Berliner Unterwelten


Facharbeit (Schule), 2011

20 Seiten, Note: 14,9


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Gliederung

1. Einleitung

2. Berlin im Wandel
2.1 Wasserversorgung und Kanalisation
2.2 U-Bahn
2.3 Rohrpost
2.4 Brauereien
2.5 Bunkeranlagen

3. Fazit

4. Anhang
4.1 Literaturverzeichnis
4.2 Internetquellen
4.3 Erklärungen
4.4 Abbildungen

1. Einleitung

Der Begriff „Berliner Unterwelten“ lässt sich auf den Namen eines gemeinnützigen Vereins in Berlin zurückführen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat zu ergründen und nachzuvollziehen wie sich „aus einem kleinen, unbedeutenden Fischerdorfe die heutzutage - mit Abstand - größte deutsche Metropole“1 entwickeln konnte. Dabei konzentriert er sich schwerpunktmäßig auf die Erforschung und Dokumentation dessen, was sich unter der Stadt befindet. Also beispielsweise die Geschichte der Kanalisation, der U-Bahn oder der Reste des letzten Krieges, die Bunkeranlagen.2

Im Rahmen dieser Facharbeit will ich mich in Anlehnung an den „Berliner Unterwelten e.V.“ mit dem Berliner Untergrund und dessen Entwicklungsgeschichte beschäftigen. Ich werde versuchen, dem Facettenreichtum dieses Themas gerecht zu werden und auch die Bedeutung dieser unterirdischen Bauwerke für die Stadtentwicklung Berlins zu verdeutlichen. Hierfür werde ich die Entwicklungsgeschichte von fünf ausgewählten Beispielen, im Zeitraum vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute, darstellen. Bei meinen weiteren Recherchen werde ich mich auf die Literatur- und Internetrecherche konzentrieren, da diese Informationsquellen, nach meinen Erfahrungen mit der Hausarbeit, für dieses Thema am besten geeignet sind.

2. Berlin im Wandel

Die Spuren unter Berlin reichen bis in die Zeiten der ersten Siedlungen zurück. Doch den größten Wandel erfuhr Berlins Untergrund mit Einsetzen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Aufkommende Landflucht und die Entstehung von Industriebetrieben führten zu einem explosionsartigen Bevölkerungsanstieg in den Städten, so auch in Berlin.

2.1 Wasserversorgung und Kanalisation

Die hygienischen Zustände in Berlin waren in der ersten Hälfte des 19. Jhd. geradezu mittelalterlich. Die Berliner Bevölkerung bezog ihr Wasser aus den mehr als 5000 Brunnen3 der Stadt und leitete ihr Abwasser sowie den Inhalt von Toiletten in Sickergruben und in die breiten Rinnsteine (ca. 0,6 m breit und 0,5 m tief), welche entlang der Straßen verliefen. Die Rinnsteine sollten die Abwässer aus der Stadt leiten, dies gelang jedoch nur dort, wo ein Abfluss in einen Kanal oder direkt in die Spree möglich war, meistens jedoch konnten die Abwässer durch das zu geringe Gefälle der Rinnsteine nicht richtig abfließen. Dies führte neben dem Gestank auch zu erheblicher gesundheitlicher Gefährdung der Bevölkerung durch Cholera und Typhus,4 da der Inhalt der Rinnsteine sowie der Sickergruben das Wasser der nahe gelegenen Brunnen zunehmend verunreinigte. Mit dem Zuwachs der Bevölkerung, den Berlin im Zuge der Industrialisierung erfuhr,5 wuchsen auch die Probleme in hohem Maße. Die ersten Überlegungen zur Einrichtung einer Wasserleitung hatten ihren Fokus lediglich auf der Bewältigung des Verschmutzungsproblems der Straßen,6 von einer zentralen Wasserversorgung oder gar einer Kanalisation, wie es sie bereits in anderen europäischen Städten gab, war in Berlin noch nicht die Rede.

Im Rahmen einer, von König Friedrich Wilhelm IV. 1836 angeordneten, Studienreise nach England und Frankreich gelangten 1843 erste konkrete Erkenntnisse zur Problemlösung nach Berlin. Im Jahre 1852 wurde ein Vertrag mit englischen Unternehmern über die Versorgung Berlins mit fließendem Wasser abgeschlossen7, 1853 begann der Bau und 1856 nahm Berlins erstes Wasserwerk (am Stralauer Tor) seinen Betrieb auf. Wurde die Wasserversorgung der Berliner Bevölkerung nun auch zunehmend besser, so entstanden dadurch noch mehr Abwässer, die in die Rinnsteine flossen. Ein Plan für die Anlage einer Kanalisation wurde somit noch dringender.8 Die Kanalisation, deren Bau im Jahre 1873 dann endlich begann, wurde als ein System aus 12 von einander getrennten Bereichen, den Radialsystemen, geplant,9 welche jeweils über ein Pumpwerk an ihrem am tiefsten gelegenen Punkt verfügten. Die Planung als geschlossenes System, welches die Abwässer auf Rieselfelder10 pumpt und sie somit nicht wie bisher in die Spree fließen lässt, kam dem Umstand, dass die Spree auch zur Trinkwassergewinnung diente, sehr entgegen. Mit Ausbau der Kanalisation,11 deren letztes Radialsystem 1909 fertig gestellt wurde, verschwanden die Rinnsteine und Sickergruben zunehmend aus Berlin, was wiederum bei der Bevölkerung zu einer deutlichen Verbesserung der Gesundheit führte.12

Für die Rieselfelder wurden große Landflächen aufgekauft,13 die zusätzlich, mit Blick auf die rasch steigende Einwohnerzahl, als Baulandreserve angesehen wurden.14 Anfang des 20. Jhd. wurden dann zur Entlastung der Rieselfelder Kläranlagen gebaut, welche die Abwässer physikalisch sowie chemisch reinigten.

Im Verlauf des 2. Weltkriegs und der Bombardierung Berlins durch die Alliierten wurden die Wasserleitungen und die Kanalisation nur unwesentlich beschädigt. Die später folgende Teilung Berlins in Ost und West machte sich zunächst nur durch Aufspaltung der Berliner Wasserwerke in Ost- und West- Betriebe bemerkbar, die Leitungen, welche grenzübergreifend verliefen, wurden zunächst nicht unterbrochen oder gesperrt. Erst als sich 1950 Abrechnungsprobleme für die Wasserlieferungen einstellten, für die man zunächst keine Einigung fand, wurden die Leitungen nach Westberlin kurzzeitig gesperrt.15 Ab 1958 war die Wasserversorgung für West-Berlin durch hohe Investitionen in Rohrleitungsnetz sowie Wasserförderungsanlagen sichergestellt. Heutzutage wird Berlin zusammen mit Teilen des angrenzenden Umlands von neun Wasserwerken versorgt, die das Wasser durch Brunnen gewinnen und in das mittlerweile 7800km lange Rohrnetz leiten.

Die Kanalisation an den Grenzabschnitten wurde von Seiten der DDR anfangs nur stellenweise mit Gittern versehen, um Fluchtversuche und das Eindringen von West-Agenten zu unterbinden. Nach dem Bau der Berliner Mauer und Fluchtversuchen folgte eine massive Sicherung der Kanalisation mit Gittern und Alarmanlagen. West-Berlin errichtete später neue Klärwerke, um sich vom Osten unabhängig zu machen. Die DDR ihrerseits unternahm ab 1970 Maßnahmen, um sich von West-Berlin abzukoppeln, dies erforderte den Umbau und Neubau von Kanalisationsanlagen. Die am weitesten gehende Trennung gelang dann in den 1989er Jahren, welche aber nach der Wiedervereinigung wieder rückgängig gemacht wurde.

Das heutige Rohrnetz der Kanalisation hat eine Länge von 9400 km und besitzt 150 Pumpwerke, welche Regen- und Abwasser zu den Kläranlagen befördern. Die Rieselfelder gibt es heute aus ökologischen Gründen nicht mehr, da sich dort über die Jahre giftige Schwermetalle und organische Schadstoffe angesammelt hatten.

2.2 U-Bahn

Mit Einsetzen der Industrialisierung entstanden zunehmend Industriebetriebe in und um Berlin, die wiederum einen großen Bedarf an Arbeitskräften hatten.16 Dies zog immer mehr Menschen, auf der Suche nach Beschäftigung, nach Berlin, die jedoch immer seltener eine Unterkunft in der Nähe ihrer Arbeitsstelle finden konnten. Hinzu kamen immer weiter steigende Grundstückspreise,17 aufgrund derer viele Bürger aus dem Stadtzentrum in umliegende Stadtbezirke oder die Vorstädte zogen.18 Diese immer größeren Distanzen zwischen Wohnort und Arbeitsplatz sowie die steigende Zahl an zu befördernden Personen machten die Erweiterung und den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel zwangsläufig erforderlich.

Die öffentliche Personenbeförderung wurde im 19. Jahrhundert in den Städten durch von Pferden gezogene Busse oder Straßenbahnen bewerkstelligt, deren Beförderungskapazität jedoch im Vergleich zu Eisenbahnen sehr gering war. Der Einsatz von Eisenbahnen war aber innerhalb der Stadt aufgrund ihrer Schwerfälligkeit nicht sinnvoll, da sie den Verkehr auf den Straßen behindert hätten. In London wurde 1863 die erste unterirdische Bahnstrecke eröffnet, welche der Idee einer Bahn in 2. Ebene entsprach, die den Straßenverkehr nicht beeinträchtigte. Allerdings erwies sich die in London als „U-Bahn“ eingesetzte dampfbetriebene Eisenbahn als ungeeignet. Im Jahre 1890 wurde in London dann die erste elektrische Untergrundbahn der Welt in Betrieb genommen.19 Der Berliner Geschäftsmann Werner von Siemens (Siemens & Halske AG) reichte im Jahre 1880, bei den Berliner Körperschaften, einen Plan zum Bau einer elektrischen Hochbahn ein. Der damalige Stadtbaurat war allerdings der Ansicht, dass eine Hochbahn das Stadtbild stören würde und war weiterhin der Meinung, dass die vorhandene Pferdebahn in der Lage sei, den Verkehrsbedarf der Stadt zu decken und lehnte den Plan Siemens damit ab. Im Jahre 1891 versuchte es Siemens erneut, jedoch mit einem Konzept für eine Hochbahnstrecke, welche die Vororte Pankow, Charlottenburg und Wilmersdorf mit Berlin verbinden sollte. Mit diesem Vorschlag hatte Siemens somit die Vororte auf seiner Seite und auch der Berliner Magistrat stand dem Projekt Hochbahn inzwischen offener gegenüber, da er vermutlich in der Hochbahn eine Lösung für die mittlerweile zunehmenden Verkehrsprobleme sah. 1896 begann der Bau der Hochbahn, welche aus Platz- und ästhetischen Gründen abschnittsweise im Untergrund verlief.20 Ein Jahr später gründete die Firma Siemens & Halske zusammen mit der Deutschen Bank die Tochterfirma „Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen in Berlin“ oder auch „Hochbahngesellschaft“. Im Jahre 1902 war der Bau des ca. 10,9 km langen Schienennetzes abgeschlossen und sein Betrieb wurde aufgenommen. 1903 beförderte die Hoch- und Untergrundbahn bereits 29 Millionen Fahrgäste. Während Berlin seine U-Bahn-Strecken weiter ausbaute, begannen die Nachbarstädte Wilmersdorf und Schöneberg ebenfalls eigene U-Bahn-Projekte. Bis Oktober 1913 wurde in Berlin ein Streckennetz von insgesamt 37,3 km gebaut. Am 1. Oktober 1920 trat das „Groß-Berlin-Gesetz“ in Kraft, das die 7 Vorstädte, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke mit Berlin zu einer Kommune vereinigte und somit Charlottenburg, Wilmersdorf, Schöneberg und Neukölln zu Berliner Stadtteilen werden ließ und die U-Bahnstrecken dieser ehemaligen Städte zu städtischem Eigentum machte.21 Zum 25jährigen Bestehen der Berliner U-Bahn im Jahr 1927 besaß das Schienennetz eine Länge von ca. 52 km, welches von 4 Linien in 9 Richtungen befahren wurde.

[...]


1 Siehe Anhang II (4.2.1), Zeile 3 f

2 Vgl. Quelle 6, S.1

3 Vgl. Quelle 5, S. 32, linke Spalte

4 Vgl. Quelle 2, S. 32, linke Spalte und Quelle 5, S. 42, linke Spalte

5 Siehe Abbildung Einwohnerzahlentwicklung, Quelle 3, S. 28

6 Vgl. Quelle 5, S. 38 f

7 Siehe Vertrag (Quelle 5, S. 45 f)

8 Um die seltsame Entwicklung der Berliner Infrastruktur noch etwas zu verdeutlichen, möchte ich ein Beispiel anführen: Erst im Jahre 1887 erhielt das ehemalige Rixdorf einen Anschluss an die Wasserversorgung durch die Charlottenburger Wasserwerke AG, doch gab es in Rixdorf bereits 1878 einen Gasanschluss. (vgl. Quelle 5, S. 41)

9 Vgl. Quelle 1, S. 31 f

10 Siehe Abbildung des Berliner Abwassersystems (1906), Quelle 1, S. 30

11 Bis 1900 wuchs das Kanalisationsnetz von 30 km auf knapp 890 km (vgl. Quelle 1, S. 32, linke Spalte)

12 Siehe Statistik Typhus-Erkrankungen, Anhang VII

13 Im Jahre 1945 betrug die Größe der Rieselfelder (inkl. Schutzzonen) ca. 20.000 ha. (Quelle 2, S. 39, linke Spalte)

14 „In der Tat sind weite Teile des heutigen nordöstlichen Stadtgebietes auf diese Landerwerbungen in den letzten dreißig Jahren des vorigen Jahrhunderts zurückzuführen.“ (Quelle 1, S. 31, linke Spalte)

15 Für nähere Informationen siehe „Wassernot in West-Berlin“ (Quelle 5 S. 197)

16 Vgl. Quelle 3, S. 40 f

17 Vgl. Quelle 3, S. 46

18 Vgl. Quelle 3, S. 42 ff, sowie Abbildung (Quelle 3, S.43)

19 Vgl. Quelle 4, S. 11

20 Vgl. Quelle 4, S. 60

21 Vgl. Quelle 1, S. 81, rechte Spalte

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Berliner Unterwelten
Hochschule
Oldenburg-Kolleg
Note
14,9
Autor
Jahr
2011
Seiten
20
Katalognummer
V177938
ISBN (eBook)
9783656008217
ISBN (Buch)
9783656013860
Dateigröße
961 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Berlin, Unterwelten, Stadtentwicklung, Untergrund, Berliner Unterwelten, Berliner Bunker, Berliner U-Bahn, Berliner Rohrpost, Facharbeit
Arbeit zitieren
Arne Kretschmann (Autor:in), 2011, Berliner Unterwelten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177938

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