Die offene Bewegungsaufgabe als Chance für den Umgang mit Heterogenität


Seminararbeit, 2009

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Heterogenität- ein Problem im Schulalltag?
2.1. Zum Umgang mit Heterogenität
2.2. Wie sehen konkret die didaktischen Antworten auf eine Verschiedenheit aus?

3. Die Bedeutung der Aufgabenstellung für Lernprozesse im Sportunterricht
3.1. Die offene (freie) Bewegungsaufgabe – eine methodische Maßnahme
3.2. Die offene Bewegungsaufgabe in der Sportpraxis

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Wie soll ich die nur alle unter einen Hut bringen …?“

Diese Frage möchte ich in der vorliegenden Arbeit aufgreifen, da sie die Situation im alltäglichen Sport- und Bewegungsunterricht aus Sicht des Lehrers widerspiegelt. Die Vielfalt der Schülerpersönlichkeiten und ihre differenzierten individuellen Voraussetzungen scheinen ein grundsätzliches Problem im Unterricht darzustellen, weshalb ich es als Anlass sehe dieses vorherrschende Phänomen der Heterogenität zu beschreiben und diesbezüglich Lösungs-ansätze zu liefern. Als Chance für den Umgang mit heterogenen Klassen möchte ich in besonderem Maße die offene (freie) Bewegungsaufgabe in das Zentrum pädagogischer Bemühungen stellen. Anhand ihrer Zielvorstellungen und Merkmalsstruktur soll eine Verbindung zum gegeben Problem der Heterogenität deutlich werden. Für den Aufbau meiner Arbeit bedeutet dies, dass ich zunächst den Begriff der Heterogenität bzw. Differenz vorstellen möchte, um die Problematik, wie bereits in der Eingangsfrage beschrieben, zu verdeutlichen. Daran anknüpfend möchte ich einige Lösungsansätze vorstellen, worunter auch die offene Bewegungsaufgabe fällt, auf die ich meinen Fokus im Speziellen richten möchte. Abschließend soll ein Fazit die Arbeit abrunden, in dem nochmals die wichtigsten Aspekte beider Themen, jedoch in Verbindung zueinander, zum Ausdruck kommen.

2. Heterogenität- ein Problem im Schulalltag?

Die einleitenden Worte verweisen bereits auf einige Aspekte des Heterogenitäts- bzw. Differenzbegriffs. Doch was im Genaueren unter dem Terminus zu verstehen ist und welche Problematik dabei aufkommt, möchte ich im Folgenden erläutern.

Eine erste allgemeine Begriffsbestimmung lässt sich im Duden unter dem Wort Heterogenität finden, wo er mit den Synonymen „Ungleichartigkeit“, „Verschiedenartigkeit“ und „Uneinheitlichkeit“ beschrieben wird. (vgl. Dudenredaktion 1996). Laging versucht diese Aussage in seinem Beitrag „Differenzieren im Sportunterricht“ zu präzisieren:

„Jeder Mensch ist in seinem Aussehen, in seinen körperlichen und geistigen Möglichkeiten, in seiner Persönlichkeit, seiner ethischen Herkunft, seinen sozialen und ökonomischen Lebensverhältnissen und in vielen anderen Hinsichten vom jeweils anderen verschieden.“ (Laging 2004, S.4).

Bezogen auf die schulische Realität und im Speziellen auf den Bewegungs- und Sportunterricht beschreibt Laging die Differenz bzw. Heterogenität wie folgt:

„Im fachlichen Zusammenhang des Bewegungs- und Sportunterrichts bezieht sich Differenz auf die Bewegungsvoraussetzungen, -interessen, -absichten, des Einzelnen und auf das Vermögen, sich mit den eigenen körperlichen Möglichkeiten über Bewegung ausdrücken, Bewegungsprobleme angemessen lösen und das Spielen, Kämpfen, Gestalten oder Leisten thematisieren zu können.“ (Laging 2005, S. 139).

Gerade im Sportunterricht spielen die im oben genannten Sinne verschiedenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler eine übergeordnete Rolle, da sie Ausgangspunkt aller Bewegung sind und ein Kriterium für deren Bewertung bilden. Da das Spektrum an Gründen für bzw. gegen eine Heterogenität sehr weitgreifend ist, wird der Terminus sehr häufig in Bezug zum unterrichtlichen Geschehen herangezogen.

Die Sekundarstufe I wird nach Cwierdzinski und Fahlenbock in der Fachliteratur als diejenige Schulstufe bezeichnet, in der Heterogenität aufgrund der unterschiedlichen entwicklungs-bedingten Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler am deutlichsten ist. (vgl. Cwierdzinski/ Fahlenbock 2004, S.60). Im Entwicklungsprozess der Lernenden stehen hierbei die motorischen, kognitiven, physischen, psychischen, sozialen, motivationalen und emotionalen Fähigkeiten und Fertigkeiten, wobei gerade im Sportunterricht die Unterschiede im Bereich der körperlichen Entwicklung sichtbar werden. (vgl. Cwierdzinski/ Fahlenbock 2004, S.61). Im Gegensatz zur Primarstufe und zur Sekundarstufe II durchlaufen die Kinder und Jugendlichen Entwicklungsabschnitte, d.h. die erste puberale Phase (Pubeszenz) im Alter von 11/12 bis 13/14 Jahre und die zweite puberale Phase, (Adoleszenz) im Alter von 13/14 bis 17-19 Jahren, welche einschneidende Veränderungen mit sich bringen und somit die Bandbreite der Verschiedenheit insgesamt vergrößert. (vgl. Cwierdzinski/ Fahlenbock 2004, S.61). Somit werden in dieser Stufe unterschiedliche Emotionen und Eigenschaften der Schülerinnen und Schüler im Sport erkennbar, wie z.B. Angst, Aggression, Freude über einen Sieg, kindliches bis erwachsenes Verhalten, sportlich talentiert bis tollpatschig, bewegungssuchend bis lustlos, etc. Auch das Verhalten unter den Schülerinnen und Schülern wird deutlich, wenn es beispielsweise um die Wahl einer Mannschaft geht, bei der Hilfestellung, oder beim Suchen von Körperkontakt. (vgl. Cwierdzinski/ Fahlenbock 2004, S.58). Gerade der Umgang mit behinderten und gesundheitlich beeinträchtigten Kindern im schulischen Bewegungs- und Sportunterricht ist nicht zu unterschätzen. Insofern geht es

„…um die Unterschiede im Bewegungs vermögen (also bezüglich der Möglichkeit, Bewegungsprobleme angemessen lösen zu können). Dieser Begriff umfasst das Bewegungs können (Repertoire an vorhandenen fungiblen Bewegungsmustern und Fertigkeiten), die Bewegungs freiheit (Selbstvertrauen und Offenheit, sich Bewegungsproblemen stellen zu können und zu wollen) und die Bewegungs identität (Erkennbarkeit einer Person als jemand, der sich vergleichbar zu anderen aber auch wie kein anderer bewegt). (Funke- Wieneke 2005, S. 148).

Diese Differenz scheint aus Sicht des Lehrers eine komplexe und oftmals gar unmögliche Aufgabe zu sein, alle Lernenden für den Sportunterricht zu begeistern und sie entsprechend ihrer individuellen Voraussetzungen und Persönlichkeiten zu fördern. Somit erscheint die Differenz als Störgröße und Defizit, da sie viele Schwierigkeiten im Schulalltag aufwirft.

Neben der Vielfalt der Schülerpersönlichkeiten sieht Lang das hauptsächliche Problem in der Vorgabe gleicher Lernziele für alle Schülerinnen und Schüler, die durch den Lehrplan festgelegt werden. (vgl. Lang 2005, S. 298).

2.1. Zum Umgang mit Heterogenität

Die Verschiedenheit der Schülerinnen und Schüler stellt wie eingangs beschrieben, offensichtlich für viele Lehrerinnen und Lehrer ein Problem dar. „Wie soll ich die nur alle unter einen Hut bekommen…? ist sicherlich eine häufig gestellte Frage vieler Lehrender.

Aus diesem Grund möchte ich nun einige Lösungsvorschläge zur Bewältigung dieser Problematik aufzeigen. Hierbei ist es vor allem wichtig, den zu häufig engen Blickwinkel zu erweitern, d.h. aus der eher problemorientierten Sicht hin zu einer, die auch die Herausforderungen und Chancen heterogener Gruppen berücksichtig. (vgl. Cwierdzinski/ Fahlenbock). So erleichtere ein erweiterter Blickwinkel dann,… den konstruktiven Umgang mit der Vielfalt in heterogenen Gruppen; vielleicht muss gar nicht der eine Hut gefunden werden, unter den alle passen.“ (Cwierdzinski/ Fahlenbock 2004, S. 58).

2.2. Wie sehen konkret die didaktischen Antworten auf eine Verschiedenheit aus?

Zunächst zeigt Hinz (1995) nach Cwierdzinski/ Fahlenbock (2004) zwei unterschiedliche Zugangsweisen für den Umgang mit Heterogenität auf. Zum einen wird Heterogenität als Problem gesehen, dass es durch verschiedene Maßnahmen zu minimieren gilt mit dem Ziel einer homogeneren Arbeitsgruppe, um effektiver Lernen zu können. Und zum anderen wird Heterogenität als Chance empfunden, dass Schülerinnen und Schüler die Vielfalt des menschlichen Lebens kennen lernen und sich damit auseinandersetzen können, und von- bzw. miteinander lernen. Für die Beantwortung der Frage ist diese erste Strukturierung von großer Bedeutung, da die einzelnen Erklärungs- und Lösungsversuche je eine andere Sichtweise im oben genannten Sinne einnehmen.

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Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die offene Bewegungsaufgabe als Chance für den Umgang mit Heterogenität
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Sportwissenschaft)
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V178182
ISBN (eBook)
9783656002031
Dateigröße
512 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bewegungsaufgabe, chance, umgang, heterogenität
Arbeit zitieren
Anne Arenz (Autor:in), 2009, Die offene Bewegungsaufgabe als Chance für den Umgang mit Heterogenität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178182

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