Einführung in wissenschaftliches Arbeiten für Lernende in Gesundheitsfachberufen

Förderung der Selbstlernkompetenz – Mögliche Begleitunterlage für Akademien und Hochschulen


Skript, 2011

53 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Gliederung

2. Vorgehensweise
2.1 Zeit
2.2 Lernort - Raum
2.3 Herausforderung

3. Die Hausarbeit
3.1 Themenwahl
3.2 Literaturauswahl
3.3 Lesen
3.4 Gliederung
3.5 Verarbeiten des Materials
3.6 Qualitätssicherung
3.7 Eidesstattliche Erklärung
3.8 Belege für die Hausarbeit – die wissenschaftliche Herkunft
3.8.1 Zitationsregel
3.8.2 Das Literaturverzeichnis
3.8.3 Das Abbildungsverzeichnis
3.8.4 Das Tabellenverzeichnis
3.8.5 Das Abkürzungsverzeichnis
3.8.6 Der Anhang
3.8.7 „Noch ein Hinweis“

4. Das Referat
4.1 Der allgemeine Aufbau, Vortrag
4.2 Die Vorbereitung des Vortrages
4.3 Im Vortrag

5. Praxisbeispiele
5.1 Hausarbeiten Beispiel
5.2 Referat Beispiel

6. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang 1: Der wissenschaftliche Prozess

Anhang 2: Auszug von formalen Leitlinien der Hochschule des IB

Anhang 3: Ein mögliches Prüfungsschema

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ein Beispiel für eine Abbildung

Abbildung 2: Slide-Satz für Referat

Abbildung 3: Der wissenschaftliche Prozess

Abbildung 4: Formale Leitlinien

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Zeitbedarf

Tabelle 2 Gegenüberstellung

Tabelle 3: Bewertungsbogen Hausarbeit

1. Einleitung

Diese Ausarbeitung ist pointiert auf die Fachbereiche der Gesundheitsberufe. Insofern gehen wir hier verstärkt von solch einem Berufsbild und dessen Anforderungen aus – als ein Hauptbeispiel soll uns hierbei der „Ergotherapeut“ dienen.

Ergotherapeuten haben das Ziel, Menschen bei der Durchführung von für sie bedeutungsvollen Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit/Erholung nach verschiedenen Konzepten in ihrer Umwelt zu stärken (vgl. MED‑Akademie 2011a, Abs. 1). Die Ausbildung „Ergotherapie“ umfasst neben vielen anderen Teilbereichen unter anderem den genuinen Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens. Die gesetzliche Grundlage hierzu ist für die Ergotherapie-Ausbildung niedergelegt in dem "Gesetz über den Beruf der Ergotherapeutin und des Ergotherapeuten" sowie in der "Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten". Hierin ist u. a. festgelegt, dass Schulungen zu erfolgen haben, die die Fachkompetenz der Auszubildenden stärken in den Punkten (JURIS[1] 2011, Anlage 1 (zu § 1 Abs. 1)):

„2.1 Einführung in die fachbezogene Terminologie

2.2 Berichten und Beschreiben

2.3 Beurteilen und Charakterisieren

2.4 Referieren und Argumentieren

2.5 Einführung in die Statistik und fachbezogene Anwendung

2.6 Fachenglisch

2.7 Benutzung und Auswertung von deutscher und fremdsprachiger Fachli- teratur

2.8 Erarbeiten einer schriftlichen Abhandlung auf der Grundlage einer Problemuntersuchung“

Wir erweitern in diesem Büchlein ein wenig die Öffnung des Gesundheitsberufes bzgl. wissenschaftlichen Arbeitens und dessen Anforderungen und nehmen die Berufsgruppe der Arbeitserzieher aus handlungsleitender Programmatik hinzu. Denn was für den Ergotherapeuten[2] gilt, trifft auch mehrheitlich auf die Ausbildung zum „Arbeitserzieher“ zu und zeigt ähnliche Zielsetzungen auf. Der Arbeitserzieher nimmt sowohl sozialpädagogische Aufgaben als auch die eines Ausbilders wahr. Er gibt fachliche Anleitungen beim Erwerb beruflicher Grundqualifikationen oder bei einfachen beruflichen Tätigkeiten und betreut dabei Menschen, die Hilfe benötigen, um ihren Lebensalltag selbständig zu bewältigen. „Der Lebensbereich ‚Arbeitsplatz‘ könnte [oft] aber ohne die Förderung des Arbeitserziehers von vielen behinderten und nichtbehinderten Menschen nicht betreten werden“ (MED- Akademie 2011b, Abs. 1).

Beide, Arbeitserzieher wie auch Ergotherapeuten, sollen somit Fähigkeiten und Fertigkeiten aufweisen, die Dritte und sie selber in die Lage versetzen, Texte (Hausarbeiten) und Vorträge (Referate) so zu gestalten, dass diese gültig, überprüfbar und zuverlässig sind.

Diese v.g. Attribute sind die basalen Merkmale einer wissenschaftlichen Arbeit.

1.1 Problemstellung

Im Rahmen Ihrer Ausbildung werden Sie schriftliche Hausarbeiten und Referate anfertigen bzw. halten müssen und zwar unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten.

Das kann ein Problem sein bzw. werden, denn diese Auseinandersetzung erfordert eine Arbeitsweise, die wir wissenschaftliches Arbeiten nennen. Es ist einerseits die Beschäftigung mit einschlägiger Literatur (und der Suche nach deren Qualität) und andererseits die Herausforderung an sich, mit eigenen Gedanken und Ideen übereinzukommen. Diese Verschränkung von beiden Aspekten – in eine „Form“ gegossen - ergibt ein Werk, das Gütekriterien wissenschaftlichen Arbeitens genügen muss, um letzthin die Ziele Ihrer Ausbildung erfolgreich zu unterstützen.

In diesem Zusammenhang können Sie auf die hier gegebenen Hinweise und Empfehlungen zurückgreifen. Möglicherweise haben Sie aber auch aus der Zeit Ihrer anderen Ausbildung (z. B. Abitur) Unterlagen und Hilfen zum wissenschaftlichen Arbeiten verfügbar, die Sie nun wieder gewinnbringend nutzen können.

1.2 Zielsetzung

Das Ziel dieser Grundlage ist es, Ihnen einige für Ihre Ausbildung wesentliche Techniken bzw. Methoden und „Werkzeuge“ wissenschaftlichen Arbeitens vorzustellen. Für eine umfangreichere Beschäftigung mit den unterschiedlichen Aspekten wissenschaftlichen Arbeitens sei hier beispielhaft auf die im Literaturverzeichnis angegebenen Titel verwiesen, die den nachfolgenden Erläuterungen z. T. zugrunde liegen.

Die Frage, die dieser wiss. Arbeit zugrunde liegt ist, inwieweit wir unseren Schülern und Studenten eine Unterlage zukommen lassen können, die sie nicht nur befähigt, sich auf den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens einzulassen, sondern darüber hinaus diese Personen in ihrer Selbstlernkompetenz bestärkt.

Weiterhin ist uns wichtig darzustellen, dass wissenschaftliches Arbeiten nicht ausschließlich „Schreiben“ ausdrückt, sondern vor allem den Einsatz von Arbeitstechniken und Kreativität bedeutet, um sich auf diese Art und Weise mitzuteilen.

Die Lernziele sind folgerichtig, dass Sie erkennen, dass wissenschaftliches Arbeiten:

- ein Prozess ist,
- eine Auseinandersetzung mit Literatur ist (Vgl. Grunwald/Spitta 2008, S. 4),
- Auswahl und Selektion darstellt,
- auf Gütekriterien aufbaut (inhärent),
- in sich immer wieder zu Fragen führt, die den dann geschrieben Text betreffen, und
- sich mit der Strukturierung dieser Arbeiten auseinandersetzen.

Gerade letzter Punkt (wie auch Zitationsarten – hierzu später) sind oft Erschwernisse, die ein zügiges Arbeiten verhindern. Gilt doch, dass das „Gliedern“ einer selbstgewählten oder vorgegebenen Themenstellung zu den Leistungen gehört, die jedem Schüler während seiner Ausbildung abverlangt werden (vgl. Deppe 1986, S.1).

1.3 Gliederung

Diese Ausarbeitung ist in ihrem Aufbau nach dem kumulierten Prinzip strukturiert. „Theisen (1992) definiert: ‚Nach dem kumulierten Prinzip erfolgt zwar auch ein schrittweises Ansammeln einzelner Argumentationselemente, hier entsteht aber zunächst eine Reihung, die der zusammenfassenden bzw. kommentierenden Schlussbemerkung dagegen …bedarf‘ (Theisen 1992, S. 124-125)“ (Marek 2010a, S. 3). Alle Kapitel sind durch geeignete Übergänge verbunden (s. z. B. der Übergang von Kapitel 1.2 zu Kapitel 1.3), sodass sich ein logischer Zusammenhang wie ein roter Faden durch die Kapitel zieht.

Im Hauptteil dieser Arbeit werden wir, ausgehend von vorgenannter Zielsetzung im Kapitel 2 die Vorgehensweise des wissenschaftlichen Arbeitens erläutern – auf Basis u. a. der Grundlegung z. B. von Eco, Grunewald/Spitta, Theisen & Co.

Kapitel 3 ist dem Schwerpunkt „Hausarbeit“ gewidmet – also stehen Themen wie Gliederungsarten, Zitationsformen sowie sonstige formale Regelungen für wiss. Arbeiten hierbei im Mittelpunkt.

Im nachfolgenden Kapitel 4 liegt der Fokus auf der wissenschaftlichen Form der Darbietung eines „Referats“ und a posteriori wird auf Basis von Beispielen im Kapitel 5 ein kurzer Einblick in die Praxis gegeben. Im Schlussteil reflektieren wir die Ergebnisse in einer Zusammenfassung. Sie wird ergebnisoffen für Sie präsentiert, denn „Lernen ist immer eine Ermöglichung“ – ob Sie sich nun „festgezurrt“ an diese Unterlage halten oder Ihren eigenen Weg in der Erarbeitung gehen, ist nicht relevant. Was zählt, ist bei einer wissenschaftlichen Arbeit für Dritte immer der sichtbare bzw. hörbare Output!

(Sie erkennen sicherlich, dass die Darstellung dieser Unterlage für sich selber eine wissenschaftliche Arbeit ist – insofern kann diese Art und Weise des Outputs für Sie wiederum als Vorlage dienen. Weiterhin verweisen wir auf den Unterricht - hier werden wir die relevanten Teile, vor allem die des Referats, miteinander erarbeiten und üben.)

2. Vorgehensweise

Was ist nun wissenschaftliches Arbeiten? Wissenschaftliches Arbeiten ist eine Vorgehensweise. Die wiss. Leistungen sollen für Dritte objektiv nachvollziehbar sein. Das bedeutet, dass die Quellen der Herkunft offenzulegen sind, um die Leistung einer kritischen Würdigung unterziehen zu können.

Wer eine methodische Hausarbeit vor sich hat, kann erkennen, aufgrund welcher Tatsachen und Belege der Autor zu seinen Folgerungen gekommen ist und auf welche anderen Wissenschaftler (i. S. v. Quellen) er sich beruft. Die vorgenannten Ansprüche an so eine Arbeit verstehen sich als Gütekriterien einer wissenschaftlichen Arbeit.

Kurz gesagt:

1. Objektivität verlangt, dass jede gemachte Aussage überprüfbar ist.
2. Reliabilität bedeutet, dass die in der Arbeit verwendeten Methoden und Verfahren bei Wiederholung gleiche Ergebnisse erzeugen.
3. Validität zeigt sich darin, dass das, worüber Sie schreiben bzw. man schreibt, auch das wiedergibt, was der Titel und das Thema abhandelt (s. Kapitel 1.2 Zielsetzung).

Aber v. g. Gütekriterien – und dies ist eine der Maßgaben schlechthin - setzen ein bestimmtes Maß an Disziplin in Form einer strukturierten Arbeitsweise voraus. Eco, Theisen, Grunwald und Spitta – wie auch all die anderen, die erheblich Erfahrung mit dem Thema haben, weisen darauf hin, dass im Vorfeld des eigentlichen Schreibens ein Plan – ein Arbeitsplan - vonnöten ist (vgl. Eco 2010, S. 140; vgl. Theisen 1992, S. 17f; vgl. Grunwald/Spitta 2008, S. 14f). Die wissenschaftliche Arbeit muss demnach organisiert werden. Diese Organisation umfasst Zeit und Raum.

2.1 Zeit

Um Ihnen die Zeitplanung für Ihre Arbeitsplanung zu erleichtern, finden Sie nachfolgend ein paar Zeitangaben, die Sie dabei für die einzelnen Teile des Schreibprozesses berücksichtigen sollten:

- Vorbereiten und Planen: mindestens 30 %, aber auch schon mal 50 % des gesamten Prozesses für Stoffsammlung, Strukturierung und Gestaltung,
- Schreiben: ca. 20 % zum Füllen der leeren Seiten mit Worten; und
- Überarbeiten: ca. 30 % zum Korrigieren des ersten Entwurfes bis zur Fertigstellung.

Um den Zeitaufwand noch genauer schätzen zu können, hier ein paar harte Zahlen:

- 4 Stunden pro fertige Textseite (1,5 zeilig geschrieben),
- 8 Stunden pro Abstract- oder Vorwortseite, Einleitung und Schlussteil; und ca.
- 4 Stunden pro Seite des Literaturverzeichnisses (falls nicht sofort!!! mitgepflegt wird).

Eine anschauliche Darstellung über den gesamten Prozess liefert nachstehende Tabelle.

Tabelle 1 Zeitbedarf

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Vgl. Mark Richter 2008, S. 18.

Eine Hausarbeit z. B. in einem Umfang von 8 Textseiten benötigt (Kenntnisse des Stoffgebietes seien gegeben) somit mindestens 50 Arbeitsstunden (Netto-Zeit). Es bleibt festzuhalten, dass die Zeitdauer für die gesamte Bearbeitung zu planen ist. Auch Pausen gilt es zu berücksichtigen - und diese Pausen sollten eingehalten werden. Weiterhin sollte ein Puffer als Zeitreserve eingeplant werden (so ca. 10 %-15 % der Netto-Zeit). So kommen für die 8 Seiten schon mal zwei Wochen Bearbeitungszeit zusammen – und dies scheint durchaus realistisch.

2.2 Lernort - Raum

Den „idealen Raum“ als solchen zu definieren obliegt Ihnen.

Ideal scheint dieser zu sein, wenn

- ein einzelner Raum immer dann zur Verfügung steht, wenn er gebraucht wird,
- er die viablen Lichtverhältnisse besitzt,
- er den notwendigen Platz bietet,
- er die technischen Einrichtungen und die „richtigen“ Sitzmöglichkeiten aufweist, und
- er darüber hinaus von äußeren Störungen weitestgehend unbeeinflusst ist (vgl. Grunwald/Spitta 2008, S. 7f).

Es bleibt fraglich, ob so ein Raum lernförderlich scheint – sind wir doch durch unsere Sozialisation und durch passives Wissen an Orte verwiesen, die wissenschaftliches Arbeiten oft erst ermöglichen. Zum Beispiel an Bibliotheken – dies sind wahre Lernoasen und ihre „Aura“ determiniert geradezu, sich mit relevantem Stoff zu beschäftigen. Oder nehmen wir den Klassenraum – hier kann in der Gruppe diskutiert werden und der Austausch fördert die eigene Entwicklung der Arbeit. Es scheint also mehr als einen „Raum“ zu geben, der die wissenschaftliche Arbeit unterstützt. Der „ideale“ Raum scheint für das „Schreiben“ ideal zu sein – die Bibliothek hingegen für die Literaturrecherche und das Lesen usw. Es bleibt, dass unterschiedliche Schritte wohl in der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit notwendig sind. Wir nennen dies den wissenschaftlichen Prozess zur Erstellung einer Arbeit, und dieser stellt immer wieder eine Herausforderung dar, sich auf ein Werk einzulassen.

2.3 Herausforderung

Eine wissenschaftliche Arbeit (i. S. v. Hausarbeit bzw. Referat) ist für die meisten Schüler eine Herausforderung. Gilt es doch zu bedenken, dass nicht „an einem Stück“ geschrieben wird, sondern dies sich über Wochen „hinzieht“. Da kann es schon vorkommen, dass die Motivation nachlässt und/oder andere Störungen auf den „Schreiber“ einwirken.

Ob es nun ist, dass:

- zu viel Arbeit pro Woche auf sich genommen wird,
- ob wenige Pausen gehalten werden,
- Die eigenen Ansprüche zu hoch sind,
- das Thema sich einem nicht „eröffnet“,
- das Selbstvertrauen abnimmt und Angst vor dem Versagen sich als Hemmnis erweist, oder
- wichtige andere Dinge Zeit in Anspruch nehmen usw.

Wir können nicht Ihr Zeit-Raum-Kontinuum organisieren und Ihr Leben gestalten. Doch ein paar Ratschläge dienen wir Ihnen an:

- Machen Sie regelmäßig Pausen – schaffen Sie einen körperlichen Ausgleich.
- Gestatten Sie sich jedoch, wenn Sie in einem Arbeitsfluss sind, dass Sie diesen nutzen.
- Halten Sie Ihren Zeitplan ein.
- Perfektionismus schadet (meist).
- Kommen Sie zu Ihrem eigenen Rhythmus – schieben Sie Ihr „Schreiben“ so wenig auf wie möglich.
- Nutzen Sie kreative Methoden wie Mind Mapping etc., um sich einem Sachverhalt zu nähern.
- Trauen Sie sich, Fehler zu machen.

Gerade vorletzter Punkt ist bei Schülern bzw. Studenten, die ihre ersten wiss. Arbeiten schreiben, oft zu beobachten. Da wird jeder Satz zu einer ontologischen Sichtweise; die Arbeit dauert dann zu lange und der Schreiber ist unzufrieden, obwohl er doch das Thema verstanden hat; „er wollte es doch nur genau machen“ – so lautet dann oft der Tenor.

Ein wichtiger Punkt, der nicht übersehen werden darf, ist:

- Belohnen Sie sich, für eine Leistung in der Arbeit, die ja nur Sie einschätzen können, entsprechend Ihrem empfundenen emotionalen Bedürfnis.

3. Die Hausarbeit

Wenn eine Hausarbeit erstellt werden muss, werden Sie zusätzlich zu den Ihnen vorliegenden Modulunterlagen weitere schriftliche Materialien benötigen. Von der Themenwahl bis zur schriftlichen Präsentation Ihres Vorhabens gliedert sich der wissenschaftliche Arbeitsprozess in nachfolgende (grobe) Arbeitsschritte:

- Themenwahl,
- Literatur- bzw. Stoffsammlung,
- Lesen des Materials,
- Verarbeitung des Materials (Gliederung und Seitenränder, Font, Font-Höhe etc.),
- Verarbeiten des Materials,
- Qualitätssicherung und Prüfung hinsichtlich Gütekriterien und
- nochmaliges Kontrollieren und Finalisieren der Reinschrift.

Dieser wiss. Prozess ist schematisch in der Darstellung in Anlage 1 veranschaulicht.

3.1 Themenwahl

Meist wird Ihnen an Akademien für Ergotherapie resp. Arbeitserziehung ein Thema für eine wissenschaftliche Arbeit vorgegeben. Diese sind meist von uns so „dimensioniert“, dass Sie dies als ein handhabbares Thema im Sinne von Zeitbedarf und Umfang ansehen können. Insofern Sie eine freie Themenwahl haben, gilt es ein Thema zu „finden“, das den Ansprüchen an eine Hausarbeit (Umfang, Einordnung ins Wissensgebiet) gerecht wird. Grunwald und Spitta (vgl. 2008, S. 8) zeigen stichpunktartig auf, welche „Hürden“ hierbei zu beachten sind:

- Eindeutig definiertes Thema wählen (Was)
- Thema analysieren (Worum geht es)
- Einige Texte zu dem Thema überfliegen (kursiv lesen) – „sich schlau machen“.
- Fragestellung zum Thema erarbeiten – dies ist oft eine schwierige Hürde, gerade für die Schüler, die noch nicht so gewandt sind in der Erstellung von wissenschaftlichen Texten.

- Beispiel: Wenn das Thema lautet „Die Ergotherapie in der Psychiatrie“, so kann eine Fragestellung hierbei sein: „Inwieweit können neue Denkmuster antrainiert werden bei vorliegender beginnender Demenz – welche Interventionsmethoden können hierbei unterstützend wirken“. Somit grenzen Sie nicht nur das Thema ein, sondern geben den Prüfern, Dozenten und Lesern sofort die Richtung auf, wohin Sie wollen, und können sich selber nun den basalen Notwendigkeiten der Literaturauswahl widmen.

3.2 Literaturauswahl

Wenn wir vorgenanntes Beispiel aufgreifen, dann dient sicherlich nicht nur der „Pschyrembel“ als Ausganglektüre, sondern allein schon für die Begriffsbestimmungen sind mehrere Werke vonnöten. Es bietet sich an, Ihren Dozenten resp. Ihre Mitschüler in dieser Hinsicht zu fragen.

Auch kann eine Recherche im Internet helfen; doch Vorsicht: das Internet ist „groß“ – wie auch die Gefahr, sich hierin zu „verlieren“. Insofern gehen Sie auch hierbei wieder systematisch vor und suchen Sie die Literatur, die sich einschlägig mit dem Thema und Ihrer Fragestellung beschäftigt. Literatur, die sich augenscheinlich genau mit Ihrer Fragestellung auseinandersetzt, nennt sich Primärliteratur. Sekundärliteratur ist die Literatur, die sich auf Primärliteratur bezieht. Es geht also um die eigentliche Quelle (primär) eines Flusses und nicht um die in der Mündung des Flusses gefundenen Tropfen (sekundär). Nun steht nicht immer Primärliteratur zur Verfügung,
gerade bei historischen Texten ist dies nicht der Fall, sodass also auch Quellen aus zweiter Hand (vgl. Eco 2010, S. 64) genommen werden können.

Rückriem (1990) unterscheidet nach Angabe von Sievers und Enk (2006) wissenschaftliches Material in drei Arten:

- „Primäres Material: Hierunter versteht man das gesamte wissenschaftliche Originalschrifttum (Bücher, Zeitschriften, Hochschulschriften etc.), das den eigentlichen Gegenstand der wissenschaftlichen Arbeit darstellt (vgl. Rückriem u. a. 1990, S. 89).
- Sekundäres Material: Als sekundäres Material werden üblicherweise Verzeichnisse bezeichnet, die in systematisch geordneter Form Originalschrifttum nachweisen (Bibliographien, Literaturverzeichnisse, Verlagskataloge etc.). Dieses Material kann somit als Mittel bezeichnet werden, um primäres Material zu erschließen (vgl. ebd.).
- Tertiäres Material: Hierunter wird schließlich jene Literatur verstanden, die in zusammenfassender, thematisch geordneter oder einen Überblick gebender Form darstellt (Wörterbücher, Lexika, Handbücher etc.). So gesehen ist dieses Material Mittel und Gegenstand wissenschaftlicher Arbeit zugleich (vgl. ebd.).“ (Sievers/Enk 2006, S. 3)[3]

Viele Bücher und Skripten enthalten im Anhang ein mehr oder weniger umfangreiches Literaturverzeichnis, das Ihnen bei der Suche nach weiterer Literatur helfen wird. „Wikipedia“[4] beispielweise kann Literaturhinweise geben. Für die Suche und Sammlung geeigneter Literatur ist es jedoch unerlässlich, sich in einer Bibliothek auszukennen (z. B. Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart). „Ihre“ Literatur können somit alle schriftlichen Unterlagen darstellen, die Sie bei Ihrem Arbeitsvorhaben unterstützen – wie z. B.:

- Fachliteratur,
- Lexika,
- Wörterbücher,
- Gesetzestexte, Verordnungen etc.,
- Mitschriften aus Lehrveranstaltungen,
- Rezensionen (Fach-)Zeitungen und einschlägige Fachzeitschriften,
- Prospekte, Broschüren,
- innerschulische Mitteilungen, Aktennotizen, Rundläufe, Weisungen und
- einschlägige Internetseiten.

Nun geht es, wie vorhin erwähnt, um die Themenwahl und Fragestellung und letzthin um die Bildung von „Schlüsselwörtern“, die Ihnen helfen, das notwendige Literaturportfolio zur Arbeit zu bilden. Aber bedenken Sie – es muss nicht nur gesammelt, sondern auch gesichtet, gelesen und verstanden werden.

[...]


[1] JURIS ist ein offizielles Web-basiertes Nachschlagewerk des „Bundesministerium der Justiz“.

[2] Der besseren Lesbarkeit folgend wird in dieser Arbeit von Schülern, Ergotherapeuten, Arbeitserziehern etc. gesprochen. Sicherlich sind hiermit auch Schülerinnen, Ergotherapeutinnen und Arbeitserzieherinnen gemeint.

[3] Diese Art ist ein Beispiel für die Nutzung einer Sekundärquelle.

[4] Diese Quelle ist nicht zitierfähig in einer wiss. Arbeit; da z.B.: nicht eindeutig einem Autor zuordenbar – darüber hinaus ist es eine Sekundärquelle, die nicht abgesichert scheint unter wiss. Gesichtspunkten.

Ende der Leseprobe aus 53 Seiten

Details

Titel
Einführung in wissenschaftliches Arbeiten für Lernende in Gesundheitsfachberufen
Untertitel
Förderung der Selbstlernkompetenz – Mögliche Begleitunterlage für Akademien und Hochschulen
Autor
Jahr
2011
Seiten
53
Katalognummer
V174360
ISBN (eBook)
9783640947966
ISBN (Buch)
9783640947904
Dateigröße
819 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Wissenschaftliches Arbeiten, wissenschaftliches Schreiben, Gesundheitsfachberuf, Ergotherapeut, Physiotherapeut, Logopäde, Arbeitserzieher, Krankenpfleger, Selbstlernkompetenz, Hausarbeit, Referat, Zitieren, Gliederung, Literaturrecherche
Arbeit zitieren
Johann Marek (Autor:in), 2011, Einführung in wissenschaftliches Arbeiten für Lernende in Gesundheitsfachberufen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174360

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