Enterprise 2.0 - Chancen und Herausforderungen durch den Einsatz von Social Software in Unternehmen


Diplomarbeit, 2010

158 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

A. Theoretische Einführung

1. Anlass der Themenbestimmung
1.1 Vorgehensweise und Zielsetzung der Arbeit
1.2 Einführung

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Web 2.0
2.2 Technologien im Web 2.0
2.2.1 Ajax
2.2.2 Web Services
2.2.3 RSS
2.3 Anwendungsfelder von Social Software
2.3.1 Social Networking
2.3.2 Weblogs
2.3.3 Wikis
2.3.4 Instant Messenger
2.3.5 Podcasting
2.3.6 Social Tagging
2.3.7 Social Bookmarking
2.4 Enterprise 2.0 - Social Software im Unternehmen

B. Praktischer Teil

3. Untersuchung der Anwendungen im Unternehmenseinsatz
3.1 Einsatz von Social Software in Unternehmen
3.2 Anwendungsfelder von Social Software in Unternehmen
3.3 Mashups: Die Kombination und Integration verschiedener Dienste
3.4 Herausforderungen für die Einführung von Social Software in Unternehmen
3.4.1 Datensicherheit und Datenschutz
3.4.2 Produktivität und Return on Investment
3.4.3 Variante zur Erfolgsmessung
3.4.4 Mehrsprachigkeit
3.4.5 Anwendungen von Social Software in Konkurrenz zu etablierten Medien
3.4.6 Motivation der Mitarbeiter
3.4.6.1 Extrinsische Motivation
3.4.6.2 Intrinsische Motivation
3.4.7 Ergebnisse der Umfrage für die Gründe der Nichtnutzung von Social Software
3.5 Veränderung des Kommunikationsflusses in Unternehmen
3.6 Nutzungsintensität vs. Höhe des Nutzens der einzelnen Anwendungen

4. Darstellung der positiven und negativen Effekte bei der Anwendung von Social Software in Unternehmen
4.1 Positive Effekte
4.2 Negative Effekte

5. Neue Informationskanäle durch Social Software am Beispiel von Weiterbildungsmaßnahmen
5.1 Auswertung der befragten Unternehmen

C. Ausblick und Fazit

6. Ausblick

7. Fazit

Anlagenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Suchanfragen bei Google im Zeitverlauf bzgl. Facebook

Abbildung 2: Aufbau der Diplomarbeit

Abbildung 3: Abgrenzungsmerkmale von Web 1.0 und Web 2.0

Abbildung 4: Social Software Dreieck

Abbildung 5: Anzahl an Weblogs zwischen 2003 und 2006

Abbildung 6: Beispiel Web 2.0 Blog - Online Marketing

Abbildung 7: Unterschied zwischen der Funktionsweise des gewöhnlichen Webs und dem wikibasiertem Web

Abbildung 8: Statusmöglichkeiten von Skype

Abbildung 9: Schematische Darstellung eines Audio-Podcasts im mp3-Format ..

Abbildung 10: Beispiel einer Tag-Cloud

Abbildung 11: Beispiel einer Lesezeichenverwaltung

Abbildung 12: Beispiel einer Suchanfrage bei dem Social Bookmarking Dienst Delicious

Abbildung 13: Angestrebter Nutzen durch den Einsatz von Social Software im Unternehmen

Abbildung 14: Enterprise 2.0 Unternehmen in der Umwelt

Abbildung 15: Anzahl der Mitarbeiter in den befragten Unternehmen

Abbildung 16: Branchenzugehörigkeit

Abbildung 17: Nutzungsmöglichkeiten des Business Networkings entlang der Wertkette

Abbildung 18: Einsatzmöglichkeiten von Corporate Blogs

Abbildung 19: Kollaboratives Arbeiten an Dokumenten

Abbildung 20: Beispiel für ein Mashup bei "MapIts"

Abbildung 21: Meistgenutzte Anwendungen von Social Software in den befragten Unternehmen

Abbildung 22: Strategy Map für eine Social Software Anwendung (Beispiel)

Abbildung 23: Charakteristika ausgewählter Medien

Abbildung 24: Gründe für die Nichtnutzung von Social Software

Abbildung 25: Ebene der Nutzung der einzelnen Anwendungen

Abbildung 26: Häufigkeit der Nutzung der einzelnen Anwendungen

Abbildung 27: Höhe des Nutzens der einzelnen Anwendungen

Abbildung 28: Korrelation von Wikis

Abbildung 29: Aufgetretene positive Effekte durch die Verwendung von Social Software

Abbildung 30: Aufgetretene negative Effekte durch die Verwendung von Social Software

Abbildung 31: Informationskanäle für Weiterbildungsmaßnahmen

Abbildung 32: Verhalten bei Anfragen in sozialen Netzwerken

Abbildung 33: Zukünftige Potenziale und Risiken bei der Verwendung von Enterprise 2.0

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

A. Theoretische Einführung

1. Anlass der Themenbestimmung

Social Software Anwendungen sind seit geraumer Zeit viel diskutiert und finden immer häufiger Verwendung. Im Dezember 2009 sind, um ein populäres Beispiel für die Beliebtheit von Social Software anzuführen, bereits über 350 Mio. Nutzer weltweit bei der Social Networking Anwendung Facebook registriert. Diese hohe Nutzerzahl gewinnt immer mehr an Bedeutung, wenn man sich die Entwicklung der Nutzerzahlen innerhalb nur eines Jahres vor Augen führt: Im November 2008 beschränkte sich die Anzahl der Facebooknutzer noch auf 120 Mio. User.[1] Die nachfolgende Abbildung zeigt auf, wie stark die Suchanfrage „Facebook“ bei der Suchmaschine Google in den letzten Jahren angewachsen ist. Facebook gibt, wie eine Reihe anderer Social Networks Anwendungen, seinen Mitgliedern die Mög- lichkeit interaktiv miteinander in Kontakt zu treten. Auch andere Anwendungsarten von Social Software, wie z.B. Wikis mit der weltweit bekannten Onlineenzyklopä- die Wikipedia, erfreuen sich großer Beliebtheit. Neben ihrem rasanten Wachstum ist Social Software auch aufgrund der diversifizierten Anwendungsfelder im Rah- men des Web 2.0 nicht mehr wegzudenken.[2]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Suchanfragen bei Google im Zeitverlauf bzgl. Facebook[3]

Doch nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen können von Social Software profitieren. Unweigerlich stellen sich nun die Fragen, auf welche Weise die viel diskutierten Anwendungen von Social Software speziell Unternehmen be- einflussen, wie häufig die verschiedenen Anwendungsarten tatsächlich genutzt werden und welche Potenziale und Risiken dadurch für Unternehmen entstehen können.

Um diese Fragen zu klären, wird im Hauptteil der vorliegenden Diplomarbeit auf die Ergebnisse eines eigens entwickelten Fragebogens eingegangen. Mit diesem werden primär die sich für Unternehmen bietenden Chancen und Herausforderun- gen von Social Software aufgezeigt. Des Weiteren soll geprüft werden, ob Unter- nehmen Social Software als Informationskanal für Weiterbildungsmaßnahmen nutzen.

1.1 Vorgehensweise und Zielsetzung der Arbeit

Die vorliegende Arbeit ist, wie in der nachfolgenden Abbildung dargestellt, in drei Teile und sieben Kapitel gegliedert. In Teil A werden neben der Einführung auch die Themenbereiche Web 2.0, die Haupttechnologien, welche mit dem Web 2.0 in Verbindung gebracht werden sowie die Anwendungsfelder von Social Software in ihren Grundzügen dargestellt. Dazu gehören insbesondere Begriffsdefinitionen sowie die Aufzählung und Erläuterung der populärsten Anwendungsmöglichkeiten von Social Software.

Im darauffolgenden Teil B erfolgen die Untersuchung der Anwendungsfelder von Social Software sowie das Aufzeigen der Potenziale und Risiken durch deren Ein- satz in den befragten Unternehmen. Um diese Untersuchung zielgerecht durchzu- führen, wurden durch eine Literaturrecherche Thesen aufgestellt. Anhand dieser Thesen wurde ein Fragebogen entwickelt, um aus den Befragungsergebnissen die aus der Theorie in Erfahrung gebrachten Thesen zu bestätigen oder zu verwerfen.

Ein weiteres wichtiges Ziel für den praktischen Teil B ist es herauszufinden, in- wieweit sich die Informationskanäle in Unternehmen durch Social Software geän- dert haben. Dieser weitere bedeutende Bestandteil der Diplomarbeit wurde auf Wunsch und in Zusammenarbeit mit der HLMC Events GmbH, einer Agentur für Konferenzen im IT-Bereich, welche zunehmend Social Software für die Teilnehmergewinnung verwendet, erarbeitet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Aufbau der Diplomarbeit [4]

In Teil C wird der Ausblick auf zukünftige Entwicklungen des Internets und der da- raus resultierenden Effekte für die Anwendungsfelder von Social Software in Un- ternehmen behandelt. Abschließend wird in diesem Teil das Fazit dieser Arbeit aufgeführt.

1.2 Einführung

Laut Destatis ist mittlerweile die regelmäßige Internetnutzung für 50% aller in deutschen Unternehmen tätigen Personen zur Selbstverständlichkeit geworden.[5] Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die Internetnutzung in Unterneh- men noch weiter verbreitet. Dafür sprechen die positiven Effekte, wie etwa eine Markterweiterung, eine Umsatzsteigerung oder die Senkung von Transaktionskos ten, welche bspw. durch den Onlineproduktvertrieb von Unternehmen erreicht werden können.[6]

Wenn Unternehmen den rechtzeigen Einstieg in das Internetgeschäft verpassen, kann das schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Quellepleite aus dem Jahr 2009. Im Gegensatz zur Konkurrenz wird der damaligen Quelle GmbH vorgeworfen, dass Onlinegeschäft zu spät aufge- nommen zu haben.[7] Diese falsche Managemententscheidung kostete im letzten Jahr rund 10.500 Quelle Mitarbeitern ihre berufliche Anstellung.[8] Eine offensive Internetstrategie kann also nicht nur den Umsatz von Unternehmen steigern, son- dern auch zwingend notwendig sein, um überhaupt am Markt bestehen zu bleiben.

Unternehmungen sind seit mehreren Jahren dazu gezwungen sich mit dem The- ma Internet auseinanderzusetzen. Neben einer heutzutage zwingenden klassi- schen Webpräsenz rücken zusätzlich immer mehr Anwendungen, wie Social Software, in den Vordergrund, welche für Unternehmen zu entscheidenden Wett- bewerbsfaktoren werden können. Besonders für das Wissensmanagement und einer effizienten Kommunikation dienen diese Anwendungen den Unternehmen unterstützend, wodurch sich u.a. wesentliche Kundenvorteile ergeben können.

Ganze Wirtschaftszweige, wie etwa Tageszeitungen, waren durch den steigenden Internetgebrauch gezwungen, ihr Geschäftsmodell stark zu verändern. Menschen holen sich mittlerweile eine Vielzahl an Informationen über Freunde, anwendergenerierte Inhalte oder automatisierte und kostenlose Abonnements aus dem Netz. Im Jahr 2008 brachen die Umsätze von Tageszeitungen um mehr als 20% ein.[9] Dies bedeutet, dass Zeitungen ihre Geschäfts- und Erlösstrategien neu formieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Mit der Verbreitung des Internets haben sich ganze Wirtschaftszweige verändert oder sogar neu gebildet. Die Potenziale, welche sich nun mittels Social Software Anwendungen herauskristallisieren, gilt es für Unternehmen entgegenzutreten. „EBusiness or out of Business“[10] lautet für Unternehmen das Gebot der Stunde.

2. Theoretische Grundlagen

Das World Wide Web ist im Begriff, zu einer neuen Generation von innovativen Informationstechnologien und Anwendungen heranzuwachsen.[11] Dabei ist Web 2.0 kein grundsätzlich neuer Ansatz. Die neue Generation bezieht sich in erster Linie auf eine differenzierte Verwendung und Wahrnehmung des Internets und weniger auf bestimmte Technologien oder Innovationen. Seit der Entstehung des Internets in den frühen 90er Jahren wird das Web so ausgerichtet, dass jedem Nutzer die Möglichkeit gegeben wird, Inhalte zu veröffentlichen. In den Anfangs- jahren war dies jedoch nur einigen wenigen Anwendern möglich, da man sowohl über genügend Speicherplatz auf einem Server, als auch über die notwendigen HTML-Fachkenntnisse verfügen musste. Jeder der Probleme mit der Technik hat- te blieb außen vor. Es wurde zwar versucht durch einfach zu bedienende HTML- Editoren das Erstellen von Webseiten zu erleichtern, allerdings blieb die Barriere zu hoch, als dass die breite Masse sie überwinden konnte und wollte, um im Inter- net präsent zu sein.[12] Die Rollenverteilung in all den Jahren war folglich zweige- teilt, da die Vielzahl der User die zur Verfügung gestellten Inhalte nur empfingen und konsumierten, aber keine eigenen Beiträge publizieren konnten.

Mit der Entwicklung von Content Management Systemen (CMS) wird nun versucht, dieses Hindernis zu überwinden. Dieses System lässt Inhalte auf Webseiten in simpler Art und Weise erstellen und auch bearbeiten. Nutzer können nun auch ohne HTML-Kenntnisse gewünschte Informationen ins Web einpflegen.[13] Folglich erhöhen sich die Partizipation und die Menge an Informationen, da nun auch technisch unerfahrene User Inhalte veröffentlichen können.

Von der kommunikativen Sichtweise stand im konventionellen Web das Push- Prinzip zwischen Sender und Empfänger im Vordergrund, so z.B. das Telefon oder der Versand von E-Mails. Im Gegensatz dazu stellt der Sender beim Pull- Verfahren die Informationen an geeigneter Stelle ins Web. Die Empfänger können diese Informationen dann individuell abrufen. Beispiele hierfür sind Blogs, Wikis oder Microblogging-Dienste. Das Pull-Verfahren trennt die beiden Parteien und reduziert die Hemmungen auf der Senderseite, Inhalte zu verbreiten. Für die Emp- fänger bietet es eine höhere Flexibilität, allerdings steigt auch deren Verantwor- tungsgrad, da sie selbst für die Informationssuche in Aktion treten müssen.[14]

Der Veränderungsprozess der Methoden und Werkzeuge des Internets erfolgt dy- namisch.[15] Hierdurch unterliegen neue interaktive Kommunikationsformen, wie Social Software, einem dauernden Entwicklungs- und Veränderungsprozess.[16] Die meisten Begriffe aus den Themenfeld Social Software waren bis vor wenigen Jah- ren noch völlig unbekannt, wurden aber, wie z.B. Xing, in den letzten Jahren im- mer populärer und zählen inzwischen zu den Standardanwendungen von Social Software. In der Folge nutzten auch immer mehr Unternehmen die verschiedenen Dienste von Social Software. Sie möchten den Anschluss an die Welt des Web 2.0, welche die dynamische Entwicklung mit sich bringt, nicht verpassen[17]. Resul- tierend aus der Dynamik und des Facettenreichtums des Webs 2.0 entsteht für Unternehmen die Notwendigkeit, die Mitarbeiter auf eine korrekte Nutzung der Anwendungen einzustellen, um somit mit den Entwicklungen Schritt halten zu können. Eine richtige, also zielführende und schnelle Arbeitsweise im Web 2.0 mit Social Software Anwendungen muss von den Mitarbeitern fachgerecht erlernt werden. Auf diese Weise kann das Web 2.0 für Unternehmen eine Vielzahl an Vorteilen mit sich bringen, auf welche im weiteren Verlauf eingegangen wird.

2.1 Web 2.0

„Web 1.0 was all about connecting people. It was an interactive space, and I think Web 2.0 is of course a piece of jargon, nobody even knows what it means. If Web 2.0 for you is blogs and wikis, then that is people to people. But that was what the Web was supposed to be all along.”[18] Dies ist die Bedeutung für Berners-Lee, den Vater des Internets von Web 2.0.

Der Begriff Web 2.0 entstand im Jahre 2004 während eines Brainstormings, von Dale Dougherty, Mitbegründer von O´Reilly Media und Graig Cline von Media-Live.[19] Im Zuge einer anstehenden Konferenz erkannten sie, dass nach dem Zusammenbruch der New Economy [20] im Jahr 2001 das World Wide Web (WWW) immer mehr an Bedeutung gewann. Einige Unterneh- men hatten die Krise überlebt und sie alle hatten einige Gemeinsamkeiten. Daraus stellten die Beiden die These auf, dass aus dem Dotcom[21] -Crash ein neues Zeitalter für das Web begonnen hat und in Folge dessen der Be- griff Web 2.0 entstand[22]. Es kann jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass der Entstehungszeitpunkt des Web 2.0 mit dem Zeitpunkt der Be- griffsbestimmung exakt übereinstimmt. Da die inhaltliche Entwicklung des Internets jedoch größtenteils nicht von der Wirtschaft abhängt und auch schon vor dem Börsencrash von statten ging und bis heute andauert, darf dieser als Entstehungszeitpunkt in Frage gestellt werden.

Zur Konkretisierung beschreibt O´Reilly in seinem Artikel „What is Web 2.0?“ das Web 2.0 mit mehreren Merkmalen. Zu den zentralen Eigenschaften zählen:[23]

Das Web dient als Plattform, welche das Erstellen von Anwendungen und Inhalten erlaubt und mittels offener Standards untereinander integrierbar und vernetzbar sind.

Die Einbeziehung der kollektiven Intelligenz der User („Wisdom of Crowds“).

Neben dem PC werden auch neue mobile Generationen, wie z.B. Handys, als Endgeräte angesehen.

Benutzerfreundliche Oberflächen der Anwendungen.

Mit dem Wandel des Internets vom rein rezipierten Web hin zum partizipierenden Web ist der Mensch ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Web 2.0. Der gesamte Prozess muss folglich kollaborativ geschehen, denn ohne die Interaktion und Kooperation der User handelt es sich bei diesen Merkmalen nur um „stumpfe“ Werkzeuge.

Diesen Wandel beschreibt auch die Verwendung der Versionsnummer 2.0. Versi- onsnummern geben in der Softwareentwicklung Informationen über den Entwick- lungsstand eines Software-Elements. Um der Versionsnummer 2.0 gerecht zu werden, müsste eigentlich eine entscheidende Änderung des WWW vollzogen worden sein. Die aufgetretenen Entwicklungen haben das Internet zwar verändert, jedoch war dies ein fortlaufender Prozess und keine einschneidende Änderung. Zudem gibt es keine offizielle Version des Web 1.0, worauf die Frage aufkommt, ob der Begriff Web 2.0 gerechtfertigt ist. Offensichtlich ist, dass sich Entwicklun- gen und Technologien durchgesetzt haben, die das Internet in entscheidendem Maße veränderten.[24] Mittlerweile hat sich der Begriff Web 2.0 in der Literatur durchgesetzt, weshalb er auch in der vorliegenden Arbeit als Auslegung für das heutige interaktive Web verwendet wird. Des Weiteren ist anzuführen, dass „Web 2.0“ bereits Vorlage für die Begriffsfindung anderer verwandter Themenbegriffe, wie etwa Enterprise 2.0 (erläutert unter 2.3 Anwendungsfelder von Social Soft- ware), ist.

Folgend ist eine beispielhafte Tabelle abgebildet, welche in einer Gegenüberstellung einige wesentliche Unterschiede zwischen dem „alten“ Web (Web 1.0) und dem „neuen“ Web (Web 2.0) darstellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Abgrenzungsmerkmale von Web 1.0 und Web 2.0[25]

Wenngleich der Wandel vom Web 1.0 zum Web 2.0 ein schleichender Prozess war, zeigt der Begriff Web 2.0 nun deutlich die erweiterten Eigenschaften und Regeln des Internets sowie die neue Dimension des Miteinanders auf.

2.2 Technologien im Web 2.0

Wie im vorherigen Kapitel beschrieben, ist die einfache Benutzbarkeit ein wesent- liches Merkmal von Web 2.0 Anwendungen, welche die Motivation zur Eingabe neuer Inhalte fördert. Die Umsetzung der Anwendungen sollte demzufolge web- basiert erfolgen, d.h. zur Verwendung dieser werden ein Internetzugang und ein Web-Browser benötigt. Bei diesen Anwendungen stehen, im Vergleich zu den konservativen Anwendungen, die Interaktionsmöglichkeiten im Vordergrund.[26] Diese Technologien sind maßgeblich an der Entwicklung und des Erfolgs von Web 2.0 beteiligt.

2.2.1 Ajax

Bei der synchronen HTTP-Datenübertragung wird bei jedem durchgeführten Da- tenaustausch eine Verbindung zum Server aufgebaut. Dies hat verzögerte Antwor- ten des Servers zur Folge, da nach jeder Aktion eine neue Seite im Web-Browser geöffnet wird.[27] Als Beispiel kann hier ein Kommentar in einem Weblog angeführt werden. Diese Benutzereingabe wurde zuvor als Anfrage zum Server dieser Web- seite gesendet, wodurch der Browser, nach kurzer Wartezeit auf die Antwort des Servers, neu geladen wurde. Dies verursachte Wartezeiten beim jeweiligen Nut- zer. Ajax (Asynchronous JavaScript and XML) verwendet indessen eine asyn- chrone Datenübertragung, welche als Schlüsseltechnologie für die Umsetzung von Web 2.0 gilt. Hierbei können bestimmte Teile einer Webseite nachgeladen wer- den, wenn diese aktualisiert wurde. Der User muss folglich nicht mehr erst auf ei- ne Antwort des Servers warten sondern kann direkt im Browser weiter arbeiten. Einzig die bestimmten Teile der Seite werden neu geladen.[28] Somit wird nur der Bereich der Änderung neu geladen, wodurch der Aktualisierungsgrad beschleunigt wird und die Dauer des Gesamtprozesses abnimmt.

2.2.2 Web Services

Ein zusätzliches Merkmal, welches Web 2.0 Anwendungen kennzeichnet, ist dass alle Anwendungen nach Belieben kombiniert und weiter entwickelt werden kön- nen. Gewährleistet wird dies über offene Schnittstellen (APIs). Web Services ist der daraus hervorgekommene Standard, welcher sich durchgesetzt hat und stellt die Grundlagen für bereits erwähnte Ajax-Anwendungen dar. Die am meisten ver- wendete Web Service Technologie bezogen auf Web 2.0-Anwendungen ist REST.[29]

REST (Representational State Transfer) ist ein Softwarearchitekturmodell für Informationssysteme wie das Internet.[30] Es dient als Richtlinie für die Nutzung von Web-Standards und beschreibt dadurch, wie das Web funktionieren soll.

2.2.3 RSS

RSS steht je nach technischer Spezifikation für RDF Site Summary, Really Simple Syndication und Rich Site Summary und ermöglicht einen problemlosen Daten- austausch zwischen den unterschiedlichen Web 2.0 Anwendungen. Bekannt wur- de das Format durch sog. RSS-Feeds. Ausgewählte Inhalte können mit Hilfe die- ser Anwendung abonniert werden. Somit muss der Nutzer nicht mehr auf jede ein- zelne Webseite, um die gewünschten Informationen zu erhalten. Die Verwaltung der Inhalte wird zentral über RSS-Reader vorgenommen. Somit wird aus dem Pull-Dienst ein Push-Dienst.[31]

2.3 Anwendungsfelder von Social Software

Social Software Anwendungen sind „ webbasierte Anwendungen, die f ü r Men- schen den Informationsaustausch, den Beziehungsaufbau und die Kommunikation in einem sozialen Kontext unterst ü tzen und sich an spezifischen Prinzipien orien- tieren.[32] Diese Anwendungen wandelten das Internet von einer „Informations- Plattform“ zu einer „Mitmach-Plattform“[33] und haben somit das Phänomen Web 2.0 geprägt.

Der Grundstein für Social Software wurde bereits in den 90er Jahren gelegt. Der amerikanische Softwaredesigner Ward Cunningham entwickelte 1995 eine Soft- ware mit dem Namen „WikiWikiWeb“. Das Ziel dieser Anwendung war es sich an den Bedürfnissen der Nutzer zu orientieren, um Informationen und Wissen bereit- zustellen und jedermann zugänglich zu machen und somit als Standardlösung für wiederkehrende Aufgaben zu fungieren.[34] Das größte Projekt dieser Entwicklung ist die weltweit verbreitete Enzyklopädie „Wikipedia“, welche es in etwa 270 verschiedenen Sprachversionen gibt und allein über 1.000.000 Artikel in deutscher Sprache umfasst.[35]

Die folgenden Merkmale sollen die Anwendungen von Social Software etwas präzisieren:[36]

- Im Fokus steht der Einzelne bzw. die Gruppe: Somit richtet sich das Au- genmerk weg von der Produktivitätsorientierung ursprünglicher Software, hin zur Gestaltung von Beziehungen zwischen Individuen oder Personen- gruppen.
- Es gilt die Idee der Selbstorganisation: Da die Anwendungen aufgrund ihrer nicht kommerziellen Entwicklung kaum Reglementierungen unterworfen sind, spricht man von einer „Demokratisierung des Web“. Als Beispiel zeigt sich hier Wikipedia, da hier jeder User die Möglichkeit hat Beiträge zu veröffentlichen oder bestehende zu optimieren.
- Soziale Rückkopplung (Social Feedback) wird in Form von Kommenta-ren/Bewertungen (Social Ratings) unterstützt: Dies nützt der Bewertung der ins Netz gestellten Inhalte und steigert somit das Vertrauen in die Korrektheit der Inhalte. Zusätzlich erhalten so die Verfasser von qualitativ hochwertigen Inhalten eine Bestätigung für ihr Engagement.
- Im Zentrum stehen nicht die einzelnen Informationen, sondern auf der durch die entstehenden Verknüpfungen resultierende Struktur: Ein Ziel von Social Software ist eine möglichst weit verbreitete Vernetzung von Informationen und Personen, da das kollektive Wissen einer Gruppe höher einzuschätzen ist als das einer einzelnen Person.
- Integration des Einzelnen in die Gruppe: Die gewünschte Kommunikation wechselt von der „one to one“-Kommunikation (z.B. E-Mail) zu einer „one to many“-Kommunikation (z.B. Blogs) oder „many to many“-Kommunikation (z.B. Wikis).
- Visualisierung der Beziehungen, Personen, Inhalte und Bewertungen: Jeder Webnutzer stellt sein Wissen und Angaben zu seiner Person der Gemeinschaft zur Verfügung.

- Um die diversen Anwendungen von Social Software zu strukturieren gibt es meh- rere Möglichkeiten. In dieser Arbeit werden sie in folgende Kategorien unterteilt:

- Identitäts- und Netzwerkmanagement
- Kommunikationsmanagement
- Informationsmanagement

In der folgenden Abbildung sind die hier berücksichtigten Anwendungen aufgrund ihrer jeweiligen Zieldimension eingeordnet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Social Software Dreieck[37]

Neben den, für diese Arbeit grundlegenden Anwendungen von Social Software, sind auch die Technologien in der Abbildung aufgezeigt, welche als Grundvoraus- setzung für eine Nutzung dieser Anwendungen dienen. Hintergrund dieser Ent wicklung und Verbreitung von Social Software ist die Möglichkeit der Reduzierung von Informationsproblemen in Unternehmen sowie eine optimierte Wissensverbreitung. Das Ziel von Social Software ist eine bestmögliche Kommunikation, Interaktion und Zusammenarbeit zwischen den Akteuren.

Nachdem der Begriff Social Software hier bereits ausführlich erläutert wurde, zeigt das anschließende Kapitel die Grundlagen der jeweiligen Anwendungen von So- cial Software auf. In dieser Arbeit wird speziell auf folgende Anwendungen einge- gangen:

- Social Networking
- Weblogs
- Wikis
- Instant Messaging
- Podcasting
- Social Bookmarking
- Social Tagging

2.3.1 Social Networking

Durch den stetigen Fortschritt der Informationstechnologie und der daraus resultie- renden Entwicklung zur Informations- und Wissensgesellschaft kam es zu einem Wandel der Bedeutung einer Gemeinschaft. Seit der Verwendung des WWW hat sich die soziale Interaktion von Personen stark verändert. Nutzer haben in soge- nannten sozialen Netzwerken oder Communities die Möglichkeit der Selbstdarstel- lung, der Kommunikation, sowie des Aufbaus von sozialen Beziehungen und vir- tuellen Gemeinschaften. Obgleich es einige Unterschiede gibt, wird der Begriff Community häufig synonym zu sozialen Netzwerken verwendet.[38] Was die beiden verbindet ist deren Ziel, nämlich Networking. Unter Networking versteht man den Aufbau und die Pflege von Beziehungen innerhalb von, und auch zwischen Grup pen.[39] Ohne räumliche oder zeitliche Beschränkungen fördern diese den Austausch von Nutzern mit den gleichen Interessen.

Der entscheidende Unterschied zwischen sozialen Netzwerken und Communities zeigt sich in der Art der Beziehung der Nutzer zueinander. Während starke Bindungen (strong ties), sprich das Gemeinschaftsgefühl für eine Community eine notwendige Bedingung darstellt, sind Personen in sozialen Netzwerken meist nicht so eng miteinander verkoppelt. Hier überwiegen schwache Bindungen, (loose ties) vor den Starken. Soziale Netzwerke sind also nach außen hin offener. Die Konzentration liegt auf der persönlichen Darstellung der User mit dem Ziel, ein möglichst engmaschiges Netz an Verknüpfungen zu erstellen.[40]

Ein zentraler Punkt beim Networking ist es, schon im Vorfeld Kontakte aufzubauen und diese zu dokumentieren, um später, bspw. bei der Suche nach einem Exper- ten, die Suchkosten sowie die Kosten zum Aufbau eines gemeinsamen Kontextes (u.a. Vertrauen) zu minimieren.[41] Somit kann der Anteil der Transaktionskosten reduziert werden.

Wie bereits erwähnt ist auch die Darstellung der User selbst ein wesentlicher Be- standteil von sozialen Netzwerken. Nach der für die meisten Netzwerke erforderli- chen Anmeldung legt man zunächst sein Benutzerprofil an. Hier werden je nach Ausrichtung der Plattform persönliche oder Private Inhalte zusammengefasst und den anderen Nutzern zur Verfügung gestellt. Diese Daten können im zukünftigen Verlauf der Nutzung ergänzt oder geändert werden. Den Usern wird die Möglich- keit gegeben Teile des Profils, bzw. das komplette Profil, für bestimmte Personen- gruppen zu sperren, wodurch ihre Privatsphäre geschützt werden kann. Nach er- folgter Einrichtung des Profils lassen sich Personen mit gleichen Interessen über Tags (Kapitel 2.3.5) identifizieren und können als Kontakt/Freund in die Kontaktlis- te aufgenommen werden. Dies erleichtert die zukünftige Kontaktpflege. Hierzu müssen i.d.R. aber beide Parteien zustimmen, um eine „Beziehung“ zwischen den Parteien herzustellen. Zusätzlich sieht man beim Aufruf von fremden Profilen, über wie viele Zwischenstationen man diese Person „kennt“ und welche Mitglieder der eigenen Kontakte diese Person kennen. Weiter lassen sich über die eigenen Kon- takte zusätzliche „Beziehungen“ knüpfen, da auch die Kontaktlisten der Freunde angezeigt werden. Darüber hinaus gibt es bei den meisten Netzwerken kommuni- kationsunterstützende Funktionen. Hier können einzelne Personen Textnachrich- ten innerhalb der Plattform austauschen. Daneben bietet sich allen Nutzern die Möglichkeit für bestimmte Themenbereiche Gruppen zu bilden bzw. in bestehende Gruppen beizutreten. Diese werden bei den meisten sozialen Netzwerken im per- sönlichen Profil als Ergänzung angezeigt. Das Ziel der Gruppen ist es sich mit an- deren Teilnehmern, welche an diesem Thema interessiert sind, auszutauschen. Eine Beschränkung der Teilnahme an den Gruppen ist in unterschiedlicher Weise durch den Gruppenleiter/Moderator möglich. Dem Benutzer kann zum einen die Erstellung von Inhalten in der jeweiligen Gruppe verweigert werden, zum anderen kann dem User sogar das „Mitlesen“ der diskutierten Themen verboten werden.[42]

Grundsätzlich lassen sich die Netzwerke in private (Private Networking Sites) und geschäftliche Beziehungen (Business Networking Sites) unterteilen[43]. Wie schon zu Beginn erwähnt, wird in dieser Arbeit nur auf die unternehmensrelevanten As- pekte eingegangen. Die Geschäftsbeziehungen lassen sich noch in offene soziale Netzwerksysteme und in Netzwerke mit Zugangsbeschränkung gliedern. Für die offenen Netzwerke bedarf es keiner Zugangsvoraussetzung. Jedem Nutzer ist es möglich in ein solches Netzwerk zu treten. Bei den geschlossenen Netzwerken ist der Zugang nur bestimmten Personen erlaubt, wie z.B. in einem firmeninternen Intranet.

2.3.2 Weblogs

Der Begriff Weblog (kurz: Blog) setzt sich aus den beiden Worten „Web“ und „Log“ (Logbuch) zusammen. Er entspricht einer Art Tagebuch, auf welcher Inhalte in chronologischer Reihenfolge, von einem oder mehreren Autoren publiziert werden. Die Beiträge können je nach Anliegen in Form von Texten, Bildern, Sounds oder Videos dargestellt werden.[44] Den Lesern bietet ein Weblog die Möglichkeit, einzel ne Beiträge des Verfassers zu kommentieren. Somit kann der Blog um weitere Informationen, wie z.B. Inhaltsergänzungen, Fragen zum Thema oder Alternativen ergänzt werden.

Eine weitere Eigenschaft von Blogs ist, dass jeder Beitrag mit einem eigenen Permalink (URL) versehen ist. Somit besteht die Möglichkeit direkt und dauerhaft auf diesen Beitrag zu verlinken.

Folgende technische Optionen unterstützen die Vernetzung der Blogs:[45]

- Trackback: Ein Autor erhält automatisch eine Benachrichtigung, falls ein anderer Autor auf seinen eigenen Beitrag verweist. Trackbacks sorgen für eine gegenseitige Verlinkung zwischen den Weblogs. Der Hinweis erfolgt über den Permalink, welcher in Beiträgen angehängt wird.[46]
- Pings: Neue Einträge in den Blog können mit Hilfe von Pings automatisch an sogenannte Blog-Portale gemeldet werden.
- Blogroll: Mit Hyper- bzw. Permalinks werden favorisierte Weblogs anderer Nutzer gekennzeichnet. Diese Liste, welche eine Verknüpfung der Informationen generiert, nennt man Blogroll.[47]
- RSS: Die meisten Weblogs werden von RSS (Kapitel 2.2.3) unterstützt, ein Format, welches von Newsreadern gelesen und so von anderen Nutzern abonniert werden kann.

Diese Attribute sind wesentliche Treiber für die Bildung von Netzwerken, welche als Blogosph ä re bezeichnet wird. Der Begriff Blogosphäre bezeichnet die Gesamtheit der Weblogs im Internet, und wird meist im Zusammenhang mit dem Diskussionscharakter von Weblogs genannt.[48]

Bei der Betrachtung des Wachstums der Blogosphäre (Abb. 6) zeigt sich, welche Bedeutung diese noch recht junge und neuartige Kommunikationsform einnimmt. Im Jahre 2003 übernahm Google die Dienste von blogger.com worauf kurze Zeit später die Konkurrenten MSN und Yahoo nachzogen und seitdem eigene Weblog Dienste anbieten. Aufgrund der erhöhten Verfügbarkeit unterschiedlicher Weblog- Dienste und dem erhöhten Maß an medialer Berichterstattung wird die öffentliche Wahrnehmung von Weblogs gesteigert wodurch auch das Potenzial wächst, wel- ches sich mit Blogs gewinnen lässt und es mehr und mehr zu einem Massenphä- nomen werden lässt.[49] Dies verdeutlicht auch die gestiegene Blogosphäre (ABB), wonach sich die Anzahl von Weblogs zwischen März 2003 und August 2006 sie- ben Mal verdoppelt hat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Anzahl an Weblogs zwischen 2003 und 2006[50]

Der Blog ist eine der bedeutendsten Anwendungen von Social Software, da er alle seine Grundsätze verbindet. Alle Benutzer können kostenlos und ohne spezielles technisches Know-how Inhalte in einem eigenen Blog veröffentlichen. Lediglich ein Computer mit Internetanschluss und grundlegende Kenntnisse in der Textverar beitung sind von Nöten.[51] Neben der Einfachheit der Erstellung ist auch die immer weiter verbreitete Internetnutzung ausschlaggebend für diesen Erfolg.

Hauptsächlich werden Blogs von Privatpersonen, ohne kommerziellen Hintergrund, genutzt. Daneben gibt es noch fachspezifische und wissenschaftliche Blogs, bei welchen bestimmte Themen aufgezeigt und diskutiert werden. Inzwischen werden auch immer öfter Weblogs für unternehmerische Zwecke, sog. Cor porate Weblogs oder Corporate Blogs, genutzt. Welche Möglichkeiten sich mit Weblogs für die Unternehmen bieten, wird in Kapitel 3.2 aufgezeigt.

Die folgende Abbildung zeigt einen möglichen Aufbau eines Weblogs:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Beispiel Web 2.0 Blog - Online Marketing[52]

2.3.3 Wikis

Wikis sind eine der Pionieranwendungen von Social Software. Bereits 1995 entwi- ckelte der Amerikaner Ward Cunningham das erste Wiki. Die damals gängigen Programme waren für ihn nicht zufriedenstellend und so suchte er nach einer Software, welche kooperatives Arbeiten an Dokumenten ermöglicht, diese Arbeiten unmittelbar im Internet publiziert und alle Bearbeitungsschritte automatisch dokumentiert.[53]

Den Begriff den Cunningham für seine Erfindung wählte stammt aus dem hawaiianischen. Dort steht das Wort „wiki“ bzw. „wikiwiki“[54] für schnell oder sich beeilen. Somit steht der Name richtungsweisend für ein Programm, welches schnell und somit einfach zu bedienen ist.

Eine allgemein akzeptierte Definition lässt sich in der Literatur nicht finden, jedoch eine Reihe sehr ähnlicher Definitionen. Die folgende Definition ist von Leuf über- nommen: „A wiki is a freely expandable collection of interlinked Web „pages“, a hypertext system for storing and modifying information - a database, where each page is easily editable by any user with a forms-capable Web browser client”.[55]

Im Vergleich zu Weblogs, welche hauptsächlich der subjektiven Meinungsäußerung einzelner Nutzer dienen, wird bei Wikis das Wissen aller Teilnehmer gebündelt. Jeder Nutzer kann Webseiten erstellen und bearbeiten, welche in Echtzeit umgesetzt werden. Durch den Einsatz von Wikis wird nun die ursprüngliche Idee des Internet-Erfinders Berners-Lee teilweise umgesetzt.

Folgende zwei Basisprinzipien haben sich bei der Implementierung von Wikis herauskristallisiert:[56]

- Einfache Editierbarkeit: Es ist jedem Nutzer möglich (sofern er dafür autorisiert ist) die Inhalte von allen Seiten zu modifizieren.
- Link-Prinzip: Das grundsätzliche Prinzip des Internets, ist die Verlinkung der Seiten mit anderen Seiten. Diese Verlinkung wird bei den WikiSystemen stark vereinfacht: bei der Angabe eines neuen Seitennamens in einem bereits existierendem Text, wird automatisch der Link auf die neue Seite erzeugt. Selbst wenn diese Seite noch nicht besteht, kann diese zu einem späteren Zeitpunkt mit Inhalten gefüllt werden.

Neben diesen Basisprinzipien haben sich noch weitere Grundsätze im Hinblick auf die Nutzung von Wikis aufgezeigt. Dazu gilt vor allem das Vertrauen in die Menschen, welche Texte modifizieren und somit für die Inhalte verantwortlich sind. Ein entscheidender Vorteil von Wikis ist hierbei, dass jeder die Möglichkeit besitzt Fehler zu verbessern. Somit kommt es automatisch zu einer qualitativen Bewertung der Inhalte, da nur die Informationen, welche von der Gemeinschaft für richtig erklärt wurden, auf den jeweiligen Seiten bestehen bleiben.

Dadurch, dass Anwender ohne spezielle Programmierkenntnisse oder sonstige zusätzliche Programme Inhalte erstellen oder ändern können werden sie aktiv in den Gesamtprozess mit eingebunden und somit von einfachen Lesern zu Redakteuren.[57] Die folgende Grafik soll dies verdeutlichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Unterschied zwischen der Funktionsweise des gew ö hnlichen Webs und dem wikibasiertem Web[58]

Spätestens seit dem Projekt von Sanger und Wales, nämlich die Online Enzyklo- pädie Wikipedia, sind Wikis äußerst populär. Jeder Nutzer ist in der Lage Texte zu erstellen, ohne Kenntnisse von Programmiersprachen zu besitzen. Dank einfacher Zeichenkombinationen (Wiki-Syntax) lassen sich die Texte zudem lesbarer und optimal gegliedert gestalten. Diese Einfachheit verbunden mit dem geringen Aufwand Seiten zu editieren, tragen zu dem Erfolg von Wikis bei.[59]

2.3.4 Instant Messenger

Bei den bisher aufgezeigten Anwendungen findet meist eine asynchrone[60] und indirekte Kommunikation statt. So sind z.B. Beiträge bei Gruppen von sozialen Netzwerken, bzw. Einträge von Blogs und das Lesen dieser Inhalte zeitlich diffe- renziert und auch nicht an eine bestimmte Person gerichtet. Daneben gibt es je- doch auch Anwendungen, welche der direkten Kommunikation zwischen den Nut- zern dienen. Diese werden unter „Instant Communication“ zusammengefasst.

Die Funktionen von Instant Messenger (IM) Anwendungen können in zwei Bereiche unterteilt werden:

- Kommunikationsfunktionen
- Presence Awareness Funktionen

Kommunikationsfunktionen

Hierunter fallen die Funktionen, welche explizit der Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Personen dienen. Kommunikationspartner können Textnachrichten eingeben, welche in Echtzeit dem Partner zugesandt werden. Inzwischen wird auch von vielen IM-Programmen die Möglichkeit zu Video- oder Sprachkonferen- zen angeboten.[61]

Folgende Funktionen bieten die Mehrheit der IM-Systeme:[62]

- Versendung von Textnachrichten in Echtzeit.
- Beginn von Text-, Audio- oder Video-Konferenzen mit einem oder mehreren Teilnehmern in Echtzeit.
- Austausch von Dateien.
- Kontaktmanagement über die Benutzerliste sowie die Suchfunktion nach weiteren Personen.
- Asynchrone Formen des Chats - dem Partner können Offline-Nachrichten hinterlassen werden.
- Setzen des eigenen Verfügbarkeitsstatus.
- Abfrage des Status der anderen Nutzer.

Presence Awareness

Die bereits angesprochene Funktion des Setzens des eigenen Präsenz- und Ver- fügbarkeitsstatus (Presence Awareness) ist ein weiterer wichtiger Aspekt von IM- Programmen. Jedem Nutzer wird eine Liste mit all seinen Kontakten aufgezeigt. In dieser Liste wird der jeweilige Status aller Kontakte durch bestimmte Icons ange- zeigt. Die folgende Grafik zeigt die unterschiedlichen Status am Beispiel von Skype.

Die einzelnen Statusanzeigen können individuell vom Nutzer geändert werden. Aber auch das System lässt unter vorheriger Einstellung automatisch den Status, bspw. vom „Online“-Status in den „Abwesenheits“-Status ändern, wenn eine vor- gegebene Zeit keine Aktivität am Rechner stattfand. Somit werden alle User von IM-Anwendungen über den derzeitigen Status der Kommunikationspartner infor- miert.[63] Folglich kann über den aktuellen Status abgeschätzt werden, ob der po- tenzielle Kommunikationspartner gerade verfügbar ist oder nicht. Man ruft diese Person somit nicht mehr „blind“ an, sondern hat vorher bereits eine Tendenz über die Erfolgsaussichten der Erreichbarkeit.[64]

Die Vorteile einer Kommunikation über IM-Systeme zeigen sich also in der deut- lich schnelleren, zielgerichteteren, effizienteren und schlussendlich produktiveren Kommunikation.[65] Somit werden diese Anwendungen auch für Unternehmen im mer attraktiver, da eine effizientere Kommunikation ein bedeutender Wettbewerbsvorteil ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Statusm ö glichkeiten von Skype [66]

2.3.5 Podcasting

Mit Hilfe neuartiger Technologien und moderneren Geräten verbreitete sich der Rundfunk äußerst rasant. Selbst heutzutage gilt das Radio aufgrund der schnellen Nachrichtenübertragung und des weitreichenden Empfangs noch als eines der wichtigsten Medien.[67] Das Angebot ist unglaublich vielfältig geworden. Jedoch müssen die gewünschten Sendungen wie bspw. Hörspiele oder die Musik be- stimmter Interpreten, in den Zeitplan der jeweiligen Nutzer passen, um sie verfol- gen zu können.

Mit der Verwendung von Podcasts ist dieses Problem Geschichte. Dabei handelt es sich um Audio- oder Videodateien, welche von jedem Nutzer im Internet kos- tenfrei produziert, angeboten und genutzt werden können.[68] Das Ziel der Informa- tionsverbreitung mit Podcasts ist dem der Weblogs sehr ähnlich. Nur werden diese Informationen nicht als Text sondern über Audio- und Videodateien weitergege- ben.

Der Begriff Podcasting ist eine Zusammensetzung der Wörter „iPod“ und „Broadcasting“ (Übertragung). „IPod“ steht für den äußerst populären MP3-Player von Apple. Auch wenn Apple nicht an der Entstehung von Podcasts beteiligt war, hat das Unternehmen mit dem Angebot der kostenlosen Software „iTunes“, und der Erweiterung der Software um die Funktion „Podcasting“, einen sehr großen Anteil zur Popularität des Begriffs beigetragen. Somit war es möglich, Podcasts direkt über iTunes zu abonnieren und zu verwalten.[69] Neben den iTunes gibt es auch noch andere Möglichkeiten Podcasts zu abonnieren, jedoch wird iTunes als Standardsoftware von Millionen von iPod Nutzern verwendet und ist somit zu einem Vorreiter der Verbreitung von Podcasts avanciert.[70]

Dank der hohen technischen Standards, welche mobile Geräte wie MP3-Player, iPods, Handys, PDA oder PCs heutzutage mit sich bringen, eröffnen sich Nutzern sowie Produzenten sehr große Möglichkeiten. Podcasts sind extrem attraktiv geworden, da jeder Nutzer die Sendungen, welche er wirklich hören oder sehen will, zu jeder Zeit und ortsunabhängig abrufen kann. Die großen Zahlen an Menschen, welche über TV und Radio erreicht werden treten nun in Konkurrenz zu den bereitgestellten Podcasts. Im Web 2.0 zählt nämlich nicht, was man in die Welt verbreitet, sondern das, was real angenommen wird.[71]

Grundsätzlich werden die Podcasts über das Setzen von RSS-Feeds (Kapitel 2.2.3) verbreitet. Der Download von abonnierten Podcasts erfolgt automatisch mit Hilfe von „Podcatchern“, welche nach neuen Beiträgen der abonnierten Themen suchen. Meistens handelt es sich um Nachrichten- oder Musiksendungen, Speci- al-Interest-Angebote sowie private Sendungen zu diversen Themen. Inzwischen gibt es auch verschiedene Rankings zu Podcasts, mit den unterschiedlichsten Themen. Beispiele hierfür sind „Top-10-Charts“[72] oder auch die „Top 50 Rated Podcasts“.[73] Es orientieren sich aber auch immer mehr Unternehmen auf die Einführung und Publizierung von Podcasts. Welche Möglichkeiten diese den Unternehmen bieten wird im folgenden Kapitel aufgezeigt.[74]

Abschließend soll die nachstehende Abbildung den Ablauf des Podcasting veranschaulichen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Schematische Darstellung eines Audio-Podcasts im mp3-Format[75]

2.3.6 Social Tagging

Im Gegensatz zu Blogs oder Wikis geht es bei Social Tagging nicht um die Schaf- fung neuer Inhalte, sondern vielmehr um deren Beschreibung und Kategorisie- rung.

Jeder hat bereits einen Tag, also z.B. einen Anhänger mit seiner persönlichen Adresse oder der Adresse seines Hotels an sein Reisegepäck geheftet.[76] Tags dienen der Orientierung. In diesem Fall der Orientierung von Gepäckstücken im globalen Reisechaos. Im Folgenden wird der Einsatz von Tagging im neuen Web, dem Web 2.0 aufgezeigt.

Tagging ist das Benennen oder auch Indexieren von Inhalten mit frei wählbaren Stichwörtern. Zum einen ermöglicht es die inhaltsgetreue Beschreibung von In formationen durch die Autoren. Jeder Nutzer kann Inhalte mit beliebig vielen Tags versehen, um diese zu einem späteren Zeitpunkt schneller auffindbar zu machen. Eine Informationsrecherche durch auf Tags basierte Navigations- oder Suchver- fahren liefert wesentlich kleinere und präzisere Ergebnisse, wodurch sich der Nachbearbeitungsaufwand für den Nutzer reduziert.[77] In der Praxis ist häufig das Wiederfinden von Dokumenten ein Problem, da es sich als äußerst schwierig ge- staltet, diese in einer eindeutigen Ordnerhierarchie einzuordnen. Somit kommt es oftmals zu längeren Suchzeiten, selbst wenn die Ordnerhierarchie eigenständig gewählt wurde. Durch die Vergabe von Schlüsselwörtern fällt es den Nutzern leichter, diese wiederzufinden. Die Frage lautet also nicht mehr, welches Objekt wo abzulegen ist, sondern in welcher Relation bzw. Verbindung die Objekte zuei- nander stehen.[78] Zum anderen besteht durch die Bereitstellung der Tag- Sammlung für die Allgemeinheit die Möglichkeit, seine Tags mit anderen Nutzern zu vernetzen. Somit können beispielsweise ähnliche Dokumente oder Benutzer mit gleichen Interessen über die Tags in Verbindung gebracht werden.

Die Vernetzung der Tags vieler Nutzer in eine gemeinsame Sammlung nennt man Folksonomie (Folks + Taxonomie). Mit Hilfe dieser Tag-Sammlung wird den Nut- zern einerseits die Suchmöglichkeit optimiert, andererseits lassen sich die Nutzer über die Tags zuordnen, wodurch sich neue Objekte oder Ansichten aufzeigen lassen.

Die meist genutzten Tag-Sammlungen lassen sich zusätzlich mittels einer sogenannten Tag Cloud optisch hervorheben, wodurch ein besserer Überblick entsteht.[79] Die nachstehende Grafik zeigt exemplarisch die Tag Cloud vom bekannten Bilderportal Flickr.

Die wesentliche Problematik bei der Verwendung von Tags steckt in der Freiheit der Schlagwortvergabe. Die daraus resultierenden Gefahren sind einmal die Ver- wendung unzähliger Tags sowie der mögliche Verlust von Informationen.[80] Das Vokabular bzw. die Begriffe, welche für die jeweiligen Inhalte eingesetzt werden, lassen sich nicht kontrollieren. Ein weiteres Problem ergibt sich auch Homonymen wie z.B. dem Wort Tau. Dieses steht für einen morgendlichen Niederschlag, einem dicken Seil und ist gleichzeitig der 19. Buchstabe des griechischen Alphabets.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10: Beispiel einer Tag-Cloud[81]

2.3.7 Social Bookmarking

Auf der Suche nach interessanten Webseiten wird meist auf diverse Suchmaschinen zurückgegriffen. Über Lesezeichen des jeweilig verwendeten Browsers können diese Seiten mit der dazugehörigen URL und einer Beschreibung abgespeichert werden. Die folgende Abbildung zeigt die klassische Archivierungsform der Lesezeichen in der Ordnerhierarchie.[82]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 11: Beispiel einer Lesezeichenverwaltung[83]

Die Lesezeichen lassen sich nach folgendem Systematisierungsmuster archivie- ren:[84]

- Die Speicherung der Lesezeichen erfolgt auf dem persönlichen Rechner. Nur von diesem Rechner aus stehen die Lesezeichen zur Verfügung.
- Die gespeicherten Informationen sind für Dritte nicht einsehbar. Folglich ist eine Teilung der Inhalte mit anderen Nutzern nicht vorgesehen.
- Die Lesezeichen werden gemäß einer hierarchischen Baumstruktur eingeordnet. Die Zuordnung einer Internetseite zu mehreren Themenbereichen ist nicht vorgesehen.

Diese Funktionalitäten unterstützen jedoch nicht die Potenziale, welche das WWW heutzutage mit sich bringen. Und genau hier setzt das Social Bookmarking an.

Der Grundgedanke von Social Bookmarks ist gemeinsame Bookmarks (Lesezei- chen von Webseiten) zu erstellen. Die bekanntesten Anbieter dieser Dienste sind Delicious[85] und Mister-Wong[86], welche mit Hilfe des Social Software Gedankens die Nachteile einfacher Lesezeichen ausgleichen. Mit diesen Diensten lassen sich die Lesezeichen auf Online-Plattformen speichern. Somit wird die Verfügbarkeit der Lesezeichen optimiert, da sie sich von allen Computern weltweit abrufen las- sen. Der eigene Rechner wird, wie im Gegensatz bei den konservativen Lesezei- chen im jeweiligen Browser, nicht mehr benötigt, nur eine Internetverbindung. Die gespeicherten Webseiten lassen sich mit Tags versehen, bewerten und kommen- tieren. Zusätzlich können auch die Lesezeichen der anderen Nutzer bewertet und kommentiert werden.[87] Mit der Verschlagwortung (Kapitel 2.3.5) der jeweiligen Seite, (z.B. Spiegel Online => Nachrichten, News, Magazin) wie die nachstehende Abbildung zeigt, lassen sich diese in verschiedene Kategorien einordnen. Mit Hilfe dieser Tags können die Seiten einfacher und schneller wiedergefunden werden. In dem Austausch der Bookmarks mit anderen Nutzern liegt ein weiterer essentieller Unterschied zu den konventionellen Lesezeichen. Falls einige Lesezeichen aus bestimmten Gründen nicht publiziert werden sollen, kann man diese als „privat“ markieren und sind somit nicht für andere User sichtbar. Prinzipiell sind jedoch alle gespeicherten Links für alle Nutzer verfügbar. Somit lassen sich Seiten anderer User über die Tags aufzeigen und gewünschte Internetseiten schnell finden. Der Vorteil liegt hier im Zeitgewinn, da man für die Informationen nicht so lange su- chen muss. Außerdem werden bei allen Bookmarks die Häufigkeit der Speiche- rung der einzelnen Links aller Nutzer angezeigt. Dies verschafft den Usern einen groben Überblick über die Popularität und Relevanz der Webseiten.[88] Und dient als weiteres Kriterium der Qualität der jeweiligen Webseite.

Mit der steigenden Nutzerzahl bei Social Bookmarking Diensten steigt auch die Menge an gespeicherten Links signifikant an. Dies hat zur Folge, dass zu viele Informationen bei Suchanfragen erscheinen können und der User die gewünsch- ten Informationen nicht identifizieren kann. Mit Hilfe einer Bewertungsfunktion, welche die Nutzer den jeweiligen Seiten vergeben, können Rankings zu den jewei ligen Links erstellt werden. Somit lassen sich die Bookmarks besser kategorisieren und gewünschte Seiten einfacher finden.[89]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 12: Beispiel einer Suchanfrage bei dem Social Bookmarking Dienst Delicious[90]

2.4 Enterprise 2.0 - Social Software im Unternehmen

Aufgrund des rasanten Wachstums von Social Software im privaten Bereich wurde früh erkannt, welche Potenziale der Einsatz dieser Anwendungen von Social Soft- ware für Unternehmen ermöglichen kann. Andrew McAfee, ein Professor an der Harvard Business School, verwendete den Begriff in seinem Artikel „Enterprise 2.0: The Dawn of Emergent Collaboration” und stellte dabei folgende Definition auf: „Enterprise 2.0 is the use of emergent social software platforms within companies, or between companies and their partners or customers.“[91]

Social Software bietet nach McAfee im Gegensatz zu anderen kommunikationsun- terstützenden Werkzeugen, wie z.B. Videokonferenz- oder E-Mail-Systemen, bes sere Möglichkeiten implizites Wissen und Best Practices unternehmensweit zur Verfügung zu stellen und nennt vier Anforderungen für ein funktionsfähiges En- terprise 2.0:[92]

- Schaffung einer offenen Unternehmenskultur.
- Eine internetbasierte Plattform auf der die Zusammenarbeit möglich wird.
- Change Management, welches auf die Bedürfnisse der Nutzer eingeht.
- Unterstützung der Unternehmensführung.

Folglich ist Enterprise 2.0 nicht nur die reine Adaption der Anwendungen in Unter- nehmen. Durch den erfolgreichen Einsatz entsteht eine völlig neue Unterneh- mensphilosophie, welche auf Selbstorganisation, flache Hierarchien und Partizipa- tion setzt.[93] Der Einsatz von Enterprise 2.0 muss von der Führungsebene an un- terstützt werden und zugleich müssen Unternehmen gewillt sein, ihre Organisati- onsstrukturen zu ändern.

Unternehmen werden sich in der heutigen global vernetzten Weltwirtschaft Anwendungen von Social Software nicht entziehen können. Nach einer Studie der Economist Intelligence Unit (EIU) arbeiten Unternehmen, welche verstärkt die neuen Formen der Zusammenarbeit und Web 2.0 Technologien nutzen, bis um das Dreifache profitabler.[94] Trotz der erst kurzen Entwicklung lässt sich sagen, dass mit dem Einsatz von Social Software in Unternehmen deutliche Effizienzgewinne generiert werden können.[95] Denn durch die schnelle Möglichkeit der Informationsgewinnung und der Kommunikation untereinander, wird eine hohe Kreativität und auch Innovationsdynamik ermöglicht.

B. Praktischer Teil

3. Untersuchung der Anwendungen im Unternehmenseinsatz

Um zuverlässige Aussagen darüber treffen zu können, inwieweit Anwendungen von Social Software in Unternehmen genutzt werden und zu welchen Zwecken die jeweiligen Dienste angewandt werden, bedarf es aktueller unternehmensinterner Erfahrungswerte. Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Untersuchung der gegenwärtigen Verbreitung von Enterprise 2.0 in den, mittels eines eigens entworfenen Onlinefragebogens, befragten Unternehmen. Neben den genannten Aspekten werden auch die durch die Nutzung der Anwendungen aufgetretenen Effekte aufgezeigt sowie auf Potenziale und Risiken eingegangen.

Um diese aktuellen Informationen bzgl. des Einsatzes von Social Software in Unternehmen in Erfahrung zu bringen, wurde eine Untersuchung mittels eines eigens entwickelten Onlinefragebogens durchgeführt. Im Folgenden wird auf wesentliche gewichtige Merkmale der Entstehung und der Intention des Fragebogens, sowie auf das Unternehmen der HLMC Events GmbH, die mich als Initiator bei meiner Diplomarbeit in jeglicher Hinsicht unterstützt haben, eingegangen.

HLMC Events GmbH

Die HLMC Events GmbH war nicht nur ein Treiber dieser Diplomarbeit, sondern auch ein wichtiger Informationsgeber für praxisnahe Informationen. Alle befragten Unternehmen sind aus dem Kundenstamm der HLMC Events GmbH. Neben der Themenwahl dieser Arbeit wurde auch der Fragebogen in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen erstellt.

Die HLMC Events GmbH ist Spezialist bei der Organisation von Events im Bereich des Software-Engineerings. Der Schwerpunkt liegt dabei sowohl auf der fach- lich/inhaltlichen als auch der organisatorischen Abwicklung von Konferenzen, Workshops und Roadshows. Thematisiert werden die aktuellen Trends im Soft- ware Engineering.

[...]


[1] Die Nutzerzahlen gehen aus den Pressemitteilungen von Facebook hervor. http://www.facebook.com/press/releases.php

[2] Die Vielschichtigkeit von Social Software wird im Kapitel 2.3 Anwendungsfelder von Social Software behandelt.

[3] http://www.google.de/trends?q=facebook

[4] Eigene Darstellung

[5] Destatis, 2009, S. 18

[6] Vgl. Destatis, 2009, S. 47

[7] Vgl. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/255/491620/text/

[8] Vgl. http://www.n24.de/news/newsitem_5532887.html

[9] Vgl. E. Qualman, 2010 S. 28

[10] E-Business or out of Business ist der Titelname eines Buches aus dem Jahr 2000 von Mark J. Barrenechea

[11] Vgl. T. Kollmann, M. Häsel (2007) S. 191

[12] Vgl. J. Kleske, (2006) S. 53

[13] Vgl. Symweb, http://www.symweb.de/glossar/cms__95.htm

[14] Vgl. M. Hanson, (2009) http://schaeferblick.wordpress.com/2009/07/06/push-vs-pull-in-der- informationsverteilung-%E2%80%93-eine-definitionsfrage/

[15] Vgl. G. Schiele, J. Hähner, C. Becker, (2008) S. 9 f.

[16] Vgl. M. Sehr, (2009) S. 77

[17] Vgl. M. Sehr, (2009) S. 77

[18] T. Berners-Lee, (2006) http://www.ibm.com/developerworks/podcast/dwi/cm-int082206.txt

[19] Vgl. O´Reilly, http://www.oreilly.de/topics/web20_about.html

[20] Bezeichnung für Wirtschaftsbereiche, die im Zusammenhang mit der Verbreitung des Internet und der Computer sowie anderer Informations- und Kommunikationstechniken aufkamen und die wirtschaftlichen Abläufe in und zwischen Unternehmen, aber auch zwischen Unternehmen und ihren Kunden teilweise grundlegend änderten. Vgl. Lexikon Bundeszentrale für politische Bildung (http://www1.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=95JXRC)

[21] englische Bezeichnung für Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell ausschließlich auf dem Inter- net aufbauen. Lexikon Internet World Business http://www.internetworld.de/Wissen/Web- Lexikon/Dot.com

[22] Vgl. J. Kleske, (2006) S. 32

[23] Vgl. O´Reilly, (2005) http://www.oreillynet.com/lpt/a/6228

[24] Vgl. T. Alby, (2007) S. 17 f.

[25] Vgl. J. Schiller Garcia, (2007) S. 4

[26] Vgl. M. Sehr, (2009) S. 31

[27] Vgl. J. Garrett, (2005) http://www.adaptivepath.com/ideas/essays/archives/000385.php

[28] Vgl. http://www.greatnet.de/cms/front_content.php?idart=1127

[29] Vgl. A. Back, N. Gronau, K. Tochtermann, (2008) S. 81

[30] Vgl. M. Koch, http://wiki.informatik.unibw-muenchen.de/Main/REST

[31] Vgl. M. Sehr, (2009) S.33

[32] H. Hippner, (2006) S. 7

[33] Vgl. K. Stanoevska-Slabeva, (2008) S. 2

[34] Vgl. M. Koch, A. Richter, (2009) S. 12

[35] Vgl. http://stats.wikimedia.org/DE/

[36] Vgl. H. Hippner, (2006) S. 7f.

[37] Eigene Darstellung in Anlehnung an M. Koch, A. Richter, (2007) S. 14; H. Hippner, (2006) S. 9

[38] Vgl. M. Sehr, 2009 S.70

[39] Vgl. ebd., S. 72

[40] Vgl. A. Back, N. Gronau, K. Tochtermann, (2008) S. 69

[41] Vgl. M. Koch, A. Richter, (2007) S. 54

[42] Vgl. P. Alpar, S. Blaschke, S. Keßler, (2007) S. 48 ff.

[43] Vgl. A. Raabe, (2007), S. 43

[44] Vgl. M. Sehr, (2009) S. 35

[45] Vgl. A. Back, N. Gronau, K. Tochtermann, (2008) S. 19

[46] Vgl. P. Alpar, S. Blaschke, S. Keßler, (2007) S. 17

[47] Vgl. P. Alpar, S. Blaschke, S. Keßler, (2007) S. 17

[48] Vgl. T. Liebig, (2007) S. 42

[49] Vgl. T. Liebig, (2007) S. 42

[50] http://www.clickz.com/3599826

[51] Vgl. T. Alby, (2007) S. 21

[52] http://www.webzweinullblog.de/category/web-20/

[53] Vgl. P. Alpar, S. Blaschke, S. Keßler, (2007) S. 66

[54] Hawaiian Dictionary, http://www.hawaiidrive-o.com/hawaiidictionary.php

[55] Vgl. B. Leuf, W Cunningham, (2001) S. 14

[56] Vgl. M. Kerres, B. Voß, (2003) S. 358

[57] Vgl. A. Streiff, (2004) S. 4

[58] Eigene Darstellung in Anlehnung an A. Komus, F. Wauch, (2008) S. 6

[59] Vgl. M. Koch, A. Richter, (2007) S. 37

[60] Bedeutung hier: die Kommunikationspartner sind nicht zur gleichen Zeit aktiv [Vgl. M. Koch, A. Richter, (2007) S. 64]

[61] Vgl. M. Koch, A. Richter, (2007) S. 64 f.

[62] Vgl. M. Koch, A. Richter, (2007) S. 65

[63] Vgl. M. Sehr, (2009) S. 53 f.

[64] Vgl. M. Koch, A. Richter, (2007) S. 64 ff.

[65] Vgl. F. M. Hein, (2007) S. 284

[66] Eigene Darstellung in Anlehnung an M. Sehr, (2009) S. 54

[67] Vgl. A. Komus, F. Wauch, (2008) S.14

[68] Vgl. A. Back, N. Gronau, K. Tochtermann, (2008) S. 51

[69] Vgl. T. Alby, (2007) S. 74

[70] Vgl. M. Sehr, (2009) S. 40

[71] Vgl. M. Huber, (2008) S.52

[72] Vgl. http://www.top10-charts.com/podcast-top-10-charts.html

[73] Vgl. http://www.podcastalley.com/top_podcasts.php?num=50

[74] Vgl. A. Komus, F. Wauch, (2008) S. 15-16

[75] http://www.computerbase.de/lexikon/Podcasting

[76] Vgl. B. Gaiser, T. Hampel, S. Panke, (2008) S. 51

[77] Vgl. S. Smolnik, G. Riempp, (2006) S. 74ff.

[78] Vgl. O. Schwarz, (2006) http://hasematzel.de/blog/2006/05/06/ein-volkssport-namens-tagging/

[79] Vgl. M. Koch, A. Richter, (2007) S. 46

[80] Vgl. I. Kämpf, (2007) S. 42

[81] http://www.flickr.com/photos/tags/

[82] Vgl. A. Komus, F. Wauch, (2008) S. 27

[83] Eigene Darstellung in Anlehnung an M. Sehr, (2009) S. 46

[84] Vgl. A. Komus, F. Wauch, (2008) S. 27

[85] Vgl. www.delicious.com

[86] Vgl. www.mister-wong.de

[87] M. Huber, (2008) S. 66

[88] A. Komus, F. Wauch, (2008) S. 28f.

[89] Vgl. A. Back, N. Gronau, K. Tochtermann, (2008) S. 35

[90] http://delicious.com/search?p=Spiegel+Online&chk=&fr=del_icio_us&lc=1&atags=&rtags=&context =all||

[91] A. McAfee, (2006) http://andrewmcafee.org/2006/05/enterprise_20_version_20/

[92] Vgl. M. Koch, A. Richter, (2009) S. 15

[93] M. Görg, (2009) S. 8

[94] Vgl. S. Dohmen, http://www.microsoft.com/germany/branchen/finanzdienstleistungen/loesungsszenarien/evolution- der-wissensarbeit.mspx

[95] Vgl. http://www.berlecon.de/press/index.php?we_objectID=336

Ende der Leseprobe aus 158 Seiten

Details

Titel
Enterprise 2.0 - Chancen und Herausforderungen durch den Einsatz von Social Software in Unternehmen
Hochschule
Fachhochschule Hof
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
158
Katalognummer
V176860
ISBN (eBook)
9783640982660
Dateigröße
1459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Social Media, Social Software, Web 2.0, Enterprise 2.0, Wikis, Wiki, Bookmarking, Social Tagging, Social Bookmarking, Tagging, Podcast, Network, Social Network, Instant Messenger, Weblogs, Weblog
Arbeit zitieren
Martin Reich (Autor:in), 2010, Enterprise 2.0 - Chancen und Herausforderungen durch den Einsatz von Social Software in Unternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176860

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