Der Drachenkampf - Altorientalischer Mythos und moderne Rezeption

Harry Potters Kampf gegen den Ungarischen Hornschwanz – ein zufälliger Drachenkampf oder basierend auf einem gesellschaftlich manifestierten Mythos?


Examensarbeit, 2011

97 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1) Einleitung

2) Das Phänomen „Harry Potter“: Die Kultfigur einer siebenbändigen Romanreihe
Exkurs: Harry Potter und die Religion: Ausgewählte religiöse Implikationen und archaisch-mythologischer Elemente
Darstellung des für die Forschung relevanten Bandes „Harry Potter und der Feuerkelch“ mit detaillierter Schilderung des Drachenkampfes

3) Harry Potter, Drachenkampf, Mythologie und Bibel
Ursprung des „Drachenkampfes“
Deutung des Drachens und des „Drachenkampfes“
Naturerscheinung
Psychologische Erscheinung
Positive Konnotation; Schwerpunkt: ostasiatischer Raum
Zusammenschau
Deutung des „Mythos“ vom Drachenkampf mit Verweisen auf Harry Potter
Mesopotamische Ursprünge des Drachenmythos
Sumer
Akkad
Babylon
Assyrien
Hethiter
Ugarit
Griechenland
Zusammenschau
Endzeitlicher Kampf
Drachenkampf in ausgewählten Teilen der Bibel

4) Harry Potters Kampf mit dem Ungarischen Hornschwanz – eine zufällige Erscheinung oder doch basierend auf archaischen Vorstellungen?

5) Resümee

6) Anhang

7) Glossar

Literaturverzeichnis

1) Einleitung

„Harry Potter ist der neue Mythos der Gegenwart, der Kinder wie Erwachsene gleichermaßen begeistert. Und wie bei allen Mythen verbirgt sich dahinter viel mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist.“[1]

Kann es überhaupt einen „Mythos der Gegenwart“ geben, widerspricht sich dieser Terminus mit den Worten „Mythos“ und „Gegenwart“ nicht in sich? Nach der altgriechischen Wortbedeutung handelt es sich bei Mythen generell um eine Art Erzählungen oder sagenhafte Geschichten, die volkstümlich tradiert werden und qualitativ sehr unterschiedlich sein können.[2] Im Kontext der Bibel gehören sie zum ältesten Erzählgut des Alten Testaments und gehen auf verschiedene Kulturen aus dem vorderasiatischen Raum zurück. Dennoch sind Mythen auch heute noch von Bedeutung und gehören nicht nur der Vergangenheit an, denn „[Mythen] sind uns zum Teil durch das Werk antiker Dichter überliefert worden und haben die Gedankenwelt des europäischen Mittelalters und die gesamte Kultur des späteren christlichen Abendlandes wesentlich beeinflusst“.[3] Derartige Überlieferungen bieten bis heute Bausteine für Literatur, Filme und Kunstwerke. Blickt man auf die Geschichte zurück, werden Produktionshintergründe deutlich und Altbekanntes ist in neuen Kontexten modifiziert zu entdecken.

Dieses Verständnis zugrundelegend, können die „Harry Potter-Romane“ als adaptierte Mythen verstanden werden, die jedoch Erklärungen bedürfen, denn Mythen sind mehrschichtig, können in einem kulturellen Handlungsgeschehen eingebunden sein und bringen eine lange Tradition mit sich, in der der Mythos mannigfache aber auch ambivalente Deutungen erfährt, sodass verschiedene Auslegungen koexistieren, wie im Verlauf deutlich werden soll. Doch welcher Leser[4] beachtet eine solche Rezeptionsweise und fragt nach hintergründigen Motiven in einem wissenschaftsorientierten und postsäkularen Zeitalter, in dem das Lesen von Romanliteratur eher der Unterhaltung und der Teilhabe an literarischen Werken dienen soll, die einen regelrechten Kult ausgelöst haben?

In der vorliegenden Arbeit soll diese vorschnelle Beurteilung hinterfragt werden, indem anhand einer Szene der beliebten Heptalogie der Blick auf mögliche Produktionshintergründe und traditionelle Elemente gelenkt werden soll.

Das Ziel ist es, ein Bewusstsein für religiöse Aspekte und den ihnen zugrundeliegenden antiken Ausführungen exemplarisch zu eröffnen, um die offensichtliche Kluft, die zwischen religiösen, alten Darstellungen und aktuellen Medien vorherrscht, generell in Frage zu stellen und vorliegend für den Mythos des Drachenkampfes ein Stück weit zu schließen, indem archaische und eine moderne Konstellation einander gegenübergestellt und in ihrer Darstellung verglichen werden.

Zunächst wird die gesamte „Harry Potter-Heptalogie“ von Joanne K. Rowling vorgestellt, wozu eine ausführliche Wiedergabe gewählt worden ist, die sich darin begründen lässt, dass in den literarischen Werken, die dieser Ausarbeitung zugrunde liegen, der Inhalt oftmals nur sehr verkürzt oder gar nicht dargestellt wird. Aufgrund dessen ist meines Erachtens eine umfangreiche Erläuterung aus dreierlei Gründen sinnvoll: Erstens, weil sie größtenteils in der analytischen Literatur fehlt, zweitens, weil die Heptalogie ein hoch komplexes Handlungsgeschehen bietet und dementsprechend viele Elemente und Geschehnisse aufeinander aufbauen und sich erst im weiteren Verlauf erklären, und drittens, aus der Vielschichtigkeit resultierend, eine möglichst genaue Handlungswiedergabe auch textfernen Lesern einen Zugang und ein Verstehen für diese Arbeit ermöglichen soll. Dazu ist ein genaues Exposee nötig, damit die vorliegende Analyse für möglichst viele potentielle Leser verschiedener Interessengebiete zugänglich sein kann.

Ebenso wie Mythen vielschichtig sind und verschiedene Lesarten implizieren, sind auch die Inhalte der „Harry Potter-Romane“ hoch komplex, sodass es im Rahmen einer Staatsexamensarbeit einer Auswahl bedarf. Diese bezieht sich auf den Aspekt des Drachenkampfes aus dem vierten Band „Harry Potter und der Feuerkelch“, der archaischen Texten und Ursprüngen vergleichend gegenübergestellt wird. Aus Platzgründen wird nur ein Aspekt intensiv betrachtet, sodass es sich um eine Forschungsarbeit handelt, deren Fokus in der Tiefe statt in der Breite liegt. Den theologischen Aspekt ergänzend, werden im Anschluss an die Wiedergabe verschiedene religiöse Implikationen erwähnt, die keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit haben, auf die aber aufmerksam gemacht werden soll, um zu zeigen, dass christliche Ereignisse am Rande verarbeitet worden sind, auch wenn es sowohl in der Heptalogie als auch in der Sekundärliteratur keine präzisen Anhaltspunkte gibt, dass Rowling dies explizit beabsichtigte, die Bücher von vielen Lesern nur zur Unterhaltung gelesen werden und der Rezipient – seien es Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die die Bücher nicht unter fachwissenschaftlicher Fokussierung lesen – eine religiöse Perspektive einzelner Tatsachen und Geschehnisse möglicherweise gar nicht in Betracht zieht.

Es folgt die Thematisierung des Drachenkampfes und das Motiv des Drachens in seinem Ursprung sowie in der Deutung anhand verschiedener Mythen in Verbindung zu den Fantasyromanen, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzudecken, bevor in einem abschließenden Resümee der Frage nachgegangen wird, inwiefern die archaischen Quellen des altorientalischen Mythos des Drachenkampfes die moderne Rezeptionen in Form der „Harry Potter-Romane“ möglicherweise prägen.

2) Das Phänomen „Harry Potter“: Die Kultfigur einer siebenbändigen Romanreihe.

Die „Harry Potter-Heptalogie“ ist die weltweit erfolgreiche Fantasy-Romanreihe der britischen Schriftstellerin Joanne K. Rowling. Jeder der sieben Bände beschreibt ein Schuljahr Harrys in Hogwarts, dem Internat für Zauberei und Hexerei, und mit jedem Band wächst die Bedrohung durch das Böse in Person des dunklen Zauberers Lord Voldemort.

Die Bände wurden in Deutschland zwischen 1998 und 2007 veröffentlicht, 2001 erschienen zusätzlich zwei Begleitbücher, die fiktiven Schulbüchern entsprechen („Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ sowie „Quidditch im Wandel der Zeiten“), außerdem folgten 2007 „Die Märchen von Beedle dem Barden“, von denen besonders eines im siebten Band eine wichtige Rolle spielt. Zentrale Themen in den Büchern sind Liebe, Freundschaft und Vertrauen.

Die Hauptfigur, Harry Potter, lebt schon solange er denken kann bei seinen Verwandten, den Dursleys, da seine Eltern starben, als er gerade ein Jahr alt war (HP[5] und der Stein der Weisen). Tante Petunia und Onkel Vernon behandeln ihn wenig liebevoll bis schlecht, während sein gleichaltriger Cousin Dudley ihn ständig schikaniert, doch auch wenn um Harry herum manchmal merkwürdige Dinge passieren, wäre er nie auf die Idee gekommen, dass er ein Zauberer ist. An seinem elften Geburtstag taucht dann der riesenhafte Hagrid auf, Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts, und Harry erfährt schließlich die Wahrheit: Seine Eltern starben nicht bei einem Autounfall, wie ihm von seinen Verwandten gesagt wurde, sondern wurden von dem mächtigsten Zauberer der damaligen Zeit ermordet; Harry jedoch überlebte den Todesfluch von Lord Voldemort weitgehend unversehrt, mit nichts weiter als einer blitzförmigen Narbe auf der Stirn. Der Fluch prallte seltsamerweise auf Voldemort selbst zurück und seine Schreckensherrschaft zerfiel, während er seinen Körper verlor und als besiegt galt, auch wenn sich die meisten Zauberer einig sind, dass er kraftlos und geschwächt „immer noch irgendwo da draußen ist“, da er nicht mehr „genug Menschliches in sich hatte, um sterben zu können“.[6]

Harry muss feststellen, dass er in der magischen Welt, die unbemerkt neben seiner bisher bekannten existiert, eine Berühmtheit ist und alle Leute seinen Namen kennen.

Im Zug nach Hogwarts ist Harry aufgeregt und freut sich auf das, was vor ihm liegt: „Er wusste nicht, was ihn erwartete – doch besser als das, was er zurückließ, musste es allemal sein“.[7] Harry erkennt jedoch, dass seine neue Welt zwar voller Wunder, aber weder einfach noch frei von aller Ungerechtigkeit ist. Auch unter Zauberern gibt es Armut, Rassismus und Hass und auch Magie kann keine Schwierigkeiten beseitigen. Harry muss sich in dieser neuen Welt beweisen, schwierige Aufgaben bewältigen und teilweise sehr harte Zeiten durchstehen, doch anders als bisher hat er nun Freunde und Gleichgesinnte an seiner Seite.

Er beginnt sein erstes Schuljahr in Hogwarts, wo er sich zum ersten Mal in seinem Leben zu Hause fühlt und wo er seine besten Freunde kennen lernt, seine Klassenkameraden Ron Weasley und Hermine Granger, sowie seinen Gegner Draco Malfoy. Harry begegnet dort Professor Snape, dem undurchsichtigen Lehrer für Zaubertränke und Hauslehrer von Slytherin, eines der vier Häuser in Hogwarts[8], der eine starke Abneigung gegen ihn hegt (die bald auf Gegenseitigkeit beruht), und dem Schulleiter Albus Dumbledore, einem sehr fähigen, weitsichtigen und weisen Zauberer. Außerdem entdeckt Harry seine Leidenschaft und sein Talent im Zauberersport Quidditch, gespielt auf fliegenden Besen, und wird als jüngster Spieler seit hundert Jahren in die Mannschaft seines Hauses Gryffindor aufgenommen.

Im Laufe des Schuljahres finden Harry, Ron und Hermine heraus, dass der Stein der Weisen in Hogwarts verwahrt wird. Mit dessen Hilfe kann das Elixier des Lebens hergestellt werden, welches den, der es trinkt, unsterblich macht. Sie kommen zu der Überzeugung, dass jemand versuchen wird den Stein zu stehlen, um Lord Voldemort zu neuer Macht zu verhelfen, und wollen demjenigen zuvorkommen. Dazu müssen sie den dreiköpfigen Hund Fluffy überlisten, der den Eingang des Weges, der zu dem Stein führt, bewacht. Es folgen weitere knifflige Hindernisse, bevor Harry Voldemort gegenüber steht, der Besitz von dem Körper Professor Quirrells ergriffen hat und ihn kontrolliert. Jedoch kann Professor Quirrell Harry nicht berühren und scheitert beim Versuch ihm den Stein zu entreißen – Lord Voldemort überlässt ihn dem Tod und flieht erneut.

Professor Dumbledore erklärt Harry später, dass seine Mutter, Lily Potter, sich zwischen ihn und den Lord gestellt hat und gestorben ist, um ihn zu retten; eine Liebe, die so stark ist, hinterlässt einen machtvollen Schutz, doch Lord Voldemort versteht diese tiefgehende Art von Magie nicht. Außerdem erfährt Harry, dass Professor Snape ihn zu hassen scheint, weil er damals dessen Vater, James Potter, gehasst hat – jedoch hat er Harry in diesem Jahr vor Professor Quirrell beschützt, um quitt zu sein.

Zu Beginn des zweiten Bandes (HP und die Kammer des Schreckens) bekommt Harry im Haus der Dursleys Besuch von dem Hauselfen Dobby. Er will Harry davon abhalten, nach Hogwarts zurückzukehren, da dort bald schlimme Dinge geschehen werden und er, Harry, sich der Gefahr nicht aussetzen dürfe.[9] Nach einer Eskalation mit seinem Onkel wird Harry von seinem Freund Ron und dessen Zwillingsbrüdern gerettet und verbringt den Rest der Ferien bei den Weasleys, die ihn sehr herzlich aufnehmen. Zurück in der Schule scheint alles zu sein wie immer, bis an Halloween eine Katze unter mysteriösen Umständen versteinert wird und eine Warnung neben ihr besagt: „Die Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Feinde des Erben, nehmt euch in Acht“.[10] Der Legende nach ist die Kammer des Schreckens ein geheimer Raum in Hogwarts, die einer der vier Schulgründer, Salazar Slytherin, vor mehr als tausend Jahren bauen ließ. Mit Hilfe des Schreckens im Innern sollte sein wahrer Erbe später imstande sein, die Schule von all jenen zu befreien, die nach Slytherins Meinung unwürdig waren Magie zu studieren – nämlich Kinder aus ursprünglich nicht-magischen Familien, von den Zauberern „Muggel“ genannt.

Kurz darauf gibt es weitere Anschläge, bei denen auch Schüler versteinert werden, und Harry findet heraus, dass er ein „Parselmund“ ist, was bedeutet, dass er mit Schlangen sprechen kann; laut Ron und Hermine ein schlechtes Zeichen, da dies allgemein mit dunklen Zauberern in Verbindung gebracht wird und Salazar Slytherin selbst dafür bekannt war. Aufgrund dieser Eigenschaft wird Harry verdächtigt, der Erbe Slytherins zu sein, und zweifelt selbst an sich, weil der „Sprechende Hut“[11] bei seiner Entscheidung zu der Häuserzuordnung erwog, ihn zu einem Slytherin zu machen. Später fällt Harry ein magisches Tagebuch in die Hände, das dem Schüler Tom Riddle gehörte, der vor fünfzig Jahren in Hogwarts war. Zu dem Zeitpunkt wurde die Kammer des Schreckens schon einmal geöffnet. Durch das Öffnen des Buches kann Riddle Harry mit in seine Erinnerung nehmen und ihm zeigen, wie der damalige Schuldige von ihm gefasst wurde: Es war niemand anderer als Harrys Freund Hagrid! Bevor die drei Freunde Hagrid jedoch zur Rede stellen können, wird auch Hermine versteinert aufgefunden und Hagrid daraufhin vom Zaubereiminister Cornelius Fudge verhaftet. Harry und Ron beobachten dies versteckt unter Harrys Tarnumhang, der sie für andere unsichtbar macht, und auf Hagrids Weisung hin folgen sie den Spinnen in den „Verbotenen Wald“.

Die Spinne Aragog, die damals von Hagrid aufgezogen wurde, verrät ihnen, dass Hagrid unschuldig ist. Weiterhin finden sie heraus, wo sich der Eingang zur Kammer des Schreckens befindet, und auch dass es sich bei dem Monster um einen Basilisken, eine riesige, uralte Schlange handelt. Dann wird jedoch Rons jüngere Schwester Ginny in die Kammer entführt und die beiden klammern sich an die dünne Hoffnung, dass sie noch nicht tot ist, und machen sich auf, Ginny zu retten. Sie werden allerdings getrennt und Harry betritt die Kammer des Schreckens schließlich allein. Er findet die leblose Ginny und trifft dann auf Tom Riddle, der nun mehr als bloß eine Erinnerung ist. Er erzählt Harry, dass Ginny sich verletzlich gemacht hat, als sie seinem Tagebuch persönliche Dinge anvertraute, und dass er durch sie immer stärker geworden ist, während ihre Kraft sie nun langsam verlässt. Riddle offenbart Harry, dass er der Junge ist, der später zu Lord Voldemort wurde, und hetzt den Basilisken auf Harry, um ihn zu töten. Mit der Hilfe von Professor Dumbledores Phönix Fawkes, dem „Sprechenden Hut“ und dem Schwert von Godric Gryffindor kann Harry das Monster jedoch besiegen und zerstört schließlich das Tagebuch – Riddle verschwindet und Ginny kommt wieder zu sich. In Professor Dumbledores Büro trifft Harry dann noch auf Dracos Vater Lucius Malfoy, einen alten Anhänger Lord Voldemorts, der Ginny das Tagebuch zu Beginn des Schuljahres unterschob, und dessen Hauselfen Dobby. Durch einen Trick verhilft Harry ihm zur Freiheit und das Schuljahr endet mit einem Fest, denn alle Versteinerten konnten erfolgreich geheilt werden. Harry lernt, dass eigene Entscheidungen weitaus mehr als bloße Fähigkeiten zeigen, wer man wirklich ist.

In den Sommerferien wird Harry dreizehn (HP und der Gefangene von Azkaban). Nach einem Streit mit den Dursleys verlässt er das Haus und verbringt den Rest der Ferien in der Winkelgasse, der magischen Einkaufsstraße in London. Er erfährt, dass der verurteilte Mörder Sirius Black aus dem Zauberergefängnis Azkaban ausgebrochen ist und ihn töten will, da er zu Zeiten Lord Voldemorts einer seiner treuesten Anhänger war. Für Harry ist Hogwarts jedoch der sicherste Platz, den es gibt, denn selbst der Lord fürchtete damals Professor Dumbledore.

Harry bekommt zwei neue Lehrer: Professor Remus Lupin in dem Fach „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ und Hagrid in „Pflege magischer Geschöpfe“. Gleich in dessen erster Stunde wird Draco durch eigenes Verschulden von dem Hippogreif Seidenschnabel verletzt, was im Laufe des Jahres und durch den Einfluss Lucius Malfoys dazu führt, dass das Tier zum Tod verurteilt wird.

Es gibt immer wieder Streit zwischen Ron und Hermine, da Ron Hermines neues Haustier, den Kater Krummbein, beschuldigt seiner alten, kranken Ratte Krätze nachzustellen. Als es tatsächlich danach aussieht, dass Krummbein Krätze gefressen hat, sprechen sie wochenlang kein Wort mehr miteinander. Rund um das Gelände der Schule sind zum Schutz vor Sirius Black Dementoren postiert, Wächter des Gefängnisses Azkaban, die Kälte und Verzweiflung mit sich bringen. Nachdem Harry einmal im Zug und später bei einem Quidditch-Spiel in ihrer Gegenwart ohnmächtig geworden ist, bringt ihm Professor Lupin den anspruchsvollen Patronus-Zauber bei, der vor den Dementoren schützt und sie vertreibt. Bei dieser Gelegenheit erzählt der Professor Harry, dass er früher in Hogwarts mit seinem Vater, James Potter, befreundet war und auch seine Mutter kannte. Außerdem erfährt Harry durch Zufall, dass sein Vater und der nun gesuchte Sirius Black früher wie Brüder waren (Sirius war Trauzeuge bei der Hochzeit und ist auch Harrys Pate). Black hat dieses Vertrauen schließlich missbraucht und Lily und James Potter an seinen Herrn, den dunklen Lord Voldemort, verraten. Peter Pettrigrew, der vierte im Bunde der damaligen Freunde, wurde von Black auf offener Straße getötet, als er ihn zur Rechenschaft ziehen wollte. Black saß seitdem in Azkaban.

Am Tag der Hinrichtung des Hippogreifs entdeckt Hermine in Hagrids Hütte völlig unerwartet Rons totgeglaubte Ratte Krätze. Auf dem Rückweg zum Schloss wird Ron von einem riesenhaften Hund in einen Geheimgang gezerrt, der in der „Heulenden Hütte“ endet; dem verspuktesten Gebäude ganz Britanniens. Der Hund entpuppt sich als ein Animagus, ein Zauberer der sich nach Belieben in ein Tier verwandeln kann: Sirius Black. Kurz darauf stößt Professor Lupin zu ihnen, gefolgt von Professor Snape, der jedoch rasch außer Gefecht gesetzt wird, und Ron, Harry und Hermine erfahren Stück für Stück die Wahrheit über das, was damals geschah: Black hat die Potters nie verraten, sondern es war genau umgekehrt; Pettigrew war es, der dann bei der Konfrontation mit Black seinen eigenen Tod vertäuschte. Auch er ist ein Animagus: Eine Ratte, genauer gesagt die Ratte Krätze. Professor Lupin und Black wollen ihn für seinen Verrat töten, doch Harry tritt mit der Begründung dazwischen, dass sein Vater nicht gewollt hätte, dass seine besten Freunde zu Mördern würden, nur wegen Pettigrew. Dieser solle zum Schloss gebracht werden, um seine gerechte Strafe zu erhalten.[12] Auf dem Weg dorthin kann Pettigrew jedoch entkommen, während Black gefangengenommen wird. Harry und Hermine wachen im Krankenflügel auf und versuchen den eingetroffenen Zaubereiminister von Blacks Unschuld zu überzeugen, doch der schenkt ihnen dank Professor Snapes Intervention kein Gehör. Auch Professor Dumbledore, der mit Sirius Black gesprochen hat und ihm glaubt, kann nichts gegen das bestehende Urteil unternehmen, gibt ihnen jedoch genaue Anweisungen: Hermine erhielt zu Beginn des Schuljahres als vorbildliche Schülerin einen Zeitumkehrer, damit sie mehrere Fächer gleichzeitig belegen konnte, und so reisen Harry und Hermine drei Stunden in die Vergangenheit, befreien den Hippogreif Seidenschnabel und retten mit ihm Sirius Black.

In den folgenden Sommerferien (HP und der Feuerkelch) wacht Harry nach einem Albtraum mit schmerzender Narbe auf und ist darüber besorgt, denn als seine Narbe das letzte Mal weh tat, war Lord Voldemort in unmittelbarer Nähe. Zudem kann er die Prophezeiung Professor Trelawneys nicht vergessen, die besagte, dass Lord Voldemorts Knecht zu ihm zurückkehren würde, um ihm erneut zur Macht zu verhelfen – und in derselben Nacht entkam der Verräter Pettigrew.

Zusammen mit Hermine und den Weasleys besucht Harry das Finale der Quidditch-Weltmeisterschaft (Irland gegen Bulgarien), doch in der Nacht nach dem Spiel brechen Unruhen aus: Eine Gruppe maskierter Todesser, ehemaliger Anhänger Lord Voldemorts, marschiert randalierend über den Zeltplatz und jemand zaubert das Dunkle Mal an den Himmel, das Zeichen Lord Voldemorts.

In diesem Schuljahr findet in Hogwarts nach mehreren Jahrhunderten Pause das Trimagische Turnier statt, ein traditionsreicher Wettkampf der drei größten europäischen Zaubererschulen: Durmstrang, Beauxbatons und Hogwarts. Jede Schule stellt einen Champion, der mindestens siebzehn Jahre alt sein muss und im Verlauf des Turniers drei Aufgaben zu lösen hat. An Halloween gibt der Feuerkelch die Namen der Champions bekannt: Für Durmstrang Viktor Krum, ein berühmter bulgarischer Quidditch-Spieler, für Beauxbatons Fleur Delacour, für Hogwarts Cedric Diggory – und zum Schluss, als vierten Champion, Harry Potter. Da durch den Feuerkelch ein bindender, magischer Vertrag entsteht, muss Harry teilnehmen, auch wenn er seinen Namen nicht hineingeworfen hat und zu jung ist. Professor „Mad-Eye“ Moody, ehemaliger Auror, Jäger schwarzer Magier und Todesser, äußert den Verdacht, dass jemand Harry absichtlich ins Turnier gebracht habe, um ihn bei einer der gefährlichen Aufgaben zu töten.[13] Die meisten Hogwarts-Schüler sind jedoch der Meinung, Harry sei durch irgendeinen Trick Champion geworden, und mit Ausnahme der Gryffindors schneiden sie ihn nun und unterstützen offen Cedric aus Hufflepuff, den „wahren Champion“. Selbst Ron glaubt Harry nicht wirklich. Er ist hochgradig eifersüchtig und redet kein Wort mehr mit ihm, während Hermine versucht, Harry zu helfen. Sirius Black ist von der Wahl Harrys zum Champion höchst beunruhigt und kehrt trotz der großen Gefahr für sich selbst umgehend nach Hogsmeade zurück, dem Zauberer-Dorf vor den Toren von Hogwarts.

Von sich Reden macht in diesem Jahr regelmäßig Rita Kimmkorn, eine skrupellose Skandalreporterin der magischen Tageszeitung „Der Tagesprophet“, die über das Jahr verteilt folgenreiche Reportagen über Harry, Hermine und nicht zuletzt Hagrid veröffentlicht. Die erste Aufgabe des Turniers findet im November statt und von Hagrid erfährt Harry ein paar Tage vorher, was ihn erwartet: Drachen. Da Harry sich sicher ist, dass auch die Champions der anderen Schulen schon von den Drachen wissen, verrät er es Cedric, damit sie alle die gleiche Chance haben. Er selbst bekommt von Professor Moody den entscheidenden Tipp und meistert die Aufgabe bravourös; wichtiger als alles andere ist jedoch für Harry, dass Ron wieder mit ihm redet und eingesehen hat, dass Harry sich niemals freiwillig in das Turnier begeben hätte. Gescheitert wäre Harry beinahe an der zweiten Aufgabe im Februar, wenn nicht der Hauself Dobby, der mittlerweile in Hogwarts Arbeit gefunden hat, in letzter Sekunde mit dem richtigen Mittel aufgetaucht wäre, das Harry unter Wasser atmen lässt. Jeder der vier Champions muss eine ihm wichtige Person aus dem See retten und als Fleur nicht rechtzeitig kommt, befreit Harry sowohl Ron als auch Fleurs kleine Schwester Gabrielle und bringt sie zur Oberfläche. Obwohl er damit das Zeitlimit überschreitet, bekommt er hervorragende Bewertungen, da sein verantwortungsvolles Handeln moralisches Rückgrat beweist.[14]

Die dritte und letzte Aufgabe findet im Juni statt. Die vier Champions müssen den Weg in die Mitte eines magischen Labyrinthes finden, vorbei an diversen Hindernissen und Gefahren, um möglichst schnell den Trimagischen Pokal zu erreichen, um so den Sieg zu erringen. Harry und Cedric begegnen sich mehrere Male in den Gängen und Cedric gelangt schließlich als Erster zum Ziel, jedoch nur mit Harrys Hilfe. Er will den Sieg Harry überlassen, aber der schlägt vor, dass sie beide den Pokal nehmen und so den Sieg für Hogwarts holen. Der Trimagische Pokal ist jedoch ein Portschlüssel, der die beiden Jungen auf einen Friedhof weit weg von Hogwarts bringt; es ist eine Falle. Cedric wird von Pettigrew getötet, während Harry an einen Grabstein gefesselt zusehen muss, wie Lord Voldemort durch einen dunklen Zauber seinen Körper zurückerhält und wiederersteht. Er sammelt seine Todesser um sich und um seinen Triumph über Harry komplett zu machen, will er sich erst mit ihm duellieren, bevor er ihn tötet. Als jedoch zwei ihrer Flüche aufeinandertreffen, geschieht etwas Seltsames und sehr Seltenes: Von den Zauberstäben ausgehend entsteht eine Art Kraftfeld, das Harry und den Lord von den Todessern trennt, und schließlich zwingt Harrys Stab den Stab von Lord Voldemort dazu, dessen letzten Zauber als schattenhafte Bilder wiederzugeben. Cedric taucht auf und auch Harrys Eltern, die ihm Rat und Mut zusprechen – auf ihre Anweisung hin zerbricht Harry die Verbindung, schafft es bis zu Cedrics leblosem Körper und bringt sie beide mit dem Portschlüssel-Pokal zurück nach Hogwarts. Dort stellt sich heraus, dass der Mann, den Harry als Professor Moody kennen lernte, in Wirklichkeit Barty Crouch junior ist, ein treuer Todesser. Die Neuigkeit von der Rückkehr Lord Voldemorts spaltet Zaubereiminister Fudge und Professor Dumbledore, da der Minister nicht wahrhaben will, dass schreckliche Zeiten auf sie zukommen und alles zusammenbrechen könnte, was in den letzten vierzehn Jahren aufgebaut wurde.[15] Es vereint jedoch zum Beispiel Sirius Black und Professor Snape – auch wenn sich die beiden immer noch nicht leiden können, sind sie nun auf derselben Seite. In Gedenken an Cedric Diggory und mit einem eindringlichen Appell an die Schüler schließt der Schulleiter Professor Dumbledore das Schuljahr ab.

Der fünfte Band (HP und der Orden des Phönix) beginnt mit dem Angriff zweier Dementoren auf Harry und seinen Cousin Dudley; am helllichten Tag und in reinem Muggelgebiet. Harry kann sie vertreiben, doch da er noch nicht volljährig ist, darf er außerhalb der Schule nicht zaubern und bekommt umgehend Post vom Zaubereiministerium: Auf einer Anhörung soll entschieden werden, ob er aus Hogwarts verwiesen wird und wie seine Strafe aussehen soll. Mitglieder des Ordens des Phönix, der Widerstandsorganisation gegen Lord Voldemort, holen Harry aus dem Haus seiner Verwandten ab und bringen ihn zum Hauptquartier in London – es ist das Elternhaus von Sirius Black, das dieser dem Orden zu Verfügung stellte.

Die Anhörung findet vor versammeltem Gericht in den Kellern des Ministeriums statt. Fudge als Vorsitzender ist der Auffassung, die Dementoren seien ein Hirngespinst Harrys, und letztlich wird dieser hauptsächlich aufgrund von Professor Dumbledores Verteidigung freigesprochen.[16] Zurück in Hogwarts muss Harry feststellen, dass viele der anderen Schüler dem glauben, was der Tagesprophet über die Ferien verbreitet hat, nämlich dass Lord Voldemort nicht zurückgekehrt ist und er, Harry, lügt. Außerdem ist die neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste niemand anderer ist als Professor Dolores Umbridge, die Untersekretärin des Ministers. Gleich in der ersten Stunde gerät Harry mit ihr aneinander und handelt sich damit für den Rest der Woche abends Nachsitzen bei ihr ein. Sie lässt ihn wiederholt den Satz „Ich soll keine Lügen erzählen“ schreiben, und Harry muss erkennen, dass die Wörter durch ihre spezielle Feder jedes Mal in seinen Handrücken geschnitten werden, nur um direkt wieder zu verheilen. Nach einer weiteren Woche Nachsitzen bleiben jedoch schwache Narben zurück; dies und die Tatsache, dass Professor Umbridge zur Großinquisitorin ernannt wird und damit das Recht hat, andere Lehrer zu inspizieren, bringt Hermine in Rage. Sie schlägt vor, sich selbst zu organisieren und Verteidigung zu lernen, um die ZAG-Prüfungen am Ende des Jahres zu bestehen und um sich gegen Voldemort zu wappnen.[17] Bald darauf finden sich rund dreißig Schüler aus Gryffindor, Hufflepuff und Ravenclaw zusammen und bilden unter Harrys Leitung „Dumbledores Armee“.

Im Laufe des Jahres erweitert sich Professor Umbridges Machtbereich stetig – sie verbietet Zusammenkünfte von mehr als zwei Schülern, verbannt Harry, Fred und George aus dem Quidditch-Team und kontrolliert alle Lehrer. Hagrid kommt endlich von seiner geheimen Mission bei den Riesen zurück, doch die Verhandlungen mit ihnen scheiterten, da auch Lord Voldemort Gesandte zu ihnen schickte. Harry hat nun regelmäßig Narbenschmerzen und kann fühlen, in welcher Stimmung sich der Lord befindet. Auch hat er wiederkehrende Albträume von einem langen Korridor und einer verschlossenen Tür. Eines Nachts träumt er, dass Mr. Weasley in jenem Korridor von einer riesigen Schlange verletzt worden sei und er weiß sofort, dass dies nicht bloß ein Traum war. Mr. Weasley wird gerettet und geheilt, doch Harry macht sich Vorwürfe, weil er den Verdacht hat, Lord Voldemort habe von ihm Besitz ergriffen. Zudem ist er wütend auf Professor Dumbledore, der ihm seit Cedrics Tod aus dem Weg geht und nicht mehr mit ihm spricht. Professor Snape soll ihn außerdem zukünftig in „Okklumentik“ unterrichten – der Fähigkeit seinen Geist vor magischem Eindringen von außen zu schützen – doch das Ganze entwickelt sich zu einem Desaster.

Der Ausbruch mehrerer Todesser aus Azkaban veranlasst Harry dazu, ein Interview zu geben, das ihm zwei weitere Wochen Nachsitzen von Professor Umbridge einbringt, aber den Großteil der Schüler endgültig davon überzeugt, dass er Recht hat, was die Rückkehr von Lord Voldemort angeht. Bald darauf wird ihre Verteidigungsgruppe an Professor Umbridge verraten, doch aufgrund des Namens übernimmt Professor Dumbledore die Verantwortung für ihr Tun und bewahrt sie so vor dem Schulverweis, während er selbst mit Fawkes Hilfe der Verhaftung durch den Minister Fudge entgeht. Professor Umbridge wird zur Schulleiterin ernannt, wird jedoch von den Schülern, Geistern und Lehrern gleichermaßen sabotiert; Fred und George, die von Harrys Trimagischem Gewinn einen eigenen Scherzartikelladen in der Winkelgasse eröffnet haben, fliegen schließlich auf ihren Besen davon und lassen eine wütende Professor Umbridge zusammen mit einer Sumpflandschaft zurück.

Während der ZAGs hat Harry plötzlich eine schreckliche Vision von Lord Voldemort, der Sirius Black in der Mysteriumsabteilung hinter der verschlossenen Tür gefangen hält, und ihn zwingen will, etwas für ihn zu stehlen. Beim Versuch mit Sirius zu Hause in London zu sprechen, werden Harry, Ron und Hermine zusammen mit Ginny, Neville und Luna jedoch von Professor Umbridge ertappt, und erst nach einer Weile gelingt es ihnen diese loszuwerden. Die sechs fliegen zusammen nach London und dringen in die Mysteriumsabteilung ein, wo sie allerdings erkennen müssen, dass alles eine Falle war. Todesser erwarten sie und Harry erfährt, dass es eine Prophezeiung über ihn und den Lord gibt, die dieser begehrt, um ihn vernichten zu können. Beim folgenden Kampf mit den Todessern schlagen sich Harry und seine Freunde sehr gut und bekommen schließlich Unterstützung von dem Orden des Phönix, doch die Prophezeiung zerbricht und Sirius wird von seiner Cousine, der Todesserin Bellatrix Lestrange, im Kampf getötet. Harry jagt ihr nach und trifft auf Lord Voldemort, der ihn jedoch weder töten noch besitzen kann.

Von Professor Dumbledore erfährt Harry den ganzen Inhalt der Prophezeiung, die Professor Trelawney vor sechzehn Jahren machte: Ein Junge würde Ende des siebten Monats geboren werden, dessen Eltern Lord Voldemort schon dreimal entkommen waren und der Kräfte haben würde, die der Dunkle Lord niemals besessen habe. Lord Voldemort würde diesen Jungen als seinen Ebenbürtigen kennzeichnen und keiner könne leben, während der andere überlebt.[18] Es ist also Harry, der Lord Voldemort im Endeffekt töten muss, doch viel schwerer als dieses Wissen ist für ihn momentan der Verlust seines Paten Sirius – auch wenn es laut Professor Dumbledore diese Liebe ist, die ihn gegen Lord stark macht.

In den folgenden Sommerferien (HP und der Halbblutprinz) sucht der Schulleiter Harry bei den Dursleys auf, vermacht ihm Sirius’ Haus sowie Kreacher, den ungeliebten Hauselfen, und stellt sicher, dass Harry vor seiner Volljährigkeit noch einmal zu seinen Verwandten zurückkehren kann. Bevor Professor Dumbledore Harry bei den Weasleys absetzt, besuchen sie noch Horace Slughorn, einen Bekannten und früheren Arbeitskollegen, den Professor Dumbledore wieder als Lehrer in Hogwarts haben möchte und mit Harrys Hilfe tatsächlich dazu überreden kann.

Bei einem Besuch in der Winkelgasse und später im Zug nach Hogwarts kommt Harry der Verdacht, dass sein langjähriger Gegner Malfoy ein Todesser geworden sein könnte, doch Hermine und Ron halten das für unwahrscheinlich. Kurz nach Beginn des Schuljahres führt Professor Dumbledore die angekündigten Unterrichtsstunden mit Harry durch, die sich allesamt mit Lord Voldemorts Vergangenheit beschäftigen. Mit Hilfe von Erinnerungen machen sie sich ein Bild von der Person Tom Riddle und seinen Schwächen, um letztendlich einen Weg zu finden, wie er zu besiegen ist. Sie stoßen auf die Horkruxe, Gegenstände, in die ein Zauberer mittels dunkler Magie einen Teil seiner Seele bannen kann, um sich unsterblich zu machen. Um Gewissheit darüber zu erhalten, muss Harry eine Erinnerung von Professor Slughorn auftreiben, was sich als schwierig gestaltet. Der Lehrer, der das Fach „Zaubertränke“ übernommen hat, ist Harry ansonsten sehr zugetan, und dank der Hilfe eines alten Lehrbuchs, das dem „Halbblutprinzen“ gehörte, ist Harry rasch Klassenbester geworden. Mit Hilfe des Zaubertrankes Felix Felicis, mit dem alles gelingt und von dem er in der ersten Stunde ein kleines Fläschchen gewann, bekommt Harry schließlich die Erinnerung und muss zusammen mit dem Schulleiter feststellen, dass Lord Voldemort gleich sechs Horkruxe geschaffen hat, die alle zerstört werden müssen, bevor er sterben kann. Zwei sind bereits vernichtet (Harry vernichtete Riddles Tagebuch und Professor Dumbledore den Ring der Gaunts, Voldemorts Vorfahren), was noch vier übrig lässt: Slytherins Medaillon, Hufflepuffs Kelch, ein Artefakt von Ravenclaw oder Gryffindor sowie Nagini, die riesige Schlange – und nicht zuletzt den Dunklen Lord selbst.

Im Verlauf des Schuljahres berichtet der Tagesprophet vermehrt über das Verschwinden von Personen und dass Menschen getötet oder von Dementoren angegriffen werden. Auch in Hogwarts geschehen zwei Anschläge, von denen einer fast Katie Bell tötete, ein Mitglied des Gryffindor Quidditch-Teams, und der andere beinahe Ron das Leben gekostet hätte, hätte Harry nicht so schnell reagiert und ihm ein Gegenmittel verabreicht. Beide sollten auf Professor Dumbledore zielen, und als Harry ein Gespräch zwischen Professor Snape und Malfoy belauscht, in dem der Professor Malfoy seine Hilfe anbietet und von einem unbrechbaren Schwur spricht, den er geschlossen hat, sieht Harry seinen Verdacht bestätigt: Malfoy ist ein Todesser mit dem Auftrag, Professor Dumbledore zu töten, und auch Professor Snape steht in Wirklichkeit auf der Seite des Dunklen Lords. Niemand will dem jedoch Glauben schenken, und auch Professor Dumbledore weist jegliche Anschuldigungen gegen Professor Snape zurück. Darauffolgend versucht Harry Malfoy allein auf die Schliche zu kommen, und bei einem Duell tötet er ihn beinahe versehentlich mit einem Fluch aus dem Buch des Halbblutprinzen.

Nach dem Quidditch-Finale, in dem Gryffindor erneut den Pokal gewinnt, kommt Harry mit Ginny zusammen, für die er schon seit längerem Gefühle hegt, und es wird klar, dass auch Ron und Hermine trotz aller Eifersüchteleien und Streitereien mittlerweile mehr als nur gute Freunde sind.

Durch Zufall erfährt Harry von Professor Trelawney, dass es damals Professor Snape war, der den Beginn der Prophezeiung mithörte und es seinem Meister verriet, dass es also er war, der Lord Voldemort auf Harrys Eltern ansetzte. Harry kann nicht verstehen, wie Professor Dumbledore Professor Snape trauen kann, und glaubt nicht daran, dass dieser deswegen genug Reue empfinden kann, um dem Dunklen Lord untreu zu werden. Im Endeffekt nimmt er sich jedoch zurück, denn Professor Dumbledore hat einen weiteren Horkrux aufgespürt, und Harry darf ihn begleiten und ihm helfen, den Gegenstand zu zerstören. Der Horkrux ist in einer Höhle versteckt, auf einer Insel mitten im See, und um an ihn heranzukommen, muss eine Schale mit Zaubertrank geleert werden; der Professor trinkt diesen Trank, der ihn Schluck für Schluck schwächt, doch es gelingt ihm und Harry das Medaillon an sich zu nehmen und den im Wasser lauernden Inferi, hunderten von zombieähnlichen Wesen, zu entkommen. Bei ihrer Rückkehr nach Hogwarts bemerken sie das Dunkle Mal über der Schule, und auf dem Astronomieturm wird Professor Dumbledore von Malfoy überrascht und entwaffnet, während Harry von dem Schulleiter zu seinem eigenen Schutz bewegungsunfähig gemacht wird, und so versteckt unter seinem Tarnumhang den Verlauf der Dinge hilflos mit ansehen muss: Malfoy, der es nicht fertig bringt, seine Aufgabe zu beenden, die Todesser, die auftauchen, und letztlich Professor Snape, der Professor Dumbledore ohne zu zögern tötet, und mit den anderen flieht. Der Zauber fällt von Harry ab und er verfolgt Professor Snape, kann jedoch nichts gegen ihn ausrichten und muss erfahren, dass dieser der „Halbblutprinz“ ist und dass ihm einst das Buch gehörte, das Harry übers Jahr so viel geholfen hat. Ebenso muss Harry kurz darauf feststellen, dass das Medaillon, das sie mit so großen Verlusten erworben haben, nur eine Fälschung ist, und der echte Horkrux schon vor Jahren mit der Absicht gestohlen wurde, ihn zu vernichten. Professor Dumbledore wird wenige Tage später bei Hogwarts beerdigt und Harry eröffnet Ron, Hermine und Ginny, dass er nächstes Jahr nicht zur Schule zurückkehren, sondern aufbrechen wird, um die übrigen Horkruxe zu finden und zu zerstören.

Zuerst geht Harry jedoch für ein letztes Mal zu den Dursleys zurück (HP und die Heiligtümer des Todes), die dann zu ihrem eigenen Schutz vom Orden des Phönix vor den Todessern versteckt werden, während Harry von einer ganzen Abordnung abgeholt wird und in Sicherheit gebracht werden soll. Lord Voldemort und seine Anhänger warten jedoch schon auf sie und bei der erbarmungslosen Verfolgungsjagd wird „Mad-Eye“ Moody von ihnen getötet.

Trotz Harrys Protesten weichen Ron und Hermine nicht von ihrem Plan ab, ihn auf seiner Suche zu begleiten. In den Tagen vor der Hochzeit von Rons ältestem Bruder Bill bereiten sie sich auf diese Zeit vor. An Harrys siebzehntem Geburtstag erscheint Rufus Scrimgeour, seit einem Jahr Fudges Nachfolger als Zaubereiminister, und vermacht ihnen laut Professor Dumbledores Testament Habseligkeiten aus dessen Besitz: Hermine ein Buch von Beedle dem Barden, das Kindermärchen enthält, Ron den Deluminator, der Lichter an- und ausknipsen kann, und Harry den Schnatz, den er bei seinem allerersten Quidditch-Spiel fing. Tags darauf stürzen die Todesser den Minister und stürmen auf der Suche nach Harry auch die Hochzeit von Bill und Fleur – Ron, Hermine und Harry disapparieren jedoch rechtzeitig und, nach einer Begegnung mit zwei Todessern in einem Café in London, verbergen sie sich in Sirius’ Elternhaus. Dort entdecken sie, dass R.A.B., die Person, die das Horkrux-Medaillon austauschte, Sirius Bruder Regulus war, und von Kreacher erfahren sie warum Regulus, einst stolzer Todesser, dem Lord den Rücken kehrte. Sie finden auch heraus, wo das echte Medaillon jetzt ist: Bei der Aufräumaktion vor zwei Jahren hatten sie selbst es aussortiert, da es sich nicht öffnen ließ, Kreacher rettete es, doch Mundungus, ein kleiner durchtriebener Gauner, stahl es nach Sirius’ Tod und so fiel es einer Hexe aus dem Ministerium in die Hände: Professor Umbridge.

Nach einem Monat intensiver Vorbereitungen verändern Harry, Ron und Hermine mit Vielsaft-Trank ihr Aussehen und wagen sich getarnt als Angestellte in das Ministerium. Sie werden jedoch getrennt und ihr Plan gelingt mehr durch Glück. Sie können Professor Umbridge das Medaillon abnehmen und entkommen, doch beim Disapparieren erhascht einer ihrer Verfolger einen Blick auf ihr Versteck, so dass sie im Haus der Blacks nicht mehr sicher sind. Von nun an sind sie von der Außenwelt abgeschnitten, während sie mit ihrem Zelt von Ort zu Ort reisen und anfangs keine nennenswerten Fortschritte machen.

Eines Tages belauschen sie ein Gespräch anderer Flüchtlinge (muggelstämmige Zauberer werden vom Ministerium verfolgt) und erfahren, dass mit dem Schwert von Gryffindor Horkruxe zerstört werden können. Bevor sie der Spur jedoch weiter nachgehen können, verlässt Ron die beiden anderen im Streit. Zu Weihnachten suchen Harry und Hermine Godric’s Hollow auf, den Ort, an dem Harry geboren wurde, wo seine Eltern starben, und wo auch Professor Dumbledore als Kind gewohnt hat. Dort entkommen sie Lord Voldemort nur um Haaresbreite, und durch einen abprallenden Fluch zersplittert Harrys Zauberstab; der Zauberstab der im Kern gleich ist mit dem des Dunklen Lords. Schon seit Monaten hatte Harry Visionen von Lord Voldemort, der im Ausland nach einem berühmten Zauberstabmacher suchte, doch das, was er von diesem zu fordern gedachte, wurde gestohlen von einem Dieb, den Harry nun als Gellert Grindelwald erkennt. Rita Kimmkorns neuestem Buch zur Folge soll Professor Dumbledore früher mit diesem dunklen Zauberer bestens befreundet gewesen sein, Jahre bevor er ihn in einem entscheidenden Duell besiegte. Harry fragt sich erzürnt, wie viel es noch gibt, das Professor Dumbledore ihm verschwiegen hat, und warum er ihm nicht mehr erzählt hat. Eines Abends bemerkt Harry den silbrigen Patronus einer Hirschkuh und folgt ihm durch den Wald zu einem zugefrorenen Teich, unter dessen Eisfläche er das Schwert von Gryffindor entdeckt. Er ertrinkt beinahe bei dem Versuch es heraufzuholen, wird jedoch von Ron gerettet, der mit Hilfe des Deluminators zu ihnen zurückgekehrt ist. Mit dem Schwert zerstören sie den Horkrux und ihre Euphorie und ihr Eifer kehrt zurück, was die Suche der übrigen Gegenstände angeht. Auch ein Zeichen taucht immer wieder auf: Ein Kreis, umgeben von einem Dreieck und geteilt durch eine senkrechte Linie. Harry, Ron und Hermine suchen Lunas Vater Xenophilius auf, der ihnen von den Heiligtümern des Todes erzählt: Ausgangspunkt für die Entstehung der Legende ist das Beedle-Märchen von den drei Brüdern und es heißt, dass derjenige, der die drei Heiligtümer vereint, den Elderstab, den mächtigsten Zauberstab den es gibt, den Stein der Auferstehung und den vollkommenen Tarnumhang, dass derjenige zum Bezwinger des Todes und somit unsterblich wird. So unglaublich diese Geschichte auch klingen mag; Harry, Ron und Hermine müssen feststellen, dass Harry schon seit Jahren im Besitz genau dieses Umhangs ist, ohne bis jetzt erkannt zu haben, wie wertvoll er ist.

Wenig später spricht Harry seit langem wieder den Namen „Voldemort“ aus, und da auf diesem Namen ein Tabu liegt, ist ihr Zelt Sekunden darauf von Greifern umstellt, die sie auf das Anwesen der Malfoys bringen als sie feststellen, dass sie Harry Potter gefangen haben. Dobby erscheint und disappariert zuerst mit anderen Gefangenen aus dem Keller, während Harry und Ron Hermine vor Bellatrix retten; Dobby kehrt zurück und bringt sie alle sicher zum Haus von Bill und Fleur. Er stirbt jedoch in Harrys Armen durch das Messer, das Bellatrix im letzten Moment nach ihm warf. Harry gräbt per Hand das Grab für Dobby und weiß durch die Verbindung zu Lord Voldemort, dass Professor Dumbledore den Elderstab hatte, seitdem er Gellert Grindelwald besiegte. Harry unternimmt jedoch nichts, denn er glaubt jetzt zu wissen, dass Professor Dumbledore immer wollte, dass er sich auf die Horkruxe konzentriert – von denen einer in Gringotts, im Verlies von Bellatrix Lestrange, liegt. Zusammen mit dem Kobold Griphook, den sie aus dem Haus der Malfoys retteten, wagen sich Harry, Hermine und Ron nach Gringotts, wo sie nach einigen Hindernissen den Kelch von Helga Hufflepuff finden. Sie entkommen auf einem Drachen, doch Lord Voldemort ahnt langsam etwas von ihrem Plan und Harry erfährt, dass der letzte Horkrux in Hogwarts ist. Die drei apparieren nach Hogsmeade, wo sie beinahe entdeckt werden, aber Professor Dumbledores Bruder, Aberforth, hilft ihnen und öffnet ihnen den einzigen Weg nach Hogwarts, der nicht bewacht ist. Im Raum der Wünsche treffen sie die meisten Mitglieder von Dumbledores Armee, die Professor Snape und dem neuen Regime in Hogwarts tapfer Widerstand geboten haben, und nun Harry nach Kräften unterstützen werden. Dieser findet heraus, dass der gesuchte Horkrux das lang verschollene Diadem von Rowena Ravenclaw ist, und um ihm die Gelegenheit zu geben, es zu zerstören, bereiten sich die Lehrer und älteren Schüler darauf vor, Hogwarts gegen die herannahenden Todesser zu verteidigen. Die Schlacht beginnt und nachdem auch das Diadem vernichtet ist, schleichen sich Harry, Ron und Hermine zur Heulenden Hütte, wo sich Lord Voldemort aufhält, um an Nagini heranzukommen. Sie sehen mit an, wie der Dunkle Lord Professor Snape in dem Glauben tötet, der Elderstab würde für ihn erst richtig funktionieren, wenn er ihn besiegt, wie dieser ein Jahr zuvor Professor Dumbledore besiegte. Harry zeigt sich dem sterbenden Professor Snape, der ihm seine Erinnerungen überlässt; Harry schaut sich diese im Denkarium an und erfährt schließlich die volle Wahrheit: Seine Mutter und Professor Snape lernten sich als Kinder kennen und waren gute Freunde, bis sie sich für zwei unterschiedliche Seiten entschieden. Professor Snape aber liebte Lily immer und ihr Tod wurde der Wendepunkt in seinem Leben, der Grund warum er Professor Dumbledore ab da an bedingungslos treu war. Der „Mord“ an diesem war von beiden Zauberern geplant und Harry erfährt außerdem, woher diese starke Verbindung zwischen ihm und Lord Voldemort rührt: Ohne es zu wollen, erschuf der Dunkle Lord einen siebten Horkrux als der Todesfluch auf ihn zurückprallte, und dieses Stückchen seiner Seele lebt in Harry weiter, solange dieser lebt. Harry weiß nun, was er tun muss und macht sich auf den Weg in den Verbotenen Wald. Er muss sterben, damit Lord Voldemort endgültig getötet werden kann, und nun öffnet sich Professor Dumbledores Schnatz für ihn. Er enthält den Stein der Auferstehung, den Ring der Gaunts, und mittels diesem ruft Harry seine Eltern, Professor Lupin und Sirius zu sich, damit sie mit ihm den schweren Weg durch den Wald gehen. Er verliert den Ring kurz bevor er auf Lord Voldemort trifft und die Bilder seiner Gefährten verschwinden – ganz allein steht er dann dem Dunklen Lord gegenüber und stirbt, ohne den Versuch, sich zu verteidigen. Der Todesfluch hat jedoch nur das Stück des Lords in ihm getötet und Harry trifft in einer Zwischenwelt auf Professor Dumbledore, der ihm sagt, er könne sich dafür entscheiden weiterzuleben und weiterzukämpfen.[19] Zurück im Verbotenen Wald nehmen Lord Voldemort und seine Todesser Harry mit und präsentieren ihn denjenigen Kämpfern, die in Hogwarts noch immer die Stellung halten. Der Dunkle Lord ruft sie zur Kapitulation auf, und Neville ist der Erste, der sich dem widersetzt. Im eintretenden Chaos zieht Neville das Schwert Godric Gryffindors aus dem „Sprechenden Hut“ und tötet damit Nagini; den letzten Horkrux. In der Großen Halle tritt Harry dem Lord ein zweites Mal gegenüber und kann ihn mit einem einfachen Entwaffnungszauber besiegen – nicht Professor Snape, sondern Malfoy gewann nämlich die Loyalität des Elderstabes, denn er entwaffnete Professor Dumbledore bevor Professor Snape auftauchte. Harry überwältigte Malfoy Wochen zuvor bei der Flucht von dessen Anwesen, was bedeutet, dass Harry der Meister des Elderstabes ist und sich dieser auch in der Hand von Lord Voldemort nicht gegen ihn wenden wird. Lord Voldemorts Fluch fällt also erneut auf ihn selbst zurück und, beraubt seiner Horkruxe, stirbt er, wie jeder andere Mensch auch. Damit ist auch die Schlacht um Hogwarts, die zahlreiche Opfer forderte, beendet.

Im Epilog, neunzehn Jahre später, findet sich der Leser auf dem Gleis Neundreiviertel wieder, wo Harry und Ginny sowie Ron und Hermine ihre Kinder am Hogwarts-Express verabschieden. Das letzte Buch der Reihe endet mit den Worten „All was well“ [Alles war gut].[20]

Exkurs: Harry Potter und die Religion: Ausgewählte religiöser Implikationen und archaisch-mythologischer Elemente

Anhand der Zusammenfassung wird deutlich, dass die „Harry Potter-Heptalogie“ eine sowohl qualitativ als auch quantitativ umfangreiche Romanreihe ist. Sie ermöglicht vielschichtige Interpretationszugänge, insofern über das genießende Lesen hinausgegangen wird. Um einem potentiellen Vorwurf seitens der Kritiker entgegenzuwirken, dass die Auswahl des Drachenkampfes in Verbindung zu archaischen Mythen überinterpretiert oder eine einzigartige und zufällige Parallele zu religiösen Elementen sei, soll im Folgenden auf einzelne Aspekte aufmerksam gemacht werden, die christliche Elemente enthalten. Sie haben an dieser Stelle die Funktion eines Denkanstoßes und können keine umfassende Analyse bieten.

Die Lebensgeschichte Harrys weißt ähnliche Züge zu der Jesu Christi auf. Harrys Leben ist bereits unmittelbar nach seiner Geburt bedroht und diese Gefahr setzt sich bis zu dem Zeitpunkt, zu dem Harry Voldemort endgültig besiegt, fort. Des Weiteren ist er in der gesamten Zaubererwelt bekannt und für nahezu jeden der hoffnungstragende Held, der das Böse besiegen kann. Natürlich gibt es auch Gegner, die Harry Potter das Leben im Internat schwer machen und auf der Seite des Bösen stehen. Ähnlichkeiten zum historischen Jesus sind darin zu sehen, dass auch er als Erlöser galt/gilt und sowohl Anhänger als auch Gegner hatte. Sein Leben war ebenfalls bedroht, denn als König Herodes der Große erfuhr, dass ein neuer König der Juden in Bethlehem geboren werden solle, ließ er alle Jungen bis zum Alter von zwei Jahren töten, weil er Angst um seine Stellung hatte, „denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten“.[21] Dieses Ziel verfolgt auch Lord Voldemort in Bezug auf Harry Potter, weil auch dieser in ihm eine Gefährdung seiner Macht sieht. Eine Differenz ist darin zu sehen, dass Harry Potter aus ungeklärten Ursachen überlebte, obwohl der Lord dem Baby gegenüber stand. Jesus hingegen überlebte, weil Josef im Traum ein Engel erschienen ist, der ihn warnte, sodass er mit Maria und dem Kind rechtzeitig fliehen und so Jesus dem herodianischen Kindermord zu Bethlehem entkommen konnte.

Die Analogie ist letztendlich darin zu sehen, dass sowohl Jesus als auch Harry als mittellose Kinder auf die Welt kommen, ohne ihr eigenes Zutun von Geburt an als Retter gelten und aufgrund dessen ihr Leben von den Gegnern permanent bedroht ist. Das Grundmotiv dazu ist bereits interkulturell verbreitet gewesen (u.a. bei den Römern) und basiert auf „antiken Erzählungen von der Verfolgung und Bewahrung der Königskinder“.[22] Dementsprechend sind und waren potentielle Erlöser schon immer gefährdet mit der Folge, dass der Betroffene auf vielseitige Unterstützung angewiesen ist und der letztendliche Sieg oder möglicherweise auch die Niederlage nicht von demjenigen allein zu bewältigen ist, sondern übermenschlichen gar göttlichen Beistand bedarf.

Ein weiterer christlicher Aspekt ist in der Patenschaft zu sehen. In „Harry Potter und der Gefangene von Azkaban“ tritt die Figur des Sirius Blacks auf, der als Harrys Pate vorgestellt wird und ab dem Moment für ihn von besonderer Bedeutung ist. Die Übernahme einer Patenschaft für ein neugeborenes Kind steht im Kontext der christlichen Taufe. Der Pate gilt als Zeuge der Taufe und hat die Aufgabe den jungen Menschen auf seinem Lebens- und Glaubensweg unterstützend und verantwortungsübernehmend zur Seite zu stehen.[23]

Auch wenn nirgends erwähnt wird, dass Harry getauft worden ist, setzt das Wissen um einen Paten dies implizit voraus, insofern man die christliche Betrachtungsweise ernst nimmt. Sirius wird seinen erzieherischen Aufgaben gerecht, indem er Harry unterstützt, ihm beisteht und eine Art Vaterersatz gewährleistet, zumindest ab dem Zeitpunkt als Harry von ihm erfährt. Religiöse Orientierung bietet Sirius Harry jedoch nicht, was darauf zurückzuführen ist, dass Religion keine explizite Rolle spielt. Das englische Wort godfather für Pate macht besonders gut deutlich, dass der Pate eine Vaterfigur bietet, vor allem in dem Moment, wenn die Eltern nicht mehr für ihr Kind da sein können, so wie es bei Harry der Fall ist, auch wenn die Verantwortungsübernahme nicht direkt nach dem Tod der Eltern erfolgte. Der erste Wortteil god irritiert jedoch dahingehend, weil von einem christlichen Ritual nicht gesprochen wird und auch sonst nicht von Gott die Rede ist, hier aber der implizite Verweis zu Gott akzeptiert wird. Der deutsche Begriff Pate hingegen lässt eine Assoziation zum Patronus zu und darauffolgend zum Patronus-Zauber, den Zauberer anwenden, um eine beschützende magische Kraft hervorzurufen. Damit schafft Rowling wieder einen Zusammenhang zur Zaubererwelt, doch vor allem durch die Angabe einer bestehenden Patenschaft ist ein christlicher Bezug nicht von der Hand zu weisen, in Betrachtung des englischen Wortes noch weniger als des deutschen.

Neben Erlösermythos und Patenschaft sollte einigen Namen Aufmerksamkeit geschenkt werden. Rowlings Namengebung aller Figuren erfolgt nicht kontextfrei, sondern ist symbolhaft gewählt. Das, was die Namen ihrem Wortursprung nach bedeuten, spiegelt sich in den jeweiligen Charakteren wieder. Die Hauslehrerin von Gryffindor, Minverva McGonagall, ist eine strenge aber gerechte Lehrerin, die auch optisch Ernsthaftigkeit ausstrahlt, aber für Harry ebenso eine herzliche und weise Beraterin ist. Diese Charaktereigenschaften entsprechen denjenigen ihrer Namenspatronin, der römischen Göttin Minerva.[24] Besondere Züge zu archaischen Kontexten weisen die Vornamen der Familie Malfoy auf. Draco, der Name des Sohnes und Harrys gleichaltriger Feind in Hogwarts, mag auf das lateinische Wort draco für Drache (übersetzt ‚Schlange‘, näheres siehe 3) zurückgehen und erinnert zudem an den ersten Gesetzgeber Athens, Drakon, der um 620 v. Chr. diverse Gesetze erließt, die für ihre Strenge standen. Dem entspricht die griechische Ableitung ‚der scharfe Blickende‘ des Wortes drákon.[25] Die daraus abzuleitenden Eigenschaften der Strenge, Schärfe und Arglistigkeit weist Draco Malfoy auf. Mit dem Vornamen Lucius, der Vaters von Malfoy, lässt sich der gefallene Engel Lucifer verbinden, der als einer der Namen des Teufels gilt. Seine Ehefrau Narzissa wird als besonders schön, eitel und selbstverherrlichend beschrieben, sodass der Name an den antiken Mythos um Narcissus erinnert, der sich der Legende nach aufgrund seiner Selbstverliebtheit in sein Spiegelbild verliebte.[26] Es wird deutlich, dass die Namen dieser Familie per se Bösartigkeit vermitteln, so auch der Nachname, der von dem Französischen abgeleitet (frz. ‚mal‘: das Schlechte, Böse und ‚foi‘: Treue, hier im Sinne Treue zum Bösen) werden kann. Analog dazu könnten weitere Namen analysiert werden. Quintessenz soll sein, dass die Parallelen zwischen Namen und Charakteristika ansatzweise deutlich werden, was anhand prägnanter Personen gezeigt worden ist. Diese Verbindungen zwischen Namen und Person kommen nicht von ungefähr, sondern entsprechen Vorstellungen des Vorderen Orients sowie einigen Charakteren des Alten Testaments.[27] Ausgenommen davon ist allerdings Harry Potter selber, denn sowohl Harry als auch Potter ist ein geläufiger Name, vor allem im englischsprachigen Raum.[28] Die semantische Einfachheit seines Namens fällt im Rahmen all der anderen prägnanten Namen auf und könnte möglicherweise damit zu tun haben, dass ihm aufgrund seines Namens nicht direkt Eigenschaften zugeschrieben werden sollen, sondern seine Taten und sein Verhalten in den jeweiligen Situationen für ihn sprechen sollen.

Zuletzt soll erwähnt werden, dass auch das Weihnachtsfest alljährlich in den Romanen mehr oder weniger zum Ausdruck kommt sowie der Tod aufgrund der permanenten Lebensbedrohung für Harry und die daraus folgenden Todesszenarien und konkreten Todeserlebnisse von Freunden, Bekannten als auch Feinden ein ständiger Begleiter ist. Das Weihnachtsfest wird jedoch im Sinne der Konsumorientierung dargestellt, da es Geschenke, ausgiebiges Essen und Feiern gibt. Hinweise auf religiöse Praktiken fehlen gänzlich. Bei dem Tod handelt es sich um ein Phänomen, welches nicht definierbar ist, da es außerhalb unseres Erfahrungsbereiches liegt. Dennoch haben die diversen Kulturen und Religion verschiedene Vorstellungen dazu entwickelt, anhand derer die Heptalogie bereits vielseitig mit verschiedenen Vorstellungen von Todeskonzepten in Verbindung gebracht worden ist, auf die an dieser Stelle verwiesen werden soll.

[...]


[1] Schneidewind, Das ABC, Klappentext.

[2] Schneidwind, Drachen, Art. Mythos, Mythologie, S. 169.

[3] Knobloch, Die Zauberwelt der J.K. Rowling, S. 85–87

[4] Auf eine geschlechterteilende Bezeichnung wird aus Gründen der Lesbarkeit in dieser Arbeit verzichtet. Dennoch sind immer Leserinnen und Leser, folgend auch Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Professorinnen und Professoren gemeint.

[5] Im weiteren Verlauf der Arbeit wird der Name „Harry Potter“ in den Buchtiteln mit „HP“ abgekürzt.

[6] Rowling, HP und der Stein der Weisen, S. 66.

[7] Rowling, HP und der Stein der Weisen, S. 109.

[8] Erklärungen zu den Häusern des Internats siehe Glossar.

[9] Rowling, HP und die Kammer des Schreckens, S. 20.

[10] Rowling, HP und die Kammer des Schreckens, S. 145.

[11] Erklärung zur Bedeutung des „Sprechenden Hutes“ siehe Glossar.

[12] Rowling, HP und der Gefangene von Azkaban, S. 387–388.

[13] Rowling, HP und der Feuerkelch, S. 291–292.

[14] Rowling, HP und der Feuerkelch, S. 529.

[15] Rowling, HP und der Feuerkelch, S. 738–739.

[16] Rowling, HP und der Orden des Phönix, S. 170–176.

[17] Rowling, HP und der Orden des Phönix, S. 388–391.

[18] Rowling, HP und der Orden des Phönix, S. 987.

[19] Rowling, HP and the Deathly Hallows, S. 578.

[20] Rowling, HP and the Deathly Hallows, S. 607.

[21] Mt 2,13 (EÜ).

[22] Luz zit. in: Cornelius, Harry Potter – geretteter Retter im Kampf gegen dunkle Mächte?, S. 49.

[23] Erzbischöfliches Generalvikariat, Aus lebendigem Wasser neu geboren, S. 4.

[24] Schneidewind, Das ABC, Art. McGonagall, Minverva. S. 228.

[25] Schneidewind, Drachen, Art. Draco. S. 71.

[26] Schneidewind, Das ABC, Art. Malfoy, Draco; Malfoy, Lucius; Malfoy, Narzissa, S. 224–225.

[27] Cornelius, Harry Potter – geretteter Retter im Kampf gegen dunkle Mächte? S. 64.

[28] Cornelius, Harry Potter – geretteter Retter im Kampf gegen dunkle Mächte? S. 64.

Ende der Leseprobe aus 97 Seiten

Details

Titel
Der Drachenkampf - Altorientalischer Mythos und moderne Rezeption
Untertitel
Harry Potters Kampf gegen den Ungarischen Hornschwanz – ein zufälliger Drachenkampf oder basierend auf einem gesellschaftlich manifestierten Mythos?
Hochschule
Universität Paderborn
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
97
Katalognummer
V177473
ISBN (eBook)
9783640991730
ISBN (Buch)
9783640991440
Dateigröße
16914 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
drachenkampf, altorientalischer, mythos, rezeption, harry, potters, kampf, ungarischen, hornschwanz, drachenkampf, mythos
Arbeit zitieren
Jennifer Nienhaus (Autor:in), 2011, Der Drachenkampf - Altorientalischer Mythos und moderne Rezeption, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177473

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