Tennis im Sportunterricht: Der Aufschlag von oben


Unterrichtsentwurf, 2010

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


1 Einleitung

Im Hessischen Lehrplan für das Fach Sport sind für die Sekundarstufe II des Gymnasiums im Bewegungsfeld „Spielen“ gemäß den Einheitlichen Prüfungsanforderungen neben den Mannschaftsspielen auch Rückschlagspiele angeführt. Als Beispiel für das Rückschlagspiel sind in der gymnasialen Oberstufe Tischtennis-, Badminton- sowie Tenniskurse vorgesehen.1 Damit in der Sportart Tennis eine allgemeine Spielfähigkeit, sowohl im Einzel als auch im Doppel, erlangt werden kann, ist es notwendig, die grundlegenden Techniken zu beherrschen. Dazu gehört neben den Grundschlägen Vor- und Rückhand, Volley, Lob und Schmetterschlag auch der Aufschlag von oben.2

Da der Aufschlag der einzige Schlag im Tennis ist, der ohne Einwirkung des Gegners gespielt wird, ist es einer der wichtigsten Schläge im Tennisspiel. Die Chancen, die bei einem guten Aufschlagspiel genutzt werden können, sind oft spielentscheidend. Im Vorteil ist demnach derjenige, der das Üben des Aufschlags von oben nicht vernachlässigt, um so den Ballwechsel bestmöglich eröffnen zu können.3

Der Aufschlag von oben ist für die gymnasiale Oberstufe als verbindlicher Inhalt des Themas Tennis festgelegt und gilt als einer der grundlegendsten Schläge. Im Folgenden soll eine Doppelstunde zur Einführung in den Aufschlag von oben thematisiert werden.

2 Didaktische und methodische (Vor-)Überlegungen

Mit dem Beherrschen der grundlegenden Techniken, um spielfähig zu werden, soll jedoch nicht gemeint sein, dass im Anfängertennis zu Beginn ein isoliertes Techniktraining angebracht ist. Die Art der Bewegungsplanung im Anfängertennis mit separaten Technikeinheiten einzusteigen, ist oft noch ein gewähltes Konzept einiger Tennislehrer. Dadurch entwickeln die Schüler womöglich falsche Bewegungsvorstellungen und die Bewegung zerbricht im Endeffekt an den Einzelheiten.4

Im Gegenzug dazu soll im Folgenden ein Tenniskonzept vorgestellt werden, welches sich genetisch orientiert auf die Innenperspektive der Schüler konzentriert und den Tenniseinstieg spielerisch ermöglicht.5 Während die Schüler im Voraus durch ein genetisch orientiertes Bewegungskonzept die Grundschläge wie Vorhand, Rückhand, Lob, Volley und Schmetterschlag thematisierten, soll nun der Aufschlag von oben als relevanter Inhalt des Tennis behandelt werden. Das Beherrschen der grundlegenden Techniken soll während der gesamten Tenniseinheit zwar angestrebt werden, jedoch sollen die Schüler selbstständig an diesem Lernziel arbeiten.

Das genetische Konzept setzt darauf, über Spielverständnis und Zieltransparenz sinnvolle Handlungsstrategien in enger Bindung an spielnahe Situationen aufzubauen, anstatt die gelernten Schläge einfach nur separat abzurufen. Für die Schüler ist also zunächst wichtiger zu wissen, was mit dem Aufschlag zu erreichen ist und warum der Aufschlag ein so wichtiger Schlag des Tennis ist, als zu wissen, wie der Aufschlag korrekt ausgeführt wird.6

3 Realisierungsstrategien

Ausgewählte Strategien, den Aufschlag von oben zu erlernen, setzen darauf, die erforderlichen Bewegungsabläufe an Spielsituationen und Spielziele zu binden, um die Spielfähigkeit entwickeln zu können.7

Mit Zuhilfenahme von Vereinfachungsstrategien können die Bewegungshandlungen im Anfängertennis erprobt werden. Bei stetigen Lernfortschritten der Schüler ist es jedoch sinnvoll, die Vereinfachungen wieder einzustellen und sich dem genormten Tennisspiel anzunähern.8 Zu Vereinfachungen und Variationsideen für die Einheit des Aufschlags wird in den folgenden Kapiteln noch näher eingegangen.

Obwohl der Aufschlag der erste Schlag eines Ballwechsels ist und demnach das Spiel eröffnet, ist es, wie bereits erwähnt, nicht sinnvoll, die gesamte Tenniseinheit mit dem Aufschlag zu beginnen. Damit die Schüler vor der Thematisierung des anspruchsvollen Aufschlags ein gewisses Ballgefühl besitzen, wurden in den Doppelstunden zuvor bereits die grundlegenden Schläge wie Vor- und Rückhand, Volley, Lob und Schmetterschlag trainiert. Die Einführung in das Einzel- und Doppelspiel sollte zuvor durchgeführt worden sein, damit die Schüler nicht mit langatmigen und schweren Technikeinheiten zu Beginn überfordert werden und der Spaß am Tennisspielen nicht schon zu Anfang verloren geht. Denn der motivationale Anreiz ist wichtig für das Erlernen einer Sportart. Auch die Theorie des Regelwerks sollte mit den Schülern nicht lang besprochen und auswendig gelernt werden.

Durch unterrichtsbegleitende und spielinterne Methoden werden den Schülern die Regeln des Tennisspiels auf eine Art und Weise vermittelt, die den Schülern erstens nicht den Spaß nehmen und sich zweitens durch spielnahe Situationen besser einprägen lassen.9 Sind sich die Schüler nach einigen Doppelstunden der Lehreinheit Tennis über die grundlegenden Techniken der Schläge bewusst, haben eine gewisse Kontrolle über den Ball und das Ballgefühl entwickelt, kann sich mit der neuen Einheit, dem Aufschlag, befasst werden. Dabei sollte sich idealerweise vor der Einheit des Aufschlags in der letzten Doppelstunde mit dem Schmetterschlag beschäftigt worden sein, um die Parallelen bzw. Unterschiede des Schmetterschlags und des Aufschlags mit den Schülern erarbeiten zu können. Sollten neben Aufschlagübungen in Spielsituationen auch separate Aufschlagübungen geplant sein, sollte darauf geachtet werden, dass die Gesamtbewegung des Aufschlags auch in diesen Übungen nicht in Einzelbewegungen eingeteilt und thematisiert wird. In separaten, nicht spielinternen, Aufschlagübungen sollte lediglich auf hilfreiche Bewegungsmerkmale hingewiesen werden und diese geübt werden.10

4 Der Aufschlag von oben

4.1. Sachanalyse

Der Aufschlag von oben ist ein sehr komplexer Schlag und kann in eine Aushol-, Schlag- und Ausschwungphase unterteilt werden. Der Aufschlag ist der Schlag, der den Ballwechsel zwischen zwei (Einzel) oder vier (Doppel) Spielern eröffnet und den Ball ins Spiel bringt. Der Ball soll dabei in das diagonal liegende Aufschlagfeld (T-Feld) der gegnerischen Spielfeldhälfte platziert werden.11

Werden die Einzelelemente des Aufschlags separat betrachtet und analysiert, sieht ein optimaler Aufschlag eines Rechtshänders etwa wie folgt aus: Der Spieler befindet sich in seitlicher Haltung zur Zielrichtung und trägt sein Gewicht hauptsächlich auf dem linken Fuß. In der Ausholphase beginnen Wurf- sowie Schlagarm sich in einer Pendelbewegung abwärts und aufwärts zu bewegen. Das Gewicht wird dabei auf den rechten Fuß verlagert. Nachdem die Ausholbewegung mit beiden Armen vor dem Körper beginnt, trennen sich im Tiefpunkt dieser Bewegung beide Arme in unterschiedliche Richtungen. Der linke Arm befindet sich in der Aufwärtsbewegung vor dem Körper, um den Ball etwa auf Augenhöhe in die Höhe werfen zu können, während der rechte Arm hinter den Körper gebracht werden soll. Der Oberkörper wird dabei seitlich zur Schlagrichtung gedreht. Nach dem Wurf des Balles mit der linken Hand wird der gesamte Körper von den Knien her gestreckt. Idealerweise sollte der Ball mit dem Schlägerkopf durch einen gestreckten Arm am höchsten Punkt knapp vor dem Fuß getroffen werden. Während der Schlag- und anschließenden Ausschwungphase dreht sich der Oberkörper mit dem Ball in die Schlagrichtung. Der Schläger endet, nachdem der Ball getroffen wurde, in der Ausschwungphase links vor dem Körper.12

4.2. Die Bedeutung für den Tennisunterricht

Aus der Analyse eines korrekt ausgeführten Aufschlags geht hervor, dass der Aufschlag aus einer Vielzahl an Einzelelementen besteht. Nun ist die Frage, ob es sinnvoll ist, diese Einzelelemente separat und ausführlich zu üben, um die Bewegung optimal ausführen zu können. Schon beim Lesen der Sachanalyse wird deutlich, dass sich auf viele Aspekte konzentriert werden muss. Sind sich die Schüler über all diese Einzelaspekte bewusst, ist es schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Den Ball ins schräg gegenüber liegende Aufschlagfeld zu bringen. So relevant bzw. hilfreich die Einzelaspekte dieser Analyse für den Aufschlag auch sind, ist es zunächst wichtig, eine dynamische Aufschlagbewegung mit den Schülern durchzuführen.13 Allgemein gilt jedoch, dass sich die Ausgangsstellung des Aufschlags je nach Spielstand (gerade oder ungerade) rechts bzw. links von der mittleren Markierung hinter der Grundlinie befindet. Diese Ausgangsstellung bezieht sich auf das allgemeine Regelwerk des Tennissports, kann aber im Anfängertennis in separaten Aufschlagübungen ohne Zählweise durchaus variieren.

Ferner soll den Schülern bewusst werden, dass das Treffen des Balles am höchstmöglichen Punkt sinnvoll ist, um das Platzieren des Balles in das gegnerische Aufschlagfeld zu gewährleisten. Auch Metaphern wie „Bewege den Schläger so, als würdest du ihn aus dem Rucksack ziehen“ können den Schülern die Bewegungsausführung der Schlagphase erleichtern, ohne auf komplizierte Einzelaspekte hinweisen zu müssen. Auch wenn der Aufschlag prinzipiell in Aushol-, Schlag- und Ausschwungphase unterteilt werden kann, ist er dennoch eine dynamische Bewegung, die nicht separat betrachtet werden kann.14 Auch, wenn den Schülern durch Tipps, wie die Streckkraft aus den Beinen zu holen, den Ball am höchstmöglichen Punkt zu treffen und das Handgelenk abzuklappen, geholfen ist, ist es dennoch erst einmal wichtig, dass die Schüler selber herausfinden, was für das Platzieren in das richtige Aufschlagfeld relevant ist.

[...]


1 Hessisches Kultusministerium: Lehrplan Sport Sek. II. S.8.

2 Hessisches Kultusministerium: Ausführungsbestimmungen für den sportpraktischen Teil der Abiturprüfung im Fach Sport. S.55.

3 Vgl. Bornemann, R. u.a.: Deutscher Tennis Bund. Tennis Lehrplan Band 2. Unterricht und Training. S.11.

4 Vgl. Hasper, J.: Tennis kann doch jeder - Wie man spielend das Spiel erlernt. S.1.

5 Vgl. Loibl, J.: Basketball - genetisches Lehren und Lernen: spielen - erfinden - erleben - verstehen. S.19.

6 Vgl. Loibl, J.: Basketball - genetisches Lehren und Lernen: spielen - erfinden - erleben - verstehen. S.19.

7 Vgl. Bensch, A./ Danisch, M.: Spielorientiertes Tennistraining mit Kindern und Jugendlichen. S.19.

8 Vgl. Schaller, H.J.: Vermittlungsmodelle großer Spiele. In: Dietrich, K./ Landau, G.: Beiträge zur Didaktik der Sportspiele, Teil 1. S.87.

9 Vgl. Loibl, J.: Basketball - genetisches Lehren und Lernen: spielen - erfinden - erleben - verstehen. S.19.

10 Vgl. Hasper, J.: Tennis kann doch jeder - Wie man spielend das Spiel erlernt. S.1.

11 Vgl. Bornemann, R. u.a.: Deutscher Tennis Bund.Tennis Lehrplan Band 1. Technik und Taktik. S. 103.

12 Vgl. Bornemann, R. u.a.: Deutscher Tennis Bund.Tennis Lehrplan Band 1. Technik und Taktik. S. 104.

13 Vgl. Loibl, J.: Basketball - genetisches Lehren und Lernen: spielen - erfinden - erleben - verstehen. S.21.

14 Vgl. Bornemann, R. u.a.: Deutscher Tennis Bund.Tennis Lehrplan Band 1. Technik und Taktik. S. 104.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Tennis im Sportunterricht: Der Aufschlag von oben
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
2,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
14
Katalognummer
V175945
ISBN (eBook)
9783640980123
ISBN (Buch)
9783640980598
Dateigröße
533 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
tennis, sportunterricht, aufschlag
Arbeit zitieren
Luise Ostendoerfer (Autor:in), 2010, Tennis im Sportunterricht: Der Aufschlag von oben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175945

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