Krise der Arbeitsgesellschaft, Ursachen und Zukunft


Seminararbeit, 2003

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


INHALTSANGABE

1. Vorwort

2. Bedeutung und Sinn der Arbeit
2.1 Historischer Rückblick
2.2 Die moderne Bedeutung des Wortes Arbeit

3. Die Krise der Arbeitsgesellschaft
3.1 Ersatz von menschlicher Arbeitskraft durch Roboter und Maschinen- technischer Wandel
3.2 Verlagerung und Abbau der Arbeitsplätze durch die Globalisierung
3.3 Der demographische Wandel
3.4 Der Wertewandel

4. Die Arbeit der Zukunft
4.1 „Gemeinwirtschaft“
4.2 Die Optionen der Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik
4.3 Entkopplung von Beschäftigung und sozialer Sicherung

5. Schlusswort

6. Literaturverzeichnis

1. Vorwort

Ein Dauerthema in der Diskussion ist die hohe Arbeitslosigkeit. Schnell greift man dann dazu, die Regierung zu verurteilen, nichts dagegen zu tun. Doch wir müssen verstehen, dass wir uns in einer Krise der Arbeitsgesellschaft befinden, zu der mehr gehört, als allein die hohe Arbeitslosigkeit. Die Arbeit wandelt sich, und mit der Arbeit auch die Gesellschaft.

Die folgende Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die Ursachen dieser Krise darzustellen. Um uns diesem Thema nähern zu können, müssen wir jedoch zunächst einmal den Arbeitsbegriff „unter die Lupe nehmen“. Abschließend werden Szenarien künftiger Arbeit vorgestellt.

2. Bedeutung und Sinn der Arbeit

2.1 Historischer Rückblick

Arbeit hat es schon immer gegeben. Jedoch hat sich die Definition im Laufe der Geschichte geändert. Der heutige Begriff von Arbeit entstand verhältnismäßig spät.

Dass Arbeit bereits früher als körperliche Mühsal und Plage verstanden wurde, erkennen wir schon in der Genesis, als Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden: Die Menschen sollten nunmehr arbeitende Wesen sein. Dies wurde als Strafe verstanden.

Im klassischen Altertum galt, dass ein Teil der Menschen zu arbeiten hatte (Sklaven) und andere nicht (Adlige). Dies sahen auch Plato und Aristoteles so, obwohl heutzutage ihre geistige Tätigkeit auch als Arbeit gezählt hätte.

Eine Begriffsverschiebung und Neubewertung von Arbeit bereitete sich in der christlichen Zeit vor, in der Arbeit zu einer Form der Askese mutierte: Die Mönche entsagten dem Vorrecht, nicht arbeiten zu müssen. Unter Arbeit verstand man bis in diese Zeit jedoch zunächst nur die körperliche Arbeit.

Ein allgemeines Umdenken begann an der Schwelle der Neuzeit, insbesondere im Zuge der Reformation. Das kalvinistische Denken verwies den Menschen auf seine diesseitige Existenz, die nur dann gottwohlgefällig sein kann, wenn es durch harte Arbeit geprägt ist. Dieser Arbeitsbegriff umfasst nun auch die geistige Arbeit. Luther ging davon aus, dass jeder Mensch einen festen Platz in dieser Gesellschaft von Gott zugewiesen bekommen hat. Wird dieser „Beruf“ und damit dieser Platz in der Welt akzeptiert und gut ausgeführt, erfüllt man zumindest bereits ein Gottesgebot. Die Tätigkeit, die zur Ausführung des Berufes verlangt wird, kann nicht unehrenhaft sein.[1] Arbeit sollte jedoch immer nur in den Maßen geleistet werden, wie sie zur Sicherstellung des Lebensunterhaltes notwendig war.

2.2 Die moderne Bedeutung des Wortes Arbeit

Den Arbeitsbegriff, den wir heute verwenden, gibt es so erst seit ca. 200 Jahren, seit dem Beginn der Industrialisierung. Dies war die Epoche, in dem „Europa das Arbeitskleid anzog“[2]. Die Arbeit wurde zum Lebensinhalt.

Nach Hengsbach, 1994, S. 21[3] ist „Die gesellschaftliche Anerkennung (…) die erste, die soziale Dimension menschlicher Arbeit“. Die zweite, personale Dimension ist Entfaltung und Selbstverwirklichung in der Arbeit. Hieraus kann man erkennen, dass Arbeit durch ihren gesellschaftlichen Charakter bestimmt ist. Der einzelne Arbeiter in der Gesellschaft bezieht seinen Stellenwert als Element einer arbeitsteiligen Gesellschaft. Durch Arbeit wird man in die Gesellschaft integriert, man findet einen Platz in der Gesellschaft. Nach Lang 1987, S. 15 f.[4] war für Männer „die persönliche Selbstverwirklichung in unserer Zivilisation (bislang) fast zur Gänze an Arbeit gebunden.“ Dies gilt auch zunehmend für die Frauen, die nach dem Verfall der traditionellen Frauenrolle ebenfalls erwerbstätig sind bzw. sein können. Durch die hohe, vorrangige Stellung der Arbeit wurden andere Bereiche wie Kommunikation, Kunst, Kultur, gemeinnützige Tätigkeiten, Familie, Freizeit u. a. in den Hintergrund gestellt.

Unter heutigen Bedingungen wird Arbeit meist mit Berufs- und Erwerbsarbeit gleichgesetzt. Hierbei wird jedoch häufig ausgeblendet, dass der Begriff „Arbeit“ viel weiter geht und auch Arbeit umfasst, die nicht entlohnt wird, etwa die Arbeit der Hausfrau oder ehrenamtliche Tätigkeiten. Viele Arbeiten werden auch als Eigenarbeit und als Erwerbsarbeit ausgeführt, z. B. Hausarbeiten: die Haushälterin ist erwerbstätig, die Hausfrau arbeitet.

Wegen seines hohen Prestiges wird der Begriff Arbeit inzwischen auf alle möglichen Formen von Tätigkeit angewendet, auch wenn sie dem ursprünglichen Begriffsmerkmalen von Arbeit (wie Bedarfsdeckung, auf Ertrag und Einkommen gerichtete Tätigkeit) nichts zu tun haben: Hausarbeit, Schularbeit, Kulturarbeit, Traumarbeit usw.

Arbeit ist also ein zentraler Bestandteil unseres Lebens, über den wir uns definieren und der für uns ein Ziel- und Orientierungspunkt für unsere Lebens- und Zukunftsentwürfe darstellt. „Das gesamte System sozialer Absicherung, gesellschaftlicher und politischer Teilhabe ist mehr oder weniger direkt an die Teilhabe an der Erwerbsarbeit gebunden.“[5] Diese Bedeutung, die Arbeit für uns hat, wird besonders deutlich in der jetzigen Situation, in der wir 4 Millionen Arbeitslose haben. Aber allein die Schaffung von Arbeitsplätzen bringt uns aus dieser Krise nicht mehr heraus. Doch was muss sich ändern?

Im folgenden werde ich versuchen, der Krise der Arbeitsgesellschaft auf den Grund zu gehen.

3. Die Krise der Arbeitsgesellschaft

3.1 Ersatz von menschlicher Arbeitskraft durch Roboter und Maschinen- technischer Wandel

Durch die Erfordernisse des Marktes, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und die Rentabilität durch Produktivitätssteigerungen und Qualitätsverbesserungen zu sichern, sind die Unternehmen zu Innovationen gezwungen, die auch beinhalten, neue Maschinen einzusetzen, die Menschen ggf. auch rationalisieren. Würde man dies nicht tun, wäre das Unternehmen auf kurz oder lang nicht mehr wettbewerbsfähig und ginge bankrott. Dies führt ebenfalls zu einer Steigerung der Arbeitslosigkeit.[6] Ein kompletter Verzicht auf diese Modernisierung würde auch verheerende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt bedeuten, da die deutschen Unternehmen nicht mehr mit den Unternehmen im Ausland konkurrieren könnten. Nach Willke ist die herrschende Auffassung zur Lösung dieses Problems, dass Modernisierung und Innovation sogar noch verstärkt werden müssen. Gleichzeitig müssen aber auch Produktinnovationen vorangetrieben werden und neue Märkte erschlossen werden, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. „Neue Arbeitsplätze entstehen dort, wo innovative Güter in neuen Märkten auf zusätzliche Nachfrage stossen und dies dem neuen Angebot eine ausreichende Rentabilität sichert“[7]. Leider spielt Deutschland bei den meisten modernen Spitzentechnologien oft nur zweite oder dritte Geige, da andere Länder ihre Fördermittel in Spitzentechnologien investieren, während Deutschland schrumpfende Industrien, wie z. B. den Kohlebergbau oder Werften investiert. Sicherlich kann selbst Deutschland heutzutage nicht mehr in allen wichtigen Wissensgebieten führend sein, u. a. auch deshalb, da Forschung und Entwicklung weltweit arbeitsteilig organisiert sind (Deutschland hat nur noch einen Anteil von 10 % an neuen Innovationen). Es kommt also nicht darauf an, vermeintlich technische Lücken zu schließen, sondern vielmehr, das weltweit erreichte Wissen umzusetzen (Wissensmanagement).

3.2 Verlagerung und Abbau der Arbeitsplätze durch die Globalisierung

Seit Beginn der 90’er Jahre kommt es zu einer weltwirtschaftlichen Entwicklung, der Globalisierung. Diese Entwicklung ist im Wesentlichen ausgelöst

1. durch den technischen Fortschritt und damit der sinkenden Transportkosten für Waren, Dienstleistungen, Informationen und Wissen,
2. durch der Abbau der Handelshemmnisse im Zuge der GATT-Runden und damit der Eröffnung eines weltweiten Kapitalmarktes ohne Grenzen (Euro),
3. durch die Angleichung von internationaler Gesetze (z. B. ansatzweise auch der (Mehrwert-)Steuer, der Arbeitsschutz- und Umweltauflagen.)[8]

Wie bereits unter 2.1 erläutert, „hängt“ Deutschland hinterher, was die technischen Innovationen betrifft. Da diese im Ausland teilweise besser sind, liegt es nahe, die Produktion ins Ausland zu verlegen. Dies bedeutet natürlich auch, dass hierdurch potentielle Arbeitsplätze für Deutschland im Ausland geschaffen werden.

Weiterhin sind Steuern und Abgaben für einen Standort relevant, was nicht unbedingt für Deutschland spricht: „Deutschland hat die höchsten Brutto-Lohnkosten (51,38 DM im Jahr 1998, gefolgt von der Schweiz: 48,70 DM und Japan 45,52 DM)“[9] Um konkurrenzfähig zu bleiben, wird die Produktion in sog. Billiglohnländer verlagert.

Hinzu kommt die Importkonkurrenz. Um konkurrenzfähig gegenüber ausländischen Anbietern sein zu können, müssen inländische Unternehmen rationalisieren, die Kosten senken und Arbeitsplätze abbauen.

Insgesamt kommt die Globalisierung jedoch allen Beteiligten zugute. Bei den neuen Konkurrenten kommt es zu Wohlstandszuwächsen, und die großen Unternehmen in Deutschland mit Sitzen im Ausland wachsen, was zur Folge hat, dass auch in Deutschland die Arbeitsplätze steigen. Außerdem wird die Produktivität erhöht. Weiterhin führt Willke aus: „Weil die Marktinteraktion Synergieeffekte produziert, muss man nicht befürchten, das die alten Industrieländer verlieren, was die aufstrebenden neuen Industrieländer und Schwellenländer hinzugewinen; vielmehr können beide Seiten vom Austauschprozess profitieren.“[10]

[...]


[1] Hans-Paul Bahrdt, Arbeit als Inhalt des Lebens, S. 120-122

[2] Hizinga, zit. in Thomas, Bürgerlich Arbeitsgesellschaft oder nachindustrielle Freizeitgesellschaft; Entfremdung ist der Verlust des Festes;in: Bydlinski, Franz, Mayer-Maly, Theo: Die Arbeit: ihr Ordnung – ihre Zukunft – ihr Sinn. Wien 1995, S. 168, in: Willke, Gerhard, Die Zukunft unserer Arbeit, Frankfurt/Main, New York, Campus Verlag 1999, S. 31

[3] Hengsbach, Friedhelm: Arbeit macht stark – Das Beschäftigungsrisiko zersetzt den Willen zur Demokratie, in: Hoffmann, Hilmar, Kramer, Dietmar (Hrsg.): Arbeit ohne Sinn? Sinn ohne Arbeit? Über die Zukunft der Arbeitsgesellschaft, Weinheim 1994, S. 15-25, in: Willke, Gerhard a .a. O.

[4] Lang, Alfred: Das Ende der Arbeitswelt. Ein Problemaufriss. In: Ringeling, Hermann/Svilar, Maja /Hrsg): die Zukunft der Arbeit. Referate einer Vorlesungsreihe des Collegium generale der Universität Bern (Berner Universitätsschriften H. 34) Bern 1987, S. 9-32, in: Willke, Gerhard a. a. O.

[5] Lenz, Claudia/Waidelich, Waltraud/Dücker, von, Elisabeth/Reichmann, Anne: Hauptsache Arbeit? Was wird…, VSA Verlag, Hamburg 2001, S. 7

[6] Willke, Gerhard, a. a. O., S. 174-175

[7] Willke, Gerhard, a. a. O., S. 177

[8] a. a. O., S. 190-191

[9] a. a. O.,S. 192

[10] a. a. O., S. 198

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Krise der Arbeitsgesellschaft, Ursachen und Zukunft
Hochschule
Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven; Standort Emden  (Fachbereich Sozialwesen)
Veranstaltung
Seminar: Zukunft der Arbeitsgesellschaft
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V17541
ISBN (eBook)
9783638220927
ISBN (Buch)
9783656767480
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Krise, Arbeitsgesellschaft, Ursachen, Zukunft, Seminar, Zukunft, Arbeitsgesellschaft
Arbeit zitieren
Anja Buß (Autor:in), 2003, Krise der Arbeitsgesellschaft, Ursachen und Zukunft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17541

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