Soziale Arbeit im Hospiz


Hausarbeit, 2011

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sterben
2.1 Sterbebegleitung
2.2 Bedeutungen des Sterbens

3. Hospiz – Strukturmerkmale
3.1 Was ist ein Hospiz?
3.2 Aufnahmekriterien
3.3 Multiprofessionalität und Ehrenamt

4. Soziale Arbeit im Hospiz
4.1 Adressaten
4.1.1 Der Sterbende
4.1.2 Die Angehörigen
4.1.3 Die Trauernden
4.2 Besondere Aspekte der Sozialpädagogik

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

In der modernen Gesellschaft ist das Thema Tod ein nicht zu verachtender Teil des gesellschaftlichen Lebens. Durch mediale Berichterstattungen wird der Mensch fast täglich mit dem Tod anderer Menschen konfrontiert, welche durch Kriege, Hunger oder Krankheit ungewollt aus dem Leben treten. Auch in virtuellen Erlebniswelten, beispielsweise in Filmen oder Computerspielen, deren Akteure häufig einen dramatischen Exitus erleiden, wird der Umgang mit sterbenden Menschen thematisiert. Dieser Umgang mit dem Tod betrifft jedoch das Sterben fremder Personen und nicht die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit. Bezogen auf das eigene Lebensende ist eine Verdrängung der Todesthematik erkennbar, welche sich durch das gesamte gesellschaftliche Leben zieht. So ist es zum Beispiel nicht üblich den herannahenden Tod zu thematisieren oder bereits Kinder mit dem Sterben zu konfrontieren. Für eine Vielzahl von Menschen, egal welchen Alters, stellt der Tod, welcher das Ende des eigenen Lebens markiert, zugleich etwas Sinnloses dar. Aus diesen Gründen werden der Tod und das Sterben gesellschaftlich meist tabuisiert und die Sterbenden in dieser Phase des Lebens im Unsicheren gelassen. Dabei ist insbesondere in einer solchen menschlichen Grenzsituation eine Unterstützung der Betroffenen von großer Bedeutsamkeit. Diese Unterstützung ist Aufgabe der Hospizbewegung und der sozialen Arbeit in der Sterbebegleitung.

In dieser Hausarbeit werden Handlungsräume der sozialen Arbeit im Bereich der Hospizarbeit dargestellt, wobei im Vorfeld gesagt werden muss, dass diese soziale bzw. sozialpädagogische Arbeit nicht ausschließlich von studierten Sozialpädagogen, sondern ebenso von ehrenamtlichen Mitarbeitern ausgeübt wird. Dennoch stellt sich die Frage, welchen besonderen Stellenwert die sozialpädagogische Fachdisziplin für die Hospizarbeit hat. Um diese Frage beantworten zu können, wird zu Beginn auf die Situation von Sterbenden in der heutigen Gesellschaft eingegangen und ebenfalls der Begriff der Sterbebegleitung erläutert. Dieser Ausführung folgt die Beschreibung hospizialer Strukturmerkmale, um sich mit dem Aufbau und der Funktion von Hospizen vertraut zu machen. Auf diesen Grundlagen aufbauend werden die Zielgruppen der Hospizarbeit näher betrachtet, sowie spezifische Probleme und sozialpädagogische Handlungsmöglichkeiten dargelegt. Zum Ende werden die Besonderheiten der Sozialpädagogik in diesem Bereich erläutert.

2. Sterben

Um die Bedeutung der Hospizbewegung im Verlauf dieser Arbeit besser nachvollziehen zu können, wird zu Beginn der Begriff der Sterbebegleitung und die Bedeutung des Sterbens in der heutigen Gesellschaft näher erläutert.

2.1. Sterbebegleitung

Unter Sterbebegleitung versteht man sämtliche Maßnahmen, die von den Angehörigen sowie von professionellen Helfern getroffen werden, damit der Sterbende in der letzten Phase seines Lebens in der Form leben kann, wie es seinen Bedürfnissen und Wünschen entspricht. Hierbei müssen jedoch immer auch die spezifischen Möglichkeiten des Sterbenden berücksichtigt werden. (vgl. Wittowski 2000, S. 707)

Die Begleitung Sterbender umfasst daher sowohl medizinische Behandlungen als auch pflegerische Versorgungen und Interaktionen mit dem gesamten sozialen Umfeld, was die Erhaltung und Förderung des individuellen menschlichen Wertes in der letzten Phase seines Lebens zum Ziel hat. (vgl. Meyer-Garz 2008, S. 44f)

Aus sozialpädagogischer Perspektive stehen die Gestaltung der unmittelbaren Umgebung des Sterbenden und der oftmals auch zwischenmenschliche Umgang mit diesem im Vordergrund. Daher folgt die Betreuung sterbender Menschen allgemeinen Grundsätzen, die sich aus den psychosozialen Bedürfnissen des zu Betreuenden ableiten lassen.

2.2 Bedeutung des Sterbens

Ein typisches Phänomen der modernen Gesellschaft ist ihr zwiegespaltener Umgang mit dem Tod, da dieser einerseits durch Berichterstattungen über Krieg und Unglück immer im Bewusstsein ist, die Todesthematik aber gleichzeitig gemieden wird. Diese Diskrepanz ist eine mögliche Erklärung für den unsicheren Umgang mit dem Tod in der Moderne. Ebenso ist die mangelnde Bereitschaft, seinen eigenen Tod als gewiss anzuerkennen, diesen zu verstehen und in seine Gedanken aufzunehmen eine weitere Ursache für die Verdrängung des Todes aus der Gesellschaft. Außerdem führt die zunehmende Säkularisierung zu einem Verlust der Integration des Todes durch den Glauben und damit verbundene Ritualen, in das gesellschaftliche und individuelle Leben. Dies hat zur Folge, dass der Tod für eine Vielzahl von Menschen zum einen keinen Sinn für das eigene Leben hat und zum anderen dem ganzen Leben sogar seinen Sinn nimmt, sodass viele Menschen ihr Leben, angesichts des sicheren Todes, für sinnlos und bedeutungslos erachten. Hieraus ergibt sich nun eine komplette Verdrängung des eigenen Todesgedankens. (vgl. Student u.a. 2004, S. 11ff)

Aufgrund dieser Todesverdrängung begegnen wir immer wieder der Unfähigkeit mit Sterbenden zu kommunizieren und ihnen die Hilfe zu gewährleisten, die sie für ein würdevolles Sterben benötigen. Diese Verdrängung des Todesgedankens ist außerdem darin begründet, dass der Mensch in der heutigen Zeit durch Medizin und Technik vieles beherrschen kann, aber nicht den Tod, sodass der Verlust eines nahe stehenden Menschen stets die Erinnerung an das eigene Sterben mit sich bringt. (vgl. Meyer-Graz 2008, S. 35)

Die oben genanten Aspekte ziehen die Tatsache nach sich, dass Sterbende im Sterbeprozess sich selbst überlassen werden. Sie werden von ihrer sozialen Umwelt allein gelassen, wenn nicht sogar in Heime oder Krankenhäuser eingewiesen. Ein würdiges Sterben im Kreise der Angehörigen wird daher zum Privileg einzelner Menschen. (vgl. Mennemann 2000, S. 12)

Zudem findet das Sterben häufig in Institutionen statt, welche nicht für einen solchen Umstand ausgerichtet sind. So wird in solchen Institutionen, wie beispielsweise dem Krankenhaus, der Sterbeprozess entwertet, indem er lediglich auf eine möglichst lange Lebenserhaltung beschränkt und in einem hohen Maße technologisiert wird. Der Tod definiert nur noch das Ende dieses Prozesses. Jeder Einzelne wird unter diesen Bedingungen mit dem eigenen Sterben, dem Sterben Angehöriger, sowie der Trauer völlig allein gelassen. (vgl. Herrlein 2003a, S. 144)

Alles in allem wird die heutige Gesellschaft durch den Tod mit einer sozialen Notlage konfrontiert, die nicht mehr innerhalb primärer Netze aufgefangen werden kann, da die Menschen immer häufiger auf verwandtschaftliche und freundschaftliche Unterstützung verzichten müssen. Auch die familiären Strukturen der meist alten sterbenden Menschen werden zunehmend brüchiger, sodass letztendlich Unsicherheit und Überforderung aller Beteiligten zu verzeichnen sind. (vgl. Mennemann 2000, S. 13)

Aus dieser Unsicherheit heraus hat sich die Hospizbewegung entwickelt, welche im Folgenden näher betrachtet wird.

3. Hospiz – Strukturmerkmale

In diesem Kapitel sollen zunächst die Idee der Hospizbewegung, sowie strukturbezogenen Merkmale von Hospizen darlegt werden, bevor im nächsten Kapitel auf sozialpädagogische Handlungsräume eingegangen wird.

3.1 Was ist ein Hospiz?

Wie einführend in Kapitel 2 bereits erörtert, ist der letzte Lebensweg oftmals vom sozialen Umfeld des Sterbenden abhängig, welches jedoch, davon geht die Hospizbewegung aus, beeinflusst werden kann. Dadurch, dass Sterben, Tod und Trauer aus der Gesellschaft immer mehr ausgegliedert werden, entwickelte sich bereits in den 1980er Jahren die deutsche Hospizbewegung. Der Kern dieses Hospizgedankens ist darin zu sehen, dass das Sterben in das Leben und somit in den Alltag zurückgeholt wird, um dadurch die Würde des menschlichen Lebens bis zuletzt zu gewähren. Ziel der Hospizarbeit ist es daher, Sterbende und unheilbar Erkrankte darin zu unterstützen, ihre restliche Lebenszeit möglichst beschwerdearm und gemäß ihrer persönlichen Wünsche und Fähigkeiten zu gestalten. Diese Unterstützung findet, wenn möglich, bestenfalls im häuslichen Umfeld oder in dafür geeigneten Institutionen statt. Nur wenn eine Sterbebegleitung durch ambulante Tätigkeiten nicht gewährleistet werden kann, weil zum Beispiel Angehörige nicht vorhanden oder aber überfordert sind oder es dem ausdrücklichen Wunsch des Sterbenden entspricht, seine letzten Lebenstage in einem stationären Hospiz zu verbringen, ist ein Aufenthalt in eben diesem vorgesehen. (vgl. Student u.a. 2004, S. 14f)

Bei ambulanten Hospizen handelt es sich um Dienste, bestehend aus überwiegend freiwilligen, geschulten und zusätzlich von hauptamtlichen Mitarbeitern koordinierten Helferinnen und Helfern. Diese bilden die Basis der Hospizarbeit in Deutschland. Ihr Aufgabengebiet besteht aus intensiver psychosozialer Betreuung der Sterbenden und ihren Angehörigen, einschließlich einer 24-Stunden Bereitschaft. Wichtig ist in diesem Zusammenhang eine sorgfältige Betrachtung des körperlichen Zustandes der Sterbenden sowie das zu Rate ziehen medizinischer Hilfe in besonderen Fällen. Neben diesen ambulanten Diensten haben sich in Deutschland zwei Formen stationärer Hospizarbeit entwickelt und etabliert. (vgl. Student 2004, S. 95f)

Zum einen existieren stationären Hospize und zum anderen Palliativstationen. Stationäre Hospize bestehen zumeist aus kleinen Betteneinheiten, die an keine größere Institution, wie zum Beispiel ein Krankenhaus oder ein Pflegeheim, gebunden sind und von speziell ausgebildeten Fachkräften (häufig studierten Sozialpädagogen/Sozialarbeitern) geleitet werden. In einem Netzwerk zwischen freiwilligen Helfern, Ärzten und Pflegern werden hier Sterbende betreut, deren Lebenserwartung nur noch einige Tage oder Wochen beträgt. (vgl. ebd.)

Ihr körperliches und seelisches Leiden wird somit in der familiären Atmosphäre des stationären Hospizes, welches viel mehr an eine gemütliche Wohnung als an ein Krankenhaus oder ähnliches erinnert, gemildert. Um die Ganzheitlichkeit der Betreuung zu gewährleisten, stehen außerdem Seelsorger und Sozialarbeiter zur Verfügung. Im Gegensatz zur häuslichen Atmosphäre eines stationären Hospizes ähnelt die Struktur einer Palliativstation der einer Krankenhausstation, was in der Tatsache begründet ist, dass diese oftmals Teil des Krankenhausapparates sind. Hieraus ergeben sich sowohl Vor– als auch Nachteile. Ein Vorteil ist die komplette Finanzierung des Aufenthaltes durch die Krankenkasse, so wie es bei allen Krankenhausaufenthalten der Fall wäre. Ebenso günstig ist die ständige Präsenz von Ärzten auf den Palliativstationen, welche in besonderen medizinischen Krisensituationen schneller eingreifen können, als es zum Beispiel bei einem stationären Hospiz der Fall wäre. Nachteilig ist hingegen, dass die Patienten dieser Stationen entlassen werden müssen, wenn keine Krankenhausbehandlungen mehr erforderlich sind. Eine Aufnahme nur aufgrund von psychosozialen Gründen setzt somit keine Zahlungspflicht der Krankenkasse voraus, sodass diese Menschen nicht bis zu ihrem Tod auf diesen Stationen bleiben können, wenn keine Behandlungen mehr vorgenommen werden. (vgl. Student u.a. 2004, S. 89f)

Eine in Deutschland noch nicht sehr stark entwickelte Form der Hospizarbeit sind teilstationäre Hospize. Diese gliedern sich zum einen in Tageshospize, in welchen die Betroffenen an mehreren Tagen der Woche tagsüber betreut werden und in Nachthospize, in denen sie in den Nachtstunden betreut werden. Der Sinn dieser Form der Betreuung liegt darin, dass so ein Sterben Zuhause ermöglicht werden kann. (vgl. Student 2004, S. 97)

Mit hospizialer Tätigkeit einhergehend und im Bezug auf Palliativstationen bereits kurz erwähnt ist die Palliativmedizin. Die Weltgesundheitsorganisation definierte im Jahr 2002 diese Form der Medizin als ein

Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind, welche mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen. Dies geschieht durch Vorbeugen und Lindern von Leiden durch frühzeitige Erkennung, sorgfältige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen Problemen körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art. (WHO 2002)

Hospizarbeit ermöglicht daher durch palliative Medizin eine Linderung von Schmerzen, wobei sie weder eine Beschleunigung noch Verzögerung des Todes beabsichtigt, da das Sterben als ein normaler und natürlicher Prozess verstanden wird. Des Weiteren bietet Hospizarbeit zum einen den Sterbenden Unterstützung ihr Leben wunschgemäß bis zu ihrem Tod zu gestalten und zum anderen eine Begleitung der Angehörigen während der Erkrankung und in der nachfolgenden Trauerzeit. (vgl. WHO 2002)

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Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Soziale Arbeit im Hospiz
Hochschule
Universität Trier
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
20
Katalognummer
V176585
ISBN (eBook)
9783640979301
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
soziale, Arbeit, Hospiz, Sozialarbeit, Ehrenamt, Multiprofessionalität, Sterbebegleitung, sterben, Tod
Arbeit zitieren
Julia Timmer (Autor:in), 2011, Soziale Arbeit im Hospiz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176585

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