Der Ostsibirische Höhlenlöwe

Eine Raubkatze aus dem Eiszeitalter


Fachbuch, 2011

85 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Dank

Vorwort

Der Beringia-Höhlenlöwe oder Ostsibirische Höhlenlöwe Panthera leo vereshchagini

Höhlenlöwen in der Kunst der Eiszeit

Löwen der Gegenwart

Der Autor

Literatur

Bildquellen

Dank

Für Hilfe bei der Entstehung dieses Taschenbuches danke ich:

Dr. Gennady Baryshnikov,

Zoological Institute of Russian Academy of Sciences, St. Petersburg

Dr. Gennady Boeskorov,

Mammoth Museum of the Institute of Applied Ecology of the Academy of Sciences of The Sakha Republic (Yakutia), Jakutsk Alyssa Ganezer, Santa Monica, Kalifornien Dr. Charles Richard (Dick) Harington, Curator of Quaternary Zoology Emeritus, Canadian Museum of Nature, Ottawa, Ontario

Lothar Henke, Pirna

Tansy Jefferies, Fort Lauderdale, Florida

Sergio De la Rosa Martinez, Toluca, Mexiko Hristo Peshev, Blagoevgrad, Bulgarien Kevin Pluck, London

Richard Scharpenberg, Castrop-Rauxel Shuhei Tamura, Kanagawa, Japan

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Europäischer Höhlenlöwe mit Beutetier. Zeichnung des Tiermalers

Heinrich Harder (1858 - 1935)

VORWORT

Eine neue Unterart des Höhlenlöwen

2001 erfuhr die Fachwelt erstaunt von der neuen Höhlen- löwen-Unterart Panthera leo vereshchagini, die im Eiszeitalter vor etwa 40.000 bis 10.000 Jahren in Nordostasien und auf Beringia existierte. Diese Löwen- unterart wird als Beringia-Höhlenlöwe oder Ost- sibirischer Höhlenlöwe bezeichnet. Die wissenschaftli- che Erstbeschreibung erfolgte durch die russischen Pa- läontologen Gennady F. Baryshnikov in St. Petersburg und Gennady Boeskorov in Jakutsk. Der Beringia- Höhlenlöwe bzw. Ostsibirische Höhlenlöwe war im Ver- gleich mit dem bis zu 3,20 Meter langen Europäischen Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea) größer. Vom bis zu 3,70 Meter langen riesigen Amerikanischen Höhlen- löwen (Panthera leo atrox) dagegen unterscheidet er sich durch seine geringere Körper- und Schädelgröße. Mit dieser Raubkatze, die durch Funde in Nordostasien und auf Beringia nachgewiesen ist, befasst sich das Taschen- buch „Der Ostsibirische Höhlenlöwe“. Verfasser ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst, der zahl- reiche Taschenbücher über Raubkatzen aus grauer Ur- zeit geschrieben und veröffentlicht hat. Aus seiner Fe- der stammen Werke über urzeitliche Säbelzahnkatzen, Dolchzahnkatzen, Jaguare, Mosbacher Löwen, Höhlen- löwen, Leoparden und Geparde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zeichnung des Originalfundes aus der Zoolithenhöhle von Burggaillenreuth bei Muggendorf in der Fränkischen Schweiz (Bayern), nach dem der Europäische Höhlen- löwe (Panthera leo spelaea) 1810 erstmals beschrieben worden ist.

Der deutsche Arzt

und Naturforscher

Georg August Goldfu ß (1782-1848) beschrieb 1810 den Europäischen Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea) anhand eines Schädelfundes aus der Zoolithenhöhle von Burggaillenreuth bei Muggendorf in der Fränkischen Schweiz.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Russischer

Paläontologe Gennady

F. Baryshnikov

aus St. Petersburg. Er und

Gennady Boeskorov beschrieben 2001 den Ostsibirischen Höhlenlöwen oder Beringia-

Höhenlöwen (Panthera leo vereshchagini).

Russischer

Paläontologe Gennady

Boeskorov aus Jakutsk

Der Beringia-Höhlenlöwe

oder Ostsibirische Höhlenlöwe

Panthera leo vereshchagini

In Nordostasien und auf Beringia existierte im Eiszeit alter vor etwa 40.000 bis 10.000 Jahren der Beringia-

Höhlenlöwe (Panthera leo vereshchagini), der erst 2001 von den russischen Forschern Gennady F. Baryshnikov und Gennady Boeskorov beschrieben und somit der Fachwelt bekannt wurde. Diese Löwenunterart wird auch als Ostsibirischer Höhlenlöwe bezeichnet. Baryshnikov leitet das „Faunas Department“ am „Zoo- logical Institute of Russian Academy of Sciences“ in St. Petersburg und ist Spezalist für Säugetiere aus dem Quar- tär (etwa 2,3 Millionen Jahre bis heute). Boeskorov wirkt am „Mammoth Museum of the Institute of Applied Ecology of the Academy of Sciences of The Sakha Re- public (Yakutia)“ in Jakutsk.

Untersuchungen von Schädeln und Oberkiefern dieser eiszeitlichen Großkatze zeigten, dass es sich um eine bisher unbekannte Unterart handelt, die sich von ande- ren prähistorischen Löwen unterscheidet. Bereits 1985 waren dem finnischen Paläontologen Björn Kurtén (1924-1988) Unterschiede zwischen den Beringia- Höhlenlöwen und anderen Unterarten der Höhlenlöwen aufgefallen.

Die Aufstellung der neuen Höhlenlöwen-Unterart Panthera leo vereshchagini findet in der Fachwelt aber

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kanadischer Paläontologe Charles

Richard (Dick) Harington

aus Ottawa

mit Schädelrest eines Steppen- wisents (Bison priscus) aus dem Old Crow Basin im Yukon (Kanada).

Nach seiner Ansicht

gehören die Höhlenlöwen aus Kanada und Alaska der Unterart

Panthera leo spelaea an.

nicht nur Gegenliebe. Nach Ansicht des kanadischen Paläontologen Charles Richard (Dick) Harington aus Ottawa gehören die Höhlenlöwen aus Kanada und Alaska der Unterart Panthera leo spelaea an. Er sagt: „I think that the name Panthera leo vereshchagini is a case of taxonomic ,splitting‘“.

Im Vergleich zum bis zu 3,20 Meter langen Europäi- schen Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea) ist der Beringia-Höhlenlöwe größer. Vom bis zu 3,70 Meter lan- gen riesigen Amerikanischen Höhlenlöwen (Panthera leo atrox) dagegen unterscheidet er sich durch seine ge- ringere Größe und andere Schädelproportionen. Sein Schädel ist kürzer als derjenige des Amerikanischen Höhlenlöwen.

Bei den Untersuchungen von Baryshnikov und Boeskorov hatten zwei Höhlenlöwenschädel vom Fluss Kolyma in Jakutien vorgelegen, die beide im Sommer entdeckt worden waren. Diese Schädel sind 30 bzw. 31 Zentimeter lang. Bei einem dieser Höhlenlöwenschädel wurde mit Hilfe der Radiocarbon-Methode ein Alter von etwa 36.000 Jahren ermittelt.

Auf Anfrage des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst teilte der russische Paläontologe Gennady Boeskorov per E-Mail mit, dass bisher noch kein kom- plettes Skelett und keine Mumie des Beringia-Höhlen- löwen gefunden worden sind. Dessen großer Schädel habe eine ähnliche Dimension wie der eines heutigen Amur-Tigers.

Als Fundorte von Panthera leo vereshchagini werden in der Literatur erwähnt: der Kolyma-Fluss (Sibirien/ Russland), Fairbanks Creek, Lost Chicken Creek, Kaolak River (alle drei in Alaska/USA) sowie Hunker Creek und

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Kompletter Schädel eines Ostsibirischen Höhlenlöwen vom Fundort Hunker Creek bei Dawson City im Yukon (Kanada). Länge des Fossils: etwa 45 Zentimeter. Orginal in der Quaternary Zoology Collection des Canadian Museum of Nature in Ottawa (Kata lognummer: CMN 13472).

Last Chance Creek bei Dawson City, Thistle Creek und Bluefish Caves (alle vier in Kanada).

An der etwa 36.000 Jahre alten Mumie eines Steppen- wisents, die 1979 von einem Goldsucher im Dauerfrost- boden von Fairbanks Creek (Alaska) entdeckt wurde, fand man Hinweise darauf, dass dieses Tier von einem Beringia-Höhlenlöwen angegriffen und getötet worden war. In der Mumie des etwa acht- bis neunjährigen Steppenwisents steckte ein Stück vom Zahn eines Höhlenlöwen. Auf der Haut des Steppenwisents sind Kratzer sichtbar, die von einem Höhlenlöwen stammen. Am Maul erkannte man die Abdrücke des typischen Todesbisses, wie Großkatzen ihn oft bei großen Beute- tieren praktizieren. Dieser Steppenwisent wird wegen blauer Mineralien (Vivianite), die größtenteils seinen Körper umgaben, „Blue Babe“ genannt. Der eindrucks- volle Fund ist im Museum der University of Alaska in Fairbanks zu bewundern.

Am Fundort Lost Chicken Creek (Alaska) kamen ein Oberkiefer- und ein Extremitätenrest von einem männ- lichen Beringia-Höhlenlöwen zum Vorschein. Diese Fossilien wurden neben Resten anderer Eiszeittiere (Mammut, Bison, Wildesel, Rentier, Rothirsch, Saiga- Antilope, Vielfraß, Wolf) auf dem Gelände einer Gold- mine entdeckt.

Am Kaolak River (Alaska) hat man den fragmentarisch erhaltenen rechten Oberkieferast eines Beringia-Höhlen- löwen entdeckt. Diese Lokalität wird in der Literatur als der nördlichste Fundort eines Höhlenlöwen bezeichnet. Etwa 1600 Kilometer vom Kaolak-River entfernt liegt der Alazeja-Fluss in Sibirien, ein weiterer Fundort des Beringia-Höhlenlöwen.

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Mumie eines Steppenwisents ( „ Blue Babe “ ) von Fairbanks Creek (Alaska), der von einem Ostsibirischen Höhlenlöwen getötet wurde. Original im Museum der University of Alaska in Fairbanks.

Als eines der am besten erhaltenen Fossilien des Beringia-Höhlenlöwen gilt ein vollständiger Schädel vom Fundort Hunker Creek bei Dawson City im Yukon (Kanada). Der bemerkenswert große Schädel ist etwa 45 Zentimeter lang. Das Yukon - bis 2003 offiziell Yu- kon Territory genannt - ist ein Territorium im Nordwest- teil von Kanada. Es grenzt im Westen an das Gebiet von Alaska (USA), im Osten an die Nordwest-Territorien und im Süden an die Provinz British Columbia (beide Kana- da). Rund 75 Prozent der etwa 31.000 Einwohner des Yukon leben in der Hauptstadt Whitehorse.

Am Höhlenlöwen-Fundort Last Chance Creek bei Dawson City (Kanada) im Yukon haben zwei Goldgrä- ber 1993 den teilweise erhaltenen Kadaver eines klei- nen Wildpferdes (Equus lambei) entdeckt. Dabei han- delt es sich um den am besten konservierten Kadaver eines größeren Eiszeittieres in Kanada. Der größte Teil des rechten Vorderbeins, einschließlich getrocknetem Fleisch, Haut und Haaren im unteren Bereich, und ein Großteil des Felles und der Mähne waren intakt. Datie- rungen mit der Radiocarbon-Methode (C14-Methode) ergaben ein Alter von etwa 26.000 Jahren.

Vom Fundort Thistle Creek im Klondike-Bezirk im Yu- kon ist ein Fossil des Beringia-Höhlenlöwen aus der Zeit vor etwa 32.750 Jahren - also vor dem Höhepunkt der letzten Eiszeit - bekannt. Das geologische Alter dieses Fundes wurde mit Hilfe der Radiocarbon-Methode er- mittelt.

Zu den bekannten Fundorten des Beringia-Höhlenlöwen im Yukon zählen die Bluefish Caves (Blaufisch-Höh- len) am Bluefish River. Diese Höhlen befinden sich etwa 50 Kilometer südwestlich von Old Crow (mehr als 260

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Die Paläontologen Nikolai K. Vereshchagin (mit Stock) aus St. Petersburg und Pavel Putchkov aus Kiew suchen bei einer Exkursion während der „ 2nd International Mammoth Conference “ in der Maasvlakte bei Rotter- dam (Niederlande) nach eiszeitlichen Fossilien. Nach Vereshchagin ist der Ostsibirische Höhlenlöwe oder Beringia-Höhlenlöwe (Panthera leo vereshchagini) be- nannt.

Einwohner) im nördlichen Yukon. Sie wurden 1976 von Fischern entdeckt. 1978 und 1979 nahm der kanadische Archäologe Jacques Cinq-Mars aus Quebec dort Aus- grabungen vor. Zum Fundgut gehören Knochen vom Wildpferd, Bison, Rentier, der Antilope und vom Höhlen- löwen.

An einigen Tierknochen aus den Bluefish Caves sind Schnittspuren erkennbar, welche die Anwesenheit menschlicher Jäger in dieser Gegend bezeugen. Ein 1985 in den Bluefish Caves entdeckter großer Mammut- knochen mit menschlichen Bearbeitungsspuren konn- te auf ein Alter von etwa 24.500 Jahren datiert wer- den.

Der Wortteil Beringia im Begriff Beringia-Höhlenlöwe erinnert an eine Landbrücke im Eiszeitalter zwischen Si- birien (Russland) und Alaska (USA). Mit dem Artnamen vereshchagini wird der russische Wissenschaftler Nikolai K.Vereshchagin, der sich um die Erforschung fossiler Raubkatzen verdient gemacht hat, geehrt. Vereshchagin wirkte am „Zoological Institute of Russian Academy of Sciences“ in St. Petersburg.

Der Beringia-Höhlenlöwe lebte in einem Gebiet, wel- ches heute Jakutien in Nordostsibirien (Russland), Alaska (USA) und das Yukon (Kanada) umfasst. Dort herrscht gegenwärtig ein kaltes Klima und leben verhältnismä- ßig wenig Menschen (in Alaska rund 16 Prozent Eski- mos und Indianer).

Beringia heißt eine zeitweise durchgängige Landbrücke zwischen Asien und Nordamerika. Über diese konnten wahrscheinlich irgendwann zwischen etwa 40.000 und 14.000 Jahren auch die ersten Menschen (Paläo-India- ner) nach Nordamerika einwandern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Yukon (Kanada)

jagten einst Beringia-Höhlenlöwen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Fellnashorn war

ein Zeitgenosse des Beringia-Höhlenlöwen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Mammut:

ein Zeitgenosse des Beringia-Höhlenlöwen

Ende der Leseprobe aus 85 Seiten

Details

Titel
Der Ostsibirische Höhlenlöwe
Untertitel
Eine Raubkatze aus dem Eiszeitalter
Autor
Jahr
2011
Seiten
85
Katalognummer
V179077
ISBN (eBook)
9783656014034
ISBN (Buch)
9783656013778
Dateigröße
10189 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Höhlenlöwe, Ostsibirischer Höhlenlöwe, Beringia-Höhlenlöwe, Raubkatzen, Paläontologie
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2011, Der Ostsibirische Höhlenlöwe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179077

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