Der Manoli-Turm und das Blinkfeuer auf dem Flugplatz Johannisthal

Heft 16 aus der Dokumentenreihe über den Flugplatz Berlin-Johannisthal 1909-1914


Fachbuch, 2011

35 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Anmerkungen der Autoren

Veränderungen auf dem Flugplatz

Aufbau eines Leuchtfeuers auf dem Flugfeld

Lage des Flugplatzes Ende 1912

Fotos vom Entstehen des Leuchtturm Ende 1913

Die Zigarettenfirma „Manoli“- Werbeträger auf dem Leuchtturm

Fotos vom Manoli-Leuchtturm und vom Manoli Kiosk

Weitere Manoli-Werbungen

Gestern und heute

Personen- und Firmenregister

Quellen

Zeitungen und Periodika

Literatur

Bildnachweis

Anmerkungen

Der Johannisthaler Flugplatz - der erste zivile Motorflugplatz Deutschlands - existiert nicht mehr. Er hatte 1945 mit der letzten Landung des Flugzeugs Lissunow Li-2 aus Moskau und mit einer historischen Flugschau 1995 endgültig ausgedient. Am 26. September 2009 wurde der 100. Jahrestag des ehemaligen Flugplatzes Adlershof- Johannisthal begangen.

Heute stehen viele neue Häuser auf dem Flugfeld und fast nichts erinnert mehr an diesen historischen Ort. Kennen die jetzt dort angesiedelten Haus- und Grundstückbesitzer die Geschichten, die mit den Straßen - benannt nach Luftfahrtpionieren - verbunden sind?

Es interessierte uns, ob noch unbekannte zeitgeschichtliche Bilder und Dokumente aufzufinden wären, die über den Flugplatz Auskunft geben. Wir begannen zu recherchieren, nachzulesen und zusammenzutragen. So ist unsere Dokumentenreihe über den Flugplatz Johannisthal von 1909-1914 entstanden.

In vielen Büchern wird oft vom „Manoli-Turm“ auf dem Flugfeld berichtet. Das vorliegende Heft über den „Manoli-Leuchtturm ist“ keine wissenschaftliche Arbeit und kann auch nicht als vollständig betrachtet werden. Sie soll aber dem interessierten Leser zum Zurückschauen und Erinnern dienen.

Zur Vervollständigung und Ergänzung sind wir weiterhin an Dokumenten und Fotos interessiert.

Berlin-Johannisthal, Oktober 2011

www.johflug.de

info@johflug.de

Veränderungen auf dem Flugplatz Johannisthal

Am 1. Januar 1910 übernahm offiziell Major a. D. Georg von Tschudi (1862-1928) auf Bitten des früheren Luftschifferkommandeurs, Exzellenz Stephan von Nieber (1855- 1920) die Direktion des Flugplatzes.1

Viel wurde durch ihn und dem Gründer und Besitzer des Flugplatzes, Arthur M ü ller (1871-1935), nach der Eröffnung am 26. September 1909 in den folgenden Jahren auf dem Flugfeld verändert und modernisiert. Nicht nur die Tribünen wurden teilweise verlegt und befanden sich nun an geeignetster Stelle mit mehr Blick und gegen das blendende Sonnenlicht für die Zuschauer geschützt, sondern das gesamte Flugfeld wurde von allen natürlichen Unebenheiten befreit und geglättet. Der Boden war vorher zu sandig, die schmalen Flugzeugräder sind oft steckengeblieben und kamen schwer vom Boden los.

Der neue Startplatz entstand im Jahre 1910 links vom Haupteingang im nördlichen Teil des Flugfelds.

Hier siedelten sich die zahlungskräftigen Flugzeugwerke und Fliegerschulen an, denn in- und ausländische Besucher und Interessenten kamen durch den Haupteingang! Bedeutende bekannte Fabriken, wie die „ Albatros-Flugzeugwerke GmbH “ , „ Luft- Verkehrs-Gesellschaft AG (LVG) “ , „ Rumpler-Werke GmbH “ , „ Flugmaschine-Wright-Gesellschaft mbH “ (auf dem östlichen Flugfeld, Adlershof) siedelten sich an und wurden weltbekannt.

Bis Ende 1912 wurden auch bessere technische Voraussetzungen wie z. B. eine Windmessanlage in der Nähe des Haupteinganges am neuen Startplatz geschaffen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Windmesseranzeige

Zur Herbstflugwoche vom 28. September bis 5. Oktober 1913 ließ die Flugplatzverwaltung mit drei Firmen zusammen Nachtsicht-Vorrichtungen aufbauen, um Erfahrungen zu sammeln für die späteren Markierungen von Luftstraßen.

Zu diesem Zweck waren von der “ Allgemeinen Elektrizit ä ts-Gesellschaft “ , von der „ Gesellschaft der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau AG (Bamag) “ und von der „ Julius Pintsch-AG “ verschiedene Leuchtfeuersysteme zu einem Vergleichsversuch aufgebaut worden.

Aufbau eines Leuchtfeuers auf dem Flugfeld

Für das A.E.G-Licht war an der Seite des alten Startplatzes ein besonderer Gerüstturm erbaut, das Pintsch-Licht war auf dem Dach der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt Adlershof eingerichtet, und die hatte sich auf einem recht geschmackvollen Leuchtturm, zu dessen Herstellung die Firma „Manoli- Cigarettenfabrik J. Mandelbaum G.m.b.H.“ finanziell beigetragen hatte, niedergelassen. Der Reklameturm der Firma „Manoli“ mit dem Blinkfeuer für das nächtliche Erkennen des Flugfeldes war am neuen Startplatz, neben den ersten Schuppen der Rumpler-Flugzeugwerke, aufgestellt worden.

Die zwei weiteren gebauten Leuchtfeuertürme auf dem Platz hatten keine „ManoliWerbung“.

„Die Grundidee dieser durch drei Feuer bewirkten Markierung des Johannisthaler Flugplatzes ist folgende:

Das Oelgas-Bamag-Feuer auf dem Manoli-Leuchtturm gibt das Zeichen 1-2-3, das der Kartennummer des Flugplatzes Johannisthal entspricht, und zwar folgen einem längeren Achtungszeichen die Blitze 1-2-3. Das auf dem Adlershofer Turm errichtete Oelgas-Pintsch-Feuer rotiert, wie bei Leuchttürmen für die Seeschiffahrt üblich, d.h. mittels einer rotierenden Blende läuft ein Lichtblitz kontinuierlich im Kreise.

Das durch elektrischen Scheinwerfer hergestellte A.E.G.-Feuer soll einen nicht verlöschenden Lichtkegel senkrecht in die Luft werfen. Eine Landung bei Nacht müßte demnach folgendermaßen vor sich gehen:

Das Luftfahrzeug steuert den Vertikalkegel des A.E.G.-Lichtes an und umrundet diesen, bis es in einer Richtung mit der Linie Pintsch-Licht - Bamag -Feuer liegt; durch diese Linie wird die durch Wald gegebene Begrenzung des Flugplatzes angezeigt. Das Flugzeug fährt nun, indem es die eben genannte Linie zur Rechten behält, auf das Manoli-Feuer zu, vor dem es ungehindert landen kann.“2

Zur weiteren Erleichterung bei Landungen in dunkler Nacht wurden auf Veranlassung vom Flugplatzdirektor, Major Georg von Tschudi , weitere Einrichtung getroffen, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll.

Wie bereits beschrieben, war auf dem Manoli-Leuchtturm der Blinkfeuertyp der Bamag angebracht, der durch elektrischen Strom gespeist wurde. Als Lichtquelle dienten hier zwei Spezialglühlampen, die bei je 3.000 HK3 eine Lichtstärke von etwa 30 Tausend Kerzen ergaben (bei je 5.000 HK bis 50.000 HK).

Es entsprach jeder Lampe, die in je einer besonderen Fassung lagerte, ein Lichtsystem. Zur Abdeckung dieser Systeme nach oben hin diente eine Glasglocke nebst Abzugshaube; letztere dazu bestimmt, einer zu hohen Erwärmung im Innern des Linsensystems vorzubeugen. Das Linsensystem ruhte auf einem eisernen Gehäuse, durch welches die elektrischen Leitungen geführt waren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Elektrisches Blinkfeuer der Bamag auf dem Manoli-Leuchtturm.4

Später beschäftigte sich die Pintsch-AG mit der Einrichtung unterirdischer Flugplatzbeleuchtungen für den Flugplatz Johannisthal. Es sollten Lichtquellen in den Erdboden versenkt und derart eingerichtet werden, dass Flugzeuge ohne Gefahr auf ihnen landen oder über sie hinweg rollen können. Die geplante Versuchsanlage auf dem Johannisthaler Flugplatz wurde dann aber nicht ausgeführt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Planung der Firma Julius Pintsch AG für eine unterirdische Flugplatzbeleuchtung auf dem Flugfeld.5

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Skizze des Flugplatzes Berlin-Johannisthal 1912/1913 mit den eingezeichneten Leuchtfeuert ü rmen seit Oktober 1913 (Skizze aus dem Buch von G ü nter Schmitt, "Als die Oldtimer flogen. Die Geschichte des Flugplatzes Johannisthal").

Standort des Leuchtturms mit Manoli-Werbung neben dem FokkerSchuppen und zwei weitere Blinkfeuer.

Standort der beiden Manoli-Kioske.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Leuchtturm, eingeweiht Anfang Oktober 1913, wurde aufgrund der Werbung zum „ Manoli-Leuchtturm “ . Der Turm hatte eine H ö he von 25 Meter.6 Die Aufnahme stammt vom Illustrations-Verlag A. Grohe Berlin, ver ö ffentlicht in „ Die Wochenschau “ Nr. 40, 1913, Druck und Verlag W. Girardet.

Die Zigarettenfirma „Manoli“ - Werbeträger des Leuchtturms

„Manoli“ ist der Name einer deutschen Zigarettenfabrik, gegründet 1894 von Jakob Mandelbaum in Berlin zunächst unter dem Namen „Zigaretten-Fabrik Argos“. Es wird vermutet, dass im Jahre 1897 die Firma nach der Ehefrau, Ilona Mandelbaum (umgekehrt gelesen), benannt worden sei. Diese Namensentstehung ist bis heute nicht sicher nachzuweisen, denn die Ehefrau von Jacob Mandelbaum hieß Rosa Cohn und wurde 1857 in Jotzen geboren. Es gibt Vermutungen, dass "Manoli" ein Spitzname von Jacob Mandelbaum gewesen sein könnte. Eine weitere Variante zur Namensgebung nennt als Ursprung eine Fremdsprache, in der "Mandelbaum" mit "Manoli" übersetzt wird.“7

„Manoli“ wurde durch das herausragende Verpackungsdesign bekannt. Das Unternehmen hatte 1904 200 Angestellte. 1911 wurde das Manoli-Unternehmenslogo von Lucian Bernhard (1883-1972) neu entworfen. Auch andere bedeutende Grafiker und Maler arbeiteten an der Gestaltung von Verpackungen, Plakaten und Inseraten, wie zum Beispiel der österreichische Künstler Julius Klinger (1876-1942), der auch als erster künstlerische Arbeiten ab 1911 für „Manoli“ gestaltete.

Interessant ist, dass Julius Klinger viele sehr bekannte Plakate für Veranstaltungen auf dem Flugplatz Johannisthal anfertigte und über die Kunstanstalt und Druckerei Hollerbaum & Schmidt , Berlin vertrieb.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Klinger-Plakat 1912.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Klinger-Plakat für die Johannisthaler Flugwoche 1910.

[...]


1 Heft 1 der Dokumentenreihe zum Flugplatz Johannisthal 1909-1914, „Wie der Flugplatz in Johannistahl entstand“, Kauther-Wirtz im Eigenverlag 2009.

2 Deutsche Luftfahrer-Zeitschrift, Nr. 21 vom 15. Oktober 1913. 7

3 veraltete Maßeinheit der Lichtstärke; bis 1942 in Deutschland gesetzlich eingeführt, jetzt durch die Candela (Abkürzung cd ) ersetzt; 1 HK = 0,903 cd.

4 Deutsche Luftfahrer-Zeitschrift, Ausgabe XVII, Nr. 25 vom 10.12.1913.

5 Ebenda.

6 Teltower Kreisblatt, Ausgabe 238 vom 10. Oktober 1913. 10

7 wikipedia

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Der Manoli-Turm und das Blinkfeuer auf dem Flugplatz Johannisthal
Untertitel
Heft 16 aus der Dokumentenreihe über den Flugplatz Berlin-Johannisthal 1909-1914
Autoren
Jahr
2011
Seiten
35
Katalognummer
V179870
ISBN (eBook)
9783656025276
ISBN (Buch)
9783656025191
Dateigröße
17563 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Johannisthal, Flugplatz, Manoli, Turm, Blinkfeuer, Zigaretten, Adlershof
Arbeit zitieren
Alexander Kauther (Autor:in)Paul Wirtz (Autor:in), 2011, Der Manoli-Turm und das Blinkfeuer auf dem Flugplatz Johannisthal, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179870

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