Kumazo HINO (1878-1946) - Ein japanischer Flieger in Berlin-Johannisthal

Heft 20 aus der Dokumentenreihe über den Flugplatz Berlin-Johannisthal 1909-1914


Fachbuch, 2011

49 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen der Autoren

Biografie HINO und sein Aufenthalt in Johannisthal

Die Japanische Delegation bei der Wright-Fluggesellschaft

Die Entwicklung der Flugtechnik in Japan

Kumazo HINO als Erfinder

Vortrag und Zeitungsartikel über HINO in Japan

Fotos aus dem Buch von Shibuya, Atsushi

2012 - Die Ehrenbürgerschaft Kumozo Hino in Hitoyoshi

Quellen

Zeitungen und Periodika

Literatur

Bildnachweis

Personenregister

Anmerkungen der Autoren

Im Oktober 2009 erhielten wir von Christin Tewes [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]- Mail auf unserer Homepage www.johflug.de. Sie lernte während ihres Studienaufenthaltes in Südjapan Anfang 2007 den Japaner Hiroyuki TSUTSUMI [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]1 kennen.

Über ihren Studienaufenthalt und über das Kennenlernen TSUTSUMI’s kann in ihrem Tagebuch „Big in Japan“2 nachgelesen werden. Sie erfuhr von ihm, dass Hauptmann Kumazo HINO aus Hitoyoshi stammte und ihm um 1910 als ersten Japaner ein Flug auf dem Flugfeld in Berlin- Johannisthal gelungen war. Hiroyuki TSUTSUMI (54) interessiert sich sehr für diese Geschichte und bat Christin, in Deutschland zu recherchieren. Sie sollte für ihn herausfinden, ob es noch irgendwelche Dokumente von HINO’s Aufenthalt und seinen Flugversuchen gibt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Viel Material über HINO war im Besitz von Herrn Keizo MASUDA (60). Leider ist während des Zweiten Weltkrieges bei einem Luftangriff einiges verbrannt. Herr MASUDA3 besitzt in Hitoyoshi ein Schuhgeschäft und ist ebenfalls maßgeblich an der Bewahrung der Geschichte des Piloten HINO beteiligt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Keizo MASUDA.

Von dem Lehrer und Heimatforscher Atsushi SHIBUYA (geb. 1925, gest. 7. Oktober 2011) wurde eine Biografie über Kumazo HINO herausgegeben. Der Titel (siehe Bild rechts) lautet übersetzt:

„ Geschichte des HINO Kumazo - Japans erster Pilot “ .

Im Buch wird auch der Aufenthalt HINO’s in Berlin-Johannisthal beschrieben und mit einigen Fotos belegt.

Im Heimatort von HINO gibt es einen Gedenkstein, der zu seinem 120. Todestag im Jahre 1998 im Beisein seiner Tochter und seines Sohnes eingeweiht wurde. HINO ist in seiner Heimat ein Held und ein berühmter Sohn seiner Stadt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersetzung des Textes auf dem Denkmal für HINO:

Der Pionier am japanischen Himmel.

Kumazo Hino wurde hier am 9. Juni 1878 geboren. Im Dezember 1910 lenkte er beim ersten Testflug unseres Landes in Yoyogi, Tokyo, ein Hans Grade-Flugzeug aus Deutschland und wurde dadurch gemeinsam mit Yoshitoshi Tokugawa, der in einem Farman-Flugzeug flog, zum ersten Piloten Japans.

1946 starb er im Alter von 67 Jahren. In Erinnerung an seinen 120. Geburtstag wurde dieses Denkmal errichtet.

6. September 1998

Ein weiteres Denkmal HINO’s (Bronzestatue) steht auf dem ehemaligen Exerzierplatz in Tokio.

HINO führte am 19. Dezember 1910 als erster Japaner in Tokio mit der Eindecker-Maschine, Typ „Libelle“ einen erfolgreichen Flug durch.

Später versuchte HINO dieses Flugzeug nachzubauen und weiterzuentwickeln. Mit diesen Flugmaschinen gelangen ihm aber keine Flüge.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Am 1. Februar 1910 empfing der deutsche Kaiser Wilhelm II. in Berlin den japanischen Prinzen Hiroyasu FUSHIMI (siehe Bild rechts).

Dieser überreichte Prinz Adalbert von Preußen den japanischen Sonnenorden und überbrachte dem Kaiserpaar kostbare Geschenke.

Der Besuch war Ausdruck für die enger werdenden Beziehungen beider Staaten. So wurde in diesem Jahr Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, der Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft, als erster ausländischer Fürst am japanischen Kaiserhof empfangen.

Die folgende Kurzbiografie über den japanischen Kumazo HINO wurde von den Autoren für Hiroyuki TSUTSUMI zusammengestellt.

Am 12. Dezember 2009 gab es von HINO anlässlich des 100. Jahrestages der Flugversuche einen Vortrag. Darüber ist in der japanischen Ortspresse, der „Hitoyoshi-Zeitung“, am 15. Dezember 2009 berichtet worden. Viel Material der Autoren ist dort verwendet und gewürdigt worden.

Zwischen Hiroyuki TSUTSUMI und Alexander Kauther entwickelte sich eine feste E- Mail Freundschaft. In HINO’s Heimatort Hitoyoshi wurde Ende 2010 neben einer Vortragsreihe und Presseveröffentlichungen u. a. eine Filmdokumentation über HINO erstellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hino Kumazo [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]4

Biografie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kumazo HINO

- 9. Juni 1878 in Hitoyoshi, 43. Präfektur Kumamoto auf der Insel Kyushu

- 15. Januar 1946 in Hitoyoshi, gestorben während der Massenarmut und an Mangelernährung.

Berufe: Kaufmann, Erfinder, Militärflieger, Hauptmann in der japanischen Armee.

Verheiratet, 1 Tochter (um 2007 gestorben), 1 Sohn (93 Jahre, lebt in Tokio).

Sein Vater war Samurai des Sagara Clans.

Das Jahr 1909/10

Die japanische Armee erkannte die Bedeutung der Entwicklung der Luftfahrtforschung.

„Die japanische Regierung hatte zur Förderung der Luftschifffahrt die Summe von 1.141.308 Yen bewilligt. Hiervon wurden 471.209 Yen für die Studienreise zweier Offiziere verwandt, die bekanntlich auch längere Zeit in Berlin verweilten und deutsche Apparate ankauften. Eine beträchtliche Summe wurde für den Ankauf und die Herrichtung eines Flugfeldes in Toukourosawa verwandt. Dort sind inzwischen mehrere Schuppen errichtet und ausländische Flugzeuge sowie japanische Konstruktionen untergebracht. In diesem Jahre soll auch eine große Luftschiffhalle erbaut werden, in welcher der Lenkballon des Barons YAMADA Unterkunft finden wird. Es ist außerdem vorgesehen worden, aus dem Fonds unbemittelte japanische Konstrukteure zu unterstützen. Schließlich soll in der Nähe von Tokio eine Militärflugmaschinen-Fabrik errichtet werden.“5

Im Auftrag der japanischen Armee reisten Hauptmann Yoshitoshi TOKUGAWA, (1884-1963) nach Frankreich und Hauptmann Kumazo HINO im Mai 1910 nach Deutschland. Ihr Ziel war es, fliegen zu lernen und geeignete Flugzeuge für Japan zu erwerben.

Auch die Aneignung flugtechnischen Wissens, etwa am Aeronautischen Institut in Lindenberg oder in Johannisthal, verdient Erwähnung. Weitere japanische Offiziere in Deutschland waren: Aibara Shirô (1880-1911), Kumazô Hino, S. Masuda, Nagaoka Gaishi (1858-1933) und Kumao Tokunaga (1873-1946).6

Die ingenieurtechnischen Kenntnisse fanden im Ersten Weltkrieg praktische Anwendung, als im Kampf um das deutsche Pachtgebiet Qingdao erstmals Militärflugzeuge eingesetzt wurden.

Ende 1910 kaufte Hauptmann TOKUGAWA in Frankreich einen Bleriot-Eindecker und einen Farman-Doppeldecker. Mit einem dieser Flugzeuge flog er am 19. Dezember 1910 auf dem Yogogi-Paradeplatz in Tokio für 3 Minuten auf 70 Meter Höhe eine Entfernung von 3.000 Metern.

Zeitgleich flog auch HINO den in Deutschland gekauften Grade-Eindecker, Typ „Libelle“ in Yogogi. Er legte damit eine Strecke von 2.300 Metern in 20 Sekunden mit einer Geschwindigkeit von 27 Kilometern pro Stunden zurück. „Dieses Flugzeug war die erste Flugmaschine, die in Japan geflogen sein soll.“7

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der bekannte deutsche Ingenieur Hans GRADE (1879-1946) erwarb die deutsche Flugzeugführerlizenz-Nr. 2 am 1. Februar 1910 auf seinem selbst konstruierten und gebauten GradeEindecker „Libelle“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Am 31. Oktober 1909 gewann er mit diesem Flugapparat den „Lanz-Preis der Lüfte“ auf dem Flugplatz Berlin-Johannisthal. Das brachte ihm ein Preisgeld von 40.000 Mark ein. Das Flugzeug war 125 kg schwer und hatte eine Flügelspannweite von 10,2 m.

Die Tragfläche und das Leitwerk war eine segeltuchbespannte Holzrippen- Konstruktion. Der Rumpf bestand aus Stahl- und Bambusrohr. Den Spannstoff erhielt Hans GRADE von der Firma Metzler, die auch Stoffe für Ballons und Luftschiffe herstellte. Das sehr einf]ach gebaute Flugzeug erwies sich als geeignetes Schulgerät.

Es war eines der weltweit ersten Ultraleicht-Flugzeuge. Viele der ersten deutschen Piloten haben damit fliegen gelernt. Der Grade-Eindecker war das billigste Flugzeug seiner Zeit. Im Kaufpreis von 12.000 Mark war die Schulung von Flugschülern bereits einbegriffen.

Zunächst fand die Flugmaschine „Libelle“ bei Schauflügen in verschiedenen deutschen Städten Verwendung. Von 1910-1914 fertigte Hans GRADE sie in einer eigens gegründeten Flugzeugfabrik in Borkheide/bei Magdeburg in Serie und setzte sie erfolgreich in seiner Flugschule ein.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grade-Eindecker „ Libelle “ , 1909.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Verbesserter Grade-Eindecker “ , 1910.

„In der Flugschule wurden auch andere Flugschüler ausgebildet, die dann aus den verschiedensten Gründen keine Prüfung beim Deutschen Luftfahrer-Verband e. V. (DLV) ablegten. Zu ihnen gehören deutsche Offiziere und der japanische Hauptmann Kumazo HINO aus Tokio. Er hat sich für eine private Flugausbildung beurlauben lassen. Neben der Schulung bei Grade erwirbt er in Johannisthal die Befähigung zum Fliegen eines Wright-Doppeldeckers. HINO nutzte zudem die Gelegenheit, im Grade-Werk technische Fähigkeiten zu erwerben. So lernte er das neue Verfahren des Azetylen-Sauerstoffschweißens. Als er im Dezember 1910 mit dem Ostasiendampfer nach Japan zurückfährt, hat er einen Grade-Eindecker an Bord. Man sagt, es sei das erste Flugzeug in Japan. Hans Grade reagiert darauf unverzüglich mit einer Anzeige: „Der Grade Flieger hat als Erster seinen Einzug in Japan gehalten“. Das Inserat zeigt ein Foto HINO‘s vor dem Eindecker.“8

Übersetzung ins Japanische von Seite 11:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Inserat (Bild) - Übersetzung von Seite 10:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

HINO, Kumazo auf Grade-Eindecker, 1910.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kumazo HINO auf Grade-Eindecker im Jahre 1910.

Kumazo HINO lernte das Fliegen auch auf einem „Wright-Doppeldecker“ in BerlinJohannisthal. Eine Wright-Flugmaschine wurde ebenfalls nach Japan verkauft.

Bildtext-Übersetzung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Personen auf dem Foto, aufgenommen im Juli 1910 (v. links nach rechts):9

- Oberleutnant Willy Mente (1870-1910), Flugerlaubnis Nr. 32 vom 28.09.1910 auf Wright-Maschine, tödlicher Absturz am 25.10.1910
- Fridolin Keidel (1882-1960), Flugerlaubnis Nr. Maschine
- Hauptmann HINO
- Japaner, Name nicht bekannt
- Direktor Klose von der Wright-Gesellschaft 5 vom 27.04.1910 auf Wright-
- Oberst ONO, Mitglied der japanischen Kommission
- Major a. D. Georg von Tschudi (1862-1928), ab 1. Januar 1910 Direktor des Flugplatzes Johannisthal
- Hauptmann A. Hildebrandt (1870-1949)10, Mitglied des Kaiserlichen Aero-Clubs Deutschland, vormals Lehrer im Königlich-Preussischen Luftschiffer-Bataillion

[...]


1 Homepage von TSUTSUMI: www.ginnokura-hitoyoshi.com.

2 „Big in Japan“ - Mein Studienjahr zwischen Kimonos und Kakerlaken, Verlag Monsenstein und Vannerdat, 2009, ISBN 3865826970.

3 Ein Hauptmann S. MASUDA gehörte im August 1911-Mai 1912 ebenfalls zur japanischen Militärdelegation in Berlin. Wir vermuten, dass es sich um einen Verwandten handelt.

4 Unter http://www.youtube.com/results?search_query=Kumazo+Hino&aq=f

5 „Flugwesen in Japan“, Deutsche Zeitschrift für Luftschiffahrt (DZL) vom 22. März 1911, Ausgabe 6, Seite 28 (Foto: Y. Tokugawa).

6 Auszug aus dem Heft 11 (2007), Jahrbuch „Japonica Humboldtiana“, Seite 93-158, Autor Dr.sc. Rudolf Hartmann, Humboldt-Universität zu Berlin.

7 „Die Geschichte der Gemeinde Borkheide“. Die Jahre 1900-1945, Manfred Günther, 1997. 9

8 „Hans Grade“, Ein Leben in stürmischen Zeiten, Karl-Dieter-Seifert, ost-nordost Verlag, 2008 (das Inserat stammt aus dem Buch).

9 Foto aus der „Deutschen Zeitschrift für Luftschiffahrt“ (DZL), Archiv Paul Wirtz aus Jülich

10 Heft 30 der Dokumentenreihe über den Flugplatz Berlin-Johannisthal 1909-1914. 14

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Kumazo HINO (1878-1946) - Ein japanischer Flieger in Berlin-Johannisthal
Untertitel
Heft 20 aus der Dokumentenreihe über den Flugplatz Berlin-Johannisthal 1909-1914
Autoren
Jahr
2011
Seiten
49
Katalognummer
V177519
ISBN (eBook)
9783640993451
ISBN (Buch)
9783640994953
Dateigröße
25347 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Johannisthal, Flugplatz, Japan, Wright, Adlershof, Luftfahrt, Grade
Arbeit zitieren
Alexander Kauther (Autor:in)Paul Wirtz (Autor:in), 2011, Kumazo HINO (1878-1946) - Ein japanischer Flieger in Berlin-Johannisthal, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177519

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