ist unsere Aufgabe, der Grundschule als Ort ihres Lebens die beste uns mögliche Qualität zu geben.“[9] Schule habe einen Erziehungs- und Bildungsauftrag, dem sie nur gerecht werden könne, wenn sie eine „dem Leben der Kinder bekömmliche Stätte“ sei.[10]

Der Klassenraum werde zum Wohnraum und zur Lernwerkstatt, das Schulgelände ist der Ort, an dem Kinder sich bewegen, sich begegnen, sich austauschen und sich zurückziehen können sollen. Öffnung der Schule zur Umwelt, sinnvolle Einbindung des Lernens in Handlungszusammenhänge und Vorstellen des Geleisteten gehören zur Vielfalt gestalteten Lebens und Lernens, das die Schule zur eigenen Sache der Kinder macht, sie entspannt miteinander umgehen, intensiv arbeiten und konstruktiv teilhaben lässt, so Schwarz in seinem Buch „Lebens- und Lernort Grundschule“: „Erst wenn Schule ein familienergänzender Lebensort ist, kann sie der bessere Lernort sein.“[11]

Weiter schreibt Schwarz: „Die Grundschule als Lebens- und Lernort muss Geborgenheit, Offenheit und anregende Herausforderungen bieten, muss Leben und Lernen in einem stützenden Miteinander möglich machen und anleiten, muss durch Mitbestimmung die Chance zur Demokratiefähigkeit geben, muss das Kind als handelndes Subjekt in Lebens- und Lernsituationen verstehen und muss die Kinder zur Begegnung und Auseinandersetzung mit bedeutsamen Lerninhalten führen.“[12]

Neumann betont, dass die Grundschule durch das Bestreben geprägt sei,

- „Wohlbefinden der Kinder herzustellen,
- eine entspannte Atmosphäre mit offenen Lernsituationen zu gestalten,
- den natürlichen und auf Selbstverwirklichung zielenden Lernwillen der Kinder zu erhalten und auf soziale und sachliche Bindungen auszurichten,
- die Lebensumstände der Kinder zu erfassen und zu berücksichtigen,
- zu versuchen, Lernbehinderungen auszugleichen,
- gemeinsame Vorgaben zu ermöglichen und
- grundlegende Fähigkeiten, deren Ansätze in die ersten Lebensjahre zurückgehen, also Voraussetzung für alle aktuellen und späteren Lernprozesse weiter auszubilden.“[13]

[...]


[1] Röbe H. 1998 S. 12

[2] Nauck 1999 S. 12

[3] Nauck 1999 S. 13

[4] vgl. aber auch „Schulanfang auf neuen Wegen“, einem Modell in Baden-Württemberg, das u.a. auch jahrgangsgemischte Eingangsstufen erprobt(e)

[5] Grundlegung der Bildung S. 50ff

[6] Lichtenstein-Rother 1982 S. 51

[7] Haarmann 1999 S. 52

[8] Langer 1996 S. 8

[9] Schwarz 1994 S. 9

[10] Schwarz 1994 S. 11

[11] Schwarz 1994 S. 12

[12] Schwarz 1994 S. 12

[13] Neumann 1999 S. 14

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Aspekte für einen gelingenden Schulanfang
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg  (Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Seminar Der Schulanfang als Bezugspunkt schulpädagogischer Innovation
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V18010
ISBN (eBook)
9783638224369
Dateigröße
480 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dichter Text - einzeiliger Zeilenabstand.
Schlagworte
Aspekte, Schulanfang, Seminar, Schulanfang, Bezugspunkt, Innovation
Arbeit zitieren
Brigitte Zügel (Autor:in), 2003, Aspekte für einen gelingenden Schulanfang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18010

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