Krieg, Ökonomie und Politik in Afrika

Eine Fallstudie am Beispiel der Demokratischen Republik Kongo


Magisterarbeit, 2007

131 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung

Kapitel 1
1.1 Geographische Lage und Rahmendaten des Kongo
1.2 Historische Rahmendaten
1.2.1 Von der Kolonie zur Unabhängigkeit
1.2.2 Die drei Epochen der Ära Mobutu
1.3 Allgemeine Konfliktursachen in Afrika
1.3.1 die Patronage
1.3.2 Historische und neue Ursachen für Konflikte in Afrika
1.3.3 die aktuelle Gefährdungslage an den „Great Lakes“ ..

Kapitel 2
2.1 Auswahl der Theorie
2.2 Eingrenzungen des untersuchten Rahmens
2.3 Die Theorie der „state failure“
2.3.1 Die politischen Güter
2.3.2 Die Unterscheidung von Staaten
2.3.2.1 Starke Staaten
2.3.2.2 Schwache Staaten
2.3.2.3 Failed states und ihre Steigerung
2.4 Indikatoren für „state failure“
2.5 Die Ziele dieser Theorie

Kapitel 3
Die Demokratische Republik Kongo zwischen 1997 und 2004 41 Vorbemerkungen
3.1 Der Zerfall des Staates von 1997 - 2003
3.1.1 Der Erste Kongo Krieg
3.1.2 15 Monate Frieden
3.1.3 Der Zweite Krieg
3.2 Die beteiligten Akteure
3.2.1 Die nationalen Akteure
3.2.2 Die internationalen Akteure
3.2.3 Die multinationalen Akteure
3.3 Die politischen Ziele der nationalen Akteure
3.4 Die politischen Ziele der internationalen Akteure
3.5 Die Mai Mai von Katanga
3.5.1 Die Provinz Katanga
3.5.2 Die Entstehung der Mai Mai in Nord-Katanga
3.5.3 Die MONUC Berichterstatter zur Rolle der Mai Mai
3.6 Die Ökonomie im Kongo Krieg
3.6.1 Die Ausgangssituation in der DRC Anfang der 1990er Jahre
3.6.2 Die ökonomischen Aspekte als Kriegsfolge und - funktion
3.6.3 Die ökonomischen Ziele der nationalen Akteure
3.6.4 Die ökonomischen Ziele der internationalen Akteure

Kapitel 4
4.1 Analyse
4.1.1 Die Ursachen
4.1.2 Die Analyse
4.1.3. die Ursachen des Staatszerfalls - Betrachtung und Kommentar
4.2 Fazit

Literatur & Abbildungsverzeichnis
Zitierte Literatur
Weitere genutzte Literatur
Weblinks
Verwendete UN Dokumente
Abbildungsverzeichnis
Anhang 1: Liste der verwendeten Abkürzungen
Anhang 2: Administrative Karten der DRC
Anhang 3: Gesprächstranskript Gorus / Aerden
Anhang 4: Aufstellung der Vereinten Nationen zu bewaffneten Gruppen im Kongo

Einleitung

Die Demokratische Republik Kongo ist im Jahr 2006 massiv ins Licht der internationalen Öffentlichkeit gerückt. In Deutschland kam es zu einer Kontroverse über die Entsendung von Bundeswehr-Soldaten zwecks Absicherung der angesetzten Wahlen Mitte des Jahres. Damit erhielt eine Region der Welt, in der sich seit Ende des kalten Krieges zahlreiche blutige Konflikte ereignet hatten, wieder gesteigerte Aufmerksamkeit von Seiten des Westens. In diesem Zusammenhang rückte in der Forschung auch wieder die Frage nach Ursachen und Auswirkungen solcher Konflikte in den Fokus. Auch die Frage nach der Position der internationalen Staatengemeinschaft im Umgang mit solchen Konflikten wurde erneut erörtert.

Daraus ergibt sich die thematische Herausforderung, zu eruieren, in welchem Zusammenhang Krieg und Politik in Afrika - und hier insbesondere am gewählten Fallbeispiel der Demokratischen Republik Kongo - stehen und welche Erkenntnisse sich daraus für weitergehende Forschungen ableiten lassen.

Die Leitfrage lautet demnach: Ist die Demokratische Republik Kongo im Zeitraum zwischen 1997 und 2004 als „ failed state “ zu klassifizieren?

Um diese Frage beantworten zu können, muss daher zum Einen Material ausgewählt werden, welches Zusammenhänge wie etwa die Patronage- Netzwerke in Afrika hinreichend illustriert, zum Anderen bedarf es der Auswahl einer Theorie, anhand derer die Ereignisse klassifiziert und analysiert werden können. Für die Darstellung des Geschehens im Staat während des untersuchten Zeitraums bedarf es zudem einer gewissen Varianz an Literatur, die sich mit verschiedenen Schwerpunkten wie beispielsweise politischen Hintergründen und ökonomischen Faktoren befassen. Berichte internationaler Organisationen und lokaler Augenzeugen unterstützen die Wahrnehmung der Ereignisse aus einer variablen Perspektive.

Damit die Leitfrage beantwortet werden kann, war es notwendig, aus der Vielzahl der angebotenen Forschungsansätze einen geeignet erscheinenden auszuwählen und diesen in soweit als gegeben anzunehmen, als dass die hinter der Theorie stehenden Annahmen nicht eingehender auf korrekt hinführende Argumentation überprüft wurden. Somit erfolgt eine eher deskriptive Darstellung der relevanten Erkenntnisse mit der Maßgabe, diese in der Analyse in Relation zu den gewonnenen Rahmendaten aus der Analyse des Geschehens im Kongo setzen zu können und daraus Ergebnisse abzuleiten. Die Einbeziehung einer Augenzeugenquelle und Berichte der Vereinten Nationen ist überdies zielführend, als dass sie weniger von theoretischen Erklärungsansätzen belastet sind als ein Großteil der Forschungsliteratur, welche sich immer an einer bestimmten Fragestellung orientiert und mithin Gefahr läuft, Aspekte auszusparen, die für das Geschehen im Kongo generell von Relevanz sind.

Überdies erfolgt keine Analyse des hinter dem Konflikt stehenden Kriegstypus. Dies erscheint für eine Beantwortung der gewählten Fragestellung nicht zielgerichtet, da zwar unter Umständen eine Recharakterisierung oder Anpassung etwa des Typus „Neue Kriege“ als Ergebnis ermittelbar wäre, dies jedoch keine relevante Auswirkung auf die Fragestellung dieser Arbeit hätte. Eine entsprechende Idee, beides zu kombinieren wurde demzufolge bei der Bearbeitung verworfen. Ob eine Relation zwischen dem Kriegstypus und einem „failing state“ besteht müsste an anderer Stelle eingehender untersucht werden.

Ausgehend von diesen Punkten ist für eine zielgerichtete Beantwortung der Frage ein bestimmtes Vorgehen nötig. Nach einer kurzen Einführung in die wesentlichen Rahmendaten und die Historie des Kongo folgt eine Einführung in die Hintergründe der afrikanischen Patronage am Beispiel eines ausgewählten Erklärungsansatzes. Eine Übersicht über mögliche Konfliktursachen in Afrika generell rundet das erste Kapitel ab. Im zweiten Kapitel wird der theoretische Ansatz von Robert I. Rotberg eingehend vorgestellt. Hierin wird neben einer Darstellung von verschiedenen möglichen Staatstypen besonders der Katalog der möglichen Indikatoren für eine „state failure“ hervorgehoben. Eine Einschätzung der Forscher zum Ziel und zur notwendigen weiteren Forschung in theoretischen Bereich schließt die Darstellung ab. Kapitel drei widmet sich den Ereignissen und Akteuren in der Demokratischen Republik Kongo während des untersuchten Zeitraums. Beginnend mit einer Nachzeichnung der Ereignisse in dieser Periode stehen die unterschiedlichen Akteure, ihre eingesetzten Methoden, ihr Einfluss und ihre Ziele im Mittelpunkt. Hierbei wird nochmals zwischen verschiedenen Ebenen - national, international und multinational - differenziert. Die Entstehung der Mai Mai Milizen aus der Provinz Katanga als Akteur des zweiten Krieges wird daneben nochmals separat erarbeitet, da hier ein Einblick in die Strukturen einer nichtstaatlichen Partei gewonnen werden kann. Eine Analyse der ökonomischen Tätigkeiten und Ziele aller vorgestellten Akteure leitet in das vierte Kapitel über. Dieses befasst sich mit der Analyse der gewonnen Daten. Zunächst wird erarbeitet, worin die Ursachen für den Konflikt zu suchen sind und wie es trotz dieser Schwierigkeiten zu einem Friedensschluss im Juni 2003 kommen konnte. Hiernach wird überprüft, welche Indikatoren für eine „state failure“ aus dem theoretischen Ansatz abgeleitet werden können und ob sich anhand dieser eine solche für den Kongo ableiten lässt. Im Weiteren wird nach den Ursachen und möglichen Gründen für oder gegen eine „failure“ gefragt, um in einem persönlichen Fazit weitere relevante Aspekte einzubinden, die im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht werden konnten.

Kapitel 1

1.1 Geographische Lage und Rahmendaten des Kongo

Die Demokratische Republik Kongo (ehemals Zaire) liegt im Zentrum Zentralafrikas und ist mit einer Fläche von 2,5 Millionen Quadratkilometern das drittgrößte Land auf dem Kontinent. Seine direkten Nachbarn sind die Republik Kongo (Brazzaville), die Zentralafrikanische Republik, der Sudan, Uganda, Rwanda, Burundi, Tansania, Sambia und Angola. Markant für dieses Gebiet ist vor allem das Becken des Flusses Kongo, der das Territorium der DRC von Norden nach Westen durchfließt, sowie zwei Seen, die seinen wichtigsten Nebenarm (den Lualaba) speisen. Die klimatischen Bedingungen sind als tropisch zu charakterisieren; innerhalb des Staatsgebietes befindet sich ein wesentlicher Anteil des Gesamtbestandes an Regenwald im sub-saharischen Afrika. Abseits davon herrschen Savannengebiete vor.

Die Zahl der Einwohner wird auf rund 60 Millionen geschätzt, die Amtssprache ist Französisch, wobei außerhalb der großen Städte auch diverse Bantu-Dialekte gesprochen werden. In Summe leben mehr als 200 verschiedene Volksgruppen auf dem Staatsgebiet, mit einem Anteil von mehr als 50 % der Bevölkerung herrscht der römisch-katholische Glaube vor, gefolgt vom Protestantismus mit 20 %. Die restliche Bevölkerung verteilt sich auf Kimbangisten, Muslime und diverse Naturreligionen.

Die Hauptstadt der Republik ist Kinshasa, die gewählte Regierungsform eine Präsidialrepublik.1

Ökonomisch ist das Land durch eine Vermischung von Subsistenzwirtschaft und den Abbau mineralischer Rohstoffe (vor allem Kupfer, Zink und neuerdings auch Coltan sowie Gold und Diamanten) geprägt. Auch die Förderung von Öl trägt zum Staatseinkommen bei.

Diese natürlichen Rohstoffe sorgten im Jahr 1990 für 75 % der Staatseinnahmen und 17 % des BIP.2 Darüber hinaus existiert vereinzelt Plantagenwirtschaft (Kaffee, Bananen).3

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb1: Vorkommen an natürlichen Ressourcen in der Demokratischen Republik Kongo Die Infrastruktur des Landes ist größtenteils marode, es existieren 2500 km geteerte Straßen, 3 partiell unterbrochene Eisenbahnlinien sowie ein schwer beschädigter Flughafen (Datenstand 1990/91).4

Eine aktuelle Übersicht zu erhalten erweist sich als sehr schwierig, da aufgrund der kriegerischen Handlungen keine Daten zum Zustand der Infrastruktur mehr erhoben wurden. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland zeichnet in seinem Bulletin vom 14. Dezember 2006 das folgende Bild:

"Die wenigen Stra ß en au ß erhalb der gro ß en St ä dte sind in einem v ö llig desolaten Zustand und allenfalls mit allradgetriebenen Fahrzeugen zu benutzen. W ä hrend der Regenzeit sind weite Teile des Stra ß ennetzes unpassierbar. Auf der zweimal w ö chentlich verkehrenden Eisenbahn zwischen Kinshasa und Matadi kommt es immer wieder zu Entgleisungen. Die Eisenbahnlinien im Landesinneren sind meist unterbrochen. Keiner der Flugh ä fen der DR Kongo entspricht internationalen Sicherheitsvorschriften. Die kleineren Flugh ä fen im Landesinneren bestehen meist nur aus einer Landebahn und manchmal einer Abfertigungshalle; sie verf ü gen ü ber keinerlei technische Ausstattung."5

1.2 Historische Rahmendaten

1.2.1 Von der Kolonie zur Unabhängigkeit

Ab 1885 war das Staatsgebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo (DRC) Privateigentum des belgischen Königs Leopold II. Nach internationalen Protesten wurde es 1908 in eine belgische Kolonie transformiert, welche es bis zur Unabhängigkeit 1960 blieb.6 Unter Führung von Patrice Lumumba (1925 - 1961) kam es am 4. Juli 1960 zu einem Aufstand der kongolesischen Truppen in dessen Verlauf die belgischen Offiziere flohen und in der Provinz Katanga sezessionistische Bewegungen entstanden, die in der Unabhängigkeitserklärung endeten.7

Belgien reagierte mit der Entsendung von Fallschirmjägern, wurde jedoch, nachdem Lumumba am 12. Juli den UN Sicherheitsrat angerufen hatte, zum Abzug der Truppen gezwungen. Erste UN Truppen erreichten den Kongo zwei Tage darauf und begannen die Regierung bei der Unterbindung der Unabhängigkeitsbestrebungen Katangas militärisch zu unterstützen. Es kam im weiteren Verlauf zu Auseinandersetzungen zwischen Ministerpräsident Lumumba und dem Staatsoberhaupt Kasawubu, welche in einer Entmachtung und Arrestierung Lumumbas endeten. Nach seiner Flucht aus dem Hausarrest wurde er Anfang Januar 1961 ermordet.8 Nach weiteren Regierungswechseln und UN- Befriedungsplänen ergriff Mobutu Sese Seko (bürgerlich Joseph-Desirée Mobutu, im Weiteren schlicht Mobutu) in einem Coup d’Etat die Macht und erklärte sich selbst zum Staatspräsidenten.9

1.2.2 Die drei Epochen der Ära Mobutu

Die Herrschaft Mobutus lässt sich, Crawford Young zufolge, in drei wesentliche Epochen einteilen. In der Zeit von seiner Machtergreifung am 24.11.1965 bis in die Jahre 1974/75 gelang es ihm, eine autokratische Personenherrschaft zu manifestieren10, in deren Zuge die Umbenennung der ehemaligen Kolonie Kongo/Kinshasa in Zaire erfolgte (1971).11 Wesentliches Merkmal dieser Epoche ist die zwangsweise Verstaatlichung der Minengesellschaften in der Provinz Katanga, sowie die Verbreitung des Manifests von N’sele, in dem Mobutu die offizielle Staatsideologie vorgab (beides 1967).12

Die Epoche zwischen 1975 und 1990 war von einem massiven Verfall des Staates gekennzeichnet. Im März 1977 kam es zur ersten Shaba-Krise.13 Von Angola her einfallende Rebellen14 wurden mit Unterstützung von französischen und marrokanischen Truppen zurückgeschlagen, lösten aber schon im Mai des Folgejahres die zweite Shaba-Krise aus, bei der, nun von sambischem Staatsgebiet her, erneut Invasoren einfielen.15 Nach erneuter Vertreibung, diesmal mit Hilfe der ehemaligen Kolonialherren und wiederum Frankreich, wurde eine pan-afrikanische Schutztruppe aufgestellt, die den weiteren Frieden in der Region sichern sollte. Trotz seines mittlerweile etablierten Einparteiensystems hielt das Land 1982 Parlamentswahlen ab, Abweichler von der Regimepolitik wurden jedoch verhaftet und ihres Amtes enthoben. 1984 wurde Mobutu letztmals offiziell wiedergewählt. Die Studentenproteste in Kinshasa und Lubumbashi im Jahr 1989 endeten blutig und leiteten die letzte Epoche der Herrschaft Mobutus ein.16

Anfang der 1990er wurde der Druck auf das Regime in Kinshasa immer größer. Durch das Ende des kalten Krieges verlor Mobutu mit seiner Patronagemacht eine seiner wichtigsten Stützen und sah sich wachsendem Druck zu mehr Demokratisierung insbesondere durch die USA, Frankreich und Belgien ausgesetzt. In Konsequenz verkündete der Herrscher am 24. April 1990 das Ende der zweiten Republik, um zugleich die dritte ins Leben zu rufen. Diese sollte sich vor allem durch Abschaffung des Einparteiensystems und bedingte Zulassung von mehr Demokratie von der bisherigen unterscheiden.17

Im Dezember desselben Jahres wurden dann neben der bisherigen Regierungspartei Mobutus (MRP) fünf weitere zugelassen (PDSC, UDI, UFERI, IDPS, PALU).18 19 Insgesamt wurden 2750 Delegierte in die Nationale Souver ä ne Konferenz (NSC) gewählt, jedoch konnte diese die im Land schwelenden ethnischen Konflikte20 kaum verbergen. Das System erwies sich insgesamt als ineffektiv, die Macht wurde weiter von Mobutu ausgeübt.21

Im November 1991 lief dessen Amtszeit offiziell ab, er erklärte sich jedoch für weiterhin im Amt, bis eine neue Staatsverfassung ausgearbeitet sei. Im darauf folgenden Jahr löste sich die NSC, welche von Gegnern Mobutus dominiert wurde, zu Gunsten eines Hohen Rates der Republik (HR) auf. Am 14. Januar 1993 erklärte dieser Präsident Mobutu für abgesetzt, worauf jener im März mit der Gründung des „ Konklave “ reagierte und die Verfassung eigenmächtig zu seinen Gunsten änderte und Anfang April in Kraft setzte.22 Doch bereits im November 1993 wurden das Konklave und der HR in das Parlament der Transition zusammengeführt. Dieses ratifizierte am 9. April 1994 die neue Verfassung, beschloss eine Verlängerung der Transitionsphase um weitere zwei Jahre und forcierte die Anerkennung der Regierung Kengo durch Mobutu. Durch diese Reformen in Zusammenspiel mit Mobutus Unterstützung für die Flüchtlinge des rwandischen Genozids verbesserte sich sein Ansehen auf internationaler Ebene. Dadurch wurde er in die Lage versetzt, seine Macht erneut zu manifestieren und die Demokratie zu hemmen.23 Im Jahr 1996 brachen innerhalb des eigenen Territoriums gewalttätige ethnische Konflikte zwischen den einheimischen Tutsi und den rwandischen Hutu- Flüchtlingen aus. Mobutu ruinierte seine Reputation mit „sinnfreien Gewaltaktionen“ gegen diese Gruppen, so dass es Ende 1996 / Anfang 1997 zum finalen Aufstand gegen den Diktator kam.24 25

1.3 Allgemeine Konfliktursachen in Afrika

1.3.1 die Patronage

Der Begriff der Patronage wird vielfältig verwendet und mindestens ebenso divers sind die Definitionen, was genau nun Patronage sei. Da auch diese den Begriff an verschiedenen Stellen verwendet, bezieht sie sich, soweit möglich, auf die Arbeit von Roger Tangri26 und seinen Erklärungsansatz. Für ihn ist das System der Patronage nicht nur eine unterschwellige Beeinflussung von Regierungen, sondern auch eine prinzipielle Form der Einflussnahme auf die staatliche Wirtschaftspolitik seit den Tagen der Unabhängigkeit.27

Grundlegend hierfür ist die Haltung der ehemaligen Kolonialherren, die Grenzen ohne Rücksicht auf bisherige Territorien oder Ethnien zogen. Die dadurch hervorgerufenen ethnischen und kulturellen Bindungen wurden von den Kolonien als administrative Unterteilung genutzt, mit der Folge, dass wirtschaftliche und soziale Bereiche in ihnen unterschiedlich starke Ausprägung fanden. Ferner machte man sich zu Nutze, dass in der präkolonialen Zeit lediglich kleine Gruppen die für westliche Systeme typischen Bevölkerungsschichten - Proletariat und Bürgertum - ausmachten, die Mehrheit der Einwohner waren Landwirte und Viehzüchter.28

Aus diesen sowie weiteren Faktoren wie Bildung der Bevölkerung und Existenzdauer der Staaten, resultierte nach der Unabhängigkeit ein nahezu völliges Fehlen einer nationalen Identität.

Obwohl die Mittelschicht relativ schwach war, schaffte sie es, in den letzten Dekaden des Kolonialismus doch, sich zu organisieren und einen Repräsentationsanspruch im Apparat der Kolonialmächte geltend zu machen.29 Dies ist der Grundstein des eigentlichen Patronage-Systems wie es bis heute besteht.

Beeinflusst durch die Tatsache, dass es sich hierbei meistens um mehrere Interessensgruppen handelte, die zueinander in Konkurrenz standen, bildete sich ein System heraus, in dem lokale Führer oder ähnlich herausstehende Persönlichkeiten dadurch Personen um sich scharten, dass sie versprachen, bei der Verteilung der öffentlichen Güter, beispielsweise Schulen, Krankenhäuser und Arbeit, die ihnen gegenüber loyale Kreisen zu bevorzugen. Durch diese Versprechungen war der erste Schritt zur Errichtung einer Patron-Anhänger Verbindung getan, die konkurrierenden Führer hatten einen Weg gefunden, ihre Machtbasis im Inneren zu sichern und als Folge den Besatzern bzw. der aktuellen Regierung mit größerer Macht entgegenzutreten.

Nach der Unabhängigkeitswelle in den späten 1950ern und frühen 1960ern sah man sich nun einem neuen Staatsapparat gegenüber. Die lokalen Führer von gestern waren in den oberen Rängen des Staates wieder zu finden, zugleich fiel das immer noch nur rudimentär ausgebildete Bürgertum nicht weiter ins Gewicht, sodass die neuen Herrscher in monopolistischer Weise abseits des Willens der breiten Masse herrschen konnten.

Erschwerend kam noch hinzu, dass die neuen Staatsführer in Afrika von Beginn an ihr Wirken im wesentlichen darauf zentrierten, in ihrer Herrschaft persönliche und politische Aspekte zu verwirklichen, anstatt ein Sozialsystem und eine effektive Wirtschaftsförderung aufzubauen. Sie sahen sich vielmehr der Aufgabe verpflichtet, ihren persönlichen Machterhalt sicherzustellen und zugleich sich und ihren Anhängern eine ökonomische Basis zu verschaffen.30

Durch den Staat waren diese in Schlüsselpositionen befindlichen Führer in der Lage, den Großteil der verfügbaren staatlichen Ressourcen zu kontrollieren und Einfluss auf die Verteilung zu nehmen, zumal verschärfend hinzu kam, dass dieser Weg für die politischen Führer und ihre Anhänger oftmals die einzige Möglichkeit zur Akkumulation von Reichtum war, da die private Wirtschaft zumeist in Händen der ausländischen Kapitalfirmen verblieb und der Zugang für die neuen Eliten des Landes dadurch massiv erschwert wurde.

Dieser Mangel an Möglichkeiten erklärt für Tangri die Ursachen vieler bewaffneter Konflikte in den gerade unabhängig gewordenen Staaten. Es ging um Errichtung und Erhalt von Macht und Kontrolle über den Staat zur Finanzierung der eigenen Gruppe und dem Erwerb persönlichen Wohlstands.

Ziel der Herrschenden war es, an der Spitze zu bleiben. Die Mittel dieser autokratischen Herrschaft unterschieden sich dabei nicht wesentlich von denen der abgelösten Kolonien - Repression und Einschüchterung politisch unbequemer Widersacher waren und sind bis heute an der Tagesordnung. Eine einheitliche zivile Gesellschaft war durch die ethnische Diversität lange nicht stark genug ausgeprägt, um effektiv gegen eine derart zentralistische Herrschaft aufzubegehren, so dass erst in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre eine Veränderung hin zu einem liberalisierten Mehrparteiensystem und einer langsamen Ausbildung von Demokratie für das sub-saharische Afrika auszumachen ist.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die von den Kolonialstaaten vorgelebte Teilung der ethnischen und sozialen Gruppen in den neuen Staaten ihre Fortsetzung fand, indem die politischen Güter über den Weg der Patronage-Netzwerke entsprechend der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe verteilt wurden.31 Dieser einzig durch politische Motive getriebene Zugriff auf Ressourcen entwickelte sich schnell zum zentralen Mechanismus für den Machterhalt der Führungsschicht in weiten Teilen des südlichen Afrikas. Die Patronage wurde als integraler Bestandteil des politischen Geschäfts verstanden, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, die armen, unterentwickelten und ethnisch geteilten Staaten zusammenzuhalten und zu regieren.32 33 Durch gezielte Steuerung waren die Herrscher in der Lage, politische Verbündete zu unterstützen und unter den Rivalen Konkurrenz zu etablieren und somit ein vereintes Vorgehen gegen sich selber zu unterminieren.34

Aufgrund der Ausgangslage in vielen afrikanischen Staaten, insbesondere des teilweise recht überstürzten Rückzugs der bisherigen Kolonialherren, waren die neuen Herrscher in der Lage, mit sehr großer Autonomie zu regieren und ihren Einfluss bis in Teile der privaten Wirtschaft auszudehnen. Ihr Grundproblem blieb jedoch allzeit die mangelnde Kontrolle über die vornehmlich ausländisch dominierten Sektoren des Ressourcenhandels und andere hochprofitable Bereiche. Die wiederum führte zu dazu, dass Positionen innerhalb der Bürokratie des Staates eine der wenigen Möglichkeiten der Absicherung und Unterstützung der eigenen Gefolgschaft darstellten.

Die Folgen waren ein völlig aufgeblähter Staatsapparat, der gleichzeitig beinahe handlungsunfähig und hochgradig korrupt war, sowie ein dramatischer Einbruch der wirtschaftlichen Rahmendaten und ein Absturz in die Schuldenkrise. Doch trotz der inzwischen gewonnen Erkenntnis, dass Patronage eine Gefährdung für die staatlichen Einnahmen und die Wirtschaft darstellt, gehört sie bis heute fest zum sub-saharischen Afrika.35

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb 2: Die ethnische Diversität in der DRC

1.3.2 Historische und neue Ursachen für Konflikte in Afrika

Konfliktursachen für Kriege sind naturgemäß sehr weitläufig. In seinem Artikel geht Stephen Ellis der Frage nach, welche Ursachen für die Transformation von politischer Gewalt hin zu Krieg in Afrika in der Vergangenheit zu suchen sind und welche eher neueren Ursprungs sind.36

Die Erklärung, dass ein Ursprung in den kolonialen Wurzeln der einzelnen Staaten zu sehen ist, erscheint unter dem Gesichtspunkt, dass die Konflikte der letzten Dekade dann mit einer Zeitverzögerung von nahezu „einem halben Jahrhundert“ ausgebrochen wären nicht hinreichend. Auch die von Mary Kaldor37 aufgestellte These, dass das Ende des kalten Krieges und die rasant fortschreitende Globalisierung für die Steigerung der Gewalt verantwortlich zeichnen, wird von ihm bezweifelt. Zur Widerlegung der Kaldor'schen Thesen weist Ellis nach, dass anhand von Fallbeispielen wie Liberia und Angola zu belegen ist, dass diese Konflikte lange Zeit vor Ende des kalten Krieges ausbrachen und bis in die jüngste Vergangenheit andauerten.38

Angelehnt an andere Autoren klassifiziert er die Konflikte im heutigen Afrika als „postmoderne“ oder „degenerierte“ Kriege und versucht weitere Gründe für die Entstehung dieses Typus zu analysieren.39 Bezeichnet man Krieg bisher noch als „als außergewöhnliche Unterbrechung des normalen Status“ (gemeint ist Frieden), so zeigt sich für Afrika, dass viele Konflikte dort mit einer schwachen Intensität, ohne große Schlachten zwischen den Kombattanten, dafür jedoch über lange Zeiträume hinweg ausgetragen werden.

Daraus folgt eine pervertierte Umkehrung der Begriffe normal und außergewöhnlich,40 welche bereits im Jahr 1651 von Thomas Hobbes treffend beschrieben wurde:

“ Warre, consisteth not in Battell only, or the act of fighting, but in a tract of time, wherein the Will to contend by Battell is sufficiently known41 Die Ursachen für diese Kriege ergeben sich für Ellis aus der Feststellung, dass Politik im nachkolonialen Afrika einen Kampf um die absolute politische Macht und Vorherrschaft im Staat darstellt, in dessen Verlauf die Moral soweit degeneriert ist, dass gewalttätige Mittel als probat eingestuft werden und blutige Auseinandersetzungen mit militärischen Mitteln zum politischen Geschäft dazugehören, was in krassem Widerspruch zur Theorie Clausewitz’ steht, der im Krieg letztlich eine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sah.42

Auf Basis dieser Überlegung folgert Stephen Ellis, dass Kolonien, gestärkt durch ihre europäischen Mutternationen, militärisch wie auch finanziell in der Lage waren. mit Hilfe von Gewalt und Patronage das von ihnen errichte Zwangssystem zu substituieren. In Folge der Dekolonisation während des Kalten Krieges brachen diese Systeme völlig zusammen und die Herrscher der neu entstandenen Staaten mussten sich nach anderen Finanzierungsformen umsehen, um ähnliche Systeme erhalten zu können.43

Der aus historischer Sicht betracht, folgende, weit reichende Verkauf von natürlichen Ressourcen wie Diamanten, Gold oder Öl führte in der aktuellen Forschungsdebatte zu einer gefährlichen Fehleinschätzung.

Ellis analysiert, dass der Westen verstärkt annahm, dass die neu entfachten Kriege in Afrika lediglich durch die Gier der verschiedenen Interessensgruppen angetrieben wurden.

Er erachtet es als korrekt, dass jeder Krieg einer entsprechenden finanziellen Grundlage bedarf und an seinem Ende zumeist Ziele wie Machtergreifung und Ressourcenkontrolle stehen. Allerdings wendet er gegen dieses Argument ein, dass auch in Friedenszeiten die Vorherrschaft über natürliche Ressourcen und produzierte Güter sowie politische Partizipation keineswegs unstrittig ist. Er konkludiert, dass das, was man heute im Konflikt noch Ressourcenplünderung nennt, schon morgen im Frieden als Management und Verwaltung derselben akzeptiert wird.44

Abkehrend von dieser - aus seiner Perspektive - unvollständigen Betrachtung plädiert er dafür, in die Analyse noch weitere Faktoren einzubeziehen und zu überprüfen, in wie weit sie für die Entstehung von Kriegen verantwortlich sind.

Implosionen von Staaten, politische Führer, die nur kurzsichtig und zum eigenen Wohl Entscheidungen treffen, aber auch zwangsweise herbeigeführte Reformen durch internationale Finanzorganisationen oder von außen erzwungene Demokratiebewegungen können in Afrika kriegsursächlich sein.45

Schon einzelne der vorgenannten Ereignisse genügen, um politische Führer dazu zu veranlassen, militärische Unterstützung nicht nur zur Bekämpfung von Gegnern, sondern auch zur Stärkung des eigenen Rückhaltes zu akkumulieren.

Auf Basis dieser Erkenntnis argumentiert er, dass die Verallgemeinerung, dass ethnisch begründete Konflikte immer zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen müssen, nicht länger tragbar sei. Vielmehr sind der Verlust des Gewaltmonopols durch den Staat und der Übergang auf ethnische oder private Führer eine Folge des Staatszerfalls. Diese üben dann in dem von ihnen kontrollierten Gebiet anstelle des Staates, beispielsweise durch loyale Milizen oder Privatarmeen die Monopole aus. Daraus kann - muss aber keinesfalls - eine gewalttätige Auseinandersetzung folgen, ein vorgefertigtes, allgemeingültiges Schema existiert nicht.46

Schlussfolgernd argumentiert Stephen Ellis, dass die zuvor genannten Punkte jeder für sich das Potential für einen möglichen Konflikt in Afrika in sich tragen. Ursächlich für den Krieg ist jedoch letzen Endes keiner für sich allein. Illustriert am Beispiel Liberia, zeigt er präzise mehrere Faktoren für die entstandene Instabilität auf (Legitimitätsverlust der herrschenden Partei, Diktatur durch Samuel Doe, massive wirtschaftliche Rezession), die zwar alle das Potential zur Eskalation in sich trugen, es jedoch nicht soweit kam. Niemand hatte Charles Taylor gezwungen seine politischen Rivalen zu ermorden oder die eingreifenden ECOMOG Truppen zu attackieren, um die Herrschaft über den Staat auf dem Wege der Gewalt anstelle der Verhandlung zu erlangen.

Für Ellis steht daher die Frage im Raum, ob es noch andere Gründe für Eskalationen, etwa im religiösen Bereich oder durch regionale Besonderheiten gibt, die jedoch in der aktuellen Forschung noch nicht hinreichend berücksichtigt werden.47

Im Zusammenspiel mit den, für das Afrika der letzten 15 Jahre charakteristischen, bereits erwähnten „low intensity“-Kriegen, die in der Lage sind, sich aus sich selbst heraus zu reproduzieren, mithin beliebig lange weitergeführt werden können, bleiben noch viele offene Fragen zu klären und die Gewissheit, dass auch diese Kriege von Menschen geführt werden und irgendwann enden - gelegentlich sogar mit einem verbesserten Ausgang als der zuvor herrschende Status.48

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Staaten in Afrika mit gewalttätigen Auseinandersetzungen

1.3.3 die aktuelle Gefährdungslage an den „Great Lakes“

Die Gefährdungslage in der Region ist nach wie vor kritisch. Das Auswärtige Amt warnt Mitte Dezember 2006 immer noch vor Reisen in die Region. Insbesondere für den Osten der DRC wird die Sicherheitslage als fragil bezeichnet, die östlichen Provinzen Ituri, Nord & Süd-Kivu, sowie der Norden Katangas gelten als nicht befriedet. Die Gefahr gewalttätiger Unruhen wird für als gesamte Land als gegeben angesehen.49 Für die unmittelbaren Nachbarländer Rwanda und Burundi gibt es äquivalente Warnungen für das unmittelbare Grenzgebiet zum Kongo, ansonsten werden Reisen unter Beachtung allgemeiner Sicherheitsvorkehrungen als unbedenklich eingestuft.50 51

Kapitel 2

2.1 Auswahl der Theorie

Die Begrifflichkeit „failed state“ bemüht sich, einen bestimmten Typus von Staaten zu charakterisieren und seiner Entwicklung einen theoretischen Unterbau zu geben. Anhand der Analyse der Fallstudie Demokratische Republik Kongo soll die Theorie, welche Robert I. Rotberg in seinem Buch „When States Fail“52 aufgestellt wurde, auf ihre Anwendbarkeit im konkreten Fall geprüft werden. Die Auswahl dieser Theorie ergab sich nach Betrachtung der derzeitigen Forschungslage. Grundsätzlich sollte sich die zur Grunde liegende Theorie mit dem Objekt des Staatszerfalls und seiner Auswirkungen beschäftigen, dabei eine Systematik und Indikatoren bieten, anhand derer das konkrete Beispiel Demokratische Republik Kongo entsprechend klassifiziert werden kann.

Die angebotenen Forschungsansätze unterscheiden sich derzeit noch stark in ihrer historischen Einordnung und der Analyse der Ursachen, welche zu einem Staatszerfall führen. Hier reichen die Ansätze von einem kurzzeitig auftretenden, rasch zu behebenden Problem bis hin zur Mutmaßung einer generellen Zeitenwende. Darüber hinaus unterscheiden sich diese grundsätzlich, indem sie sich in optimistische bzw. pessimistische Ansätze differenzieren.53

Der optimistische Ansatz, den zum Beispiel Chester Crocker54 vertritt die Überzeugung, dass zerfallende Staaten wieder aufgebaut werden können. Der Internationalen Gemeinschaft müsse sogar daran gelegen sein, da von ihnen eine potentielle Bedrohung für die gesamte Weltordnung ausgeht. Die Vertreter des pessimistischen Ansatzes hingegen stellen dieses „internationale System der Staaten“55 generell in Frage und weisen den Kriegsherren der Neuzeit die Rollen von „Unternehmern und Kommandeuren“56 zu, die zeitgleich eine Art von „Neuen Kriegen“ hervorrufen, welche nicht mit den bisherigen der Neuzeit zu vergleichen sind.57

Der hier deskriptiv dargestellte Teil der Theorie Rotbergs, der sich mit den Ursachen und der Entstehung von „state failure“ auseinander setzt, eignet sich für die Analyse der vorliegenden Fallstudie vermutlich besonders, da in ihm Thesen beider vorgenannten Ansätze vereint und diese pragmatisch herausgestellt werden.

Auf eine weitergehende, theoretische Analyse des Ansatzes wird verzichtet, da dies für die bearbeitete Fallstudie nicht zielführend erscheint. Vielmehr soll versucht werden, die Geschehnisse im Kongo anhand dieser Theorie nachzuvollziehen und zugleich eventuell vorhandene Schwächen einer pragmatischen Betrachtung aufzuzeigen.

Da es für die in der englischen Fachliteratur verwendeten Begriffe wie „failed state“ keine allgemeingültige deutsche Entsprechung gibt, verwendet diese Arbeit die englischen Originalbezeichnungen.58

2.2 Eingrenzungen des untersuchten Rahmens

Die von Rotberg zusammengefasste Theorie gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil wird die Natur der „state failure“ erläutert. Welche Faktoren dazu führen, welche Merkmale „failing states“ aufweisen und welche Akteure in welchem Ausmaß daran Anteil nehmen. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Fragestellung, welche Methoden man benötigt um einen „failed state“ wieder aus diesem Status zu befreien und wie eine Intervention, Restrukturierung und Reformation überhaupt möglich ist bzw. welche Punkte dafür erfüllt sein müssen.

Da sich diese Arbeit auf die Frage konzentriert, ob es sich bei der Demokratischen Republik Kongo seit der Machtübernahme LaurentDesirée Kabilas um einen „failed state“ handelt und welchen Einfluss dies auf die politische Lage hat, verzichtet sie darauf, den Abschnitt des Wiederaufbaus zu behandeln. Dies müsste unter Berücksichtigung der Ereignisse des Jahres 2006 an anderer Stelle noch geschehen, stellt meines Erachtens jedoch eine eigenständige Thematik dar.

2.3 Die Theorie der „state failure“

Als Ausgangspunkt seiner Theorie setzt Rotberg auf die Erkenntnis, dass Nationen durch interne Gewalt und mangelnde Durchsetzungsfähigkeit im Inneren zu Kandidaten für eine „state failure“ werden. Sein Anspruch an die Theorie ist es daher, graduelle Unterscheidungen zwischen den Begriffen „failing states“, „failed states“ sowie „collapsed states“ zu ermöglichen. Als Hilfsmittel hierzu dient ferner eine Definition der Begriffe „strong states“ und „weak states“ als Vorläufer bzw. Kontrapunkt zu den genannten Begriffen.59

Staaten als Gebilde in der Internationalen Gemeinschaft werden dabei als gegeben hingenommen, ebenso, dass einige schwächer sind als andere und daher eher zu einer „failure“ tendieren. Weiterhin wird anerkannt, dass einige Staaten zum Zeitpunkt von Rotbergs Publikation bereits in die Klassifizierungen „failed state“ oder „collapsed state“ fallen.60

2.3.1 Die politischen Güter

Nach Rotberg liegt der Sinn für die Existenz von Nationalstaaten im Verteilen von politischen Gütern. Anhand der Fähigkeit eines Staates, diese Güter zu gewährleisten, lässt sich ableiten wie hoch das Ansehen des Staates bei seiner eigenen Bevölkerung ist. Die wesentlichen politischen Güter sind die Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung, eine verlässliche Regierung, eine Herrschaft auf Grundlage der Gesetze und eine respektierte Verfassung. Darüber hinaus zählen auch Faktoren wie die Versorgung mit Bildung, medizinischen und sozialen Einrichtungen, oder Investitionen in die Infrastruktur des Landes zu diesem Bereich. Ein weiteres wichtiges politisches Gut ist die freie und gleiche Partizipation aller Bewohner eines Staates an der Politik und den politischen Prozessen.61

Rotberg hebt hervor, dass kein politisches Gut von größerer Bedeutung ist als die Versorgung mit Sicherheit nach Innen und Außen62. Während im Inneren die Sicherheit der Einwohner im Vordergrund steht, ist der Fokus im Bezug auf äußere Sicherheit darauf zu legen, dass Grenzübertritte feindlicher Truppen und Verlust von eigenem Territorium zu verhindern sind. Ziel dieses kombinierten Gutes ist es, Bürgern die Möglichkeit zu geben, ohne den Einsatz von Waffen oder sonstige physische Gewalt bestehende Konflikte zu lösen. Hierbei spielt das Gut der Verlässlichkeit der Gesetze eine Rolle (Rule of Law).

Für moderne, starke Staaten hält der Autor für gegeben, dass diese vorhersagbare, anerkannte und systematisierte Methoden bereitstellen, in deren Rahmen sich derartige Konflikte lösen lassen, die Sicherheit des persönlichen Eigentums, die Verbindlichkeit von Verträgen und ein effektives juristisches System garantiert sind und ein gewisses moralisches Normenset vorhanden ist.

Eine tolerierbare Einschränkung dieser politischen Güter liegt dann vor, wenn der Staat sie nicht mehr selbst bereitstellt, sondern in privatisierter Form zur Verfügung stellt, jedoch nur dann, wenn für die Bevölkerung der freie Zugriff darauf gewährleistet ist.63 64

2.3.2 Die Unterscheidung von Staaten

Die vorgenannten politischen Güter bilden in Rotbergs Ansatz ein Bündel von Kriterien, die es ermöglichen, Staaten zu beurteilen und in „strong“, „weak“ oder „failed states“ zu kategorisieren.

„Strong states“ weisen in allen Bereichen eine starke Performance auf. Bei „weak states“ ist das Profil gemischt, sie erfüllen manche der Erwartungen ihrer Bevölkerung, zeigen jedoch Schwächen in anderen Sektoren. Je schwächer dabei das Abschneiden des Staates insbesondere in den wichtigsten Faktoren ist, desto stärker ist die Tendenz hin zu einem „failed state“.

Hierbei ist zu beachten, dass ein „weak state“ auch dann als „failed“ gelten kann, wenn er zwar in manchen Bereichen noch relativ gut abschneidet, im Bezug auf das Gut der menschlichen Sicherheit jedoch völlig versagt. Dies ist laut Rotberg deshalb so einzuschätzen, als dass das Gut der menschlichen Sicherheit - in Verbindung mit dem staatlichen Gewaltmonopol - wesentlich höher anzusiedeln ist als andere Güter wie z.B. Bildung oder Infrastruktur. Daher ist es möglich, dass ein Staat, der lediglich in diesem Bereich versagt, trotzdem in seiner Gesamtheit als „failed“ betrachtet wird.

Eine Einschränkung zu seiner Theorie macht Rotberg in dem Aspekt, dass man, so lange ein Staat ein Quasi-Gewaltmonopol besitzt, weitere Faktoren untersuchen muss, um nach eingehender Betrachtung eine Klassifizierung vornehmen zu können.

2.3.2.1 Starke Staaten

„Strong states“ im Sinne dieses theoretischen Ansatzes haben demnach vollständige Kontrolle über ihr Territorium, bieten ihrer Bevölkerung die volle Bandbreite an politischen Gütern und haben gute Bewertungen bei den wesentlichen Indizes wie dem UNDP Human Development Report, dem Transparency International corruption Report oder dem Freedom House of the World Report. „Strong states“ offerieren ein hohes Level an Sicherheit vor politischer und krimineller Gewalt, sichern politische Freiheiten und kreieren wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die zu ökonomischem Wachstum führen können. Starke Staaten herrschen Kraft verbindlicher Gesetzgebung, welche für alle Seiten verlässlich ist und durch eine unabhängige Judikative überwacht wird.65

2.3.2.2 Schwache Staaten

„Weak states“ werden allgemein darüber definiert, dass sie sich zum aktuellen Zeitpunkt in einer Form von Krise befinden. Die Gründe für diese Krise können vielfältig sein. Neben geographischen, physischen oder fundamentalen ökonomischen Einschränkungen (beispielsweise ein Mangel an natürlichen Rohstoffen im Staatsgebiet), können auch bis dato als „strong“ kategorisierte Staaten in diesen Status abgleiten, wenn beispielsweise ein markanter Politikwechsel eintritt.

Weitere typische Merkmale für „weak states“ sind Probleme mit Ethnizitiät, vielen verschiedenen Sprachen innerhalb des Landes, sezessionistischen Bewegungen, die jedoch bis zum aktuellen Zeitpunkt nicht gewalttätig ausgetragen werden, oder Stagnation in infrastruktureller Hinsicht. Auch wirtschaftliche Rahmendaten wie das Bruttoinlandsprodukt sind zumeist gesunken oder fallen immer noch. Auch wenn „weak states“ typischerweise despotisch von gewählten (oder eingesetzten) Herrschen regiert werden, gibt es keine Belästigung der Zivilgesellschaft, das Gut der persönlichen Sicherheit ist nach wie vor gewährleistet.

Abseits dieser gängigen Klassifizierung verweist Rotberg auf eine spezielle Kategorie schwacher Staaten, welche autokratisch regiert werden, eine funktionierende Regierung haben, jedoch zugleich nur relativ wenige politische Güter für das Gros der Bevölkerung bereitstellen.66

2.3.2.3 Failed states und ihre Steigerung

Die Theorie klassifiziert „failed states“ als gefährliche Gebiete mit tief greifenden Konflikten, die von verschiedenen bewaffneten Gruppierungen kämpferisch ausgetragen werden. In den meisten „failed states“ kommt es zu Gefechten zwischen Regierungstruppen und bewaffneten Rebellengruppen, welche von einem oder mehreren Oppositionellen angeführt werden. Die Intensität der Gewalt ist hierbei jedoch kein unbedingtes Merkmal für „failed states“. Erst die Tatsache, dass der Zustand anhält, begründet die Bezeichnung. Ein weiterer Indikator um „failed states“ auszumachen, ist, dass sich die Gewalt in großen Teilen gegen die bisherige Regierung / das bisher herrschende Regime richtet. Demzufolge sind Bürgerkriege ein Charakterisierungsmerkmal, haben sie doch zumeist ihre Wurzeln in sprachlichen, religiösen und sonstigen kulturellen Konflikten zwischen verschiedenen im Staat lebenden ethnischen Gruppierungen. Rotberg geht so weit, zu postulieren, dass „ Es keinen Staat gibt, der als failed klassifiziert wird, in dem es nicht zu Disharmonien zwischen verschiedenen Gesellschaftsteilen kommt. “ 67

Die Gründe, warum aus einem „weak state“ ein „failed state“ entsteht, sind divers. Ein Transformationsgrund kann der Zusammenbruch eines bestehenden Patronagesystems sein68, welcher zu einem Aufstand der bisher bevorzugten Bevölkerungsgruppe führt. Diese wird zumeist bemüht sein, den bisherigen Status wieder zu erreichen, also die Akkumulation von Geld und Sachwerten in ihre Richtung wieder herzustellen.

Als Beispiel für ein solches System sieht Rotberg die DRC. Auch nach der Ära Mobutu lässt sich vermuten, dass die Präsidenten Kabila, welche der Ethnie der Luba aus der Provinz Katanga entstammen, insbesondere diese gesellschaftliche Gruppe unterstützen.69

[...]


1 Hesp / McKnight / Thom & Wonders (Hrsg.): Geographia Pocket Weltatlas & Länderlexikon, Deutschland 2006, Seite 637f.

2 Analog zu BIP sind die Begriffe GDP für Gross Domestic Product und der in neuerer Zeit von internationalen Finanzorganisationen gewählte Terminus GNI für Gross Netto Income gemeint.

3 Meditz, Sandra W. / Merril, Tim: Zaire: A Country Study, Washington 1993, Seite xxvii f

4 Meditz / Merril, Seite xxx

5 http://www.auswaertiges- amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/KongoDemokratischeRepublik/Sicherheitshinweis. html

6 Meditz / Merril, Seite xxiv

7 Kinder, Hermann / Hilgemannm Werner / Hergt, Manfred: dtv - Atlas Weltgeschichte, München, 2006, Seite 547

8 Meditz / Merril, Seite xii

9 Kinder u.a., Seite 547

10 Young, Crawford: Zaire: the anatomy of a failed state, in: Birmingham / Martin: History of Africa: the contemporary years since 1960, Harlow 1998, Seite 98

11 Kinder u.a., Seite 625

12 Meditz / Merril, Seite xiv

13 Die Region Shaba ist gleichbedeutend mit der Provinz Katanga, ihre Umbenennung erfolgte 1971 zwecks Afrikanisierung des Staatsgebietes

14 ehemalige Sezessionisten aus den frühen 1960er Jahren

15 Kinder u.a., Seite 625

16 Meditz / Merril, Seite xv

17 Young: Zaire, Seite 123

18 Strizek, Helmut: Afrika Studien 125: Kongo/Zaire - Ruana - Burundi - Stabilität durch erneute Militärherrschaft? Studie zur „neuen Ordnung“ in Zentralafrika, München 1998, Seite 135

19 Eine genaue Auflistung aller in der Zeit von 1990 bis 1995 aktiven politischen Akteure findet sich bei Stroux, Daniel: Zaires sabotierter Systemwechsel - Das Mobutu-Regime zwischen Despotie und Demokratie, Hamburg 1996, Seite 65 - 115

20 vor allem zwischen den Gruppen der Kasai-Luba, Hutus und Tutsis

21 Young: Zaire, Seite 123

22 Strizek, Seite 136ff.

23 Strizek, Seite 140f.

24 Strizek, Seite 188

25 Strizek, ebd.

26 Tangri, Robert: The Politics of Patronage in Africa - Parastatals, Privatization & Private Enterprise, Oxford 1999

27 Tangri, Seite 7

28 Tangri, Seite 7f.

29 Tangri, Seite 8

30 Tangri, Seite 9

31 Tangri, Seite 10

32 Tangri, Seite 11

33 Tangri merkt auf Seite 10 jedoch an, dass ein kleiner Teil der sub-saharischen Staaten sich durch eine andere Form der Patronage stabilisierte, indem man die politischen Güter in einem ausbalancierten System allen Gruppen zur Verfügung stellte. Dabei wird jedoch deutlich hervorgehoben, dass es sich um eine absolute Minderheit handelt.

34 Tangri, Seite 10

35 Vgl. ebd. Seite 11ff.

36 Ellis, Stephen: The Old Roots in Africa’s New Wars, in: Internationale Politik und Gesellschaft, Ausgabe 02/2003, Deutschland 2003,, Seite 29-43

37 Kaldor, Mary: New and Old Wars: organized violence in a global era, Cambridge 1999, Seite 2

38 Ellis, Seite 33

39 Ellis, Seiten 29, 30 & 34f.

40 Ellis, Seite 31

41 Hobbes,Thomas: Leviathan, UK London 1968, Seite 185f.

42 Ellis, Seite 33

43 vgl. hierzu auch den vorherigen Punkt

44 Ellis, Seite 33f.

45 Ellis, Seite 34f.

46 Ellis, Seiten 35ff

47 Ellis, Seiten 40ff

48 Ellis, Seite 43

49 http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/KongoDemokratischeRepublik/Sicherheitshinweis.html

50 http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Ruanda/Sicherheitshinweise.html

51 http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Burundi/Sicherheitshinweise.html

52 Rotberg, Robert I. (Hrsg.): When States Fail: Causes & Consequences: Causes and Consequences, USA, Princeton, 2004

53 Reinhardt, Dieter: Staatszerfall, Neue Kriege und Bedrohungspotentiale - Review Essay -, in: Zeitschrift für Internationale Politik und Gesellschaft, Ausgabe 03/2004, Seite 165

54 Crocker, Chester: Engaging Failing States, in: Foreign Affairs, Oktober 2003, USA 2003, S. 32 - 44

55 Spanger, Hans Joachim: Die Wiederkehr des Staates, Staateszerfall als wissenschaftliches und entwicklungspolitisches Problem, in: HFSK Report 01/2002, Deutschland 2002, Seite 1

56 Epller, Erhard: Vom Gewaltmonopol zum Gewaltmarkt, Frankfurt am Main, 2002 S. 52

57 Münkler, Herfried: Die neuen Kriege, Hamburg 2004, S. 18f. und Seite 131 - 173

58 Gero Erdmann verwendet beispielsweise die Begrifflichkeit Staatszerfall, dieser erscheint mir jedoch nicht hundertprozentig stimmig im Bezug auf den Originalbegriff.

59 Rotberg, Seite 1

60 Rotberg, Seite 28

61 Rotberg, Seite 2

62 insbesondere gemeint ist hierbei die Sicherheit von Personen, weniger von Gütern / Besitz

63 Rotberg, Seite 3

64 Solche Einschränkungen sind denn auch in modernen westlichen Staaten hinzunehmen (vgl. Public-Private-Partnership)

65 Rotberg,Seite 4

66 Rotberg, Seite 4f.

67 Rotberg, Seite 5

68 Siehe hierzu auch nochmals Kapitel 1.2

69 Rotberg, Seite 6

Ende der Leseprobe aus 131 Seiten

Details

Titel
Krieg, Ökonomie und Politik in Afrika
Untertitel
Eine Fallstudie am Beispiel der Demokratischen Republik Kongo
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Politische Wissenschaften)
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
131
Katalognummer
V177153
ISBN (eBook)
9783640987689
ISBN (Buch)
9783640987894
Dateigröße
8550 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Quellen aus den Beständen der Freien Universität Brüssel, Transkriptionsquellen dürfen nur nach vorheriger Genehmigung durch das Brussels Centre for African Studies erneut bearbeitet werden.
Schlagworte
Kongo, Afrika, Rohstoffe, Mai-Mai, Demokratie;, Rotberg;, Brüssel
Arbeit zitieren
M.A. Daniel Herrmann (Autor:in), 2007, Krieg, Ökonomie und Politik in Afrika , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177153

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