Die Herkunft der Basken


Seminararbeit, 2002

25 Seiten


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Morphologische Eigenschaften der Basken
1.1. Körpergröße
1.2. Längenbreitenindex des Kopfes
1.3. Morphologischer Gesichtsindex
1.4. Nasenindex
1.5. Farbe der Haare
1.6. Farbe der Augen
1.7. Einordnung der Basken in ein Rassengefüge

III. Serologische Eigenschaften der baskischen Bevölkerung
1.1. Geographische Verteilung des AB0-Blutgruppensystems in Europa und Vorderasien
1.2. Geographische Verteilung des Rhesus Faktors
1.3. Einordnung der Basken in das Rassensystem nach ABO Blutgruppen

IV. Die baskische Sprache – Euskera
1.1. Die Kaukasus-Hypothese kombiniert mit der „out-of-africa“-Theorie
1.2. Die Basken als Urbewohner der iberischen Halbinsel
1.3. Gegenüberstellung der beiden Theorien

V. Diskussion

VI. Literatur

I. Einleitung

Kommt man als Tourist in das heutige zweigeteilte Baskenland (→Abb.1), so sieht man neben zweisprachigen Verkehrschildern, viele Grafittis und Posteranschläge an Mauern und Häuserwänden. Meist fallen einem dabei als Fremden die drei Buchstaben „ E. T. A. “ (→Abb. 2) , die in den letzten Jahren immer wieder in Verbindung mit Mordanschläge in die deutschen Medien gelangen, ins Auge. Dieses Akronym steht für „ E uskadi T a A skatasuna“, was übersetzt „Baskenland und Freiheit“ bedeutet und eine für eben diese Maxime eintretende seit 1961 militante „radikal-nationalistische Gruppe“ (Kasper 1997) - gegründet 1959 (Kasper 1997) unter der damaligen Franco Diktatur - bezeichnet. Sie richtet sich hauptsächlich gegen die spanische Regierung in Madrid und deren Anhänger, womit sich das Streben nach politischer Autonomie der insgesamt vier spanischen Basken-Provinzen, Viscaya, Alava, Guipúzcoa und Navarra (→Abb.1), die von den Basken als „Euskadi“ zusammengefasst werden, äußert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Das heutige Baskenland (Kurlansky, 1999)

Doch auch das Streben nach Einigkeit, für das „Euskadi“(=Baskenland) in „ETA“ steht, wird als Ziel angesehen. Hiermit sollen die zu Frankreich gehörenden drei Basken-Provinzen, Labourd, Basse-Navarre und Soul (→Abb.1), die von den Basken als „Euskadi Norte“ bezeichnet werden, zu einem „Euskadi“ zusammengeführt werden. Dieses Ziel ist häufig in der auf den ersten Blick unsinnigen mathematischen Gleichung „4+3=1“ in der Öffentlichkeit zu sehen.

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Abb.2: Die Schriftzüge „ETA“ fallen an zahlreichen Wänden im Baskenland auf. Der Schriftzug bedeutet, „ETA, der Kampf geht weiter. (Saller, 2001)

Um dieses Phänomen des Strebens nach Unabhängigkeit und Einheit zu begründen reicht ein Blick zurück in die Vergangenheit, denn schließt man die Franco-Ära von 1937 bis 1975 aus, so waren die Basken immer ein eigenständiges Volk. Weder die Kelten, Römer, Westgoten, Franzosen noch die Mauren konnten die Basken unterwerfen und somit beherrschen. Die ersten Erwähnungen findet das Volk der Basken bei römischen Schriftstellern wie Sallust, Plinius oder Tacitus vor ca. 2000 Jahren. Und schon zu diesem Zeitpunkt beschreiben die Römer die Basken als „ an acient – or at least not a new – people“ (Kurlansky,1999).

Dies wirft eine Frage auf, mit der sich ab dem 16. Jahrhundert über die Jahrhunderte hinweg, um nur einige zu nennen Leibniz, Wilhelm von Humboldt und Voltaire beschäftigten und deren Antwort auch heute noch ein Rätsel ist.

Die Frage nach der Herkunft der Basken.

Ein Volk, das neben der Erfindung der Espandrillos oder des Pelotaspiels uns alltäglich meist unbewusst in Form der „txapel“, der Baskenmütze auf den Straßen begegnet und durch hervorragende Kenntnisse der Seefahrerei und des Schiffbaus zur Entstehung unseres heutigen Weltbildes einen schwerwiegenden Teil beitrug, allerdings in unserer Gegenwart nur im Einklang mit Gewalt und Terror der ETA in den deutschen Medien auf sich aufmerksam macht.

II. Morphologische Eigenschaften der baskischen Bevölkerung

„Man muß, so schreibt [Edwards], die körperlichen Merkmale der Völker studieren, deren Geschichte man schreibt. Dadurch wird man Aufschlüsse gewinnen über das Schicksal der verschiedenen Völker, ihre Dauer, ihre Herkunft etc.“ (Mann, 1990)

So zitiert Werner Sombart 1938 in seinem Werk „Vom Menschen“ den Anthropologen, Physiologen und Gründer der Société éthnologique de Paris, William Frédéric Edwards. Um Licht in das Dunkle der Frage der Herkunft der Basken zu bringen wurde eine von Paulette Marquer 1963 veröffentlichte Studie über die körperlichen Merkmale der baskischen Bevölkerung gemacht. Darin wurden insgesamt von 946 Basken im Alter von 20-47 Jahren davon 537 spanische, 221 französische Männer und 131 spanische, sowie 57 französische Frauen, morphologische Merkmale untersucht. Diese morphologischen Merkmale waren um nur einige der 24 Körpermaße, die im Folgenden näher ausgeführt werden zu erwähnen:

1) Körpergröße
2) Längenbreitenindex des Kopfes
3) Morphologischer Gesichtsindex
4) Nasenindex
5) Farbe der Haare
6) Farbe der Augen

1.1. Körpergröße

Für die baskischen Männer ergab sich hier eine durchschnittliche Körpergröße zwischen 169 cm und 170 cm, für die Frauen eine Größe zwischen 156 cm und 157 cm. Diese Körpergrößen stellen wie Abb.3, anhand einer weiteren Untersuchungen über Körpermerkmale der iberischen Bevölkerung zeigt eine Ausnahme im Vergleich zur restlichen Bevölkerung der iberischen Halbinsel dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Durchschnittliche Körpergröße auf der iberischen Halbinsel, im Baskenland sind mit durchschnittlich 166 cm Körpergröße die größten Bewohner der iberischen Halbinsel anzutreffen. (Schwidetzky, 1974)

1.2. Längenbreitenindex des Kopfes

Beim Längenbreitenindex ist eine Differenzierung zwischen den spanischen und den französischen Basken vorzunehmen. So ist im spanischen Teil des Baskenlandes ein Längenbreitenindex von 77,8 für Männer und 79,8 für Frauen ermittelt worden. Mit einem Längenbreitenindex von 82,1 für Männer bzw. 81,4 für Frauen weichen die französischen Basken mit einem durchschnittlich kürzeren und breiteren Kopf-Phänotyp, womit sie Brachycephalie von den spanischen Basken aufweisen. Die spanischen Basken sind währenddessen mit diesem Schädelindex der Mesocephalie zuzuordnen.

1.3.Morphologischer Gesichtsindex

Der morphologische Gesichtsindex als morphologische Gesichtshöhe in % der Jochbogenbreite beträgt bei den baskischen Männern 89,9 bei den Frauen 86,85. Somit weisen die Basken insgesamt eine Schmalgesichtigkeit, Leptoproposie auf.

1.4. Nasenindex

Insgesamt besitzen die Basken eine schmale Nase und sind somit leptorrhin. Der Nasenindex für die baskischen Männer als Breite der Nase in % der Nasenlänge ist 57% bzw. für Frauen 53%.

1.5. Farbe der Haare

Im Baskenland sind überwiegend dunkle Haarfarben anzutreffen, wobei über 50% der Testpersonen die Haarfarbe Kastanienbraun besaßen. Hierbei ist anzumerken, dass der französische Teil der Basken einen höheren Anteil von helleren Haarfarben aufweist.

1.6. Farbe der Augen

Die Augenfarben mit einer mittleren bis starken Pigmentierung sind am häufigsten anzutreffen, sehr starke Pigmentierung fallen weg. Ähnlich wie bei den Haaren ist auch im französischen Teil des Baskenlandes eine Tendenz zu geringerer Pigmentierung zu beobachten.

1.7. Einordnung der Basken in ein Rassengefüge

Die einzelnen morphologischen Merkmale dieser Untersuchung besitzen nur wenig Aussagekraft. Erst in Kombination können sie hinsichtlich der Fragestellung nach der Herkunft der Basken zur Klärung dieser Problematik dienen. Dabei können die Körpermaße zur Einordnung in einen Rassenkomplex herangezogen werden. Dies wirft auch die Frage auf, ob das baskische Volk eine eigene Rasse darstellt oder ein Mischung mehrerer Rassen.

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Theorien zur rassischen Klassifizierung der Basken durch Retzius 1842 oder Broca 1863 aufgestellt. Jedoch die beiden wohl widerstrittigsten und auch heute noch aktuellen auf wissenschaftlicher Basis anerkannten Theorien stammen von Aranzadi 1889 und von Collignon 1905. Aranzadi ist der Meinung, dass die Basken einen lokalen Typus darstellen, der sich nicht wesentlich von den Mediterraniden und anderen europäischen Rassen unterscheidet. Anhänger findet diese Theorie in von Eickstedt, Coon und Vallois. Er nimmt Einfluß mehrerer weitauseinanderliegender Rassengruppen an.

Collignon dagegen beharrt darauf, dass die Basken eine eigenständige Rasse bilden.

Um die Frage der rassischen Eigenständigkeit zu klären, verglich Marquer die Ergebnisse der morphologischen Untersuchungen mit Werten die für andere Rassen wie Mediterraniden, Alpinen, Dinariden und Nordiden nach Vallois charakteristisch sind. Dies wurde nach der Methode von Schlaginhaufen gemacht, wobei die Testpersonen in den sechs oben angeführten Merkmalen mit den charakteristischen rassischen Werten nach Vallois übereinstimmen müssen um einer jeweiligen Rasse anzugehören. Dabei stellte man fest, dass 18,2% der Phänotypen den Mediterraniden zuzuordnen sind, und zwar dem Untertyp des Atlanto-Mediterraniden, 3,9% den Alpinen, 0,8% den Dinariden, 0,2% den Nordiden und 76,9% keinem exakten phänotypisch entsprechenden Rassentypus nach dieser Methode zugeordnet werden können. Dieses Ergebnis zeigt dass die Theorie von Aranzadi zutreffen könnte. Schwidetzky unterstreicht Aranzadis Theorie, indem sie die Basken „zu einer regionalen Variante des mediterranen Rassenkomplexes, dem Westpyrenäen-Typus“ (Schwidetzky 1974) der „cromagnoide Spuren“ (Schwidetzky, 1974) trägt, klassifiziert.

III. Serologische Eigenschaften der baskischen Bevölkerung

Neben den in II. angeführten morphologischen Merkmalen zählen auch serologische Eigenschaften zur Einordnung in einen Rassenkomplex. Dabei sind hinsichtlich der Charakterisierung einer Population serologische Eigenschaften aussagekräftiger. Hier können keine auf subjektive Messung und Messerfahrung beruhende Messfehler auftreten.

1.1. Geographische Verteilung des ABO-Blutgruppensystems in Europa und Vorderasien

Wie in Abb.4 und Abb.5 zu sehen ist liegt ein geographischer Gradient der Blutgruppen in Europa vor. So nimmt die Häufigkeit der Individuen mit der Blutgruppe A von Westen nach Osten ab, während gegenläufig die Häufigkeit der Menschen mit der Blutgruppe B von Westen nach Osten ansteigt. Anhand der Abb.4 ist zu erkennen, dass im Gebiet des Baskenlandes ein geringerer Anteil an Trägern der Blutgruppe A zu finden sind. Gleiches trifft auch für die Blutgruppe B zu. Anders als bei Blutgruppe A bezieht sich diese Minderrepräsentation an Individuen der Blutgruppe B nicht nur auf die Region des heutigen Baskenlandes, sondern auch auf den größten Teil der Pyrenäen und breitet sich in Richtung Süden bis zur Mittelmeerküste aus.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4 : Blutgruppenverteilung der Blutgruppe A in Europa und Teilen Asiens (Charpentier, 1975)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5 : Blutgruppenverteilung der Blutgruppe B in Europa und Teilen Asiens (Charpentier, 1975)

Marquer stellt in ihrer Stichprobe einen Anteil der Blutgruppe A von 40,6% spanische und 39,3% französische, für die Blutgruppe B 3,7% spanische und 1,9% französische und für die Blutgruppe AB 1,3% spanische und 0,8% französische Basken fest (Marquer, 1963). Im Gegensatz zu den größten Teilen Europas besitzen die Basken für die Blutgruppe 0 „ un des plus gros pourcentages de sang de ce type dans le monde“ (Charpentier, 1975). Marquer stellt in ihrer Stichprobe die Häufigkeit von 54,1% bei spanischen und 57,7% bei französischen Basken fest (Marquer, 1963). Diese Häufigkeit der Blutgruppe 0 kann nach Ergebnissen des Arztes Jaurreguiberry bis zu 79% in der Provinz La Soule im französischen Teil des Baskenlandes erreichen (Lüben, 1993). Dieser hohe Prozentsatz ist, wie Abb. 6 zeigt, aber nicht nur allein im Baskenland anzutreffen, sondern auch an den größten Teilen der Atlantiküste mit einer Häufigkeit von 65-70%. Von dort zieht sich diese Ausbreitung der Blutgruppe 0 weiter Richtung Norden und erreicht in Schottland wieder einen Wert zwischen 70 und 75%, der sich weiter nördlich über Irland bis nach Island fortsetzt. Auch in Norwegen sind 70-75% der Individuen Träger der Blutgruppe 0. Im Mittelmeer ist Sardinien zu erwähnen, wo mit 75-80% der höchste Anteil an Trägern der Blutgruppe 0 erreicht wird. Des Weiteren sind im Mittelmeerraum Kreta und Sizilien sowie Gebiete in Süd- und Norditalien mit einer hohen Häufigkeit der Blutgruppe 0 zu erwähnen. Weiter östlich, im Kaukasus ist außerdem noch ein hoher Prozentsatz an Individuen der Blutgruppe 0, der eine Schwankungsbreite zwischen 60 und 70% erreicht zu finden. (Charpentier, 1975)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6 : Blutgruppenverteilung der Blutgruppe 0 in Europa und Teilen Asiens (Charpentier, 1975)

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Details

Titel
Die Herkunft der Basken
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Anthropologisches Institut, Kiel)
Veranstaltung
Begleitseminar zu den Spezialvorlesungen
Autor
Jahr
2002
Seiten
25
Katalognummer
V1782
ISBN (eBook)
9783638110952
Dateigröße
2399 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Baskenland, Euskadi, Euskera, Anthropologie
Arbeit zitieren
Diplom Biologe Roland Schmitt (Autor:in), 2002, Die Herkunft der Basken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1782

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