Die Nikomachische Ehtik - Freundschaft


Seminararbeit, 2003

18 Seiten, Note: 2-


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einführung

Der Freundschaftsbegriff bei Aristoteles

Echte Freundschaft vs. akzedentelle Freundschaft

Freundschaft und Politik

Freundschaft unter Ungleichen

Der Freund als zweites Ich

Selbstfreundschaft

Warum braucht der Gute Mensch Freunde ?

Das Maß der Dinge

Glück und Unglück – der temporale Aspekt

Freundschaft und verwandte Begriffe
1. Wohlwollen
2. Eintracht
3. Wohltat

Ausblick

Fußnoten

Bibliographie

Einführung

Auf den folgenden Seiten befasse ich mich mit dem Freundschaftsbegriff in Aristoteles Nikomachischer Ethik. Dabei möchte ich sowohl einen Ausblick auf den Stand der Forschung geben, als auch die über Buch acht und neun verteilten aber sinnverwandten Themen zur besseren Übersichtlichkeit zusammenfassen. Im Vordergrund steht die Darstellung der einzelnen von Aristoteles umrissenen Arten der Freundschaft und deren Bedeutung im Bezug auf die arete. Dabei stütze ich mich insbesondere auf die Forschung von Ursula Wolf.

Der Freundschaftsbegriff bei Aristoteles

Den Einstieg in die Freundschaftsthematik nimmt Aristoteles in Buch VIII seiner Nikomachischen Ethik mit der Annahme die Freundschaft sei eine Trefflichkeit des menschlichen Wesens oder zumindest eng mit Ihr verbunden. Also ist die Freundschaft eine Form der arete. Nach Ursula Wolf wird dies gestützt durch Aristoteles Beschreibung der Freundschaft als lobenswert

Lobenswert und kalon zu sein aber waren Merkmale der aretē 1

Die sich anschließenden Ausführungen über die Bedeutung der Freundschaft im Leben des Einzelnen und der (Polis)gemeinschaft sind nach Ursula Wolf so zu deuten, dass die Freundschaft als Bestandteil des guten Lebens zu sehen ist. Greifbarer wird diese Annahme über die Einordnung der Freundschaft in einen gesellschaftlichen Kontext:

Und weiter: sie ist in Hinsicht auf das (Leben in der Gemeinschaft) höchst notwendig 2

Im anschließenden Kapitel widmet sich Aristoteles der Begriffsbestimmung. Zunächst greift Aristoteles auf die Ansichten seiner Zeitgenossen über die Freundschaft zurück. Sollen Freunde gleich sein, oder ziehen Gegensätze sich an, fragt sich Aristoteles. Mit naturphilosophischen Argumenten von Heraklit und Euripides veranschaulicht Aristoteles die eben eingeführte Dichotomie. Von Interesse ist für Aristoteles jedoch nicht der naturphilosophische Blickwinkel, der ihm für seine Untersuchung nicht geeignet erscheint, sondern alles was zum menschlichen Bereich der Freundschaft gehört. Dabei stellt sich die Frage, ob der Begriff Freundschaft bei genauerer Betrachtung nicht in mehrere Freundschaftsarten zerfällt und wer überhaupt zur Ausbildung einer Freundschaft in der Lage ist. Mit einem Rückgriff auf das Tapferkeitsthema verweist Aristoteles darauf, dass eine graduelle Abstufung innerhalb eines Begriffs zu der Art nach verschiedenen Begriffen führen kann. Als Beispiel kann die Tapferkeit des Bürgerheeres gelten, die im Gegensatz zur erzwungenen Tapferkeit des (Berufs-)soldaten ein wertvoller ist und aus der Sicht Aristoteles eine eigene Kategorie ausmacht, da sie auf anderen Grundlagen beruht.

An erster Stelle steht die Tapferkeit des Bürgerheeres, denn sie gleicht der Grundform am meisten. Die Bürger eines Gemeinwesens bestehen die Kriegsgefahren einmal wohl wegen der gesetzlichen Strafbestimmungen und der drohenden Schande, dann aber auch weil Ehre winkt. Zur selben Art kann man wohl auch jene rechnen, die von ihren Befehlshabern gezwungen werden. Sie sind allerdings minderen Wertes, sofern sie nicht aus Ehrgefühl, sondern aus Furcht tapfer handeln und nicht das Verwerfliche, sondern nur das Unangenehme vermeiden wollen. 3

Eine genauere Definition des Freundschaftsbegriffs gelingt Aristoteles über das „warum“: So schließt Aristoteles die Liebe zu toten Dingen aus, da Freundschaft aus seiner Sicht nur bilateral denkbar ist. Weder kann der im Beispiel angeführte Wein Gegenliebe aufbringen, noch scheint es sinnvoll jenem edlen Tropfen Gutes zu wünschen. Diese Abgrenzung wird durch die umfassendere Bedeutung des griechischen Lexems philia notwendig. In einer ersten Definition stellt Aristoteles die Forderung nach gegenseitigem Wohlwollen und die offene Erkennbarkeit der Freundschaft als Bedingung auf. Aristoteles kommt im Folgenden auf drei Grundarten der Freundschaft: Die Freundschaft aus Lust, die Aristoteles insbesondere der Jugend zuschreibt; die flüchtig ist wie alles in der Sturm und Drang-Zeit des Lebens. Stabiler und eher dem Alter zuzurechnen ist die Nutzfreundschaft. Unter diese Art von Freundschaft fallen die Geschäfts- und Politikfreundschaften, sowie die Gastfreundschaft. Aus heutiger sicht besonders interessant ist die Zurechnung der Gastfreundschaft zu dieser Kategorie, die mit der modernen Tourismusindustrie zu einer Blüte getrieben wurde, die Aristoteles Kategorien zu sprengen scheint, ist hier doch die Lust als berechneter Faktor integriert. Für Aristoteles Ethik entscheidend ist jedoch die dritte und letzte Kategorie, die vollkommene Freundschaft der trefflichen Charaktere. Hinzu tritt die Forderung das sich die Freunde an Trefflichkeit gleichen sollen.

Vollkommene Freundschaft ist die der trefflichen Charaktere und an Trefflichkeit einander Gleichen. 4

Überblick: Die von Aristoteles gemeinte, echte Freundschaft charakterisiert sich zunächst also über die Offenheit der Ausübung, die Gegenseitigkeit des Wohlwollens und die Trefflichkeit der ausübenden Charaktere. Voraussetzung ist das festigen der Freundschaft über einen gewissen Zeitraum, den Aristoteles nicht näher benennt.

Ursula Wolf verweist im Zusammenhang mit der ersten Begriffsdefinition auf ein Paradox,

das aus den Komponenten der Bestimmung entsteht:

„Wie kann man einem Freund Gutes wünschen, wenn der Grund der Freundschaft ist,

dass der Freund gut, nützlich oder angenehm ist, wenn man ihn also genaugenommen liebt, weil er eine dieser Eigenschaften hat? 5

Echte Freundschaft vs. akzedentelle Freundschaft

Im Folgenden beschäftigt sich Aristoteles mit Stabilität und Dauer von Freundschaften. Da die treffliche Freundschaft die Freundschaft aus Lust und Nutzen mit einschließt, sich die Trefflichen also gegenseitig Lust bescheren als auch von Nutzen sind, diese vergänglichen Güter aber nicht die Grundlage der Freundschaft sind, sieht Aristoteles hierin die stabilste Form der Freundschaft. Bei den anderen Arten erkennt Aristoteles am ehesten Stabilität wenn beide den gleichen Nutzen aus der Freundschaft ziehen; also Geschäftsfreunde untereinander oder aus Lust verbundene. Ebenso muss die Gabe aus dem gleichen Bereich sein. Bezieht beispielsweise einer der (Lust)Freunde seine Gabe aus der Aufmerksamkeit des Liebhabers, der Liebhaber jedoch aus der Schönheit des Geliebten, so ist diese Freundschaft unter Ungleichen weniger dauerhaft. Durch die Gewöhnung aneinander kann sich eine Jugendfreundschaft, die ursprünglich aus Lust geschlossen wurde, zur trefflichen Freundschaft entwickeln. So ist die Freundschaft aus Lust stabiler als die, die auf Vorteilen beruht. Da die Freundschaft aus Lust wie aus Nutzen nicht darauf beruht dem Freund um seinetwillen das Gute zu wünschen nennt Aristoteles diese Freundschaftsformen Freundschaft im akzedentellen Sinne. Am nächsten steht der echten Freundschaft die Freundschaft aus Lust sofern beide Freunde sich aneinander sowie den gleichen Dingen erfreuen. Ebenso sind die vollkommen Glücklichen, also diejenigen Menschen, die eudaimōn sind, noch auf der Suche nach angenehmen Freunden.

[...]


1 Wolf, Ursula. Aristoteles` ›Nikomachische Ethik‹. Darmstadt 2002. S. 214

2 Aristoteles. Nikomachische Ethik. Hrsg. v. Philipp Reclam jun. GmbH & Co. Stuttgart 1969. S. 213

3 Ders., S. 75

4 Ders., S. 217

5 Wolf, Ursula. Aristoteles` ›Nikomachische Ethik‹. Darmstadt 2002. S. 215

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Nikomachische Ehtik - Freundschaft
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Philosophisches Seminar)
Veranstaltung
Proseminar: Aristoteles Nikomachische Ethik
Note
2-
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V17637
ISBN (eBook)
9783638221610
ISBN (Buch)
9783656451372
Dateigröße
370 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nikomachische, Ehtik, Freundschaft, Proseminar, Aristoteles, Nikomachische, Ethik
Arbeit zitieren
Markus Voigt (Autor:in), 2003, Die Nikomachische Ehtik - Freundschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17637

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