Mediation - Verfahren und Grenzen


Hausarbeit, 2003

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Entwicklung der Mediation

3. Der Konflikt
3.1 Die Entfaltung des Konflikts
3.2 Definition „Konflikt“
3.3 Konfliktarten
3.4 Die Lösung des Konflikts

4. Die Mediation
4.1 Grundlegendes
4.2 Voraussetzung: Die 4 A´s und die Erhaltung der zwischenmenschlichen Beziehung
4.3 Das Mediationsverfahren

5. Die Grenzen der Mediation

6. Kritische Betrachtung der Mediation

7. Interview

8. Schlusswort

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Konflikte gibt es überall, und jeder war schon einmal in einen Konflikt mit einer anderen Person verwickelt. Die Mediation bietet uns ein Verfahren, dass uns davor bewahrt, in Konflikten gerichtliche Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Sie hat sich weltweit als eine der erfolgreichsten Methoden zur Lösung von Konflikten bewährt. Sie berücksichtigt die Interessen aller Betroffenen und diese können sich hiernach wieder mit Achtung und Respekt begegnen. Sie entspricht unserer Vorstellung vom selbstbestimmten Menschen, welcher seine eigenen Konflikte wann immer möglich eigenständig löst, und dies noch rascher, effizienter und günstiger als es der Rechtsweg oftmals erlaubt.

Die folgende Hausarbeit setzt sich zum Ziel, den Ablauf eines Mediationsverfahrens, die Voraussetzungen und Grenzen darzustellen. Dabei wird zunächst der Konflikt an sich genauer betrachtet. Abschließend werden die erarbeiteten Aspekte mit einem Interview untermauert, in dem auch einige Beispielfälle, bei denen Mediation erfolgreich angewendet wurde, genannt werden.

2. Entwicklung der Mediation

Wie viele andere Methoden sozialer Arbeit hat auch die Mediation ihre Wurzeln in der USA. Mediation, zu deutsch Vermittlung, wurde

bereits Ende der 30’er Jahre in Beratungsstellen an kalifornischen Gerichten eingerichtet, die jedoch nur der „Versöhnungsberatung“ dienten. Im März 1980 wurde dann in Kalifornien ein Gesetz verabschiedet, aufgrund dessen Streitigkeiten bzgl. Sorgerecht und Umgangsrecht zukünftig zunächst vor einem Vermittlungsverfahren verhandelt werden mussten, bevor eine Verhandlung vor Gericht stattfinden konnte. Dieses Verfahren wurde mittlerweile in mehr als die Hälfte der amerikanischen Bundesstaaten eingeführt, teilweise auch auf freiwilliger Basis.

In der BRD wurde ab Anfang der 80’er Jahre über Mediation als mögliche Methode in Streitigkeiten bzgl. Trennung diskutiert.[1]

Heutzutage wird Mediation eingesetzt in vielen Bereichen:

z. B. Nachbarschaftsstreit, Erbschaftsstreit, Familienstreit, Streit im wirtschaftlichen Bereich, als Täter-Opfer-Ausgleich oder in der Schule.

3. Der Konflikt

Das, was die Mediation lösen möchte, ist ein Konflikt zwischen zwei Parteien. Im folgenden möchte ich daher zunächst erläutern, woher Konflikte kommen, welche Arten es gibt und welche Lösungsmöglichkeiten uns geboten werden.

3.1 Die Entfaltung des Konflikts

Der Beginn einer Auseinandersetzung lässt sich in drei Phasen unterteilen.

In der ersten Phase,die „naming“-Phase, wird ein Unrecht oder ein Zustand in Bezug auf die eigene Person, der abgeändert oder ausgeglichen werden muss, wird erkannt und benannt. In der zweiten Phase, der „blaming-Phase“, wird dann einer Person dieses Unrecht zugeschrieben. In der letzten, der „claiming-Phase“ folgt dann der Anspruch, der gegen den Verantwortlichen geltend gemacht wird. Dieser ist zunächst nur eine Aufforderung, dem Unrecht abzuhelfen oder auszugleichen.[2]

3.2 Definition „Konflikt“

Aus diesen Phasen zur Entstehung eines Konflikts kann man bereits erkennen, was ein Konflikt ist:

„Anfängliche Unvereinbarkeit im

Wahrnehmen und/oder

Denken und/oder

Fühlen und/oder

Wollen zwischen

Personen

und/oder

Gruppen,

die interaktiv ausgetragen, als Beeinträchtigung empfunden und entsprechend abzuwehren versucht wird.[3]

Diese Unvereinbarkeit kann dahingehend differenziert werden, in welchen Bereich sie liegt. Daraus entsteht dann die folgende Aufteilung nach Christopher W. Moore[4].

3.3 Konfliktarten

W. Moore unterteilt Konflikte nach dem Grund der Entstehung in 5 Kategorien:

1. Sachverhalts-Konflikte

Diese entstehen durch

- Mangel an Information
- Fehlinformation
- Unterschiedliche Einschätzung darüber, was wichtig ist
- Unterschiedliche Interpretation von Daten
- Unterschiedliche Vorgehensweise zur Bewertung

2. Interessen-Konflikte

Diese sind verursacht durch angenommene oder tatsächliche Konkurrenz

- von realen (inhaltlichen) Interessen
- von Verfahrensinteressen
- von psychologischen Interessen

3. Beziehungs-Konflikte

Diese sind verursacht durch

- starke Gefühle
- Fehlwahrnehmungen oder Stereotypen
- Mangelnde Kommunikation oder Fehlkommunikation
- Wiederholtes negatives Verhalten

4. Werte-Konflikte

Diese sind verursacht durch

- verschiedene Kriterien zur Bewertung von Ideen oder Verhalten
- ausschließliche Ziele von innerem Wert
- unterschiedliche Lebensformen, Ideologien und Religionen

5. Struktur-Konflikte

Diese sind verursacht durch

- destruktive Verhaltens- und Interaktionsmuster
- ungleiche Kontrolle, Eigentumsverhältnisse oder Verteilung von Ressourcen
- ungleiche Macht und Autorität
- geographische, physische oder umfeldbezogene Faktoren, welche Zusammenarbeit behindern
- Zeitzwänge.

3.4 Die Lösung eines Konflikts

Um einen Konflikt zu lösen, gibt es verschiedene Methoden:

1. Die Parteien gleichen ihre Interessen aus und finden gemeinsam eine für beide Seiten befriedigende Lösung
2. Man beruft sich auf anerkannte Regeln, Normen oder Rechtspositionen und lässt daraus ableiten und bestimmen, wer im Recht ist oder
3. die Parteien setzen ihre jeweilige Machtposition ein, um ihre Interessen durchzusetzen (oder eine übergeordnete Instanz beendet den Streit durch ein „Machtwort“).

Um herauszufinden, welche Lösung die beste ist, muss man sich die Argumente und Gegenargumente anschauen. Kriterien sind die Transaktionskosten (nervliche Belastung, Geld, andere Ressourcen), die Zufriedenheit mit dem Ergebnis, die Auswirkung auf die Beziehung und das Neuaufflammen des Konflikts (ist die gefundene Lösung dauerhaft?).[5]

In vielen Fällen ist es die beste Lösung, wenn beide Parteien zu einem Ergebnis kommen, das für sie befriedigend ist. Hierzu ist die Einbeziehung einer dritten Person hilfreich, die in dem Konflikt vermittelt. Und damit kommen wir zur Mediation.

4. Die Mediation

4.1 Grundlegendes

Bei der Mediation wird also eine dritte unparteiische Person, der Mediator, zur Hilfe gezogen, der versucht, in einem Konflikt zu vermitteln. Anders als im juristischen Verfahren oder im Schlichtungsverfahren wird versucht, eine Lösung zu finden, die nicht nur den Interessen einer Person oder Partei, sondern den Interessen beider Parteien entspricht. Der Mediator unterstützt die Parteien bei der Konfliktlösung zwar, aber er selbst entscheidet nicht, wie der Konflikt gelöst werden soll.

Weiterhin zielt Mediation darauf ab, nicht die vergangene Situation sondern Zukunftsfragen zu bearbeiten. Dies ist natürlich vor allem vorteilhaft für Personen, die nach dem Konflikt weiterhin miteinander Kontakte pflegen (können oder müssen), wie z. B. ein geschiedenes Ehepaar mit Kindern.

Mediation ist ein Konzept zur Stärkung der Konfliktkompetenz bei den Betroffenen. Sie behalten die Verantwortung für die Lösung ihres Konfliktes und werden durch die Arbeit gestärkt, ihre Interessen so zu vertreten, dass anderen dadurch kein Schaden zugefügt wird.

Neville[6] nennt drei grundlegende Prämissen, von der die Mediation ausgeht: „a) Die Meinungsunterschiede oder die Konflikte können am besten von den Betroffenen selbst gelöst werden (und nicht von außenstehenden Dritten), da es den Betroffenen so ermöglicht wird, Verantwortung für die eigenen Lösungen zu übernehmen, b) Der Prozess ermöglicht den Parteien, wechselseitig befriedigende Lösungen zu finden, so dass jede am Ende das Gefühl hat, dass sie angehört, respektiert und hinreichend durch diese spezielle Entscheidung zufriedengestellt wurde. C) Die Ergebnisse können so maßgeschneidert und genügend kreativ sein, so dass die besonderen Bedürfnisse jedes Individuums bzw. jeder Familie berücksichtigen.“

Mediation kann also wie folgt definiert werden:

„Mediation ist ein außergerichtliches Konfliktbearbeitungsverfahren, in dem alle am Konflikt Beteiligten mit Unterstützung externer, neutraler Dritter (MediatorInnen) freiwillig, eigenverantwortlich und gemeinsam eine fall- und problemspezifische Konfliktregelung bzw. Konfliktlösung erarbeiten.“[7]

4.2 Voraussetzung: die 4 A’s und die Erhaltung der zwischenmenschlichen Beziehung

Der Mediator hat in seiner Funktion als Streitvermittler einige grundlegende Dinge zu beachten, um das Vertrauen der Parteien zu gewinnen, die von Nina L. Dulabaum[8] die 4 A’s genannt werden. Dazu gehört:

1. Allparteilichkeit

Der Mediator muss für beide Seiten Partei ergreifen und versuchen, dabei neutral zu sein. Er ermutigt beide Parteien, ihre Empfindungen und Meinungen zu äußern und gibt beiden dafür gleich viel Zeit. Dazu gehört auch, dass wenn eine Person schwächer wird und das Gleichgewicht nicht mehr vorhanden ist, der Mediator für diese Person Partei ergreifen und sie stärken muss. Vermeiden muss der Mediator moralische Äußerungen wie „Ist Ihnen das nicht peinlich?“.

[...]


[1] Galuske, Michael: Methoden der Sozialen Arbeit, Juventa Verlag, Weinheim/München 1998, S.203

[2] Breidenbach, Prof.Dr. Stephan: Mediation, Struktur, Chancen und Risiken von Vermittlung im Konflikt, O. Schmidt Verlag, Köln 1995,S. 42

[3] Koch 2002, in Anlehnung an Glasl, aus Seminar „Konfliktmanagement I“, WS 02/03 FH Emden

[4] Moore, Christopher W.: The Mediation Process, Jossey Bass Inc., San Francisco 1986, in: Faller, Kurt: Mediation in der pädagogischen Arbeit, Verlag an der Ruhr 1998

[5] Faller, Kurt, a. a. O., S. 27-32

[6] W. G. Neville: Vermittlung, in: Textor, m. (Hrsg): Hilfen für Familien. Ein Handbuch für psychosoziale Berufe. Frankfurt a. M 1990, S. 343-363, in: Galuske, Michael, a. a. O., S.204

[7] http://www.buergerbeirat.at/wietersdorf/mediation.htm#definition

[8] Dulabaum, Nina L.: Mediation: Das ABC, Beltz Verlag 1998, Weinheim und Basel, S. 18-21

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Mediation - Verfahren und Grenzen
Hochschule
Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven; Standort Emden  (Fachbereich Sozialwesen)
Veranstaltung
Methoden der Sozialen Arbeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V17542
ISBN (eBook)
9783638220934
ISBN (Buch)
9783656767497
Dateigröße
397 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mediation, Verfahren, Grenzen, Methoden, Sozialen, Arbeit
Arbeit zitieren
Anja Buß (Autor:in), 2003, Mediation - Verfahren und Grenzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17542

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