Case Management. Ein neues Berufsfeld im Gesundheitswesen


Hausarbeit, 2002

26 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt:

1. Einleitung

2. Case Management – Herkunft und Definition

3. Einsatzgebiete von Case Management

4. Welches Aufgabenspektrum hat das Case Management?

5. Ablauf des Case Management

6. Modelle und Rollen des Case Management
6.1. Der Case Manager als Systemagent
6.2. Der Case Manager als Kundenanwalt
6.3. Der Case Manager als Versorgungsmanager
6.4. Der Case Manager als Dienstemakler

7. Ethische Fragestellungen und Kritikpunkte

8. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Sozial- und das Gesundheitswesen befindet sich derzeit in Deutschland, wie in den meisten westlichen Staaten, im Wandel. Epidemiologische und demographische Veränderungen in Zeiten knapper finanzieller Ressourcen fordern ein Umdenken und eine Neugestaltung in sämtlichen humanen Versorgungsdiensten. Aufgrund der zunehmenden finanziellen Belastungen fordert der Gesetzgeber eine bessere und wirtschaftlichere Optimierung und Rationalisierung des Sozial- und Gesundheitswesen. Gleichzeitig soll aber auch die Effektivität und Qualität der Versorgung nicht nur gehalten, sondern auch gesteigert werden. Kostendämpfende Maßnahmen, wie die Budgetierung waren bisher wenig erfolgreich. Gerade das deutsche Gesundheitswesen ist zwar hochspezialisiert, dafür aber auch teuer und extrem in Fachbereiche zerstückelt bzw. fragmentiert. Hilfebedürftige, um die es in der Versorgung ja schließlich geht, werden nicht selten falsch, gar nicht oder von unkoordinierten Anbietern doppelt versorgt. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, werden zunehmend neue Instrumente, meist aus dem angloamerikanischen Bereich, gesucht oder in Blick genommen. Neben Managed Care und Disease-Management Konzepten gehört auch das Case Management dazu.

Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich Case Management als ein neues Berufsfeld vorstellen. Ich möchte gern die Grundlagen und den Ablauf des Instrumentes erläutern und die verschiedenen Einsatzgebiete und Anwendungsmöglichkeiten aufzeigen.

Zunächst werde ich kurz auf die geschichtliche Herkunft und Definition des Begriffes eingehen. Im nächsten Abschnitt möchte ich die Vielzahl der Einsatzgebiete veranschaulichen. Im vierten Abschnitt möchte ich das breite Aufgabenspektrum eines Case Managers zeigen. Danach erläutere ich den Ablauf des Case-Management-Prozesses. Modelle und Rollen des Case Managements sind das Thema des sechsten Abschnittes. Zunächst werde ich auf die Vielfalt der Modelle eingehen und einige grob umreißen, dann möchte ich im einzelnen die möglichen Berufsrollen erläutern.

Vor der abschließenden Zusammenfassung werde ich die in der Literatur erscheinenden Kritikpunkte und Fragestellungen aufzeigen.

Bei der Erarbeitung des Stoffes wählte ich als Methode die Literaturrecherche. Im Referat beziehe ich mich vor allem auf die Autoren Wendt, W. R. und Ewers, M. (s. Literaturangaben).

2. Case Management – Herkunft und Definition

Case Management entstand in den USA und in Großbritannien als Arbeitskonzept vor allem im Gesundheitswesen, in der Gemeindepflege, bei der Migration von Einwanderern, in der Jugendwohlfahrt und in der Seniorenarbeit. Erste Formen entwickelten sich laut Ewers bereits Ende des 19. Jahrhunderts (Ewers, M., 2000). Anfang des 20. Jahrhunderts waren es vor allem Sozialarbeiter und Krankenschwestern, welche Leistungen im öffentlichen Gesundheitswesen koordinierten und somit Case- Managementdienste anboten. Auch nach dem zweiten Weltkrieg wurden von den Versicherungen Krankenschwestern und Sozialarbeiter angestellt. Ihre Aufgabe bestand hier, die Versorgung von zurückkehrenden Soldaten, mit komplexen Leiden, zu koordinieren und nötige multidisziplinäre Interventionen zu ermöglichen (Wendt, W. R., 1999). Der Begriff Case Management entwickelte sich aber erst nach 1960. Insbesondere durch Bürgerrechtsbewegungen entstand eine unüberschaubare Vielzahl von Hilfsprogrammen die koordiniert und zweckbestimmt eingesetzt werden sollten. Es entwickelte sich „ein neues Verständnis von Klientinnen als aktive teilnehmende Partner bei Dienstleistungen.“ (Longerich, H., Wohlfender, D., 2000, S.222) Neue Programme zur ambulanten Begleitung psychisch Erkrankter in den 70er Jahren hatten einen wichtigen Einfluss (Longerich, H., Wohlfender, D., 2000). Einweisungen in Heime oder Kliniken sollten vermieden und etwas mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung ermöglicht werden. In den Jahren darauf entstanden immer neuere Anwendungsfelder und verschiedene Modelle von Case Management Ausübende Berufs- und Zielgruppen prägten die Arbeit und Methode recht unterschiedlich. Es ging vornehmlich nun um den Zugang zu den Dienstleistungen, einer bevorzugten ambulanten Versorgung in der Gemeinde, sowie um Kostendämpfung. Es entwickelten sich hier, im Rahmen der sich etablierenden Managed Care Programme, zwei Prioritäten: den Bedarf des Klienten zu decken und die Ressourcen im Gemeinwesen gut zu nutzen. Die Programme etablierten sich und die Behandlungsstätten als auch die Versicherungen stellten zunehmend Case Manager ein.

Man unterscheidet heute die internen Case Manager, welche innerhalb einer Einrichtung oder eines Behandlungsprogramms arbeiten und die externen oder unabhängigen Case Manager, welche die Aufsicht über die Leistungserbringung haben. In den USA sind häufig diplomierte Pflegekräfte externe Case Manager, welche sich entweder selbstständig gemacht haben oder bei den Kassen angestellt sind (Wendt, W.R., 1999).

Während anfangs die Schwerpunkte bei der Kosten­dämpfung und Qualitätssteigerung lagen, geht es heute, in der neuen Generation von Case Management, auch um die „Unterstützung der Patienten und ihrer Familie (patient empowerment) mit dem Ziel, diese zu befähigen, Entscheidungen betreffend ihrer Gesundheit und Behandlung zu treffen (Jones 1995).“ (Longerich, H., Wohlfender, D., 2000, S.222).

In Deutschland hat Case Management noch eine sehr junge Geschichte und gerade im Gesundheitswesen oft eher noch einen Modellcharakter. Vorreiter in der Implementierung und Anwendung des Instrumentes waren hier anfangs vor allem Sozialarbeiter (z.B. in der Arbeit mit Suchtabhängigen) und Krankenkassen.

Auf Grund seiner Entwicklung und der breiten Anwendung existieren recht unterschiedliche Definitionen und Auffassungen von Case Management. Kernpunkt ist aber bei allen die Aussage: Case Management ist „die Koordination von Dienstleistungen zum Erreichen eines Zieles (Longerich, H., Wohlfender, D., 2000, S.220). Es ist eine personenorientierte Methode der individuellen Fallsteuerung. Die Klienten werden hier begleitet durch die Versorgungs­landschaft. Es soll sichergestellt werden, dass sie dabei alle nötigen Hilfen bedarfsgerecht erhalten. Hierbei sollten alle gesundheitlichen und sozialen Aspekte der Klienten berücksichtigt und dementsprechend notwendige Gesundheits-, Beratungs- und Betreuungsmaßnahmen koordiniert werden (Sellin, Ch., 2002).

Der Vorstand der Case Management Society (CMSA) einigte sich 1995 auf folgende Definition:

„Case Management ist ein Prozeß der Zusammenarbeit, in dem eingeschätzt, geplant, umgesetzt, koordiniert und überwacht wird und Optionen und Dienstleistungen evaluiert werden, um dem gesundheitlichen Bedarf eines Individuums mittels Kommunikation und den verfügbaren Ressourcen auf qualitätvolle und kostenwirksame Ergebnisse hin nachzukommen.“ (Wendt, W. R., 1999, S. 154)

3. Einsatzgebiete von Case Management

Während Case Management in Deutschland noch „in den Kinderschuhen“ steckt , findet dieses Instrument in Ländern wie den USA oder Großbritannien eine breite Anwendung. Um die große Anwendungsvielfalt zu veranschaulichen, möchte ich hier an dieser Stelle

mögliche Einsatzfelder einfach kurz aufzeigen, aber noch nicht näher auf die Arbeitsweise des Case Managements eingehen. Dabei beziehe ich mich auf die Aufzählung und Einteilung in Einsatzgebiete von Wendt (Wendt, W.R., 1999).

a) Häusliches Pflegemanagement (Home Case Management):

Hier muss die ambulante Versorgung abgestimmt werden. Hauswirtschaftliche Hilfen, Mobile Dienste, Behandlungspflege müssen koordiniert werden. Ressourcen der Selbstpflege und des sozialen Umfeldes müssen dabei erkannt und genutzt werden.

b) Geriatrisches Case Management (Geriatric Case Management):

Gemeint ist hier das Case Management, welches stationär verortet ist und eine spezialisierte medizinische und pflegerische Versorgung organisiert.

c) Case Management im Krankenhaus (Hospital Case Management):

Von der Aufnahme bis zur Entlassung wird die Versorgung des Patienten auf Qualität und kostengünstigen Einsatz der Ressourcen hin organisiert. Dabei werden alle Beteiligten mit einbezogen.

d) Notfall-Verfahrensmanagement (Catastrophic Case Management):

Case Management organisiert bei akuten medizinischen, psychiatrischen oder sozialen Krisen die Versorgung. Es soll eine schnelle und routinierte Reaktion in einer für ihren Ablauf gerüsteten Einrichtung gewährleisten. (Aufnahme-, Intensivstation, Natfalldienst, Krisenintervention)

e) Langzeit-Versorgungsmanagement (Long-Term Care Case Management):

Zielgruppe sind hier chronisch Kranke und Menschen mit Behinderung. Die Versorgung ist nicht episodenhaft, sondern auf Dauer angelegt. Der Case Manager ist hier für eine Langzeit-Planung, Organisation und Koordination der erforderlichen Dienstleistungen und für deren Abstimmung im sozialen Umfeld verantwortlich.

f) Klinisches Case Management (Clinical Case Management):

Es handelt sich hier um ein in der USA , im Rahmen der Klinischen Sozialarbeit ausgeübtes Behandlungsmanagement bei psychischen Erkrankungen, Verhaltensstörungen und in psychosozialen Konflikten und Krisen. Sozialarbeiter und Psychologen beziehen die soziale Umgebung und verschiedene formelle Dienste und informelle Hilfen mit ein.

g) Psychiatrisches Case Management (Mental Health Case Management):

Behandlungsmanagement bei psychischen Erkrankungen, mit dem Ziel ein selbstständiges Leben, sowie eine soziale Integration in Familie, Beruf und Freizeit zu ermöglichen.

h) Case Mangement mit Straffälligen (Correctinal Case Management):

Ziel ist hier die Resozialisierung Straffälliger vor und nach der Entlassung aus dem Strafvollzug oder bei Bewährungsauflagen. Es erfordert eine vielseitige Unterstützung, welche geplant, koordiniert und überwacht werden muss.

i) Case Management am Arbeitplatz (Employer Case Management, Vocational Case Management):

Case Manager sind hier in Betrieben bzw. Unternehmen angestellt. Ihre Aufgabe umfasst die individuelle Unterstützung der Angestellten im Krankheitsfall und zur Förderung des Wohlbefindens und der Gesunderhaltung. Sie organisieren Präventionsprogramme, soziale Unterstützungsleistungen bei Erkrankung oder Behinderung, sowie die Wiedereingliederung nach erfolgter Therapie.

Dies war nur eine Aufzählung von möglichen Anwendungsfeldern, denn „ in der Vielseitigkeit ihrer Verwendung ist die Entwicklung von Case Management nicht abgeschlossen. Sein Konzept bleibt offen und variationsfähig. Die Arbeitsweise trägt selber dadurch, daß mit ihr Erfahrungen gemacht werden, zu ihren Fortschritten bei“ (Wendt, W. R., 1999, S. 58).

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Case Management. Ein neues Berufsfeld im Gesundheitswesen
Hochschule
Alice-Salomon Hochschule Berlin  (Pflege/ Pflegemanagement)
Veranstaltung
BWL/ VWL/ Gesundheitsökonomie
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
26
Katalognummer
V17982
ISBN (eBook)
9783638224123
ISBN (Buch)
9783638645423
Dateigröße
1439 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Case, Management, Berufsfeld, Gesundheitswesen, BWL/, VWL/, Gesundheitsökonomie
Arbeit zitieren
Diplom-Pflegewirt (FH) Peter-Michael Schulz (Autor:in), 2002, Case Management. Ein neues Berufsfeld im Gesundheitswesen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17982

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